Technische Hochschule Nürnberg
12.04.2014
Fakultät Architektur MA TKW Entwurfsmethodik Dozent: Prof. M.Sc. Florian Fischer WS 2013/14
Max Bill – uomo universale Zur Entwurfsmethodik
Bearb. Sabrina Speck 1.MA Architektur Ma.-Nr. 2479682 e-Mail: specksa58332@th-nuernberg.de
„konkrete kunst nennen wir jene kunstwerke, die aufgrund ihrer ureigenen mittel und gesetzmässigkeiten ohne äusserliche Anlehnung an naturerscheinungen oder deren transformierung, also nicht durch abstraktion - entstanden sind. konkrete kunst ist in ihrer eigenart selbständig. sie ist der ausdruck des menschlichen geistes, für den menschlichen geist bestimmt, und sie sei von jener schärfe, eindeutigkeit und vollkommenheit, wie dies von werken des menschlichen geistes erwartet werden muß. konkrete malerei und plastik ist die gestaltung von optisch wahrnehmbarem. ihre gestaltungsmittel sind die farben, der raum, das licht und die bewegung... konkrete kunst ist in ihrer letzten konsequenz der reine ausdruck von harmonischem mass und gesetz. sie ordnet systeme und gibt mit künstlerischen mitteln diesen ordnungen das leben... sie erstrebt das universelle und pflegt dennoch das einmalige. sie drängt das individualistische zurück, zugunsten des individuums.“1 Dieses Zitat spiegelt auf eindeutige Weise den kreativen Schaffensprozess Max Bills wider. Der Schweizer Künstler hatte sich auf vielen Ebenen der konkreten Kunst verschrieben und sollte hier einen weltweiten Erfolg feiern. Doch Bill war mehr als ein Künstler; bezeichnete sich selbst als ein uomo universale 2 und beschäftigte sich mit Malerei, Bildhauerei, der Typographie, dem Gestalten und der Architektur. Geboren 1908 in Winterthur beschäftigte sich Max Bill schon früh mit der Malerei. Nach seinem Rausschmiss aus einem Erziehungsheim, begann er wenig später eine Ausbildung als Silberschmied. Dies ermöglichte ihm eine Ausstellung in Frankreich zu besuchen, bei der er das erste Mal mit Corbusier und der „modernen“ Kunst konfrontiert wurde. Begeistert von den neuen Impulsen der Moderne entschied er sich im Jahr 1925, Schüler der Kunstakademie Bauhaus in Dessau zu werden. Hier sollte Bill eine fundamentale Prägung seines Schaffens erhalten, die ihn bis ins hohe Alter begleitete. Als Schüler Klees und Kandinskys beschäftigte er sich mit kubistischer Malerei und fand Gefallen an der Typographie. Bedingt durch einen Unfall an der Bauhausbühne, musste Max Bill die Schule nach nur drei Semestern beenden. Nur ein Jahr später gründete er daraufhin sein eigenes Büro in der Schweiz, in dem er als Graphiker tätig war. Dieser Handlungshintergrund stellte für Bill die wohl prägendste Phase seines Lebens dar. Eine strenge Erziehung, die Erlebnisse des ersten Weltkrieges und die Zeit am Dessauer Bauhaus weckten in ihm die Leidenschaft für konkrete Kunst und vermittelten ihm durch zahlreiche Werkstätten ein umfangreiches Wissen. Es war eine Zeit des Neuaufbruchs, in der Reduktion und Ordnung ein großes Thema in Max Bills Kunst spielte. Vielleicht waren schon das strenge Elternhaus und Erziehungsheim prägende Indikatoren für eine ebenfalls strenge Kunst. Das Besondere an Max Bills räumlichem Wissen ist nicht nur diese starke, frühzeitliche Prägung, sondern auch die Vielfalt seines Schaffens. Er war nicht nur künstlerisch in jeglichen Formen aktiv, sondern engagierte sich auch politisch und als Lehrender. Auch hier verfolgte er ein klares Ziel, wich nie von seinen Grundsätzen ab und griff auch noch Jahre später auf Erlerntes zurück. Ein passendes Beispiel hierfür ist die Gründung der Ulmer Hochschule für Gestaltung. Die 1955 zusammen mit Otl Aicher, Inge Aicher-Scholl und Walter Zeischegg eröffnete Schule sollte als direkter Nachfolger des Bauhauses gelten. Hier war Bill nicht nur Architekt, sondern auch Rektor. Das auf einem „modularen Raumraster aufgebaute Gebäude“ bot seinen Schülern eine besondere Raumfolge, die, wie das Bauhaus, eine „Designwerkstatt“ darstellen sollte. „die gesamte tätigkeit an der hochschule ist darauf gerichtet, am aufbau einer neuen kultur mitzuarbeiten, mit dem ziel, eine mit unserem technischen zeitalter übereinstimmende lebensform zu schaffen.“ 3 An diesem wohl bedeutendsten, architektonischen Entwurf ist besonders deutlich die oft zitierte „Schönheit der Reduktion“4 Bills sichtbar. Ein strenges Raster, eine Elementierung in verschiedene ,sinnige Bereiche der Schule, die das Gebäude locker in die Hanglage integrieren. Die von ihm angewandte Technologie der vorgefertigten Stahlbetonteile stellte zu jener Zeit eine noch neuartige Bauweise dar und verdeutlicht nochmals seinen Drang nach innovativer, technischer Massenproduktion, die mit gutem und funktionierendem Design einhergeht. 1
Bill
2
Architonic 2009
3
Hoff 2008
4
Schmid 2008
Dieses zurückgreifen auf das Ursprungskonzept Walther Gropuis verdeutlicht zudem, welche Art von Reflexion sich Bill während seines Schaffensprozess immer wieder unterzog. Es war nicht nur der immer wiederkehrende Bezug zum Bauhaus, sondern auch der direkte Vergleich mit anderen Künstlern. Er pinnte die Werke von Klee und Malewitsch als direkte Reflexion in sein Atelier und nahm diese als eine Art Orientierungshilfe und Kontrolle unter Betracht. So ist in seinen gesamten Werken eine deutliche Kontinuität zu sehen, bei der sich sein Stil niemals auf nennenswerte Art und Weise veränderte. Gerade seine plastischen Arbeiten zeugen von einer Kontrolle durch die Mathematik: Hier wird nichts dem Zufall überlassen, sondern mit genausten Berechnungen und logischen Rastern bearbeitet, um so eine „perfekte“ und harmonische Struktur zu schaffen. Man findet demnach in allen Bereichen seines Schaffens, sei es in Malerei, Typographie, der Bildhauerei aber eben auch der Architektur, berechnete und gewollte Konstanten, die seinen Schaffensprozess bestimmen. Betrachtet man nun noch einmal genauer das architektonische Schaffen Max Bills, so gibt es zwei weitere Gebäude, deren Entwurf und Struktur das typische Leitbild des Schweizers widerspiegeln. Das Jahr 1936 bedeutete für Bill den Durchbruch: Er gestaltete den Schweizer Pavillon auf der Mailänder Triennale indem er eine Verbindung zwischen Malerei, Plastik und den funktionellen Bedürfnissen des zu gestaltenden Raumes herstellte. Ganz deutlich sind auch hier wieder die klaren Formen des Bauhauses zu erkennen. Das zweite bedeutende, architektonische Werk ist sein Wohn- und Atelierhaus in Zumikon bei Zürich. Mit nur 24 Jahren baute er dieses Haus für sich und seine damalige Frau, als er die Bauhausschule verlassen musste. Das großzügige Grundstück nahe eines Naturschutzgebietes inspirierte Bill zu einem villenartigen, funktionalen Gebäude, in dessen Räumen sich die Großzügigkeit des Grundstückes fortsetzt. Auch hier werden klare Linien, wie das Trennen von Wohn- und Arbeitsbereich verwirklicht mit einem schlichten Design, wie man es von Bill kennt. Es sollte kein spektakulärer Bau werden, der wirtschaftlich in die Höhe schießt, sondern ein funktionales Gebäude, das mit seiner schlichten Ästhetik überzeugt. Die Betrachtung Max Bills als „uomo universale“ ist in Hinsicht auf sein umfangreiches und vielseitiges Schaffen eine treffende Bezeichnung. Hartnäckigkeit, Strenge und stetige Reflexion machen ihn zu einem einzigartigen Künstler unserer Zeit.
Quellen Film: Schmid, Erich: Max Bill – Das absolute Augenmaß. [85:00min]. Schweiz: 2008 Internet: Architonic: Max Bill 100 & ‚Die gute Form’.2009d .http://www.architonic.com/de/ntsht/max-bill-100-die-gute-form/7000207 <Stand:11.04.2014> Baunetz: Das Atelierhaus Max Bill 1932-33. Baunetzt:1997 http://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Buecher_im_BauNetz_733905.html <Stand:11.04.2014> Bill, Max: Abbildung des schweizer Pavillions.http://www.kulturundkontext.de/img/medien/max_bill/Schweizer_Pavillon_MaxBill_Entwurf_1937_ Copyright_Max-Binia-Jakob-Bill-Stiftung_und_VG_Bild-Kunst.JPG <Stand:11.04.2014> Bill, Max: Zitat. http://www.freiraum-internet.de/kunst/text/zitat_m_bill.html <Stand:11.04.2014> HFG: Architektur der HfG Ulm. http://www.hfg-ulm.de/715.html <Stand:11.04.2014> Hochstrasser, Fred: "Er konnte vernichtend sein". Spiegel Online: 2008 http://einestages.spiegel.de/external/ShowAuthorAlbumBackground/a3374/l3/l0/F.html <Stand:11.04.2014> Hoff, Claudia Simone: Max Bill - ein Porträt zum 100. Geburtstag. Designlines:2008 http://www.designlines.de/stories/Max-Bill-ein-Portraet-zum-100.-Geburtstag_10285491.html <Stand:11.04.2014> Hochstrasser, Fred: "Er konnte vernichtend sein". Spiegel Online: 2008 http://einestages.spiegel.de/external/ShowAuthorAlbumBackground/a3374/l3/l0/F.html <Stand:11.04.2014> Max bill georges vantongerloo stiftung: Startseite. http://www.maxbill.ch/ <Stand:11.04.2014>