Designikonen des 20. Jahrhundert - Entwurfmethodik des Paares Eames

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Technische Hochschule N체rnberg

05.01.14

Fakult채t Architektur MA-TKW Entwurfsmethodik Dozent: Prof. M.Sc. Florian Fischer WS 2013/14

Designikonen des 20. Jahrhunderts Entwurfsmethodik des Paares Eames

Bearb. Sabrina Speck 1.MA Architektur Ma.-Nr. 2479682 E-Mail: specksa58332@th-nuernberg.de


Charles und Ray Eames gehören ohne Zweifel zu den bedeutendsten Designern des 20. Jahrhunderts. Sie lösten in Amerika eine Designbewegung aus, die es so noch nie zuvor gegeben hatte und ließen hier ihrer Kreativität in allen Facetten freien Lauf. Mit ihren Möbeln, Häusern, Filmen, Fotos, Büchern, Grafiken und Ausstellungen gelang es dem Paar, Amerika nach dem Zweiten Weltkrieg zu modernisieren. Charles Eames, 1907 geboren, hatte zunächst ein Architekturstudium begonnen, brach dieses jedoch ab und eröffnete 1930 ein eigenes Büro. 1941 ehelichte er seine Frau Ray, eine gelernte Malerin, die seither das Pendant des eamesschen Designs darstellen sollte. Mit dem Ziel, der Welt etwas mitgeben zu wollen, widmeten sich Charles und Ray zu Beginn ihrer gemeinsamen Arbeit dem Möbeldesign. Zusammen mit Eero Saarin arbeiteten sie an einem polsterlosen Stuhl aus Schichtholz. Doch das Wissen über jenes Material war rar und konnte nur durch neue Erkenntnisse gefestigt werden. Der noch währende Krieg erlaubte es den Designern, durch das Bauen von Schienen für verwundete Soldaten, ihr prozedurales Wissen zu erweitern. Durch diese Forschung am Material und der damit einhergehenden, reaktiven Reflexion, sollten sich für Charles, Ray und Eero ganz neue Möglichkeiten ergeben, ihren Traum eines neuartigen Stuhles zu verwirklichen. Nachdem der Krieg beendet worden war, forschte das Trio weiter an ihrer Theorie, einen Stuhl zu designen, der als Massenproduktion für das „neue“ Amerika bestimmt sein sollte. Ein Produkt, das ein neues Lebensgefühl wecken und als Ikone in die Geschichte des Modernismus eingehen sollte. Die nationale Aufbruchstimmung in Amerika, geprägt von einer Euphorie des Fortschritts, war nun der perfekte Zeitpunkt und erlaubte es, zusammen mit Hermann Miller, den typischen Eames-Stuhl 1964 zu realisieren. Ray und Charles glaubten an die neuartige Verbindung von Design und Industrie und starteten so ihre einzigartige Karriere. Besonders interessant sind in diesem Entwurfs- bzw. Designprozess, die unterschiedlichen Rollen beider Designer und auch das Mitwirken des gesamten Büros. Als eine „Renaissancewerkstatt“ wurde das eamessche Büro einst bezeichnet. Ein kreatives Zusammenspiel, bei dem räumliches Wissen und Erfahrungen, die in das Design einflossen, keiner Einzelperson zugeschrieben werden konnten und die ständige Frage nach dem eigentlichen Künstler aufwerfen. Doch nach Außen war es vor allem Charles, der als Initiator der Werke galt und somit auch die uneingeschränkte Aufmerksamkeit erhielt. Das seine Frau Ray eine große Rolle im Bereich des kreativen Wissens einnahm, war zu damaliger Zeit nur wenigen bewusst. Während Charles sich bei seiner Arbeit sehr auf die technischen Details konzentrierte und mit einer großen Faszination für Mathematik und Naturwissenschaft arbeitete, so war Ray, durch ihr ästhetisches Gespür, für das „eigentliche Design“ der Arbeiten verantwortlich. Ihre wertvollen Erfahrungen und seine Erkenntnisse brachten eine Kombination aus Pragmatismus und Ästhetik hervor, die Erfolg hatte. Doch Ray ging es dabei nicht nur um Farbgebung und Ästhetik; dieses Zitat zeigt, dass sie durch Reflexion ihres Wissens und der Beobachtung der Umwelt, zur Erkenntnis kam, dass es kein gutes Design ohne Einschränkung geben kann : „What works good is better than what looks good, because what works good

lasts.“1 Es ist jedoch auch offensichtlich, dass durch dieses Zusammenspiel jener Ideenreichtümer, eine Art Abhängigkeit beider Designer entstanden ist.

Diese sprudelnde Kreativität sollte sich gewiss nicht nur im Möbeldesign widerspiegeln, auch das Design einer neuartigen Architektur wurde weiter verfolgt. Unter dem Motto des „Einfachen Wohnens“ entwarfen Charles und Ray Eames das Case-Study-House, ein Stahlfachwerk mit farbigen Glaselementen, welche an ein Gemälde von Piet Mondrian erinnern. Eine verspielte aber auch moderne Herangehensweise, die sich im Vergleich durchaus mit der modernen Architektur von Corbusier oder De Stijl vergleich lässt.

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Zitat Ray Charles


Im Innenraum lässt sich hingegen wieder die besondere Handschrift des Designerpaares ablesen; er stellt ein kreatives Zusammenspiel aus Kunst und Architektur dar. Treppen, die auf den ersten Blick keinerlei Funktion besitzen und Decken, die als Projektionsfläche ihrer Kunst dienen, schaffen eine besondere Atmosphäre und verdeutlichen noch einmal die erfinderische Herangehensweise und die eamessche Art über räumliches Wissen hinauszutreten. Auch dieses Konzept sollte als Massenproduktion in Amerika verbreitet werden, ging jedoch nie in Serie. Die umfangreichen Arbeiten zeigen, mit welchem Elan die Designer ihre Ziele verfolgten; besonders in den produzierten Filmen zeigt sich, mit welcher, zum Teil kindlichen, Nativität, beide ihrer Arbeit nachgingen. Ideen wurden unnachgiebig bearbeitet, Nichtwissen wurde durch ständige Arbeit in Wissen umgewandelt. Diese Strebsamkeit zum Wohl des amerikanischen Bürgers machte Charles und Ray zu wahren Superstars des Designs. Auch international konnten sie mit ihrem Design eine Vorreiterstellung einnehmen. So zeigten sie sich – unter der Zusammenarbeit mit IBM – in einem propagandaartigen Film als Vorbilder des westlichen Designs. Dieser angestrebte Gedanke, ihr Wissen mit anderen zu teilen, fand jedoch nicht immer Anklang. Wie komplex die Arbeit der Designer war, wie viel Wissen wirklich dahinter stecke, sollte sich in der Ausstellung Franklin&Jefferson zeigen. Das Büro präsentierte hier unzählige Objekte der Geschichte Amerikas und überforderte damit schlichtweg das New Yorker Publikum. Das wirre Netz aus Reflexion, was sich besonders anschaulich durch Rays Sammelleidenschaft zeigte, war nicht greifbar und vielleicht auch das Erfolgsgeheimnis des Paares. Dieser Erfindungsreichtum, gepaart mit einer unerschöpflichen Kreativität, machte Charles und Ray Eames zu Designikonen des 20. Jahrhunderts, deren Umfang und Reichtum des Schaffens bis heute legendär bleiben.


Quellen: 

Charles and Ray Eames: Designers of the Twentieth Century; http://books.google.de/books?id=JJGeC8kqrEUC&printsec=frontcover&dq=eames&hl=de&sa=X&ei= jlDJUq3PFaWK4wTUp4Fw&ved=0CFEQ6AEwAA#v=onepage&q=eames&f=false (Stand 05.01.14)

Hausenblas, Michael: Design ist etwas, was man tut; http://www.nextroom.at/article.php?id=4586 (Stand 05.01.14)

Weiß, Ann-Kristin: Möbeldesign im 20. Jahrhundert/Charles und Ray Eames – Vorreiter der Nachkriegsmoderne; http://books.google.de/books?id=Y_ErHot22jwC&printsec=frontcover&dq=eames&hl=de&sa=X&ei=jl DJUq3PFaWK4wTUp4Fw&ved=0CFkQ6AEwAQ#v=onepage&q=eames&f=false (Stand 05.01.14)

Zitat Ray Charles: http://quotesondesign.com/ray-eames/ (Stand 05.01.14)


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