Innsbruck informiert (Mai 2021)

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Lebensraum Innsbruck

Der Klimawandel macht auch vor der „Lunge“ Innsbrucks, seinen Wäldern, nicht halt. Mit gezielten Maßnahmen werden der stadtnahe Wald klimafit gemacht und das Bewusstsein für den Lebensraum Wald gestärkt.

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estresst, hitzegeplagt und erholungsbedürftig zieht es die InnsbruckerInnen in die stadtnahen Wälder. Mal kurz Pause machen, abschalten und die Welt um sich herum vergessen. Nirgendwo geht das besser als im Wald – wie gut, dass Innsbruck zu 40 Prozent mit Wald bedeckt ist und man ebendiesen quasi gleich um die Ecke hat. Leider vergessen wir beim Thema Wald aber oft darauf, dass auch Bäume gestresst sind und dringend Erholung brauchen. Denn die Folgen des Klimawandels, sprich höhere Temperaturen, feuchtere Winter, trockene Sommer und mehr Schädlingsbefall, setzen unseren Wäldern deutlich zu.

Baum ist nicht gleich Baum „Vor allem der Wald in tieferen Lagen unter 1.000 Meter Seehöhe wird durch die Auswirkungen des Klimawandels auf

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„Drei Viertel des Innsbrucker Waldes befinden sich im Privatbesitz. Die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer werden bei der Bewirtschaftung von Waldauf­ sehern und Förstern der Stadt unterstützt.“

© C. FORC

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eine harte Probe gestellt“, gibt DI Andreas Wildauer, Leiter des städtischen Amts für Wald und Natur, zu bedenken. „Deshalb haben wir vor mehr als zehn Jahren damit begonnen, tal- und stadtnahe Wälder in klimafitte Mischwälder umzuwandeln.“ Das bedeutet konkret, dass statt flachwurzelnden Fichten vermehrt tiefwurzelnde Laub- und Nadelbäume aufgeforstet werden. Baumarten wie Eiche, Kirsche, Ulme, Ahorn, Edelkastanie, Tanne oder Lärche können den Boden leichter durchwurzeln, sind widerstandsfähiger und kommen daher mit klimatischen Bedingungen wie Trockenheit, Hitze, Wind und Schnee besser zurecht. Baum ist also nicht gleich Baum, im Gegenteil – Bäume sind wahre Standortspezialisten, die von vielen Faktoren, wie Bodenbeschaffenheit, Wasserhaushalt, Höhenlage oder der Hangneigung,

Vizebürgermeister Ing. Mag. Johannes Anzengruber, BSc

INNSBRUCK INFORMIERT

© FORSTAMT INNSBRUCK/JÄGER

Innsbrucks Wälder atmen durch

abhängig sind. Hilfreich bei der Standortauswahl ist Wildauer zufolge die Tiroler Waldtypenkarte, die genaue Auskunft darüber liefert, welcher Baum an welchem Standort am besten gedeiht.

Aus mehr wird weniger „Ein Vorzeigeprojekt für die Aufforstung von zukunftssicheren Mischwäldern ist das ‚KlimaTop Brunellboden‘ im Stadtteil Arzl unterhalb des Rechenhofs“, nennt der Bezirksforstinspektor ein Beispiel. Dort wächst in einer Versuchsaufforstung seit zirka sieben Jahren ein junger Mischwald. „Die Bäume sind im Durchschnitt schon vier Meter hoch und gedeihen prächtig“, erzählt Wildauer mit sichtlichem Stolz. Natürlich ist der klimafitte Wald ein langfristiges Projekt, das viel Geduld, Pflege und Know-how rund um nachhaltige Waldbewirtschaftung braucht. „Im Wald geht nichts von heute auf morgen. Aufforstungen und die Waldpflege wirken sehr langfristig und müssen auf die Lebensbedürfnisse der Laubbäume Rücksicht nehmen.“ Mit dem Brunellboden habe man nun eine ideale landesweit genutzte Schulungsfläche für private WaldbesitzerInnen und künftige forstliche Fachkräfte. Letztlich müsse


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