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Mehr Sicherheit im Einsatz mit Neuheiten von Axon

Bodycam, Datenmanagementsystem und virtuelle Trainingsumgebung

Mangelnder Respekt, gewalttätige Übergriffe und strapazierte Ressourcen angesichts eines immer komplexeren Aufgabenspektrums fordern unsere BORS-Kräfte, insbesondere die Polizeikorps. Moderne Einsatzmittel wie Taser oder Bodycams können hilfreich sein. Wir zeigen drei Neuerungen von Axon Enterprise.

In den 30 Jahren, die ins Land gezogen sind, seit Rick und Tom Smith in Arizona die AIR TASER, Inc. gründeten, hat sich die Lage für Polizeikräfte markant verschlechtert. Und das nicht nur in den USA, sondern auch in Europa – und in der Schweiz. Hier wie dort erleben Angehörige von Polizei, Feuerwehr, Rettungs- und Sicherheitsorganisationen einen Verlust an Respekt vor ihrer Arbeit. Beleidigungen und Angriffe nehmen zu.

Ungeachtet aller kontroversen Diskussion muss hierzu festgehalten werden: Seit der Anschaffung der ersten TASERDistanz-Elektroimpulsgeräte (DEIG) durch US-Polizeibehörden in den USA (1998) und der Einführung der ersten Bodycams in den USA (2005) gilt es unter Experten als erwiesen, dass beide Innovationen – in Kombination mit deeskalierendem Verhalten und situativ angepasster Kommunikation – das Potenzial haben, Einsatzkräfte vor Gewalt, Widerstand und falschen Anschuldigungen zu schützen. Studien zufolge führt allein schon die Ankündigung respektive Androhung des Einsatzes eines TASER-DEIG in 75 bis 85 Prozent der Fälle zur sofortigen Aufgabe bzw. Beruhigung des Gefährders. Ähnlich gut ist die deeskalierende Wirkung von offen getragenen Bodycams, wie das Institut für Polizei- und Kriminalwissenschaft an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NordrheinWestfalen im Abschlussbericht «Die deeskalierende Wirkung von Bodycams im Wachdienst der Polizei Nordrhein-Westfalen» (2019) festhält. Darüber hinaus lassen sich anhand von Aufzeichnungen durch Bodycams strittige oder unklare Sachverhalte objektiv nachweisen – zugunsten oder auch zuungunsten aller beteiligten Parteien.

Neben der blossen Anschaffung von Einsatzmitteln wie TASER-DEIGs oder Bodycams ist aber natürlich eine entsprechende Schulung der Einsatzkräfte eminent. Diese müssen den korrekten Umgang respektive sicheren Einsatz von Einsatzmitteln und digitalen Wearable-Technologien ebenso erlernen wie die Kunst der taktischen und kommunikativen Deeskalation, um kritische Situationen wirkungsvoll entschärfen zu können – zu ihrem eigenen Wohlergehen und dem des konfrontativ agierenden Gegenübers.

Axon VR Training

Genau zu diesem Zweck hat Axon International die virtuelle Trainingsplattform Axon VR Training entwickelt. Mit dieser können, im Sinn eines ganzheitlichen Ansatzes, nicht nur der konkrete Einsatz und die Handhabung des TASER-DEIGs geübt werden, sondern auch das korrekte Verhalten (Deeskalation) in kritischen Situationen. Dazu gehören beispielsweise Szenarien wie die Konfrontation mit schizophrenen Personen, mit Suizidgefährdeten oder mit unter Betäubungsmitteleinfluss stehenden Personen sowie Verdachtsfälle häuslicher Gewalt. Die Geschulten erleben im Training Stressmomente wie im realen Einsatz – und kultivieren dadurch Fähigkeiten und Fertigkeiten, die sie später unter Druck im tatsächlichen Krisenfall verlässlich abrufen können.

Überdies können sie zahlreiche Szenarien aus der Perspektive ihres «polizeilichen Gegenübers» erleben. So wird das Verständnis dafür geweckt und geschärft, wie das jeweilige Gegenüber die Interaktion und die Kommunikation mit polizeilichen Einsatzkräften wahrnimmt. Dies hilft dabei, das eigene Verhalten situativ optimal anzupassen, wodurch eine Eskalation möglichst von vorneherein vermieden werden kann.

Bei der Entwicklung von Axon VR Training bezog Axon ein interdisziplinäres Netzwerk aus Einsatzkräften, Fachpersonen aus den Bereichen Polizeiausbildung, Krisenintervention und psychische Gesundheit, Medizin und Pädagogik sowie der Öffentlichkeit mit ein. Heraus kam ein Ausbildungssystem, das aus drei Modulen besteht: Kontakt mit der Bevölkerung (Einfühlungsvermögen, Deeskalationskompetenzen, Opferbetreuung, Umgang mit psychisch gestörten, unter Drogen stehenden oder suizidal veranlagten Personen), Simulationen zum TASER-DEIG-Einsatz (Zieleinschätzung, Ziehen aus dem Holster, Anvisieren aus unterschiedlichen Entfernungen, Umgang mit verschiedenen Kleidungsstücken, Körperhaltungen und Bewegungen) sowie ergänzende Onlinekurse in der Axon Academy.

Ein grosser Vorteil des virtuellen Trainings mit der 3D-Brille ist, dass es dank des mobilen All-in-One-Sets, das in einer koffergrossen Tasche Platz findet, unabhängig von zeitlichen und örtlichen Gegebenheiten durchgeführt werden kann –ohne PC, Kabel-Wirrwarr, Kameras oder gar einen speziellen Raum und so oft, wie es erforderlich oder gewünscht ist, ohne dass dadurch höhere Kosten anfallen.

Zudem beschleunigt und intensiviert die interaktive Erfahrung eines VR-Trainings das Erlernen und Aneignen neuer Fähigkeiten und Konzepte. Weil das menschliche Gehirn die virtuellen Szenarien als reale Welt wahrnimmt, tritt das Bewusstsein, illusorischen Stimulationen, Bildern und Szenen (einem Training) ausgesetzt zu sein, sehr rasch stark in den Hintergrund. Die zu schulende Person taucht in die Trainingssituation ein (immersives Lernen) und eignet sich Neues bis zu viermal schneller an als bei klassischem Frontalunterricht.

Mit Axon VR Training können kritische Situationen trainiert werden – von der Deeskalationsstrategie bis zur sicheren Anwendung eines TASER-DEIG.
©Hersteller

Axon Body 4

Wie der TASER-DEIG bietet auch die Bodycam im Polizeieinsatz nachweisbar den Vorteil eines potenziellen Deeskalationswerkzeugs. Wissen Menschen, dass sie gefilmt werden, ändern sie ihr Verhalten meist schlagartig – und «fahren herunter», verzichten also auf weitere Aggressionen, Beleidigungen oder gar körperliche Übergriffe.

Doch Bodycams sind im Einsatz weit mehr als nur ein Mittel zur simplen Videobeweissicherung. Kombiniert mit passgenauen Software-Systemlösungen unterstützen sie mit Live-Übertragungen von Echtzeit-Lagebildern die Einsatzleitung – und ermöglichen, als Ergänzung zum Funk, eine Zwei-Wege-Push-to-Talk-Kommunikation zwischen der Einsatzzentrale und den Einsatzkräften vor Ort oder zwischen diesen und Unterstützungskräften, die im Hintergrund als Verstärkung bereitstehen (was übrigens nicht nur für Polizisten, sondern auch für Einsatzkräfte von Feuerwehren, Rettung und Sanität sowie Zoll und Grenzsicherheit wertvoll sein kann).

Diese Funktion ist – neben erweiterten Kameraoptionen (1440p, 160 Grad), dem grösseren und schneller wieder aufladbaren Akku (3’400 mAh) sowie verbesserten Sicherheitsund Speicheroptionen (128-GB-SSD-Platte) – ein herausragendes Merkmal der neuen Axon Body 4.

In Verbindung mit dem Echtzeit-Support-System «Axon respond» können Einsatzleiter nicht nur die Standorte von Einsatzkräften auf Live-Karten verfolgen, Sofortmeldungen zu potenziellen Eskalationen empfangen und die Lageentwicklung per Livestream beobachten. Neu können sie auch via Zwei-Wege-Kommunikation mit diesen kommunizieren. Drückt eine Person im Einsatz auf die «Watch Me»Schaltfläche, können die Einsatzleitung oder ein Unterstützungsteam den aktuellen Bodycam-Livestream verfolgen – und dank Push-to-Talk-Funktion auch direkt mit der Person, die die Kamera trägt, kommunizieren.

Ebenfalls neu bei der Axon Body 4 ist die Möglichkeit, mithilfe eines optionalen «Flex-POV-Moduls» individuelle Perspektiven zu filmen. Beispielsweise können am Kopf, an den Schultern oder in der Hand getragene Geräte für Aufzeichnungen «um die Ecke», über Mauern hinweg oder unter Fahrzeugen hindurch genutzt werden. Im Vergleich zur bekannten Flex 2 ist das neue POV-Modul zudem kleiner, leichter und robuster (IP68) konstruiert. Und, sehr wichtig, es muss nicht aufgeladen werden – was mehr Flexibilität beschert.

Die neue Axon Body 4 bietet mehr Kameraleistung, bessere Akkus und – in Verbindung mit Axon respond –die Möglichkeit zur Zwei-Wege-Kommunikation.
©Hersteller

Axon evidence

Ein Wermutstropfen der stetig wachsenden Verbreitung von Bodycams ist die enorme Datenflut, mit der sich der Innendienst konfrontiert sieht. Das weiss auch Axon – und hat deshalb mit Axon evidence ein Managementsystem zum sicheren automatisierten Erfassen, Archivieren, Aufrufen und Weiterleiten digitaler Beweismittel, insbesondere von durch Bodycams aufgezeichneten Videodateien, entwickelt.

Das System ist Teil der Bodycam-Systemlösung TASER I AXON und kann mehr als 20’000 Bodycams effizient verwalten, wobei Updates und Kameraeinstellung zentral über die IT-Plattform gesteuert und an alle Systeme übertragen werden können. Bei Bedarf können überdies zusätzlich TASER-DEIGs integriert werden.

Für bestmöglichen Datenschutz des deutschem Recht unterliegenden und durch T-Systems in Deutschland betreuten Systems sorgen (unter anderem) abgestufte Zugriffsrechte und Authentifizierungsverfahren sowie eine komplette Verschlüsselung sämtlicher Datensätze.

In der alltäglichen Anwendung erleichtert Axon evidence.com durch die automatisierte Datenverwaltung die Arbeit im Innendienst enorm. Mit der integrierten Fallverwaltung können alle zu einer Fallnummer gehörenden digitalen Dateien per Knopfdruck gefunden, aufgerufen und freigegeben werden. Eine Aufbereitungssuite mit automatisierter Aufbereitung, Sammelaufbereitung, Clips, Markern, Vorschaubildern und weiteren Funktionen erleichtert die Aufbereitung der Daten – und die konfigurierbare Aufbewahrung sorgt dafür, dass keine Daten zum falschen Zeitpunkt gelöscht werden. Zu diesem Zweck weist sie allen erfassten Daten automatisch den korrekten Aufbewahrungszeitraum zu – basierend auf der Art und der Schwere eines Vorfalls, einer Straftat oder eines Verbrechens.

Nach aussen erleichtert die Anwendung die Kooperation mit anderen Behörden. Hierzu können in Axon evidence.com erfasste Daten über eine digitale hochskalierbare FreigabeLösung nachweissicher direkt an die jeweils zuständige Ermittlungs- oder Strafverfolgungsbehörde übermittelt werden.

Zugunsten hoher Anwendungs- und Zukunftssicherheit können alle Arten von Dateiformaten, auch Videos von Smartphones, im System integriert und verarbeitet werden. Überdies ermöglicht eine IT-Schnittstelle die spätere Erweiterung der Plattform um weitere Softwarelösungen, beispielsweise zur automatisierten Gesichtserkennung.

Last, but not least verspricht Axon eine ständige Aktualität der Software, maximale Verfügbarkeit des Systems durch externes Hosting und volle Transparenz: Administratoren können die Systemnutzung jederzeit detailliert einsehen und zahlreiche Parameter und Daten abrufen, von der Gesamtzahl der hochgeladenen Videos bis zu sämtlichen Informationen darüber, wer wann welche Dateien überprüft, freigegeben oder gelöscht hat.

Mit der Software-Suite Axon evidence kann das über Bodycams generierte Videomaterial gemanagt werden – intuitiv, sicher und gerichtsverwertbar.
©Hersteller

Weitere Informationen zu den vorgestellten Geräten und der VR-Trainingsplattform erhalten Interessierte bei Axon Enterprise, Inc., Axon Public Safety Germany SE, de.axon.com

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