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Wenn Autofahrer hinterm Steuer fluchen

Die beliebtesten Kraftausdrücke von Europas Autofahrern

Die Teilnahme am motorisierten Individualverkehr steckt voller Tücken –und nicht selten sorgen andere Verkehrsteilnehmer mit ihrem Fahrverhalten für persönlichen Ärger. Welche Schimpfwörter Automobilisten dann am häufigsten oder auch besonders selten benutzen, enthüllen diverse Umfragen.

Nextbase, der europäische Marktführer für Dashcam-Technologie, und das Meinungsforschungsinstitut YouGov haben im November 2023 eine repräsentative Online-Umfrage zum Verhalten von Autofahrern in Deutschland, Polen und Tschechien durchgeführt. In diesem Zusammenhang wurden in Deutschland insgesamt 1’059 Personen gefragt, welche Schimpfwörter sie im Jahr 2023 während der Autofahrt am häufigsten verwendet haben. Resultat der Erhebung: In Deutschland ist mit 15 Prozent das Wort «Idiot» das am häufigsten verwendete Schimpfwort. Auf den Plätzen 2 bis 5 folgen die Beleidigungen «Arschloch» (11 %), «Penner» (6 %) sowie «Blödmann» und «Depp» (je 5 %).

Neben diesen vergleichsweise bekannten Schimpfwörtern respektive Beleidigungen gibt es aber auch Ausdrücke, die seltener zu hören sind. Die Top 10 der kreativsten Ausrufe verärgerter deutscher Automobilisten sind: «Blindflansch», «Bananenhirn», «Beilagenaufesser», «Nadelstreifenrowdy», «Eierfeile», «Elendicher», «Froscharsch», «Schnarchzapfen», «Kloreinigerpimmelknecht» und «Führerschein-im-Lotto-Gewinner».

Was die Umfrage ebenfalls enthüllt: Männer lassen sich ein bisschen seltener zu Schimpftiraden hinreissen als Frauen. So gaben 16 Prozent der männlichen Umfrageteilnehmer an, niemals während der Autofahrt Schimpfwörter zu benutzen, während es bei den Frauen lediglich 14 Prozent waren.

Am seltensten wird gemäss der Umfrage in Sachsen-Anhalt hinter dem Steuer geflucht. Mit 39 Prozent gaben hier mehr als ein Drittel der Befragten an, nicht zu schimpfen. In Baden-Württemberg und Hamburg leben laut der Studie indes die deutschen Meister im Schimpfen hinterm Steuer. Hier gaben jeweils lediglich neun Prozent an, auf Beschimpfungen im Strassenverkehr zu verzichten.

Immerhin werden die deutschen Autofahrer mit steigendem Alter gelassener. Während von den Befragten in der Altersgruppe zwischen 18 und 24 Jahren nur fünf Prozent angeben, nicht zu fluchen, sind es in der Gruppe der mindestens 55 Jahre alten Automobilisten bereits 17 Prozent, die darauf verzichten.

Interessant: Eine weitere Umfrage von Nextbase und YouGov aus dem Jahr 2022 hat aufgezeigt, dass insbesondere rücksichtslose Autofahrer das grösste Risiko auf der Strasse darstellen. Dieser Meinung sind in Deutschland 41 Prozent, in Frankreich 42 Prozent und in Grossbritannien 47 Prozent. Aber auch Aggression im Strassenverkehr (15 %), zu dichtes Auffahren und Staus (je 13 %) sowie Radfahrer (7 %) werden als häufige Risikofaktoren genannt.

Andere Länder, andere Kraftausdrücke

In der Schweiz ist das nicht anders – wie jeder bestätigen kann, der hierzulande ein Auto pilotiert. Es wird gehupt, dicht aufgefahren, mit der Lichthupe Druck gemacht oder dem Kontrahenten der emporgereckte Mittelfinger gezeigt. Geht es um verbale Ausraster, greifen Schweizer Autofahrer laut einer (etwas älteren) Umfrage von SRF vorwiegend zu einem der folgenden Kraftausdrücke: «Sürmel», «Tüpfi», «Totsch», «Schofseckel», «Gumslä», «Säuniggel», «Gwaggli», «Chotzbrocke», «Halbschue», «Habasch», «Tschumpel» und «Gopferdelli».

In Österreich indes muss man sich darauf einstellen, bei einem von jemand anderem als Fehlverhalten taxierten Fahrmanöver mit folgenden Worten konfrontiert zu werden: «Geh ma ned aum Oarsch», «Trottel depperta», «Diar hams ins Hirn gschissen», «Geh scheissen, Oalter», «Gfrast», «Hoit de Pappn», «Wappler», «Der Blitz soll di derwischen» oder «Schleich di!».

Was die wenigsten Autofahrer wissen: Beleidigungen respektive Ehrverletzun gen durch Worte oder Gestik können heftige Geldstrafen oder sogar einen Freiheitsentzug nach sich ziehen. Beispielsweise kann eine Beschimpfung wie «Fick dich, du Arschloch», «vaffanculo» oder «Va te faire foutre» auf Antrag mit einer Geldstrafe von bis zu 90 Tagessätzen bestraft werden.

Beleidigt man Polizisten, steigen die Strafen rasch deutlich an. Ein besonders krasses Beispiel dafür, was dann geschehen kann, liefert der Fall eines 30-Jäh rigen, der sich 2023 in eine Polizeikontrolle einmischte und dabei Polizisten beschimpft und bedroht hatte. Weil er im März 2024 nicht vor dem Kreisgericht St.Gallen erschien, wurde ein Strafbefehl rechtskräftig – und der Schweizer zu 60 Tagen Gefängnis verurteilt.

Das beweist: Nicht nur für den eigenen Blutdruck, den Puls und das Herz, sondern auch fürs Portemonnaie ist es lohnend, sich hinter dem Steuer in Geduld zu üben, grossherzig über das Fehlverhalten anderer hinwegzusehen und sich stets bewusst zu sein, dass man selbst sicher auch schon einmal einen anderen geärgert hat – hoffentlich nur versehentlich und niemals willentlich.

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