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4d. Kaiser und Kaiserinnen als Empfänger von Konsulardiptychen

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11. Index

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Außer den Silberschalen und Elfenbeindiptychen, die Symmachus im oben erwähnten Brief als Geschenke anführte, gab es noch eine Gruppe von Tellern aus dem preiswerten Material keramischen Tons (Abb.53). Es blieben aus der Produktion in Mitteltunesien mehrere Fragmente runder und rechteckiger Teller und die hier abgebildete Form für die Herstellung erhalten. Die Darstellungen sind den Konsulardiptychen ähnlich, so dass der Zusammenhang mit den Spielen zum Konsulatsantritt sicher ist. Vermutlich erhielten Empfänger niederen Ranges in solchen Keramikschalen ihr Münzgeschenk. Die eingetieften Darstellungen in der Form sind natürlich seitenverkehrt. Im oberen Teil des Bildfeldes sitzen drei mit Toga bekleidete Spielgeber in einer überdachten, vorne mit einer Schranke versehenen Loge. Der mittlere hält in der rechten Hand die mappa zur Eröffnung der Spiele. Über dem Gebälk verläuft eine Inschrift, die vielleicht als MVNERA mit abschließendem Zahlzeichen XXX (dreißig) gelesen werden kann. Links neben der Loge ein Spielleiter in Toga, der eine Tunica mit kurzen Ärmeln und Schmuckstreifen als Siegespreis präsentiert. Seine (auf Fragmenten erhaltene) Schmucksteinkrone ist nicht zu erkennen. Rechts steht ein Mann in langärmiger Tunica und einem mit einer Fibel geschlossenen Mantel, der in der Rechten wohl ein Zepter hält. Im unteren Teil des Bildfeldes sind unter einer gebogenen Linie, die das Amphitheater andeutet, Hinweise auf Tierkämpfe zu sehen. In der Mitte zwei venatores mit einem Speer beziehungsweise einem Schild, außen ein Laufvogel (Strauß?) und ein Hirsch.

4d. Kaiser und Kaiserinnen als Empfänger von Konsulardiptychen

Symmachus berichtete in der Aufzählung seiner Geschenke (S.), er habe dem Kaiser ein mit Gold gerahmtes Diptychon geschenkt. Ein goldener Rahmen blieb nicht erhalten, doch besitzen wir einige Fragmente von Diptychen für einen Kaiser oder eine Kaiserin, die so groß waren, dass jede der beiden Tafeln aus fünf Platten zusammengesetzt werden musste. Die Anordnung der Einzelteile ist immer dieselbe: Oben und unten reicht ein Querfeld über die ganze Breite der Tafel, dazwischen befindet sich ein breites Hauptbild zwischen zwei schmalen Randfeldern. Ein wertvolles Beispiel aus dieser Gruppe ist eine Tafel in Paris, die nach einem früheren Besitzer »Barberini«-Elfenbein genannt wird (Abb.54). Die meisterhafte Schnitzarbeit zeigt sich vor allem in den außergewöhnlich stark unterschnittenen Details im Mittelfeld. Aus stilistischen Gründen wird die Tafel in die 1. Hälfte des 6. Jhs. datiert, doch den dargestellten Kaiser können wir nicht benennen. Er ist mit Helm, Panzer und Reitermantel bekleidet und will, gestützt auf seinen Speer und die Hand der Erdmutter Terra, vom Pferd steigen. Ein Barbar hält dabei den Speer, der Gewandbausch der Terra ist mit Früchten gefüllt. Oben eilt Victoria mit bewegtem Gewand herbei. Sie setzt den Fuß auf den Globus, hält in der linken Hand einen Palmzweig und streckt die rechte aus, um den Reiter mit einem (heute verlorenen) Kranz zu bekränzen. Von der linken Seitentafel her huldigt ein ebenfalls militärisch gekleideter, mit einem Schwert bewaffneter und vor der Andeutung einer Säulenarchitektur stehender Mann durch Überreichung einer Victoriafigur mit Sockel. Zu seinen Füßen steht ein Geldsack, der auf die Geldausschüttungen beim Konsulatsantritt hinweist. Die verlorene rechte Seitenplatte zeigte ein ähnliches Bild in spiegelbildlicher Anordnung. Dass hier der Konsul dargestellt ist, der dem Kaiser das Diptychon widmete, wird durch vergleichbare Fragmente bestätigt, die Inschriften tragen. Hier ist der Text für den Konsul im Nominativ abgefasst, der für den geehrten Kaiser im Dativ.

Im oberen Querfeld der »Barberini«-Tafel tragen zwei geflügelte Engel einen runden Schild mit Christusbüste vor einem Hintergrund mit Sonne, Mond und Sternen. Christus hält ein Kreuzzepter und macht mit der Rechten einen Rede- oder Segensgestus. In der Mitte des unteren Querfelds vermittelt eine Victoria mit der rechten Hand die Huldigung von Barbaren zum Kaiser. Ihre linke Hand hält ein Siegesmal. Auf der linken Seite tragen bärtige Barbaren mit Fellmützen und Hosen ein Gefäß mit Münzen und einen Kranz, der auf den speziellen Tribut des Kranzgoldes hinweist (aurum coronarium). Auf der rechten Seite sind jugendliche Barbaren mit Mützen zu sehen, der vordere mit einem Elefantenzahn, der rechte mit einem Stab und einer ausladenden Gebärde, als wolle er das Raubtier hinter sich führen. Von drei weiteren exotischen Tieren sind ein Löwe und ein Elefant zu Seiten der Victoria zu benennen. Die Rückseite der Tafel enthält mit Tinte auf das Elfenbein geschriebene, überwiegend männliche romanische und germanische Namen in Genitivform, darunter merowingische Königsnamen. Vielleicht wurde die Tafel im 7. Jh. für Fürbitten im Gottesdienst wiederverwendet.

Abb.54. Paris, Musée du Louvre, Objets de Art, Barberini-Elfenbein, Inv. OA 9063. Fünfteilige Tafel eines Konsulardiptychons, einem Kaiser gewidmet, Höhe 34,2 cm, Breite 26,6 cm, Dicke des Mittelfeldes 2,8 cm, der übrigen Platten 1,2 cm. Die rechte Randplatte ist verloren.

Abb.55. Wien, Kunsthistorisches Museum, Antikensammlung, Inv. X 39. Mittelfeld einer fünfteiligen Diptychontafel für eine Kaiserin, Elfenbein, Höhe 26 cm, Breite 12,7 cm, Dicke 1,75 cm.

Zu den Konsulardiptychen, die Kaisern gewidmet waren, gibt es auch Parallelen für Kaiserinnen. Beim Elfenbein-Diptychon in Wien handelt es sich bei dem Mittelfeld um ein Exemplar für Kaiserin Ariadne (Abb.55). Die Kaiserin thront in reich ausgestatteter Würdearchitektur, bei der rahmende Vorhänge und bekrönende Adler neben der Kuppel nicht fehlen. Zur reichen Bekleidung mit Kaiserbild auf dem Einsatz (tablion) der mit Perlen gesäumten Chlamys kommt kostbarer Schmuck: Perlenhalsband, Ohrringe mit Anhängern und Diadem auf dem zeittypisch verhüllten Haar. Ariadnes Globus hat einen Kreuzaufsatz. Das Elfenbeinrelief könnte wegen des älter erscheinenden Gesichts der Kaiserin etwas später gearbeitet sein als ihre Marmorporträts (Abb.42).

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