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Die verseuchte Bilanz: Covid-Massnahmen kommen

Die verseuchte Bilanz

Covid-Massnahmen und das Operationsverbot kommen die Spitäler teuer zu stehen. KSB-CFO Philippe Scheuzger nimmt eine Auslegeordnung vor.

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Das KSB ist hervorragend ins Jahr 2020 gestartet. In fast allen Bereichen befanden wir uns auf Wachstumskurs, ehe uns die Corona-Massnahmen einen Strich durch die Rechnung machten. Über Nacht standen die Zeichen nicht mehr auf grün, sondern auf rot. Wie das? Unser Geschäftsmodell ist in seiner Grundausrichtung simpel: Patienten = Umsatz; weniger Patienten = weniger Umsatz. Durch das Verbot von nicht dringlichen Eingriffen, Behandlungen und Therapien brach uns ab Mitte März die Geschäftsgrundlage weg. In einzelnen Kliniken kam es zu einem Einbruch von über fünfzig Prozent.

Als der Bundesrat die Lockdown-Massnahmen beschloss, stand das KSB noch hervorragend da. Im Februar 2020 haben wir drei Prozent mehr stationäre Patienten behandelt und zehn Prozent mehr ambulante Leistungen erarbeitet als im Vorjahr. Es zeichnete sich eine Fortsetzung der erfolgreichen letzten Jahre ab, in denen das KSB seine finanziellen Zielvorgaben stets erreichte. Ende April, also nur acht Wochen später, hat sich das Bild komplett gewandelt: Gegenüber dem Vorjahr lagen wir mit sieben Prozent bei den stationären Patienten und vier Prozent bei den ambulanten Behandlungen zurück. In unserer Leistungsbilanz fehlen somit mehrere hundert stationäre Patienten und mehrere Millionen ambulante Taxpunkte.

«Covid riss uns ein Loch von knapp zwanzig Millionen Franken in die Kasse.»

Ob sich dieser Rückstand aufholen lässt, ist fraglich. Wir gehen derzeit davon aus, dass wir Ende des Jahres bis zu tausend stationäre Fälle weniger als 2019 aufweisen werden, was einer Umsatzeinbusse von rund zwölf Millionen Franken entspricht. Nehmen wir den ambulanten Bereich hinzu, fehlen uns Erträge von bis zu 19,5 Millionen Franken gegenüber dem Vorjahr. Da Kompensationsmöglichkeiten auf der Aufwandseite nur beschränkt vorhanden sind, werden wir voraussichtlich auch bedeutend weniger Gewinn erwirtschaften.

Die Covid-Schadensbilanz umfasst nicht nur Ertragsausfälle, sondern auch zusätzliche Kosten in der Höhe von mindestens drei Millionen Franken, die uns aufgrund der ausserordentlichen Umstände entstanden. Dazu gehören Schutzmassnahmen wie Zugangskontrollen für Besucher und Patienten, der Einkauf von

Schutzkleidung und Masken, Umbauten auf der Intensivstation zur

Schaffung zusätzlicher Beatmungsplätze oder Umbauten auf der Notfallstation mit separaten Untersuchungsund Behandlungsräumen für Covid-Patienten, zusätzlicher Personalaufwand auf den Covid- und Intensivstationen, Zivilschutz und Militär, Kosten für die Quarantäne von Mitarbeitenden und Schutz von

Mitarbeitenden in Risikogruppen (insgesamt fast 1500 zusätzliche Arbeitstage). Weiter sind Konsumationsausfälle im Personalrestaurant und in der Besuchercafeteria, Kosten für Covid-Tests, zusätzliche Bereitstellung von medizintechnischen Geräten (z.B. Beatmungsgeräte) sowie IT-Kosten für Homeoffice und Videokonferenzen zu nennen.

Vor diesem Hintergrund ist es illusorisch zu glauben, dass wir dieses Jahr aus eigener Kraft die von unserem Eigentümer, dem Kanton, geforderte EBITDA-Zielvorgabe von zehn Prozent erreichen werden; realistisch ist vielmehr ein Wert zwischen fünf und sieben Prozent. Es gilt also, den Spitalbetrieb so rasch wie möglich wieder auf Vor-Covid-Niveau hochzufahren, sind wir doch mit unserem umfangreichen Investitionsportfolio gefordert, die dazu notwendigen flüssigen Mittel zu einem guten Stück selber zu erwirtschaften. Bleibt zu hoffen, dass wir vor weiteren Covid-Wellen verschont bleiben. Sonst wird 2020 definitiv zu einem Seuchenjahr.

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