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Dem Virus auf der Spur: Drei Chefärzte über
Dem Virus auf der Spur
Bild des Monats
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PD Irene Burger, Chefärztin Nuklearmedizin: «Bei vielen Covid-Patienten steht die Beteiligung der Lungen im Vordergrund. Dies kann manchmal auch mit Lungenembolien einhergehen. Die Unterscheidung zwischen der viralen Lungenentzündung und einer Lungenembolie ist ausgesprochen wichtig, um den Patienten richtig behandeln zu können. Dies geschieht normalerweise mittels Kontrastmittel CT. Für jene Patienten, bei denen dies aufgrund einer eingeschränkten Nierenfunktion oder einer Allergie auf das Kontrastmittel nicht möglich ist, ist eine Perfusions-SPECT/CT eine mögliche Alternative. Wir haben am KSB bereits drei Patienten mit Kontraindikationen für eine Kontrastmittel CT und bestätigtem Covid-19 mittels einer Perfusions-SPECT/CT untersucht. Die eindrücklichen Bilder einer Covid-Patientin, bei welcher wir eine periphere Lungenembolie ausschliessen konnten, wurden vom Fachjournal «European Journal of Nuclear Medicine and Molecular Imaging» als «Image of the Month» mit einem zusätzlichen Editorial veröffentlicht.»
A) Eine Covid-19-Patientin mit ausgedehnten Lungeninfiltraten (blaue Pfeile), welche zu Perfusionsdefekten führten, aber kein Hinweis auf Lungenembolien. B) Ein Covid-19-Patient mit nur milden Lungeninfiltraten (blaue Pfeile), welche keine Perfusionsdefekte verursachen, aber eine lokale Minderperfusion bei fehlenden Infiltraten, vereinbar mit einer peripheren Lungenembolie (rote Pfeile)
Schnell, präzise, therapieweisend: Welche weiterführenden Diagnostik-Möglichkeiten nach dem Nasen-Rachen-Abstrich am KSB eingesetzt werden, und welche Erkenntnisse sie aus den Verfahren ziehen, erläutern zwei Chefärztinnen und ein Chefarzt.
Prof. Rahel Kubik, Chefärztin Radiologie und Direktorin Department Med. Dienste: «Das Bild zeigt die Lunge eines Patienten, der mit Atembeschwerden und Husten hospitalisiert wurde. Der Nasen-Rachen-Abstrich des Patienten war jedoch negativ. Typische Kennzeichen für eine Covid-19-Pneumonie sind häufig bilaterale Milchglastrübungen, Konsolidierungen oder ein «verrücktes» Pflastermuster «crazy-paving». Auch im CT unseres Patienten sind die bilateralen Milchglasinfiltrate (in rot) und zusätzlich die grobfleckigen Konsolidierungen gut zu erkennen. Letztere bieten einen möglichen Hinweis auf einen schwereren Covid-Krankheitsverlauf. Da ein CT Covid sensitiver erkennt als der Nasen-Rachen-Abstrich, bei dem es häufiger zu einem falsch-negativen Ergebnis kommt, wurde nach dem CT ein zweiter Covid-Test bei dem Patienten veranlasst. Dieser bestätigte das CT-Ergebnis. Die Detektion der Infiltrate erfolgte mithilfe einer neuen auf AI-basierten Software (künstlicher Intelligenz), zu deren Anwendung zur Zeit unter der Leitung von PD Dr. Tilo Nieman und in Zusammenarbeit mit der Firma Siemens auch wissenschaftliche Auswertungen laufen.»
In die Zukunft geschaut
Prof. Gad Singer, Chefarzt des Instituts für Pathologie: «Der Verlauf einer Covid-19 Lungeninfektion ist für Ärzte schwer vorhersehbar. Hinweise, ob mit einer Verschlechterung des Lungenzustandes des Corona-Patienten zu rechnen ist, geben Zellveränderungen im Lungensekret.
Dies haben wir in einer Fallstudie an einem über 70-jährigen Patienten festgestellt. Das Erbgut des Covid-19-Virus konnte zunächst mittels Nasen-Rachenabstrich-Test bei dem Patienten nicht nachgewiesen werden. Im anschliessend abgenommenen Lungensekret konnten wir aber Veränderungen von Zellen nachweisen, die auf einen beginnenden schweren Verlauf der Lungenentzündung hindeuten. Der Covid-19-RNA-Test fiel nun ebenfalls positiv aus. Ob diese Befunde aus dem Einzelfall generell gültig sind, muss in umfassenden Studien noch geklärt werden. Die zytopathologische Untersuchung von Lungensekret könnte behandelnden Ärzten jedoch als zusätzlicher Indikator dienen, ob Covid-Patienten in das schlimmere Stadium der Lungenentzündung geraten und beim Entscheid über die weiteren Therapieschritte mithelfen. Unsere Fallstudie wurde im renommierten Fachjournal «Journal of Clinical Pathology» veröffentlicht.»