2 minute read

Alle wollen nur das eine: So wurden Lieferengpässe

« Jeden Tag kontaktierten uns 20 bis 30 Firmen, um etwas zu verkaufen.»

Was tun, wenn alle Welt plötzlich nur noch das eine will und Schutzmaterial zum raren Gut wird? Dieter Rua, Leiter Einkauf und Logistik, erklärt, wie er und sein Team das KSB vor Lieferengpässen bewahrt haben.

Advertisement

TEXT Vivien Wassermann

FOTO Stefan Wey

Der Pandemie-Tag begann … … mit unserem täglichen Task-Force-Meeting von Logistik und Einkauf morgens um 8:00.

Flexibilität war gefragt … … als Behälter à 250-Milliliter-Handseife nicht mehr lieferbar waren. Wir haben deshalb 5-Liter-Kanister bestellt und die einzelnen Flaschen durch das Reinigungspersonal auffüllen lassen.

Täglich grüsste das Murmeltier … … indem wir jeden Tag aufs Neue eine Übersicht über die Reichweite der nicht lieferbaren Produkte an die Spitalhygiene, Infektiologie und die Vertreter des Pandemie-Ausschusses geschickt haben. Bei Lieferengpässen haben wir gemeinsam mit der Spitalhygiene geschaut, ob die von uns gefundenen alternativen Produkte ebenfalls infrage kommen. Auch wenn die Pflege nicht immer glücklich war über unsere Alternativen, hat sie uns immer unterstützt.

Ein Schritt in die richtige Richtung ist, … ... dass wir zusammen mit unseren Partnern an neuen Versorgungssicherheitsstrategien arbeiten. Möglichst zwei Anbieter pro Produkt, Pandemielager in der Schweiz etc.

Horrend hohe Preise … … haben wir versucht zu vermeiden. Auch wenn die Preise, z.B. für Schutzmasken, um das 5 bis 10-fache gestiegen sind, haben wir maximal 50 Rappen pro Maske bezahlt.

Dieter Rua im neuen PandemieLager im KSB-Partnerhaus.

Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen … … Wir mussten aus den täglich 20 bis 30 Anrufen und Mails von Firmen, die uns etwas verkaufen wollten, jene Lieferanten finden, die für uns infrage kämen. So zum Beispiel eine Firma aus St. Gallen. Eigentlich fertigt diese individualisierte Kleidung für Firmen, nun wird geprüft, ob sie auch FFP2-Masken, Schutzmäntel und OP-Kleidung produzieren kann.

Glück im Unglück … … hatten wir bei den Handschuhen. Unser Lieferant konnte immer ausreichend Material zur Verfügung stellen.

Das grösste Problem für uns im Einkauf … … ist die weltweite Rohstoffverknappung. Vliesstoffe für den OP und Schutzmäntel sind beispielsweise rar geworden. Zumal die Pandemie auf anderen Kontinenten längst nicht vorbei ist.

Viele Wege führen nach Baden … … dies gilt leider nicht für Güter aus China zu Pandemiezeiten. So wurden zum einen Flughäfen in China geschlossen, zum anderen sind die Luftfrachtpreise horrend in die Höhe geschossen. Der Seeweg stellte keine Alternative dar, da der Transport bis zu acht Wochen dauert. Auch die Landwege über Russland wurden teilweise geschlossen. So bestand für Flugzeuge für unsere Lieferungen, die noch starten konnten, die einzige Möglichkeit, über die Türkei zu fliegen. Dies war zwar auch unsicher, aber zumindest eine Option, unsere Masken und Schutzmäntel zu beziehen. Am Ende hat es zum Glück geklappt.

Team Splitting … … ist das Gebot der Stunde. Denn da mein Einkaufsteam in einem kleinen Büro untergebracht ist, arbeitete während der Pandemie die Hälfte von ihnen im Home Office. Beim Logistikteam war dies nicht möglich. Sie waren immer vor Ort und unterstützten die medizinischen Bereiche im Materialhandling. Zudem waren und sind sie sehr kreativ im Suchen und Finden von alternativen Lageplätzen.

Gemeinsam sind wir stärker … … und deshalb mit vier weiteren Spitälern (KSA, LUKS, Solothurn Spitäler, Kantonsspital St. Gallen) in der Einkaufskooperation Medsupply organisiert. Und dies schon lange vor der Krise, um günstigere Einkaufspreise zu erzielen. Während der Pandemie sind wir nun dazu übergegangen, die Produkte von unterschiedlichen Anbietern zu beziehen, weil dies das Risiko bei Lieferengpässen verringert. Zudem sind wir dabei, dass jedes Spital ein Pandemie-Lager für die Zukunft aufbaut und wir jeweils vorrätiges Material untereinander austauschen.

This article is from: