KingKalli Juni/Juli 2021

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Magazin

Aachen & Region aktuell

Kinderärztlicher Notdienst in der Region Aachen neu aufgestellt Krankheiten halten sich nicht an vorgegebene Zeiten. Wer Kinder hat, hat es meist schon erlebt: Ausgerechnet am Mittwochnachmittag oder am Wochenende fiebert der Nachwuchs, verletzt sich oder hat einen Ausschlag. Was tun? Abwarten oder lieber abklären? Viele Eltern entscheiden sich für den Besuch beim kinderärztlichen Notdienst oder fahren direkt ins Krankenhaus. In NRW wird das altbewährte System bis 2022 allerorts von der Kassenärztlichen Vereinigung verändert. Statt die Ärztinnen und Ärzte im Notdienst in der eigenen Praxis aufzusuchen, müssen Betroffene nun in „Portalpraxen“ fahren. Bei uns liegen diese im Aachener Klinikum und im Bethlehem Gesundheitszentrum Stolberg, Düren hat am Wochenende eine Praxis im Krankenhaus Düren. KingKalli hat bei der am 1. April 2021 eröffneten Praxis im Aachener Klinikum vorbeigeschaut und mit dem gerade diensthabenden Arzt Dr. Claus Pfannenstiel gesprochen. Dr. Frank Friedrichs, der Vorstandsvorsitzende des Praxisnetzwerks für Kinder- und Jugendmedizin in der StädteRegion Aachen e. V., hat zudem die Hintergründe erläutert.

Text & Fotos: Birgit Franchy

Sonntagvormittag, der 11. April 2021: Anfang des Monats hat der kinderärztliche Notdienst seinen Betrieb verändert. Er sitzt jetzt in den Räumlichkeiten der Uniklinik RWTH Aachen (Aachener Klinikum). In Elterngruppen auf Facebook gab es in der Woche einige Diskussionen. Wie läuft das Prozedere genau ab? Wo ist die Praxis? Stimmt es, dass man sich nicht anmelden soll und auch nicht anmelden kann? Finde ich die Praxis im weitläufigen Klinikum überhaupt? Sitze ich dort inmitten der Coronapandemie zwischen zig kranken Menschen und stecke mich erst recht mit dem Virus an? Um 10 Uhr öffnet der kinderärztliche Notdienst an diesem Sonntag seine Pforten, und ich entscheide mich für einen Besuch – ohne Voranmeldung natürlich, denn die Praxis hat in der Tat keine eigene Telefonnummer und auch die Kassenärztliche Vereinigung, die vorher darüber Auskunft gegeben hat, welcher Kinder- und Jugendarzt im Dienst ist, vermittelt unter der 116117 keine Termine in Portalpraxen.

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Ich fahre mit dem Rad – ein Fortbewegungsmittel, das Familien mit kranken Kindern wohl eher nicht nutzen, also schaue ich mich auch auf dem Parkplatz um. Gegen Mittag gibt es am heutigen Sonntag jede Menge freie Parkplätze. An der Tür des Haupteingangs werde ich von einem Securitymitarbeiter gefragt, ob ich jemanden besuchen wolle, dann müsste ich mich anmelden. Ich verneine und erkläre, dass ich den kinderärztlichen Notdienst suche. Ohne Anmeldeformalitäten oder negatives Testergebnis darf ich das Gebäude sofort betreten. Schilder, die mir den Weg zur Portalpraxis weisen, kann ich keine ausmachen, also wende ich mich an den Empfang. Ganz einfach, ich solle direkt rechts neben dem Eingang in den Gang gehen und den Aufzug A zur 5. Etage nehmen. Gesagt, getan. Auf der 5. Etage trete ich in den Flur und finde auf dem regulären Schild unter „Kinder-NotfallBehandlung“ einen kleinen blauen Aufkleber „Kinderärztliche Notdienstpraxis Aachen“. Ich folge dem roten Pfeil und sichte bald an einer gelben Türe ein weiteres Schild „Flur 11 Kinderärztlicher Notdienst“. Aus dem nächsten

Gang trete ich in einen sehr großen Wartebereich mit vielen bunten Stühlen und Spielgeräten für Kinder. Hatte ich erwartet, hier auf zahlreiche junge hustende und fiebernde Patientinnen und Patienten zu treffen, so bin ich jetzt überrascht. Nicht eine einzige Familie wartet hier auf die Behandlung. An der Rezeption, an der eine freundliche Mitarbeiterin der Kassenärztlichen Vereinigung sitzt, erfahre ich, dass ich hier durchaus richtig bin und dass ich gerne mit dem diensthabenden Kinderarzt Dr. Claus Pfannenstiel sprechen kann, da gerade nichts los sei. Dr. Pfannenstiel empfängt mich in einem der Behandlungszimmer. Auf meine Verwunderung, dass so wenig los ist, geht der Kinderarzt gerne ein. Es gebe „einen historischen Tiefstand bei den Erkrankungen von Kindern“, attestiert er. Einerseits würden möglicherweise weniger Menschen aufgrund gesteigerter Hygienemaßnahmen krank, andererseits gingen vielleicht weniger Menschen zum Arzt, benennt er zwei Gründe. Dann zeigt er mir die Räumlichkeiten. Normalerweise gehört dieses Behandlungszimmer zur Kinderkardiologie – außerhalb der


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