Theater-Spezial
Kinder und Jugendliche auf der Bühne
Tales in the Dark – Jugendtanztheater aus Kelmis und Aachen
Text: Janneke Wergen | Fotos: Fithe
„Monsters in my mind oder Kreaturen, die beim Erwachsenwerden vom Kleiderschrank in den eigenen Kopf ziehen.“ – Mit diesen Worten beschreibt Olga Blank die Anfangsidee zu dem Stück „Tales in the Dark“ der Dido Dance Company aus Aachen. Die Tanzgruppe, die das Stück umsetzen wird, besteht aus elf Jugendlichen zwischen 16 und 22 Jahren, die schon seit mehreren Jahren in der Ballettschule Freudensprung aktiv sind. Ihr aktuelles Stück ist eine Kooperation von Fithe, dem Figurentheater aus Ostbelgien, und der Ballettschule aus Aachen und wird von der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens gefördert. Mit ihrer Leiterin Olga Blank entwickelten die Jugendlichen ein Tanztheater mit lebensgroßen Figuren, die extra für das Stück vom Puppenspieler und Puppenbauer Stephan Wunsch aus Aachen entworfen wurden. Dabei handelt es sich um handgefertigte Schaumstoffpuppen mit kleinen Öffnungen für Hände, die mit einem Gürtel um die Hüfte gebunden werden, sodass die tanzende Person dahinter mit dem Oberkörper zu verschmelzen scheint. So können die Figuren im Laufe des Stücks und der Geschichte getauscht werden, und nicht nur eine Person bleibt fest mit der Puppe verbunden. Die 17-jährige Alma ist begeistert von den originellen Figuren: „Es sind wirklich professionelle Puppen, die nach unseren Wünschen hergestellt wurden.“ Ihr macht die Arbeit mit ihnen Spaß, da sie das Tanzen um einen neuen Aspekt erweitern. Diese Kombination aus
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Jugendtheater und Puppenspiel sei „eine Art von Produktion, die es noch nicht so wirklich gibt“. Auch Valerie, 21 Jahre, beschreibt das Puppenspiel als „eine ganz andere Herangehensweise, ein Stück zu erarbeiten“. Zusammen mit Olga Blank ist die Gruppe richtig in die Welt des Figurentheaters abgetaucht und hat sich auf die neuen Chancen, Bewegungen und Emotionen mit den Puppen auszudrücken, eingelassen. „Dieses Stück zeigt, wie gut Figurentheater auch als Jugendtheater funktioniert“, meint Olga Blank. Figurentheater sei eben nicht nur Kasperle-Theater für kleinere Kinder, sondern kann vielseitig und modern sein. Bei „Tales in the Dark“ haben sich die Jugendlichen mehrere Themen und Motive wie Manipulation, den Wunsch nach Zugehörigkeit, Freiheit, (Liebes-)Beziehungen oder die Suche nach der eigenen Identität überlegt und zu einem vollwertigen, fast 50-minütigen Stück zusammengefasst. Das eigene Zimmer wird zur Traumwelt, surreale und teils skurrile Kreaturen kommen aus der Dunkelheit hervor und erzählen ihre eigene Geschichte. Olga Blank: „Es sind nicht nur leichte Themen. Da wir ein Stück ums Träumen gemacht haben, ist das manchmal etwas absurd und die Geschichten verweben sich ineinander. So wie Träume eben sind, ist nicht alles geradlinig und es kann total verrückt werden.“ In der Anfangsphase des Projekts wurde viel improvisiert, die Tänzerinnen und Tänzer waren an keinen strikten Plan gebunden. Diese Vorgehensweise schätzt die Dido Dance Company sehr, sie hat sich bewusst keine
feste Geschichte ausgesucht, sondern ein großes Oberthema, das sich als roter Faden durch das gesamte Stück zieht. Außerdem interpretiert jeder und jede Einzelne die Motive anders und trägt somit etwas Eigenes, Individuelles zum Endprodukt bei. „Das ist für mich die authentischste Art, heutzutage Jugendtheater zu machen“, sagt Olga Blank. Und auch Alma betont: „Wir sind nicht einfach eine Kompanie, bei der uns der Choreograf etwas aufträgt, was wir dann machen, sondern das Stück ist von uns allen. Jeder hat seinen eigenen Teil darin, es ist total unseres.“ Das allererste Mal vor Publikum konnten die Jugendlichen ihr Werk dann am 15. August 2021 im Alten Schlachthof in Eupen präsentieren und erhielten viel positive Resonanz. Außerdem wurde die Tanzgruppe mit dem Stück für den Fritz-Wortelmann-Preis für Figurentheater der Stadt Bochum nominiert. Ein Wettbewerb, bei dem die Jugendlichen zwischen schon erfahreneren und länger bestehenden Jugendclubs quasi als Newcomer gelten. Weiterhin geprobt wird für den 7. November 2021 wiederum im Alten Schlachthof in Eupen. Dorthin wurde die Dido Dance Company nämlich eingeladen, als Jugendensemble im Rahmen von fiGUMA, einem internationalen Festival für Figurentheater, mit ihrem Stück aufzutreten. Darauf freuen sich alle sehr, denn so haben sie die Möglichkeit, noch einmal dem heimischen Dreiländereck von ihren „Tales in the Dark“ zu erzählen. Infos: fithe.be/index.php/de/vermittlung/ tales-in-the-dark