KiZ-ePaper Nr. 31/2022

Page 21

KirchenZeitung Diözese Linz

Kunst & Kultur 21

4. August 2022

Kirch’Klang 2022

FÜR SIE GELESEN

Mut zur Veränderung

An den Gestaden des Wortes

Diesen Sommer findet das Kirch’Klang Festival im Salzkammergut statt. Für das im Rahmen dieses Festivals gefeierte Konradfest hat Pfarrer Ernst Wageneder einen Text über das Leben des seligen Abtes Konrad von Mondsee verfasst. STEFANIE HINTRINGER

Inspirieren ließ sich Pfarrer Ernst Wageneder beim Schreiben seines Textes unter anderem von der Gegenwart. Wie die Kirche heute, standen der selige Abt Konrad (1100–1145) und das Kloster Mondsee vor einer Phase der Veränderung. Konrad, der, bevor er nach Mondsee kam, Mönch in Siegburg bei Köln war, bekam die Siegburger Reform hautnah mit. Diese Reform sollte dem klösterlichen Leben neuen Schwung geben. Abt Konrad von Mondsee stand diesen Veränderungen positiv gegenüber und ging, wie Pfarrer Ernst Wageneder betont, bewusst radikal dabei vor: „Er war ein Mann mit Ecken und Kanten, der eine gute Ausbildung genießen durfte, sehr zielstrebig war und den Mut hatte, Traditionen neu zu definieren.“ Genau diese Eigenschaften bewundert Wageneder an Konrad von Mondsee. Diese Qualitäten würden der Kirche heutzutage oft fehlen: „Der Text ist auch eine Kritik an der Kirche heute, die orientierungslos und ängstlich geworden ist“, erläutert Wageneder. Eine weitere Inspirationsquelle war Wageneders Liebe zur Sprache. Das Schreiben des Textes war „wie eine Expedition in ein Abenteuer hinein“, sagt er. Pfarrer Ernst Wageneder wollte etwas schreiben, um Sprachräume zu öffnen, die sich mit der Vergangenheit und Gegenwart beschäftigen. Von der Inspiration gepackt, schrieb Wageneder den Text, wie er erzählt, „in einem Guss durch“. Konradfest. Zu hören ist der Text im Rahmen des Kirch’Klang Festivals, das heuer zum zweiten Mal stattfindet. Das Festival soll das kulturelle Erbe der Region erlebbar machen. Ein Höhepunkt des Festivals ist auch in diesem Jahr das Konradfest, das am 7. August in der Filialkirche St. Martin in Oberwang gefeiert wird. Die Filialkirche ist auch unter dem Namen Konradkirche bekannt. Die Künstlerin Lydia Roppolt, die heuer ihren 100. Geburtstag gefeiert hätte, rief dort im Jahr 1988 das Konradfest ins Leben, das danach jährlich Anfang August bis zum Jahr

Pfarrer Ernst Wageneder ist Kurat für pastorale Innovation und Referent für Tourismuspastoral, Wallfahrtsseelsorge und missionarische Pastoral. Als langjähriger Pfarrer von Mondsee (bis 2021) war er Mitbegründer des Festivals Kirch‘Klang. CHRISTINE BRUGGER

2005 stattfand. Das Fest bildete ein Zentrum neuer Sakralmusik, zu dem Komponist/innen neue Werke schufen. Diese Tradition wird heuer mit Uraufführungen von Tanja Elisa Glinsner und Marco Lemke fortgesetzt. Für Lemkes Werk „Zerstreuter Schatten – Nachtgeschrei“ schrieb Pfarrer Ernst Wageneder seinen Text über ausgewählte Lebensphasen des Konrad von Mondsee. Veränderung. Mit seinem Text möchte Pfarrer Ernst Wageneder den Besucher/innen und kirchlichen Entscheidungsträger/innen auch etwas auf den Weg mitgeben: „Wenn wir im Leben bemerken, dass wir Angst bekommen und diese Angst größer ist als der Mut, etwas zu verändern, müssen wir zu der Erkenntnis gelangen, dass etwas anderes wichtiger ist als diese Angst und uns nicht von ihr leiten lassen.“ Der selige Abt Konrad von Mondsee, der sich nicht von der Angst beherrschen ließ, scheint dafür das richtige Vorbild zu sein.

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Programm: www.kirchklang.at Zu hören ist die Kantate am 7. August um 15 Uhr.

Wie man Gelesenes ins eigene Leben knüpfen kann, zeigt Brita Steinwendtner in ihrer Neuerscheinung „An den Gestaden des Wortes“ auf schönste Weise. In elf Porträts finden sich Leben, Werk und Dichterlandschaften – von H. C. Artmann bis Carl Zuckmayer – verwoben mit Steinwendtners eigenem Erleben. Dazu hat sie wichtige Stationen besucht. Mit Adalbert Stifter verbindet sie vor allem das Salzkammergut. „Wenn ich Stifter lese, schaue ich anders. Tiefer.“ In dessen „vielstimmig komponierten Sprachmelodien in Dur und in Moll“ spürt sie der Größe und Tragik seines Lebens nach. Eines der Porträts widmet die Autorin der fast vergessenen Mechtilde Lichnowsky, die in der literarischen Szene der Zwanziger- und Dreißigerjahre des letzten Jahrhunderts vernetzt und bekannt war, ehe ihre Karriere von den Nationalsozialisten zerstört wurde – so wie auch jene von Walter Benjamin. Dessen Fluchtweg über die Pyrenäen folgt sie, ehe sein Weg und Leben im spanischen Portbou ihr erschütterndes Ende fanden. Der Autorin gelingt es, Leben und Werk ihrer Protagonist/innen berührend darzustellen. Das Buch über Literatur ist selbst Literatur. Britta Steinwendtner – Autorin, Journalistin und langjährige Intendantin der Rauriser Literaturtage – feiert am 3. August ihren 80. Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch. MARIA FELLINGER-HAUER

Brita Steinwendtner, An den Gestaden des Wortes. Otto Müller Verlag 2022, 384 Seiten, € 27,– ISBN: 978-3-7013-1298-6


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