Leseprobe druckstaueffekt

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Buch: Druckstaueffekt – Soundcheck: Berlin | Sabine Wirsching www.visionbakery.com/druckstaueffekt ............................................................................................................. Fundingtitel: Druckstaueffekt – Soundcheck: Berlin Genre/Tags: kein Liebesroman, Berlin, Rock’n’Roll Manuskript: abgeschlossen Format: 11 x 18 Visuals: Zeichen: ± 348.200 ␣
 Diese Leseprobe entspricht nicht der Gestaltung und dem Satz der Publikation.

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„In the space where your brain and your heart collide You're convinced there's a practical place that you can hide. And you laugh at the bellhop – hysterical.“ Amanda Palmer, Berlin Prolog

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Von Vorspiel hat er keine Ahnung. Seine Hände sind rau, voller Hornhaut. Es tut weh, dass er mit immer mehr Fingern zwischen meinen Beinen herumstochert. Als er seine Hand plötzlich vorstoßen lässt, reißen die scharfen Kanten seiner Nägel schmerzhafte Spuren auf meiner Haut. Ich schlage seine Hände weg von mir. Er lacht. – So magst du‘s also!

Mit Gewalt greift er meine Hände und drückt sie über meinem Kopf ins Kissen. Mit der freien Hand kratzt er jetzt über meine Brüste. Über den Bauch. Er rammt sein Knie zwischen meine Beine und zwingt meine Oberschenkel auseinander. Grinst mich noch einmal an und stopft seinen Schwanz hart in mich hinein. In mir krampft sich alles zusammen. Kein Gummi, das ist alles, was ich denke. Nicht safe! Ich habe es dir versprochen, und das hier ist nicht sicher. Ich will es nicht, ich will ihn überhaupt nicht, ich will nicht mit ihm schlafen, er darf das nicht, ich erlaube das nicht!


Buch: Druckstaueffekt – Soundcheck: Berlin | Sabine Wirsching www.visionbakery.com/druckstaueffekt Ich schreie. Spanne all meine Muskeln an, trete nach ihm, winde mich unter ihm, mit aller Macht. Er klemmt meine Beine ein, stößt, keucht. Seine Hand hält meine wie ein Schraubstock, ich kann sie nicht lösen. Mich nicht befreien. Seine Schulter! Ich beiße ihn, so fest ich kann. Er darf das nicht – dieser Gedanke füllt meinen Kopf aus. Und ich denke an dich. Plötzlich wünsche ich mir, das alles wäre nicht passiert – und weiß dabei, dass ich doch nur dem Moment entkommen möchte.

Kapitel 1: Du und Ich I. Sie liebte ihr Haus. Die Sonne schien durch ihre Fenster und durchflutete die hohen Räume. Draußen ein grüner Garten, Wärme auf ihren Gliedern, Stille um sie. Ruhig schritt sie durch die Zimmer, durch Tag und durch Nacht. Mit den Händen strich sie über Stühle, Tische, Schränke, alles gehörte ihr. Sie berührte warmes Holz, kühles Messing, weiche Kanten, alles unverrückbar und eins. Sie erfreute sich an Schönheit und Ordnung, saß und schaute durch ihre Fenster in die Welt. Hier hatte sie die Kraft, die Herrlichkeit und ihr Wille geschah. Monatelang lebe ich wie ein Automat. Ich arbeite, schlafe und abends schaue ich neben dir in den Fernseher. Jeder Tag ist gleich grau, leer und trostlos. Ich fühle eine unbestimmte Traurigkeit, die sich von meiner linken Seite her ausbreitet. Unter meinem Schlüsselbein scheint ein schwarzes Loch zu liegen, das alle Gefühlsregungen aufsaugt. Übrig bleibt – nichts. Ich funktioniere, bringe mich durch jeden Tag und vielleicht merken die meisten es mir nicht einmal an. Aber jeder Schritt, jedes Wort, jedes Lächeln strengt mich an. Das war nicht immer so. Ich erinnere mich gern daran, wie wir uns kennengelernt haben. Ich war leichtsinnige 18, es war auf einer Party und du warst der entfernte Freund eines Freundes. Er stellte uns vor und du hast mir sofort gefallen. Groß, mit schlaksig langen Gliedmaßen und hellen Augen. Du hast mich angelächelt und dann sind wir zu Punkrock und Metal über die Tanzfläche gerempelt, bis wir durchgeschwitzt und erschöpft waren. Es wurde schon hell, als wir uns vor die Tür gesetzt haben, Wir haben geraucht und geredet als hätten wir uns schon immer gekannt. Damals hatte ich mein erstes Mal noch vor mir, nicht mal richtig geküsst hatte ich, auch darüber haben wir gesprochen, und vermutlich hätte jeder andere in diesem Moment seine Chance genutzt. Du nicht. Du hast mir geraten, auf einen zu warten, der sich lohnt. Wir sind Freunde geworden an diesem Abend. Wir gingen zusammen auf Partys, quatschten bis in die Morgenstunden und schliefen danach im selben Bett, ohne uns zu berühren. Ich mochte deine offene Art ebenso wie deine körperliche Gegenwart, wenn du im Spaß den Arm um mich gelegt hast. Dass daraus mehr werden könnte, daran habe ich trotzdem nie gedacht. Viele Jahre lang. Du hattest Freundinnen und ich wurde meine Jungfräulichkeit los – mit einem, der verliebt in mich war und mit dem ich ein paar Jahre zusammenblieb.


Buch: Druckstaueffekt – Soundcheck: Berlin | Sabine Wirsching www.visionbakery.com/druckstaueffekt Irgendwann bist du nach Berlin gezogen, ich ging zum Studieren nach Kiel, und ab und zu telefonierten wir. Bei einem dieser Telefonate hast du mich eingeladen, dich zu besuchen – ich war noch nie in Berlin gewesen. Ich werde nie vergessen, wie ich mit meiner Tasche zu deiner Wohnung im sechsten Stock hochgestiegen bin. Keuchend, Altbau. Ich bog um den letzten Treppenabsatz und oben vor der Tür standest du. Deine Augen, dein Lächeln, deine Wiedersehensfreude – plötzlich war ich verliebt. Als du mich zur Begrüßung umarmt hast, waren wir schon keine Freunde mehr.

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An dieses erste Berlin-Wochenende erinnere ich mich nur in Momentaufnahmen. Du hast mir die Stadt gezeigt, den Fernsehturm, das Rote Rathaus am Alexanderplatz, den Neptunbrunnen, und die von Touristen völlig überlaufenen Hackeschen Höfe. Wir haben in einem Park in der Sonne gesessen, du hast den Kopf in meinen Schoß gelegt wie schon tausend Mal vorher und mit den frischgeschlüpften Schmetterlingen im Bauch fand ich das schöner als Kastanienallee und Mauerpark zusammen.

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Abends haben wir im Prenzlauer Berg einen Burger gegessen und sind tanzen gegangen, ins Knaack. Damals gab es diesen Club noch – durch einen Hinterhof verbundene Floors in weitläufig kahlen Gebäuden. Als wir morgens zu dir nach Hause gefahren sind, war es schon hell und ich bin in der S-Bahn mit dem Kopf auf deiner Schulter eingeschlafen. Im Bett lagen wir Fuß an Kopf, ohne Berührung. Später hast du mir erzählt, dass du mich schon zur Begrüßung an der Tür am liebsten geküsst hättest. Dass es für dich den Moment des Verliebens nicht gab, weil ich für dich vom ersten Moment an die Eine war. Als ob wir uns immer gekannt hätten. Und geküsst haben wir uns erst viel später. Am nächsten Tag war das Wetter grau, wir hatten keine Lust mehr auf Stadtbesichtigung und haben uns im Bett herumgedrückt, Asterix-Filme geschaut und Eis gegessen, bis ich abends wieder zum Bahnhof musste. Auf dem Weg zur S-Bahn fing es an zu regnen. Zuerst ein paar Tropfen, dann folgte ein Platzregen, der uns in wenigen Sekunden durchnässte und uns in den nächsten Hauseingang springen ließ. Wir schauten uns an, von deinen Haaren lief dir das Wasser über die Stirn, die TShirts klebten an uns und der Moment wäre wie geschaffen gewesen für einen ersten Kuss. Aber Hollywoodmomente waren nie unser Ding. Stattdessen mussten wir lachen. Und laufen, um die Bahn zu erwischen. Ich habe meinen Zug bekommen, zum Abschied haben wir uns umarmt und ein paar Wochen später hast du mich in Kiel besucht. In meiner Küche haben wir uns das erste Mal geküsst, beim Pizzabacken, zwischen Zwiebelringen und Paprikastreifen. Ganz unspektakulär und alltäglich, als wären wir längst zusammen. Fünf Jahre ist das jetzt her. Niemand akzeptiert meine Fehler, meine Eigenarten, mit mehr Zuneigung als du. Nie habe ich von einem Mann mehr Wärme erfahren als von dir. Und du bist respektvoll. Respekt – ein


Buch: Druckstaueffekt – Soundcheck: Berlin | Sabine Wirsching www.visionbakery.com/druckstaueffekt altmodisches Wort und in meinen Beziehungen bis dahin nicht all zu häufig. Aber du respektierst mich – du beherrschst deinen Tonfall, unterstützt meine Entscheidungen und hast trotzdem deinen eigenen Kopf. Den du ohne laut zu werden vertreten kannst. Weil wir seit unserem ersten Abend über alles reden können.

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Nach einem Jahr Fernbeziehung schloss ich mein Literaturstudium ab und zog zu dir. Nach Berlin und mit so vielen Träumen wie Umzugskisten im Gepäck. Ich hatte davon geträumt jeden Tag mit dir zu leben. Und eine Zukunft mit dir aufzubauen. Familie, Kinder, ein Haus im Grünen. Das war unser Plan.

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Ich hatte sorgfältig gepackt, meine Kisten und Möbel kamen heil an, kein Teller, kein Glas zerbrach auf der Fahrt. Unser Zusammenleben lief gut. Es war schön, jeden Morgen mit dir aufzuwachen, jeden Abend mit dir einzuschlafen. Es war schön, für dich zu kochen. Mich auf dem Sofa an dich zu lehnen. Den Alltag mit dir zu teilen. Pläne für eine leuchtende Zukunft zu schmieden.

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Mein Job in einer Buchhandlung machte mir Spaß – ich hatte meine eigene kleine Abteilung, für die ich den Ein- und Verkauf plante, Schaufenster dekorierte und Lesungen organisierte. Jeden Tag neue Kunden, neue Geschichten, neue Gesichter; aufräumen, einlesen, beraten, erklären. Ich habe mich nie gelangweilt und es fiel mir leicht, lächelnd auf jeden Menschen zuzugehen. Du hast mir deine Freunde vorgestellt und wenn du sonntags mit ihnen Basketball spielen gegangen bist, habe ich mich mit ihren Freundinnen getroffen. Wir sind über den Mauerparkflohmarkt gebummelt, haben in Cafés geplaudert und wenn die Jungs abends wieder da waren, haben wir zusammen gekocht und Mensch-ärgere-dich-nicht gespielt. So habe ich auch Jana kennengelernt. Ein paar Monate lang war sie mit Marc, dem Stillsten unter deinen Freunden zusammen – ein Gegensatzpaar, denn Jana ist temperamentvoll und schlagfertig. Am Anfang haben wir uns vor allem über Bücher unterhalten, wir mochten beide John Irving und waren immer auf der Suche nach neuen absurden Romanen. Als sie sich von Marc trennte, wurde aus der Bekanntschaft eine echte Freundschaft – wir trafen uns nun oft allein, um bei ihr zu kochen, zu reden oder um einfach auf ihrem Balkon zu sitzen und die Beine in die Sonne zu strecken. Mit dir blieb an den Wochenenden nicht viel gemeinsame Zeit, denn am Samstag musste ich arbeiten. Was wir hatten, haben wir genutzt: Wir waren klettern, im Kino oder sind rausgefahren nach Brandenburg. Spazierengehen, oder schwimmen an einem der kleinen Seen. Wenn ich mal frei hatte, sind wir tanzen gegangen. Es gibt viele Fotos aus unserer Kennenlernzeit, von unseren ersten Monaten als Paar. Auf fast jedem Bild hast du den Arm um meine Schultern gelegt. Du kannst das – denn ich bin vielleicht groß, aber du bist größer. Mit meiner Schulter passe ich perfekt unter deinen Arm. Wie ein Puzzlestück. Du bist im Sommer braungebrannt und ich immer weiß, deine Haare sind stoppelig kurz und schwarz, meine sind lang und rot. Diese Farben leuchten als Dauerkontrast


Buch: Druckstaueffekt – Soundcheck: Berlin | Sabine Wirsching www.visionbakery.com/druckstaueffekt auf jedem Bild. Gestritten haben wir kaum, wir konnten immer Lösungen für all die kleinen Haushalt-AlltagPärchenprobleme finden. Als Einzelkind neige ich dazu, dickköpfig und stur zu sein, während du als einer von drei Geschwistern Erfahrung im Kompromissemachen hattest. Wenn ich meine Ruhe wollte, bist du allein losgezogen. Wenn ich auf Dauer zu einsiedlerisch wurde, wusstest du, mit welchen Worten du mich aus meiner Muffelecke herauslocken konntest. Bis vor ein paar Monaten.

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Von einem Tag auf den anderen funktionierten deine Worte nicht mehr. Abends nach der Arbeit bin ich müde, meine Füße sind schwer und ich will nur noch auf dem Sofa sitzen. Ausruhen. Vor mich hinstarren. Oder früh ins Bett gehen und mir die Decke über den Kopf ziehen. Manchmal mache ich das jetzt direkt nach der Arbeit. Ich komme nach Hause und gehe ins Bett. Ich sage nicht hallo, ich esse nicht, ich ziehe mich nicht einmal aus. Und ich schlafe auch nicht. Ich liege da und starre die Wand an. Du kaufst mir Schokolade. Du kochst Suppe und holst mein Lieblingsobst vom Markt. Du bringst Kino- und Konzertkarten mit, du versuchst mich zum Lachen zu bringen und du lädst Freunde ein. Ich esse nicht. Ich schiebe deine Mitbringsel vom Bettrand und drehe mich zur Wand. Ich stehe nicht auf, wenn Besuch kommt, und wenn, dann sitze ich mit steinernem Gesicht mit am Tisch. Ich spüre nichts als Müdigkeit und meine bleischweren Füße nach einem langen Arbeitstag. Denn zur Arbeit gehe ich. Wenn ich morgens in der Bahn sitze, weiß ich nicht, wie ich es pünktlich aus dem Bett und ins Bad geschafft habe. Wie ein Schlafwandler bringe ich mich durch die Tage. Bücher einräumen, ausräumen, kassieren. Wenn mich Mario oder die anderen Kollegen und sogar Kunden auf mein trauriges Gesicht ansprechen, ziehe ich meine Mundwinkel so hoch wie möglich und rede etwas von viel Arbeit, Kopfschmerzen, schlecht geschlafen. Dein dreißigster Geburtstag steht vor der Tür, meiner ist nicht mehr allzu weit. Die Zukunft ist nicht länger der Horizont, nicht mehr irgendwann bald, sondern fast schon morgen. Wir sprechen nicht mehr von unseren Träumen. Ein Haus, Kinder – nichts davon erscheint mir mehr möglich. Auf der Arbeit raubt mir allein das Reden die ganze Kraft. Bausparverträge verstehen? Häuser anschauen? Unmöglich. Die Verantwortung für ein Kind? Undenkbar. Ich will ja nicht mal lächeln. Allein unter der Bettdecke zähle ich mir all die guten Dinge in meinem Leben auf: Ich habe einen Mann, der mich liebt. Wir wollen einmal ein Haus und Familie haben. Ich habe einen Job, der mich ausfüllt. Ich habe nette Kollegen, Jana, Fritzi und andere Freundinnen. Ich wohne gern in Berlin. Ich bin gesund. Man sagt sogar, ich sei hübsch. Ich kann Sport machen, spazieren oder schwimmen gehen, oder andere schöne Dinge unternehmen, wenn ich will. Aber es sind leere Worte. Ich fühle keine Dankbarkeit. Keine Vorfreude. Keine Zufriedenheit.


Buch: Druckstaueffekt – Soundcheck: Berlin | Sabine Wirsching www.visionbakery.com/druckstaueffekt Es gibt kein Glück für mich, nie mehr. Dieser Gedanke sitzt fest in meinem Kopf und brennt das schwarze Loch tiefer in meinen Brustkorb. Ich sehe keine Farben mehr, die Welt ist grau, ich bin gleichgültig gegen deine Bemühungen.

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Ein paar Wochen lang leben wir fast schweigend nebeneinander. Bis du eines Tages genug hast. Als ich abends aus der Buchhandlung schlurfe, stehst du vor der Tür. Mit einem mühsamen Lächeln im Gesicht.

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– Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll. Aber du brauchst Hilfe. Du musst dir helfen lassen.

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Ich senke den Kopf, es könnte ein Nicken sein. Ich nehme deine ausgestreckte Hand und du bringst mich zu einer Psychologin. Zerdrückst im Vorzimmer meine Hand eher als dass du sie hältst und sagst kein Wort mehr, bis wir drankommen. Dann redest du plötzlich wie ein Wasserfall, deine ganze Sorgen und Ängste um mich sprudeln aus dir raus und am Ende weinst du mehr als ich. Ich drücke deine Hand jetzt ganz fest und zum ersten Mal seit langer Zeit spüre ich wieder ein Gefühl. Mitleid.

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Ich habe eine Depression, das sagt die Psychologin und das wissen wir beide. Längst. Ab sofort muss ich zwei Mal die Woche zur Gesprächstherapie, ich soll weiterhin arbeiten gehen, wenn ich kann, und auch du bekommst Beratungstermine. In einer Therapiestunde erwähne ich, dass ich seit ein paar Monaten eine neue Anti-Baby-Pille nehme – ich hatte plötzlich immer häufiger Migräne bekommen und der Frauenarzt hatte mir zu einem neuen Mittel mit weniger Östrogen geraten. Die Psychologin wird aufmerksam. Sie fragt nach, wie lange ich die neue Pille nehme, nach meiner Migräne, und ob mein depressiver Zustand mit der Einnahmedauer übereinstimmt. Das tut er. Acht Wochen, nachdem ich die neue Pille zum ersten Mal genommen habe, habe ich angefangen nach der Arbeit direkt ins Bett zu gehen. Migräne habe ich seitdem nicht mehr gehabt. Die Psychologin erklärt mir das Prinzip der hormonellen Depression: Östrogen erhöht die Konzentration von Glückshormonen und weiteren Botenstoffen im Gehirn. Ein Zuviel kann Migräne, ein Mangel Depressionen verursachen. Viele Frauen litten deswegen unter unbegründeten Ängsten und Traurigkeit, ich sei kein Einzelfall. Allerdings sei es ein Problem, das meist verdrängt würde. – Die meisten Frauen machen sich gar keine Gedanken darüber, dass sie mit der Pille jeden Tag nicht nur ihren Körper, sondern auch ihren psychischen Zustand manipulieren. In vielen Fällen geht es ja auch gut. Oder auch nicht. Wie bei mir. Seltsamerweise erleichtert mich am meisten, dass es vielleicht eben doch einen Grund für meine Traurigkeit gibt. Dass ich nicht verrückt bin oder krank.


Buch: Druckstaueffekt – Soundcheck: Berlin | Sabine Wirsching www.visionbakery.com/druckstaueffekt Die Psychologin schickt mich zu ihrer Frauenärztin, gleich am nächsten Tag. Ich soll auch mit ihr sprechen, nicht nur mit meinem Arzt, bevor ich die Pille absetze. Noch einmal höre ich, dass die Traurigkeit vielleicht gar nicht meine eigene ist. Am Abend stehe ich im Badezimmer und werfe die restlichen Tabletten weg. Ich schaue die silbrig glänzenden Streifen an, mit den einzeln verschweißten kleinen Pillen. Ganz unschuldig sehen sie aus, so sauber und weiß, dass man gar nicht darüber nachdenkt, was in ihnen steckt. Seit mehr als zehn Jahren habe ich die Dinger allabendlich geschluckt. Als einfache Gleichung: eine Pille, keine Kinder, Freiheit und Unabhängigkeit, bis die Zeit stimmen würde. Mehr Gedanken habe ich mir darum nicht gemacht. Ich stopfe die Packung in den Mülleimer und knalle den Deckel zu. Schluss damit. Ich will wieder ich selbst sein, bitte, lass mich wieder ich selbst sein.

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Bis eines Morgens die Sonne nicht aufging. Kein warmer Schein kitzelte ihr Gesicht, um sie zu wecken. Nur graues Zwielicht kroch in die Räume und in den Ecken kauerten Schatten wie dunkle Tiere. Die Schatten lauerten. Belauerten sie. Stumm, dumpf und brütend hockten sie in jedem Zimmer, und wuchsen. Bedrückung und Beklommenheit dünstete aus ihren Poren, kroch in ihr Herz. Sie war voller Furcht. Sie sehnte sich nach Gesellschaft, nach Licht und Wärme. Sie irrte durch ihre Zimmer und entdeckte schließlich den Zugang zu einer neuen Kammer. Aus schwarzem Holz mit goldenen Beschlägen, schmal und geheimnisvoll. Sie wollte die Tür öffnen, doch von der Klinke ging Eiseskälte aus, Eiseskälte und eine wispernde Verlockung. Sie fürchtete sich vor dem, was sich dahinter verbergen würde. Es wurde kälter im Haus, die Schatten wurden dichter. Ihre Einsamkeit wurde größer. Ihr Herz schmerzte, die Sehnsucht nach Licht presste ihr die Luft aus den Lungen, sie schluchzte. Sie war so einsam und endlich berührte sie die Türklinke. Eine kleine Hand legte sich auf die ihre. Eine kühle Hand, winzig und ein wenig feucht. Neben ihr atmete jemand, etwas, doch sie erschrak nicht. Ein kleines Wesen drückte mit ihr die Tür auf, betrat den Raum und verbarg seinen Kopf zutraulich in ihren Röcken. Die Haut des Wesens war schuppig wie die eines Fisches, sein Haar war feucht und weich.

Kapitel 2: Ich I. Es funktioniert. Ich gehe noch ein paar Mal zur Therapie und nach wenigen Wochen ist das Loch unter meinem linken Schlüsselbein verschwunden. Stattdessen – ich finde keinen besseren Ausdruck –, geht in meinem Kopf die Sonne auf. Ich bin voller Energie, ich möchte nur noch Tanzschritte machen, und mein Himmel ist Tag und Nacht blau. Ich kann mich über alles freuen – ein Leseexemplar von einer langersehnten Neuerscheinung, eine Einladung zu einem Rockkonzert, den ersten warmen Tag des Jahres. Nach der Arbeit gehe ich nicht mehr nach Hause und ins Bett. Ich verabrede mich mit Jana oder anderen Freundinnen. Am Wochenende gehe ich mit ihnen aus, auf Lesungen, in


Buch: Druckstaueffekt – Soundcheck: Berlin | Sabine Wirsching www.visionbakery.com/druckstaueffekt Ausstellungen für Fotografie. Ich treffe mich mit Kollegen zum Spazieren in Parks, wir stöbern uns durch Flohmärkte oder sitzen mit der Sonnenbrille auf der Nase vor neueröffneten Cafés. Ich grille im Teltower Park, tanze auf Open Air Festivals auf dem Flughafengelände in Tempelhof und komme nachts spät nach Hause. Ich frage dich nicht, ob du mitkommst. Ich gehe allein. Warum? Darüber mache ich mir nicht viele Gedanken. Ich frage dich einfach nicht, weil ich kein Bedürfnis habe, dich an meiner Seite zu haben. Ich komme und gehe, ohne mich mit dir abzustimmen. Und ich genieße es, wenn mir ein Fremder bei einer zufälligen Begegnung schöne Augen macht. Ich gehe nicht fremd, auch daran denke ich nicht, doch ich genieße das Leben wieder, und dabei brauche ich dich nicht. Wenn ich nach Hause komme, schläfst du meistens schon. Am Anfang freust du dich, weil es mir wieder gut geht. Du beklagst dich nicht, wenn ich abends lange unterwegs bin. Dann bemerkst du, dass ich dich nicht einmal frage, ob du zu Verabredungen und Partys mitkommen willst. Du beginnst, Andeutungen zu machen, die ich ignoriere, und manchmal kommst du ohne Aufforderung nach, wenn ich unterwegs bin. Irgendwann lässt du es sein. Wir begegnen uns fast nur noch im Bett, zum Schlafen. Ich lasse uns hinter mir – ohne einen Blick zurück. Ich verwende keinen Gedanken mehr auf unsere Zukunft, alles, was wir uns erträumt haben, ist mit der Traurigkeit verschwunden.

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Meine Gefühle für dich haben sich verändert – das ist keine Liebe mehr. Nicht die Liebe für einen Partner. Es ist, als wäre ich wieder 18. Voll Neugier auf alles, was das Leben zu bieten hat, und als wären wir wieder nur Freunde. Ich schaue dich an und finde dich immer noch schön, ich weiß dich immer noch zu schätzen – aber die Schachtel Kondome, die wir statt meiner Pille gekauft haben, bleibt ungeöffnet in der Nachttischschublade liegen.

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Und dann sitzen wir eines Abends in der Küche. Ausnahmsweise bin ich nach der Arbeit direkt nach Hause gekommen. „Wir müssen reden“, stand in deiner SMS. Jetzt sitzen wir am Tisch, meine Hand in deiner, und schweigen. Sie öffnete die Augen. Das Zimmer schien zunächst vollständig dunkel. Erst nach und nach gewöhnten sich ihre Augen an das Dämmerlicht, und sie sah eine Kerze brennen. Die Kerze stand auf einem Schreibtisch. Ihr sanfter Schein beleuchtete ein Tintenfass, ein aufgeschlagenes Buch, Papiere – und den massigen Körper eines Mannes, der unablässig mit einer altmodischen Feder schrieb. Mit der anderen Hand schob er die Perlen eines vor ihm stehenden Abakus‘ auf und ab. Als sie sich ihm näherte, wandte sich sein haarloser Kopf auf kurzem Hals in ihre Richtung und hervorquellende Augäpfel unter geröteten Lidern musterten sie. Obwohl er sie anstarrte, trug seine Hand weiter unaufhörlich Zahlen und Zeichen in Listen ein. Hinter ihm standen Regale, gefüllt mit dicken Büchern, soweit das Auge schauen konnte. „Du kommst spät“, grunzte der Dicke zwischen bleichen Lippen. „Immerhin hast du den


Buch: Druckstaueffekt – Soundcheck: Berlin | Sabine Wirsching www.visionbakery.com/druckstaueffekt Kleinen heimgebracht.“ Sie schaute an sich herunter: Es war tatsächlich ein kleines Kind, das mit einem schüchternen Lächeln zu ihr aufblickte, die Händchen noch immer fest in ihren Rock verkrallt. Sein Gesichtchen war ebenso blass wie das des Schreibers und seine Züge ähnelten den seinen. Statt trüber, grauer Kiesel besaß der Kleine ein paar leuchtend grüne Augen, die sie vertrauensvoll ansahen.

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Als wir schließlich doch reden, beenden wir unsere Beziehung. Du sagst, dass du mich liebst und dass du froh bist, mich wieder lachen zu sehen. Aber dass du es nicht erträgst, kein Teil dieser Fröhlichkeit zu sein. Du willst nicht länger neben mir leben statt mit mir. Du sagst, ich soll mein Leben genießen. Mit wenigen Worten ist alles vorbei. Ich ertrage den Gedanken nicht, am nächsten Morgen noch neben dir zu erwachen. Du weinst, du bist so schmerzhaft allein, es ist vorbei. Ich ziehe aus. Ich verlasse unsere Wohnung noch am selben Abend und schlafe auf Janas trennungsgewohntem Sofa.

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Sie sagt, dass ich bei ihr wohnen kann, solange ich will. Ansonsten reden wir an diesem Abend nicht mehr viel. Ich will nur schlafen.

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Ich gehe zur Arbeit, ungekämmt und ungeduscht, und versteckt hinter Regalen weine ich. Bleich bin ich im Spiegel im Waschraum, aber richtig schlecht geht es mir nur, wenn mich jemand mit mitleidigen Augen anschaut. Oder wenn ich mich frage, wie es dir dabei geht. Ich bin heimatlos in Janas Wohnung, aber es fühlt sich an wie Urlaub. Keiner, auf den ich mich wochenlang gefreut habe, aber eine Zeit abseits des Alltags. Ich treibe in einem surrealen Zustand zwischen Alpträumen und einem Gefühl von Alltäglichkeit dahin, einer schwankenden Mischung aus Freiheit und Erleichterung, abgrundtiefer Traurigkeit, Besorgnis und Apathie. Nach ein paar Tagen, als ich keine saubere Wäsche mehr habe, komme ich zurück in unsere Wohnung, um die zweite Tasche von vielen zu packen. Du bist ein Schatten deiner selbst. Du bist grau im Gesicht und du sagst, dass du frierst. Ich möchte etwas für dich tun, dich trösten. Schließlich kochen wir gemeinsam, als wäre nichts geschehen. Mit den Tellern vor uns weinen wir beide und bekommen das Essen, das nach Normalität schmecken soll, nicht hinunter. Ich kann nichts für dich tun, ich lasse dich allein und fahre zurück zu Jana.

Kapitel 3: Ich II. Bei meiner nächsten Rückkehr in die Wohnung bin ich allein. Du bist über Nacht zu Freunden gefahren, und ich kann einen weiteren Tag lang bleiben. Nach Ruhe suchen, wichtigen Papieren, Lieblingskleidung. Du wirst weiter hier leben, denke ich, es ist deine Wohnung. Ich werde ausziehen, gehen, das muss ich dir noch sagen. An diesem Wochenende nehme ich für mich Abschied. Ich packe eine weitere Tasche und abends sitze ich allein vor dem Fernseher. Es läuft ein Film, etwas mit Afrika. Ich schaue nicht hin. Stattdessen starre ich auf die Fotos, die neben dem Sofa an der Wand hängen. Mir steigen Tränen in die Augen, während ich unsere glücklichen Gesichter betrachte.


Buch: Druckstaueffekt – Soundcheck: Berlin | Sabine Wirsching www.visionbakery.com/druckstaueffekt Aus den letzten Monaten gibt es keine Bilder mehr. Es gab keinen Anlass mehr für Fotos, ich wollte meine Traurigkeit nicht verewigt sehen. Wie ein Reflex kommen mir wieder Tränen. Ich weine sie nicht. Ich sollte schwermütiger sein, doch der Auszug fühlt sich zu richtig an.

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Ich schlafe unruhig in dieser Nacht, in unserem alten Bett. Am nächsten Morgen gehe ich zum Sport, schwitze mich aus. Kurz nach meinem Umzug nach Berlin habe ich begonnen, regelmäßig zum Sport zu gehen. Laufen, Zirkeltraining, Sauna. In der schlechten Zeit bin ich kaum noch hingegangen, jetzt habe ich wieder damit angefangen. Und hinterher fühle ich mich jedes Mal leicht und rein. Die gleichförmigen Bewegungen der Geräte beruhigen mich, sie erinnern mich an das langsame Wellenbrechen am Meer. Regelmäßig, regelmäßig... und nahezu unendlich. Ganz friedlich werde ich dabei.

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Als ich das letzte Mal mit dir am Meer war, im Winter, konnte ich es kaum erwarten, über die letzte Düne zu steigen und endlich das Wasser zu sehen. Riechen konnte ich es lange vorher, ein dicker, salziger Geruch. Regelmäßig, regelmäßig... die Wellen, die Gischt, das Geräusch der Muscheln unter meinen Füßen, die Wasserspuren im gefrorenen Sand – so schön, dass ich am liebsten für immer geblieben wäre. Nicht reden, nicht bewegen, nur schauen. Am Meer fühlte ich mich, als würde etwas in mir befreit Atem schöpfen.

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Atem schöpfe ich auch, während an diesem Wochenende die Zeit in der Wohnung ein letztes Mal stillsteht. Weine ich? Wahrscheinlich. Mein Kopf schmerzt. Als du wiederkommst, bin ich noch da. Du siehst besser aus, nicht mehr so grau. Wir setzen uns in die Küche und bereden, was jetzt werden soll. Du weißt, was du willst: Noch lange nicht aufgeben, was immer es bedeutet. Aber ich werde ausziehen. Ich will mein Leben leben, ohne Rücksicht zu nehmen. Dazu gehört eine eigene Wohnung und dazu gehören auch andere Männer. Vielleicht, eher wahrscheinlich. Das gefällt dir nicht. Du bist traurig, du schluckst schwer, aber am Ende akzeptierst du. Safe und ohne Gefühle, das ist deine einzige Bedingung: So bekomme und nehme ich die Freiheit, wie auch du sie bekommst. Safe und ohne Gefühle. Wir umarmen uns. Ich weiß nicht, was du denkst. Zusammen, getrennt – wir sind weder das eine, noch das andere. Beziehungspause, Nichttrennungsprobezeit, diese Begriffe sind nichts für uns. Du lässt mich gewähren, solange keine Emotion ins Spiel kommt. Kann man das versprechen? Ich denke darüber nicht weiter nach. „Spät gekommen, spät gekommen! Sie ist da und das ist alles, was zählt! Willkommen, willkommen, schöne Frau! Nur herein, herein, wir freuen uns schon lange auf dich!“ Aus der Dunkelheit schoss ein bunt gekleideter, biegsamer Jüngling auf sie zu, sein Gang eher ein Tanzen denn ein Laufen. In seinem schön geschnittenen Gesicht leuchteten unbeschwert dieselben smaragdgrünen Augen, mit denen sie auch das Kind aus ihren Rockschößen heraus ansah, und aus seinen Bewegungen blitzten so viel Temperament, Freude und Selbstvergessenheit, dass sich die Dunkelheit in seiner Nähe erhellte.


Buch: Druckstaueffekt – Soundcheck: Berlin | Sabine Wirsching www.visionbakery.com/druckstaueffekt Er verbeugte sich tief vor ihr und führte schwungvoll seinen spitzen Hut an die Brust. Wie ein Komet zog der Hut dabei eine leise Musik hinter sich her. Das bunte Gewand flackerte dazu, so dass der Jüngling immer zu tanzen schien, auch wenn seine Füße stillstanden. Lachend ergriff der Tänzer dann ihre Hand und wollte sie zum Tanz fortziehen, als aus der Tiefe des Raumes eine weitere Stimme erscholl. Müde und weitgereist klang sie, tief und besonnen. „Sie ist da, also beruhige dich.“

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Ein Krieger im dunklen Lederwams trat zu der Gruppe. An seinem Gürtel baumelte ein langes Messer, auf dem Rücken trug er einen Köcher und Bogen, und sein Schritt war lautlos. Wo das Gesicht des Tänzers fein gezeichnet war, wirkte seines kantig und hart, von Kämpfen und einsamen Wegen gegerbt. Sonne und Wind hatten ihn gezeichnet. Sie hatten auch das Rot der Wangen und Lippen gelöscht, zäh und hager sah er aus und lächelte nie. Seine Haut war dunkel, seine strähnigen Haare hielt er mit einem Band nachlässig zurück und seine Augen glühten in einem tieferen Grün.

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Wir gehen spazieren und Kakao trinken, in unserem alten Lieblingscafé. Reden über Belangloses, die Arbeit, den Frühlingsgeruch in der Luft. Dann über gemeinsame Freunde, deine Jungs, und schließlich lachen wir über Geschichten, die wir schon zusammen und mit ihnen erlebt haben. Wir reden ohne Pause, wie um zu testen, ob wir jetzt – zusammen, getrennt, was auch immer –, noch reden können.

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Dazwischen schauen wir uns immer wieder an. Deine schönen Augen. Unser Lachen, fast hysterisch. Wir erlauben uns Affären, besprechen meinen Auszug und dabei sind wir uns näher als es seit Monaten möglich war. Zurück in deiner Wohnung fallen wir nebeneinander aufs Bett, sehen uns an und denken, warum nicht? Warum sollen wir auf das verzichten, was wir früher, vor der Traurigkeit, ohne jeden Zweifel gut miteinander konnten? Wir verbringen den Rest des Tageslichts im Bett. Als ich zurück zu Jana fahre, riechen meine Hände nach dir. Drei Tage später riechen sie nach einem anderen.


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