Buch: I love New York City | Judith H. Strohm www.visionbakery.com/i-love-nyc ............................................................................................................. Fundingtitel: NYC Genre/Tags: Kurzgeschichten Manuskript: abgeschlossen Format: 11 x 18 Visuals: Zeichen: ± 276.300 ␣ Leseprobe Kapitel: I love New York City | unlektoriert
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slamische Republik Pakistan – ich trinke auf dich! Auf deine korrupten Politiker und Generäle, auf dieses gottverlassene Land, in dem der Tod lautlos aus dem Abendhimmel fällt. Auf deine verlorene Jugend. Ja, ich trinke auf dein Wohl! Trinken ist politischer Widerstand. Mit jedem Schluck stärke ich den liberalen Geist Lahores. Lahore, du Scheiß-Moloch - ich trinke auf deine versoffenen Intellektuellen. Natürlich wird der Fusel mich irgendwann umbringen. Aber bis dahin ist er das einzige, was mich am Leben hält. Ich habe meine Mutter gemalt und meine Schwestern, meine Tanten und Kusinen, wie sie sich gegenseitig das Haar kämmen, eines ihrer vaterlosen Kinder im Arm wiegen oder vor dem Haus auf einen Freier warten. Sie alle habe ich gemalt - nur Nadira nicht. Sie war auch keine Hure. Stolz war sie dennoch und auf eigentümliche Weise schön, trotz der Narbe. Ich erinnere mich an ihre schmalen Handgelenke, ihre Haut wie aus fließender Seide und eben die Narbe auf der rechten Wange - von einem Hundebiss in der Kindheit. Es war während des Monsuns, und wie immer brachte der Regen keine Abkühlung. Der Dunst stieg aus großen Pfützen. Ein Geruch von süßem Moder hing in der Luft und vermengte sich mit dem Duft des Tawa Chicken, der aus der Küche wehte. Der Getränkehändler - ein kleiner dicker Mann mit gigantischen Schweißflecken unter den Achseln - stand heftig gestikulierend auf dem Gehsteig.
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