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Interview: Kunst am Herzen

Was ein Kunstherz ist und wann er dazu rät, verrät Dr. med. Matthias Fittkau, Leitender Oberarzt der Klinik für Herzchirurgie.

Dr. med. Fittkau: Ein Kunstherz ist angebracht, wenn die Herzinsuffizienz sehr weit fortgeschritten ist und alle konservativen Maßnahmen, insbesondere die medikamentöse Therapie, ausgeschöpft sind. Die jüngeren Betroffenen stehen häufig bereits auf der Warteliste für eine Transplantation. Ein Kunstherz soll dann während der Wartezeit auf ein neues Herz die Pumpfunktion unterstützen.

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Bei älteren Patienten, für die ein Spenderherz nicht mehr in Frage kommt, wird ein Kunstherz auch dauerhaft eingesetzt.

Ein Kunstherz ist nicht für jeden Patienten, bei dem die medizinische Indikation besteht, zwingend sinnvoll. Daher legen wir Wert auf sehr ausführliche und informative Gespräche mit den Patienten und ihren nächsten Angehörigen. Dabei werden wir auch von den Kolleginnen der Klinik für Psychosomatik im Haus unterstützt.

Nach Angaben der Deutschen Herzstiftung leiden vier Millionen Deutsche an Herzinsuffizienz. Oft beginnt diese schleichend: Mit Erschöpfung oder Atemnot bei leichter Belastung und Gewichtszunahme. Je früher sie behandelt wird, umso länger kann man auch mit einem „schwachen“ Herzen ohne größere Einschränkungen leben. Bei stark fortgeschrittener Herzinsuffizienz hilft ein sogenanntes Kunstherz. (jup)

Ist ein Kunstherz denn ein Ersatzherz?

Dr. med. Fittkau: Ein Kunstherz ist kein Ersatz, sondern ein Unterstützungssystem. Eine kleine elektrische Pumpe, die an der Herzspitze in die linke Hauptkammer eingesetzt wird und zusätzlich zur linken Hauptkammer Blut in die Hauptschlagader pumpt, in der Regel zwischen vier und sechs Liter pro Minute. In seltenen Fällen kann es auch notwendig sein, dass die rechte oder beide Herzkammern unterstützt werden müssen.

Welche Vorteile hat ein Kunstherz und welche Risiken sind mit einer Operation verbunden?

Dr. med. Fittkau: „Grundsätzlich kann ein Kunstherz die Lebensqualität bei herzinsuffizienten Patienten deutlich steigern und ihnen damit wieder einen lebenswerten Alltag bescheren. Natürlich sind Komplikationen nicht ausgeschlossen. So gibt es ein gewisses Infektionsrisiko im Bereich der Austrittsstelle der Steuerleitung aus der Bauchdecke. Außerdem ist aufgrund der künstlichen Oberfläche der Pumpe eine medikamentöse Hemmung der Blutgerinnung notwendig, ähnlich wie bei einer künstlichen Herzklappe oder bei Vorhofflimmern. Grundsätzlich ist die Gefahr von Thrombembolien wie Schlaganfällen oder Blutungen gegeben.Entscheidend ist deshalb eine ausführliche Anamnese. In spezialisierten Einrichtungen wie unserem interdisziplinären Herz-Gefäß-Zentrum, wo wir regelmäßig Eingriffe dieser Art durchführen, schauen wir uns jeden Patienten ganz genau an. Das ist die Grundlage für eine passgenaue und möglichst risikoarme Therapie.

Selbsthilfe für HerzinsuffizienzPatienten

Sich austauschen mit anderen Betroffenen: Die Selbsthilfegruppe „Herzschwäche“ bietet Menschen mit Herzinsuffizienz im Großraum Nürnberg seit 2014 Unterstützung an.

Kontakt:

Winfried Klausnitzer, Tel. 0911 643 3752 selbsthilfe@herzschwaeche-nbg.de www.herzschwaeche-nbg.de

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