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Die Wechselwirkung zwischen Herz und Psyche
Leidet die Psyche, leidet auch das Herz. Die Psychokardiologie befasst sich als medizinische Spezialdisziplin mit dem wechselseitigen Zusammenhang zwischen Herzerkrankungen und psychischen Belastungen. Das Klinikum Nürnberg ist eine der wenigen Kliniken in Deutschland, in denen Psychokardiologie hoch qualifiziert angeboten wird. Die Klinik für Psychosomatik am Klinikum Nürnberg Nord und das Herz-Gefäß-Zentrum am Klinikum Nürnberg Süd arbeiten hier konsequent zusammen. (ur)
Immer wieder dieses Herz! Mal schlug es zu schnell, dann wieder zu langsam, mal hatte Dieter B. niedrigen Blutdruck, dann wieder hohen. Der heute 72-Jährige ging zum Arzt. „Ich hatte anfangs die Hoffnung, dass das ist wie bei einem gebrochenen Bein“, schildert er. „Es wird repariert und dann ist es gut.“ Doch so war es nicht. Er ging zum nächsten Arzt. Ein Spezialist riet ihm das Eine, der andere etwas Anderes. Dieter B. befolgte Ratschläge, nahm Tabletten, unterzog sich Untersuchungen und Behandlungen. Doch nichts half. „Ich wurde immer nervöser.“ Ein Teufelskreis, der sich über Jahre hinzog.
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Die Krankheitsgeschichte des pensionierten Lehrers ist ein Beispiel dafür, wie wichtig es ist, bei einer medizinischen Behandlung auch die Psyche mit einzubeziehen. Tagtäglich benutzen wir Redewendungen von Dingen, die uns „schwer im Magen liegen“, von „Schmetterlingen im Bauch“ bis zum „Herzschmerz“. Trotzdem ist den meisten Menschen nicht bewusst, wie eng das Zusammenspiel zwischen Körper und Psyche wirklich ist.
Diese untrennbare Symbiose ist buchstäblich eine Herzensangelegenheit für Prof. Dr. med. Christiane Waller vom Klinikum Nürnberg. Waller ist gleichzeitig Fachärztin für psychosomatische Medizin und Psychotherapie als auch Fachärztin für Innere Medizin und Kardiologie. Als Vorsitzende vertritt sie die Psychokardiologie in der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie und bekommt mit diesem Fachgebiet immer mehr Aufmerksamkeit von Patienten und Fachleuten.
„Egal ob Bluthochdruck oder Herzrhythmusstörungen - körperliche Krankheiten haben häufig Auswirkungen auf das seelische Wohlbefinden und können sogar Depressionen oder Panikattacken auslösen. Deshalb ist beim Gespräch mit dem Arzt der „Blick in die Augen des Patienten“ ähnlich aussagekräftig wie der auf den Bildschirm und die so genannten Werte“ weiß Prof. Dr. med. Waller.
Andersherum seien körperliche Symptome nicht selten Signale für Lebenskrisen. „Leider wird in der Medizin oft organbezogen behandelt“, bedauert Waller. Auch der Kardiologe suche primär nach der sichtbaren Ursache des Infarkts im Körper. „Die kann aber sehr vielschichtig sein – und manchmal eben auch unsichtbar.“ Im Klinikum Nürnberg arbeiten deshalb Kardiologie und Psychosomatik Hand in Hand.
Manche wie Dieter B. haben dann schon eine lange Odyssee hinter sich. Als der 72-Jährige in die Sprechstunde von Prof. Dr. med. Christiane Waller kam, litt er unter Frierattacken und Schwitzanfällen, kontrollierte ständig seinen Puls und war nervlich extrem angespannt. „Ich habe jemanden gebraucht, der mich wieder auf den Boden bringt“, erinnert er sich. „Lassen Sie sich nicht von Ihrem Herz verrückt machen“, erklärte ihm Prof. Dr. med. Christiane Waller. Dieter B. konnte den Satz schnell verinnerlichen. „Mein Herz tickt halt einfach etwas anders, aber umso mehr nütze ich meine freie Zeit und genieße sie.“
Bereits in den 1980er Jahren wurde das „Nürnberger Modell“ entwickelt. „Dabei können Patientinnen und Patienten neben der erforderlichen körperlichen Diagnostik und Therapie ihrer Erkrankung psychosomatisch und psychotherapeutisch durch Mitarbeiter unserer Klinik begleitet werden“, erklärt Prof. Dr. med. Christiane Waller. Der so genannte Konsiliar-/Liaisondienst ist über eine Kooperation fest in das Behandlungsprogramm integriert - beispielsweise bei Patienten während und nach einer Krebserkrankung, aber auch nach einer plötzlich aufgetretenen Herzerkrankung oder gar Schlimmerem.
„Wenn jemand wiederbelebt werden muss, weil sein Herz stehen geblieben ist, ist das ein einschneidendes Erlebnis, ein Trauma“, sagt Prof. Dr. med. Christiane Waller. Neben dem Organ brauche in solchen Fällen oft auch die Psyche eine Behandlung, um die Angst vor dem nächsten Infarkt, die aufsteigende Panik oder andere Nachwirkungen in Griff zu bekommen. Die Betroffenen lernen, Zusammenhänge zu erkennen und ihre Einstellung zu überprüfen. „Um sein Verhaltensmuster zu ändern, braucht man erst die Erkenntnis, dass etwas nicht richtig ist“, sagt Waller. Doch auch Patienten, bei denen keine körperliche Ursache für Herzbeschwerden gefunden werden kann, können bei Prof. Dr. med. Waller vorstellig werden.
Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Prof. Dr. med. Christiane Waller Fachärztin für Kardiologie und Psychosomatische Medizin | Psychokardiologie
Klinikum Nord, Prof. Ernst-Nathan-Straße 1, Haus 8 Vorgesprächsvereinbarung: Tel. 0911 398 7390 E-Mail: psychosomatik@klinikum-nuernberg.de
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