Komplett DAS Sauerlandmagazin zwischen Verse und Sorpe Ausgabe Frühjahr 2019

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Text Bernhard Schlütter, Fotos Martin Büdenbender

BAUERN SIND VIEL BESSER ALS IHR RUF Blick hinter die Kulissen heimischer Landwirtschaftsbetriebe Das Ansehen der Landwirte und der Landwirtschaft in der Öffentlichkeit ist stark angeschlagen. Massentierhaltung, Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, Insektenschutz und Gülleausbringung sind Schlagworte für die Kritik, die den Landwirten entgegengehalten wird. Andererseits steigt die Nachfrage nach regionalen Lebensmitteln, die möglichst auch noch aus biologischem Anbau bzw. biologischer Tierhaltung stammen sollten. Das Komplett-Magazin blickt hinter die Kulissen heimischer Landwirtschaftsbetriebe und begleitet Bauern aus der Region durchs Jahr. Dabei wird deutlich: Die Landwirte sind besser als ihr Ruf. Mit vielfältigen Maßnahmen sorgen sie nicht nur für Pflanzen- und Tierschutz, sondern pflegen und prägen unsere heimische Kulturlandschaft.

Jungbäurin Kerstin Kirchhoff: Landwirtschaft ist mein Ding Im vergangenen Herbst blühte am Rand des Plettenberger Ortsteils Bremcke ein riesiges Feld mit Sonnenblumen und Büschelblumen (Phacelia, gemeinhin auch Bienenweide genannt). Landwirt Peter Heinrich Kirchhoff hatte diese Wintersaat ausgebracht. „Der Boden wird bedeckt und dadurch geschützt. Im Frühjahr werden die Pflanzenreste untergepflügt und dienen als Humus“, erklärt Kerstin Kirchhoff. Darüber hinaus sind sie für Bienen und anderen Insekten eine willkommene Nahrungsquelle. Der Hof der Familie Kirchhoff befindet sich in Bremcke. Neben Peter Heinrich und seiner Frau Anke ist Tochter Kerstin (25) als Junglandwirtin vor drei Jahren in den

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Betrieb eingestiegen. „Landwirtschaft ist mein Ding“, hat Kerstin schon während ihrer Schulzeit festgestellt. Nach dem Fachabi ging sie in die Lehre und schloss die Fachschule in Köln als staatlich geprüfte Agrarbetriebswirtin ab. Der landwirtschaftliche Betrieb werde im Dorf akzeptiert, erzählt Kerstin Kirchhoff. Konflikte gebe es aber manchmal mit den Nachbarn der umliegenden Felder. „Wenn wir Gülle fahren oder am Wochenende mit großen Maschinen arbeiten, beschweren sich Leute über Gestank und Lärmbelästigung.“ Kirchhoffs begegnen den Beschwerden, wie die meisten Landwirte, mit Information: „Gülle und Mist sind Biodünger und besser als Chemie. Wir achten darauf, dass der Stickstoffgehalt im Boden unter den Grenzwerten bleibt.“ Und manchmal gibt es auch ein Lob für die Arbeit der Bauern. „Eine Frau hat uns gesagt, dass sie das Sonnenblumenfeld sehr gut finde.“

Kühe geben Stundenplan vor Auf dem Hof Kirchhoff stehen im Schnitt rund 60 Milchkühe. Hinzu kommt die Nachzucht mit etwa 50 Jungtieren. Die Kühe geben den Stundenplan vor. Täglich um 6 und um 17 Uhr werden sie gemolken. Das dauert jeweils etwa zwei Stunden. Von Mai bis November sind die Tiere tagsüber auf der Weide. 45 Hektar Grünland, jeweils 8,5 Hektar Ackerland für den Anbau von Mais und Getreide als Futter sowie 53 Hektar Wald, werden von Kirchhoffs bewirtschaftet. Das bedeutet 14-Stunden-Tage - auch am Wochenende.


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