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KLASSISCH Mit Eleganz und Humor

Haydn, Mozart, Beethoven – die Trias ist der Inbegriff jener musikalischen hundert Jahre ab dem ersten Viertel des 18. Jahrhunderts, deren Mittelpunkt die habsburgische Haupt- und Residenzstadt Wien darstellte. Das Sinfonieorchester widmet sich in seinen Tonhallekonzerten im März zwei grossen Werken dieser Epoche.

Wolfgang Amadeus Mozart reiste 1781 nach Wien, um als unabhängiger Musiker jenseits höfischer Verpflichtungen sein Glück zu versuchen. Damit legte er den Grundstein für den vierzehn Jahre jüngeren Ludwig van Beethoven, der später denselben Weg gehen sollte. Joseph Haydn, der wiederum ein ganzes Vierteljahrhundert älter war als Mozart, war dem jüngeren Kollegen freundschaftlich verbunden und beeindruckt von dessen Talent: «Er ist der grösste Komponist, den ich von Person und Namen nach kenne.»

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Sinfonisches Klavierkonzert

1785 war Mozart auf der Höhe seines Könnens und seines Ruhmes. Alles, was Rang und Namen hatte, strömte in seine Konzerte, wo er unter anderem seine neuesten Klavierkonzerte zum Besten gab. Zeitgleich mit der erfolgreichen Oper Le nozze di Figaro entstand in diesem Jahr sein Es-Dur-Klavierkonzert KV 482. Wie schon die vorherigen Klavierkonzerte Mozarts war dieses wieder eines mit sinfonischem Charakter. Das 35-minütige Werk zeichnet sich aus durch einen prächtigen Orchesterklang und eine grosse Fülle an Ideen, Farben, Themen und Motiven, die in klassischer Ausgewogenheit ein stimmiges Ganzes bilden. Eine feine klangliche Besonderheit weist es auf: Erstmals setzte Mozart im Orchester die Klarinetten anstelle der Oboen ein. Nur zwei Jahre später kam es zur ersten und wohl einzigen Begegnung zwischen Mozart und Beethoven. 1787 besuchte der junge Bonner Musiker erstmals Wien, um den bewunderten Mozart um Unterricht zu bitten. Als Beethoven allerdings 1792 definitiv nach Wien übersiedelte, war Mozart bereits tot, im Jahr zuvor mit nur 35 Jahren verstorben. Es war nun der bereits 60-jährige Joseph

Haydn, der stattdessen Beethovens Lehrer wurde. Der Unterricht beim Altmeister Haydn dauerte dann allerdings lediglich kurze zwei Jahre.

Beethovens «Haydn-Sinfonie» 1809, im Todesjahr Haydns, war Beethoven bereits eine Berühmtheit, alleine sechs grosse Sinfonien hatte er den Wienern bis dahin vorgelegt. Dazu, dass er die sogenannte «Wiener Klassik» zu dem machte, was sie heute ist, wäre es aber beinahe nicht gekommen: Aus Kassel, wo Napoléons Bruder Jérôme Bonaparte als König regierte, erhielt Beethoven 1808 ein lukratives Angebot, das anzunehmen er ernsthaft in Erwägung zog. Um seinen Abgang aus Wien zu verhindern, erhandelte sich Beethoven von Erzherzog Rudolph und den wohlhabenden Fürsten Kinsky und Lobkowitz, die alle zum Kreis von Beethovens engsten Gönnern und Förderern gehörten, eine Rente von grosszügigen 4000 Gulden jährlich bis zu seinem Tod. Nur durch diesen geschickten Schachzug blieb Beethoven Wien erhalten. Als ob er diesen Umstand zum Anlass genommen hat, eine besonders «klassische» Sinfonie zu schreiben, komponierte er 1812/1813 seine geradezu heitere, gar nicht «titanische» 8. Sinfonie. Hier in seiner kürzesten aller Sinfonien blitzt einem geradezu Haydns musikalischer Humor entgegen: Beethoven spielt mit den klassischen Hörerwartungen, um ihnen hier und dort eine Finte zu schlagen.

Jamie Phillips und Mélodie Zhao

Zum Konzertauftakt gibt es eine Begegnung mit dem deutschen StraussZeitgenossen Walter Braunfels, der in jüngster Zeit eine – verdiente – Renaissance erlebt. Wegen seiner jüdischen Wurzeln verlor Braunfels 1933 sein Amt als Direktor der Kölner Musikhochschu - le, 1938 folgte das Verbot zur Aufführung seiner Werke. Sein poetisches Orchesterwerk Ariels Gesang nach Shakespeares Der Sturm eröffnet dieses Tonhallekonzert, das unter der Leitung von Jamie Phillips steht. Den britischen Dirigenten wünschte sich das Sinfonieorchester nach dem begeisternden Debüt in der vergangenen Saison unbedingt zurück. Dass es schon in diesem Februar zum Wiedersehen kommt, hat allerdings einen traurigen Hintergrund: Der ursprünglich für dieses Programm als Dirigent und Solist vorgesehene Lars Vogt ist im vergangenen September einer schweren Krebserkrankung erlegen. Wir sind Jamie Phillips und der aus Greyerz im Kanton Freiburg stammenden jungen Pianistin Mélodie Zhao dankbar, dass sie dieses Programm an seiner Stelle interpretieren. (ff)

Klassisch Mozart, Beethoven, Ariels Gesang | Tonhallekonzert

Donnerstag, 16. März 2023, 19.30 Uhr, Tonhalle

Freitag, 17. März 2023, 19.30 Uhr, Tonhalle Einführung jeweils um 18.30 Uhr

Jamie Phillips, Leitung Mélodie Zhao, Klavier

Walter Braunfels, Ariels Gesang (nach Shakespeares The Tempest) op. 18

Wolfgang Amadeus Mozart, Konzert für Klavier und Orchester Nr. 22 Es-Dur KV

482

Ludwig van Beethoven, Sinfonie Nr. 8 F-Dur op. 93

Gern gesehener Gast auf Europas Konzertpodien: der britische Dirigent Jamie Phillips

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