UM!SCHAU

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Vorwort

Stückaufträgen, die die Auseinandersetzung mit Schweizer Themen in den Vordergrund gerückt haben, oder die Beteiligung an Förderprogrammen für Autor*innentheater, wie dem DRAMENPROZESSOR oder dem Stück Labor, die das Autor*innenentheater in der Schweiz gezielt und aktiv fördern.

Als der gebürtige St.Galler Jonas Knecht in der Spielzeit 2016/2017 seine Aufgabe als neuer Schauspieldirektor antrat, war es nach zwanzig Jahren in der Wahlheimat Berlin eine Rückkehr an den Ort seiner Kindheit. Sein Blick auf die Heimat sei in diesen zwanzig Jahren sicher ein anderer geworden, äusserte er sich damals. Nüchterner, distanzierter, aber auch sehnsüchtiger: nach der Landschaft, den Bergen, nach der Eigenheit der Menschen, nach ihren Geschichten.

Insbesondere diese Sehnsucht hat die Zeit seines Schaffens in St.Gallen geprägt. Sei es durch die Vergabe von

So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass der Schauspieldirektor seine letzte Spielzeit mit einer Inszenierung im UM!BAU beschliesst, in der es um eine Schweizerin geht, die schon zu Lebzeiten eine Legende wurde: Paula Roth. Sie machte sich als Geschichtenerzählerin, Heilerin und Künstlerin einen Namen. Sie fiel aus dem Rahmen der gesellschaftlichen Norm, war eine Aussenseiterin, kämpfte sich durchs Leben, kraftvoll und unbeirrt. Man nannte sie die Hexe vom Albulatal, denn dort betrieb sie seit 1962 das abgelegene Gasthaus Bellaluna. Die Menschen, unter ihnen auch zahlreiche Prominente, kehrten gerne bei der etwas wunderlichen Paula ein, feierten ausgelassene Feste und lauschten den Geschichten der eigensinnigen

und streitlustigen Thurgauerin. Dass sie den Banken nicht traute und ihr Geld lieber in Dosen und Strümpfen im Haus versteckte, erzählte sie bereitwillig jedem. Diese Redseligkeit wurde ihr am 18. April 1988 zum Verhängnis. Für nur 2500 Franken wurde Paula Roth mit 12 Messerstichen in ihrem Haus getötet. Mit der musiktheatralischen Séance Selig sind die Holzköpfe! wird sich Jonas Knecht vorerst vom St.Galler Publikum verabschieden. Lassen Sie sich die Uraufführung am 1.April keinesfalls entgehen.

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The Time of Our Singing –Der Kampf ist noch nicht zu Ende

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Das Faszinosum der (Un-)Schönheit

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Auf den Spuren der «Hexe aus dem Albulatal»

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Im Zeichen der Wiener Klassik

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Das legendäre Emerson String Quartet auf Abschiedstournee

8 Äneas Humm lädt zur Liedmatinee – der Theaterchor besingt den Frühling

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Eine neue Klangdimension im Sinfonieorchester

10 Kurz und knackig notiert

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Dank an unsere Sponsoren

ALLE KoNNEN MITMACHEN.

INFOS GIBT’S AUF SEITE ODER HIER

12 Veranstaltungskalender

März 2023
NEIN, DAS PUBLIKUM! DAS WIRD DIE KAMPAGNE ZUR RuCKKEHR INS SANIERTE THEATER.
SO
VIELE NEUE ENSEMBLEMITGLIEDER?

THE TIME OF OUR SINGING Der Kampf ist noch nicht zu Ende

Vor dem Hintergrund der Rassentrennung der amerikanischen Nachkriegszeit erzählt die Oper The Time of Our Singing vom Schicksal der Strom-Familie: Joe, Joseph, Ruth und ihren Eltern David und Delia. David ist weiss, Delia Schwarz. Ihre Ehe: eine unerwünschte Seltenheit in den 1940ern. Sie lernten sich bei einem Konzert von Marian Anderson kennen. Die konservative Frauenvereinigung Daughters of the American Revolution verhinderte einen geplanten Auftritt der Schwarzen Altistin vor der Constitution Hall in Washington aufgrund ihrer Hautfarbe. Das Konzert fand schliesslich vor 75 000 Menschen vor dem Lincoln Memorial statt, Millionen verfolgten es über das Radio. Es wurde zu einem Meilenstein im Kampf der Schwarzen Bürgerrechtler.

Nach fast 250 Jahren Sklaverei, nach dem Ende des Bürgerkriegs, hatte der Kampf um die Gleichberechtigung der Schwarzen Bevölkerung der USA gerade erst begonnen. Kaum waren ökonomische und politische Rechte errungen, wurden sie mit den von weissen Südstaaten-Demokraten initiierten JimCrow-Gesetzen wieder genommen und die Rassentrennung eingeführt. Bei Verstössen gegen die Jim-Crow-Gesetze, bei (oft unhaltbaren) Vorwürfen und zum Teil grundlos, wurden die mutmasslich Schuldigen gelyncht, häufig von Organisationen wie dem Ku-Klux-Klan. Zur Zeit des Ersten Weltkriegs zog es aufgrund der durch zahlreiche neue Fabriken entstandenen Arbeitsmöglichkeiten einen grossen Teil der Schwarzen Bevölkerung in die Grossstädte der USA. Dort entwickelten sich kulturelle Zentren wie im New Yorker Stadtteil Harlem, der zu einem Mekka des Schwarzen Amerika wurde und Raum für Kunst und Antrieb für politische und soziale Bewegungen gab.

Double victory, at home and abroad Als Schwarze Bürger der USA im Zweiten Weltkrieg für ihr Vaterland in den Krieg zogen, wurde einmal mehr die Ungerechtigkeit in ihrer Heimat deutlich. Mit der Kampagne «Double V» kamen neue Protestbewegungen auf, die schliesslich Erfolge verzeichnen konnten und fairere Jobbedingungen schufen. 1954 wurde durch einen Gerichtsentscheid die Rassentrennung in Schulen aufgehoben, doch der Beschluss konnte nicht durchgeführt werden: Weisse Eltern weigerten sich, ihre Kinder zur Schule zu schicken, und zeigten damit, dass selbst politische Anweisungen und Gesetze gegen den Rassismus in der Bevölkerung nur schwer ankommen.

I have a dream

Mitte des 20. Jahrhunderts organisierte die Schwarze Bevölkerung eine der erfolgreichsten Protestbewegungen, die die USA jemals sah. Eine Kombination aus gewaltlosen, massenbasierten

Protesten und zivilem Ungehorsam erwies sich als erfolgreich. Als Rosa Parks 1955 ihren Platz im Bus nicht für einen weissen Fahrgast räumen wollte und daraufhin verhaftet wurde, war dies der Anstoss für Martin Luther King Jr., den Montgomery Bus Boycott, einen Protest gegen die Segregation, zu organisieren. Als der 14 Jahre alte Emmitt Till 1955 gelyncht wurde, weil er angeblich einer weissen Frau hinterherpfiff, wählte seine Mutter bei der Beerdigung einen offenen Sarg, sodass sich niemand den

geschlagen und ging als ein «Bloody Sunday» in die Geschichte ein. Die Aktionen hatten jedoch die Aufmerksamkeit der amerikanischen Bevölkerung und der Politik gewonnen und es wurden endlich Erfolge in der Gesetzgebung verzeichnet. Der Kongress beschloss 1964 den Civil Rights Act und 1965 den Voting Rights Act: Diskriminierung aufgrund der Hautfarbe sowie die Rassentrennung wurde verboten, die Jim-Crow-Gesetze ausser Kraft gesetzt und eine gleiche Beteiligung bei den Wahlen gewährleistet. 1967 wurde schliesslich die letzte Regelung gegen Mischehen ausser Kraft gesetzt.

The Time of Our Singing

Oper von Kris Defoort und Peter van Kraaij

Premiere

Samstag, 11. März 2023

19 Uhr, UM!BAU

Öffentliche Probe

Mittwoch, 1. März 2023

18.45 Uhr, UM!BAU, Eintritt frei

Leitung

Musikalische Leitung: Kwamé Ryan

Inszenierung: Ted Huffman

Bühne: Johannes Schütz

Kostüm: Astrid Klein

Choreografie: Alan Barnes

Spuren der Brutalität, die Emmitt erleiden musste, entziehen konnte. Seine Mörder wurden von einer weissen Jury freigesprochen. Dies war der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte: Eine ganze Generation junger Menschen engagierte sich und führte Anfang der 1960er eine Reihe friedlicher Proteste durch. 1963 beschwor King in seiner berühmten «I have a dream»-Rede das Ideal eines Amerika, das Heimat für jeden, ganz gleich welcher Hautfarbe und Herkunft, sein sollte. Diese symbolträchtigen, weit beachteten Aktionen wurden jedoch von Gewalt begleitet: 1965 wurde eine Demonstration in Montgomery, Alabama, von Seiten der Polizei brutal nieder -

Say it Loud, I’m Black and I’m Proud! Unter dem Namen Black Power entwickelte sich nun eine Bewegung, die kulturelle Aussagekraft und politisches Engagement verband, sei es durch Musik, Frisuren, Essen oder Kleidung, die afrikanische Elemente enthielt. Ab 1966 kam die Black Panther Party ins Spiel und nahm im Gegensatz zur bisher friedlichen Protestbewegung eine radikale Haltung ein und scheute auch den Waffeneinsatz nicht. Das brutale Verhalten der Polizei und die ausbleibenden Strafen für den Mord an Schwarzen Menschen rückte ab den 1980ern in den Fokus der Diskussion um Rassismus. Die Black-Lives-Matter-Bewegung entstand, nachdem der unbewaffnete Michael Brown 2014 von der Polizei erschossen wurde und auch hier eine Strafe ausblieb.

I can’t breathe

2020 starb George Floyd bei einer Festnahme durch die Polizei. Der Polizist Derek Chauvin kniete auf seinem Hals, um ihn ruhig zu stellen. Immer wieder sagte Floyd «Ich kann nicht atmen», und auch die Umstehenden versuchten Chauvin dazu zu bewegen, von Floyd abzulassen, doch nach über 9 Minuten verstarb Floyd. Dieser Vorfall sorgte für die grössten Proteste seit den 1960ern und motiviert bis heute Menschen aller Hautfarben, allen Alters und aller Klassen, auf die Strasse zu gehen – und zeigt: Der Kampf ist noch nicht zu Ende. (cd)

Licht: Bernd Purkrabek

Video: Pierre Martin

Sounddesign: Vincent De Bast

Szenische Einstudierung:

Damien Tresanini

Studienleitung: Stéphane Fromageot

Einstudierung Jugendchor: Terhi Lampi

Dramaturgie: Caroline Damaschke

Regieassistenz: Sebastian Juen

Besetzung

Delia Daley: Claron McFadden

William Daley: Mark S. Doss

David Strom: Kristján Jóhannesson

Jonah: Joshua Stewart

Joey: Markel Reed

Ruth: Naomi Simmonds

Lisette Soer: Jennifer Panara

Pianist: Kunal Lahiry

Robert (Tänzer): Hervé Loka

Jazzquartett

Adrian Pflugshaupt, Tenorsaxophon

Jérémie Krüttli, E-Bass

Mischa Cheung, Klavier

Maximilian Näscher, Drumset

Jugendchor des Theaters St.Gallen

Sinfonieorchester St.Gallen

Statisterie des Theaters St.Gallen

Weitere Vorstellungen

19./21. März 2023

19./21./23. April 2023

2 MUSIKTHEATER
Meilenstein der Bürgerbewegung: Marian Anderson vor dem Lincoln Memorial.

Faszinosum (Un-)Schönheit

BEAST AND BEAUTY

Am 16. März feiert die neue Tanzproduktion Beast and Beauty Premiere in der LOK. Gezeigt werden Neukreationen von zwei Nachwuchschoreografen aus Frankreich und Italien. Die Matinee vom 4. März gibt erste Einblicke in die Produktion.

1986 prägte der US-amerikanische Philosoph Nelson Goodman in seinem Hauptwerk Sprachen der Kunst den Begriff «Paradox der Hässlichkeit» und beschrieb damit ein Phänomen, das dem Hässlichen und Unperfekten einen starken ästhetischen Reiz und eine fesselnde Anziehungskraft zuschreibt, während das Schöne oder Perfekte im Gegenzug oftmals als langweilig und uninteressant empfunden wird. Die Auseinandersetzung mit dieser ästhetischen Auffassung sowie das Spiel mit dem (vermeintlich) Schönen und seiner Verfremdung und seinen Abgründen stehen im Mittelpunkt des abstrakten Tanzabends Beast and Beauty , für den Tanzchef Kinsun Chan zwei junge Choreografen eingeladen hat, deren Bewegungssprachen nicht kontrastreicher sein könnten.

Giovanni Insaudo

Bereits in der letzten Spielzeit war das Stück Ibla des Sizilianers Giovanni Insaudo als Teil des Tanzabends SHE/ HE/WE zu sehen, in dem er sich mit der Transformation von Weiblichkeit beschäftigte. Nach seiner Ausbildung an der Victor Ullate Ballet School in Madrid sowie am Centro Andaluz de Danza in

Sevilla folgten Engagements als Tänzer in Turin, München und Luzern. Bereits während seiner Laufbahn als aktiver Tänzer entwickelte Giovanni Insaudo Choreografien für die Häuser, an denen er engagiert war. Er gründete später das Tanzkollektiv I Vespri und arbeitet seither als freischaffender Choreograf.

Seine mit Preisen ausgezeichneten Kreationen wurden an Theatern und bei Festivals (u.a. am Aterballetto in Reggio Emilia, Theater Trier, Tanzlabor Ulm, Eko Dance Project) in ganz Europa gezeigt.

Julian Nicosia Der aus Saint-Étienne in Frankreich stammende Julian Nicosia wird hingegen zum ersten Mal eine Choreografie für die Tanzkompanie St.Gallen kreieren und dafür mit den Musikern und Komponisten Janiv Oron und Michael Anklin zusammenarbeiten, die für Nicosias Stück ein individuelles Sounddesign entwerfen.

Als Kind war Julian Nicosia mehrfacher französischer Meister und Europameister im Rock ‘n’ Roll, bevor er am Conservatoire National Supérieur de Musique et de Danse de Lyon eine klassische Tanzausbildung absolvierte.

Nach einem ersten Engagement in der Ballettkompagnie der Opéra de Lyon wechselte er zur Dresden Frankfurt Dance Company, wo er die Möglichkeit erhielt, eigene kleine Choreografien zu entwickeln. Aufgrund dieser Erfahrung entschied er sich allmählich für eine Neuausrichtung seiner künstlerischen Karriere. Zunächst war er nun an der Dresden Frankfurt Dance Company als choreografischer Assistent und Ballettmeister tätig, bevor er den Entschluss fasste, freischaffend als Choreograf zu arbeiten. Bisher kreierte er u. a. Werke für Tänzer*innen der Compania Nacional de Danza Madrid, für die Roberto Bolle Tour, die Taller Coreografico Company in Mexico City oder für die Gala Les Hivernales de la Danse in Liège, Belgien. (cs)

Beast and Beauty

Tanzstücke von Giovanni Insaudo und Julian Nicosia

Uraufführung

Donnerstag, 16. März 2023

20 Uhr, Lokremise

Einführungsmatinee

Samstag, 4. März 2023

12 Uhr, Lokremise, Eintritt frei

Leitung

Choreografie: Giovanni Insaudo, Julian Nicosia

Bühne: Kinsun Chan

Licht: Rolf Irmer

Kostüm: Emma Hoffmann

Musik: Michael Anklin, Janiv Oron

Dramaturgie: Christina Schmidl

Choreografische Assistenz: Jacqueline Lopez

Tanz Jeanne Baudrier, Guang-Xuan Chen, Dustin Eliot, Swane Küpper, Marta Llopis, Lorian Mader, Steven Forster, Emily Pak, Valentina Rodenghi, Angelo Antonio Tafuni, Ariadni Toumpeki, Ifigenia Toumpeki, Minghao Zhao

Weitere Vorstellungen

22./24./26./28. März 2023

1./5./13./16./21./23. April 2023

3 TANZ
Rage, Rage von Julian Nicosia (2020) Ibla von Giovanni Insaudo (2021)

Eine Parallelgesellschaft im Albulatal

SELIG SIND DIE HOLZKÖPFE!

Um Paula Roth, die Besitzerin des Wirtshauses Bellaluna im Albulatal, rankten sich bereits zu Lebzeiten zahlreiche Geschichten. Sie war Wirtin, Geschichtenerzählerin, Künstlerin und Heilerin zugleich. Durch ihre Ermordung 1988 wurde die «Hexe vom Albulatal» endgültig zur Legende. Schon lange ist Schauspieldirektor Jonas Knecht fasziniert vom Leben dieser unerschrockenen Frau. In seiner letzten Spielzeit bringt er die Geschichte von Paula Roth als musiktheatralische Séance auf die Bühne. Im Gespräch mit Jonas Knecht und Karin Hofmann, der Enkelin von Paula Roth, erfahren wir von ihren Eigenheiten, Ängsten und Sehnsüchten.

Jonas, du hast deine Zeit als Schauspieldirektor hier in St.Gallen mit einem Schweizer Stoff begonnen: Vrenelis Gärtli, nach Tim Krohns Roman, eine Inszenierung, die du aus der freien Szene mitgebracht hast. Jetzt beschliesst du deine letzte Spielzeit wiederum mit einem Schweizer Stoff, nämlich mit Selig sind die Holzköpfe!. Was bedeutet dir die Beschäftigung mit deiner Heimat?

Ja, die Auseinandersetzung mit der Schweiz, den Menschen hier und ihren Geschichten ist eine sehr intensive geworden. Vielleicht auch deshalb, weil ich so lange fern der Heimat war. Wir haben in den letzten Jahren viele lokale Stoffe auf die Bühne gebracht, uns damit beschäftigt, was diese Region hier ausmacht. Wodurch entstehen Heimatgefühle, was schafft Identifikation? Welche Geschichten wir uns erzählen, ist kein Zufall: Geschichten dienen immer der Selbstvergewisserung, in sie projizieren wir Ängste und Sehnsüchte. Und gerade Geschichten, die sich zu Legenden verdichten, verraten mehr über eine Gesellschaft, in der sie spielen, als ihr vielleicht lieb sein kann.

Mit Selig sind die Holzköpfe! erzählst du eine Geschichte über Paula Roth. Kann man sagen, dass dieser Stoff dich gefunden hat?

Ja, lange bevor ich hier als Schauspieldirektor angefangen habe. Nach einer Vorstellung von Vrenelis Gärtli kam eine Frau auf mich zu, Lucette Achermann aus Luzern, die Geschichten rund um Paula Roth gesammelt hat. Sie sagte: «Das hat mir so gut gefallen, dieses Vreneli, ich hätte einen Stoff für dich.» Dann erzählte sie mir über Paula Roth, diese «Hexe aus dem Albulatal». Eine besondere Frau, die einsam in den Bergen gelebt hat. Eine Ostschweizerin, die ein sehr bewegtes Leben hatte und um die sich wahnsinnig viele Geschichten ranken. Und dann habe ich mich da reingelesen und wusste sofort, ja

natürlich, das ist ein Stoff, der mich sehr interessieren würde, der ebenso wie das Vreneli mit der Natur, der Landschaft, den Menschen hier verknüpft ist. Und so trage ich diesen Wunsch schon ganz lange in mir rum, aus dem Paula-Roth-Universum etwas für die Bühne zu machen.

Karin, viele Menschen nannten Paula die «Hexe aus dem Albulatal». Einigen war sie unheimlich, manche fanden sie sonderlich, andere wiederum faszinierend. Wie hast du sie empfunden?

Für mich war sie auch sehr speziell. 1972, da war ich vier Jahre alt, sind wir das erste Mal dort hochgefahren. Meine Eltern sagten, dass wir zur Grossmutter mit den Schafen fahren. Ich weiss noch, wie ich gestaunt habe, weil das Haus tief im Wald lag. In der Nacht hatte man eine Bierflasche als Bettflasche. Es war im Sommer, aber es war so kalt in diesem Haus. Als ich nachts raus musste, bin ich bei ihr durchs Zimmer, und dort hatte sie ganz viele Sachen auf dem Boden. Kleider, Matten für die Hunde und Katzen. Man hätte meinen können, es wäre ein Tierlager. Für mich war das alles ein bisschen mystisch, aber sehr interessant. Für mich war sie allgemein eine interessante Person.

Deine Mutter hatte damals kaum Kontakt zu ihrer eigenen Mutter?

Sehr selten. Das lag an der Vorgeschichte. Aber zu ihrem Sohn, dem Richard, hatte Paula mehr Kontakt. Er ging viel bei ihr vorbei. Und als ich erwachsen war und Auto fahren konnte, habe ich meine Grossmutter auch oft besucht. Wenn ich zur Bellaluna kam, war es dort immer voll, selbst an einem Mittwochnachmittag.

Wenn sie mich sah, rief sie: «Mein Grosskind ist da.» Ich weiss noch, ich war mit meinem ersten Freund da und mit meiner Schwester. Da war Wein ausgeleert auf dem Tischtuch. Was machte sie, sie holte ein neues Tischtuch und legte es einfach

darüber. Der Wein saugte sich natürlich gleich wieder durch. Das fand ich cool. Sie war speziell.

Paula war sehr gesellig und fröhlich, konnte aber auch sehr resolut werden?

Ja, sie hat schon gesagt, was ihr passt und was nicht. Sie hat auch auf den Hund gehört. Wenn der Hund gebellt hat, hat sie den Gast nicht bedient. Manchmal hat sie den Leuten auch Streiche gespielt. Das Schönste war, als ich an einer Lesung von Lucette Achermanns Buch über Paula war.

Da ist einer aus dem Publikum aufgestanden und meinte, er müsse was erzählen. Er war über Jahre im Aussendienst, und wenn er frei hatte, ging er oft in die Bellaluna. In dem Zimmer waren sieben Betten und keine Nachttischlampe. Da musste er sich vorne ausziehen und wissen, wo das Bett steht. Als er ins Bett wollte, lag da schon jemand drin. Eine nackte Schaufensterpuppe. Am nächsten Morgen fragte ihn Paula augenzwinkernd, ob er gut schlafen konnte. Ja, solche Streiche machten ihr Freude.

Jonas, du hast diesen Theaterabend eine musiktheatralische Séance genannt. Was müssen sich die Zuschauer*innen darunter vorstellen?

Nun, wir haben an diese Inszenierung nicht den Anspruch, ein vollständiges Bild von Paula Roth zu zeichnen. Eine Séance ist ja eigentlich eine Geisterbeschwörung. Wir wollen versuchen, gewisse Aspekte von Paula greifbar, spürbar zu machen, Bilder dafür zu finden. Wir werden Paula nicht als Figur darstellen. Wir werden intensiv mit Musik arbeiten, haben zwei

Selig sind die Holzköpfe!

Eine musiktheatralische Séance um Paula Roth von Katja Brunner, Anja Horst, Ariane von Graffenried, Martin Bieri und Jonas Knecht

Uraufführung

Samstag, 1. April 2023 19 Uhr, UM!BAU

Einführungsmatinee

Sonntag, 26. März 2023 11 Uhr, Lokremise, Eintritt frei

Leitung

Inszenierung: Jonas Knecht

Bühne: Michael Köpke

Kostüm: Sabine Blickenstorfer

Licht: Andreas Volk

Live-Musik: Anna Trauffer, Andi Peter Choreografie: Marcel Leemann

Dramaturgie: Anja Horst

Regieassistenz: Sina Wider

Spiel Anna Blumer, Tabea Buser, Birgit Bücker, Pascale Pfeuti, Anja Tobler, Tobias Graupner, Bruno Riedl, Julius Schröder

Weitere Vorstellungen

2./5./13./14./16./17. April 2023

9./10./11. Mai 2023

4 SCHAUSPIEL

Live-Musiker*innen auf der Bühne, werden singen, und auch Bewegung wird von grosser Bedeutung sein. Wir suchen nach Ritualen tänzerischer Natur, die es uns ermöglichen, Menschen, aber auch Tiere darzustellen, die ja in Paulas Leben von grosser Bedeutung waren. Wir wollen Bilder wachrufen und Paula Roth über diese Bilder lebendig werden lassen.

Karin, Paula hatte ja ein überaus bewegtes Leben. Vor allem ihre unglückliche Ehe mit dem Soldaten Paul Bühler, den sie 1941 heiratete und mit dem sie zwei Kinder hatte, warf sie in eine tiefe Krise. Sie wurde sehr krank, litt zudem an einer Zitterlähmung und fasste 1946 den Entschluss, sich von dem «herzlosen Ehemann» zu trennen. Die Kinder wurden dabei dem Mann zugesprochen. Das führte dazu, dass sie zeitlebens eine sehr schwierige Beziehung zu ihren Kindern hatte, vor allem zu deiner Mutter. Aber sie kämpfte sich weiter durchs Leben, arbeitete als Schneiderin, Haushälterin und Serviertochter. 1962 entdeckte sie auf dem Weg nach Bergün das recht heruntergekommene, leerstehende Gasthaus Bellaluna im Albulatal. Sie pachtete und renovierte das abgelegene Haus und kaufte es wenige Jahre später. Kann man sagen, dass die Bellaluna ihr Glücksort geworden ist?

Genau. Diese einsamen, abgelegenen Orte hatten auf Paula eine grosse Anziehungskraft. Und von der Bellaluna hatte sie schon in den 50er-Jahren einen Traum. Das konnte ich in ihren Tagebüchern nachlesen. Sie träumte, dass sie mit ihrem Sohn Richard in einem Wald spazieren ging und zu einer Lichtung kam und dort ein Haus mit Glockenturm sah. Das Telefon klingelte. Sie ging hinein, aber alles stand leer. Eine innere Stimme sagte ihr, dass dieses Haus eines Tages ihres sein würde. So kam es dann auch.

Jonas, vor einigen Wochen erschien ein Aufruf in der Zeitung, dass das Theater St.Gallen um Kleiderspenden in Rot- und Brauntönen bittet. Was hat es damit auf sich?

Karin hat uns in unserem ersten Gespräch erzählt, dass es kurz nach Paulas Tod eine Hausbegehung mit der Familie und der Polizei gab. Als man auf den Dachboden kam, fand man enorme Mengen von Lumpen und Bekleidung. Vielleicht hat sie damit das Haus isoliert, vielleicht hat sie sich auf diesem Wege auch vor bösen Geistern geschützt. Sicher ist, dass die Hühner dort im kalten Winter Unterschlupf fanden. Diese Geschichte war eine Inspiration für unser Bühnenbild, das vor allem aus einem riesigen Berg von Bekleidung besteht. Eine Kleiderlandschaft, die nach und nach Geschichten freigibt.

Karin, Paula Roth wurde am 18. April 1988 von drei Männern überfallen und mit zahlreichen Messerstichen getötet. Erbeutet haben die Täter nur 2500 Franken. Deine Grossmutter war sich der Gefahr durchaus bewusst, an einem so abgelegenen Ort zu leben. Sie model-

lierte auf alte Weinflaschen Köpfe und stellte diese ins Fenster, damit die Wirtschaft immer belebt wirkte. Zu ihrem Schutz hatte sie die Hunde, ein Flobert, mit dem sie auch schon mal aus dem Fenster schoss, und auch einen «Schellengriff» setzte sie, wenn nötig, beherzt ein. Auf der anderen Seite war sie aber sehr redselig und erzählte den Gästen, dass sie ihr Geld in Dosen und Strümpfen im Haus verstecke. Hat sie das am Ende ihr Leben gekostet?

Vermutlich schon. Aber das mit dem Geld hatte ja eine Geschichte. Zuerst bewahrte die Grossmutter das Geld in Scheinen im Haus auf. Doch die Mäuse haben sich darüber hergemacht. Dann hat sie nur noch Silbergeld versteckt. Doch als sie bei einer Lawinenevakuierung mitsamt ihren Schafen, Hunden, Hühnern und Pfauen die Bellaluna für einige Zeit verlassen musste, wurde das viele Silbergeld zur gewichtigen Belastung. Da hat sie sich überreden lassen, das Geld zur Bank zu bringen. Dann ist das Silbergeld eingezogen worden und da hat sie gefunden, sie will nichts mehr mit den Banken zu tun haben.

Karin, magst du noch ein wenig erzählen, welches Bild sich euch bot, als ihr mit der Polizei den Tatort betreten habt?

Zu Paulas Lebzeiten durften wir ja nie alle Räume betreten. Da war sie sehr eigen. Als wir dann das erste Mal durch das Haus gingen, ist uns die Spucke weggeblieben. Alles wirkte verlottert und verlassen. Es roch nach Katzendreck, überall ein Durcheinander, die Täter hatten ja nach dem Geld gesucht, aber nur einen kleinen Teil gefunden. Wir haben danach fast ein Jahr gebraucht, um das Haus auszuräumen. Man hat gar nicht gewusst, wo anfangen. Es war aber auch irrsinnig spannend. Hat man irgendetwas hochgehoben, eine Bettdecke zum Beispiel, dann kam der Arm einer Schaufensterpuppe zum Vorschein, mit dem sie ihre Gäste erschreckte.

Karin, bevor Paula die Bellaluna bewirtete, hat sie bei dem Naturarzt Emil Schneider gearbeitet. Ihm ist es gelungen, Paulas Zitterlähmung zu heilen. Er wurde zu ihrem Mentor. Sie lernte von ihm vieles über die Naturheilkunde, konnte Salben, Tinkturen und magische Briefe herstellen. Fanden sich solche Dinge im Haus?

Ein ganzes Regal mit Kräutern, die sie im Mondschein sammelte, haben wir gefunden. Dazu Fläschchen mit geheimnisvollen Tinkturen. Es ist nur nicht so genau darauf gestanden, was es war. Vieles ist sicher auch bei den Aufräumarbeiten verloren gegangen. Zu viele Dinge gab es. Dann tauchte plötzlich wieder eine Notiz von Paula auf. «Warum lässt man die Verwundeten in ihrem Blute liegen, bis sie verbluten?» Da hab ich sofort eine Gänsehaut bekommen. So ist sie dann ja auch gestorben.

Glaubst du, sie hatte eine Vorahnung?

Ja, sie hatte schon Angst. Darum wollte sie auch keinen Fernseher. Es hat ihr Angst gemacht, was da in der Welt pas-

siert. Sie hat auch erzählt, dass sie eine Pistole unter dem Kopfkissen hätte. Und mit dem Flobert hat sie tatsächlich aus dem Fenster geschossen, wenn jemand ihr den Holder klauen wollte oder zu spät Einlass begehrte.

Jonas, wie kam es zu dem Stücktitel Selig sind die Holzköpfe!?

Paula Roth war ja auch eine Künstlerin. Vor allem in den einsamen Wintermonaten zeichnete, malte oder schnitzte sie. So entstand auch ein Selbstbildnis, ein geschnitzter Holzkopf mit der Inschrift «Selig sind die Holzköpfe, denn sie ertrinken nicht».

Wo lag denn für dich als Regisseur die Faszination an Paula Roth?

Ich glaube, die Stärke, dieses Unverrückbare hat mich angezogen. Sie ist ja durch alle gesellschaftlichen Maschen gefallen, schaffte sich dort im Albulatal eine Art Parallelwelt, in der sie nach eigenen Vorstellungen regierte. Sie war eine ganz starke Person, ist immer wieder auf die Beine gekommen, hat sich behauptet gegen alle Widrigkeiten. Eine Ostschweizerin, was für mich auch eine Rolle spielt, denn wir wollen ja Geschichten von Menschen aus der Region erzählen. Und diese unendlich vielen Geschichten, die sich um Paula Roth ranken, bieten so viel Material. Manchmal denke ich, wir werden noch verrückt. Wann immer man eine Geschichte recherchiert, tun sich unzählige neue auf. Ein reicher Schatz!

Karin, jemand hat Paula Roth mal eine Zaunreiterin zwischen den Welten genannt. War sie das?

Ja, das war sie. Sie war so unglaublich eigen. Und sie hatte ein grosses Wissen. Die Menschen kamen zu ihr zur psychologischen Beratung. So was hat es ja früher noch nicht gegeben. Da blieb man eher mit seinen Sorgen alleine. Sie hat die Menschen gut beraten können. Und bei dem Naturarzt Schneider hat sie sich natürlich auch grosses Wissen angeeignet. Auch Fernheilung. Alles etwas esoterisch.

Genau das hat manche aber auch beängstigt und wahrscheinlich zu ihrem Ruf als «Hexe» beigetragen. Als wir zum ersten Mal bei dir zu Besuch waren, um mehr über Paula Roth zu erfahren, war mein Eindruck, dass sie in deiner Wohnung fast spürbar ist. Überall hängen Bilder von ihr, Fotos, Briefe. Ist sie für dich heute noch präsent?

Ja, bei mir kann sie ja weiterleben, in diesem Museum. Ich weiss halt nicht, ob sie Ruhe gefunden hat. Aber Aufmerksamkeit hat sie immer genossen. Sie wollte gerne, dass man ein Buch über sie schreibt. Sie hat ja auch ihre Lebensgeschichte auf Kassetten gesprochen, die man bei ihr kaufen konnte. Und ein Theaterstück hätte ihr sicher auch gefallen. Sie hat ja selbst Theater gespielt in jungen Jahren. Aber es könnte auch passieren, dass sie euch reinfunkt. Das ist passiert, als vor einigen Jahren eine andere Theatergruppe ein Stück über sie gemacht hat. Da ist ständig etwas umgefallen. Oder bei den Solothurner Filmtagen, als zum ersten Mal der Film von Kuno Bont über sie gelaufen ist. Der Film ist etwa zehn Minuten gelaufen, dann sind wir alle im Dunklen gesessen. Stromausfall. Das war typisch, das passt. Da hat sie sicher Freude gehabt, so wie sie immer Freude hatte, den Menschen Streiche zu spielen.

Dann dürfen wir ja sehr gespannt sein, was in unserer Probezeit so alles passieren wird. Ich danke euch sehr für dieses Gespräch.

Das Gespräch führte Anja Horst

Was ich noch kurz anmerken möchte. Als ich dieses Gespräch in meiner Küche abtippte, ist plötzlich das Küchenlicht angegangen. Einen Schalter habe ich nicht betätigt. Vielleicht lässt Paula grüssen?

5 SCHAUSPIEL
Das Bellaluna mit dem Glockenturm, der Paula Roth schon in den 50er-Jahren im Traum erschienen war.

KLASSISCH Mit Eleganz und Humor

Haydn, Mozart, Beethoven – die Trias ist der Inbegriff jener musikalischen hundert Jahre ab dem ersten Viertel des 18. Jahrhunderts, deren Mittelpunkt die habsburgische Haupt- und Residenzstadt Wien darstellte. Das Sinfonieorchester widmet sich in seinen Tonhallekonzerten im März zwei grossen Werken dieser Epoche.

Wolfgang Amadeus Mozart reiste 1781 nach Wien, um als unabhängiger Musiker jenseits höfischer Verpflichtungen sein Glück zu versuchen. Damit legte er den Grundstein für den vierzehn Jahre jüngeren Ludwig van Beethoven, der später denselben Weg gehen sollte. Joseph Haydn, der wiederum ein ganzes Vierteljahrhundert älter war als Mozart, war dem jüngeren Kollegen freundschaftlich verbunden und beeindruckt von dessen Talent: «Er ist der grösste Komponist, den ich von Person und Namen nach kenne.»

Sinfonisches Klavierkonzert

1785 war Mozart auf der Höhe seines Könnens und seines Ruhmes. Alles, was Rang und Namen hatte, strömte in seine Konzerte, wo er unter anderem seine neuesten Klavierkonzerte zum Besten gab. Zeitgleich mit der erfolgreichen Oper Le nozze di Figaro entstand in diesem Jahr sein Es-Dur-Klavierkonzert KV 482. Wie schon die vorherigen Klavierkonzerte Mozarts war dieses wieder eines mit sinfonischem Charakter. Das 35-minütige Werk zeichnet sich aus durch einen prächtigen Orchesterklang und eine grosse Fülle an Ideen, Farben, Themen und Motiven, die in klassischer Ausgewogenheit ein stimmiges Ganzes bilden. Eine feine klangliche Besonderheit weist es auf: Erstmals setzte Mozart im Orchester die Klarinetten anstelle der Oboen ein. Nur zwei Jahre später kam es zur ersten und wohl einzigen Begegnung zwischen Mozart und Beethoven. 1787 besuchte der junge Bonner Musiker erstmals Wien, um den bewunderten Mozart um Unterricht zu bitten. Als Beethoven allerdings 1792 definitiv nach Wien übersiedelte, war Mozart bereits tot, im Jahr zuvor mit nur 35 Jahren verstorben. Es war nun der bereits 60-jährige Joseph

Haydn, der stattdessen Beethovens Lehrer wurde. Der Unterricht beim Altmeister Haydn dauerte dann allerdings lediglich kurze zwei Jahre.

Beethovens «Haydn-Sinfonie» 1809, im Todesjahr Haydns, war Beethoven bereits eine Berühmtheit, alleine sechs grosse Sinfonien hatte er den Wienern bis dahin vorgelegt. Dazu, dass er die sogenannte «Wiener Klassik» zu dem machte, was sie heute ist, wäre es aber beinahe nicht gekommen: Aus Kassel, wo Napoléons Bruder Jérôme Bonaparte als König regierte, erhielt Beethoven 1808 ein lukratives Angebot, das anzunehmen er ernsthaft in Erwägung zog. Um seinen Abgang aus Wien zu verhindern, erhandelte sich Beethoven von Erzherzog Rudolph und den wohlhabenden Fürsten Kinsky und Lobkowitz, die alle zum Kreis von Beethovens engsten Gönnern und Förderern gehörten, eine Rente von grosszügigen 4000 Gulden jährlich bis zu seinem Tod. Nur durch diesen geschickten Schachzug blieb Beethoven Wien erhalten. Als ob er diesen Umstand zum Anlass genommen hat, eine besonders «klassische» Sinfonie zu schreiben, komponierte er 1812/1813 seine geradezu heitere, gar nicht «titanische» 8. Sinfonie. Hier in seiner kürzesten aller Sinfonien blitzt einem geradezu Haydns musikalischer Humor entgegen: Beethoven spielt mit den klassischen Hörerwartungen, um ihnen hier und dort eine Finte zu schlagen.

Jamie Phillips und Mélodie Zhao

Zum Konzertauftakt gibt es eine Begegnung mit dem deutschen StraussZeitgenossen Walter Braunfels, der in jüngster Zeit eine – verdiente – Renaissance erlebt. Wegen seiner jüdischen Wurzeln verlor Braunfels 1933 sein Amt als Direktor der Kölner Musikhochschu -

le, 1938 folgte das Verbot zur Aufführung seiner Werke. Sein poetisches Orchesterwerk Ariels Gesang nach Shakespeares Der Sturm eröffnet dieses Tonhallekonzert, das unter der Leitung von Jamie Phillips steht. Den britischen Dirigenten wünschte sich das Sinfonieorchester nach dem begeisternden Debüt in der vergangenen Saison unbedingt zurück. Dass es schon in diesem Februar zum Wiedersehen kommt, hat allerdings einen traurigen Hintergrund: Der ursprünglich für dieses Programm als Dirigent und Solist vorgesehene Lars Vogt ist im vergangenen September einer schweren Krebserkrankung erlegen. Wir sind Jamie Phillips und der aus Greyerz im Kanton Freiburg stammenden jungen Pianistin Mélodie Zhao dankbar, dass sie dieses Programm an seiner Stelle interpretieren. (ff)

Klassisch Mozart, Beethoven, Ariels Gesang | Tonhallekonzert

Donnerstag, 16. März 2023, 19.30 Uhr, Tonhalle

Freitag, 17. März 2023, 19.30 Uhr, Tonhalle Einführung jeweils um 18.30 Uhr

Jamie Phillips, Leitung Mélodie Zhao, Klavier

Walter Braunfels, Ariels Gesang (nach Shakespeares The Tempest) op. 18

Wolfgang Amadeus Mozart, Konzert für Klavier und Orchester Nr. 22 Es-Dur KV

482

Ludwig van Beethoven, Sinfonie Nr. 8 F-Dur op. 93

Gern gesehener Gast auf Europas Konzertpodien: der britische Dirigent Jamie Phillips

6 KONZERT
Die Schweizer Pianistin Mélodie Zhao spielt Mozart.

LEGENDÄR

Im kommenden Herbst wird es so weit sein: Nach 47 Jahren und unzähligen Auftritten spielt das Emerson String Quartet sein allerletztes Konzert – dort, wo 1976 alles seinen Anfang nahm, in New York. Damit verabschiedet sich ein Streichquartett von der Bühne, das weltweit die Konzertreihen bereichert, den CD-Markt geprägt und Interpretationsmassstäbe gesetzt hat. Vor diesem denkwürdigen Konzert aber gibt das Emerson String Quartet erst noch eine ausgedehnte Abschiedstournee durch Nordamerika und Europa – und macht dabei Halt in St.Gallen. Man darf es getrost legendär nennen. Denn so lange und einflussreich wie das Emerson String Quartet haben wenige Streichquartette auf den Podien der bedeutendsten Konzertsäle dieser Welt gewirkt. 1976 formierte sich das nach dem amerikanischen Dichter und Philosophen Ralph Waldo Emerson benannte Quartett in New York und spielte in der Ursprungsbesetzung bis 2013, als der bisherige Cellist das Quartett verliess. Damit musste die Formation den einzigen personellen Wechsel überhaupt vornehmen – eine beeindruckende Konstanz. Diese ist womöglich auch damit zu erklären, dass sich die beiden Geiger in ihrer Position

als Prim- und 2. Geige jeweils abwechseln; etwas, das in ihren Anfängen in den 70er- und 80er-Jahren noch unüblich war.

Romantische Kammermusik

In seiner langen Bühnenkarriere hat das Emerson String Quartet sowohl den gesamten Kanon der Kammermusik aufgeführt als auch neue Werke in

Auftrag gegeben, um das Repertoire lebendig zu halten. Aus diesem riesigen Fundus haben sich die vier Musiker für das St.Galler Meisterzyklus-Konzert einen romantischen Querschnitt ausgesucht. Er reicht vom frühromantischen Streichquartett Es-Dur op. 12 des jungen Felix Mendelssohn (1829) zum reifen Stil von Johannes Brahms mit dessen 3. Streichquar -

tett B-Dur op. 67 (1876). Wenige Jahre vor der Wende zum 20. Jahrhundert entstand Antonín Dvořáks vorletztes Streichquartett, teilweise noch in Amerika, grösstenteils aber nach der Rückkehr in die tschechische Heimat. Dem Emerson String Quartet steht seinerseits ebenfalls bald eine Rückkehr in die Heimat bevor – einfach in die andere Richtung. (ff)

Emerson String Quartet

Mendelssohn, Brahms, Dvořák

Meisterzyklus-Konzert

Sonntag, 26. März 2023, 17 Uhr, Tonhalle

«Auf einen Drink mit dem Emerson String Quartet» im Anschluss an das Konzert

Emerson String Quartet

Eugene Drucker, Violine

Philip Setzer, Violine

Lawrence Dutton, Viola

Paul Watkins, Violoncello

Felix Mendelssohn Bartholdy Streichquartett Nr. 1 Es-Dur op. 12

Johannes Brahms Streichquartett Nr. 3

B-Dur op. 67

Antonín Dvořák Streichquartett Nr. 14

As-Dur op. 10

Knapp 50 Jahre prägte es die Musiklandschaft: das Emerson String Quartet

Emerson String Quartet Klangmagie

DEBUSSY BRAHMS

In seinem einzigen Streichquartett von 1892 zeigt sich Debussy von seiner spätromantischen Seite. Satzüberschriften wie «doucement expressif» und «très mouvementé et avec passion» lassen die Leidenschaftlichkeit des Streichquartetts schon auf den ersten Blick erkennen. Debussys stilistischer Einfallsreichtum macht es zu einem der originellsten Quartette überhaupt, mit Farben so reich und funkelnd wie in einem feinen Kaleidoskop. Als zweites Werk in diesem Sonntags um 5 kommt man in den Genuss von Johannes Brahms’ Klarinettenquintett. Brahms,

der sein Schaffen eigentlich als abgeschlossen betrachtete, schrieb es 1891 nur, weil er einen exzellenten Klarinettisten kennengelernt hatte, der dem Instrument die schönsten Töne zu entlocken wusste. Entsprechend ist das von einem melancholischen Grundton bestimmte Quintett in der dunklen Tonart h-Moll geprägt vom wehmütigen Klang der Klarinette, die Brahms in diesem gehaltvollen Kammermusikwerk unvergleichlich mit den vier Streichinstrumenten zu verbinden wusste. (ff)

Debussy Brahms

Sonntags um 5

Sonntag, 12. März 2023, 17 Uhr, Tonhalle

Fiorini Quartett

Piotr Baik, Violine

Christian Müller, Violine

Ricardo Gaspar, Viola

Anna Tyka Nyffenegger, Violoncello

Armen Ghazaryan, Klarinette

Claude Debussy Streichquartett

g-Moll op. 10

Johannes Brahms Klarinettenquintett

h-Moll op. 115

7 KONZERT

LIEDMATINEE Versunken ganz in Seligkeit CHORKONZERTFrühling mit dem Theaterchor

Seine Lied-CD Embrace wurde vom Bayerischen Rundfunk als eines der besten Klassik-Alben des Jahres 2021 empfohlen und auf die Longlist für den Preis der deutschen Schallplattenkritik gesetzt. Im letzten Jahr wurde er in der Kategorie Nachwuchskünstler des Jahres mit einem OPUS Klassik ausgezeichnet, und darüber hinaus ist der Schweizer Bariton Äneas Humm regelmässig zu Gast auf renommierten Konzert- und Theaterbühnen sowie bei bekannten Festivals. In St.Gallen begeisterte er als Ensemblemitglied bisher in den Rollen von Papageno ( Die Zauberflöte ), Ophémon ( Der anonyme Liebhaber ) und Dr. Falke ( Die Fledermaus ). Jetzt gibt es die Gelegenheit, den gefragten Liedinterpreten – begleitet von der Pianistin

Versunken ganz in Seligkeit

Liedmatinee mit Äneas Humm und Judit Polgar

Sonntag, 19. März 2023 11 Uhr, UM!BAU-Foyer, Eintritt frei Äneas Humm, Gesang Judit Polgar, Klavier

Judit Polgar – mit dem ausgewählten Liedprogramm Versunken ganz in Seligkeit im Foyer des UM!BAUs zu erleben. Zu hören sind Kunstlieder des 19. und frühen 20. Jahrhunderts von Clara und Robert Schumann, Franz Liszt, Edvard Grieg sowie Béla Bartók. (cs)

Im Grünen – mit seinem Konzertprogramm unternimmt der Chor des Theaters St.Gallen unter der Leitung von Chordirektor Franz Obermair einen Ausflug in die Natur und läutet den musikalischen Frühling ein. Neben den volksliedhaft anmutenden Liedern op. 59 von Felix Mendelssohn Bartholdy mit der Unterüberschrift «im Freien zu singen» sowie Auszügen aus dem Liederzyklus Les Chansons des Roses des amerikanischen Komponisten Morten Lauridsen steht ein aussergewöhnliches Chorwerk des englischen Komponisten Edward Elgar auf dem Programm: From the Bavarian Highlands op. 27 ist eine Erinnerung Elgars an unbeschwerte Urlaubstage mit seiner Frau Alice 1894 in Garmisch-Partenkirchen – und gleichzeitig eine britische Hommage an die Musik und Landschaft Oberbayerns und des Alpenraums. (cs)

Chorkonzert Im Grünen

Montag, 20. März 2023 Donnerstag, 30. März 2023 jeweils 20 Uhr, Lokremise

Franz Obermair, Leitung Chor des Theaters St.Gallen

Lieder und Chorwerke von Felix Mendelssohn Bartholdy, Morten Lauridsen und Edward Elgar

8 KONZERT
Äneas Humm als Ophémon, Le Chévalier d'Eon in Joseph Bolognes Der anonyme Liebhaber. Chor des Theaters St.Gallen mit seinem Leiter Franz Obermair (Mitte).

PRESSEECHO NEUE PODESTE «Tänzerischer Glanzpunkt»

Jupiter und Venus

Mit Jupiter und Venus hat Kinsun Chan einmal mehr einen tänzerischen Glanzpunkt gesetzt.

SRF 2 Kultur

Path und Powder nennt Kinsun Chan die beiden Teile […] Wer genau hinschaut, entdeckt in Path auf den schwarzen Kleidern und Hosen ein feines Gezweig von Linien: Es ist der Stadtplan St.Gallens, der Kompanie gleichsam auf den Leib geschrieben. Hier haben sich ihre Wege temporär gekreuzt, hier werden sie zarte Fussabdrücke hinterlassen. Sie und ihr Tanzchef wurden dafür am Freitagabend mit langen, frenetischen Standing Ovations gefeiert. In Powder hingegen zeigen die vierzehn Tänzerinnen und Tänzer einmal mehr ihr komisches Talent, ihre Lust daran, die geschmeidige Bewegung grotesk gegen den Strich zu bürsten. Sie knüpfen damit an ihren Erfolg mit dem Stück Wonderful World an, das in der Spielzeit 2021/2022 im Rahmen des Tanzfestivals Steps auf Tournee ging.

St.Galler Tagblatt

Mit dem zweiteiligen Abend, der am Freitag im Theaterprovisorium Premiere feierte, gibt Kinsun Chan einen fulminanten Abschied, der an der Uraufführung mit Standing Ovations gefeiert wurde.

stgallen24

Ein Volksfeind

Es ist das Ökostück unter den Klassikern – am Theater St.Gallen wird daraus zusätzlich ein Kampf der Geschlechter: In der Lokremise inszeniert Wojtek Klemm Ibsens Ein Volksfeind vollgas mit einem virtuosen Ensemble […] Regisseur Wojtek Klemm, Ausstatterin Magdalena Gut, Musikerin Aleksandra Rzepka, die das Ensemble sängerisch grossartig in Schwung bringt, und die sieben Spielerinnen und Spieler dekonstruieren das alte Stück mit Witz, Körpereinsatz und Unverfrorenheit.

Saiten

Kurarzt Stockmann wird in St.Gallen von drei Frauen gespielt. Eine weitere Ebene: Dem Aufklärer wird nun nicht nur nicht geglaubt, weil er die unbequeme Wahrheit ausspricht, sondern weil er eine Frau ist. In dieser Macho-Welt lassen die vier Männer, die sämtliche anderen Rollen übernehmen, die drei Frauen nicht zu Wort kommen. Bestechend auch die Bühne. Ausstatterin Magdalena Gut hat ein riesiges Rohrpostsystem installiert. Wie gelbe Adern hängen die Rohrleitungen über den Bühnenhimmel. Orangefarbene Alarmleuchten flackern, wenn eine Nachricht blinkend durchs System jagt und schliesslich hinten rausploppt. Es ist ein Bombardement von News – wie in der wirklichen Welt.

St.Galler Tagblatt

Der Regisseur Wojtek Klemm und die Dramaturgin Anita Augustin füllen ein spannendes Stück mit drängender Aktualität. Zusammen mit der Musik von Aleksandra Rzepka wird es zu einer erschreckenden Sinfonie von Wahrheiten. [...] Die Haupt- und gleichzeitig Titelrolle teilen sich die drei genialen Schauspielerinnen Diana Dengler, Pascale Pfeuti und Anja Tobler. Das Trio stellt so die Wichtigkeit der Rolle von Frau Dr. Stockmann dar (im Original ein Herr), die nur das Richtige tun will. In ihnen zeigt sich die Vielschichtigkeit jedes Menschen. Ihr Schauspiel ist so überzeugend, dass man sich aufgrund der vielen Aktualitätsbezüge irgendwann fragt, ob sie tatsächlich noch spielen oder von sich selbst erzählen.

Junge Theaterkritik

Auf dem TonHolzweg!

Seit einigen Jahren sorgen sie für grosses Aufhorchen in der Orchesterszene, das London Symphony Orchestra benutzt sie ebenso wie das Freiburger Barockorchester und das New York Philharmonic, anzutreffen sind sie in der Elbphilharmonie Hamburg oder der Philharmonie Luxemburg: Die Rede ist von den revolutionären Bass-Klangpodesten der Firma Resonanzio aus hochwertigem Tonholz. Spielen Kontrabässe auf diesen Spezialpodesten, wird der Klang transparent, sauber, durchhörbar, deutlicher, greifbarer. Da sich Harmonien in der Musik und damit auch das Klangempfinden immer vom Grundton her aufbauen, strahlt diese Wirkung von gesteigerter Intensität und Emotion auf den gesamten Streicherklang ab. Besucher*innen unseres Konzertes mit Gustav Mahlers 9. Sinfonie konnten sich einen Eindruck vom neuen Streicherklang machen, hier waren die Podeste erstmals im Einsatz. Gestiftet wurden diese von unserem Freundeskreis Sinfonieorchester St.Gallen – eine klangvolle Investition in die Zukunft!

«Dass der Kontrabass ein so grosses Stück Holz ist, war nicht immer zu seinem Besten. In Kriegszeiten wurden Instrumente, für die man heute alles vom Luxusauto bis zum Haus kaufen könnte, immer wieder als Feuerholz genutzt. So wie ein Kontrabass doch ein sehr besonderes Stück Holz ist, gilt das auch für unsere neuen Klangpodeste. Nachdem wir viel über sie gehört hatten, wollten wir uns die Sache mal selbst anhören, und was wir erlebten, hätten wir nicht zu hoffen gewagt: Nicht nur hören wir uns selbst besser, unsere Instrumente klingen wie ausgetauscht, als hätte man einen ‹neuen Motor› eingebaut. Zudem haben wir einen besseren Überblick über das Orchester, aber was eigentlich das Wichtigste ist: Der gesamte Streicherapparat klingt plötzlich besser, nicht nur die Bässe, es ist, als hätte man eine Dimension hinzugefügt. Seit wir auf den Klangpodesten spielen dürfen, ist unsere Arbeit im Orchester noch schöner geworden, und wir sind sehr dankbar, dass unser Freundeskreis das ermöglicht hat!»

Simon Hartmann, Solo-Kontrabassist

9 AUSSERDEM
Die vier Mitglieder des Kontrabassregisters auf den neuen Klangpodesten.

AUSSERDEM

NOTIERT Kurz und knackig

Danke, liebe Lehrpersonen

Was bringt Kultur im Kontext Schule? Sind Kulturvermittlungsprojekte, Konzert- und Theaterbesuche ein Mehrwert? Oder organisatorisch einfach nur kompliziert und ein unnötiger Kostenfaktor? Oder sogar ein Wagnis? – Nutzen Sie unsere offenen (End-)Proben, um einzelne Werke und Inszenierungen vorgängig kennenzulernen. So können Sie die Klasse gezielt auf die Veranstaltung vorbereiten. Im März bieten sich hierzu diverse Gelegenheiten. Noch bis Ende Monat können sich Schulen der Stadt St.Gallen für die Schulhauskonzert-Reihe 2023/2024 anmelden. Alle anderen Schulen finden vergleichbare und noch mehr Kulturvermittlungsangebote unter kklick.ch. Das nächste kklickNetzwerktreffen für kulturverantwortliche und interessierte Lehrpersonen ist übrigens am 15. März in St.Gallen. Zweifellos: In puncto kulturelle Bildung spielen Sie, liebe Lehrpersonen, eine entscheidende Rolle. Sie ermöglichen Begegnungen mit Kultur für alle Schüler*innen, unabhängig von Herkunft und Elternhaus. Gerne unterstützen wir Sie dabei. Herzlichen Dank, dass Sie Ihr Interesse und Ihre Begeisterung für Kultur weitergeben und so unser aller Zukunft mitgestalten! (mf)

Für Lehrpersonen: offene Endproben

The Time of Our Singing – Donnerstag, 9. März 2023, 18.40 Uhr, UM!BAU

Beast and Beauty – Mittwoch, 15. März 2023, 19.45 Uhr, Lokremise

Selig sind die Holzköpfe! – Donnerstag, 30. März 2023, 18.40 Uhr, UM!BAU

Für Klassen: offene Proben

Tonhallekonzert Klassisch – Donnerstag, 16. März 2023, 9.40 Uhr, Tonhalle

Beast and Beauty und Selig sind die Holzköpfe! – Termine nach Absprache

Schulhauskonzerte 2023/2024

Anmelden bis 31. März 2023

Details und Kontakt

theatersg.ch/schulen

Mario Franchi, theaterpaedagogik@ theatersg.ch, 071 242 05 71

Engagement für das Musical

Unser Engagement für das Musical und den Musical-Nachwuchs geht auch künftig über die Realisierung von Inszenierungen hinaus. So sind wir auch bei der vierten Austragung des Musical Campus 3303 in Silvaplana als Partner dabei. In der Traumkulisse des Oberengadins kommen dabei vielversprechende Musicaldarsteller*innen in den Genuss von Fachkursen in Schauspiel, Gesang und Interpretation sowie eines Rahmenprogramms mit Fachvorträgen. Der Musical Campus 3303 findet dieses Jahr vom 9. bis 15. Juli statt, den Abschluss der Meisterkurswoche bildet am 14. Juli ein Openair-Konzert der Teilnehmenden auf der Plazza dal Güglia in Silvaplana.

Mit dabei als Partner und Jurymitglied ist das Theater St.Gallen auch weiterhin beim Wettbewerb für musikalisches

Unterhaltungstheater MUT. Der 2009 lancierte und vom Münchner Staatstheater am Gärtnerplatz mit seinem Intendanten, unserem früheren Schauspieldirektor Joseph E. Köpplinger, durchgeführte Wettbewerb verfolgt das Ziel, herausragende künstlerische Persönlichkeiten des musikalischen Unterhaltungstheaters (Operette, Musical, Chanson) zu entdecken und zu fördern. Die neueste Auflage startet Anfang April mit mehreren Vorrunden, die Finalissima geht am 27. Juli im Rahmen der Saison-Abschlussgala am Staatstheater am Gärtnerplatz über die Bühne. (bh)

musicalcampus3303.ch gaertnerplatztheater.de/mut

Erzählen Sie uns Ihre Geschichte!

Seit 2020 ist im Theatergebäude am Stadtpark kein Applaus mehr erklungen. Stattdessen waren die Räume mit dem Lärm von Baumaschinen erfüllt. Doch nun naht das Ende der Bauarbeiten, nach drei Jahren Bauzeit kann der sanierte und erweiterte Paillard-Bau im Oktober 2023 wieder von der Kunst in Beschlag genommen werden. Und somit findet er zurück zu seiner ureigenen Bestimmung, ein Haus des Austauschs, der Begegnung und des gemeinsamen Erlebens zu sein. Zur feierlichen

Rückkehr wollen wir deshalb Sie, unser Publikum, ins Rampenlicht stellen. Für eine Willkommenskampagne suchen wir Menschen, die eine besondere Geschichte oder ein unvergessliches Erlebnis mit Konzert und Theater St.Gallen verbindet, ganz einerlei, ob lustig oder bewegend, ob überraschend oder ergreifend. Wir suchen Menschen, deren Beziehung zum Theater oder zum Sinfonieorchester sich über Jahre und unzählige Vorstellungen und Konzerte hinweg vertieft hat. Menschen, die sich ein Leben ohne Konzert und Theater nicht mehr vorstellen können. Wenn Sie Lust haben, Ihre persönliche Theater- oder Konzertgeschichte mit anderen Menschen zu teilen, dann melden Sie sich per Mail oder Brief bei uns. Stellen Sie sich kurz vor, erklären Sie, warum Sie gerne mitmachen würden – oder worauf Sie sich besonders freuen, wenn das Theater wieder eröffnet ist. Aus allen Einsendungen treffen wir eine Auswahl, die Gewählten werden zu einem Interview und Fototermin eingeladen. Mit etwas Glück werden Sie also Teil der Kampagne zur Wiedereröffnung des Theaters und einer Fotostrecke im Spielzeitprogramm 2023/2024. Und als Dankeschön laden wir die Auserwählten zu einem exklusiven Blick hinter die Theaterkulissen und zu einer Vorstellung im «neuen» Theater ein. Bitte melden Sie sich bis zum 12. März per Mail oder auf dem Postweg bei Susi Reinhardt, Leiterin Kommunikation.

meinegeschichte@theatersg.ch

Konzert und Theater St.Gallen Museumstrasse 2

Postfach 9004 St.Gallen

Stéphane Fromageot arrangiert Schumann

Seit 25 Jahren ist Stéphane Fromageot am Theater St.Gallen Studienleiter und Kapellmeister, daneben arbeitet er auch als international gefragter Komponist und Arrangeur. Eine mehrjährige Zusammenarbeit verbindet ihn mit dem Stradivari Quartett, das regelmässig zusammen mit befreundeten Musiker*innen zum

Orchester wird und eigene Konzertreihen organisiert. Für solche Reihen hat Stéphane Fromageot schon Kompositionen von Beethoven und Mendelssohn Bartholdy arrangiert, jeweils für eine Besetzung mit Bläserquintett (also Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott und Horn) und Streichern. Die neueste Reihe ist Robert Schumann gewidmet, mit Schumann 4 gastiert die Formation am letzten März-Samstag in der Tonhalle. Nach der Ouvertüre aus Ouvertüre, Scherzo und Finale op. 52 erklingen das Cellokonzert sowie die Märchenbilder op. 113, vier ursprünglich für Viola und Klavier geschriebene Stücke. «Auf die Bearbeitung der Märchenbilder habe ich mich besonders gefreut, denn es ging um eine vollständige Orchestration der originalen Klavier-Begleitung. Dies wird eine spannende Uraufführung. Und für Bratschisten ist es sicher interessant zu wissen, dass es jetzt auch eine Orchesterfassung dieses Werks gibt», sagt Stéphane Fromageot. Beim Lesen einer Klavierpartitur müsse er bereits das Orchester und dessen Klangfarben im Kopf haben. «Wenn ich dann überzeugt bin, dass diese oder jene Linie ideal ist für dieses oder jenes Instrument, dann kann ich darauf aufbauen und die weiteren Stimmen bearbeiten. Das ist wie bei einem Koch, der probiert und noch einen Schuss von dem und eine Prise von jenem nimmt.» Manchmal müsse man auch ergänzen und selber Nebenstimmen erfinden, um den vollen Orchesterklang zu erreichen. (bh)

StradivariFEST Klangwelle Schumann | Schumann 4

Samstag, 25. März 2023

11 Uhr, Tonhalle (10.15 Uhr Prélude mit Thomas Meyer)

Lech Antonio Uszynski, Viola Maja Weber, Violoncello StradivariOrchester

Robert Schumann Ouvertüre aus Ouvertüre, Scherzo und Finale op. 52

Robert Schumann Märchenbilder für Viola und Orchester op. 113

Robert Schumann Konzert für Cello op. 129 (Arrangements von Stéphane Fromageot)

stradivariFEST.com

10

HERZLICHEN DANKProduktionsunterstützungen

Jupiter und Venus

Susanne und Martin KnechtliKradolfer-Stiftung

Lady

The Time of Our Singing

Klassisch

Mit grosszügiger Unterstützung von

IMPRESSUM

Herausgeber Theater St.Gallen

Sinfonie orchester St.Gallen

Redaktion

Beda Hanimann (bh)

Texte Caroline Damaschke (cd)

Franziska Frey (ff)

Mario Franchi (mf)

Anja Horst (ah)

Christina Schmidl (cs)

Fotos

Seite 1: Jos Schmid

Seite 2: PD

Seite 3: Gregory Batardon

Philipp Klemm

Seiten 4/5: Sammlung

Karin Hofmann

Seite 6: Karla Newton

Sim Canetty Clarke

Seite 7: Jürgen Frank

Seite 8: Edyta Dufaj

Jos Schmid

Seite 9: Florian Scheiber

Illustrationen

Seite 1: Jasmin Kast

Konzept

Chantal Maag

Lady Bess Medienpartner

Emerson St r ing Quartet Beast and Beauty

Debussy Brahms

Freundeskreis

Sinfonieorchester

St.Gallen

Offizieller Fitnesspartner

Jutta

Produktion

Ostschweiz Druck AG, 9300 Wittenbach

Auflage 5000 Stück / 30. Jahrgang

ISSN 2673-5989 (Print)

ISSN 2673-5997 (online)

Bitte richten Sie Ihre Adressänderungen an info@theatersg.ch oder 071 242 05 05

Tickets theatersg.ch / sinfonieorchestersg.ch kasse@theatersg.ch / 071 242 06 06

Billettkasse

Montag–Freitag 10–19 Uhr Samstag 10–14 Uhr

Abendkasse jeweils eine Stunde vor der Veranstaltung

Vorverkauf am VBSG-Schalter im Rathaus St. Gallen, Montag–Freitag 8–18.30 Uhr

Hotline Ticketportal 0900 325 325 (CHF 1.19/Min. ab Festnetz)

Ihr Billett ist auch Ihr Busticket Konzert- und Theatertickets gelten als öV-Fahrausweis in der Ostwind-Zone 210.

Wir sind dabei, wenn die Kultur unser Leben bereichert. Auch bei Konzert und Theater St. Gallen.

Geniessen Sie mit uns unvergessliche Momente.

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SPIELPLAN

März April

Mi 01 Öffentliche Probe:

The Time of Our Singing Oper von Kris Defoort und Peter van Kraaij 18.45 Uhr, UM!BAU, Eintritt frei

Ein Volksfeind

Schauspiel von Henrik Ibsen 19 – 20.20 Uhr, LOK, geschlossene Vorstellung

Do 02 Ein Volksfeind Schauspiel von Henrik Ibsen 20 – 21.20 Uhr, LOK

Sa 04 Matinee: Beast and Beauty Einführung in die Tanzstücke von Giovanni Insaudo und Julian Nicosia 12 Uhr, LOK, Eintritt frei

LooT #2: Wolfram Lotz

Eine Reihe von Autor*innen-Lesungen und Gesprächen in Zusammenarbeit mit dem Literaturhaus 20 Uhr, LOK

So 05 Ein Volksfeind Schauspiel von Henrik Ibsen 20 – 21.20 Uhr, LOK

Mi 08 Ein Volksfeind Schauspiel von Henrik Ibsen 19 – 20.20 Uhr, LOK, geschlossene Vorstellung

Do 09 Ein Volksfeind Schauspiel von Henrik Ibsen 20 – 21.20 Uhr, LOK

Sa 11 PREMIERE

The Time of Our Singing Oper von Kris Defoort und Peter van Kraaij 19 Uhr, UM!BAU

So 12 Ein Volksfeind Schauspiel von Henrik Ibsen 17 – 18.20 Uhr, LOK

KONZERT Debussy Brahms

Sonntags um 5 17 Uhr, Tonhalle

Jupiter und Venus Tanzstück von Kinsun Chan 19 – 20.40 Uhr, UM!BAU

Mi 15 Lady Bess

Musical von Michael Kunze und Sylvester Levay

19.30 – 22.15 Uhr, UM!BAU

Do 16 Lady Bess

Musical von Michael Kunze und Sylvester Levay

19.30 – 22.15 Uhr, UM!BAU

KONZERT Klassisch

Mozart Beethoven Ariels Gesang | Tonhallekonzert 19.30 Uhr, Tonhalle

URAUFFÜHRUNG

Beast and Beauty

Tanzstücke von Giovanni Insaudo und Julian Nicosia

20 Uhr, LOK

Fr 17 Lady Bess

Musical von Michael Kunze und Sylvester Levay

19.30 – 22.15 Uhr, UM!BAU

KONZERT Klassisch

Mozart Beethoven Ariels Gesang | Tonhallekonzert

19.30 Uhr, Tonhalle

Ein Volksfeind

Schauspiel von Henrik Ibsen

20 – 21.20 Uhr, LOK

Sa 18 Lady Bess

Musical von Michael Kunze und Sylvester Levay

19 – 21.45 Uhr, UM!BAU

So 19 KONZERT

Versunken ganz in Seligkeit

Liedmatinee | Äneas Humm, Bariton 11 Uhr, UM!BAU-Foyer, Eintritt frei

The Time of Our Singing

Oper von Kris Defoort und Peter van Kraaij

19 Uhr, UM!BAU

Mo 20 Jupiter und Venus

Tanzstück von Kinsun Chan

19.30 – 21.10 Uhr, UM!BAU

KONZERT Chorkonzert Im Grünen

20 Uhr, LOK

Di 21 The Time of Our Singing

Oper von Kris Defoort und Peter van Kraaij

19.30 Uhr, UM!BAU

Ein Volksfeind

Schauspiel von Henrik Ibsen

20 – 21.20 Uhr, LOK

Di 28

Do 30

KONZERT Emerson String Quartet

Mendelssohn Brahms Dvořák | Meisterzyklus-Konzert 17 Uhr, Tonhalle

Beast and Beauty

Tanzstücke von Giovanni Insaudo und Julian Nicosia

20 Uhr, LOK

Beast and Beauty

Tanzstücke von Giovanni Insaudo und Julian Nicosia

20 Uhr, LOK

KONZERT

Chorkonzert Im Grünen

20 Uhr, LOK

Sa 01 URAUFFÜHRUNG

Selig sind die Holzköpfe!

Eine musiktheatralische Séance um

Paula Roth von Katja Brunner, Anja Horst, Ariane von Graffenried, Martin Bieri und Jonas Knecht

19 Uhr, UM!BAU

KONZERT

164. Palmsonntagskonzert

Alfons Karl Zwicker, Ohr der Menschheit, würdest du hören? (UA) | Johannes Brahms, Ein deutsches Requiem | Oratorienchor und Sinfonieorchester St.Gallen | Leitung:

Uwe Münch

19.30 Uhr, Kirche St.Laurenzen

Beast and Beauty

Tanzstücke von Giovanni Insaudo und Julian Nicosia 20 Uhr, LOK

So 02 Selig sind die Holzköpfe!

Eine musiktheatralische Séance um

Mi 22

Fr 24

Sa 25

Beast and Beauty

Tanzstücke von Giovanni Insaudo und Julian Nicosia 20 Uhr, LOK

Beast and Beauty

Tanzstücke von Giovanni Insaudo und Julian Nicosia 20 Uhr, LOK

Lady Bess

Musical von Michael Kunze und Sylvester Levay 19 – 21.45 Uhr, UM!BAU

Ein Volksfeind

Schauspiel von Henrik Ibsen 20 – 21.20 Uhr, LOK

So 26 Matinee: Selig sind die Holzköpfe! Einführung in die musiktheatralische Séance um Paula Roth von Katja Brunner, Anja Horst, Ariane von Graffenried, Martin Bieri und Jonas Knecht

11 Uhr, LOK, Eintritt frei

ZUM LETZTEN MAL

Lady Bess

Musical von Michael Kunze und Sylvester Levay 17 – 19.45 Uhr, UM!BAU

Paula Roth von Katja Brunner, Anja Horst, Ariane von Graffenried, Martin Bieri und Jonas Knecht

17 Uhr, UM!BAU

KONZERT

164. Palmsonntagskonzert

Alfons Karl Zwicker, Ohr der Menschheit, würdest du hören? (UA) | Johannes Brahms, Ein deutsches Requiem | Oratorienchor und Sinfonieorchester St.Gallen | Leitung:

Uwe Münch

17.30 Uhr, Kirche St.Laurenzen

Di 04 ZUM LETZTEN MAL

Ein Volksfeind

Schauspiel von Henrik Ibsen

20 – 21.20 Uhr, LOK

Mi 05 Selig sind die Holzköpfe!

Eine musiktheatralische Séance um

Paula Roth von Katja Brunner, Anja Horst, Ariane von Graffenried, Martin Bieri und Jonas Knecht

19.30 Uhr, UM!BAU

Beast and Beauty

Tanzstücke von Giovanni Insaudo und Julian Nicosia

20 Uhr, LOK

12 VERANSTALTUNGSKALENDER

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