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Sehnsucht nach Tapetenwechsel

Die Erschaffung Adams von Michelangelo aus der sixtinischen Kapelle.

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Bei einer anderen, weltweit bekannten In- viel größer wirkt, als er eigentlich ist. Spienenverzierung ist heute genau bekannt, gel waren zu dieser Zeit ein teures Luxuswer sie gemalt hat: Die kunstvoll ge- gut und viele andere Könige und Fürsten schmückten Wände der sixtinischen Ka- ahmten Ludwig XIV. nach, der damals ein pelle im Vatikan von Rom haben renom- echter Trendsetter war. Im Spiegelsaal mierte Künstler*innen aus der Renais- von Versailles fanden spannende historisance-Zeit gestaltet. Der berühmteste sche Ereignisse statt. Im Jahr 1871 wurde unter ihnen ist Michelangelo. Mit seinen dort das deutsche Kaiserreich gegründet, Werken definierte im Jahr 1919 der er nicht nur seine Frieden von VerEpoche, sondern sailles abgeschlosbrachte auch so sen, der den ersten manchen Kleriker Weltkrieg beenin Aufruhr. Denn dete. die Heiligen auf Noch exklusiver den Gemälden von wollte es der preuMichelangelo sind ßische König Friedoft völlig nackt dar- rich I. in seinen Gegestellt, ein No-Go mächern haben zu dieser Zeit! Spä- und beauftragte eiter musste ein*e nen Bildhauer daweitere*r Maler*in mit, ein Zimmer mit den Heiligen Hosen Die Unterzeichnung des Versailler Vertrags im Spiegelsaal Wandverkleidunanmalen. Da die gemalt von William Orpen gen aus Bernstein Sixtinische Kapelle heute ein für das Berliner Stadtschloss zu gestalten. Tourist*innen magnet ist, werden die Sein Sohn, der „Soldatenkönig“ Friedrich Wandverzierungen mit ausgeklügelter Wilhelm I, wusste mit dem schönen ZimTechnik vor dem Verfall geschützt. mer nicht viel anzufangen, und tauschte es mit dem russischen Zaren Peter dem Auch europäische Könige haben sich bei Großen gegen besonders große Soldaten. der Innenraumgestaltung ihrer Schlösser Diese mussten dann in der Leibgarde des nicht lumpen lassen. Der französische preußischen Königs als „Lange Kerls“ die„Sonnenkönig“ Ludwig XIV. ließ sich eine Eine Rekonstruktion des Bernsteinzimmers. Spiegelgalerie in seine Residenz, das Schloss Versailles, einbauen. Gegenüber den Fenstern in diesem langen Saal ließ der verschwenderische König ebenso große Spiegel einbauen, sodass der Saal nen. Im Zweiten Weltkrieg ging das Bernsteinzimmer (nachdem es von deutschen Truppen gestohlen wurde) verloren. Bis heute gilt es als verschollen. Eine Rekonstruktion steht im Katharinenpalast in St. Petersburg. Der bayerische König Ludwig II. hat sich ab 1869 ein vollständig neues Schloss gegönnt, heute ist es weltweit bekannt und dient als Vorzeigeobjekt für deutsche Schlösser: Das Schloss Neuschwanstein. Der ganze Bau war sehr protzig und sollte jeden Luxus bieten, den sich der König vorstellen konnte. Da der König allerdings hoch verschuldet war, verzögerte sich der Bau immer wieder und Ludwig II konnte nur kurz darin wohnen, bevor er im Starnberger See ertrank. Der Bau wurde nie fertiggestellt, was heute von Schloss Neuschwanstein zu sehen ist, ist nur ein Schatten der ursprünglichen Idee Ludwigs II. Eine exquisite Wandverzierung lässt sich in der „Grotte“ des Schlosses finden. Dort hat sich der König eine künstliche Tropfsteinhöhle mit Wasserfall einrichten lassen, die als Zugang zu seinem Wintergarten mit Ausblick über das Alpenvorland dienen sollte.

Die wirklich berühmteste Tapete, die sich heute in vielen Büros und Wohnungen finden lässt, ist wohl die Raufasertapete, die 1864 von der Firma „Erfurt und Sohn“ in Wuppertal entwickelt wurde. Ein Klassiker – aber wer nach einer kreativeren Inspiration für die eigene Zimmergestaltung sucht, sollte sich im nächsten Urlaub vielleicht von den Orten mit historischer Wandgestaltung inspirieren lassen.

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