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Tapetenwechsel gefällig?

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Praxistipp

Praxistipp

von Malin Rütten

Wenn man in Suchmaschinen den Begriff ,,Tapetenwechsel“ eingibt, werden ungefähr 20.200 Ergebnisse angezeigt. Allein unter der Kategorie ,,News“.

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Die Inhalte sind breit gefächert: Von verordnetem Tapetenwechsel durch Corona- Homeoffice über die Sehnsucht nach einem Leben auf dem Land, Fußballer*innen, die ihren Verein gewechselt haben, zu einem pragmatischen Artikel über einen Tapetenwechsel-Boom im Jahr 2020. Wenn man neben dem Wort ,,Tapetenwechsel“ auch ,,Herausforderungen“ eingibt, dann werden nur etwa 1.000 Ergebnisse angezeigt.

Die wenigsten Artikel thematisieren neben all den Chancen, welche Schwierigkeiten und Herausforderungen ein Tapetenwechsel oft mit sich bringt. Für viele Menschen ist es alles andere als leicht, sich an eine neue Situation anzupassen und Veränderungen zu akzeptieren, egal ob es eine gewünschte oder ungewollte ist. Ein passendes Beispiel ist dafür sicher die Corona-Pandemie.

Selten hatte man so viel freie, ungeplante Zeit und damit auch gefühlt tausende Möglichkeiten, seinem Leben einen neuen Anstrich zu verpassen. Ganz nach dem Motto: Wenn die halbe Welt wegen einer Pandemie im Lockdown steckt, dann kann die Zeit auch genutzt werden, um sein Leben richtig umzukrempeln. So hat der*die eine oder andere endlich den Workout-Plan wieder in Angriff genommen, den man sich bereits zum neuen Jahr vorgenommen hatte oder die Gartenbaustelle von vor zwei Jahren wiederbelebt. Und wenn man schon im Internet recherchiert, spiegelt sich dieses Motto selbst in den beliebtesten Suchanfragen der Deutschen im Jahr 2020 wider: Neben ,,Wann öffnen Fitnessstudios wieder?“ findet sich dort sogar die Frage ,,Wann öffnet IKEA wieder?“ Der Wunsch nach einem Tapetenwechsel scheint also groß. Warum fällt es vielen trotz freier Zeit und scheinbar unendlichen Möglichkeiten oft schwer, den Wunsch in die Realität umzusetzen? Wahrscheinlich, weil Gewohnheiten oft deutlich angenehmer sind als Veränderungen umzusetzen.

Denn es bedeutet, dass Umstände oder Verhaltensweisen, die uns Sicherheit und Stabilität geben, verlassen werden müssen - selbst, wenn diese Gewohnheiten sich negativ auswirken. Diese Angst vor Destabilisierung kann bei unterschiedlichen Dingen auftreten, z.B. bei dem Gedanken an den Umzug in eine weit entfernte Stadt oder beim Plan, weniger Kaffee zu trinken.

Du hast es sicher selbst schon erlebt: Denkst du an die Veränderung oder befindest dich am Anfang des Veränderungsprozesses, fallen dir alle möglichen Gründe ein, warum es doch keine gute Idee ist. Vielleicht spürst du das sogar körperlich, du fühlst dich gestresst und unsicher. Die Gründe, die du dir einredest, sind

jedoch in der Regel nicht real. Es handelt sich um eine natürliche Reaktion deines Körpers, der versucht, ein stabiles System zu erhalten. Denn Veränderungen sind für unser Überleben im Grunde nicht notwendig, wir besitzen den angeborenen Impuls, ein möglichst sicheres Leben zu führen. Doch gleichzeitig verspüren wir den inneren Wunsch nach Weiterentwicklung und Wachstum, was man häufig durch eine Veränderung im Leben erreichen kann. Wenn du dir in einem bestimmten Lebensbereich einen Tapetenwechsel wünschst, ist es wichtig, dir bewusst zu werden, dass diese zwei unterschiedlichen, meist sogar gegensätzlichen Impulse und Bedürfnisse, in dir existieren und eine Veränderung oft schwierig machen können. Beide sind absolut wichtig und berechtigt, aber nur du kannst wissen, welches Bedürfnis für dich in einer bestimmten Angelegenheit bedeutender ist.

Außerdem können Angst vor Unbekanntem oder Neuem, vor allem am Anfang eines Veränderungsprozesses, wenn du dich mit dem Thema noch nicht oder nur oberflächlich beschäftigt hast, eine große Herausforderung sein. Diese Angst kann dafür sorgen, dass du nicht mit der Veränderung beginnst oder sie gleich ausschließt, selbst wenn du weißt, dass sie dir guttun würde. Es kann sich dabei um Angst vor einem neuen Lebensabschnitt oder vor neuen Aufgaben handeln. So ging es auch Alexandra Gregus. Sie gewann 2017 als erste Frau die Sendung ,,The biggest Loser“ – eine Unterhaltungsshow, bei der der*die Teilnehmer*in gewinnt, der*die innerhalb von acht Wochen das meiste Gewicht verliert. Alexandra verlor 51 kg, 45 % ihres Körpergewichts - mehr als ein*e Kandidat*in je zuvor geschafft hatte. Heute hat Sie mehrere Kochbücher veröffentlicht, leitet Workshops und erzählt in Talkshows, wie eine radikale Entscheidung ihr ganzes Leben verbessert hat.

Obwohl ihre Geschichte wie der perfekte Neuanfang oder Tapetenwechsel klingt, war es für Sie ein langer und schwieriger Weg. Auf ihrer Webseite erzählt die 34jährige, dass sie bereits als Teenagerin mit Übergewicht kämpfte und sich jahrelang Veränderungen wünschte, doch auf Diäten nur der JoJo-Effekt folgte. Mit ihrer Entscheidung, sich bei ,,The biggest Loser“ zu bewerben, sollte es damit endlich vorbei sein. Auch wenn sie oft an sich zweifelte, schaffte Alexandra es mit viel Disziplin, ein neues Leben zu beginnen. Sie hat an Selbstbewusstsein und Lebensfreude gewonnen.

Wenn du in deinem Leben erkannt hast, dass es Zeit für eine Veränderung ist, solltest du diese in deinem eigenen Tempo angehen. Häufig ist die Angst vor dem Unbekannten so groß, die Veränderung erscheint so riesig, dass du erst gar nicht anfängst oder es ständig aufschiebst. Dabei ist es ein guter Tipp, sich in kleinen Schritten dem Ziel zu nähern, denn bist du den ersten Schritt gegangen, erscheint die Herausforderung direkt etwas kleiner.

Hilfreich ist es, dich in deinem sozialen Umfeld umzuschauen und zu überlegen ob es Menschen gibt, die dich von deiner Veränderung abhalten oder vielleicht sogar dagegen sind. Wir Menschen werden, ob wir wollen oder nicht, zu einem großen Teil durch unser Umfeld beeinflusst. Besonders enge Beziehungen, wie deine Familie, Freund*innen und dein*e Partner*in haben einen Einfluss auf deinen Veränderungsprozess. In der Regel akzeptieren Leute die Veränderung eher, wenn du bereits auf dem Weg bist.

Daher ist es manchmal sinnvoll, nicht um Erlaubnis zu fragen oder Ankündigungen zu machen, sondern mit deinem Tapetenwechsel zu beginnen und zu beobachten, wie dein Umfeld darauf reagiert. Es kann hilfreich sein, sich eine*n Mentor*in oder ein Vorbild zu suchen, der*die dich bei deiner Veränderung unterstützt, denn dann ist man nicht nur motivierter, sondern Schwierigkeiten erscheinen oft viel überwindbarer. Also, wenn du dich das nächste Mal nach einem Tapetenwechsel sehnst: Nur Mut zur Veränderung, denn Neues beginnt erst dort, wo die Komfortzone endet!

Wenn Musiker*innen sich neu erfinden

von Johan Sühling

Was man als außenstehender Musikfan gerne vergisst, ist, dass Musiker*innen auf ihren Tourneen jeden Abend die gleichen Lieder spielen müssen. So hört man als Fan zwar nur einmal am Abend seine Lieblingssongs, als Musiker*in muss man diese allerdings immer und immer und immer wieder spielen. Das einem die Songs so zum Halse heraushängen, kann man sehr gut verstehen. Daher ist es häufig der Fall, dass viele Bands ihre bekanntesten Song verabscheuen oder sie nicht mehr hören können. Beispiele hierfür sind Nirvana mit „smells like teen spirit“ oder Radiohead mit „Creep.“ Aber nicht nur Überdruss am eigenen Song kann für Musiker*innen die Suche nach einem Tapetenwechsel vorantreiben. Manchmal verspricht der Wechsel in eine andere Musikrichtung mehr Erfolg oder es erscheint herausfordernd, den eigenen Stil zu ändern. So manche*r Künsterler*in wird auf eine Musikrichtung festgelegt, sobald sich Erfolg damit einstellt. Da ist es schwierig, unter selbem Namen einen Richtungswechsel anzustreben.

Im folgenden einige Beispiele für Musiker*innen, die sehr viel unterschiedliche Musik gemacht haben.

The Beatles

Die Beatles sind heute noch die erfolgreichste Band aller Zeiten. An die schätzungsweise über eine Milliarde verkaufte Tonträger der vier Jungs aus Liverpool kommt keine andere Band heran. Was man dabei gerne vergisst, ist der kurze Zeitraum, in dem die Beatles Alben veröffentlicht haben (eigentlich nur von 1962 bis 1970) und dabei dennoch eine unglaublich diverse Diskografie vorzuweisen haben.

Von ihren Anfängen mit unschuldigen Popsongs, wie „Love Me Do“ oder „Yesterday,“ über psychedelische Rocksongs, wie „Tomorrow Never Knows,“ bis hin zu beinahe schon Heavy-Metal-Songs, wie „Helter Skelter“ ist fast alles vertreten.

Das ist es auch, was die Band bis heute so erfolgreich und beliebt macht. Paul McCartney, John Lennon, George Harrison und Ringo Starr verzichteten stets darauf, in ihrer Komfortzone zu bleiben und erfanden sich nach jedem Album neu. Auch wenn dabei nicht jeder Song ein Treffer war (Songs wie Ob-La-Di, Ob-La-Da und

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