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Weg mit dem Grau

von Mirjam Beitz

Der Blick geht erst in die eine Ecke des Zimmers, dann in die andere. Dieses olle Weiß muss endlich runter! Da drüben sind die Ecken schon

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grau und auf der anderen Seite des Zimmers löst sich die Tapete von der Wand. Eine Renovierung ist mehr als nötig! Kein Problem: Mit warmem Wasser, Schwamm und Spachtel ist die Tapete schnell entfernt und dank Trittleiter, Zollstock und Tapeziermesser ist die neue direkt wieder drauf.

Manchmal ist auch die Tapete unseres Lebens angegraut, abgenutzt und muss unbedingt ausgetauscht werden. Der Alltag scheint dann wie ein grauer, trister Raum. Schlechte Stimmung und Lustlosigkeit können darauf hinweisen, dass ein Tapetenwechsel im eigenen Leben nötig ist. Wann die Renovierung beginnen und welche neue Tapete an die Wände soll, kann jede*r für ihren*seinen eigenen LebensRaum bestimmen. Wie auch bei der wirklichen Neugestaltung eines Zimmers, hat der*die Bewohner*in die freie Entscheidungsmöglichkeit, die Instandsetzung sofort zu starten oder hinauszuzögern.

Was kommt nach Grau?

Bevor man die Tapete entfernt, ist zu klären: Welche Farbe kommt als nächstes an die Wand? Soll es wieder ein schlichtes Weiß sein, das schnell vergraut, aber auch einfach mit bunten Farbklecksen verziert werden kann? Oder braucht es ein aufregenderes Muster oder eine ausgefallenere Farbe, damit nicht so schnell Langeweile aufkommt? In der Regel machen sich Heimwerker*innen diese Gedanken vor dem Entfernen der alten Tapete. Aber manchmal kann man vorher noch gar nicht wirklich phantasieren, wie der Raum in verschiedenen Farben aussehen würde. „Erstmal die alte Tapete runter“, lautet dann die Devise, um ins Machen zu kommen, statt lange zu grübeln. Wenn das alte Grau weg ist, steht man vor einer leeren Wand voller Möglichkeiten. Das kann erstmal erschrecken, denn es ist noch alles offen. Wird die Wand bunt wie ein Regenbogen, einfarbig in pink, türkis, weiß oder kommt doch eine Fototapete mit Meerblick darauf?

Ist auch die Tapete des eigenen Lebens angefressen und vergilbt, dann ist ein Tapetenwechsel der einzige Weg, um nochmal von Grund auf alles zu ändern. Eine Pause, um sich zu überlegen, welche neue Tapete auf die Wände soll, kann hilfreich sein. Dann ist die Motivation größer, die alte Tapete zu entfernen. Ein Wochenende im Kloster, eine Handy-Detox-Phase oder ein Wanderwochenende könnten

beispielsweise helfen, um Gedanken zu sortieren und kreative Ideen zu sammeln. Danach kann es mit der Erneuerung der Wandgestaltung losgehen.

Das Anbringen einer neuen Tapete kann anstrengend sein. Teilweise muss äußerst präzise gearbeitet werden oder es scheint nicht voranzugehen. Beim Renovieren eines Raumes kann es helfen, Freund*innen dazu zu bitten. Auch ein professioneller Tapeziertisch, gute Musik und leckere Snacks tragen zu einer spaßigen und erfolgreichen Neugestaltung des Zimmers bei.

Welche Freund*innen willst du bei deiner Renovierung dabeihaben und welche Freund*innen machen das ohne Murren mit, weil sie dich bedingungslos gerne haben und unterstützen möchten? Welches Werkzeug, wie ein Tapeziertisch, kann dir bei deinem Tapetenwechsel im eigenen Leben helfen? Was kann dir Spaß auf dem Weg in ein Leben mit neuem Look bringen, wie die Musik beim Renovieren? Was kann dir Kraft beim Veränderungsprozess geben, wie die leckeren Snacks? Erinnerungen an das, was du früher gerne getan hast sowie das Träumen von Dingen, die du noch nie verwirklicht hast, sind Werkzeuge, die du nutzen kannst, um die richtige Tapete für dich und deinen LebensRaum zu finden. Hobbys und Dinge, die Leidenschaft in dir wecken, können dich bei dem Veränderungsprozess motivieren. Und dank deiner Freund*innen und der Familie geht dir auch beim Anbringen der letzten Tapeten-Bahnen die Puste nicht aus.

Manchmal muss Fachpersonal ran

Ein Zimmer ist meistens problemlos neu zu gestalten und glänzt danach in frischen Farben. Wenn die Motivation für den Tapetenwechsel aber viel zu niedrig ist oder sich der Wandbelag trotz aller Bemühungen nicht ablösen lässt, helfen auch die besten Freund*innen nicht weiter. Dann muss ein Fachmann oder eine Fachfrau bei der Renovierung unterstützen. Das gilt auch für das eigene Leben: Oft ist die Erneuerung einer Tapete schnell und einfach abgehakt. Aber wenn man nach mehreren Anläufen einfach nicht mehr weiterkommt, ist es völlig legitim, bei einem*r Expert*in um Hilfe zu bitten.

Es gibt tatsächlich Parallelen zwischen einer Tapete, die vergilbt ist und einem Leben, das nur noch von Monotonie geprägt, einem Leben, das alt und langweilig geworden ist. Einen wichtigen, entscheidenden Unterschied gibt es jedoch: Das Haus, in dem das graue Zimmer liegt, kann endgültig wertlos geworden und nicht mehr lohnenswert zu renovieren sein. Das gilt aber nicht für dein Leben. Der Tapetenwechsel kann sich zwar als schwierig und die Suche nach der passenden Farbe für das Zimmer kann sich als langwierig herausstellen, ist aber in jeden Fall möglich und lohnt sich immer!

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