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Bestimmt Kultur, was sich wie Heimat anfühlt?

von Stefanie Haverkock

Ein Gespräch mit Sandra Lornah Bagamba

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Fotos: Privat

Wie ist die Idee entstanden, nach Deutschland zu kommen?

Meine Mama hatte Leute von Kolping Deutschland eingeladen und jemand fragte, ob sie gerne eines ihrer Kinder nach Deutschland schicken würde. Meine Mutter konnte sich das gut vorstellen. Nach meinem Bachelor in Wirtschaftswissenschaften habe ich in einem Handyladen gearbeitet, sechs Tage die Woche, für wenig Geld. Ende März 2018 bin ich nach Deutschland gekommen nach Rosendahl-Holtwick zu Familie Lanksch.

Was tust du gegen Heimweh?

Ich telefoniere. Im Freiwilligen Jahr war ich in einer Familie, das war gut. Jetzt wohne ich allein, das ist schwierig. Am Anfang habe ich viel geweint. Meine Gastfamilie anrufen, das hilft. Mittlerweile ist es aber besser geworden.

Wie sah das Freiwillige Soziale Jahr aus?

Von 8 bis 16 Uhr war ich in einer Grundschule im Einsatz, an einem Tag in der Woche war ich beim Kolping Diözesanverband in Coesfeld.

Was schätzt Du an Uganda, was an Deutschland?

In Deutschland finde ich die Arbeitsmöglichkeiten deutlich besser als in meiner Heimat. In Uganda sind die Leute freundlicher und offener. Ich habe in meiner Klasse einige Freund*innen, mit denen treffe ich mich auch privat.

Was bedeutet der Begriff „Heimat“ für dich?

Bei mir ist Heimat, wo ich mich wohlfühle, wo ich Leute habe, denen ich vertrauen kann. Familie und Freund*innen sind wichtig. Und eine Arbeit, die Freude bereitet.

Wo ist die eigene Heimat?

Meine Heimat ist Uganda. Wenn ich woanders arbeite, kann das auch eine Heimat sein. Ich habe Träume für die Zukunft. Ich würde gerne für eine Humanitäre Organisation arbeiten, im Bereich Wirtschaft oder im Bereich Gesundheit. Ich kann mir vorstellen, nach der Ausbildung noch ein Studium anzuschließen, z.B. Public Health.

Was oder wen vermisst du am meisten?

Meine Familie und Essen aus Uganda vermisse ich sehr. Mein Lieblingsgericht: Reis, Erbsen und Hähnchen. Die Gewürze vermisse ich. Es gibt auch hier in Deutschland leckere Sachen. Kartoffeln finde ich okay, Süßkartoffeln, Lasagne. Kurzbiografie: Ich würde mir LeSandra Bagamba, 27, stammt aus bensmittel aus Hoima, Uganda. Bachelor in Economics, Uganda schicken las2018 Freiwilliges Soziales Jahr in sen, aber das ist zu Deutschland, absolviert seit Septem- teuer und dauert zu ber 2019 eine Ausbildung zur Altenpfle- lange. Manchmal gerin bei den Alexianern in Münster. kaufe ich hier im Afrika-Asia-Shop ein.

Was hat dir geholfen, dich gut einzuleben?

Meine Gastfamilie, die waren nett, freundlich und geduldig. Einige Sachen waren für mich komisch: Warum feiern wir hier Karneval, Oktoberfest oder Namenstag? Nach und nach lernt man, dass viele Feste kulturabhängig sind.

Was hättest du dir anders gewünscht?

Die Idee war, dass wir im Freiwilligendienst die deutsche Kultur kennenlernen. Ich habe von meiner Kultur eher wenig vermittelt. Das hätte ich mir gewünscht. Ich glaube, es hätte den Familien geholfen, die Freiwilligen besser zu verstehen.

Was wünschst du dir für dein Arbeitsumfeld:

Man wird manchmal unterschätzt. Die Leute denken, dass man eine Aufgabe nicht gut kann, wenn man die Sprache nicht gut spricht. Aber das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Ich schaffe das, wenn man mir eine Anleitung in englischer Sprache gibt.

Wie erfährst du Glauben hier?

Ich bin sehr gläubig, mein Papa ist katholisch, meine Mutter ist evangelisch. Sonntags gehen wir zur Kirche, hier mache ich das auch so. Aber die Messen sind so langsam, das macht keine richtige Freude. Bei uns in Uganda tanzen wir immer in der Kirche, das ist wie richtig feiern. Das fehlt mir hier in Deutschland.

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