orange² 63 - Durchblick: Tapetenwechsel

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Durch

blick

von Stefanie Haverkock

Bestimmt Kultur, was sich wie Heimat anfühlt? Ein Gespräch mit Sandra Lornah Bagamba Wie ist die Idee entstanden, nach Deutschland zu kommen?

arbeiten, im Bereich Wirtschaft oder im Be-

Meine Mama hatte Leute von Kolping

Fotos: Privat

reich Gesundheit. Ich kann mir vorstellen,

Was hat dir geholfen, dich gut einzuleben?

nach der Ausbildung noch ein Studium an-

Meine Gastfamilie, die waren nett, freund-

zuschließen, z.B. Public Health.

lich und geduldig. Einige Sachen waren für

Deutschland eingeladen und jemand fragte,

mich komisch: Warum feiern wir hier Karne-

ob sie gerne eines ihrer Kinder nach Deutsch-

Was tust du gegen Heimweh?

val, Oktoberfest oder Namenstag? Nach

land schicken würde. Meine Mutter konnte

Ich telefoniere. Im Freiwilligen Jahr war ich

und nach lernt man, dass viele Feste kultur-

sich das gut vorstellen. Nach meinem Bache-

in einer Familie, das war gut. Jetzt wohne

abhängig sind.

lor in Wirtschaftswissenschaften habe ich in

ich allein, das ist schwierig. Am Anfang

einem Handyladen gearbeitet, sechs Tage

habe ich viel geweint. Meine Gastfamilie an-

die Woche, für wenig Geld. Ende März 2018

rufen, das hilft. Mittlerweile ist es aber bes-

Was hättest du dir anders gewünscht?

bin ich nach Deutschland gekommen nach

ser geworden.

Die Idee war, dass wir

Rosendahl-Holtwick zu Familie Lanksch.

im Freiwilligendienst

Was schätzt Du an Uganda, Wie sah das Freiwillige So- was an Deutschland? ziale Jahr aus? In Deutschland finde ich die Arbeitsmög-

die deutsche Kultur

Von 8 bis 16 Uhr war ich in einer Grund-

lichkeiten deutlich besser als in meiner Hei-

tur eher wenig ver-

schule im Einsatz, an einem Tag in der Wo-

mat. In Uganda sind die Leute freundlicher

mittelt. Das hätte ich

che war ich beim Kolping Diözesanverband

und offener. Ich habe in meiner Klasse ei-

mir gewünscht. Ich

in Coesfeld.

nige Freund*innen, mit denen treffe ich

glaube, es hätte den Familien geholfen, die

mich auch privat.

Freiwilligen besser zu verstehen.

Bei mir ist Heimat, wo ich mich wohlfühle,

Was oder wen vermisst du am meisten?

Was wünschst du dir für dein Arbeitsumfeld:

wo ich Leute habe, denen ich vertrauen

Meine Familie und Essen aus Uganda ver-

Man wird manchmal unterschätzt. Die

misse ich sehr. Mein Lieblingsgericht:

Leute denken, dass man eine Aufgabe nicht

Reis, Erbsen und Hähnchen. Die

gut kann, wenn man die Sprache nicht gut

Gewürze vermisse ich. Es gibt

spricht. Aber das eine hat mit dem anderen

auch hier in Deutschland leckere

nichts zu tun. Ich schaffe das, wenn man mir

Was bedeutet der Begriff „Heimat“ für dich?

kann. Familie und Freund*innen sind wichtig. Und eine Arbeit, die Freude bereitet.

Wo ist die eigene Heimat?

Sachen. Kartoffeln

Ich

habe von meiner Kul-

eine Anleitung in englischer Sprache gibt.

finde ich okay, Süß-

Meine Heimat ist Uganda. Wenn ich

kennenlernen.

Kurzbiografie:

kartoffeln, Lasagne.

Wie erfährst du Glauben hier?

Ich würde mir Le-

Ich bin sehr gläubig, mein Papa ist katho-

arbeite,

Sandra Bagamba, 27, stammt aus

bensmittel

aus

lisch, meine Mutter ist evangelisch. Sonn-

kann das auch eine

Hoima, Uganda. Bachelor in Economics,

Uganda schicken las-

tags gehen wir zur Kirche, hier mache ich

Heimat sein. Ich habe

2018 Freiwilliges Soziales Jahr in

sen, aber das ist zu

das auch so. Aber die Messen sind so lang-

Träume für die Zu-

Deutschland, absolviert seit Septem-

teuer und dauert zu

sam, das macht keine richtige Freude. Bei

kunft.

ber 2019 eine Ausbildung zur Altenpfle-

lange.

Manchmal

uns in Uganda tanzen wir immer in der Kir-

gerin bei den Alexianern in Münster.

kaufe ich hier im

che, das ist wie richtig feiern. Das fehlt mir

Afrika-Asia-Shop ein.

hier in Deutschland.

woanders

Ich

würde

gerne für eine Humanitäre Organisation

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orange2 · April 2021


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