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Kompass Gesundheit DAS MAGAZIN FÜR BADEN-WÜRTTEMBERG

Nr. 1 2018

Hilfe bei Problemen mit Magen & Darm Die Kardiologie in Esslingen Frauen & Schlafapnoe Hausärzte & Psychotherapeuten

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Medizin

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7. Jahrgang www.kompass-gesundheit-bw.de

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editorial Liebe Leserin, lieber Leser, es gibt angenehme Themen im Gesundheitsbereich, doch auch unangenehme, ja peinliche. Damit sind Tabuthemen gemeint. Eigentlich spricht man über jedes Organ ganz offen, nur den Darm übergeht man geflissentlich. Ganz nebenbei: Der Darm bzw. die Mikroben, die in ihm leben, beeinflussen die Schaltzentrale unseres Gehirns. Nicht zu Unrecht nennt man den Darm auch das Bauchgehirn. Enddarmbeschwerden wie Hämorrhoiden plagen viele Zeitgenossen ganz entsetzlich. Zum Arzt getraut man sich selten, weil man ihm da das Hinterteil präsentieren müsste. Lieber geht man in die Apotheke und kauft irgendwelche Salben, was oft Unsinn ist und das Problem noch größer macht. In einem unserer Beiträge behandeln wir diese schmerzhafte Volkskrankheit. Am Anfang des Verdauungstrakts lauert eben falls Ungemach: Sodbrennen. Der Arzt spricht von der Refluxkrankheit. Gelangt Magensäure in die Speiseröhre, ist das sehr unangenehm und hat oft schwerwiegende Folgen. Prof. Tilo Andus und der Viszeralchirurg PD Dr. Hennig vom Krankenhaus Bad Cannstatt beschreiben Ursachen und Abhilfe für dieses weit verbreitete Leiden.

Werner Waldmann ist Medizinjournalist und leitet die Redaktion von „Kompass Gesundheit“.

Der zweite Schwerpunkt unserer Ausgabe ist dem Schlaf gewidmet. Erholsamer Schlaf ist die Grundlage für unser Wohlbefinden. Leider ist uns der Schlaf nicht sehr wichtig. Man weiß heute, dass chronischer Schlafmangel mit ziemlicher Sicherheit im Alter an der Alzheimer Erkrankung seinen Anteil hat. Leider nehmen auch nicht viele Hausärzte Schlafprobleme ernst. Der Ärztliche Direktor der Inneren Medizin des Marienhospitals, Dr. Stefan Reinecke, hat deshalb seinen ärztlichen Kollegen in Stuttgart zum ersten Mal eine Fortbildung angeboten, um Diagnostik und Therapie von Schlafproblemen ins Bewusstsein zu rücken. Eine ganz neue und nur selten behandelte Facette des Schlafs stellt uns die Leiterin des Schlaflabors der Klinik Schillerhöhe in Gerlingen, Dipl.-Psych. Sabine Eller, vor: Schlafapnoe bei Frauen. Sie unterscheidet sich deutlich von der Schlafapnoe der männlichen Pendants. Ich wünsche Ihnen eine informative Lektüre. Ihr

Werner Waldmann

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Impressum Kompass Gesundheit – Das Magazin für Baden-Württemberg Herausgeber: Dr. Magda Antonic Redaktionsleitung: Werner Waldmann (V.i.S.d.P.)

Verlag: MEDITEXT Dr. Antonic Verlagsleitung: Dr. Magda Antonic Panoramastr. 6; D-73760 Ostfildern Tel.: 0711 7656494; Fax: 0711 7656590 dr.antonic@meditext-online.de; www.meditext-online.de www.kompass-gesundheit-bw.de

Botschafter: Dr. med. Suso Lederle, Prof. Dr. med. Matthias Leschke

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Das Magazin und alle in ihm enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung von MEDITEXT Dr. Antonic strafbar. Die Redaktion behält sich die Bearbeitung von Beiträgen vor. Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Abbildungen wird keine Haftung übernommen. Mit Namen gezeichnete Artikel geben die Meinung des Verfassers wieder. Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Esslingen.

Ein Einzelheft ist zum Preis von 1,60 Euro (zzgl. Versandkosten) beim Verlag erhältlich. Copyright © 2018 by MEDITEXT Dr. Antonic, 73760 Ostfildern

ISSN 2194-5438

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Gesundheitspolitik: Markus Grübel (MdB), Michael Hennrich (MdB) Redaktion: Dr. J. Roxanne Dossak, Ursula Pieper, Marion Zerbst Art Direction: Dr. Magda Antonic Herstellung: Barbara Schüler Druck: Druckerei Mack GmbH

Wichtiger Hinweis: Medizin als Wissenschaft ist ständig im Fluss. Soweit in dieser Zeitschrift eine Applikation oder Dosierung angegeben ist, darf der Leser zwar darauf vertrauen, dass Autoren, Redaktion und Verlag größte Mühe darauf verwandt haben, dass diese Angaben genau dem Wissensstand bei Drucklegung der Zeitschrift entsprachen. Dennoch sollte jeder Benutzer die Beipackzettel der verwendeten Medikamente selbst prüfen, um in eigener Verantwortung festzustellen, ob die dort gegebene Empfehlung für Dosierungen oder die Beachtung von Kontraindikationen gegenüber der Angabe in dieser Zeitschrift abweicht. Leser außerhalb der Bundesrepublik Deutschland müssen sich nach den Vorschriften der für sie zuständigen Behörden richten. Geschützte Warennamen (Warenzeichen) müssen nicht besonders kenntlich gemacht sein. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann nicht geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt.

ZGH 0116 /

Medizinisch-wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. med. Tilo Andus, Prof. Dr. med. Walter-Erich Aulitzky, Dr. med. CarlLudwig v. Ballestrem, Prof. Dr. med. Hansjörg Bäzner, Prof. Dr. med. Gerd Becker, Dr. med. Wolfgang Bosch, Prof. Dr. med. Alexander Bosse, Dr. med. Ernst Bühler, Prof. Dr. med. Claudio Denzlinger, Dipl.-Psych. Sabine Eller, Prof. Dr. med. Ulrich Franke, Dr. med. Wilhelm Gienger, Dr. med. Joachim Glockner, Dr. med. Rainer Graneis, Dr. med. Christian Hayd, Prof. Dr. med. Bernhard Hellmich, Prof. Dr. med. Doris Henne-Bruns, Prof. Dr. med. Christian Herdeg, Prof. Dr. med. Bodo Klump, Prof. Dr. med. Monika Kellerer, Prof. Dr. med. Alfred Königsrainer, Dr. med. Klaus Kraft, Prof. Dr. med. Matthias Leschke, Prof. Dr. med. Ulrich Liener, Prof. Dr. med. Alfred Lindner, Prof. Dr. med. Ralf Lobmann, Dr. Tobias Meile, Dr. med. Gerhard Müller-Schwefe, Prof. Dr. med. Thomas Nordt, Dr. med. Jürgen Nothwang, Dr. med. Stefan Reinecke MBA, Dr. med. Martin Runge, Dr. med. Norbert Smetak, Dr. med. Wolfgang Sperber, Prof. Dr. med. Arnulf Stenzl, Prof. Dr. med. Thomas Strowitzki, Dr. med. Bernd Voggenreiter, Holger Woehrle, Dr. med. Sieglind Zehnle


inhalt Gehirn und Darm

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Sodbrennen und Reflux

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Beschwerden in der Afterregion

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Statistik: Können wir Risiken vermeiden?

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Asthma: Medikamente zur richtigen Zeit einnehmen

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Wunderwirkung durch Ginkgo, Fischöl & Co?

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Leider noch nicht in der hausärztlichen Praxis angekommen: Schlafstörungen

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Übergewicht durch schlaflose Nächte

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Frauen und Schlafapnoe – ein lange ignoriertes Thema

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Immer kostspieligere Versorgung, immer ältere Bevölkerung: Können wir uns Medizin überhaupt noch leisten?

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Kardiologische Top-Adresse inmitten beschaulicher Kleinstadtromantik

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Das neue Schlaflabor in Esslingen

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Krankenstand in Baden-Württemberg steigt

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Ausschreibungen und kein Ende

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Hausarzt und Psychotherapeut: ein starkes Duo

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Ist Kaffee gesund?

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Rubriken Impressum 4 | Ihr Hausarzt meint 31 | Aboformular 44 | Veranstaltungen 46 |

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Gehirn und Darm Inzwischen weiß man, dass unsere Darmwände gehirnähnliche Strukturen aufweisen und dass Kopf- und Bauchhirn eng miteinander verschaltet sind – eine mögliche Erklärung für viele Verdauungsstörungen, für die es noch keine wissenschaftlich erwiesene Ursache gibt, und auch für unsere Intuition, das „Bauchgefühl“. Werner Waldmann chmetterlinge im Bauch, Bauchgefühl, Stress, der sich „auf den Magen schlägt“ – der Volksmund scheint schon immer gewusst zu haben, dass zwischen unseren Verdauungsorganen und unserer Psyche ein enger Zusammenhang besteht. In unseren Darmwänden befinden sich über 100 Millionen Nervenzellen – nach dem Gehirn die zweitgrößte Ansammlung von Nervenzellen im Körper. Und dieses „zweite Gehirn“ hat eine geradezu unheimliche Ähnlichkeit mit unserem Kopfhirn: Es verfügt über genau die gleichen Zelltypen und Wirkstoffe. Mindestens 40 verschiedene Botenstoffe unseres Nervensystems – z. B. Serotonin – werden nicht nur im zentralen Nervensystem, sondern auch im Darm gebildet.

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Der Darm ist die wichtigste Waffe unserer Immunabwehr: Über 70 % aller Abwehrzellen sitzen im Darm. Gesteuert wird diese Abwehrtruppe durch das „Darmhirn“.

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Das Darmgehirn als Schaltzentrale des Verdauungssystems Unser Darm muss ungeheuer komplexe Aufgaben erfüllen: Das Verdauungssystem braucht deshalb eine Schaltzentrale, mit deren Hilfe es die Nährstoffzusammensetzung des Speisebreis im Darm analysieren, Gifte und schädliche Mikroorganismen erkennen und Resorptions- und Ausscheidungsprozesse koordinieren kann. Diese chemischen Analyseprozesse werden vom Bauchhirn gesteuert. Gelangen Gifte oder Krankheitserreger in den Verdauungstrakt, so meldet die Schaltzentrale im Darm dies sofort an das Kopfhirn, das dann entsprechende Abwehrmechanismen wie Erbrechen, Durchfall oder krampfartige Bauchschmerzen als Warnsignal in Gang setzt. Viele Steuerprozesse und Reaktionen im Darm laufen aber auch unabhängig vom Kopfhirn ab – z. B. die Darmperistaltik, jene wellenförmigen Bewegungen, mit denen unser Darminhalt vom Dünndarm in den Dickdarm und schließlich zum After transportiert wird.

Darm und Psyche Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass psychische Prozesse und das Verdauungssystem wahrscheinlich enger aneinander gekoppelt sind, als man bisher dachte. So findet sich bei Alzheimerund Parkinson-Patienten und beim „Rinderwahn“ BSE beispielsweise oft der gleiche Typ von Gewebeschäden im Kopf- wie im Bauchhirn. Viele Medikamente gegen psychische Erkrankungen wirken auch auf den Darm – z. B. das Antidepressivum Prozac, das die Konzentration des Neurotransmitters Serotonin in den Räumen zwischen den Nervenzellen erhöht und dadurch die Stimmung aufhellt: Im Bauch beeinflusst Serotonin die Darmperistaltik und führt je nach Dosierung des Mittels entweder zu Durchfall oder zu Verstopfung.

Wesentlich mehr Nervenstränge führen vom Bauch ins Gehirn als umgekehrt: 90 % der Verbindungen verlaufen von unten nach oben. Der Darm liefert dem „Kopfhirn“ also viele wichtige Informationen. Er beeinflusst auch unser Gefühlsleben durch die von seinen Nervenzellen produzierten Botenstoffe. Möglicherweise kommen Entscheidungen, die wir nicht logisch begründen können, tatsächlich „aus dem Bauch heraus“...

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Wie das „Bauchhirn“ entdeckt wurde Schon um die Mitte des 19. Jahrhunderts entdeckte der deutsche Nervenarzt Leopold Auerbach bei der Betrachtung eines Darmstücks durch das Mikroskop, dass sich in der Darmwand unzählige Nervenzellen und -stränge verbergen. Jahrzehnte später öffneten die englischen Mediziner Ernest Starling und William Bayliss in einem Labor in London den Bauchraum eines betäubten Hundes, förderten eine seiner Darmschleifen ans Tageslicht und stellten fest: Immer wenn sie Druck auf die Darmschleife ausübten, reagierte diese mit wellenartigen Muskelbewegungen, die den Darminhalt in Richtung After schoben. Das war die Entdeckung der Darmperistaltik. Das Erstaunliche daran: Dieser Reflex funktionierte auch noch, nachdem die Forscher die Nervenverbindungen zwischen diesem Darmabschnitt und sämtlichen anderen Organen des Hundes (auch dem Gehirn) durchtrennt hatten. Der Mechanismus der Darmperistaltik funktioniert also unabhängig von der Steuerung durch unser Gehirn! Ein Beweis dafür, dass das Kopfhirn nicht die einzige Schaltzentrale ist, die die Vorgänge in unserem Körper steuert – über viele Prozesse, die im Verdauungstrakt ablaufen, scheint das Bauchhirn zu regieren. 1981 bewies der australische Wissenschaftler Marcello Costa, dass 95 % des Neurotransmitters Serotonin (der unsere Stimmung beeinflusst) im Darm synthetisiert werden, indem er Serotonin-Moleküle mit Antikörpern markierte und in den Nervenzellen des Darms sichtbar machte.

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Ein lästiges, leider nicht immer harmloses Leiden

Sodbrennen und Reflux Sodbrennen ist eine Volkskrankheit: Rund 20 % der Bevölkerung leiden darunter – manche jeden Tag, andere vielleicht nur einmal pro Woche oder einmal im Monat. Wir sprachen mit Prof. Dr. med. Tilo Andus und PD Dr. med. René Hennig über dieses unangenehme, manchmal leider auch nicht ganz ungefährliche Leiden.

eim Essen und Trinken gelangen Nahrung und Flüssigkeit in den Mund, bewegen sich durch die Speiseröhre nach unten in den Magen und legen dabei eine Strecke von 20 bis 25 cm zurück. Dieser Schluckvorgang soll idealerweise problemlos ablaufen, ohne dass die Nahrung steckenbleibt. Deswegen muss die Speiseröhre gut geöffnet sein. Die Nahrung im Magen soll aber möglichst nicht wieder zurück in die Speiseröhre gelangen. Um das zu verhindern, braucht der Körper eine Art Ventilmechanismus. Dieses Ventil wird durch die Speiseröhrenmuskulatur und das Zwerchfell gebildet, das am unteren Ende der Speiseröhre liegt. Es hat zum einen die Aufgabe, nichts nach oben aufsteigen zu lassen, und erfüllt zum anderen die Funktion, das, was von oben kommt, in den Magen hindurchtreten zu lassen. Wie immer im Leben, wenn man einen Kompromiss eingeht, entstehen dabei manchmal an der einen oder anderen Stelle Probleme. So gibt es z. B. Menschen, bei denen der Mageneingang zur Speiseröhre etwas weiter ist. Dann kann es zu einem Rückfluss von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre (sogenanntem Reflux) kommen. Dieser Reflux wird durch verschiedene Faktoren begünstigt: z. B. durch einen erhöhten Druck im Magen aufgrund von enger Kleidung oder Übergewicht, aber auch durch Pressen oder durch die Schwerkraft: Im Liegen kommt es eher zum Reflux

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als im Stehen oder Sitzen, denn in diesen Positionen zieht die Schwerkraft die Nahrung nach unten. Wie äußert sich ein Reflux? Prof. Andus: Die Beschwerden können sehr unterschiedlich sein. Manche Patienten haben das klassische Sodbrennen, also ein Brennen hinter dem Brustbein, andere einfach nur ein Druckgefühl im Oberbauch. Wieder andere leiden unter dem klassischen Reflux: Sie merken, dass Mageninhalt aufsteigt. Und es gibt auch – zum Glück nicht sehr viele – Patienten, bei denen durch diesen Reflux Magensäure in die Luftröhre gelangt, was dann Husten, Asthma oder auch Probleme an den Stimmbändern verursachen kann. Bei starkem Reflux kann die Magensäure sogar zu Zahnschäden führen. Was für Folgen kann eine Refluxkrankheit haben? Prof. Andus: Der Reflux schädigt auf die Dauer die Speiseröhrenschleimhaut, die sich durch diese chronische Schädigung mit der Zeit krankhaft verändern kann. Die erste Form dieser Umwandlung wurde nach dem ursprünglichen Beschreiber, einem Herrn Barrett, als Barrett-Ösophagus bezeichnet. Darunter leiden relativ viele Reflux-Patienten. Der Barrett-Ösophagus kann sich, wenn er lange Zeit besteht und die Krankheit nicht gut eingestellt ist, zu einem Speiseröhrenkrebs entwickeln, was aber zum Glück selten vorkommt. Doch wegen des eben leider leicht erhöhten Krebsrisikos kontrollieren wir das regelmäßig. Das heißt, wenn wir bei einem Patienten eine Barrett-Schleimhaut finden, führen wir zuerst einmal pro Jahr und später in größeren Abständen (z. B. alle drei oder fünf Jahre) eine Kontrolluntersuchung durch. Natürlich

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kann man einen Barrett operativ entfernen; technisch ist das möglich, aber nicht immer sinnvoll. Bei einem einfachen Barrett-Ösophagus ohne Krebsvorstufen wird keine chirurgische Entfernung empfohlen, weil das Risiko der Nebenwirkungen größer ist als der Nutzen der Operation. Einen Barrett mit Krebsvorstufen kann man endoskopisch entfernen. Wie wird ein Reflux diagnostiziert? Prof. Andus: Der Gastrologe wird, nachdem er mit dem Patienten gesprochen hat, erst einmal eine Gastroskopie (also eine Magen-Dünndarm-Spiegelung) in Kombination mit einer Speiseröhrenspiegelung durchführen. Denn hinter den ziemlich vielfältigen Beschwerden kann auch eine andere Krankheit – beispielsweise eine Magenschleimhautentzündung, ein Magengeschwür, eine Beweglichkeitsstörung oder allergische Reaktion der Speiseröhre – stecken. Außerdem kann man den pH-Wert im Magen und in der Speiseröhre messen. Die klassische Methode besteht darin, dass man über die Nase eine dünne Sonde einführt, die zwei Sensoren – ein pHMessgerät im Magen und eines in der unteren Speiseröhre – hat. Dieses Messgerät bleibt 24 Stunden drin; der Patient nimmt es also mit nach Hause und kommt am nächsten Tag wieder. Das Gerät zeichnet über 24 Stunden den pH-Wert in der Speiseröhre auf; daran sehen wir, ob der pHWert normal ist oder sauer wird. Natürlich ist es ein bisschen unangenehm, 24 Stunden lang so einen dünnen Draht aus der Nase hängen zu haben; aber es gibt Schlimmeres. Als Alternative dazu gibt es ein Gerät, das ebenfalls die Säure messen kann, die Informationen aber drahtlos überträgt. Dabei handelt es sich um einen kleinen Apparat, den wir in die Speiseröhre einbringen und mit einer Nadel an der Speiseröhrenwand befestigen. Dieser Apparat kann den pHWert 48 Stunden lang messen; man hat damit also die Möglichkeit, einen Tag ohne Medikamente und einen Tag mit Medikamenten zu messen. Allerdings kostet diese Untersuchung um die 150 Euro, was die gesetzlichen Krankenkassen nicht bezahlen. Was tut man gegen den Reflux? Prof. Andus: Zunächst einmal sollte man bei den auslösenden Faktoren – also der Ursache – anset-

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zen. Die Anatomie kann man nicht ohne weiteres verändern; aber es gibt auch viele einfache Maßnahmen, um dem Auftreten von Sodbrennen und Reflux vorzubeugen. Zum Beispiel muss man nicht unbedingt eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen noch eine große Mahlzeit zu sich nehmen. Wenn man sich nämlich mit prall gefülltem Magen hinlegt, kann es zum Reflux kommen. Es gibt auch sogenannte Säurelocker, beispielsweise Alkohol oder Süßigkeiten. Man sollte also eher kleinere Mahlzeiten nicht zu spät vor dem Schlafengehen einnehmen, enge Kleidung und starkes Pressen vermeiden und – bei Übergewicht – abnehmen. Und wenn das nicht funktioniert? Prof. Andus: Es gibt auch Medikamente gegen Sodbrennen. Am ältesten sind die Arzneimittel, die auf chemischem Weg die Magensäure neutralisieren, wie beispielsweise Natriumhydrogencarbonat. Diese Medikamente wirken ziemlich schnell, aber eben leider nur relativ kurz, denn der Magen produziert ja wieder neue Säure, und dann gehen die Beschwerden von vorne los. Wenn man nur gelegentlich unter Sodbrennen leidet, ist es sicherlich kein Problem, das mit solchen Mitteln zu behandeln. Bei häufigeren Beschwerden werden hauptsächlich Protonenpumpenhemmer (sogenannte PPIs) gegeben, die mittlerweile in niedriger Dosierung auch ohne Rezept in der Apotheke erhältlich sind. Diese hemmen die Säurebildung im Magen, indem sie direkt in der Magenschleimhaut wirken. Bei diesen Arzneimitteln dauert es ein bisschen länger, bis die Wirkung eintritt; aber dafür wirken sie bis zu drei Tage lang und außerdem auch deutlich stärker. Wenn man bei einem Patienten mit Speiseröhrenentzündung die Magensäurebildung dauerhaft unterdrücken will, führt in aller Regel kein Weg an so einem Protonenpumpenhemmer vorbei.

Über diesen QRCode können Sie das Interview auf „Kompass Gesundheit TV“ sehen.

Wie gut verträglich sind diese Mittel? Prof. Andus: Jedes Medikament kann Nebenwirkungen verursachen; so können zum Beispiel – wenn auch eher selten – Kopfschmerzen, Übelkeit oder Durchfall auftreten. Dann kann man versuchen, von einem Präparat auf ein anderes zu wechseln, weil nicht unbedingt alle Präparate die gleichen Nebenwirkungen haben. Doch im Allgemeinen sind die Medikamente relativ gut verträglich

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und können, falls nötig, normalerweise auch langjährig eingenommen werden. Natürlich gilt – wie immer – auch hier der Grundsatz, so viel wie nötig und so wenig wie möglich davon zu nehmen. Man kann durchaus auch einmal versuchen, das Medikament wieder abzusetzen, wenn die Beschwerden weg sind; oft kehren sie dann allerdings wieder.

Prof. Dr. med. Tilo Andus ist Ärztlicher Direktor der Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Gastroenterologie, Hepatologie und internistische Onkologie am Krankenhaus Bad Cannstatt Prießnitzweg 24 70374 Stuttgart

PD Dr. René Hennig ist Stellvertreter des Chefarztes der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Thoraxund Transplantationschirurgie am Krankenhaus Bad Cannstatt.

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Welche Patienten kommen in Ihr Reflux-Zentrum? Dr. Hennig: In aller Regel sind das Patienten, die über die Medien oder das Internet auf unsere Sprechstunde aufmerksam geworden sind und sich bei uns vorstellen, weil sie mit den sogenannten PPIs oder anderen Medikamenten unzufrieden sind oder Angst vor Nebenwirkungen haben, vor denen in der Presse ja häufig gewarnt wird. Ich nehme diesen Patienten in meiner Sprechstunde dann erst mal ihre Angst, denn es gibt viele Menschen, die mit diesen Medikamenten sehr gut eingestellt und beschwerdefrei sind. Man darf nicht vergessen, dass eine Refluxoperation auch nicht ohne Risiken und Nebenwirkungen ist. Meist beraten wir die Patienten also, nehmen ihnen die Angst, und sie gehen zufrieden wieder nach Hause und nehmen ihre Medikamente weiter. Es gibt aber auch Patienten, die tatsächlich unzufrieden sind, weil die Arzneimittel ihnen nicht helfen. Vielleicht wurde auch eine Refluxösophagitis (also eine Entzündung der Speiseröhre) diagnostiziert, und es müssen weitere Untersuchungen durchgeführt werden: zunächst mal eine Messung des pH-Werts in der Speiseröhre, aber auch eine High-Resolution-Manometrie, die für uns (insbesondere im Hinblick auf die Planung einer etwaigen Operation) sehr wichtig ist, weil wir wissen müssen, wie die Speiseröhre des Patienten funktioniert und arbeitet. Die Speiseröhre ist ja nicht bei allen Menschen gleich; es gibt Menschen, die eine etwas kräftigere Speiseröhre haben, die ihre Speisen also mit viel Kraft nach unten drücken können, und Menschen mit einer eher schwachen Speiseröhre, deren Muskel nicht so gut ausgeprägt ist. Nach diesen Untersuchungen wissen wir, ob die Symptome des Patienten überhaupt auf einen Reflux zurückzuführen sind oder ob eine andere Erkrankung dahintersteckt. Wenn die pH-Messung positiv ist und wir dann in der Manometrie auch

noch sehen, dass der untere Schließmuskel schwach ist (also nicht verhindern kann, dass die Säure wieder aus dem Magen aufsteigt), dann liegt eindeutig eine Refluxkrankheit vor. Dann ist die Frage: Wie geht es weiter? Es gibt ja immer noch die Möglichkeit, Medikamente, die der Patient vielleicht noch nicht eingenommen hat, auszuprobieren; oder wir sprechen mit ihm über verschiedene operative Verfahren. Was sind das für Verfahren? Dr. Hennig: Es gibt seit über 60 Jahren die klassischen Operationsverfahren, die in vielen Studien untersucht sind. Das ist zum einen die Reparatur des Zwerchfellbruchs: Viele Patienten, die unter Reflux leiden, haben gleichzeitig auch einen Zwerchfellbruch. So etwas kann man natürlich nicht mit Medikamenten beeinflussen, sondern nur im Rahmen einer Operation reparieren. Im zweiten Schritt muss man etwas tun, was gegen den Reflux hilft. Es gibt verschiedene Arten von Magenmanschetten, die den Reflux sehr gut beheben, allerdings auch Nebenwirkungen wie beispielsweise Schluckstörungen, Aufstoßen und Blähungsgefühle verursachen können. In den letzten Jahren sind neuere Verfahren auf den Markt gekommen. Es gibt z.B. ein Magnetband, das man um den unteren Schließmuskel der Speiseröhre herumlegt. Dann ziehen sich diese Magnetbausteine zusammen und verhindern das Aufsteigen der Säure. Das funktioniert allerdings nur bei einer starken Speiseröhre. Ferner gibt es ein Verfahren, bei dem man Elektroden an den unteren Schließmuskel implantiert, die ein elektrisches Feld aufbauen. Dieses Feld lässt, wie in einem Langzeittraining, diesen Muskel wieder kräftiger werden und verhindert dadurch auf lange Sicht den Reflux, weil der Muskel dann wieder besser funktioniert. Der Vorteil dieser Methode besteht sicherlich darin, dass der Magen in seiner Anatomie so bleibt, wie er ist, und dass keine Barriere geschaffen wird – das heißt, auch Patienten, die eine schwache Speiseröhre haben, können davon profitieren, weil man dabei keinen Widerstand aufbaut, sondern lediglich den Schließmuskel kräftigt. Alle Operationen können in der Regel laparoskopisch, also minimal-invasiv durchgeführt werden.

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Beschwerden in der Afterregion

Keine falsche Scham, wenn’s im After zwickt! Jucken und Brennen im After, Schmerzen beim Stuhlgang – mehr Menschen, als wir uns vorstellen, leiden unter solchen Beschwerden. Doch spricht man darüber nicht. Das ist falsch: Denn frühzeitig erkannt und behandelt, bekommt man solche Probleme normalerweise gut in den Griff und kann sich einen langen Leidensweg ersparen. Werner Waldmann eute ist es für uns selbstverständlich, in den Medien nackte Menschen zu sehen. Jeder spricht offen über seine sexuellen Erlebnisse. Und der Po gilt gar als Sexualsymbol und wird, in engen Jeans oder kurzen Röcken akzentuiert, gerne zur Schau gestellt. Nur die eigentliche Funktion dieses Körperteils – die Ausscheidung – gilt als anrüchig. Kaum jemand spricht gerne darüber – schon gar nicht, wenn er Probleme damit hat. So rasch man sich bei Halsschmerzen einen Termin beim Arzt geben lässt, so zögerlich reagieren viele, wenn das andere Ende des Verdauungstrakts Schwierigkeiten bereitet. Und später, wenn die Beschwerden zu lästig werden, sucht man verschämt Rat in Illustrierten- und Zeitungsinseraten, in denen wohl gerade aus diesem Grund ständig „hochwirksame“ Gels und Salben angepriesen werden. Vielleicht riskiert der eine oder andere auch mal einen Besuch in der Apotheke und lässt sich dort kommentarlos „irgendetwas“ gegen Hämorrhoiden verkaufen. Und damit laboriert man einige Zeit lang herum, leidet, erlebt durchaus auch Ruhepausen seiner Plagen und glaubt dann erfreut, man hätte die Sache jetzt im Griff. Erst wenn es gar nicht mehr anders geht, wenn man plötzlich im After einen großen Knoten fühlt, der von allein nicht mehr zurückgeht, oder gar Blut in der Toilettenschüssel auftaucht, entschließt man sich endlich zum Arztbesuch.

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Unnötige Belastung Dieses Verhalten ist der eigenen Gesundheit gegenüber verantwortungslos. Man sollte sich auch bei Symptomen, die bei Hämorrhoiden gang und gäbe sind, niemals in der Sicherheit wiegen, dass es sich wirklich nur um harmlose Hämorrhoi-

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den handelt. Dies trifft in den meisten Fällen zu, aber es kann sich auch um schwere Erkrankungen handeln. Nur der Arzt, der den Darmausgang untersucht, kann sagen, wo die Probleme liegen.

Es müssen nicht immer Hämorrhoiden sein Eine ärztliche Diagnose ist auf jeden Fall unumgänglich, denn hinter den typischen Hämorrhoiden-Beschwerden – Brennen, Nässen und Schmerzen in der Afterregion – können sich auch andere Leiden verbergen, beispielsweise ein Polyp oder Abszess. Hinter hartnäckigem Juckreiz in der Analgegend kann ein Ekzem oder eine Pilzinfektion stecken. Und Schmerzen beim Stuhlgang müssen auch nicht unbedingt immer mit Hämorrhoiden zusammenhängen. Eine Analfissur (längliche Einrisse in der Innenhaut des Darmausgangs) kann ebenso heftige Schmerzen verursachen und zu Gesundheitsproblemen führen, wenn sie unbehandelt bleibt. Bis in den Rücken können sich diese Schmerzen hineinziehen. Meist beginnen sie beim Stuhlgang und dauern bis über eine Stunde. Aus Angst vor dem Schmerz halten viele Patienten den Stuhl zurück, wodurch dieser weiter eingedickt und härter wird – sodass die später zwangsläufig doch irgendwann erfolgende Darmentleerung die Schleimhaut mehr reizt und noch stärkere Schmerzen hervorruft. Hämorrhoiden besitzt jeder Mensch. Es handelt sich um Schwellkörper, die sich mit Blut füllen, wenn sich im Enddarm Stuhl oder Gase ansammeln. Beim Stuhlgang werden sie zur Seite gepresst und das Blut fließt aus ihnen zurück in die Kapillaren. Werden die Hämorrhoiden jedoch erweitert, kann das Blut nicht mehr vollständig aus

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Abb. oben links: Hämorrhoiden 1. Grades machen normalerweise nur wenig Beschwerden. Beim Entleeren des Darms kann es allerdings zu Einrissen der Schwellkörper kommen.

Abb. oben rechts: Hämorrhoiden 2. Grades können beim Stuhlgang aus dem After rutschen, ziehen sich dann aber von alleine wieder zurück.

Abb. unten links: Hämorrhoiden 3. Grades gelangen beim Stuhlgang nach außen und müssen mit dem Finger zurückgeschoben werden.

Abb. unten rechts: Im Stadium 4 lassen sich die Hämorrhoiden nicht mehr zurückschieben.

den Schwellkörpern zurückfließen. Es kommt zu einem ständigen Druckgefühl im After. Erweiterte Hämorrhoiden kommen bei etwa zwei Dritteln aller über 30-Jährigen vor. Häufig merken die Betroffenen gar nichts davon. Das Leiden entwickelt sich langsam. Harter Stuhlgang, Verstopfung, mangelnde Bewegung, eine sitzende Tätigkeit und ballaststoffarme Kost begünstigen die Entstehung von Hämorrhoiden. Verantwortlich für diese Erkrankung werden neben einer angeborenen Gewebsschwäche starkes Pressen beim Stuhlgang (z. B. bei chronischer Verstopfung), Bewegungsmangel und Übergewicht gemacht. Typische Symptome sind Juckreiz und Brennen im After sowie hellrote Blutungen am Ende des Stuhlgangs. Man unterscheidet vier Stadien: Im ersten Stadium sind die Blutgefäße zwar bereits vergrößert, doch mit dem Finger im Darm nicht ertastbar. Auch im zweiten Stadium sind die Hämorrhoidalknoten nicht tastbar, jedoch bereits so stark erweitert, dass sie beim Stuhlgang zum Teil aus dem

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After rutschen. Danach ziehen sie sich von selbst wieder zurück. Charakteristisch für das dritte Stadium ist, dass die Hämorrhoiden nach der Darmentleerung nicht mehr von selbst in den Analkanal zurückgleiten, sondern mit den Fingern zurückgeschoben werden müssen. Im vierten Stadium lassen sie sich nicht mehr zurückschieben und können durch die Spannung im Schließmuskel eingeklemmt werden und stark anschwellen, was zu Geschwüren, Entzündungen und starken Schmerzen führen kann. Oft ist der Stuhlgang nicht mehr kontrollierbar.

Gute Behandlungsmöglichkeiten Hämorrhoiden 1. Grades werden, wenn sie Beschwerden verursachen (meistens Juckreiz oder Nässen), verödet; das heißt, der Arzt spritzt eine Lösung in die Knoten, welche diese schrumpfen lässt. Hämorrhoiden zweiten Grades werden in der Regel mit einer Gummiringligatur versorgt. Das ist nichts anderes als ein kleines Gummiringchen, das der Arzt mit einem Spezialinstrument über einen

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Knoten stülpt. So wird die Blutzufuhr unterbunden, was zum Absterben des Knotens führt. Noch größere Hämorrhoiden müssen leider operativ saniert werden. Die Operation ist relativ einfach, doch der Patient ist drei bis vier Wochen außer Gefecht gesetzt, denn die Wundheilung ist durchaus mit Schmerzen verbunden, und die Wunde muss auch regelmäßig versorgt werden.

eine Entzündung hervorrufen. Auf diese Weise kann die an sich harmlose Verletzung nie richtig ausheilen, weil es bei jedem Stuhlgang wieder zu den gleichen Problemen kommt. Eine falsche, nämlich ballaststoffarme Ernährung führt zusätzlich zu Verstopfung und hartem Stuhl und trägt dazu bei, den Teufelskreis in Gang zu halten.

So werden Analfissuren behandelt Wie Analfissuren entstehen Eine Fissur ist nichts anderes als ein Geschwür, also ein schlecht heilender Oberflächendefekt der Schleimhaut infolge harten Stuhls oder einer erhöhten Spannung des Schließmuskels. Die dadurch auftretenden Schmerzen bewirken, dass sich der Schließmuskel verkrampft und das Analgewebe somit schlecht durchblutet wird. Das erschwert es der Schleimhaut, sich nach der Verletzung rasch wieder zu regenerieren. Zusätzlich können Stuhlreste in die offene Wunde geraten und

Leider ziehen viele Patienten aus ihren Schmerzen beim Stuhlgang den falschen Schluss und meinen, sie müssten etwas gegen ihre Verstopfung und den harten Stuhl tun, den sie für die Schmerzen verantwortlich machen. Also nehmen sie regelmäßig Abführmittel ein. Vorübergehend schafft das Erleichterung; doch die weichen Stühle dehnen das Gewebe des Analkanals nicht regelmäßig auf. Die Folgen sind fatal: Die Durchblutung des Gewebes verschlechtert sich, Einrisse in der Analschleimhaut heilen nicht mehr richtig ab und entstehen immer

Erkrankungen im Enddarmbereich – so können Sie vorbeugen • Ballaststoffreiche Ernährung hält den Stuhl weich und geschmeidig. Harter Stuhlgang zwingt zum Pressen (was die Entstehung von Hämorrhoiden begünstigt) und kann zu Einrissen (Fissuren) im Afterbereich führen. • Viel trinken (mindestens anderthalb Liter pro Tag)! Wenn der Körper zu wenig Flüssigkeit bekommt, entzieht er dem Stuhl über die Darmwände Wasser. Das führt zur Verstopfung. • Nach dem Stuhlgang den After möglichst mit fließendem Wasser reinigen (Brausekopf der Badewanne oder Dusche benutzen, wenn kein Bidet vorhanden ist). Dazu keine Seife, sondern nur Wasser verwenden. • Keine feuchten Toilettentücher verwenden (diese können Allergien und Ekzeme hervorrufen).

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So viel. So nah. wieder neu. Außerdem dürfen Abführmittel nie dauerhaft eingenommen werden, da sie mit der Zeit zu Darmträgheit führen und der Darm es dann ohne medikamentöse Hilfe irgendwann gar nicht mehr schafft, sich regelmäßig zu entleeren. Das einzig Richtige ist, sich ballaststoffreich zu ernähren und ausreichend zu trinken, um regelmäßig einen weichgeformten Stuhl zu haben, der den Analkanal aufdehnt. Die ersten Behandlungsversuche sollten mit schmerzlindernden und entzündungshemmenden Salben erfolgen. Zäpfchen oder Analtampons sind noch wirkungsvoller. Bei starken Schmerzen kann der Arzt die lädierte Hautzone auch mit einem örtlich wirkenden Betäubungsmittel unterspritzen. Den Einstich der Nadel spürt der Patient zwar, aber dafür hat er dann eine Weile Ruhe vor den Schmerzen.

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Analdehner Um das Gewebe zu einer besseren Durchblutung zu aktivieren, kann man es auch mit einem Analdehner trainieren. Ziel dieser Behandlung ist es, die Schließmuskelverspannung zu lösen. Denn ein entspannter Muskel ist gut durchblutet und schafft somit die beste Voraussetzung zum Abheilen der Fissur. Gleichzeitig kann man mit dem Analdehner eine schmerz- und entzündungslindernde Salbe in den After einbringen. Dazu legt man sich auf die Seite und zieht beide Knie an. Man trägt Salbe auf den Analdehner auf und führt diesen mit hin und her drehenden oder kreisenden Bewegungen so weit in den After ein, wie die Verspannung des Schließmuskels oder die Schmerzen es erlauben. Dann spannt man den Schließmuskel an, indem man die Gefäßbacken zusammenkneift und so tut, als wolle man den Stuhlgang zurückhalten. Beim anschließenden Lockerlassen des Schließmuskels schiebt man den Analdehner noch ein paar Millimeter weiter vor. Diese Bewegung wiederholt man fünfmal. Insgesamt sollte man zwei- bis dreimal täglich mit dem Analdehner üben. Nach ein paar Tagen kann man das Schließmuskeltraining auf dreimal täglich zehnmal, dann auf dreimal täglich fünfzehnmal und schließlich dreimal täglich zwanzigmal steigern. Dadurch gelingt es, eine akute Fissur zum Abheilen zu bringen – vorausgesetzt, die Behandlung wird konsequent durchgeführt, bis sich der Analdehner mühelos bis zur Kante einführen lässt. Wird eine akute Fissur nicht konsequent behandelt, heilt sie nicht ab und wird chronisch. Dann ist eine Heilung nur durch einen operativen Eingriff möglich.

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Das Dilemma mit der Statistik

Können wir Risiken vermeiden? Wie wahrscheinlich ist es, dass das Flugzeug, in dem wir reisen, abstürzt? Können wir unser Risiko, an Krebs zu erkranken, deutlich senken, wenn wir dreimal täglich Obst und Gemüse verzehren? Verhindert das Mammografie-Screening Brustkrebs? Was ist wahrscheinlicher: vom Blitz getroffen zu werden oder durch einen Terroranschlag zu Tode zu kommen? Marion Zerbst

as können wir für unsere Sicherheit tun? Wir wollen alles ganz genau wissen! Wir möchten Risiken vermeiden – und dabei helfen uns die Statistiker. Erinnern wir uns: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat im Oktober letzten Jahres vermeldet, dass der tägliche Konsum von 50 g verarbeitetem Fleisch – also die gute, leckere Wurst – unser Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, um satte 18 % erhöhe. Prompt verfiel Deutschland daraufhin in eine Wursthysterie – wahrscheinlich in dem Glauben, dass von je 100 Menschen, die 50 g Wurst pro Tag zu sich nehmen, 18 mehr an Darmkrebs erkranken. Dabei sehen die Fakten ganz anders aus: Das Lebenszeitrisiko (also die Gefahr, irgendwann in seinem Leben Darmkrebs zu entwickeln) liegt bei rund 6 %. Wenn der Wurstverzehr dieses Risiko um 18 % erhöht, beträgt das Lebenszeitrisiko statt 6 jetzt ungefähr 7 %. Das klingt schon weitaus weniger dramatisch. Also lassen Sie sich nicht von jeder Sensationsmeldung in der Presse in Angst und Schrecken versetzen!

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Früherkennung – bringt das wirklich etwas? Bleiben wir bei der Medizin. Wir wollen lebensbedrohliche

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Krankheiten – und das ist Krebs nun einmal – in einem möglichst frühen Stadium erkennen, um das Übel an der Wurzel zu packen und dem Tod von der Schippe zu springen. „Früherkennung“ heißt das Zauberwort. Männer fürchten in fortgeschrittenem Alter vor allem das Prostatakarzinom. Dafür wird ein Bluttest angeboten, der einen Tumormarker (den PSA-Wert) untersucht. Wenn dieser Wert – jährlich kontrolliert – nicht konstant niedrig bleibt, sondern steigt, muss die Alarmglocke schrillen. Das aber ist problematisch. Denn ein hoher PSASpiegel muss nicht unbedingt auf Krebs hindeuten, zieht aber eine ganze Reihe unangenehmer Untersuchungen nach sich. Die wenigsten Männer versterben am Prostatakarzinom, da sich dieser Krebs meist nur sehr langsam entwickelt. Die meisten Patienten sterben an anderen Krankheiten – zum Beispiel an einem Herzinfarkt oder Schlaganfall. Kluge Urologen nehmen daher bei einem frühen, wenig aggressiven und noch auf die Prostata begrenzten Tumor nicht sofort das Skalpell zur Hand, sondern raten lieber erst einmal zur sorgfältigen Beobachtung: regelmäßige Untersuchungen mit PSA-Kontrolle, rektalem Ultraschall, möglicherweise auch Biopsien. Ein weiteres Beispiel ist die Brustkrebsvorsorge: Frauen zwi-

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schen 50 und 69 Jahren werden auf Kassenleistung alle zwei Jahre zu einem MammografieScreening einbestellt. Den Frauen wird vorgespiegelt, dass sie durch diese Maßnahme Brustkrebs vermeiden könnten. Die Wahrheit ist ernüchternd: In zehn Jahren sinkt die Zahl der an Brustkrebs verstorbenen Frauen durch das Screening von fünf pro 1000 Frauen auf vier. Konkret: Von 1000 Frauen stirbt dank der Früherkennungsmaßnahme nur eine weniger an Brustkrebs. Immerhin eine Frau kann gerettet werden. Andererseits gibt es von diesen 1000 Frauen innerhalb von zehn Jahren bei mindestens 100 Frauen falschen Alarm. Das ist schlimm, wenn man sich vorstellt, dass diese Frauen dann vielleicht wochen- oder monatelang in der Angst leben, an Brustkrebs erkrankt zu sein. Schlimm, welche Untersuchungen sie über sich ergehen lassen müssen, und noch schlimmer, wenn bei einigen sogar Operationen – unnötige Eingriffe – durchgeführt werden. Und diejenigen Frauen, die erleichtert die Nachricht erhalten haben, alles sei im grünen Bereich, können ebenso wenig sicher sein, dass zwischen zwei Screenings nicht doch ein bösartiger Tumor in der Brust wächst. Man spricht dann von einem Intervallkarzinom. Manche Privatkliniken empfehlen Ganzkörperscans per CT oder MRT. Als ob sich dadurch irgendwo im Körper eine besorgniserregende Veränderung entdecken ließe! Erfahrene Radiologen wissen, dass man bei so einer Untersuchung schon gezielt nach krebsverdächtigen Organen oder Körperregionen suchen muss. Ein Ganzkörperbild nach klitzekleinen Krebszellen abzusuchen, ist unmöglich und führt höchstens zu Zufallsergebnissen. Dagegen ist ein CT schon allein der Strahlenbelastung wegen als potenziell krebsauslösend einzustufen. Diese Art der Krebsfrüherkennung bringt nur dem Untersucher etwas. Und wer eine solche Untersuchung heute mit dem beruhigenden Befund verlässt, dass bei ihm alles in Ordnung ist, kann sich leider nicht in Sicherheit wiegen, ein paar Wochen später nicht doch an Krebs zu erkranken – wobei sich die ersten Symptome dann freilich erst viel später zeigen. Früherkennung ist ein Vabanquespiel. Eines der wenigen positiven Beispiele ist die Koloskopie, bei der der Dickdarm auf verdächtige Zellentwicklungen untersucht wird. Diese Untersuchung sollte ab dem 55. Lebensjahr alle zehn Jahre durchgeführt

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werden; die Kosten dafür werden von den Krankenkassen übernommen. Sinnvoll sind auch die jährliche Vorsorgeuntersuchung auf Gebärmutterhalskrebs und die Hautkrebsfrüherkennung, die ab dem 35. Lebensjahr alle zwei Jahre erfolgen sollte. (Diese beiden Untersuchungen sind ebenfalls Kassenleistungen).

Vorbeugung ist besser als Früherkennung Mit Risiken müssen wir leben. Gerade das Krebsrisiko lässt sich durch eine gesunde Lebensweise jedoch sehr stark reduzieren. Eine Veränderung des Lebensstils bringt mehr als so manche zu Recht umstrittene Vorsorgeuntersuchung. Nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehen in unseren westlichen Industrieländern ganze 30 % aller Krebserkrankungen auf das Konto von ungünstigen Ernährungsgewohnheiten und Bewegungsmangel! Weitere 5 bis 10 % aller Krebsfälle gehen laut Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) auf Alkoholkonsum zurück. Rauchen ist sogar für rund ein Drittel aller bösartigen Tumorerkrankungen verantwortlich. All diese Krebsfälle ließen sich durch eine vernünftige Lebensweise vermeiden! Vor knapp zehn Jahren hat der World Cancer Research Fund (WCRF) einen Bericht veröffentlicht, der auf der Analyse von rund 7000 Studien zum Einfluss der Lebensweise auf das Krebsrisiko beruht. Eine Sisyphusarbeit, der wir viele wertvolle Erkenntnisse verdanken: • Die wichtigste Präventionsmaßnahme besteht darin, sein Normalgewicht zu halten. Übergewicht bzw. zu viel Körperfett erhöht das Risiko für Speiseröhren-, Bauchspeicheldrüsen-, Darm-, Brust-, Gebärmutterkörper- und Nierenkrebs. • Bleiben Sie in Bewegung! „Couch-Potatoes“ müssen mit einem erhöhten Risiko für Darmkrebs, wahrscheinlich auch für Brust-, Gebärmutterkörper- und Bauchspeicheldrüsenkarzinome leben. Der WCRF empfiehlt, mindestens eine halbe Stunde pro Tag körperlich aktiv zu sein. • Alkohol begünstigt die Entstehung von Tumoren im Mund-Rachen-Raum, am Kehlkopf und in der Speiseröhre. Auch das Darm- und Brustkrebsrisiko erhöht sich. Also am besten gar keinen Alkohol trinken – oder zumindest nur in Maßen. • Rauchen ist nicht nur die Hauptursache für Lungenkrebs, sondern erhöht aller Wahrscheinlich-

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keit nach auch das Risiko für viele andere Krebserkrankungen (Kehlkopf, Mundhöhle, Speiseröhre, Nase, Blase, Nieren, Bauchspeicheldrüse, Magen, Prostata, Brust und Gebärmutterhals). Besonders risikoreich ist die Kombination aus Rauchen und Alkoholkonsum. Also Finger weg vom Glimmstängel – und bedenken Sie, dass auch Passivrauchen mit einem stark erhöhten Krebsrisiko einhergeht! • Eine salzreiche Ernährung begünstigt wahrscheinlich die Entstehung von Magenkrebs. Also lieber sparsam mit dem Salzstreuer umgehen und möglichst wenig verarbeitete Lebensmittel (Fertiggerichte, Konserven, Fastfood, Knabbergebäck) zu sich nehmen, da diese meistens sehr viel Kochsalz enthalten! Mehr als 5 g Salz pro Tag sollten es nicht sein. • Ob der in den Medien so gerne propagierte reichliche Verzehr von Obst und Gemüse tatsächlich das Krebsrisiko senkt, weiß man nicht genau. Laut dem Bericht des World Cancer Research Fund ist dies zwar wahrscheinlich, aber nicht hundertprozentig erwiesen. Dennoch leben Vegetarier gesünder; denn vermutlich senkt eine ballaststoffreiche Kost das Darmkrebsrisiko, während rotes

Fleisch (Schwein, Rind, Kalb, Schaf, Lamm, Ziege) das Risiko nachweislich erhöht. • Stillen schützt vor Krebs! Wenn möglich sollte eine Mutter ihr Baby in den ersten sechs Lebensmonaten ausschließlich stillen. Das ist nicht nur gut für das Kind, sondern senkt auch das Brustkrebsrisiko der Mutter, und zwar ganz erheblich: Bei einer Gesamtstillzeit von sieben bis zwölf Monaten reduziert sich das Risiko um fast 15 %, bei 13 bis 24 Monaten sogar um rund 40 %. Natürlich können Sie Ihr Krebsrisiko durch diese Maßnahmen nicht auf Null senken, denn bis zu einem gewissen Grad sind bösartige Tumoren schlicht und einfach Schicksal: Bei manchen Krebsarten kennt man bis heute keine genauen Ursachen und Risikofaktoren, bei anderen spielen genetische Faktoren eine wichtige Rolle. Unbestritten ist jedoch, dass eine gesunde Lebensweise das Beste ist, was man zum Schutz vor Krebs tun kann – und wer sich an die oben beschriebenen Spielregeln hält, senkt gleichzeitig auch noch sein Risiko für viele andere Erkrankungen, die das Leben verkürzen können, beispielsweise Diabetes und Herz-Kreislauf-Leiden.

Asthma: Medikamente zur richtigen Zeit einnehmen ei vielen Asthma-Patienten verschlimmern sich die Beschwerden nachts und in den frühen Morgenstunden, was auch den Schlaf beeinträchtigt. Das liegt unter anderem daran, dass die Lungen nachts empfindlicher auf Allergene wie Hausstaub und bronchienverengende körpereigene Substanzen wie beispielsweise Histamin reagieren. Außerdem steigt nachts die Entzündungsbereitschaft, was sich ebenfalls negativ auf den Zustand der Atemwege auswirkt. Man kann die Wirksamkeit von Asthmamedikamenten erhöhen und das Ausmaß ihrer Nebenwirkungen reduzieren, indem man genau auf die Tageszeit achtet, zu denen man sie anwendet. In Studien wurden die optimalen Einnahme- bzw. Inhalationszeitpunkte untersucht: Langwirksame Beta-2-Sympathomimetika können entweder zweimal täglich oder nur abends als Einmalgabe inhaliert werden – die Wirkung ist die gleiche. Langwirksame inhalative Kortikosteroide sollte man vorzugsweise als Einmaldosis um drei

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Uhr nachmittags oder am zeitigen Abend (17.30 Uhr) anwenden. Das führt zu einer höheren Einsekundenkapazität und besseren morgendlichen Peak-Flow-Werten, als wenn man sie schon morgens um acht Uhr inhaliert. Orale Kortikosteroide sollten lieber nachmittags um 15 Uhr eingenommen werden: Bei diesem Einnahmezeitpunkt sind die Peak-Flow-Werte am höchsten, und die Anzahl von Entzündungszellen in den Atemwegen lässt sich am stärksten reduzieren. In einer Studie erhielten Patienten mit nächtlichem Asthma entweder um acht, 15 oder 20 Uhr 50 mg Prednison. Anschließend wurde nachts um vier und morgens um elf Uhr eine Spirometrie durchgeführt – mit dem Ergebnis, dass der nächtliche Abfall der Lungenfunktion bei denjenigen Patienten, die das Kortikoid um 15 Uhr eingenommen hatten, am schwächsten ausfiel. Bei Einmaleinnahme sollten Asthmatiker ihr Kortikosteroid also unbedingt nachmittags nehmen, bei zweimaliger Einnahme morgens und nachmittags. Red.

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Wunderwirkung durch Ginkgo, Fischöl & Co?

Leere Versprechen für geistige Fitness ognitiver Leistungsverlust und Demenz: Wer möchte ein solches Risiko nicht ausschließen oder zumindest gering halten? Die Agency for Healthcare Research and Quality, eine USBehörde, dem Ministerium für Gesundheitspflege und soziale Dienste der USA unterstellt ist, hat eine Metaanalyse zur Wirkung freiverkäuflicher Mittel (OTC-Präparate) untersucht, die

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einen geistigen Leistungsabbau verhindern sollen. Das Ergebnis ist frustrierend, obwohl die Selbstmedikation mit Nahrungsergänzungsmitteln, Mineralstoffen und Vitaminen in Deutschland boomt. Ginkgopräparate beispielsweise sind bei uns extrem beliebt. Die Menschen erhoffen sich davon – die Werbung redet ihnen dies ein! – , lange Zeit geistig fit zu bleiben. Ein positiver Effekt konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Dass die Einnahme von Präparaten mit Omega-3Fettsäuren, Soja, Vitamin B, C und D, Folsäure, Multi-Vitaminpräparate einen nachweisbaren Nutzen habe, lässt sich nicht beweisen. 38 Studien haben die Wissenschaftler dabei herangezogen. Zweifellos kann eine vernünftige Lebensweise die Risiken für einen geistigen Abbau im fortgeschrittenen Alter vermindern. Die in der Werbung vollmundig angepriesenen Präparate allerdings tragen dazu nicht bei. Sie nützen nur dem Gewinn der Hersteller. Eine vernünftige Lebensweise allein hat eine positive Wirkung auf unser geistiges Wohlbefinden: Das heißt, sich regelmäßig zu bewegen, walken, wandern, fahrradfahren, schwimmen oder auch das regelmäßige Training im Fitnessstudio. Verzicht auf Nikotin und möglichst auch auf Alkohol und ansonsten eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse. Und nicht zuletzt eine stressarme Lebensweise und viel erholsamer Schlaf. Diese Maßnahmen reißen kein Loch in den Geldbeutel, schenken Wohlbefinden und die Hoffnung, auch den dritten Lebensabschnitt in geistiger Gesundheit und körperlicher Fitness zu erreichen. Gesundheitsrisiken lassen sich halt leider nicht mit teuren Präparaten aus der Apotheke oder Drogerie vermeiden. WW

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Leider noch nicht in der hausärztlichen Praxis angekommen

Schlafstörungen Schlafstörungen gehören zu den häufigsten gesundheitlichen Beschwerden: Rund 25 % aller Erwachsenen leiden darunter. Eigentlich sollte der Hausarzt die erste Anlaufstelle für solche Probleme sein. Doch nicht alle Hausärzte kennen sich mit diesem Thema gut aus; und oft wird es leider auch nicht ernst genug genommen. Am 13. Januar veranstaltete das Zentrum für Innere Medizin II des Marienhospitals einen Fortbildungskurs zum Thema Schlafmedizin für Hausärzte. Hochkarätige Referenten deckten alle wichtigen Schlafstörungen und schlafmedizinischen Erkrankungen ab: von Ein- und Durchschlafstörungen (dem häufigsten Schlafproblem) über die Schlafapnoe (krankhaftes Schnarchen mit Atemaussetzern) bis hin zur Krankheit der unruhigen Beine. Marion Zerbst und Werner Waldmann

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Im Schwerpunkt Schlaf- und Beatmungsmedizin mit akkreditiertem Schlaflabor des Marienhospitals in Stuttgart werden nahezu alle Schlafstörungen und Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus – insbesondere schlafbezogene Atmungsstörungen – diagnostiziert und behandelt. Die Fortbildungsveranstaltung „Hausärztliche Schlafmedizin“ unter der Federführung von Dr. med. Stefan Reinecke (Ärztlicher Direktor) war die erste dieser Art in Stuttgart.

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er neueste Gesundheitsreport der DAK zeigt es: Schlafstörungen werden immer häufiger, was sicherlich auch dem zunehmenden Stress unseres modernen Lebens geschuldet ist. Trotzdem werden sie immer noch viel zu oft fehldiagnostiziert oder falsch behandelt. So verschreiben Ärzte ihren Patienten beispielsweise zu viele – oder nicht die richtigen – Schlafmittel. Um Hausärzte besser über dieses wichtige Thema aufzuklären, hat die für den Schlaf zuständige Fachgesellschaft – die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) – ein Fortbildungscurriculum „Hausärztliche Schlafmedizin“ entwickelt. Auch Kliniken bemühen sich in zunehmendem Maß um die Fortbildung von Ärzten auf diesem Gebiet. So auch das Stuttgarter Marienhospital, das mit seinem Schwerpunkt Schlaf- und Beatmungsmedizin große Fachkompetenz und Erfahrung auf diesem Gebiet mitbringt.

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Wenn die Nacht zur Qual wird: das Restless Legs Syndrom Diese neurologische Erkrankung ist ein gutes Beispiel dafür, wie viel Aufklärungsarbeit zum Thema Schlafstörungen bei den Ärzten noch geleistet werden muss: 5 bis 15 % aller Deutschen leiden unter einem Restless Legs Syndrom. Trotzdem wissen viele Menschen – leider auch Ärzte – nicht über diese Erkrankung Bescheid, sodass die Patienten oft eine lange Odyssee von Arzt zu Arzt hinter sich haben, bis ihr Problem endlich diagnostiziert und behandelt wird. Normalerweise tritt das Restless Legs Syndrom (RLS) zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr auf; Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer. Die genaue Ursache ist noch nicht geklärt; man geht jedoch davon aus, dass dem RLS eine Störung im Dopaminhaushalt zugrunde liegt. (Dopamin ist ein Nervenbotenstoff, der unter anderem unsere Bewegungen steuert.) Die Patienten leiden unter einem unwiderstehlichen Bewegungsdrang der Beine (manchmal auch Arme), meist in Verbindung mit Missempfin-

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dungen in den betroffenen Extremitäten. Abends, nachts und in Ruhe verschlimmern sich die Beschwerden; durch Bewegung wie beispielsweise Umhergehen lassen sie sich lindern. Vielen Patienten helfen auch Massagen, kalte Duschen, Abbürsten der Beine und Füße, usw. Da die unruhigen Beine – und die dagegen getroffenen nächtlichen Maßnahmen – die Patienten am Schlafen hindern, leiden sie unter Ein- und Durchschlafproblemen und sind am nächsten Tag müde, erschöpft und gereizt. Aufgrund ihres gestörten Schlafs haben sie außerdem ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Man unterscheidet zwei Formen des Restless Legs Syndroms: Das idiopathische RLS hat keine erkennbare Ursache und ist in der Regel genetisch bedingt. Daneben gibt es aber auch ein sekundäres RLS, das verschiedene körperliche Ursachen hat: So können beispielsweise Medikamente (Antidepressiva wie Mirtazapin, Mianserin, Fluoxetin, Paroxetin, Sertralin und Neuroleptika wie Olanzapin oder Haloperidol), aber auch Koffein oder der Süßstoff Saccharin ein Restless Legs Syndrom auslösen. Ferner kann dem RLS eine Störung des Eisenstoffwechsels zugrunde liegen; deshalb sollte bei Patienten mit solchen Beschwerden immer der Ferritinwert gemessen werden. (Zu niedriges Ferritin ist ein Zeichen für Eisenmangel.) Auch in der Schwangerschaft und bei bestimmten Erkrankungen – etwa einer Neuropathie, Parkinson-Krankheit oder dialysepflichtigen Niereninsuffizienz – kommt das Restless Legs Syndrom gehäuft vor. Liegt dem RLS eine andere Erkrankung zugrunde, so sollte diese nach Möglichkeit behandelt werden. Bei Eisenmangel erhält der Patient Eisenpräparate. Medikamente, die ein RLS auslösen können, sollte man absetzen bzw. durch andere Arzneimittel ersetzen. Ansonsten lässt sich das idiopathische Restless Legs Syndrom sehr gut mit Medikamenten behandeln. Die Therapie der ersten Wahl sind Arzneimittel, wie sie auch in der Behandlung der ParkinsonKrankheit zum Einsatz kommen; allerdings werden sie beim RLS sehr viel niedriger dosiert. Falls diese dopaminergen Substanzen nicht wirken oder der Patient sie nicht verträgt, kann er stattdessen andere Arzneimittel (z. B. Opioide oder Antiepileptika) einnehmen. Freilich haben diese Medikamente manchmal

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unerwünschte Nebenwirkungen: So können dopaminerge Arzneimittel beispielsweise – vor allem zu Beginn der Behandlung – Einschlafattacken auslösen, sodass die Patienten mit dem Autofahren vorsichtig sein müssen. Außerdem führen sie bei zirka 7 % der Patienten zu Impulskontrollstörungen wie Spiel-, Sex- oder Esssucht. Darüber müssen die Patienten aufgeklärt werden – ein Inhaber eines Taxiunternehmens hat unter dem Einfluss solcher Medikamente beispielsweise sein ganzes Geschäft verspielt! Opioide wiederum können Übelkeit und Verstopfung verursachen und schläfrig machen. So dauert es oft längere Zeit, bis der Patient auf Medikamente eingestellt ist, die seine Beschwerden wirksam lindern, ohne mit allzu belastenden Nebenwirkungen einherzugehen. Daher sollte die medikamentöse Einstellung dieser Patienten in den Händen eines Neurologen liegen, der mit der Behandlung dieser Erkrankung Erfahrung hat; aber natürlich müssen auch Hausärzte über das RLS Bescheid wissen, um es richtig diagnostizieren und die Patienten gegebenenfalls an einen Facharzt weiterverweisen zu können. Die Diagnose ist übrigens nicht schwer zu stellen: Schildert ein Patient die Hauptsymptome – abendlicher und nächtlicher Bewegungsdrang mit Missempfindungen in Füßen und Beinen, die sich durch Bewegung bessern –, so ist mit ziemlicher Sicherheit davon auszugehen, dass er an einem RLS leidet.

Die nächtliche Säge: Schnarchen und Schlafapnoe Normalerweise atmen wir nachts gleichmäßig. Allerdings sinkt während des Schlafs die Muskelspannung, und das führt bei manchen Menschen dazu, dass ihre oberen Atemwege sich verengen oder gar völlig verschließen. Werden die Atemwege nur enger, so ist Schnarchen die Folge. Wenn sie sich dagegen verschließen, kommt es zu Atemstillständen. Diese Aussetzer und der damit einhergehende Sauerstoffmangel sind Stress für Körper und Gehirn und wecken den Schläfer immer wieder auf. Dadurch strafft sich seine Atemwegsmuskula-

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tur, sodass er mit einem heftigen Schnarchen nach Luft schnappt. Doch schon nach kurzer Zeit erschlaffen die Muskeln wieder, und es kommt zum nächsten Atemstillstand. Durch diese ständigen Atempausen und Weckreaktionen wird der Schlaf sehr unerholsam. Bis zu fünf Atemaussetzer pro Stunde gelten noch als normal – wenngleich auch bloßes Schnarchen bereits den Schlaf stören kann (und zwar nicht nur den der Ehefrau, sondern auch den eigenen). Bei über 5 bis 15 Atemstillständen pro Stunde spricht man von einer leichten Schlafapnoe, die nicht unbedingt behandelt werden muss. Bei über 15 bis 30 Atempausen liegt eine mittelschwere, ab 31 Atemaussetzern eine schwere Schlafapnoe vor. Diese Patienten leiden normalerweise unter starker Tagesschläfrigkeit und sind dementsprechend unfallgefährdet. Man geht davon aus, dass rund 25 % aller Verkehrsunfälle in Deutschland durch

Warum müssen wir schlafen? Der Schlaf erfüllt wichtige Funktionen. Nachts erholen sich Körper, Geist und Psyche: Zellen werden gebildet oder repariert, die Immunabwehr stellt sich neu auf. Auch für die Gedächtnisbildung und die Verarbeitung von Erlebnissen und Informationen spielt der Schlaf eine wichtige Rolle. Nicht umsonst ist Schlafentzug eine beliebte Foltermethode! Vollständiger Schlafentzug führt bereits nach kurzer Zeit zum Tod. Aber auch Schlafprobleme machen krank: Menschen mit gestörtem Schlaf fehlen nachweislich öfter bei der Arbeit und haben – bei schweren Schlafstörungen – oft auch eine verkürzte Lebenserwartung.

Schläfrigkeit verursacht werden, die nicht selten auf das Konto einer Schlafapnoe geht. Außerdem haben Patienten mit unbehandelter Schlafapnoe aufgrund des nächtlichen Stresses und des Unterdrucks, der während der Atemstillstände im Brustkorb herrscht, auch ein erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko: Bluthochdruck, Arteriosklerose, Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen kommen bei ihnen häufiger vor als bei schlafgesunden Menschen. Warum entwickelt sich bei manchen Menschen eine Schlafapnoe und bei anderen nicht, obwohl doch bei allen im Schlaf die Muskulatur erschlafft? Es gibt verschiedene Faktoren, die die Entstehung dieses krankhaften Schnarchens begünsti-

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gen: zum einen das Übergewicht – denn die überschüssigen Fettpölsterchen lagern sich leider auch im Halsbereich ab und drücken auf die oberen Atemwege. Auch ein zu schmaler oder zurückliegender Unterkiefer („fliehendes Kinn“) oder zu große Mandeln sind Risikofaktoren für Schnarchen und Schlafapnoe.

Wirksam, aber nicht immer beliebt: die CPAP-Therapie Die Therapie der ersten Wahl bei Schlafapnoe besteht darin, den Patienten mit einem sogenannten CPAP-Gerät zu versorgen, das ihm über eine Maske mit einem gewissen Druck Luft in die oberen Atemwege bläst. Dieser Therapiedruck – der sich nach dem Schweregrad der Schlafapnoe richtet – hält die Atemwege offen, sodass der Patient nicht mehr schnarcht und auch keine Atemaussetzer mehr bekommt. Nicht alle Patienten mögen diese Therapie; viele empfinden es als unbequem, belastend oder schlichtweg unästhetisch, jede Nacht mit Gerät, Atemschlauch und Maske schlafen zu müssen. Aber es lohnt sich: Denn dadurch bessert sich die Tagesschläfrigkeit, und man fühlt sich wieder fitter und leistungsfähiger. Auch das Risiko für Herz und Kreislauf sinkt; oft bilden sich sogar bereits bestehende kardiovaskuläre Erkrankungen wieder zurück. Und für Probleme mit der CPAP-Therapie gibt es zum Glück viele gute Lösungsansätze. Am häufigsten klagen die Patienten über Schwierigkeiten mit der Maske: Wenn die nicht richtig sitzt, Druckstellen erzeugt oder Leckagen auftreten, durch die die Luft hinausströmt, statt in die Atemwege zu gelangen, ist das sehr unangenehm und kann darüber hinaus den Therapieerfolg vereiteln. In so einem Fall muss dem Patienten eine andere Maske angepasst werden. Oft trocknet die mit erhöhtem Druck in die Atemwege geblasene Luft auch die Schleimhäute aus. In diesem Fall kann das CPAP-Gerät nachträglich mit einem Atemluftbefeuchter ausgestattet werden. Heutzutage wird in viele Geräte von vornherein ein solcher Befeuchter eingebaut.

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Trotz all dieser Maßnahmen gibt es immer wieder Patienten, die mit ihrer Beatmungstherapie beim besten Willen nicht zurechtkommen. Für sie gibt es mittlerweile gute Therapiealternativen. Zum Beispiel die Unterkieferprotrusionsschiene: Sie wird nachts auf die Zahnreihen gesetzt und hält den Unterkiefer um 8 bis 10 Millimeter nach vorn. So bleiben die Atemwege während des Schlafs offen. Geeignet sind diese Schienen zur Behandlung des bloßen Schnarchens (das zwar keinen Krankheitswert hat, aber doch von vielen Menschen als störend empfunden wird) und als Alternative zu Gerät und Maske bei leichteren Schlafapnoe-Formen. Viele Schlafapnoiker leisten sich eine Unterkieferprotrusionsschiene als Zweittherapie für den Urlaub oder den Mittagsschlaf im Wohnzimmer. Eine Schiene kann aber auch zusätzlich zum CPAP-Gerät angewendet werden, um den Therapiedruck zu senken. Wichtig: Solche Schienen kann nicht jeder Zahnarzt anpassen! Nur ein schlafmedizinisch fortgebildeter Zahnmediziner besitzt die dafür notwendige Kompetenz und Erfahrung. Da eine Schiene angenehmer zu tragen ist als eine Atemmaske, wird diese Behandlung von vielen Patienten besser angenommen und konsequenter durchgeführt als die CPAP-Therapie. Allerdings übernehmen die Krankenkassen die Kosten für eine Unterkieferprotrusionsschiene nicht immer, sondern nur auf der Basis von Einzelfallentscheidungen.

Eine Lanze für die Selbsthilfe Gerade Patienten, die unter chronischen und schwer behandelbaren Erkrankungen leiden, sollten sich einer Selbsthilfegruppe anschließen. Und zu diesen Erkrankungen gehören eben leider auch viele Schlafstörungen. Mittlerweile gibt es in Deutschland 70 000 bis 100 000 Selbsthilfegruppen mit rund vier Millionen Mitgliedern. Die Entwicklung der Selbsthilfe – insbesondere im Gesundheitsbereich – ist eine Erfolgsgeschichte: Standen die Ärzte Mitgliedern von Selbsthilfegruppen früher eher skeptisch gegenüber, so zollt man der gesundheitsbezogenen Selbsthilfe in der Fachwelt, Politik und Gesellschaft inzwischen immer mehr Respekt und Anerkennung. In einer Selbsthilfegruppe treffen sich Menschen,

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die dieselbe Krankheit oder Sucht oder dieselben psychischen oder sozialen Probleme haben. Man trifft sich in regelmäßigen Abständen – jeden Monat oder jedes Vierteljahr –, lädt dazu einen kompetenten Referenten ein oder tauscht sich einfach nur aus. Bei solchen Treffen sitzen Experten des betreffenden Krankheitsbildes zusammen. Sie nehmen ihre Krankheit nicht einfach als gottgegeben hin, sondern setzen sich damit auseinander, informieren sich, wollen Bescheid wissen. Patienten brauchen nicht nur medizinische Therapien. Sie müssen Wege finden, ihre Krankheit auch mental zu bewältigen. Dafür bietet die moderne Medizin heute kaum Möglichkeiten. Das liegt schon an dem extremen Zeitlimit, an das Ärzte heutzutage gebunden sind. In der Selbsthilfegruppe hat man Zeit für den Informations- und Erfahrungsaustausch: Der eine Betroffene hat eine bestimmte Erfahrung gemacht, hat ausprobiert, was ihm guttut, was ihm hilft. Der andere Betroffene ist für diese Information dankbar und kann sich mit eigenen Erfahrungen revanchieren. Manche Ärzte befürchten, dass solche Patienten mehr Fragen stellen, vielleicht auch kritischer sind und sie dadurch mehr Zeit kosten. Doch das sind Vorurteile. Der heutige Arzt braucht mündige Patienten, die über ihre Krankheit Bescheid wissen. Denn das ermöglicht, wie Befragungen zeigen, eine bessere Kommunikation innerhalb kürzerer Zeit. Auch die Therapiemitwirkung ist bei Patienten, die einer Selbsthilfegruppe angehören, besser: Sie sind bestens über ihre Krankheit informiert und nehmen ihre Therapie ernst. So jemand ist normalerweise ein mündiger Patient, der sich mit seinem Arzt auf Augenhöhe unterhalten kann. Mittlerweile gibt es viele Beweise für den gesundheitlichen Nutzen von Selbsthilfegruppen: Umfragen und Studien zeigen, dass Mitglieder von SHGs gesünder sind, eine bessere Lebensqualität haben, seltener ärztliche Hilfe benötigen und mit weniger Krankenhausaufenthalten auskommen. Bei Diabetikern bessert sich die Blutzuckereinstellung; und Schlafapnoe-Patienten lösen im wechselseitigen Erfahrungsaustausch so manches Therapieproblem, bei dem ihr Arzt vielleicht nicht weiter weiß. Wie sind diese therapeutischen Wirkungen der Mitgliedschaft in einer Selbsthilfegruppe zu erklä-

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ren? Studien aus der Psychotherapieforschung haben gezeigt, dass die Gespräche und gruppendynamischen Prozesse in der Selbsthilfegruppe große Ähnlichkeit mit Elementen der Psychoanalyse, Gesprächs- und Verhaltenstherapie haben. Nur mit dem Unterschied, dass diese Effekte in der Selbsthilfegruppe unbewusst erzeugt werden. Deshalb brach Werner Waldmann, der Vorsitzende des Bundesverbands Schlafapnoe und Schlafstörungen Deutschland (BSD), in seinem Vortrag eine Lanze für die Selbsthilfe. Gerade Menschen mit Schlafproblemen, die oft sehr frustrierend und hartnäckig sein können, brauchen die Unterstützung durch eine Selbsthilfegruppe.

Leider haben viele Patienten unberechtigte Ängste und falsche Vorstellungen im Hinblick auf SHGs: Sie fürchten, dass es ihrem Ruf schaden könnte, sich im Rahmen einer solchen Gruppe zu „outen“, oder haben den Verdacht, dass die Krankheit durch die Mitgliedschaft in einer SHG zum Mittelpunkt ihres Lebens werden könnte. Und natürlich kostet es viele Menschen auch erst einmal Überwindung, Hilfe anzunehmen, weil sie das – bewusst oder unbewusst – als Eingeständnis werten, ihre Erkrankung nicht selbstständig bewältigen zu können.

Alle Vorträge stießen bei den Hausärzten auf lebhaftes Interesse; viele Fragen zeigten, dass hier noch großer Aufklärungsbedarf besteht. Leider war die Aula des Bildungszentrums Vinzenz von Paul in der Eierstraße noch nicht einmal zur Hälfte gefüllt – vielleicht ein Zeichen dafür, dass doch noch einiges getan werden muss, um die hausärztliche Schlafmedizin aus ihrem Dornröschenschlaf zu erwecken? Erholsamer Schlaf tangiert unsere Gesundheit ganz allgemein. Insofern müssten eigentlich gerade die Hausärzte ein hohes Interesse daran haben, über die vielfältigen Aspekte des gesunden und gestörten Schlafs exzellent Bescheid zu wissen. Dies ist sicher eine Aufgabe der wissenschaftlichen Gesellschaften und der Selbstverwaltungsinstanzen der Ärzte selbst. Aber auch die Patienten können ihre Ärzte motivieren, sich um schlafmedizinisches Wissen zu kümmern.

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Schlafmangel und Schlafstörungen machen dick und krank

Übergewicht durch schlaflose Nächte Anne Greveling Lange Abende am Computer oder vor dem Fernseher, aber auch Nachtschichten im Betrieb fördern Übergewicht und die Entstehung eines metabolischen Syndroms. Diese weit verbreitete hormonelle Störung ließe sich nach Einschätzung der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) durch eine bessere Schlafhygiene vermeiden. in metabolisches Syndrom ist für Ärzte leicht zu erkennen: Die Betroffenen sind stark übergewichtig, wobei vor allem Fetteinlagerungen am Bauch auffallen. Blutdruck, Blutzucker- und Blutfettwerte sind erhöht. In Deutschland weist etwa jeder fünfte Erwachsene diese verhängnisvolle Kombination auf, die das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall erhöht. Als wesentliche Ursachen des metabolischen Syndroms gelten Bewegungsmangel und Überernährung. Weniger bekannt ist, dass auch Schlafmangel das hormonelle Gleichgewicht stören kann. Die Beweislage ist eindeutig: „Jede Stunde weniger Schlaf pro Tag ist in epidemiologischen Studien mit einer Zunahme von Übergewicht, Typ-2-Diabetes, erhöhten Cholesterinwerten und Bluthochdruck verbunden“, erklärt der Endokrinologe Prof. Sebastian M. Schmid von der Medizinischen Universi-

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tätsklinik I in Lübeck. Auch der Zusammenhang zwischen zu kurzem Schlaf und erhöhtem Sterberisiko gilt als erwiesen. „Chronischer Schlafmangel kann zu einem früheren Tod führen“, so Prof. Schmid. Den Ursachen sind Schmid und andere Forscher im Schlaflabor auf den Grund gegangen: Schlafentzug, aber auch eine Störung des normalen TagNacht-Rhythmus führen dort schon innerhalb weniger Tage zu einer Insulinresistenz. „Die Patienten haben erhöhte Blutzuckerwerte, obwohl sie vermehrt Insulin produzieren“, erklärt Prof. Schmid. Das liegt daran, dass die Zellen nicht mehr richtig auf das körpereigene Insulin reagieren, sodass der Zucker nicht in ausreichendem Maß aus dem Blut in die Zellen aufgenommen werden kann. Außerdem verschiebt sich durch Schlafmangel das Gleichgewicht hungerregulierender Hormone,

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© Ch. Hartmann

was zu vermehrtem Appetit führt. Und nicht zuletzt führt zu wenig Schlaf auch zu einer Aktivitätsänderung der Belohnungszentren im Gehirn: „Menschen mit Schlafmangel greifen gerne zu energiedichten Lebensmitteln wie Chips oder Schokoladeriegeln“, erklärt der Experte aus Lübeck. „Auf Karotten oder andere gesunde Nahrungsmittel haben sie dagegen keine Lust.“ Unausgeschlafene Menschen essen gerne und viel – was sich mit der Zeit auf der Waage bemerkbar macht. Aber auch zu viel Schlaf wurde in mehreren Studien mit ungünstigen Folgen wie Übergewicht und einem höheren Diabetesrisiko in Verbindung gebracht. Das Risiko scheint vor allem dann erhöht zu sein, wenn ein Zuviel an Schlaf (mehr als neun Stunden pro Tag) mit wenig Bewegung einhergeht. Für die DGE ergeben sich aus diesen Erkenntnissen auch neue Strategien zur Vorbeugung und Behandlung des metabolischen Syndroms: Anscheinend kommt es nicht nur darauf an, genügend zu schlafen, um eine damit verbundene übermäßige Kalorienaufnahme zu vermeiden. Man sollte auch auf ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen

Aktivität und Ruhephasen achten, sich ausreichend bewegen und übermäßigen Stress vermeiden, was dann meist auch zu einer optimalen Schlafdauer von sieben bis acht Stunden führt. Im Rahmen zukünftiger Studien sollte nach Meinung der DGE gezielt untersucht werden, ob man durch verbesserte Schlafhygiene einem metabolischen Syndrom vorbeugen kann. Menschen, die unter Schlafapnoe leiden, können beispielsweise durch eine Schlafmaske (CPAP-Beatmung) ihren Schlaf verbessern und den Stoffwechsel normalisieren – denn man weiß, dass Schlafmangel und Schlafapnoe das Diabetesrisiko erhöhen. Auch am Arbeitsplatz wären Veränderungen sinnvoll. „Wir benötigen optimierte Arbeitszeitmodelle, die die Beschäftigten weniger belasten“, fordert Prof. Dr. Matthias M. Weber, Leiter der Endokrinologie der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz: „Maßgeschneiderte Beleuchtungs-, Bewegungs- und Ernährungsprogramme könnten Beschäftigten helfen, die aufgrund von Schichtarbeit ein erhöhtes Risiko für Übergewicht und Diabetes haben.“

Quellen: 1) Schmid SM., Hallschmid M., Schultes B.: The metabolic burden of sleep loss. Lancet Diabetes Endocrinol 2014. Published Online. March 25, 2014. 2) Hallschmid M., Oster H., Schultes B., Schmid SM.: Kurzer, gestörter und unregelmäßiger Schlaf: Die schädlichen Auswirkungen auf den menschlichen Stoffwechsel. Dtsch Med Wochenschr 2015; 140: 1278–1283. 3) Pressemeldung der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie

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Frauen und Schlafapnoe – ein lange ignoriertes Thema Noch bis vor kurzem hat sich die Schlafmedizin nur mit der Erforschung von Schlafapnoe und Ein- und Durchschlafstörungen (Insomnien) beim Mann beschäftigt – obwohl man inzwischen weiß, dass diese beiden Krankheitsbilder sich geschlechtsspezifisch voneinander unterscheiden. Auch bei vielen anderen Erkrankungen hinkt die Medizin in dieser Hinsicht hinterher: So hat die Kardiologie die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei HerzKreislauf-Erkrankungen beispielsweise schon lange erkannt und weiß, dass Frauen bei einer koronaren Herzkrankheit oder beim Herzinfarkt andere Symptome zeigen als Männer. Leider ist diese Erkenntnis in der klinischen Praxis aber noch lange nicht umgesetzt. Daher kommen Frauen mit einem Infarkt oft sehr viel später ins Herzkatheterlabor als Männer. Dipl.-Psych. Sabine Eller

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n der Schlafmedizin hat sich der Unterschied der Geschlechter noch weniger herumgesprochen. Dass die Insomnie bei Frauen die wohl häufigste Schlafstörung ist, gehört noch lange nicht zum medizinischen Allgemeinwissen. Dies gilt für sämtliche Lebensphasen wie Pubertät, Jugend- und Erwachsenenalter und die Zeit nach den Wechseljahren. Auch die Schlafapnoe macht sich bei Frauen mit anderen Symptomen bemerkbar und erschwert dadurch Diagnose und Therapie. Die amerikanische Schlafforscherin Terry Young legte mit der Wisconsin Sleep Cohort Study die erste Studie vor, die den Unterschied zwischen Männern und Frauen in Bezug auf das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom beschreibt. Wie viele Frauen von obstruktiver Schlafapnoe und Insomnie betroffen sind, lässt sich nur schätzen. Die Dunkelziffer dürfte sehr hoch sein, schon allein wegen der unterschiedlichen klinischen Symptomatik und der daraus folgenden späteren Diagnose. Früher ging man davon aus, dass Frauen nur sehr selten an Schlafapnoe leiden, denn nur die Männer fielen ins Auge. Ursprünglich ging man von einem Verhältnis von 9:1 aus, glaubte also, dass neunmal mehr Männer als Frauen eine obstruktive Schlafapnoe hätten. Erst mit der Zeit hat man gemerkt, dass dieser vermeintliche Unterschied in der Häufigkeit der Schlafapnoe unter anderem daher rührt, dass Frauen die Symptome ihrer Erkrankung anders beschreiben als Männer.

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die sie den ganzen Tag über begleitet – im Gegensatz zum Mann, der sich vor allem morgens unausgeschlafen fühlt, oft aber auch den ganzen Tag über in monotonen Situationen vom Sekundenschlaf bedroht ist. Zudem fühlt sich der Nachtschlaf bei Frauen mit Schlafapnoe weniger tief an: Sie leiden also eher an Symptomen einer ganz anderen Erkrankung, nämlich der Insomnie. Während männliche Schlafapnoiker in der Regel gut durchschlafen, haben Frauen mit Schlafapnoe eher das Gefühl, schlecht zu schlafen, immer wieder aufzuwachen und dann nur schwer wieder in den Schlaf zu finden. Aufgrund dieser Überlappung – dass Schlafapnoe bei Frauen oft wie eine andere Erkrankung, nämlich die Ein- und Durchschlafstörung, daherkommt – ist es schwer, sie zu diagnostizieren. Hinzu kommt, dass Frauen gute Beobachter sind, das heißt, sie beobachten die Atempausen ihrer Männer, während Männer meist nicht so genau auf die Atempausen ihrer Bettpartnerin achten. Zudem sind die Atempausen bei der Frau weniger stark ausgeprägt: Die kompletten Verschlüsse der sogenannten obstruktiven Atempausen sind seltener. Frauen leiden eher unter Hypopnoen, d. h. sie können bei einem Verschluss ihrer oberen Atemwege nur noch ungefähr halb so viel Atem schöpfen. Bei Männern kommen vermehrt komplette Atemwegsverschlüsse (Apnoen) vor.

Frauen beobachten genauer! Unterschiedliche Symptome erschweren die Diagnostik Frauen schildern die Folgeerscheinungen einer Schlafapnoe wesentlich differenzierter. Während Männer die Tagesschläfrigkeit und das laute Schnarchen unverhohlen in den Vordergrund rücken, sind Frauen hier sehr viel diskreter. Eine Schlafapnoe spürt man selbst ja normalerweise nicht: Man ist auf Berichte anderer angewiesen, und viele Frauen genieren sich, das eigene laute Schnarchen als Symptom anzuerkennen oder mit anderen darüber zu sprechen. Sie scheinen dies als unweiblich zu empfinden und sich dafür zu schämen. Frauen spüren aber auch die Tagesschläfrigkeit nicht so stark wie der Mann, sondern leiden eher unter einem Zustand, den wir in der Medizin „Fatigue“ nennen: eine Art Erschöpfung,

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Es ist bekannt, dass Frauen die aufmerksameren Beobachterinnen sind, wenn es um Krankheitssymptome beim Partner geht. So werden Frauen rascher auf das Schnarchen ihres Bettpartners aufmerksam als umgekehrt. Wir wissen, dass Frauen oft sehr stark unter der Geräuschbelästigung ihres Partners leiden. Die Konsequenz: Frauen entwickeln häufiger Ein- und Durchschlafstörungen infolge des lauten Schnarchens ihres Mannes.

Ferner sind die Atempausen bei Frauen weniger rückenlageabhängig. Bei Männern verschlechtert sich die Atmung in Rückenlage eindeutig und wird wieder besser, wenn sie sich auf die Seite legen. Frauen dagegen bekommen eher im REM-Schlaf (der Schlafphase, in der wir unsere lebhaftesten Träume haben) Atempausen, oft mit tiefen Sauerstoffmangelzuständen. Da diese Traumschlafpha-

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sen nur in einem Viertel der Nacht auftreten und die erste REM-Phase auch erst ungefähr 90 Minuten nach dem Einschlafen beginnt, werden diese Atemstillstände vom Bettpartner natürlich weniger deutlich bemerkt. Männer zeigen dagegen meistens schon innerhalb der ersten 10 bis 20 Minuten, nachdem sie eingeschlafen sind, deutliche Atemstörungen, die von der Bettpartnerin zwangsläufig registriert werden.

Unterschiedliches Fettverteilungsmuster Woher kommen diese Unterschiede bei den Atempausen zwischen männlichen und weiblichen Schlafapnoikern? Möglicherweise schon allein durch den Körperbau: Bei Männern ist der obere Atemweg vom Volumen her ganz anders gebaut als bei der Frau. Außerdem haben Männer bei Übergewicht ein anderes Fettverteilungsmuster: Ist ein Mann von den Zahlenwerten her gleich dick wie eine Frau, so zeigt sich sein Übergewicht eher am Hals und am Oberbauch, bei der Frau dagegen an Oberschenkeln und Hüften. Dieses typisch männliche Fettverteilungsmuster beeinträchtigt die Atmung. Bei Frauen wirkt sich ein stärkeres Übergewicht also weniger negativ auf die Atmung im Schlaf aus: Sie haben weniger Atempausen als Männer mit dem gleichen Übergewicht. Zusammenfassend kann man sagen: Frauen mit Schlafapnoe klagen in der Regel häufiger über nächtliches Aufwachen und Wachliegen, weshalb sie oft auch Schlafmittel nehmen, die wiederum die Atempausen verstärken. Dafür trinken sie weniger Alkohol, der ebenfalls die nächtlichen Atemstillstände verstärkt. Männer haben dagegen ein höheres Risiko im Straßenverkehr, weil sie öfter unter Tagesschläfrigkeit leiden und auch häufiger beruflich als Fahrer beschäftigt sind als Frauen. Weibliche Schlafapnoiker klagen öfter über Kopfschmerz am Morgen und über eine depressive Symptomatik den ganzen Tag über.

Frauen haben größere Vorbehalte als Männer, die CPAP-Therapie anzunehmen.

Frauen sind durch ihre Hormone geschützt – aber nur bis zu den Wechseljahren Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen weiblichen Geschlechtshormonen und Schlaf,

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denn diese Hormone wirken generell unterstützend auf die Atmung. Das ist einer der Gründe, warum es in Lungenfachkliniken mehr männliche als weibliche Patienten gibt. Insofern treten auch nächtliche Atemstörungen bei Frauen seltener auf, da die Atemsituation in der Nacht bei ihnen, solange sie ihre Periode noch haben, wesentlich günstiger ist. Männer dagegen haben, wenn sie durch erbliche Faktoren, Übergewicht oder Schlafen in Rückenlage zur Schlafapnoe prädestiniert sind, ein deutlich höheres Risiko, schon in jüngeren Jahren daran zu erkranken. Bei Frauen ist erst im höheren Lebensalter – zwischen 50 und 70 Jahren, und zwar dann, wenn ihre weiblichen Geschlechtshormone im Rückgang begriffen sind – eine Zunahme der Schlafapnoe zu beobachten. Ältere und übergewichtige Frauen sind fast genauso häufig von dieser schlafbezogenen Atemstörung betroffen wie Männer. Bei einer Hormonsubstitution, also dem Ersatz der weiblichen Hormone durch Medikamente, kehrt sich diese Tendenz wieder um: Frauen, die zusätzlich Hormone einnehmen, schnarchen weniger und leiden seltener an Atempausen.

Frauen nehmen die CPAP-Therapie nicht so gut an wie Männer Im Hinblick auf die Therapietreue stehen Frauen schlechter da: Sie nutzen ihre CPAP-Therapie nicht so konsequent wie Männer. Generell kann man sagen, dass die Männer ihre Therapie im Durchschnitt zu mindestens 50–70 % nutzen, während weniger als die Hälfte der Frauen dies konsequent tut. Die Perspektive, ab heute jede Nacht mit einer Maske schlafen zu müssen, ist für jeden Menschen schwer zu verkraften. Für jeden, der plötzlich mit der unausweichlichen Notwendigkeit konfrontiert ist, jeden Abend vor dem Schlafen eine Maske aufzusetzen, ändert sich das Leben von Grund auf. Die Maskentherapie gilt nicht für einen überschaubaren Zeitraum, denn sie kuriert die Schlafapnoe nicht. Diese Therapie muss also ein ganzes Leben lang durchgeführt werden. Das ist schon für Männer eine echte Herausforderung, noch mehr aber für die Frau. Was empfindet ihr Bettpartner, wenn sie mit einer Maske neben ihm liegt? Das muss ihre weibliche Eitelkeit, ihr Selbstverständnis berühren, ja vielleicht sogar beschädigen. Und wie wird das im Urlaub sein? Zuerst die Zärtlichkeiten, dann die Maske? Das ist nicht so einfach wegzustecken.

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Ihr Hausarzt meint Wir werden immer älter – und auch gesünder? Seit 30 Jahren bin ich nun als Hausarzt in meiner Praxis für Allgemeinmedizin tätig. Zusammen mit meiner Kollegin betreuen wir junge und alte Menschen mit allen ihren gesundheitlichen Problemen. Der Journalist Werner Waldmann fragte mich, ob ich Veränderungen in meiner Tätigkeit festgestellt hätte. Wenn ich so zurückblicke muss ich sagen: Ja. Die Betreuung von älteren Menschen, damit meine ich Menschen ab 70, hat deutlich zugenommen und ist auch aufwendiger geworden. In Deutschland ist die Lebenserwartung eines Neugeborenen in den letzten 10 Jahren bei Männern von 77 auf 78 Jahre gestiegen und bei Frauen von 82 auf 83 Jahre. Das ist nur der Durchschnitt und ich habe immer mehr Patienten zu betreuen, die weit über 80 Jahre und öfters auch Frauen, die über 90 Jahre alt sind. Die Ursache für ein längeres Leben liegt darin, dass wir keinen Mangel an Ernährung haben, gesundheitsbewusst sind und die Fortschritte der Medizin immer mehr Krankheiten heilen oder auch lange in Schach halten können. Und jetzt kommt das Problem: Wenn wir geistig fit bleiben und uns das Gehirn nicht verlässt, etwa wegen Demenz, dann haben wir den Anspruch, auch mit 80 und mehr Jahren ohne Beschwerden und Einschränkungen leben zu können. Doch das geht nicht. Der Körper altert einfach, die Gelenke werden schwer beweglich, die Wirbelsäule ist abgenutzt, das Herz bringt nicht mehr die volle Leistung wie früher und alle Organe schwächeln. Das definitive biologische Alter von Menschen wurde einmal von Wissenschaftlern auf 120 Jahre geschätzt. Das werden wir aber nicht mehr erleben. Hier werden wir Hausärzte oft gefragt, wie man denn diese oder jene Altersbeschwerden „wegmachen“ könne. Leider muss ich dann auch ab und zu sagen: „Das liegt am Alter. Hier kann ich nichts mehr machen.“ Und Altersbeschwerden zu ertragen ist nicht immer einfach. Ich muss als Mensch meine Erwartungen an die Lebensqualität auch an das Alter anpassen. Viele meiner Patienten machen das auch so. Manche Patientinnen sagen dann zu mir: „Gell, i bin halt a alts Weib.“

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Umso schöner ist es, wenn man zum Beispiel eine Herzschwäche mit einer Wassertablette rasch beheben kann und die Atemnot verschwindet. Die Betreuung unserer immer älterer werdenden Patienten erfordert von uns Hausärzten oft nicht nur medizinische, sondern auch soziale Betreuung. Gerade Frauen, die ja länger leben, vereinsamen oft alleine zu Hause. Die Kinder sind weit weg gezogen und irgendwann wird die Hausarbeit zu viel, die Einsamkeit zu groß und wir werden um Rat gefragt, wie’s denn mit der Mutter weitergehen soll. Tipps für soziale Dienste werden von den Angehörigen nachgefragt und Unterbringungsmöglichkeiten für die Eltern. Nicht selten fragt man uns, ob man da medizinisch nichts machen könne, damit die „Alten“ wieder fitter werden. Aber da stoßen auch wir an die Grenzen. Die Erwartungen von Angehörigen sind oft sehr hoch. Mit den Wünschen ist sicher verbunden, dass es dem Vater und der Mutter wieder besser geht und diese dann weniger Hilfe benötigen. Aber wir haben keinen Jungbrunnen. Trotzdem gibt uns die Medizin viele Möglichkeiten, die Beschwerden im Alter zu bessern. Und das ist schön! Die Devise für die Altersmedizin muss Lebensqualität heißen. Nicht immer ist alles medizinisch Machbare auch sinnvoll und notwendig.

Dr. med. Wolfgang Bosch Facharzt für Allgemeinmedizin und Naturheilverfahren Kronenstraße 30 73760 Ostfildern www.praxis-bosch-hauser.de

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Das Gesundheitsgespräch mit Johannes Bauernfeind

Immer kostspieligere Versorgung, immer ältere Bevölkerung: Können wir uns Medizin überhaupt noch leisten? Die demografische Entwicklung unserer Bevölkerung stellt uns vor ein Problem: Mit zunehmendem Alter brauchen viele Menschen mehr medizinische und pflegerische Leistungen. Gleichzeitig gibt es immer weniger junge Menschen, die Beiträge in die Krankenversicherung einzahlen. Wie lange geht das noch gut? Oder sieht die Zukunft vielleicht doch nicht so düster aus, wie sie oftmals gezeichnet wird? Wir sprachen mit dem Geschäftsführer der AOK Neckar-Fils, Johannes Bauernfeind. Werner Waldmann: Können wir es uns in Zukunft noch leisten, all das, was medizinisch möglich ist, auch zu bezahlen? Johannes Bauernfeind: Die Lebenserwartung der Menschen steigt immer mehr; und dieses lange Leben beinhaltet auch in hohem Alter immer mehr Lebensqualität. Dass Menschen in unserer Gesellschaft immer älter werden, heißt nicht, dass sie automatisch auch immer kränker werden. Unsere heutigen 70-Jährigen sind deutlich fitter, als es noch vor einer Generation die 55- bis 60-Jährigen waren. Und sie sind nicht nur fitter, sondern auch aktiver, nehmen viel mehr am Leben teil. Sicherlich haben sie auch die eine oder andere chronische Erkrankung, aber sie sind insgesamt gesünder. Deshalb kann man nicht einfach sagen: Wenn die Menschen länger leben, wird der Behandlungsaufwand höher. Natürlich werden bestimmte altersbedingte Erkrankungen häufiger. Gleichzeitig gibt es heute – auch in der älteren Generation – immer mehr Menschen, die sich bewusst um ihre Gesundheit kümmern. Insofern kann man nicht pauschal sagen: Hohes Alter bedeutet höheren Aufwand, und wenn immer mehr Menschen alt werden, kollabiert irgendwann unser Gesundheitssystem. Werner Waldmann: Was tut die AOK in BadenWürttemberg, um ältere Menschen bei der Prävention zu unterstützen? Johannes Bauernfeind: Unsere Präventionsangebote wenden sich an alle Altersgruppen. Dabei geht es nicht immer nur um Primärprävention; auch

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die sekundäre und tertiäre Prävention spielt eine wichtige Rolle. Denn auch mit einer Erkrankung kann man seine Gesundheit – eben auf dem Status, auf dem sie ist – erhalten. Auch bei den Hausund Facharztprogrammen der AOK wird Prävention ganz groß geschrieben. Wir bieten im Rahmen dieser Verträge viele Vorsorgemaßnahmen und eine intensive Beratung der Patienten zur Lebensstiländerung an. Natürlich wissen wir: Lebensgewohnheiten werden in jungen Jahren geprägt, und mit zunehmenden Alter wird es immer schwieriger, sie zu ändern. Aber man muss trotzdem versuchen, Anreize zu setzen. Werner Waldmann: Wie machen Sie das konkret? Johannes Bauernfeind: Prävention findet bei uns nicht in erster Linie über Kostenerstattung statt, sondern über eigene Angebote. Diese Präventionsangebote entwickeln wir teilweise in Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Instituten. Außerdem geben wir den Ärzten in unseren Haus- und Facharztprogrammen mehr Zeit für die Beratung, gerade auch im Hinblick auf einen gesunden Lebensstil. Eine Erkrankung, die ihre Ursache in einem falschen Lebensstil hat, kann man natürlich nicht immer durch eine Lebensstiländerung beheben; meist muss diese Krankheit behandelt werden. Aber man kann durchaus etwas für die Zukunft tun, damit die Erkrankung nicht wieder auftritt oder sich nicht noch weiter verschlimmert. Auch da spielt Prävention für uns eine sehr wichtige Rolle.

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„Unsere heutigen 70-Jährigen sind deutlich fitter, als es noch vor einer Generation die 55- bis 60-Jährigen waren. Und sie sind nicht nur fitter, sondern auch aktiver, nehmen viel mehr am Leben teil.“

Werner Waldmann: Es heißt ja immer, dass die sprechende Medizin in den Arztpraxen zu kurz kommt. Dem wirken Sie ja mit Ihren Hausarztverträgen entgegen? Johannes Bauernfeind: Genau. Die Beratungselemente in den Verträgen sind so gestaltet, dass der Patient tatsächlich auch im Gespräch – also in Form von sprechender Medizin – die richtigen Hinweise erhält und nicht nur eine Liste in die Hand gedrückt bekommt, was er denn für sich tun könnte. Da findet ein intensives Arzt-Patienten-Gespräch statt. Einen Raucher kann man nicht inner-

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halb von zwei Minuten davon überzeugen, das Rauchen sein zu lassen. Dazu muss man sich eingehend mit ihm befassen und ihm auch konkrete Möglichkeiten aufzeigen. Das Besondere bei der AOK ist, dass wir viele Präventionsangebote selbst anbieten. Diese Präventionsmaßnahmen können die Ärzte ihren Patienten dann empfehlen. Werner Waldmann: Und die Ärzte, die in diese Verträge eingebunden sind, halten sich auch daran und investieren tatsächlich mehr Zeit für das Gespräch mit ihren Patienten?

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Johannes Bauernfeind: Natürlich vertrauen wir darauf, dass die Ärzte die Verträge, die wir mit ihnen geschlossen haben, auch umsetzen. Über unsere regelmäßigen Patientenbefragungen erhalten wir objektive Ergebnisse und sehen einen konkreten Beleg dafür, dass wir mit der Gestaltung unserer Verträge gute Arbeit leisten. Bei diesen Befragungen bekommen wir immer ein sehr positives Feedback. Werner Waldmann: Erhalten Sie auch Rückmeldungen darüber, wie Ihre Präventionsangebote bei den Patienten ankommen? Johannes Bauernfeind: Insbesondere die AOK Baden-Württemberg bekommt in den Marktbefragungen im Hinblick auf das Thema Prävention immer sehr hohe Bewertungen. Als AOK werden wir nicht nur von unseren eigenen Versicherten, sondern auch von vielen Fremdversicherten eng mit Prävention in Verbindung gebracht. Werner Waldmann: In unserer Gesundheitsversorgung liegt so manches im Argen. Zum Beispiel bei der Osteoporose-Diagnostik: Da darf eine Knochendichtemessung ja eigentlich erst dann durchgeführt werden, wenn der Patient bereits eine Fraktur erlitten hat. Ist das bei Ihren Selektivverträgen mit den Orthopäden anders? Johannes Bauernfeind: Ja. Wenn bei einem Versicherten aufgrund bestimmter Faktoren ein erhöhtes Osteoporose-Risiko vorliegt, sodass eine solche Untersuchung ihm tatsächlich einen Nutzen bringt und man dadurch auch Klarheit hinsichtlich etwaiger Behandlungsoptionen gewinnt, übernehmen wir die Kosten dafür. Werner Waldmann: Bei Patienten mit Schlafapnoe (krankhaftem Schnarchen mit Atemaussetzern) gibt es als Alternative zur Beatmungstherapie mit einem CPAP-Gerät die Möglichkeit, den Atemweg mit einer Unterkieferprotrusionsschiene offenzuhalten. Diese Therapie wird in den Leitlinien positiv bewertet, ist aber noch nicht als Hilfsmittel anerkannt. In der Regel bezahlen die Krankenkassen solche Therapien dann nicht automatisch. Ich kenne den Fall einer Patientin, die bei der AOK versichert ist und der die Kostenerstattung für eine solche Schiene bewilligt wurde, nachdem sie nachgewiesen hatte, dass das für sie medizinisch sinnvoll ist.

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Johannes Bauernfeind: Genau das ist der entscheidende Punkt: Wenn eine Behandlung tatsächlich eine sinnvolle und richtige Option darstellt, übernehmen wir im Rahmen einer Einzelfallbetrachtung auch die Kosten dafür. Nicht immer ist alles, was in den Leitlinien steht, in der konkreten Versorgungssituation auch die richtige Option. Wir lassen uns da vom Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) beraten und suchen im gesetzlichen Rahmen stets nach der besten Lösung für unsere Versicherten. Oft ist es ja auch so, dass die Standardtherapie bei einem Patienten aus medizinischen, psychischen oder sonstigen Gründen nicht funktioniert. Da ist es dann nicht hilfreich, wenn wir als Krankenkasse auf diesem Therapiestandard beharren, sondern wir treffen – auch im Dialog mit den behandelnden Ärzten und dem MDK – eine individuelle Entscheidung. Werner Waldmann: Welche Kosten übernimmt bei Patienten im Rentenalter die Krankenkasse, welche die Pflegeversicherung? Johannes Bauernfeind: Die Grundpflegeleistung übernimmt die Pflegeversicherung; bei der Behandlungspflege ist teilweise auch die Krankenkasse mit im Boot. Werner Waldmann: Angenommen, ein Mensch kommt mit einem Knochenbruch ins Krankenhaus, wird nach den DRGs innerhalb von fünf Tagen operiert und wieder entlassen. Wer pflegt diesen Patienten, wenn er alleinstehend ist? Johannes Bauernfeind: Da gibt es Hilfe vonseiten der häuslichen Krankenpflege und auch Unterstützungsmöglichkeiten von der Haushaltshilfe. Außerdem besteht die Möglichkeit einer Kurzzeitpflege, wobei das Angebot an solchen Pflegediensten noch relativ begrenzt ist. Ferner gibt es in so einem Fall die Möglichkeit der stationären Pflege. Manche Menschen tun sich schwer, vorübergehend in ein klassisches Pflegeheim zu gehen. Und da haben wir dann natürlich das Problem, dass diese Patienten sich vielleicht noch nicht selbst versorgen (d. h. Nahrung zu sich nehmen, sich an- und ausziehen usw.) können und somit auch noch nicht in der Lage sind, in eine möglicherweise anschließende Rehabilitation zu gehen. Diese Menschen werden oft nicht optimal versorgt, und auch ihr Gesundheitsstatus in Richtung Rehabilitation wird nicht

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gut gefördert. Hier müssen noch Lösungen gefunden werden, wie man diese Versorgungskette – von der Akutversorgung über eine Zwischenversorgung hin zur Rehabilitation – mit konkreten Angeboten umsetzt. Werner Waldmann: Noch ein letztes Stichwort: Demenz. Mit diesem Problem haben wir ja immer häufiger zu tun – eben weil unsere Bevölkerung immer älter wird. Johannes Bauernfeind: Das ist eine sehr schwierige, schicksalhafte Lebenssituation – nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für die Angehörigen. Die Behandlungsmöglichkeiten halten sich in Grenzen, und es gibt bisher auch noch keine wirklich guten Präventionsmaßnahmen. Werner Waldmann: Stimmt es denn, dass jemand, der sein Leben lang geistig rege war, ein geringeres Demenzrisiko hat? Johannes Bauernfeind: Es gibt schon gewisse Risikofaktoren für eine Demenz. Dazu gehört beispielsweise das Rauchen, das die Entstehung einer Demenz begünstigt. Auch verschiedene chronische Erkrankungen wie beispielsweise Diabetes erhöhen das Demenzrisiko. Inwieweit rege geistige Aktivität solche Risikofaktoren zumindest teilweise kompensiert, ist schwer zu sagen; denn man weiß ja nicht, ob ein Betroffener ohne solche Maßnahmen nicht vielleicht schon zehn Jahre früher an Demenz erkrankt wäre. Zwei Faktoren, die sich in vielerlei Hinsicht positiv auswirken, sind soziale Einbindung und Aktivität. Körperliche und geistige Aktivität verhindern auch andere chronische Erkrankungen. Jeder kann etwas dafür tun, sein Risiko, an Demenz zu erkranken, zu mindern. Ob man nun tagtäglich Memory mit seinen Enkeln spielt oder oft mit ihnen im Park spazieren geht: Beides schadet nicht und kann sich eigentlich nur positiv auswirken. Werner Waldmann: Auch Tanzen soll eine sehr gute Präventionsmöglichkeit sein, weil man dabei ständig seine Bewegungen koordinieren muss. Johannes Bauernfeind: Das ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie man nicht nur einer Demenz, sondern gleichzeitig auch anderen Erkrankungen vorbeugen kann. Das Sturzrisiko reduziert sich dadurch ganz erheblich, weil Menschen, die

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Tanzen als Hobby betreiben, eine viel bessere Körperkoordination haben. Werner Waldmann: Man kann die AlzheimerKrankheit heute ja schon relativ gut diagnostizieren. Nur: Was nützt die Diagnose, wenn es keine Behandlungsmöglichkeiten gibt? Johannes Bauernfeind: Diese Frage hat man schon vor vielen Jahren gestellt – auch bei anderen Erkrankungen wie beispielsweise Krebs. Tatsächlich gab es auch damals schon die Argumentation, dass Nichtwissen um eine Erkrankung vielleicht einen Zugewinn an Lebensqualität bedeutet. Inzwischen haben wir für viele Erkrankungen, die vor 20 oder 30 Jahren noch nicht behandelbar waren, gute Therapieoptionen. Ohne Diagnostik hätte es die nie gegeben. Daher tue ich mich schwer damit, zu sagen, es sei doch besser, nicht über eine Erkrankung Bescheid zu wissen. Zumindest den Angehörigen hilft es sicherlich, wenn sie wissen, was mit Vater, Mutter, Oma oder Opa los ist und wie sie am besten damit umgehen – und vielleicht hilft es auch zukünftigen Erkrankten. Im Übrigen halte ich es für falsch, immer nur auf das Schreckgespenst „Demenz“ zu starren und daran zu denken, dass einen dieses Schicksal eines Tages ereilen könnte. Ich glaube, wir wissen noch viel zu wenig über Demenz und darüber, welche Wahrnehmung die Betroffenen im Endstadium dieser Erkrankung haben. Auch mit einer Demenz kann man sich über einen gewissen Zeitraum hinweg sicherlich noch einer guten Lebensqualität erfreuen. Natürlich liegt es in hohem Maß in der Verantwortung des Umfelds, diese Lebensqualität mitzugestalten.

Johannes Bauernfeind, Geschäftsführer der AOK Neckar-Fils

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Highlight des Klinikums Esslingen

Kardiologische Top-Adresse inmitten beschaulicher Kleinstadtromantik P

rof. Dr. Matthias Leschke kam 1998 von Düsseldorf nach Esslingen und etablierte dort in kurzer Zeit eine der eindrucksvollsten kardiologischen Kliniken der Region. Das ist umso bemerkenswerter, als er damals nicht auf einer respektablen Abteilung aufbauen konnte. Und eigentlich entwickelte sich mit Leschke auch die Reputation des gesamten Klinikums. Bei der Behandlung des Herzinfarkts kommt es auf jede Minute an. Schon 1999 richtete Leschke eine 24-Stunden-Rufbereitschaft ein: Notfälle konnten rund um die Uhr, auch am Wochenende, auch an Feiertagen, im Katheterlabor behandelt werden. Und eigentlich gibt es keine moderne Therapiemethode, die Leschkes Kardiologie heute nicht anbietet. Die Implantation von Herzschrittmachern gehört von Anfang an zum Standard, implantierbare Defibrillatoren kamen dazu. Mit bis zu 600 Implantationen gilt Esslingen als eines der drei größten Zentren in Süddeutschland für die moderne Schrittmachertherapie. Selbst sehr spezielle Behandlungsmethoden gehören in Esslingen zum Alltagsgeschäft. Strukturelle Herzerkrankungen wie Herzklappenstenosen, Mitralklappen-Insuffizienz, Öffnungen an den Herzscheidewänden können minimalinvasiv, also ohne herzchirurgischen Eingriff, behoben werden. Ein hochmodernes Ressort der Kardiologie ist die Elektrophysiologie. Deren Diagnostik und Behandlungsmethoden kommen Patienten mit Vorhofflimmern zugute. Wir unterhielten uns mit Matthias Leschke.

Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung und wird in der Regel mit Medikamenten behandelt. Nehmen die Beschwerden zu, helfen Medikamente nicht mehr weiter. Mit der komplexen Technik der Elektrophysiologie werden jene Regionen im Herzmuskel, die das Vorhofflimmern auslösen, identifiziert und mit Strom oder Kälte verödet, also ausgeschaltet. Seit wann, Herr Prof. Leschke, bieten Sie diese Therapiemöglichkeit an? Prof. Leschke: Wir haben im Jahr 2010 ein drittes Herzkatheterlabor eingerichtet, das speziell Ablationsverfahren anbietet. Im Stuttgarter Raum gehören wir zu den wenigen Kliniken, die eine komplette elektrophysiologische Behandlung in ihrem Angebot hat. Wie muss man sich dieser Behandlungsweise vorstellen? Prof. Leschke: Ähnlich wie bei der interventionellen Herzinfarktbehandlung schieben wir von den Leistenbeugen aus dünne Spezialkatheter durch die Blutgefäße bis in das Herz vor. Wo die Lungenvenen in den Vorhof münden, veröden wir dann gezielt jene Regionen, in denen der größte Teil der

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störenden elektrischen Impulse, die das Herz außer Takt bringen, gebildet werden. Die Verödung lässt Narbengewebe entstehen, das die Störsignale nicht mehr zu den Vorwürfen weiterleitet. Wir wollen, dass der Herzmuskel des Vorhofes lediglich noch die Impulse erhält, die für einen normalen Herzschlag notwendig sind. Das hört sich einfacher an, als es umzusetzen ist. Zuerst muss in einer aufwendigen Prozedur eine Art Kartografie des Herzens erstellt werden, um die störenden Stellen festzulegen. Patienten, deren Herz zu langsam schlägt oder auch gelegentlich aussetzt, werden mit einem Herzschrittmacher versorgt. Sicher hat sich diese Technik in den letzten Jahren enorm verbessert. Prof. Leschke: Das ist korrekt. Die Implantation eines Herzschrittmachers ist heute ein recht kleiner Eingriff. Es bedarf nur einer örtlichen Betäubung. Das Schrittmachergerät wird durch einen etwa 5 cm langen Hautschnitt unterhalb des Schlüsselbeins eingesetzt. Der Arzt wird nun durch eine Vene die biegsamen Elektroden bis ins Herz vorschieben und dort verankern und schließlich mit dem Schrittmacheraggregat verbinden. Allerdings gibt

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Leschkes Erfolgsgeschichte begann mit einem Herzkatheterlabor, in dem Herzkranzgefäße untersucht und im Falle eines Herzinfarktes die verschlossenen Herzkranzgefäße wieder geöffnet wurden. Bald kam ein zweites Herzkatheterlabor dazu. Leschke blickte immer über den Tellerrand hinaus und orientierte sich an der internationalen Entwicklung seines Fachs. Im Zuge der rasanten Entwicklung der Koronarangioplastie holte er immer die aktuellsten Verfahren an seine Klinik.

es auch bösartige Rhythmusstörungen der Herzkammer, die einen Herztod verursachen können. Dann ist die Implantation eines Defibrillators unverzichtbar. Sie kennen sicher die AEDs, die automatisierten elektrischen Defibrillatoren, die an öffentlichen Plätzen und in großen Gebäuden an der Wand hängen. Im Fall eines akuten Herzstillstands können auch Laien mit diesen Geräten den Herzschlag wieder in Gang setzen, indem sie nach Anweisung des Geräts zwei Elektroden auf den Brustkorb des Betroffenen kleben. Ähnlich funktionieren auch die von uns implantierten Defibrillatoren. Sie kontrollieren ständig den Herzrhythmus des Betroffenen und geben im Notfall einen elektrischen Stromschlag ab, um die Herztätigkeit wieder in Gang zu setzen. Vor der Behandlung steht die Diagnose. Welche modernen nicht-invasiven kardiologischen Untersuchungsverfahren bieten Sie an? Prof. Leschke: Im Grunde sämtliche Methoden, die es heute gibt und die uns je nach Fragestellung sinnvoll erscheinen: beispielsweise die Langzeitblutdruckuntersuchung, die zentrale Blutdruckmessung, Registrierung der Pulswellengeschwin-

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digkeit, das Langzeit-EKG, an bildgebenden Verfahren die kardinale Kernspin-Untersuchung und die Computertomografie. Ein Wort noch zur Echokardiografie: Mit dieser für den Patienten völlig harmlosen Ultraschalluntersuchung, ohne Strahlenbelastung, können wir das Herz in Echtzeit darstellen und bei exzellenter Bildqualität die Pumpleistung, Größe und Klappenfunktion des Herzens darstellen und beurteilen. Eine wichtige Voraussetzung für die spätere Behandlung. Ältere Patienten haben oft das Problem, dass ihre Herzklappen nicht mehr korrekt schließen oder dass mehrere Herzkranzgefäße verstopft sind. Da kam bisher immer der Herzchirurg ins Spiel. Und davor fürchten sich die meisten Patienten, auch bei der Vorstellung, dass für einen solchen Eingriff der Brustkorb geöffnet werden muss. Prof. Leschke: Mit unserer hochmodernen Kathetertechnik können wir in vielen Fällen eine BypassOperation vermeiden, indem wir die stenosierten Herzkranzgefäße mit einem Ballon öffnen und mit Stents offen halten. Auch Herzklappen lassen sich heute mit schonenden minimalinvasiven Methoden

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ersetzen. Bei diesen komplexen Prozeduren arbeiten wir eng mit der Sana-Herzchirurgie in Stuttgart zusammen. Interventionelle Kardiologie und Kardiochirurgie wirken heute eng zusammen. Bei solchen Eingriffen steht neben dem Herzchirurgen im Hybrid-OP in Stuttgart immer ein Kardiologe aus unserer Klinik.

erhöht. Und der Infarkt ist auch heute noch eine nicht zu unterschätzende Gefahr: Nach wie vor endet jeder zehnte Herzinfarkt in Deutschland tödlich; 30 % der Patienten sterben, noch bevor medizinische Hilfe einsetzt. 60 % haben vor dem Infarkt keinerlei Beschwerden und wissen gar nichts von der Erkrankung ihrer Herzkranzgefäße.

Die meisten Zeitgenossen tippen bei der Frage nach der wichtigsten Todesursache weltweit zunächst einmal auf Krebs. Trifft das zu? Prof. Leschke: Leider nein. Bösartige Tumorerkrankungen sind bei weitem nicht die Haupttodesursache. Dieser traurige Rekord fällt den Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu, an denen deutlich mehr Menschen sterben als an allen Krebserkrankungen zusammen. Über zwei Millionen Frauen und über drei Millionen Männer in Deutschland leiden an einer arteriosklerotischen Verengung der Herzkranzgefäße, der sogenannten koronaren Herzkrankheit (KHK), die das Risiko für einen Herzinfarkt deutlich

Die Menschen heute scheinen doch ziemlich gut aufgeklärt zu sein und nehmen Herz-KreislaufErkrankungen schon ernst. Prof. Leschke: Leider sieht die Realität aber ganz anders aus. Eine Studie zur Gesundheit erwachsener Menschen in Deutschland zeigt mit erschreckender Deutlichkeit, wie wenig unsere Herz-Kreislauf-Gesundheit uns wert ist: Jeder zehnte Deutsche fühlt sich stark und andauernd gestresst. 30 % rauchen; weitere 30 % haben einen zu hohen Blutdruck; 10 % sind Diabetiker, 20 % leiden unter behandlungsbedürftigem Übergewicht; und 75 % aller Deutschen wollen von körperlicher Aktivität

Herz- und Schlafmedizin in einer Hand

Das neue Schlaflabor in Esslingen ine unbehandelte Schlafapnoe vermindert durch die zahlreichen Atemaussetzer in der Nacht eine ordentliche Sauerstoffversorgung des Körpers und setzt Stresshormone frei. Organe können aber nur dann optimal funktionieren, wenn sie gut durchblutet werden. Herz und Gefäße reagieren besonders empfindlich auf das nächtliche Übermaß an Stresshormonen und den immer wiederkehrenden Sauerstoffmangel: Menschen mit schwerer Schlafapnoe haben ein erhöhtes Risiko für eine koronare Herzkrankheit, also eine Verengung der Herzkranzgefäße, die den Herzmuskel mit Sauerstoff versorgen. Damit steigt das Herzinfarktrisiko. Auch Herzrhythmusstörungen kommen bei Schlafapnoe-Patienten gehäuft vor. Und natürlich erhöht der nächtliche Stress auch den Blutdruck. Weitere Folgen sind Schlaganfall und – so zeigen vermehrt Studien – in späteren Jahren eine dementielle Erkrankung. Gerade eine kardiologische Klinik braucht zwingend ein eigenes Schlaflabor, in dem Risikopatienten ohne Zeitverzug untersucht werden können.

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Dr. med. Vera Wienhausen-Wilke ist Fachärztin für Innere Medizin am Klinikum Esslingen. Sie wird das Schlaflabor leiten.

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Aus diesem Grund hat sich Prof. Leschke lange Zeit darum bemüht, in seiner Klinik ein Schlaflabor zu etablieren. Im Laufe des Monats April wird es soweit sein: Das Schlaflabor am Klinikum Esslingen öffnet seine Pforten. Die Leitung wird die Schlafmedizinerin Dr. med. Vera Wienhausen-Wilke übernehmen. Das Esslinger Schlaflabor wird im weiten Umkreis das erste sein, das kardiologisch ausgerichtet ist und interdisziplinär betrieben wird. Ergänzt wird die Esslinger Kardiologie durch eine neurologische Klinik inklusive Stroke Unit und eine pneumologische Abteilung. Das Haus hat große Erfahrung in der Beatmung von Patienten mit einer ventilatorischen Insuffizienz. Das sind Patienten mit einer chronisch obstruktiven Atemwegserkrankung (COPD). Weiter werden in diesem Schlaflabor auch Testverfahren angeboten, um für Berufskraftfahrer gemäß der Fahrerlaubnisverordnung den Nachweis zu erbringen, dass sie adäquat therapiert sind und nicht mehr unter Tagesschläfrigkeit leiden.

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nichts wissen. Die meisten Menschen bewegen sich heutzutage nur noch vom Bürosessel auf den Autositz und von dort direkt in den Fernsehsessel, von dem sie normalerweise nur aufstehen, um sich eine Flasche Bier und eine Tüte Chips zu holen oder um – nach Ende des Fernsehprogramms – ins Bett zu gehen. Herr Prof. Leschke, Ihnen ist nicht nur die Behandlung herzkranker Menschen ein Anliegen, Sie sind auch ständig unterwegs, um vor Patienten und auf Selbsthilfeveranstaltungen für eine herzgesunde Lebensweise zu werben. Ebenso ist es Ihnen ein Anliegen, Ihre Kollegen, vor allem internistische Hausärzte, regelmäßig mit aktuellen Informationen aus der Kardiologie zu bedienen. Fast schon eine Legende ist ihr „Kardiologischer Mittwoch“ jeden Monat, das traditionelle Arteriosklerose-Gespräch oben am Flughafen in Echterdingen und schließlich Ihre zweitägige Fortbildungsveranstaltung „Medizin aktuell“ in

Filderstadt. Als Außenstehender fragt man sich manchmal, wie es Ihnen gelingt, stets hochkarätige Kollegen aus der ganzen Republik nach Esslingen zu locken. Esslingen ist, seien wir ehrlich, eher Provinz. Dennoch glänzen Ihre Fortbildungsveranstaltungen mit den ersten Adressen der deutschen Kardiologie. Verraten Sie uns das Geheimnis, wie Sie das immer wieder hinkriegen? Prof. Leschke: Wie Sie richtig sagten, ist es mir ein tiefes Bedürfnis, Patienten zu informieren und aufzuklären und auch zu motivieren, dergestalt zu leben, dass sie möglichst nicht die Dienste einer Kardiologie in Anspruch nehmen müssen! Ebenso möchte ich meine Kollegen an vorderster hausärztlichen Front mit dem Wissen, das ich auf internationalen Kongressen erfahren darf, vertraut machen. Das gebietet eine faire Zusammenarbeit. Und wie ich die Referenten herbekomme? Nun, das ist die Frucht eines weiten Netzwerks, das ich im Laufe der Jahre geknüpft habe.

DAK-Gesundheit legt Gesamtanalyse zu Krankmeldungen 2017 vor

Krankenstand in Baden-Württemberg steigt aden-Württembergs Arbeitnehmer meldeten sich 2017 wieder häufiger krank. Nach einer aktuellen Auswertung der DAK-Gesundheit stieg der Krankenstand von 3,3 auf 3,5 %. Vor allem Atemwegserkrankungen machten den BadenWürttembergern im vergangenen Jahr zu schaffen: Die Anzahl der Fehltage aufgrund von Erkältungen stieg um neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenleiden stiegen um sieben Prozent. Psychische Erkrankungen im Südwesten nahmen ebenfalls um fünf Prozent zu. Trotzdem ist Baden-Württemberg erneut das Bundesland mit dem niedrigsten Krankenstand (Bund: 4,1 %). „Baden-Württemberg steht trotz der Steigerung ausgezeichnet da“ kommentiert Siegfried Euerle, Leiter der Landesvertretung der DAK-Gesundheit, die Entwicklung. „Unsere Arbeitnehmer erzielten auch im vergangenen Jahr die niedrigste Krankenstandsquote in Deutschland.“ In Baden-Württemberg fehlte ein DAK-Versicherter durchschnittlich 11,8 Tage im Jahr 2017 (Bund: 12,9 Tage). Die Berufstätigen in Baden-Württemberg waren damit kürzer und seltener krank als im Bundesdurchschnitt: Je 100 Mitglieder zählte die DAK-Gesundheit landesweit 108 Erkrankungsfälle (bundesweit 121). Spitzenreiter bei den Krankmeldungen sind nach Auswer-

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tung der DAK-Gesundheit in Baden-Württemberg erneut Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenschmerzen. Sie verursachten rund 273 Fehltage je 100 Versicherten, das sind bezogen aufs Vorjahr 17 Tage mehr. Psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angstzustände stiegen im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls an. Mit 217 Ausfalltagen pro 100 Versicherten (Vorjahr 205) landeten sie insgesamt auf dem zweiten Platz. Atemwegserkrankungen wie beispielsweise eine schwere Bronchitis stiegen am deutlichsten an und landeten mit 200 Ausfalltagen auf dem dritten Rang. Die sogenannte Betroffenenquote ging ebenfalls nach oben – von 42 % auf rund 46 %. Damit war fast jeder zweite Arbeitnehmer im Südwesten im Laufe des Jahres mindestens einmal krankgeschrieben. Für die Analyse zum Krankenstand wurden bundesweit die Daten von 2,5 Millionen erwerbstätigen Versicherten der Krankenkasse DAK-Gesundheit durch das IGES Institut in Berlin ausgewertet. Die DAK-Gesundheit ist eine der größten gesetzlichen Kassen in Deutschland und versichert knapp 700 000 Menschen in Baden-Württemberg. Mehr Informationen im Internet: www.dak.de.

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Ausschreibungen und kein Ende Die Krankenkassen müssen mit den Geldern sorgsam umgehen, die ihnen die Versicherten anvertrauen. Den Leistungserbringern, also Kliniken, Ärzten, Therapeuten, Apothekern, Medizingeräteherstellern, Pharmaunternehmen, Home Care Versorgern, dieser machtvollen Phalanx der Gesundheitswirtschaft müssen die Krankenkassen schon genau auf die Finger schauen, denn jeder will sich selbst so viel wie möglich vom Kuchen abschneiden. Allerdings scheinen einige Krankenkassen ihr Ausgabenmanagement schmerzhaft zu übertreiben. Auf dem Hilfsmittelsektor haben sie ein Instrument der Ausgabenminimierung zum wirtschaftlichen Folterinstrument perfektioniert. Die Methode heißt Ausschreibung. ine Ausschreibung ist die öffentliche, schriftliche Aufforderung, Angebote für die in der Ausschreibung bezeichneten Lieferungen oder Leistungen abzugeben. Im Baugewerbe ist dies für öffentliche Auftraggeber zwingend, nicht aber für die Krankenkassen, doch denen scheint diese Methode der einfachste Weg, um Kosten klein zu halten. Im vergangenen Jahr hat die Barmer eine Ausschreibung in der Versorgung von Schlafapnoe-Patienten auf den Weg gebracht. Über die Zuschlagskriterien ist in den Ausschreibungsunterlagen dies zu lesen: „Der Zuschlag erfolgt auf das wirtschaftlichste Angebot. Die Wertung der Angebote erfolgt nach folgenden Kriterien: 90 % Preis, 10 % Qualität.“ Das im vergangenen Frühjahr in Kraft getretene Heil- und Hilfsmittelversorgungsgesetz (HHVG) legt Wert auf Qualität und hält eine Ausschreibung bei Versorgung mit hohem Dienstleistungsanteil für nicht zweckmäßig. Die Barmer ignorierte diese Vorgabe und leistete sich auf Anfrage der wissenschaftlichen Gesellschaften DGSM und DGP und der Dachorganisationen der Patienten BSD die

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Joachim Glotz ist Geschäftsführer des Vital-Zentrums Sanitätshaus Glotz GmbH Dieselstraße 19–21 70839 Gerlingen www.glotz.de

Wenn eine Krankenkasse bei Patienten mit respiratorischen Erkrankungen spart, kann das gravierende Folgen haben. Eine auf unter 100 EUR gedrückte Pauschale ermöglicht dem Home Care Versorger nur noch ein beschränktes Angebot z. B. an Masken. Viele Patienten kommen mit diesem Angebot nicht zurecht. An einer funktionierenden Maske hängt jedoch die Therapietreue. Patienten, die wegen einer für sie untauglichen Maske aus der Therapie aussteigen, laufen Gefahr, an Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes oder Demenz zu erkranken.

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skurrile Rechtfertigung, dass sie die Qualität als Schlusslicht ihrer Zuschlagskriterien betrachte und zwar mit diesem absurden Satz: „Eine gesetzlich mögliche hohe Gewichtung von Qualitätskriterien als Wertungskriterien könnte dazu führen, dass Bieter einzelne Qualitätsanforderungen nicht erfüllen und trotzdem durch einen günstigen Preis in der Gesamtschau den Zuschlag erhalten. Dies würde zu bundesweit unterschiedlichen qualitativen Versorgungsniveaus führen.“ Man muss sich diesen Unsinn erst einmal auf der Zunge zergehen lassen: Eine zu hohe Qualitätsanforderung würde, so die Krankenkassenspezialisten, dazu führen, dass einzelne Bieter die geforderte Qualität nicht liefern!!! Die Barmer will uns glauben machen, eins und eins ergebe drei. Immerhin hat uns der Präsident des Bundesversicherungsamtes, Frank Plate, mitgeteilt: „Die von der Barmer Ersatzkasse vorgenommene Ausschreibung ist meines Erachtens nicht zweckmäßig… aktuell befinden wir uns im aufsichtsrechtlichen Verfahren mit der Kasse.“ Eine andere Krankenkasse vertritt die Ansicht, bei der Betreuung beatmungspflichtiger Patienten spiele der Home Care Versorger nur eine untergeordnete Rolle, was sich natürlich auch in der Honorierung niederschlüge. Die Kasse sieht die Verantwortung bei den Ärzten und den Pflegediensten. Was eigentlich ist die Aufgabe des Home Care Versorgers bei diesen sensiblen Patienten? Unser speziell ausgebildeter Mitarbeiter sucht die Klinik auf, wenn ein solcher Patient entlassen wird. Unser Mitarbeiter passt Therapiegerät und Maske an, unterstützt den Arzt, der oft nicht allzu viel Erfahrung hat, in der Einstellung des Geräts. Unser Mitarbeiter informiert sich auch über das häusliche Umfeld des Patienten. Ob er alleine lebt oder auf die Unterstützung der Familie zählen kann. Er weist An-

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gehörige oder den Pflegedienst ein, wie der Patient zu behandeln sei. Er organisiert auch andere zur Beatmung notwendigen Hilfsmittel. Schließlich begleitet er den Patienten von der Klinik nach Hause. Bei jüngeren Patienten gestaltet sich diese Aufgabe meist einfacher, komplizierter wird sie, wenn die Betroffenen älter und vielleicht kognitiv eingeschränkt sind. Gerade ältere Patienten brauchen häufig Unterstützung. Sie rufen uns an, weil sie nicht so richtig begriffen haben, wie das Gerät zu bedienen sei oder weil es nicht so funktioniere, wie es soll. Wir können diese Menschen nicht auf sich gestellt lassen, so müssen wir dann Hausbesuche machen und die Probleme vor Ort klären. 80 % der von uns betreuten Patienten leiden unter COPD. Dazu kommen noch Patienten mit oft sehr speziellen neuromuskulären Erkrankungen, die eine Beatmung brauchen. Nicht-invasiv behandelte Patienten unterscheiden sich deutlich von Schlafapnoe-Betroffenen, da sie meistens mit einer Vollgesichtsmaske beatmet werden. Außerdem funktioniert bei diesen Patienten die CO2-Auswaschung nicht, das bedeutet, dass eine komplexere Einstellung des Therapiegeräts nötig ist. Auch Ärzte mit großer Intensiverfahrung brauchen da häufig Nachhilfe. Noch komplexer ist die Betreuung von Wachkomapatienten oder von Kindern mit angeborenen Erkrankungen. Dann ist da noch das Problem mit den Pflegediensten, die eine sehr unterschiedliche Qualität anbieten. Viele ihrer Mitarbeiter sind angelernte Kräfte und verfügen nicht über die speziellen Kenntnisse, die man bei der Betreuung von Beatmungspatienten braucht. Zudem ist die Fluktuation der Mitarbeiter extrem hoch. Die schlechte Ausbildung des Personals und die Inkompetenz vieler Mitarbeiter führt dazu, dass von 100 Pflegediensten nur wenige wirklich Zuverlässigkeit und Qualität bieten. Problematisch ist es, wenn eine Krankenkasse meint, dass Pflegedienste die Aufgabe der häuslichen Beatmung voll verantwortlich übernehmen könnten und dass der Home Care Versorger dagegen drittrangig sei. Er liefere ja nur Gerät und Zubehör. Die Verantwortlichen der Krankenkassen müssten eigentlich wie die Öffentlichkeit über die problematische Qualität privater Pflegedienste Bescheid wissen. Dagegen müssen die Home Care Versorger immer wieder einspringen, um mit ihrem

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Meine Meinung von Werner Waldmann

Was Joachim Glotz da schildert, haut einen einfach um. Man will es nicht glauben. Viele Krankenkassen – Gott sei Dank nicht alle! – sparen auf Teufel komm raus. Sie geizen auf Kosten der Gesundheit ihrer Versicherten. Ihre Marketingressorts schwärmen von einer beispiellos hochwertigen Versorgung ihrer Patienten. Die Wirklichkeit ist rabenschwarz. Schwerkranke beatmungspflichtige Patienten sind, nach Hause entlassen, in den meisten Fällen inkompetenten Pflegediensten überlassen – die von den Krankenkassen (man höre und staune!) nicht überprüft werden. Patienten bleiben in Notfällen, denen die Pflegedienste hilflos gegenüberstehen, dem Rettungsdienst überlassen, der sie vielleicht lebend ins Krankenhaus befördern kann. Patienten bleiben dem freiwilligen, unbezahlten Einsatz der geschmähten Home Care Versorger überlassen, die am Limit arbeiten. Dies ist eine der finstersten Baustellen unseres Gesundheitswesens! Bei der Versorgung leidender Patienten wird gespart, wo nur zu sparen ist – und an anderen Stellen das Geld mit vollen Händen zum Fenster rausgeworfen – für Hochglanzbroschüren beispielsweise und Lifestyle-Lockangebote.

professionellen Wissen den größten Schaden von den Patienten abzuwenden. Man möchte es kaum glauben, doch es gibt auch Krankenkassen, die den Patienten das Beatmungsgerät per Post zuschicken und ihnen zumuten, dass sie es allein im Betrieb setzen. Die Sparsamkeit treibt seltsame Blüten. Da ruft auch schon einmal ein Patient bei uns an und klagt darüber, dass ihm sein Beatmungsgerät per Post zugestellt worden sei. Da er keine Ahnung hat, wie das Gerät in Betrieb zu setzen ist, bittet er uns, das Gerät einzustellen. Wenn einer unserer Mitarbeiter zu diesem hilflosen Patienten fährt, so tut er dies für Gotteslohn. Aber wir tun dies bewusst, weil wir die Patienten als Menschen respektieren und uns verpflichtet fühlen, zu helfen. Auch kostenlos. Ein Gerät kann auch ausfallen. Wir sind verpflichtet, die Reparatur am nächsten Tag durchzuführen. Für den Patienten ist es eine Katastrophe, deshalb stellen wir von vornherein ein Ersatzgerät beim Patienten bereit, das sofort in Betrieb genommen werden kann. Fällt z. B. ein Absauggerät aus und wird nach vertraglicher Vorgabe erst am nächsten Tag repariert oder ausgetauscht, kann der Patient in der Nacht ersticken.

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Hausarzt und Psychotherapeut: ein starkes Duo Dr. med. Suso Lederle eder Mensch ist eine Einheit aus Körper und Seele. Seelisches Erleben und körperliche Krankheiten lassen sich nicht voneinander trennen. Der Arzt muss sowohl den Körper als auch die Seele seines Patienten im Blick behalten. An diesem Grundsatz versuche ich mich bei meiner Arbeit zu orientieren; und das bedeutet für mich auch, dass es keine strenge Trennung zwischen „Seelenarzt“ und „Körperarzt“ gibt. An einem Fall aus meiner Praxis lässt sich das sehr gut veranschaulichen: Ich betreue eine 50-jährige Patientin, die in den letzten zwei bis drei Jahren so ziemlich unter allen Symptomen gelitten hat, die man sich in der allgemeinärztlichen Praxis vorstellen kann: von Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Wirbelsäulenproblemen, Bauchbeschwerden, Verdauungssymptomen bis hin zu Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen. Es wurden viele diagnostische Untersuchungen durchgeführt; irgendwann war die Frau aber schließlich doch bereit, sich in eine Psychotherapie zu begeben. Schon nach drei oder vier Sitzungen schrieb der Psychotherapeut mir einen Brief, aus dem hervorging, was hinter den vielfältigen Beschwerden der Patientin steckte: „Frau X. stellte sich wegen starker Stimmungsschwankungen und wiederkehrender Phasen von innerer Unruhe, Unsicherheit, Antriebslosigkeit und Schuldgefühlen bei mir vor. Auslöser dieser Beschwerden sei, dass sie sich in eine Frau verliebt habe. Dadurch sei ihr ihre sexuelle Orientierung klargeworden, die sie bisher wohl immer verdrängt hatte. Eine Liebesbeziehung zu der Frau sei jedoch aufgrund deren beruflicher und persönlicher Situation nicht möglich.“ Der Psychotherapeut leitete daraufhin eine Behandlung ein, und die Patientin ist schon jetzt gelöster und kommt seltener in meine Praxis, weil ihre langjährigen Beschwerden sich durch diese Therapie bereits gebessert haben. Aber auch für mich ist es nun, da ich die Hintergründe kenne, sehr viel einfacher, mit ihren Beschwerden umzugehen. Aufgrund dieser engen Verflechtung zwischen psychischen und körperlichen Problemen muss je-

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der Arzt bis zu einem gewissen Grad auch ein guter Psychologe sein: Er muss sich mit der Biografie, mit der seelischen Dimension seines Patienten auseinandersetzen. Und umgekehrt wird auch der Psychotherapeut die Situation seines Patienten besser einschätzen können, wenn er dessen Krankheitsgeschichte kennt. Deshalb müssen Arzt und Psychotherapeut eng zusammenarbeiten.

Psychische und psychosomatische Erkrankungen werden immer häufiger Wir als Hausärzte sind die erste Anlaufstelle für die Patienten: Normalerweise geht man mit allen Beschwerden zuerst einmal zum Hausarzt. Dabei nehmen psychische Probleme einen immer breiteren Raum ein: Seit dem Jahr 2010 hat die Häufigkeit psychogener Erkrankungen um 19,6 % zugenommen. Vielen dieser Patienten ist die Beteiligung der Psyche am Kranksein zunächst einmal gar nicht bewusst; vielmehr erwarten sie – und setzen uns Ärzte damit auch unter einen gewissen Druck –, dass man vorwiegend mit apparativer Diagnostik nach der Ursache ihrer Leiden forscht, möglichst viele Fachärzte hinzuzieht und dann natürlich auch rasch behandelt. Und wenn ein Patient unter Schmerzen, Übelkeit oder anderen Gebrechen leidet, ist es natürlich auch verständlich, dass er möglichst schnelle medikamentöse Hilfe erwartet. An eine Überweisung zum Psychotherapeuten denken da erst einmal die wenigsten Patienten, die in die hausärztliche Praxis kommen. Vor allem bei älteren Menschen spielen psychische Probleme eine wichtige Rolle. Denn sie sind häufig multimorbid, d. h. sie leiden unter mehreren (meist chronischen) Erkrankungen, was natürlich auch eine gewisse psychische Belastung mit sich bringt. Außerdem haben sie diverse Lebensprobleme, die sich nicht nur auf den Körper, sondern auch auf die Psyche auswirken: Der Rollenverlust nach der Pensionierung, sozialer Rückzug, körperliche Einschränkungen, oft aber eben auch eine psychische Problematik wie beispielsweise Depressio-

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nen … All das belastet sie. Und im weiteren Verlauf des Lebens kommen bei den meisten älteren Menschen dann auch noch Einbußen im kognitiven Bereich dazu: Man merkt, dass die Möglichkeiten der früheren geistigen Aktivität nicht mehr gegeben sind. Viele dieser Patienten hätten neben der hausärztlichen Betreuung sicherlich auch eine Psychotherapie notwendig. Eine andere Patientengruppe, bei deren Behandlung die Psyche eine wichtige Rolle spielt, sind Krebspatienten. Durch ihre Diagnose wurden sie – möglicherweise erstmals und plötzlich – mit dem Thema Sterben und Tod konfrontiert. Mit der Krebserkrankung geht (insbesondere nach Operationen) oft auch ein gewisser Verlust von Körperfunktionen einher, sodass ihr Leben sich plötzlich total verändert und sie sich neu orientieren müssen. Auch eingreifende Behandlungsmethoden wie Chemotherapie, Bestrahlung und Operationen können eine Traumatisierung bedeuten. Wir Hausärzte müssen diese Patienten bei der Bewältigung der schwierigen Veränderungen in ihrem Leben begleiten. Oft brauchen sie aber auch eine Psychotherapie. Die Universität Freiburg hat im letzten Jahr an 50 Kliniken Krebspatienten befragt – mit dem Ergebnis, dass über 50 % dieser Patienten durch ihre Krebsdiagnose psychisch stark belastet sind und eigentlich einer psychoonkologischen Betreuung bedürften. Vor wenigen Wochen wurde auf dem Weltkongress für Psychoonkologie in Berlin auch noch einmal dafür plädiert, eine angemessene psychoonkologische Versorgung aufzubauen, da diese Angebote bei uns nach wie vor nicht flächendeckend vorhanden sind.

Von der Wiege bis zur Bahre Wir begleiten diese Patienten über viele Jahre – oft bis zum Tod. Dafür haben wir keine spezielle Ausbildung, wissen aber natürlich aufgrund unserer medizinischen Kenntnisse, was ein Tumorleiden bedeutet. Gerade bei solchen Patienten spielt die „sprechende Medizin“ eine wichtige Rolle. Viele Patienten, die den Arzt wechseln, erklären mir: „Der hört mir nicht mehr zu, der versteht mich nicht.“ Das – und nicht etwa ein wahrgenommener Fehler in der Behandlung – ist für sie der Hauptgrund für einen Arztwechsel: Die Patienten wollen angehört und mit ihren Problemen ernstgenommen werden.

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Einer der wichtigsten Gründe, warum ich gerne Hausarzt bin, besteht darin, dass wir unsere Patienten über Jahre, oft sogar Jahrzehnte betreuen können. Aus diesem langjährigen Kontakt entwickelt sich eine sehr vertrauensvolle Beziehung: Der Patient kommt mit allem, was er auf dem Herzen hat, zu uns. Ob das nun Probleme mit seiner Partnerin sind, mit den Kindern, im Beruf oder sonstige Sorgen – für unsere Patienten sind wir zu einer Art Seelsorger-Ersatz geworden. Aufgrund dieser Vertrauensbasis lernen wir auch ihre Krankengeschichte kennen, aus der heraus wir ihre aktuellen Beschwerden besser interpretieren und natürlich auch leichter beurteilen können, ob plötzlich auftretende Symptome gefährlich sind oder nicht. Das ist der Vorteil des Hausarztes: dass er die Familie – oft über mehrere Generationen hinweg – kennt und bei Hausbesuchen auch mal in die Wohnungen hineinguckt; auch das ist äußerst spannend und sehr hilfreich, um einen Patienten besser kennenzulernen. Aber wir sind nicht nur die erste, sondern auch die letzte Anlaufstelle: Wir begleiten unsere Patienten im Sterben und helfen dann auch den Angehörigen, diesen Verlust auszuhalten. Oft sind wir auch letzter Zufluchtsort für Menschen, die nicht mehr leben wollen. Ich habe schon viele Anrufe von Patienten bekommen, die nicht mehr weiterwussten. Dann versucht man per Telefon für diesen Patienten doch wieder eine Brücke zum Leben zu finden, um anschließend eine Weiterbetreuung an einer Klinik oder mit dem Psychotherapeuten zu arrangieren. Auch das ist eine wichtige Funktion des Hausarztes. Leider herrscht bei uns in Deutschland ein Mangel an Psychotherapeuten: Man braucht im Schnitt 12 bis 15 Wochen, um einen Termin zu bekommen. Ein weiteres Problem ist, dass die Patienten oft in einer kritischen, distanzierten Haltung oder gar mit innerer Abwehr zum Psychotherapeuten kommen: Viele fühlen sich als „Psychofall“ abgewertet, wenn ich sie zum Psychotherapeuten schicke, und es bedarf mancher Überzeugungskunst, das wieder zu korrigieren. Auch deshalb ist eine gute Kommunikation zwischen Hausarzt und Psychotherapeut so wichtig: um Berührungsängste und Vorurteile vonseiten der Patienten abzubauen und gemeinsam auf eine möglichst umfassende, nachhaltige Genesung hinzuarbeiten.

Dr. med. Suso Lederle Charlottenstraße 4 70182 Stuttgart Tel.: 0711 241774 E-Mail: suso-lederle@ t-online.de

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Wie hoch sollen Cholesterinwerte sein? Wasser und Gesundheit

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Ist Kaffee gesund?

Drei bis vier Tassen Kaffee pro Tag schützen vor Krankheiten affee sei ungesund, hört man immer wieder. Ein Aufputschmittel. Schädlich für den Magen. Unsinn: Kaffee verlängert die Lebenserwartung und schützt vor Herz-KreislaufErkrankungen, Typ-2-Diabetes, Gallensteinen, Gicht und verschiedenen Krebsarten wie beispielsweise Leukämie, Prostata-, Gebärmutter-, Haut- und Leberkrebs. Die leicht blutdrucksteigernde Wirkung des Koffeins legt sich durch den Gewöhnungseffekt bei regelmäßigem Kaffeegenuss und spielt bei medikamentös gut eingestellten Bluthochdruckpatienten keine Rolle. Außerdem senkt Kaffee das Risiko, an Depressionen, Parkinson oder Demenz zu erkranken.

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Antioxidative, krebs- und entzündungshemmende Inhaltsstoffe Kaffee enthält über 1000 bioaktive Substanzen, die zum Teil antioxidativ, entzündungs- oder krebshemmend wirken: Mit unserem täglichen Kaffeekonsum nehmen wir sogar mehr Antioxidanzien auf als durch Tee, Obst oder Gemüse! Die wirksamsten Radikalfänger im Kaffee sind das Koffein (das sich überdies auch schützend auf Gehirnzellen auszuwirken scheint) und die Chlorogensäuren.

Kaffee „pur“ ist am gesündesten Die Wissenschaftler empfehlen den Konsum von drei bis vier Tassen Kaffee pro Tag – in dieser Menge sind die positiven Wirkungen am ausgeprägtesten. Freilich sollte man Kaffee nicht zu kurz vor dem Schlafengehen trinken, weil das darin enthaltene Koffein zu Ein- und Durchschlafproblemen führen kann. Vor allem Menschen mit Schlafstörungen sollten ab 13 oder 14 Uhr nachmittags keine koffeinhaltigen Getränke (Kaffee, Tee, Cola, Energy-Drinks etc.) mehr trinken, da diese sich auch noch viele Stunden später negativ auf den Nachtschlaf auswirken können. Und natürlich sollte auch auf die ungesunden „Begleiterscheinungen“ der Kaffeepause verzichtet werden: Vielen Menschen schmeckt die Tasse Kaffee erst richtig gut, wenn sie dazu ein Stück Kuchen essen oder sich eine Zigarette anzünden. Das macht natürlich so manche gesundheitsfördernde Wirkung des Kaffeekonsums wieder zunichte. Marion Zerbst

Quellen: 1) Robin Poole et al.: Coffee consumption and health: umbrella review of meta-analyses of multiple health outcomes. BMJ 2017; 359 doi: https://doi.org/10.1136/bmj.j5024; 2) www.medicoconsult.de/Kaffeegenuss

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VERANSTALTUNGEN 28.02.2018 20.00 Uhr Schlafstörungen – Hellwacher Notstand im Bett Fast jeder Dritte klagt über gelegentliche Schlafstörungen. Viele sind deshalb tagsüber müde und nur eingeschränkt leistungsfähig. Doch es gibt Mittel und Wege, zu einem normalen Schlafrhythmus zurückzufinden. Dr. Suso Lederle im Gespräch mit Dr. Hans-Günter Weeß (Pfalzklinikum Klingenmünster, Schlafzentrum); Treffpunkt Rotebühlplatz; Rotebühlplatz 28; Stuttgart 12.03.2018 18 Uhr Diagnostik und Therapie des Dickdarmkrebses Jährlich erkranken in Deutschland über 60 000 Menschen an Dickdarm und Mastdarmkrebs, über 20 000 sterben daran. Entsprechend wichtig ist die Aufklärung über Frühsymptome, moderne Diagnostik und Therapie. Die Mitglieder des Darmzentrums des Klinikums Stuttgart informieren Sie in verschiedenen Vorträgen über modernste Konzepte schonender Diagnostik und Behandlung. Prof. Dr. Jörg Köninger, Prof. Dr. Tilo Andus, Prof. Dr. Gerald Illerhaus, Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfram G. Zoller (alle Klinikum Stuttgart) 17. und 20.03.2018 Thementage „Bett und Schlaf“ Bürgerzentrum Alte Realschule, Ernst-Schäfer-Haus, Ziegelstraße, Sindelfingen Fachvorträge von Medizinern, Orthopäden und Schlaftherapeuten 16.04.2018 19.00 Uhr Die Rache des Schlaraffenlandes – Wohlstandserkrankungen auf dem Vormarsch Immer mehr Menschen leiden an Übergewicht und Adipositas. Damit verbunden sind einige folgenschwere Konsequenzen, wie Hypertonie, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen und schließlich HerzKreislauf- und Krebserkrankungen. Prof. Jacob erklärt, wie eine vernünftige Lebensweise mit adäquater körperlicher Aktivität und einem ausgewogenen Essverhalten die beste Prävention und Therapie sein kann. Prof. Dr. Stephan Jacob (Villingen-Schwenningen) Altes Rathaus; Rathauspl. 1; 73728 Esslingen a. N.

Kompass Gesundheit 1/2018


„Wir bieten Ihnen als eine der größten kardiologischen Kliniken in Baden-Württemberg ein breites Leistungsspektrum. Wir sind auf das gesamte Spektrum von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Gefäß-, Lungenund Nierenerkrankungen spezialisiert.“ Chefarzt Prof. Dr. Matthias Leschke

Klinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie Das Diagnostik- und Therapiezentrum für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Gefäß-, Lungen- und Nierenerkrankungen Klinikum Esslingen Chefarzt Prof. Dr. Matthias Leschke Arzt für Innere Medizin, Kardiologie, Pneumologie und Intensivmedizin Telefon 0711 3103-2401 Telefax 0711 3103-2405 E-Mail: m.leschke@klinikum-esslingen.de


Jeder sollte schlafen können,

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wie er will.

Wer das nicht kann, fragt seinen Arzt und liest das Schlafmagazin.

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