Kompass Gesundheit DAS MAGAZIN FÜR BADEN-WÜRTTEMBERG
Nr. 1 2014
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Editorial
Liebe Bürgerinnen und Bürger, die aktuelle Entwicklung der Strukturen der Versorgung, Behandlung und Betreuung der Bürger im Gesundheitssystem in Deutschland erfordert nach meiner Überzeugung die Bildung von Bündnissen. Es steht immer mehr der ökonomische Anreiz im Vordergrund, und zwar bedingt durch die vielfältigen Einflüsse der Kostenträger. Hinzu kommt der Zeitfaktor für die Berufsgruppen und Institutionen, da die Vergütungen im Einzelfall immer stärker nach unten reglementiert wurden. Der ausufernde administrative Aufwand für die Einzelmaßnahme der Diagnose, Therapie und Abrechnung führt zur Wolfram-Arnim Candidus Präsident der Leistungsverlagerung weg vom Patienten hin an den Schreibtisch. Bürger Initiative Gesundheit e. V. Dies gilt im Generellen für das Gesundheitswesen zu Beginn des Beethovenstraße 2; 86150 Augsburg Jahres 2014 und der Folgejahre. Im Speziellen stelle ich immer ab- Tel.: 0821 50867960; Fax: 0821 50867969 surdere Entwicklungen fest. Im Bereich der Schmerztherapie habe E-Mail: info@buerger-initiative-gesundheit.de ich mich eingebunden in eine Aktion von Experten, um den Aus- www.buerger-initiative-gesundheit. de tausch von Arzneimitteln gegen andere wirkstoffgleiche Arzneimittel bei der Schmerztherapie auszuschließen. Wir waren auch erfolgreich. In der Ausschussdrucksache des Deutschen Bundestages 17(14)0445 vom 11.06.2013 wurde ein Beschluss des Ausschusses für Gesundheit festgehalten. Demnach sollten die am 26.10.2012 getroffenen Beschlüsse zu arzneimittelrechtlichen Vorschriften durch den GKV Spitzenverband und den Deutschen Apothekerverband bis zum 1. August 2013 überarbeitet werden, damit eine Nicht-Austauschbarkeit realisiert wird. Dies hätte die Therapieverantwortung wieder auf den Mediziner übertragen, und zwar in Zusammenarbeit mit dem Apotheker. Die gesetzlichen und privaten Krankenkassen hätten keinen direkten Einfluss mehr auf die Schmerztherapie gehabt. Dann kamen die Verhandlungen zwischen dem finanzstarken Spitzenverband und dem interessengesteuerten Apothekerverband. Jedoch ohne Erfolg. Momentan wird in Berlin gemunkelt, dass die Entscheidung zur Arzneimittelversorgung bei Patienten mit Schmerzen nun auf den Gemeinsamen Bundesausschuss übertragen werden soll. Ich bedaure mit Nachdruck diese Entwicklung, die zur weiteren Verzögerung einer effizienten Schmerztherapie führen wird. Aufgrund schlampiger politischer Entscheidungen und ausuferndem ökonomischem Druck werden Schmerzpatienten von den Möglichkeiten und Notwendigkeiten einer innovativen Versorgung ausgegrenzt. Wir sollten uns offensiv und gemeinsam gegen diese Entwicklung verbünden. Nur dann sind wir stark. Ihr
Wolfram-Arnim Candidus Präsident Bürger Initiative Gesundheit e. V.
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Betreutes Wohnen Menschen, Nähe,Menschen, Nähe, Lebensfreude Lebensfreude
Geriatrisches Zentrum Quartier am Hainbach - Wohnen mit Service Esslingen-Kennenburg §§ 0711 07113905-100 39 05-118/100
Impressum Kompass Gesundheit – Das Magazin für Baden-Württemberg, Herausgeber: Dr. Magda Antonic Redaktionsleitung: Werner Waldmann (V.i.S.d.P.) Redaktions-Beirat: Prof. Dr. med. Aulitzky, Dipl. oec. troph. Andrea Barth, Dr. med. Wolfgang Bosch, Dr. med. Ernst Bühler, Dr. med. Hans-Joachim Dietrich, Dr. med. Rainer Graneis, Dr. med. Rudolf Handschuh, Prof. Dr. phil. Dipl.-Psych. Thomas Heidenreich, Dieter Kress, Dr. med. Suso Lederle, Christof Mühlschlegel, Dr. med. Stefan Reinecke MBA, Dr. med. Nobert Smetak, Isolde Stadtelberger, Dr. med. Bernd Voggenreiter, Dr. med. Sieglind Zehnle Medizinisch-wissenschaftlicher Beirat: Dr. med. Alexander Baisch, Dr. med. Carl-Ludwig v. Ballestrem, Prof. Dr. med. Alexander Bosse, Prof. Dr. med. Claudio Denzlinger, Prof. Dr. med. Rainer Dierkesmann, Dipl.-Psych. Sabine Eller, Dr. med. Wilhelm Gienger, Dr. med. Joachim Glockner, Dr. med. Christian Hayd, Prof. Dr. med. Bernhard Hellmich, Prof. Dr. med. Doris Henne-Bruns, Prof. Dr. med. Christian Herdeg, Prof. Dr. med. Monika Kellerer, Prof. Dr. med. Alfred Königsrainer, Prof. Dr. med. Ulrich Liener, Prof. Dr. med. Alfred Lindner, Dr. med. Gerhard Müller-Schwefe, Dr. med. Jürgen Nothwang, Dr. med. Martin Runge, Dr. med. Udo Schuss, Prof. Dr. med. Arnulf Stenzl, Prof. Dr. med. Egon Weidle, Holger Woehrle
Juristische Beratung: RA Mirja K. Trautmann Patientenrechte: Markus Grübel (MdB), Michael Hennrich (MdB), Wolfgang Zöller (MdB) Redaktion: Dr. J. Roxanne Dossak, Andrew Leslie, Ursula Pieper, Marion Zerbst Art Direction: Dr. Magda Antonic Herstellung: Barbara Schüler Fotos: Cover: © B_Wylezich/Fotolia.com; S. 7: © Shutterstock/Meditext; S. 10: © Dan Kosmayer/123rf.com; S. 13: © Ken Hurst/photos.com; S. 14: © Karel Miragaya/123rf.com; S. 18: © Medtronic; S. 26: © DRK-Seniorenzentrum Hattenhofen; S. 35 oben: © Andreas Härlin; S. 37: © Geriatrisches Zentrum Esslingen-Kennenburg; S. 38: © Christophsbad; für die Autoren- und Ärzteporträts liegen die Rechte bei den abgebildeten Personen; alle anderen Fotos: MEDITEXT Dr. Antonic Verlag: MEDITEXT Dr. Antonic Verlagleitung: Dr. Magda Antonic Hagäckerstraße 4; D-73760 Ostfildern Tel.: 0711 7656494; Fax: 0711 7656590 dr.antonic@meditext-online.de www.meditext-online.de Wichtiger Hinweis: Medizin als Wissenschaft ist ständig im Fluss. Soweit in dieser Zeitschrift eine Applikation oder Dosierung angegeben ist, darf der Leser zwar darauf vertrauen, dass Autoren, Redaktion und Verlag größte Mühe darauf verwandt haben, dass diese Angaben genau dem
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inhalt • Kopfschmerzen müssen nicht sein!
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• Rückenprobleme: Wann ist eine Operation sinnvoll?
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• Schmerzen bei Krebserkrankungen
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• Wenn der Körper protestiert: Psychosomatische Schmerzen
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• Schmerztherapie im Alter: Gratwanderung zwischen Wirksamkeit und Verträglichkeit
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• Odyssee eines Schmerzpatienten
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• Neuropathie: Eine Krankheit mit vielen Gesichtern
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• Die Kunst der kleinen Schnitte: Chirurgie ohne Schmerzen?
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• „Schmerzassistenz Pflege“: Pilotprojekt schult Pflegekräfte in der Behandlung von Schmerzen bei Senioren
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• Prostatakrebs: Früherkennung und Behandlung
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• Prostata-OP mit dem DaVinci-Verfahren
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• Betriebliches Gesundheitsmanagement: Gesundheit braucht einen langen Atem
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• Harmlos oder lebensgefährlich? Die Blinddarmentzündung
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• Psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen
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• Die Rolle der Pflanzen in der Pflege
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• Geriatrische Rehabilitation im Christophsbad: Der Weg zurück in ein selbständiges Leben
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• Aus der Speisemeisterei: Asiatisch angehauchte Variationen
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• MentaCare in Stuttgart: Ein neuer Partner für psychische Gesundheit
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• Stiftung Johana – our own lives-bodies-rooms
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Rubriken Impressum 4 | Kolumne Dr. Lederle 17 | Apotheker-Kolumne 31 | Aboformular 43 | Termine 43
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Kopfschmerzen müssen nicht sein! Vorbeugung und Therapie
In seinem Kinderbuch „Pünktchen und Anton“ beschreibt Erich Kästner spöttisch, wie die verwöhnte reiche Frau Pogge mal wieder „ihre Migräne nimmt“ und sich daher nicht um ihre Tochter kümmern kann, sondern in einem abgedunkelten Zimmer liegt und absolute Ruhe braucht. Früher hat man Migränepatienten nicht ernst genommen. Aber inzwischen hat sich wohl doch herumgesprochen, dass es sich dabei nicht um Einbildung oder Simulantentum, sondern um ein ernsthaftes Krankheitsbild handelt. Dr. Müller-Schwefe: Richtig. Der Migräne liegt eine Störung der Reizverarbeitung im Gehirn zugrunde; betroffen sind typischerweise Menschen, die sehr schnell denken, gut geistig arbeiten können, intelligent und zuverlässig sind, deren Gehirn aber eben schlecht filtern kann – das heißt, alles, was an Informationen auf sie einströmt, wird aufgenommen und sehr rasch verarbeitet. Nach unseren heutigen Vorstellungen entsteht bei der Verarbeitung dieser großen Informationsmengen zu viel Aktivität in einem Bereich im Trigeminuskerngebiet – einem Hirnareal, das für Informationsverarbeitung zuständig ist. Dieses Areal sendet dann Botenstoffe zu anderen Gehirnregionen, die eine ganze Kette von Reaktionen auslösen. Unter anderem werden dabei Entzündungsstoffe freigesetzt, die zu den typischen Migräneschmerzen führen. Die veränderte Erregung breitet sich über das ganze Gehirn aus, sodass auch Begleitsymptome wie Übelkeit, Erbrechen, Licht-, Geräusch- und Geruchsempfindlichkeit auftreten können – also eine Störung des gesamten zentralen Nervensystems. In schweren Fällen kann es zu Gefühlsstörungen oder Lähmungserscheinungen kommen. Es gibt auch Patienten, die vor einer Migräneattacke besondere Erscheinungen wahrnehmen, also z. B. unter Sehstörungen oder einem eingeschränkten Gesichtsfeld leiden oder Lichtblitze sehen. Dieses Phänomen bezeichnet man als Aura. Woran erkennt man Migräneschmerzen? Dr. Müller-Schwefe: Die Schmerzen werden typischerweise als
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Kopfschmerzen können einem das Leben zur Hölle machen – vor allem, wenn sie zum ständigen Begleiter werden. Und das kommt leider gar nicht so selten vor: Rund 10 % aller Deutschen leiden unter Migräne – Frauen doppelt so häufig wie Männer. Noch verbreiteter sind Spannungskopfschmerzen. Aber es gibt auch eine gute Nachricht: Kopfschmerzen lassen sich heutzutage sehr schnell und wirksam behandeln. Wir sprachen mit dem Schmerzexperten Dr. Gerhard H. H. Müller-Schwefe, der in Göppingen eine schmerztherapeutische Tagesklinik leitet.
hämmernd oder klopfend empfunden und treten fast immer halbseitig auf. Typisch für diese Schmerzen ist, dass sie schlimmer werden, wenn man sich belastet, also zum Beispiel beim Treppensteigen oder Bücken. Diese Patienten brauchen während eines Migräneanfalls totale Reizabschirmung in einem ruhigen, dunklen Zimmer. Wie lange dauert eine Migräne, und wodurch entsteht sie? Dr. Müller-Schwefe: Normalerweise tritt diese Kopfschmerzform anfallsweise auf; meist dauern die Attacken ein paar Stunden bis drei Tage. Während dieser Anfälle sind die Patienten schwer krank, oft sogar arbeitsunfähig. Es gibt Auslöser: Bei Frauen können das z. B. Hormonschwankungen sein, sodass die Migräneattacken gehäuft zur Zeit des Eisprungs auftreten. Solche Patientinnen schildern typischerweise, dass sie während der Schwangerschaft keine Migräneanfälle hatten. Aber auch Nahrungsmittel wie Schokolade oder Käse können Migräne auslösen, ebenso Alkoholkonsum. Das hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass viele alkoholische Getränke Histamin enthalten; außerdem erweitert Alkohol die Gefäße. Wie behandelt man eine Migräne? Dr. Müller-Schwefe: Neben der Behandlung des akuten Migräneanfalls gibt es auch eine medikamentöse Prophylaxe. Solche vorbeugenden Maßnahmen sind immer dann sinnvoll, wenn die Anfälle öfter als zweimal im Monat oder an mehr als zwei Tagen pro Monat auftreten. Solche Patienten sollten hochdosiertes Magnesium (300 bis 600 mg pro Tag) einnehmen; dieser Mineralstoff stabilisiert die Ionenkanäle, über die Erregung ins Gehirn gelangt. Eine ähnliche Wirkung haben Kalziumantagonisten. Metaprolol – ein Betablocker – stellt die Gefäße stabiler. Aber auch Topiramat – ein Mittel gegen Epilepsie – ist als Migräneprophylaxe bei manchen Patienten wirksam. Eine weitere einfache, nicht-medikamentöse Maßnahme besteht darin, dass diese Patienten sich einen möglichst geregel-
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Clusterkopfschmerz
Medikamentenkopfschmerz
Migräne
Spannungskopfschmerz
ten Lebenswandel angewöhnen sollten, weil Änderungen in der Tageszeitrhythmik oft Migräneattacken auslösen. Auch Ausdauersport wirkt sich positiv aus.
dass die Kopfschmerzen bei vielen Patienten, die vorher an 20 Tagen oder mehr im Monat Migräneattacken hatten, während der Wirkdauer des Botulinumtoxins völlig verschwinden.
Was kann man beim akuten Migräneanfall tun? Dr. Müller-Schwefe: Grundsätzlich gilt, dass man einen Migräneanfall sehr frühzeitig behandeln sollte – also nicht erst abwarten, ob er vielleicht von selber wieder verschwindet, sondern sofort eine medikamentöse Therapie einleiten. Die sichersten und am schnellsten wirksamen Akutmedikamente, die es für die Migräneanfallstherapie zurzeit gibt, sind die Triptane. Allerdings wirken auch sie nicht hundertprozentig. Patienten, die auf Triptane ansprechen, können im Durchschnitt etwa 60 bis 70 % ihrer Migräneattacken damit sehr effektiv behandeln: Oft ist der Anfall dann nach einer Stunde bereits wieder vorbei. Man darf diese Medikamente aber auch nicht zu oft einnehmen; wenn man an mehr als zehn Tagen im Monat Triptane nimmt (das gilt übrigens auch für andere Kopfschmerzmittel), können diese Medikamente selber Schmerzen verursachen. Man muss also sehr sorgfältig damit umgehen. Es gibt allerdings auch eine chronische Migräne, bei der die Patienten an mindestens sieben Tagen im Monat Migräneattacken und an mindestens 15 Tagen ganz allgemein Kopfschmerzen haben. Wenn die Therapie mit prophylaktischen Medikamenten bei diesen Patienten nicht wirksam ist oder nicht vertragen wird, kann eine Behandlung mit Botulinumtoxin helfen. Dabei wird das Botox in Muskelpunkte um den Kopf herum und im Schulter-Nacken-Bereich eingespritzt; und wir sehen,
Wie lange hält die Wirkung an? Dr. Müller-Schwefe: Das Medikament wirkt drei Monate; dann muss man meistens noch mal nachbehandeln. Doch bei Patienten, die diese Injektion zwei- oder dreimal bekommen haben, verlängert sich die Wirkdauer häufig, sodass man das Mittel nicht ein Leben lang alle drei Monate injizieren muss. Oft brauchen Patienten diese Behandlung irgendwann nur noch selten oder gar nicht mehr.
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Wird dieses Mittel von den gesetzlichen Krankenversicherungen bezahlt? Dr. Müller-Schwefe: Wenn die Diagnose stimmt, übernimmt die Krankenkasse die Kosten. So ein Fläschchen Botulinumtoxin kostet über 800 Euro. Aber wenn man die Arbeitsfehltage betrachtet, die durch solche Kopfschmerzen ausgelöst werden, ist diese Behandlung wirtschaftlich durchaus sinnvoll. Ich kenne Patientinnen – häufiger Frauen als Männer –, die ihre Ausbildung abbrechen mussten, ihren Beruf verloren haben oder sich gar nicht erst um eine Stelle bewerben konnten. Viele Menschen leiden unter Spannungskopfschmerzen. Wie entsteht dieser Schmerz, und wie kann man ihn behandeln? Dr. Müller-Schwefe: Das sind Schmerzen, die sich über den ganzen Kopf ausbreiten und über einen längeren Zeitraum bestehen, wobei die Intensität jedoch stark wechseln kann. Die Patienten be-
Dr. med. Gerhard H. H. Müller-Schwefe ist Präsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie, der größten deutschsprachigen Fachgesellschaft, die sich für ein besseres Verständnis und eine bessere Diagnostik und Therapie des chronischen Schmerzes einsetzt. Außerdem leitet er das Regionale Schmerz- und Palliativ-Zentrum Göppingen. Schmerz- und Palliativ-Zentrum Göppingen Dr. med. Gerhard H. H. MüllerSchwefe Schillerplatz 8/1 73033 Göppingen Tel.: 07161 9764-5 Fax: 07161 9764-97 E-Mail: info@muellerschwefe.de www.muellerschwefe.de
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schreiben diese Schmerzen so, wie wenn sie einen Reif um den Kopf tragen oder einen Helm aufhaben würden. Im Gegensatz zur Migräne verstärkt dieser Kopfschmerz sich durch Bewegung – beispielsweise Joggen – nicht, sondern wird dadurch eher besser. Häufig hängen diese Schmerzen mit Verspannungen der Schulter-Nacken-Muskulatur zusammen. Dabei spielt innere Anspannung eine wichtige Rolle; denn dadurch verspannen sich auch unsere Muskeln. Deshalb entwickeln Menschen, die unter großem beruflichem oder privatem Stress stehen, oft Spannungskopfschmerzen. Und wie behandelt man diese Schmerzen? Dr. Müller-Schwefe: Die klassische medikamentöse Therapie besteht in der Gabe von Amitriptylin, einem trizyklischen Antidepressivum, das bei dieser Kopfschmerzform oft schon in sehr niedrigen Dosen wirksam ist. Diese Substanz stabilisiert die Natriumionenkanäle, die bei der Erregbarkeit der Muskulatur eine große Rolle spielen. Amitriptylin hat aber natürlich auch Nebenwirkungen; beispielsweise verursacht es einen trockenen Mund, oft auch Müdigkeit. Außerdem gibt es eine muskelentspannende Substanz namens Flupirtin: Dieses Medikament verstärkt den Mechanismus, mit dem Nervenzellen nach jeder Aktion ihren Ruhezustand wiederherstellen. Auch nicht-medikamentöse Behandlungsmethoden sind sinnvoll: Durch regelmäßige körperliche Bewegung – beispielsweise Ausdauertraining, Schwimmen, Radfahren oder Joggen – kann man die Schmerzen positiv beeinflussen. Auch das Erlernen von Entspannungsverfahren (z. B. progressive Muskelentspannung nach Jacobson) kann sehr hilfreich sein. In spezialisierten Schmerzzentren können Patienten außerdem lernen, die betroffenen Muskeln mithilfe postisometrischer Entspannungstechniken gezielt zu lockern. Wärmeauflagen im Schulter-Nacken-Bereich tragen ebenfalls dazu bei, die Muskulatur zu entspannen. Im Übrigen gilt das Gleiche wie für Migränepatienten: Auch dieser Kopfschmerzform kann man mit einer geregelten Tagesrhythmik sehr gut vorbeugen. Was für Kopfschmerztypen gibt es noch? Dr. Müller-Schwefe: Eine sehr quälende, aber zum Glück eher seltene Kopfschmerzform ist der Clusterkopfschmerz. Das sind hämmernde Schmerzen, die ähnlich wie die Migräne typischerweise halbseitig auftreten und vernichtend stark sind: Diese Patienten rasen im Zimmer herum und schlagen mit dem Kopf gegen die Wand oder springen aus dem Fenster, weil sie den Schmerz nicht aushalten können. Die Ursachen sind noch nicht genau bekannt. Normalerweise treten die Schmerzen immer um die gleiche Uhrzeit auf und gehen mit einer laufenden Nase, einem tränenden oder geröteten Auge einher. Oft dauern die Attacken nur zehn bis 15 Minuten. Als Clusterkopfschmerz
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bezeichnet man sie deshalb, weil die Schmerzen typischerweise an mehreren Tagen hintereinander auftreten – manchmal sogar über Wochen. Diese Patienten haben wegen des quälenden Charakters ihrer Kopfschmerzen ein hohes Selbstmordrisiko und brauchen dringend fachlich kompetente Hilfe. Gibt es Behandlungsmöglichkeiten? Dr. Müller-Schwefe: Ja. Ähnlich wie bei der Migräne führt man auch beim Clusterkopfschmerz eine Anfallsprophylaxe mit einem Medikament (Verapamil) durch, das normalerweise zur Behandlung von Bluthochdruck eingesetzt wird. Als akute Anfallstherapie atmen die Patienten reinen Sauerstoff; den gibt es auf Rezept, und er wird von den Kassen bezahlt. Wenn das nicht ausreicht oder nicht schnell genug wirkt, kann sich der Patient ein Triptan injizieren – dasselbe Medikament, das auch beim Migräneanfall wirksam ist. Damit hat man sehr gute Chancen, den Clusterkopfschmerz schnell zu durchbrechen. Eine weitere für die Patienten besonders quälende, aber ebenfalls seltene Kopfschmerzform ist die Trigeminusneuralgie. Auch sie tritt anfallsweise und typischerweise einschießend auf; die Attacken dauern jeweils nur ein paar Sekunden. Wie entsteht eine Trigeminusneuralgie? Dr. Müller-Schwefe: Das Gesicht wird von dem dreiästigen Trigeminusnerv versorgt; das heißt, alles, was wir im Gesicht spüren, wird über diese drei Äste zum Gehirn geleitet. Nerven können durch anhaltende Reize mit der Zeit so gestört werden, dass sie ihre Erregbarkeit verändern und dann auch spontan erregbar werden – sie können dann also auch ohne äußere Reize oder schon durch ganz geringe Reize aktiviert werden. Das gilt auch für den Trigeminusnerv, dessen einer Ast unter dem Auge austritt, der andere über dem Auge und der dritte am Kinn. Dort sind typischerweise auch die Schmerzen lokalisiert. Die Auslöser sind häufig Kauen oder Sprechen, Zähneputzen oder Rasieren, also leichte Berührungen – selbst ein Windhauch kann Schmerzen verursachen. Und was kann man gegen diese Schmerzen tun? Dr. Müller-Schwefe: Die Strategie besteht auch hier wieder darin, die Nervenzellmembranen stabiler zu machen. Die Medikamente, die wir dazu einsetzen – Pregabalin, Oxcarbazepin oder Carbamazepin –, wurden eigentlich zur Behandlung der Epilepsie entwickelt. Auch therapeutische Lokalanästhesie (also die Unterbrechung des Schmerzinformationsflusses durch örtliche Betäubungsmittel, die man an Nerven oder andere Stellen injiziert) hilft gegen eine Trigeminusneuralgie. Diese Lokalanästhesie ist übrigens auch beim Spannungskopfschmerz ein sehr erfolgversprechendes Verfahren. Wenn die Trigeminusneuralgie-Attacken dadurch nicht zu be-
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herrschen sind, gibt es eine Operationsform, die eine hohe Chance auf Heilung hat, die sogenannte Jannetta-Operation: Dabei wird ein Dacronkissen oder Muskelstück als Polster zwischen Nerv und Gehirn gelegt, damit der Trigeminusnerv nicht mehr ständig irritiert wird. Was kann der Hausarzt bei Kopfschmerzen tun, und wann muss man zum Schmerztherapeuten? Dr. Müller-Schwefe: Das Wichtigste ist, dass der Arzt den Schilderungen der Patienten sehr gut zuhört, sie ernst nimmt und versteht. Wenn man Hausärzte fragt, bekommt man häufig zu hören, dass sie keine Migränepatienten haben. Das kann aber gar nicht sein, weil rund 10 % der Bevölkerung unter Migräne leiden. Das Problem ist, dass diese Patienten oft schon eine Odyssee von Arzt zu Arzt hinter sich haben, nicht mehr daran glauben, dass ihnen geholfen werden kann, und ihre Beschwerden daher auch nicht ansprechen. Stattdessen versorgen sie sich selber in der Apotheke mit Medikamenten und probieren alle möglichen Geheimtipps aus. Ein Arzt, dessen Patient über Kopfschmerzen klagt, sollte anhand seiner Vorkenntnisse zu differenzieren versuchen: Was für eine Form von Kopfschmerz ist das, kann ich ihn selber behandeln? Wenn nicht, muss er den Patienten an einen anderen Arzt weiterleiten, der diese Schmerzen richtig diagnostizieren und therapieren kann – an einen Neurologen oder einen Schmerzmediziner.
Sanft und nebenwirkungsarm: Biofeedback, Akupunktur und Reizstrom Ergänzend zur medikamentösen Therapie gibt es bei Kopfschmerzen auch viele erfolgversprechende nicht-medikamentöse Behandlungsverfahren. Migränepatienten können z. B. lernen, die Gefäße ihrer Hirnhäute, die sich beim Migräneanfall erweitern, gezielt zu beeinflussen. Beim Biofeedback wird ein biologisches Signal (in diesem Fall die Durchblutung der Schläfenarterien, die sich genauso verhält wie bei den Arterien in den Hirnhäuten) mit einer Elektrode abgegriffen. Dadurch kann man auf dem Bildschirm sichtbar und hörbar machen, wie eng oder wie weit dieses Gefäß momentan ist. Und über diese Rückkoppelung lernt man mit der Zeit auch, die Gefäße – z. B. durch bestimmte Atemtechniken, Gedanken oder Vorstellungen – gezielt eng zu stellen. Patienten, die diese Technik beherrschen, können sie bei einem beginnenden Migräneanfall anwenden und die Attacke dann oft ohne Medikamente unterbrechen oder gar nicht erst entstehen lassen. Auch bei Spannungskopfschmerzen kann man mit Biofeedback sehr gute Erfolge erzielen. Den meisten Menschen ist der Grad ihrer Muskelspannung gar nicht bewusst; sie spüren Verspannungen erst dann, wenn sie weh tun. Mithilfe von Elektroden kann man die Muskelspannung im Schulter-Nacken-Bereich abgreifen und sichtbar machen, und der Patient kann lernen, sie zu beeinflussen. So kann man Spannungskopfschmerzen bekämpfen bzw. ihnen vorbeugen. Eine weitere wirksame Strategie – sowohl bei Migräne als auch bei Spannungskopfschmerzen und Trigeminusneuralgie – ist die Akupunktur: Der Reiz durch die Akupunkturnadeln führt zur Freisetzung schmerzhemmender Botenstoffe im Nervensystem. Auch Reizstromverfahren wie die transkutane Nervenstimulation (TENS) stimulieren die körpereigene Schmerzkontrolle. Außerdem wirken sie muskelentspannend und durchblutungssteigernd und können daher einen wichtigen Beitrag zur Linderung von Spannungskopfschmerzen leisten. Dabei wird durch ein kleines batteriebetriebenes Gerät, das der Patient bei sich trägt, ein schwacher Reizstrom erzeugt und über Klebeelektroden auf die Haut appliziert.
Wie steht es mit der schmerzmedizinischen Fortbildung? Dr. Müller-Schwefe: Ich denke, dass die Ärzte heute zunehmend Interesse an Schmerzmedizin haben. Wir Mediziner haben schließlich eine Verpflichtung zur regelmäßigen Weiterbildung und müssen das gegenüber der Ärztekammer auch nachweisen. Allerdings ist es leider so, dass die meisten Kollegen während ihrer Ausbildung nichts über chronischen Schmerz gelernt haben. An den Universitäten ist die Schmerztherapie bisher kein Pflichtfach; das wird sich erst ab dem Jahr 2016 ändern. Die Ärzte, die heute tätig sind oder jetzt gerade die Universität verlassen, wissen daher nichts oder zumindest nicht viel über chronische Schmerzen. Ich glaube, das ist der erste Ansatzpunkt: Wir müssen uns bemühen, allen Ärzten Kenntnisse über Schmerzen zu vermitteln, damit sie sie richtig diagnostizieren und behandeln und wenn möglich die Chronifizierung von Schmerzen von vornherein verhindern können. Aber davon sind wir noch meilenweit entfernt.
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Warum ist das so schwierig? Dr. Müller-Schwefe: Das Problem ist, dass die Schmerzmedizin kein Fachgebiet ist, sondern eine Zusatzbezeichnung, die Ärzte zu ihrem eigenen Fachgebiet als Zusatzkompetenz erwerben können. Trotzdem bleiben die Ärzte an die Grenzen ihres Fachgebietes gebunden. Patienten mit chronischen Schmerzen halten sich aber leider nicht an Fachgebietsgrenzen, sondern ihre Schmerzkrankheit hat fachübergreifende Aspekte – körperliche, psychische und soziale –, und es gibt neurologische, internistische, anästhesiologische, physiotherapeutische und psychologische Komponenten, die der Arzt kennen und berücksichtigen muss. Deshalb haben wir in unserem Versorgungssystem bisher keine guten Strukturen für diese Patienten.
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Rückenprobleme
Wann ist eine Operation sinnvoll? Meist lassen sich Rückenbeschwerden durch nicht-operative Maßnahmen in den Griff bekommen: Schmerzmittel, manuelle Therapie, Krankengymnastik, Akupunktur, Elektrotherapie, Infiltrationsverfahren etc. Doch manchmal kommt man um eine Operation nicht herum. Wir sprachen mit Dr. Jürgen Nothwang, dem Chefarzt der Abteilung für Unfallchirurgie und Orthopädie an der Rems-Murr-Klinik Schorndorf. Marion Zerbst
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äufigster Grund für Wirbelsäulenoperationen ist eine vorgewölbte oder vorgefallene Bandscheibe, die auf eine Nervenwurzel drückt. Aber nicht jeder hartnäckige Rückenschmerz ist auf abgenutzte Bandscheiben zurückzuführen: Hinter den meisten Kreuzschmerzen stecken funktionelle Störungen wie verspannte Muskeln oder eine Blockade eines Wirbel- oder des Kreuz-Darmbein-Gelenks. Ein Bandscheibenvorfall, der eine Nervenwurzel reizt oder zusammendrückt, verursacht normalerweise brennende, in die Arme oder Beine ausstrahlende Schmerzen. Dabei folgt die Schmerzausstrahlung dem Nervenverlauf und lässt sich deshalb dem Ursprungsort an der Wirbelsäule recht präzise zuordnen. Reine Kreuzschmerzen haben dagegen fast nie etwas mit einem Bandscheibenvorfall zu tun. Auch müssen abgenutzte Bandscheiben oder gar ein Bandscheibenvorfall nicht zwangsläufig mit Schmerzen einhergehen: Viele im Kernspintomogramm nachweisbare Bandscheibenschäden sind reine Zufallsbefunde und verursachen überhaupt keine Beschwerden. Behandelt werden muss ein Vorfall nur dann, wenn er Probleme bereitet. Bedeutsamer als der Schmerz sind in einem solchen Fall neurologische Ausfallerscheinungen wie Taubheitsgefühl oder Lähmungen. „Leidet der Patient ‘nur’ unter Schmerzen oder einer leichten Muskelschwäche, so versuchen wir das zunächst mit medikamentösen Maßnahmen, KrankengymInfiltrationstechniken sind schmerznastik und Infiltratherapeutische Maßnahmen, bei detionstechniken in nen entweder anhand von anatomiden Griff zu bekomschen Orientierungspunkten oder men“, erklärt Dr. mit bildgebender Unterstützung Nothwang. Zudurch ein Durchleuchtungsgerät nächst erhält der oder einen Computertomografen ein Patient ein intraveflüssiges Medikamentengemisch nöses Opioid mittleaus einem Kortisonpräparat und eirer Stärke wie beinem lokalen Betäubungsmittel an spielsweise Tramaden Schmerzfokus injiziert wird. dol, kombiniert mit
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einem peripher wirksamen Schmerzmittel wie Novaminsulfon, um ihn vom ersten schlimmen Schmerz zu befreien. Kortison kann unter Durchleuchtung oder mithilfe eines Computertomogramms gezielt an den Schmerzort injiziert werden, lindert die Entzündung und bringt die gereizte Nervenwurzel zum Abschwellen. „Damit bekommen wir erfahrungsgemäß neun von zehn Patienten beschwerdefrei. Nach zwei bis drei Tagen stellen wir sie dann auf eine orale Medikation – also Medikamente zum Schlucken – um.“ Parallel dazu erhalten die Patienten Elektrotherapie, Stangerbäder und andere physiotherapeutische Behandlungsmaßnahmen, aber auch eine Anleitung zur Selbsthilfe. Erst wenn dies alles nichts hilft (oder keine dauerhafte Wirkung zeigt), wird eine Operation ins Auge gefasst. Dabei wird aber nicht – wie es früher der Fall war – die ganze Bandscheibe entfernt, sondern in einem gewebeschonenden und damit für den Patienten wenig belastenden endoskopischen Eingriff oder einer mikrochirurgischen Operation mithilfe des Mikroskops nur der Anteil der Bandscheibe entfernt, der in den Rückenmarkskanal vorgefallen ist und den Nerv irritiert. Der Nerv wird dabei immer dargestellt und durch Entfernung der auf ihn drückenden Bandscheibenanteile entlastet. „In besonderen Fällen ist auch eine Ozon-Nukleolyse möglich, bei der der Bandscheibenvorfall durch Einspritzen eines Ozon-Sauerstoff-Gemischs zum Schrumpfen gebracht wird. Spezialisiert hierauf ist unsere radiologische Abteilung, die dieses Verfahren unter computertomografischer Kontrolle durchführt.“ „Nach so einer Operation sind die ins Bein ausstrahlenden Schmerzen schlagartig verschwunden, und der Patient kann nachts wieder gut schlafen“, sagt Dr. Nothwang. „Nach ein bis zwei Tagen wird er aus dem Krankenhaus entlassen; es dauert aber noch mindestens sechs Wochen, bis er sich höhergradigen Belastungen aussetzen und in Abhängigkeit von seiner muskulär kontrollierten Rumpfstatik vielleicht auch mit einem leichten Lauftraining beginnen kann.“
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Einmal Wirbelsäulenpatient – immer Wirbelsäulenpatient In der ambulanten Nachbehandlung werden dem Patienten krankengymnastische Übungen gezeigt, um die Stabilität seiner Wirbelsäule wiederherzustellen: „Die kurzen Rückenmuskeln, die von Wirbel zu Wirbel ziehen und bei den meisten Menschen zu schwach sind, müssen auftrainiert werden. Sie sind die wichtigsten Wirbelsäulenstabilisatoren.“ Und egal, ob der Patient operiert werden musste oder ob sein Bandscheibenproblem durch konservative Behandlungsmaßnahmen verschwunden ist – dieses Übungsprogramm muss von nun an zu einem festen Bestandteil seines Lebens werden. „Einmal Wirbelsäulenpatient – immer Wirbelsäulenpatient“, sagt Dr. Nothwang. „Wir geben unseren Patienten eine Broschüre mit den wichtigsten Übungen mit nach Hause und schärfen ihnen ein, dass sie diese jeden Tag durchführen sollen.“ Denn bei einem Patienten mit geschädigten Bandscheiben ist ein wichtiger Bestandteil der Wirbelsäulenstabilität geschwächt, der über eine gekräftigte Rückenmuskulatur ausgeglichen werden muss, um der Wirbelsäule neuen Halt zu geben. „Wer das unterlässt, wird ganz schnell wieder Beschwerden bekommen.“ Außerdem besteht dann auch die Gefahr, dass nach der OP wieder ein neuer Bandscheibenvorfall an derselben Stelle – ein sogenannter Rezidivprolaps – auftritt. Bei Patienten mit einer Instabilität, die sich durch Training allein nicht ausgleichen lässt, kann ein spezielles Titanimplantat eingebaut werden, das die Bewegung erhält, die Wirbelsäulenstatik unterstützt und weiteren Bandscheibenproblemen vorbeugt.
Eine wirbelsäulengesunde Lebensweise Was kann man tun, um Rückenproblemen vorzubeugen? „Um seine Bandscheiben und seine Wirbelsäule gesund zu erhalten, sollte man sich moderat, aber regelmäßig bewegen und über eine gezielte Wirbelsäulengymnastik eine Stärkung der Bauch- und Rückenmuskulatur erreichen“, erklärt Dr. Nothwang. „Das geht auch mit ganz einfachen Übungen zu Hause, ohne Geräte.“ Außerdem sollte man auf sein Gewicht achten: Jedes überflüssige Kilo belastet Bandscheiben und Wirbelgelenke zusätzlich. „Würde dies jeder beherzigen, da bin ich mir sicher, gäbe es kaum Rückenschmerzprobleme; aber der Mensch ist nun mal so konditioniert, dass er erst dann etwas für seinen Körper tut, wenn er Beschwerden bekommt.“
Vorsicht bei Lähmungen! Manchmal drückt eine vorgefallene Bandscheibe so stark auf einen Nerv, dass Lähmungserscheinungen auftreten. Diese können von einer leichten Muskelschwäche im Fuß oder Bein bis zu kompletten Lähmungen reichen. In so einem Fall sollte man unverzüglich zum Arzt gehen, denn manchmal drängt die Zeit – insbesondere beim Kauda-Syndrom, das mit einem Taubheitsgefühl im Gesäß- und Oberschenkelbereich („Reithosenanästhesie“) sowie Harn- und Stuhlinkontinenz einhergeht. Hier müssen durch einen sofortigen operativen Eingriff bleibende Lähmungen verhindert werden. Auch wenn eine Muskelschwäche trotz konservativer Behandlung immer weiter zunimmt, ist eine Operation meist unumgänglich.
Dr. Jürgen Nothwang leitet die Abteilung für Unfallchirurgie und Orthopädie an der RemsMurr-Klinik Schorndorf. Rems-Murr-Klinik Schorndorf Schlichtener Str. 105 73614 Schorndorf E-Mail: spinder@khrmk.de (Sekretariat Sonja Pinder) Tel.: 07181 67-1262 www.rems-murrkliniken.de/sn-unfallchirurgie1
Schmerzen bei Krebserkrankungen Die meisten Krebspatienten haben weniger Angst vor dem Sterben an sich als vor einem qualvollen Tod mit starken Schmerzen. Zum Glück hat die moderne Schmerztherapie inzwischen so große Fortschritte erzielt, dass sich Tumorschmerzen fast immer beseitigen oder zumindest auf ein erträgliches Maß reduzieren lassen. Anne Greveling
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und 80 % aller Krebspatienten entwickeln irgendwann im Verlauf ihrer Erkrankung Schmerzen. Dahinter können verschiedene Ursachen stecken: Vielleicht drückt der wachsende Tumor auf benachbartes Gewebe oder reizt einen Nerv; oder es entstehen Entzündungen um den Tumor herum. Wenn die Krebsgeschwulst innere Organe verdrängt, können Eingeweideschmerzen entstehen; bei manchen Krebserkrankungen (beispielsweise Lebertumoren) sind die Schmerzen darauf zurückzuführen, dass die Kapsel des Organs durch das Tumorwachstum gedehnt wird. Diese Schmerzen haben oft einen krampfartigen Charakter. Tumoren des Verdauungstrakts – zum Beispiel Magen- oder Darmkrebs – sind wiederum mit Schmerzen verbunden, weil sie die Schleimhäute schädigen, die darauf mit einer Entzündung reagieren. Besonders schmerzintensiv sind Tumoren, die rasch wachsen (etwa Bauchspeicheldrüsen- oder Leberkrebs) oder Knochenmetastasen bilden, was z. B. bei Brust-, Prostata-, Lungen- und Darmkrebs häufig vorkommt. Sogar die Krebstherapie kann Schmerzen verursachen: Durch Bestrahlung können Gewebestrukturen geschädigt werden; oft kommt es dadurch zu Schleimhautentzündungen. Manche Chemotherapeutika rufen schmerzhafte Entzündungen des Nervensystems hervor. Und eine Operation verursacht nicht unbedingt immer nur akute Schmerzen im Operationsgebiet, sondern kann auch zu chronischen Schmerzen führen – zum Beispiel, wenn dadurch ein Nerv geschädigt wird oder sich eine Narbe bildet. Je nachdem, wie stark die Schmerzen sind und wo ihre Ursache liegt, kommen in der Tumorschmerztherapie unterschiedliche Medikamente zum Einsatz.
Rezeptoren an wie unsere körpereigenen Glückshormone – die Endorphine – und dämpfen so die Schmerzwahrnehmung im Gehirn und Rückenmark. Vor allem bei Nervenschmerzen helfen sie sehr gut. Bei richtigem Einsatz und angemessener Dosierung sind Opioide sehr gut verträglich. Anfangs können sie Übelkeit, Müdigkeit und Benommenheit verursachen; diese Nebenwirkungen legen sich jedoch nach ein paar Tagen oder Wochen meist wieder. Außerdem kann der Arzt gegen die anfängliche Übelkeit ein Medikament (Domperidon oder Metoclopramid) verschreiben. Eine weitere unerwünschte Nebenwirkung, die bei fast allen Opioiden auftritt, ist Verstopfung; deshalb sollten Patienten, die solche Medikamente einnehmen, auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten und sich ballaststoffreich ernähren. Falls das nicht ausreicht, kann der Arzt zusätzlich ein Abführmittel verordnen. Viele Menschen haben Angst, von Opioiden abhängig oder „süchtig“ zu werden; diese Gefahr besteht bei richtiger Anwendung und Dosierung jedoch kaum. Trotzdem gibt es leider auch heute immer noch große Vorurteile gegen Opioide. Viele Patienten, die gegen ihre Schmerzen ein Opioid verschrieben bekommen, glauben beispielsweise, das sei ein Medikament für schwerkranke oder todgeweihte Menschen, denen „anders nicht mehr zu helfen ist“. Dabei stimmt das gar nicht: Tumorschmerzen können in jedem Stadium einer Krebserkrankung auftreten und deuten keineswegs unbedingt auf das Ende hin. Und glücklicherweise verschreiben Ärzte wegen ihrer guten Wirksamkeit und ihres günstigen Nebenwirkungsprofils mittlerweile immer häufiger Opioide.
Mittel gegen Nervenschmerzen Keine Angst vor Opioiden Opioide imitieren die Wirkung unseres Schmerzhemmungssystems: Sie docken an den gleichen
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Eine weitere Medikamentenklasse, die gegen Nervenschmerzen sehr gut wirkt, sind Antikonvulsiva wie Gabapentin oder Pregabalin. Diese Mittel wur-
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den ursprünglich zur Behandlung der Epilepsie entwickelt und helfen vor allem bei einschießenden und brennenden Nervenschmerzen. Diese lassen sich oft auch mit Antidepressiva wie Amitriptylin oder Duloxetin sehr gut behandeln. Diese Medikamente haben gleichzeitig den positiven Nebeneffekt, dass sie die bei Krebspatienten häufig vorhandenen Ängste und Depressionen lindern. Allerdings können manche Antidepressiva auch müde machen. Hier müssen die individuellen Bedürfnisse des Patienten berücksichtigt werden: „Wir besprechen mit unseren Patienten, inwieweit sie wach sein oder schlafen möchten, und geben ihnen dann unter Umständen auch beruhigende oder schlafinduzierende Medikamente oder schmerzhemmende Antidepressiva“, erklärt Schmerztherapeut Dr. Gerhard H. H. Müller-Schwefe.
die Schmerzen der Patienten effektiv zu behandeln. Oder es werden Chemotherapien durchgeführt, die wenig Aussicht auf Erfolg haben, aber Nebenwirkungen und eben auch manchmal Schmerzen verursachen, statt das Für und Wider und die Erfolgschancen dieser Behandlung offen mit dem Patienten zu besprechen“, meint Dr. Müller-Schwefe. „Viele Ärzte gehen davon aus, dass ihre Patienten bis zum letzten Atemzug therapiert werden wollen und man ihnen die Hoffnung nicht nehmen darf. Dabei wird der Patientenwunsch und die Patientenautonomie häufig ignoriert.“ Hier müssen Patienten oder deren Angehörige selbst die Initiative ergreifen und mit dem Arzt über ihre Wünsche und über Sinn und Erfolgsaussichten von Behandlungsmaßnahmen sprechen.
Mittel gegen Entzündungen und Knochenmetastasen
Bei Durchbruchschmerzen helfen rasch wirksame Schmerzmittel
Gegen entzündungsbedingte Tumorschmerzen werden Entzündungshemmer eingesetzt. Viele dieser Mittel gibt es rezeptfrei in der Apotheke. Das sind die sogenannten nichtsteroidalen Antirheumatika: Schmerzmittel, die kein Kortison enthalten, wie beispielsweise Diclofenac oder Ibuprofen. Leider können diese Medikamente den Säureschutz der Magen- und Darmschleimhaut blockieren und manchmal sogar zu gefährlichen Magen-Darm-Blutungen führen. Deshalb sollten sie auf keinen Fall längerfristig eingenommen werden. Menschen mit Magengeschwüren oder einer Magenschleimhautentzündung sollten sie gar nicht einnehmen. Besser verträglich sind die rezeptpflichtigen COX-2Hemmer, die die Schleimhäute des Verdauungstrakts nicht angreifen und keine Blutungen verursachen. Knochentumoren und Knochenmetastasen anderer Tumorarten verursachen Knochenschmerzen und auch Schmerzen an der Knochenhaut, die besonders viele Nerven enthält. Hier sind Bisphosphonate oft die beste Therapieoption. Diese Arzneimittel werden normalerweise zur Behandlung der Osteoporose eingesetzt, lindern aber auch Knochenschmerzen, vor allem in Kombination mit Opioiden. Gegen Krämpfe, wie sie bei Krebserkrankungen der Bauchorgane häufig vorkommen, hilft Metamizol, weil diese Substanz die glatte Muskulatur entspannt.
Sprechen Sie mit dem Arzt über Ihre Bedürfnisse! Wissen Krebsärzte eigentlich, wie man diese Vielfalt an Tumorschmerzen richtig behandelt? „Das ist unterschiedlich“, sagt Dr. Müller-Schwefe. „Es gibt Onkologen die sich sehr, sehr gut mit der Schmerztherapie auskennen. Oft ist es aber so, dass der Onkologe eher den Verlauf der Krebserkrankung im Vordergrund sieht und seine Patienten heilen will – und das manchmal um jeden Preis. Oft wird dann zu spät daran gedacht, auch
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In der Langzeitbehandlung von Tumorschmerzen werden normalerweise lang wirksame Opioide (sogenannte Retardpräparate mit verzögerter Wirkstofffreisetzung) bevorzugt. Sie haben den Vorteil, dass der Patient immer einen gleichbleibenden Spiegel des schmerzstillenden Medikaments im Blut hat, was meist auch eine ungestörte Nachtruhe garantiert. Neben dem Dauer-Tumorschmerz treten bei 80 % aller Krebspatienten aber auch Schmerzspitzen – sogenannte Durchbruchschmerzen – auf. Dazu kann es bei bestimmten Bewegungen oder beim Husten, Schlucken, Stuhlgang, Umbetten oder Verbandswechsel kommen – und manchmal eben leider auch ohne erkennbaren äußeren Anlass. Solchen Tumorschmerzpatienten kann der Arzt neben ihrer Dauermedikation mit dem Retardpräparat zusätzlich auch noch eine Bedarfsmedikation mit einem Opioid verschreiben, das seinen Wirkstoff schnell freisetzt und dessen schmerzlindernde Wirkung daher schon innerhalb von fünf bis zehn Minuten einsetzt. Hier haben sich Fentanyl-Nasensprays oder -Sublingualtabletten bewährt, die man unter der Zunge zergehen lässt.
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Wenn der Körper protestiert
Psychosomatische Schmerzen
Werner Waldmann
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n Schmerzen ist nicht immer nur der Körper, sondern oft auch die Psyche beteiligt. Patienten mit psychosomatischen Schmerzen wandern häufig jahrelang von Arzt zu Arzt und bekommen immer wieder zu hören, dass sich für ihre Schmerzen keine körperliche Ursache finden lässt. Viele Ärzte haben für die Behandlung psychosomatischer Beschwerden nicht die richtige Ausbildung, und es fehlt ihnen auch das Verständnis dafür. Und auch der Patient reagiert eher abwehrend, wenn er zu hören bekommt, dass seine Schmerzen „psychisch“ bedingt sind. „Wenn die Patienten dann nach jahrelanger Odyssee zu mir kommen, sind sie immer noch enttäuscht darüber, dass bei ihnen keine körperliche Erkrankung festgestellt werden konnte“, sagt Hanne Seemann, die sich als Psychotherapeutin auf die Behandlung psychosomatischer Schmerzen spezialisiert hat. „Das zeigt, dass die Ärzte nicht das tun, was sie eigentlich tun müssten: Jeder Arzt sollte bei einem Schmerz, über dessen Ursache er sich nicht ganz sicher ist, zwei Wege öffnen. Er sollte sagen: Wir machen jetzt erst mal eine gründliche Diagnostik; aber bedenken Sie, dass solche Schmerzen auch psychosomatischer Natur sein können. Und dann muss er dem Patienten erklären, was psychosomatischer Schmerz ist.“
Die Weisheit des Körpers Solche Schmerzen sind nämlich nichts anderes als
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ein Protest des Körpers, der mit dem Leben, das sein Besitzer führt, nicht zufrieden ist. „Unser Körper weiß, wer wir sind bzw. wer wir sein sollten – er kennt unser Naturell“, erklärt Hanne Seemann. „Und wenn der Patient nicht auf diesen Protest hört oder nicht richtig darauf reagiert, wird er mit der Zeit immer mehr Beschwerden verursachen.“ Deshalb ist Ablenkung – was Patienten mit psychosomatischen Schmerzen lange Zeit empfohlen wurde – nicht die richtige Strategie. Im Gegenteil: Jetzt ist Achtsamkeit, genaues Hinschauen angezeigt. „Wenn solche Patienten zu mir in die Beratung kommen, gebe ich ihnen zuerst mal eine Aufgabe: Sie sollen mir sagen, wann ihre Schmerzen nicht da sind.“ Falls der Patient unter Dauerschmerzen leidet, fragt Hanne Seemann ihn, wann die Schmerzen angefangen haben bzw. in welcher Zeit seines Lebens er schmerzfrei war. „Und dann versuche ich herauszufinden, was dieser Mensch für ein Lebensgefühl oder für eine Lebensatmosphäre hat, wenn er nicht unter Schmerzen leidet“, sagt sie. „Denn das ist das, was dieser Patient braucht und wovon er zumindest einen kleinen Teil wieder in sein Leben zurückholen muss.“ Und das kann individuell sehr verschieden sein. „Viele Menschen realisieren aus Rücksicht auf den Partner oder die Familie ihre Träume und Sehnsüchte nicht. Diese Patienten frage ich: Was würden Sie denn am allerliebsten machen, wenn Sie jetzt nicht Lehrer, Rechtsanwalt etc. wären?“ Und
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da kommen oft die erstaunlichsten Dinge zutage: Der eine wäre am liebsten Bauer in einem Einsiedlerhof im Schwarzwald, der andere sehnt sich nach einem Häuschen in der Provence, der dritten Person geht es immer nur gut, wenn sie Urlaub in Indonesien macht, weil die Menschen dort so freundlich und rücksichtsvoll sind. Manche Menschen ändern auf diese Erkenntnis hin tatsächlich ihr Leben, geben ihren ungeliebten Beruf auf und fangen irgendwo anders noch einmal ganz von vorne an; oder sie bleiben in ihren jetzigen Lebensumständen, fügen diesem Leben aber etwas hinzu, was sie brauchen und womit es ihnen gut geht. Oder sie schaffen sich einen Sehnsuchtsort, an den ihre Seele immer wieder zurückkehren kann, und versprechen sich, diesen Traum nach ihrer Pensionierung zu verwirklichen.
Warum Stress Schmerzen verursachen kann Am häufigsten manifestieren sich psychosomatische Schmerzen im Rücken oder Kopf oder auch als Ganzkörperschmerz (Fibromyalgie). Wie können seelische Belastungen Schmerzen verursachen? Ganz einfach: Bei Stress werden Hormone ausgeschüttet, die uns auf Flucht oder Kampf vorbereiten – Blutdruck und Blutzuckerspiegel steigen, das Herz schlägt schneller, und die Muskulatur spannt sich an. Wenn man sich das vor Augen hält, wird leicht verständlich, warum Dauerstress zu Rücken- oder Spannungskopfschmerzen führen kann: Der Körper ist in permanenter Alarmbereitschaft, die Muskulatur ständig auf Hochspannung programmiert. Das hat natürlich auch etwas mit der Persönlichkeit und der Lebenseinstellung zu tun. „Viele Rückenschmerzpatienten leben sehr stark in den Aufgaben der äußeren Welt. Sie fragen sich: Was gibt es zu tun, was muss ich machen, damit alles reibungslos läuft?, achten aber nicht darauf, wie es ihrem Körper und ihrer Seele damit geht.“ Das funktioniert oft jahrelang gut, aber irgendwann eben nicht mehr – und dann kommen die Schmerzen und hindern den Menschen daran, so weiterzumachen wie bisher.
Ihr Körper meint es gut mit Ihnen In ihrem Buch „Mein Körper und ich – Freund oder Feind?“ erzählt Hanne Seemann Geschichten von Patientinnen und Patienten, die den Weg aus ihren
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„Viel Rücken – wenig Rat: Wie ich der Ursache meiner Schmerzen auf die Spur kam“ Der Journalist Frederik Jötten ist 28 Jahre alt, als ihm beim Aufstehen vom Schreibtisch ein jäher Schmerz ins Kreuz schießt – und ihn von da an durchs Leben begleitet. Auf der Suche nach Heilung konsultiert er 13 Orthopäden, fünf Radiologen und drei Physiotherapeuten, außerdem eine Psychologin und mehrere Scharlatane. Bald besitzt er einen Koffer voller Röntgenbilder und einen Ordner mit falschen oder nichtssagenden Befunden. Er wandert vom Fitnessstudio zur Wirbelsäulengymnastik, vom Personal Trainer zur YogaLehrerin, vom Schreibtischstuhl auf den Sitzball und von der SiebenZonen-Kaltschaummatratze ins Wasserbett; Hilfe findet er aber erst, als er sich kurzentschlossen die „Nationale Versorgungsleitlinie Kreuzschmerz“ beschafft. Die Lektüre bringt ihn zu einer ernüchternden Erkenntnis: Nur die wenigsten Ärzte halten sich bei der Rückenschmerztherapie an Leitlinien oder an die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse, die bei chronischem Schmerz einen multimodalen Therapieansatz empfehlen. Wer Erlösung von seinem Leiden finden möchte, muss recherchieren und zum Experten in eigener Sache werden. Und weil Jötten nicht aufgibt, schafft er es am Ende tatsächlich, einigermaßen schmerzfrei zu werden – und trotz allem den Humor nicht zu verlieren. Eine unverzichtbare Lektüre für Rückenschmerzpatienten!
psychosomatischen Beschwerden herausgefunden haben. Es sind sehr individuelle Wege, die Mut machen und zeigen, dass man sich mit solchen Schmerzen nicht abfinden muss. Eine beigefügte CD mit Imaginationsübungen erklärt, wie man den guten und schönen Ort findet, an dem die eigene Seele wohnt, wie man sich vor negativen Einflüssen von außen schützt und lernt, sich treiben zu lassen, statt immer nur aktiv und geschäftig zu sein.
Die Diplompsychologin Hanne Seemann bietet Beratungen und Heilhypnose für Patienten mit psychosomatischen Schmerzen an. Hanne Seemann Mönchsbergstraße 62, 68789 St. Leon-Rot Tel. 06227 3584075 E-Mail: hanneseemann@t-online.de www.hanne-seemann.de
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Schmerztherapie im Alter
Gratwanderung zwischen Wirksamkeit und Verträglichkeit
Werner Waldmann
Gerade bei älteren Menschen ist die Behandlung chronischer Schmerzen eine Herausforderung: Medikamente werden nicht mehr so gut vertragen; und Demenzpatienten können sich nur schwer verständlich machen, sodass man oft nicht weiß, ob oder wo sie Schmerzen haben. Ohne enge Kooperation zwischen Arzt und Patient oder Angehörigen ist eine erfolgreiche Schmerztherapie kaum möglich.
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ltere Menschen sind häufig multimorbid, d. h. sie leiden unter mehreren Erkrankungen gleichzeitig und müssen pro Tag oft fünf oder noch mehr Medikamente einnehmen. Dadurch steigt das Risiko unerwünschter Wechselwirkungen. Außerdem vertragen Senioren viele Arzneimittel nicht mehr so gut, weil die Substanzen in ihrem Körper langsamer abgebaut werden. Das gilt auch für die Schmerztherapie: Entzündungshemmende Schmerzmittel wie Diclofenac oder Ibuprofen eignen sich nicht als Dauermedikament, schon gar nicht bei älteren Menschen, weil sie langfristig das Herz-Kreislauf-Risiko erhöhen und die Nieren schädigen. Und Opioide, die sehr gut gegen mittelschwere bis starke Schmerzen helfen, verursachen gerade bei älteren Patienten oft Müdigkeit, Benommenheit und Schwindelgefühl, wodurch sich natürlich auch die Sturzgefahr erhöht.
Eine maßgeschneiderte Lösung
Dr. med. Beate Schleth ist Fachärztin für Anästhesiologie und führt eine Praxis in Denkendorf, Landkreis Esslingen.
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„Diese Nebenwirkungen zeigen sich oft erst bei längerer Anwendung“, erklärt Dr. Beate Schleth, die als Schmerztherapeutin in Denkendorf praktiziert. „Wir müssen also auf schleichende Einschränkungen in der Wachheit der Patienten achten, weil sie selbst das nicht unbedingt immer merken.“ Dann muss eventuell die Dosis gesenkt oder eine Kombinationstherapie mit einem anderen Medikament ausprobiert werden. Andererseits gibt es Patienten, die Opioide auch in höheren Dosen sehr gut vertragen: „Die Verträglichkeit variiert von Mensch zu Mensch. Das hat nicht nur etwas mit dem Alter, sondern auch mit der genetischen Ausstattung zu tun. Schmerztherapie ist immer eine maßgeschneiderte Lösung“, betont Dr. Schleth.
Eine weitere besondere Herausforderung für Schmerztherapeuten ist die Behandlung demenzkranker Menschen. „Bei Demenzpatienten müssen wir uns auf Gestik und Mimik und auf die Angaben der Angehörigen verlassen, weil wir den Patienten ja nur ab und zu in der Praxis sehen.“ Und gerade hier ist die Wahl des richtigen Medikaments doppelt schwierig, weil Demenzkranke in ihrer geistigen Wachheit ohnehin bereits eingeschränkt sind.
Vertrauen aufbauen – unrealistische Erwartungen abbauen Problematisch ist auch, dass Menschen mit chronischen Schmerzen oft schon einen langen Leidensweg hinter sich haben, ehe sie endlich einen Facharzt finden, der ihre Beschwerden kompetent behandeln kann. „Diese Leute sind aufgrund ihrer langjährigen Schmerzkarriere oft sehr misstrauisch und haben große Angst vor Nebenwirkungen bei neuen Medikamenten. Da muss man erst einmal eine Beziehung zum Patienten aufbauen und Vertrauen schaffen“, sagt Dr. Schleth. Und nicht zuletzt werden durch Slogans wie „Kein Mensch muss Schmerzen haben“ heutzutage oft unrealistisch hohe Ansprüche geschaffen. Die moderne Schmerztherapie ist inzwischen so weit fortgeschritten, dass kein Mensch mehr unter unerträglichen Schmerzen leiden muss. Oft gelingt es aber – gerade bei betagten Patienten – nicht, die Schmerzen völlig zu beseitigen. In der Regel lassen sie sich jedoch auf ein Maß reduzieren, mit dem der Patient gut leben kann: „Man muss erst einmal gemeinsam erarbeiten, was möglich und realistisch ist; gerade als Schmerzpatient kann man sich nicht einfach nur passiv behandeln lassen.“ Deshalb arbeiten schmerztherapeutische Praxen mit visuellen Skalen, auf denen der Patient
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Gesundheit beginnt im Kopf Die Kolumne von Dr. Suso Lederle
Schmerzen – die Seele leidet mit Vor allem um den Erfolg der Schmerztherapie beurteilen zu können, ist es wichtig, die Intensität des Schmerzes regelmäßig zu ermitteln. Dies gelingt mit einer speziellen Schmerzskala. Für Kleinkinder ab etwa 4 Jahren, des Lesens unkundige oder demente Patienten ist die SmileyAnalogskala (SAS) besonders gut geeignet. Die Werte werden in einem Schmerztagebuch festgehalten.
angibt, wie stark seine Schmerzen momentan sind und bei welcher Intensität sie für ihn gut erträglich wären.
Immer erreichbar Da chronische Schmerzen so schwierig zu behandeln sind, sollte ein Schmerztherapeut für seine Patienten stets erreichbar sein. Denn es gibt immer wieder einmal Notfallsituationen: unerwartete Nebenwirkungen, Entzugssymptome bei zu plötzlichem Absetzen von Opioiden, starke Durchbruchschmerzen bei Krebspatienten usw. „In Notfällen bin ich per Handy auch außerhalb meiner Sprechzeiten erreichbar. So entsteht ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis: Der Patient kann mich jederzeit ansprechen, und ich verlasse mich dann auch darauf, dass er sich meldet, wenn sich bei ihm irgendetwas verändert.“
Die Deutsche Schmerzliga – die Selbsthilfeorganisation der chronisch schmerzkranken Patienten – hat ein Schmerztelefon für hilfesuchende Patienten eingerichtet, bei der man wohnortnahe Adressen von schmerztherapeutisch ausgebildeten Ärzten und von Selbsthilfegruppen erfragen kann. Die Telefonnummer lautet 06171 286053 (Mo–Fr 9.00 bis 12.00 Uhr) Außerdem finden Interessierte auf der Webseite der Schmerzliga (www.schmerzliga.de) viele Informationen zu den häufigsten Schmerzformen und Broschüren, die angefordert werden können. Mitgliedern bietet die Selbsthilfeorganisation ein Online-Forum, in dem sich Patientinnen und Patienten untereinander austauschen können.
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Was ist der häufigste Grund für einen Arztbesuch? Schmerzen. Rund 7,5 Millionen Menschen in Deutschland leiden an Schmerzen – und zwar nicht nur ab und zu, sondern dauerhaft. Ob an Kopf, an Gliedern, am Rücken oder im Bauch, Schmerzen können akut und chronisch, dumpf und brennend, stechend und bohrend, stark und schwach sein. In jedem Fall sind sie unangenehm. Aber sie haben auch eine Aufgabe: Die Menschen nämlich vor schädlichen oder gefährlichen Einflüssen zu warnen. Sie haben eine wichtige Alarm- und Schutzfunktion, die anzeigt, dass im Körper etwas nicht in Ordnung ist. Ein eitriger Zahn verursacht einen akuten Schmerz, der aber auch wieder verschwindet, wenn das Übel erfolgreich behandelt ist. Der chronische Schmerz ist anders. Längst ist die Ursache nicht mehr klar erkennbar, z. B. ein Bandscheibenproblem in der Vergangenheit. Der Schmerz bleibt und wird schließlich zur Qual. Die Patienten werden zermürbt und ihr Denken und Fühlen wird vom Schmerz beherrscht. Menschen mit chronischen Schmerzen erleben Angst, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung. Sie neigen zu depressiven Verstimmungen, schlafen schlecht und verlieren immer mehr die „Freude am Leben“. Wir müssen akzeptieren, dass wir als Menschen Schmerzen haben. Sie gehören zu unserem Dasein als fühlende Wesen, auch wenn Goethe in seinem Gedicht „Wanderers Nachtlied“ seufzt: „Was soll all der Schmerz und Lust?“ Ab und zu muss jeder leiden, der eine mehr, der andere weniger, und das hängt auch von der Seele ab. Schmerzen verursachen Depressionen, aber Depressionen verursachen auch Schmerzen. Das seelische Gleichgewicht gerät unter Schmerzen außer Kontrolle. Daran muss man immer auch denken, will man Schmerzen verstehen und will man sie wirksam behandeln. Dr. med. Suso Lederle Charlottenstraße 4 70182 Stuttgart Tel.: 0711 241774 E-Mail: suso-lederle@t-online.de
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Odyssee eines Schmerzpatienten Wie viele Rückenpatienten hatte Rüdiger S. einen langen Leidensweg hinter sich: Mit 40 die erste Bandscheibenoperation, danach trotzdem weiterhin Schmerzen. „Ich litt auch unter Lähmungserscheinungen und wurde immer öfter krankgeschrieben.“ Als Straßenbahnfahrer musste er jeden Tag stundenlang sitzen, und das wurde für ihn immer mehr zur Qual. Auf die Lösung seines Problems kam er selbst. Dr. Roxanne Dossak
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in paar Jahre nach seiner Operation erlitt Rüdiger S. an derselben Stelle – zwischen dem vierten und fünften Lendenwirbel – einen weiteren Bandscheibenvorfall und legte sich wieder unters Messer. Doch auch nach der zweiten OP war er nicht beschwerdefrei. Schmerzmittel, Akupunktur, Injektionen in die Facettengelenke – alles half nur vorübergehend. Insgesamt war Rüdiger S. im Laufe seiner „Schmerzkarriere“ bei über 20 Orthopäden in Behandlung. Schließlich erklärten die Ärzte ihm, jetzt bleibe nichts anderes mehr übrig als eine Wirbelversteifungsoperation. Doch von Bekannten hatte der Straßenbahnfahrer gehört, dass sie nach diesem Eingriff unter noch schlimmeren Schmerzen litten als vorher. Das wollte er nicht riskieren; also beschloss er, sich selber schlau zu machen, und begann im Internet zu recherchieren.
Neue Lebensqualität durch Neurostimulator Im Internet stieß er auf eine renommierte neurochirurgische Fachklinik in der Nähe seines Wohnorts. Dort empfahl man ihm zur Linderung seiner Nervenschmerzen, die bis ins linke Bein ausstrahlten und wie Feuer brannten, eine Neurostimulationstherapie. Dabei wird dem Patienten im Bauchbereich ein Neurostimulator, auch „Schmerzschrittmacher“ genannt, eingesetzt, der schwache elektrische Impulse erzeugt. Diese Impulse, die über Elektroden in Rückenmarksnähe abgegeben werden, fangen die Schmerzsignale auf dem Weg zum Gehirn ab und erzeugen ein Kribbelgefühl in dem Körperbereich, der vorher wehgetan hat. Besonders gut eignet sich diese Therapie zur Behandlung von neuropathischen Schmerzen, also Schmerzen, die von den Nerven ausgehen – so wie bei Rüdiger S., bei dem eine Nervenwurzel im Wirbelsäulenbereich durch
Ultima ratio gegen chronische Schmerzen: die Neurostimulationstherapie Schmerzen empfinden wir als höchst unangenehm. Der Schmerz ist keine Krankheit, sondern ein natürlicher Schutzmechanismus, der unangenehm, doch überlebenswichtig ist. Ohne Schmerzempfinden würden wir gefährlich leben bzw. wäre ein Überleben kaum möglich. Der Schmerz ist ein Warnsignal, das einem anzeigt, wo körperlicher Schaden droht oder vorhanden ist. Schmerzen können aber über den akuten Anlass hinausgehen und chronisch werden. Das bedeutet, dass das Gehirn ein falsches Signal erhält. Das Schmerzsignal wird von jeder Stelle des Körpers über spezielle Rezeptoren, die Nozizeptoren, an eine zentrale Schaltstelle im Rückenmark, das Hinterhorn, geleitet. Von dort wandert der Schmerzreiz über Nervenfasern ins Gehirn, wo uns die Schmerzempfindung bewusst wird. Dauert der akute Schmerz über eine längere Zeit an, weil die Ursache bestehen bleibt und eine effektive Schmerztherapie fehlt, steigern die ständigen Schmerzreize die Empfindlichkeit der Schmerzrezeptoren. Der Schmerz wird chronisch. Im Schmerzverarbeitungssystem brennt sich das Schmerzsignal ein und signalisiert Schmerzen, obwohl es dafür keine Ursache mehr gibt.
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Chronische Schmerzen müssen sehr effektiv bekämpft werden. Beispielsweise mit Opioiden, die an die Opioid-Rezeptoren des körpereigenen Schmerzhemmsystems andocken und so eine Weiterleitung des Schmerzsignals unterbinden. Wenn jedoch die Ursache der Schmerzen nicht beseitigt werden kann, dann bleibt nur die Möglichkeit, auf Dauer starke Schmerzmittel einzunehmen. Ein Verfahren, das viele nicht kennen Es existiert nun eine von Medtronic entwickelte Methode, mit der sich Nervenschmerzen wirksam und nebenwirkungsfrei bekämpfen lassen. Dies wird mit einem Gerät in der Größe eines Herzschrittmachers, dem Neurostimulator, bewirkt. Dieser erzeugt schwache elektrische Impulse, welche die Schmerzsignale auf ihrem Weg zum Gehirn überlagern. Der Patient empfindet nicht mehr den ursprünglichen Schmerz, sondern ein leichtes Kribbeln in der Schmerzzone. Diese „Blockade“ bewirkt das Gerät, das mit einem kleinen Eingriff im Bauchbereich implantiert wird. Vom Neurostimulator führen dünne isolierte Drähte, die Elektroden, in die Nähe des Rückenmarks. Dort wird die Schmerzleitung ausgetrickst und durch die Impulse des Stimulators ersetzt. Das Gehirn erhält die Information, dass es in der Schmerzregion nur noch leise kribbelt. Der Patient beeinflusst das Gerät über eine Fernsteuerung von außen. Mit dieser schaltet er es ein, wenn er Schmerzen fühlt, im Liegen, Sitzen, Gehen. Mit der Fernsteuerung kann er auch die Intensität der den Schmerz überlagernden Impulse beeinflussen.
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die vorgefallene Bandscheibe unter Druck geraten war. Gerade Patienten, bei denen Medikamente und andere Behandlungsmaßnahmen wie Physiotherapie, Injektionen oder Akupunktur nicht gewirkt oder zumindest nicht ausreichend geholfen haben, können von so einer Therapie profitieren: Die Schmerzen lassen sich dadurch um mindestens 50 % lindern; ein weitgehend normales Alltagsleben wird wieder möglich, und meist kann auch die Schmerzmitteldosis gesenkt werden. Bei Rüdiger S. verschwanden die quälenden Nervenschmerzen sogar völlig: „Ich habe seit dem Einsetzen des Neurostimulators keine Schmerztabletten mehr gebraucht“, sagt er. Und seine gesetzliche Krankenkasse übernahm die Kosten widerspruchslos, obwohl Gerät und Operation insgesamt weit über 20 000 Euro kosteten: „Bei richtiger Indikation ist die Neurostimulationstherapie eine Kassenleistung.“
Individuelle Therapie Seit drei Jahren trägt Rüdiger S. den Stimulator nun schon im Bauchraum, hat keine Probleme mit
der Therapie und kann seiner Arbeit wieder uneingeschränkt nachgehen. Die Behandlungsmethode ist nur mit geringen Risiken verbunden und bietet viele Vorteile: Die Stimulationsstärke kann vom Patienten mithilfe eines Programmiergeräts je nach Bedarf verändert und auf seine jeweilige Schmerzintensität eingestellt werden – eine individuelle, „maßgeschneiderte“ Schmerzbehandlung wird möglich. Vor dem Einsetzen des Geräts konnte Rüdiger S. die Therapie eine Zeitlang mithilfe eines externen Neurostimulators testen; erst als er feststellte, dass sie ihm gut hilft, erfolgte als nächster Schritt die Implantation. Und der Eingriff lässt sich auch jederzeit wieder rückgängig machen, indem der Arzt das Gerät operativ entfernt. Es werden verschiedene Typen von Neurostimulationssystemen angeboten: Manche enthalten eine Batterie, die mithilfe eines Geräts von außen regelmäßig aufgeladen werden kann; nicht wiederaufladbare Neurostimulatoren müssen nach mehreren Jahren im Rahmen eines kleinen operativen Eingriffs ausgetauscht werden.
Damit Patienten wie Rüdiger S. nicht auf das wichtige Diagnoseinstrument MRT (Magnetresonanztomografie) verzichten müssen, bieten die neuesten Neurostimulationssysteme mit Sure Scan®-Technologie nun die Möglichkeit, auch weiterhin Ganzkörper-MRTs durchführen zu lassen.
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Neuropathie: Eine Krankheit mit vielen Gesichtern Brennende oder stechende Schmerzen, Kribbeln oder Taubheitsgefühl – eine Neuropathie kann sehr verschiedene Gesichter haben. Oft raubt sie einem den Schlaf, denn die Schmerzen und Missempfindungen verschlimmern sich vor allem nachts. Heutzutage kann man eine Neuropathie gut behandeln; das erfordert jedoch viel Geduld und aktive Mitwirkung von Seiten des Patienten. Dr. med. Susanne Klotz
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ie Neuropathie ist eine Erkrankung des peripheren Nervensystems – also der Nerven im Körper im Gegensatz zu den Nerven in Gehirn und Rückenmark, die zum zentralen Nervensystem (ZNS) gehören. Meist sind mehrere Nerven geschädigt; dann spricht man auch von einer „Polyneuropathie“. Die häufigste Ursache ist eine Diabetes-Erkrankung. Aber auch zu hoher Alkoholkonsum oder Infektionen wie beispielsweise HIV oder Borreliose können Neuropathien verursachen. Bestimmte Chemotherapeutika schädigen ebenfalls die Nerven; das gilt vor allem für Platinpräparate.
An den Füßen fängt es an Am häufigsten sind die Füße oder Beine betroffen; denn je länger ein Nerv ist, umso schlechter wird er im Fall einer Nervenschädigung normalerweise versorgt. Daher beginnen die neuropathischen Beschwerden meist an Zehen, Fußsohlen oder Füßen und wandern im Lauf der Zeit, wenn die Krankheit fortschreitet, weiter an den Beinen hoch. Die Symptome können sehr vielfältig sein: Kribbeln, Ameisenlaufen, Brennen, Bohren, Stechen, Reißen oder eine gesteigerte Schmerzempfindlichkeit, die oft so weit geht, dass schon leichte Berührungen wie beispielsweise ein Windhauch starke Schmerzen verursachen. Die Beschwerden treten vor allem in Ruhe – beispielsweise nachts im Bett – auf. Dann kann es sein, dass der Patient aufgrund seiner Schmerzempfindlichkeit sogar schon die Berührung der Bettdecke an Beinen und Füßen als unerträglich empfindet. Bei Bewegung bessern die Schmerzen sich wieder. Aber auch das Gegenteil kann bei einer Neuropathie passieren: Man hat ein pelziges oder taubes Gefühl in den betroffenen Gliedmaßen oder eine verringerte Sensibilität, so dass man Schmerzen und Verletzungen gar nicht mehr spürt. Und das kann gefährlich werden – gerade für Diabetiker, bei denen Neuropathien besonders häufig vorkommen: Rund jeder dritte Diabetes-Patient leidet an einer solchen Nervenschädigung. Bei manchen Patienten entwickelt sich die Neuropathie sogar schon im Vorstadium des Diabetes. Wahrscheinlich liegt das daran, dass nur kurzfristig erhöhte Blutzuckerwerte im Lauf der Zeit die Durchblutung und Funktion der Nerven beeinträchti-
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gen. Denn sie führen zu Durchblutungsstörungen in den kleinen Arterien, die die Nerven mit Nährstoffen versorgen. Außerdem begünstigt ein zu hoher Blutzucker vermutlich die Bildung nervenschädigender freier Sauerstoffradikale. Bei Alkoholikern ist rund ein Fünftel aller Suchtkranken von einer Neuropathie betroffen; Alkohol ist ein nicht zu unterschätzendes Nervengift und sollte nur in Maßen genossen werden.
Wichtig: frühzeitige Erkennung und Behandlung Diabetes-Patienten sollten ihre Nerven einmal jährlich vom Arzt untersuchen lassen, auch wenn sie noch nicht unter neuropathischen Beschwerden leiden. Denn eine Neuropathie beginnt schleichend, sodass man sie zunächst vielleicht gar nicht bemerkt. Und wenn bei Ihnen bereits die oben beschriebenen verdächtigen Symptome aufgetreten sind, sollten Sie nicht denken: „Was von allein kommt, geht auch von allein wieder“, sondern lieber zum Arzt gehen. Denn je frühzeitiger man mit der Behandlung beginnt, umso besser sind die Erfolgsaussichten. Außerdem kann man Folgeschäden an den Füßen vermeiden. Die wichtigste Behandlung einer Neuropathie besteht in der Beseitigung der Ursache bzw. Grunderkrankung. Das heißt: Alkoholiker sollten mit dem Trinken aufhören; Diabetiker müssen auf eine möglichst gute Blutzuckereinstellung achten. Manchmal bilden sich bereits entstandene Nervenschäden dadurch sogar wieder zurück oder schreiten zumindest nicht weiter voran. Vor allem Alkoholiker können durch Abstinenz sehr positive Wirkungen erzielen. Die tägliche Fußkontrolle muss spätestens jetzt Routine werden.
Die richtige Therapie bei Nervenschmerzen Neben der ursächlichen Therapie müssen natürlich auch die Schmerzen behandelt werden, um die Lebensqualität der Patienten zu verbessern und ihnen wieder einen erholsameren Schlaf zu ermöglichen. Oft ist hierzu ein Team aus einem Schmerztherapeuten und einem Diabetologen erforderlich. Herkömmliche Schmerzmittel wie Paracetamol, Aspirin, Ibuprofen oder Diclofenac helfen bei Neuropathien normalerweise nicht so gut. Dagegen haben sich Substanzen bewährt, mit denen man ganz andere Erkrankungen behandelt: Antidepressiva
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wie Amitriptylin, Duloxetin, Desipramin oder Imipramin und Antiepileptika wie Carbamazepin, Oxcarbazepin, Gabapentin und Pregabalin. Leider tritt die Wirkung dieser Substanzen erst nach zwei bis vier Wochen ein; außerdem muss das wirksamste Schmerzmedikament und die geeignete Dosis nach dem „Versuch-und-Irrtum“-Prinzip für jeden einzelnen Patienten individuell herausgefunden werden. Bei schweren Schmerzen können diese Mittel miteinander oder mit lang wirksamen Opioiden (Retardpräparaten) wie Tramadol oder Oxycodon kombiniert werden. Es ist schon etwas Ausdauer erforderlich, bis der für den jeweiligen Patienten wirksamste und nebenwirkungsärmste „Medikamentencocktail“ gefunden ist; aber die Geduld lohnt sich, denn am Ende steht ein Leben mit sehr viel weniger Schmerzen und eine deutlich bessere Lebensqualität. Freilich ist hier auch Ihre aktive Mitwirkung als Patient gefordert: Sprechen Sie Ihren Diabetologen oder Schmerztherapeuten ruhig darauf an, wenn Sie mit der schmerzlindernden Wirkung der Medikamente, die Sie zurzeit erhalten, noch nicht zufrieden sind! Und vereinbaren Sie individuelle Therapieziele mit Ihrem Arzt. Nicht immer ist es möglich, völlige Schmerzfreiheit zu erreichen; aber oft ist das auch gar nicht notwendig. Die Schmerzen lassen sich auf jeden Fall so weit reduzieren, dass Sie damit wieder gut leben – und schlafen – können. Manchen Patienten helfen außer Schmerzmitteln auch Infusionen mit Alpha-Liponsäure sehr gut: Sie können zu einem deutlichen Rückgang von Schmerzen, Missempfindungen, Sensibilitätsstö-
Das können Sie selber gegen Ihre Neuropathie tun • Achten Sie auf eine bewusste Lebensweise: Reduzieren Sie Übergewicht und ernähren Sie sich gesund. • Verzichten Sie auf Rauchen und Alkohol. • Eine Studie hat gezeigt, dass Diabetiker mit Neuropathie sich zu wenig bewegen. Dabei ist Bewegung gerade bei diesem Krankheitsbild wichtig, um die Blutzuckerwerte zu verbessern und einem Fortschreiten der Nervenschäden vorzubeugen. Also bewegen Sie sich regelmäßig! Nutzen Sie dazu auch die Möglichkeiten im Alltag: z. B. kleinere Wege zu Fuß gehen, statt des Aufzugs lieber die Treppen nehmen. Keinesfalls jedoch bei offenen Wunden am Fuß laufen! • Ausdauersportarten wie Walken oder Schwimmen sind sinnvoll. Da Diabetes-Patienten ein erhöhtes Herzinfarktrisiko haben, sollten Sie sich vor Beginn eines solchen Trainings ärztlich untersuchen und beraten lassen. • Schließen Sie sich einer Diabetes-Sportgruppe an, in der auf die Bedürfnisse von Diabetikern und Neuropathie-Patienten eingegangen wird. Dort wird auch der Gleichgewichtssinn geschult, der unter der Nervenschädigung leiden kann. Dadurch sinkt das Sturzrisiko. • Bluthochdruck erhöht das Neuropathie-Risiko bei Diabetikern. Achten Sie daher nicht nur auf eine gute Blutzuckereinstellung, sondern kontrollieren Sie auch Ihren Blutdruck regelmäßig und nehmen Sie regelmäßig Ihre blutdrucksenkenden Medikamente ein. • Auch Ihre Blutfettwerte sollten regelmäßig kontrolliert und – wenn sie zu hoch sind – behandelt werden; denn zu hohe Cholesterinund Triglyzeridwerte führen zu Ablagerungen in den Blutgefäßen, die die Durchblutung noch mehr verschlechtern.
rungen und Taubheitsgefühl führen. Diese Substanz wird zunächst als Infusion über eine Vene und bei guter Wirkung anschließend noch als Tabletten gegeben.
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Manchen Patienten hilft auch die Einnahme von B-Vitaminen, insbesondere von Benfotiamin, einer fettlöslichen Vorstufe des Vitamins B1, die Nervenschmerzen günstig beeinflussen soll. Benfotiamin kann sich vor allem bei einer Alkoholpolyneuropathie positiv auswirken. Letztendlich erwiesen ist der positive Effekt jedoch nicht; daher werden die Kosten für diese Therapie von den Kassen derzeit nicht erstattet. Außerdem kann man einen Behandlungsversuch mit Capsaicincreme unternehmen, die einen Extrakt aus der Pfefferschote enthält und ebenfalls gegen neuropathische Schmerzen helfen kann.
dene Programme, und die Elektroden können auch an unterschiedlichen Stellen des Körpers angelegt werden. Ihr Arzt oder Schmerztherapeut wird Ihnen erklären, welches Programm und welche Platzierung der Elektroden bei Ihren Beschwerden am wirksamsten ist. Zwar wird auch diese Behandlungsmaßnahme nicht von allen Kassen bezahlt; die Kosten sind jedoch überschaubar, sodass ein Therapieversuch sich auf jeden Fall lohnt.
Nicht-medikamentöse Behandlung Bei den nicht-medikamentösen Therapiemaßnahmen hat sich vor allem die transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) bewährt, bei der die Schmerzen durch einen schwachen Reizstrom gelindert werden. Durch Anbringen von Klebeelektroden am Körper kann der Patient diese Therapie auch bei sich zu Hause durchführen. Für die Nervenstimulation gibt es verschie-
Dr. med. Susanne Klotz Diabetologin DDG und Ärztekammer Kronenstr. 30 73760 Ostfildern-Ruit Tel.: 0711 44 00 99 90
Die Kunst der kleinen Schnitte
Chirurgie ohne Schmerzen?
Dr. med. Klaus Kraft
Greift der Chirurg zum Skalpell, so geht das nicht ohne Schmerzen. Der Körper wird an einer Stelle geöffnet, um kranke Organe oder Organteile zu entfernen oder zu ersetzen. Jahrhundertelang war die Geschichte der Chirurgie von der Angst vor dem Schmerz begleitet. Und wie steht es heute mit den Schmerzen nach einer Operation?
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rüher galten Chirurgen nicht als Ärzte, sondern übten ihr Handwerk als umherreisende Bader und Zahnreißer aus. Man fürchtete sie, brauchte sie aber für die grobe Arbeit – etwa, um faulende Gliedmaßen zu amputieren oder Blasensteine aus dem Leib zu schneiden. Dazu wurden die Patienten auf dem Küchentisch gefesselt und von kräftigen Burschen niedergehalten, denn der Operationsschmerz war die Hölle. Mit der Entdeckung der Äthernarkose im Jahr 1846 wurde den Patienten zumindest der Schmerz während des Eingriffs erspart. Inzwischen hat sich die Chirurgie radikal gewandelt. Die Narkosen sind Hightech-Medizin: Sie schalten Bewusstsein und Schmerzempfinden aus und entspannen die Muskulatur. Geschnitten wird heute mit dem Hochfrequenzmesser, das durchtrennte Gefäße nicht mehr bluten lässt. Erst wenn der Patient aufwacht, melden sich die Schmerzen. Aber auch das bekam man in den Griff, indem man dazu überging, den Patienten bei der Vorbereitung für Operationen mit großem Bauchschnitt einen Katheter ins Rückenmark zu legen und ihnen über diesen Katheter Medikamente zu verabreichen, die den postoperativen
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Schmerz erträglich machen. So kann man die Patienten rasch wieder auf die Beine bringen; denn der postoperative Schmerz war es, der eine frühzeitige Mobilisation verhinderte. Diese Methode hat einen Namen: Fast-Track-Chirurgie, zu Deutsch: Operieren auf der Überholspur. So kann man die Patienten z. B. nach einer Darmoperation mit dem herkömmlichen großen Bauchschnitt schon nach wenigen Tagen aus der Klinik entlassen. Inzwischen weiß man, dass ein in den künstlichen Schlaf versetzter Patient Schmerzen zwar nicht mehr bewusst wahrnimmt, sein Körper sie aber sehr wohl registriert. Auch wenn bei der Narkose zusätzlich noch Schmerzmittel verabreicht werden, nimmt der Körper die Manipulationen des Chirurgen wahr – und das ist Stress für ihn. Man hat gelernt, dass es vor allem das Trauma des großen Bauchschnitts ist, welches die Patienten stresst und gar nicht so sehr die Operation an den Bauchorganen selbst. Die Chirurgen lernten, durch besondere Schnittführungen Muskeln und Nerven nicht quer zu durchschneiden, um das Stress verursachende Schneiden so patientenschonend wie möglich zu halten.
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Schmerzarme Schlüssellochchirurgie Erst die Einführung der minimalinvasiven Operationstechnik führte jedoch auf diesem Gebiet zum großen Durchbruch: bei dieser besonders schonenden und schmerzarmen Vorgehensweise werden durch wenige Millimeter große Einschnitte dünne Operationshülsen (sogenannte Trokare) in den Bauch- oder Brustraum geschoben. Durch diese bringt man eine hochauflösende Miniaturkamera und spezielle Instrumente in den Körper ein. Die Kamera stellt auf großen Monitoren im OP das Körperinnere dar, falls erwünscht, auch in Vergrößerung. Mit den Instrumenten lassen sich kranke Organe filigran und schonend manipulieren. Diese Technik ist für den Patienten extrem schonend, da die kleinen Einschnitte ohne Verwachsungen und Narben schnell verheilen. Die Schmerzen, die ein großer Bauchschnitt mit sich bringt, wenn eine mit dem Skalpell durchtrennte Bauchmuskulatur wieder zusammenwächst, können wochenlang anhalten und schränken die Beweglichkeit des Patienten ein.
Lange Lernkurve Die meisten Kliniken haben erkannt, dass man bei potenziellen Patienten mit der minimalinvasiven Operationstechnik punkten kann; dennoch wird nicht so oft auf diese Weise operiert, wie es den Anschein hat. Technisch ist dies heute zwar ohne weiteres möglich, denn das Instrumentarium wurde ständig kleiner und besser. Doch die Technik ist kompliziert und bedarf großer Übung. Ein Chirurg, der mit der offenen Operationsmethode groß geworden ist, wird sich schwer tun fast ausschließlich minimalinvasiv zu operieren. Und es gibt Chirurgen, die minimalinvasiv arbeiten, bei komplizierteren Eingriffen jedoch die offene Methode vorziehen. Der Schmerz nach einer Operation rührt von der Eröffnung des Körpers (beispielsweise der Bauchdecke) her. Das Schneiden und Nähen an den Organen selbst schmerzt nicht. Daher profitiert der Patient von der Schonung seiner Bauchdecke durch die minimalinvasive Technik ungemein. Die Trokare werden über rund 5 mm lange Einschnitte durch die Bauchmuskulatur hindurchgeführt. Diese bleibt dabei unverletzt. Beim Herausziehen des Trokars schließt sich dieses kleine „Loch“ wieder. Man muss es nicht einmal vernähen; man kann es verkleben. Die Gefahr eines Narbenbruchs – zu dem es bei der offenen Operationstechnik in rund 15 von 100 Fällen kommt – kennt man bei der minimalinvasiven Technik nicht. Und noch ein anderes Risiko wird dabei ausgeschaltet: Vereiterungen der Bauchdecke. Denn dank den Trokaren kommt die Bauchdecke nicht mehr mit Entzündungen in der Bauchhöhle in Kontakt. Vereiterungen können in der mit einer ausgezeichneten Immunabwehr ausgestatteten Bauchhöhle fast immer ausheilen, in der Bauchdecke jedoch liegt (vor allem bei übergewichtigen
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und älteren Patienten) eine sehr schlechte Abwehr für Entzündungen vor, sodass bereits kleinste Mengen von Keimen ausreichen, um hier sehr langwierige und komplizierte Heilungsprozesse zu verursachen. Wenn also durch das Vermeiden großer Schnitte und durch den Schutz der Trokare die Verschleppung von Entzündungen aus der Bauchhöhle in die Bauchwand verhindert wird, bleiben dem Patienten die meisten der früher üblichen Komplikationen nach Bauchoperationen erspart. Mittlerweile bieten viele Kliniken die minimalinvasive OPTechnik an; in der Alltagsrealität werden aber leider oft nur leichte Fälle laparoskopisch behandelt. Die minimalinvasive Chirurgie ist heute keine experimentelle Methode mehr, sondern Goldstandard. Freilich nur für den routinierten Chirurgen, der jeden Tag minimalinvasiv arbeitet. Im Grunde lassen sich fast alle operativen Baucheingriffe minimalinvasiv durchführen, wenn das Chirurgenteam mit dieser Technik routiniert umzugehen weiß. Zweifellos müssen die Ärzte dazu sehr viele Eingriffe auf diese Weise durchführen. Nur das garantiert Qualität und Sicherheit für den Patienten. Ein Chirurg ist ein Handwerker, und er muss sein Handwerk ständig ausführen – nur so bringt er es zur Meisterschaft. Und die ist für eine erfolgreiche minimalinvasive Chirurgie unabdingbar.
Schonende OP-Technik für Krebspatienten Gerade auch für Krebsoperationen eignet sich diese Methode sehr gut. Durch die Vergrößerung mit der Kamera lässt sich das umliegende Gewebe sorgfältig inspizieren und sehr subtil präparieren sodass die Verschleppung von Krebszellen verhindert wird. Außerdem schont die minimalinvasive Technik die Immunabwehr des Körpers durch den Verzicht auf große Schnitte, die traumatisch wirken und das Immunsystem mit Stress belasten. Schließlich ist der Organismus durch seinen Kampf gegen die Krebserkrankung ohnehin schon belastet; die Operation sollte ihn nicht zusätzlich noch stressen. 90 % aller bösartigen Tumorerkrankungen z. B. am Darm lassen sich durch eine erfahrene Hand heute minimalinvasiv operieren; nur in extremen Fällen muss der Bauchraum eröffnet werden.
Dr. med. Klaus Kraft Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie Kreiskliniken Esslingen gGmbH Klinik Kirchheim; Eugenstr. 3; 73230 Kirchheim u. Teck Klinik Nürtingen; Auf dem Säer 1; 72622 Nürtingen Paracelsus-Krankenhaus Ruit; Hedelfinger Str. 166; 73760 Ostfildern Tel. Sekretariat: 07022 78-21100
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„Schmerzassistenz Pflege“:
Pilotprojekt schult Pflegekräfte in der Behandlung von Schmerzen bei Senioren
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n der Schmerztherapie herrscht bei uns eine gewisse Unterversorgung. Dabei gehören chronische Schmerzen mittlerweile zu den häufigsten Volkskrankheiten: Von den 12 bis 15 Millionen chronischer Schmerzpatienten in Deutschland sind 6 bis 8 Millionen durch ihre Schmerzen stark beeinträchtigt; rund 10 % müssten eigentlich von einem Schmerztherapeuten betreut werden. Das sind Ärzte, die sich auf die Behandlung von Schmerzsyndromen spezialisiert haben. Leider gibt es für dieses Heer verzweifelter Patienten in Deutschland aber nur etwas mehr als 1000 Schmerztherapeuten – viel zu wenige, wenn man bedenkt, dass die Behandlung chronischer Schmerzen keine „Fünf-Minuten-Medizin“ ist: Oft ist es ein langer, mühevoller Weg bis zur richtigen Diagnose und Behandlung. Bis chronisch Schmerzkranke zum ersten Mal einen Schmerztherapeuten sehen, vergehen im Durchschnitt elf bis zwölf Jahre; bis dahin haben sie meist schon eine frustrierende Odyssee von Arzt zu Arzt hinter sich. Und selbst nach der Überweisung an einen Schmerztherapeuten müssen 40 % der Patienten ein bis sechs Monate (manchmal sogar noch länger) auf einen Termin warten. Der Grund: Die Schmerztherapie – eine noch relativ junge medizinische Disziplin – hat sich bei uns noch nicht richtig durchgesetzt; und die Vergütung durch die Krankenkassen ist teilweise so schlecht, dass die Ärzte davon kaum leben können.
Schmerzen im Alter: ein großes Problem Im Alter nimmt die Häufigkeit von Schmerzen zu. Chronische
Die Absolventen des Kurses „Schmerzassistenz Pflege“
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Rückenleiden, Gelenkverschleiß, Osteoporose, Tumorerkrankungen – die Liste mit Schmerzen verbundener Krankheitsbilder, die bei älteren Menschen besonders oft vorkommen, ist lang. Viele Senioren (vor allem, wenn sie bereits an einer Demenz leiden) können sich nicht mehr so gut artikulieren; außerdem müssen sie gegen das leider immer noch weit verbreitete Vorurteil ankämpfen, dass „Schmerzen nun mal zum Alter dazugehören“.
Das Ziel: zertifizierte Schmerzassistenten in Pflegeheimen, der ambulanten Pflege und in Kliniken Eine Initiative im Kreis Esslingen will dieses Problem nun angehen: Seit 2012 werden ambulante und stationäre Pflegekräfte in der Versorgung chronischer Schmerzpatienten geschult. Der erste Kursus zur „Schmerzassistenz Pflege“ fand im Wächterheim in Kirchheim und der zweite im DRK-Seniorenzentrum in Nürtingen statt. Seither haben 40 Pflegekräfte die Ausbildung, die mit einer Prüfung abschließt, erfolgreich bestanden. Die Prüfung und Zertifizierung erfolgt durch eine namhafte Fachgesellschaft: die Deutsche Gesellschaft für Schmerztherapie. Aufgrund der großen Nachfrage ist für 2014 ein weiterer Kursus im DRK-Seniorenzentrum Hattenhofen geplant, um auch den Kreis Göppingen in das Ausbildungskonzept einzubinden. Die vier Schulungsmodule umfassen alles, was man als Pflegekraft über chronische Schmerzen wissen sollte – von den verschiedenen Schmerzarten und -ursachen über Vorbeugung und Schmerzmessung bis hin zur Therapie. Dabei kommt auch der Behandlung von Demenzpatienten und der Palliativmedizin (also der Versorgung schwerstkranker und sterbender Menschen) ein wichtiger Stellenwert zu. Nach dieser Ausbildung können die SchmerzassistentInnen als Schnittstelle zwischen Arzt, Patient und Angehörigen kompetente Ansprechpartner in allen Fragen der Schmerzbehandlung sein. Sie sollen künftig in Pflegeheimen als Koordinatoren für die Schmerztherapie eingesetzt werden. Interessenten/Innen können sich melden bei: Iris Mehl, Heimleitung, DRK-Seniorenzentrum Hattenhofen E-Mail: Iris.mehl@seniorenzentrum-hattenhofen.de Tel.: 07164 14987-11
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Prostatakrebs: Früherkennung und Behandlung Der Krebs der Vorsteherdrüse (Prostata) ist bei Männern in Deutschland die häufigste bösartige Tumorerkrankung. Sie ist ein Krebs der älteren Männer: Im Durchschnitt erkrankt man erst mit etwas über 70 Jahren daran. Wie und ab welchem Alter werden Vorsorgeuntersuchungen durchgeführt? Welche Behandlungsmethoden gibt es? Wir sprachen mit Professor Serdar Deger vom Paracelsus-Krankenhaus in Ruit.
Welche Symptome können auf ein Prostatakarzinom hindeuten? Prof. Deger: Das ist ja gerade das Gemeine: gar keine. Wenn Symptome auftreten, ist die Erkrankung schon weit fortgeschritten. Umgekehrt bedeuten Prostatabeschwerden aber noch lange nicht, dass der Patient an Krebs leidet. Deshalb gibt es eine Früherkennungsuntersuchung, die ab dem Alter von 40 Jahren einmal jährlich durchgeführt werden sollte. Worin besteht diese Untersuchung? Prof. Deger: Sie hat drei Komponenten: digitale Rektaluntersuchung, transrektalen Ultraschall und die Bestimmung des PSA-Werts. Bei der digitalrektalen Untersuchung tastet der Arzt mit dem Finger vom Enddarm aus die Rückseite der Prostata ab, wo sich die meisten Karzinome bilden. Allerdings sind diese Tumoren nur ab einer bestimmten Größe und auch nicht an jeder Stelle tastbar. Deshalb wird parallel dazu auch noch eine Ultraschalluntersuchung der Prostata über den Enddarm durchgeführt. Und es sollte auch der PSA-Wert bestimmt werden, obwohl die gesetzlichen Krankenkassen das nicht bezahlen. Warum braucht man drei verschiedene Untersuchungen? Prof. Deger: Weil sie sich gegenseitig ergänzen. Mit dem transrektalen Ultraschall kann ich die Prostata komplett sehen, aber ihre Härte nicht tasten und nur das erkennen, was von der Norm abweicht. Der PSA-Wert verrät zwar nicht mit hundertprozentiger Sicherheit, ob jemand Krebs hat oder nicht, ist aber dennoch einer der aussagekräftigsten Werte in der Diagnostik und Nachsorge.
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Kann es sein, dass der PSA-Wert normal ist und der Patient trotzdem ein Prostatakarzinom hat? Prof. Deger: Ja – deshalb brauchen wir alle drei Untersuchungen. Je aggressiver ein Prostatakarzinom ist, umso häufiger kommt es vor, dass der Tumor kein PSA produziert. Man kann also ganz normale PSA-Werte, aber trotzdem Prostatakrebs haben. Das findet der Arzt nur durch eine Untersuchung heraus, bei der sich die Prostata anders anfühlt und auch im Ultraschall verdächtig aussieht. Dann besteht auf jeden Fall der Verdacht auf ein Prostatakarzinom, egal wie hoch der PSA-Wert ist. Und was tut man dann? Prof. Deger: Bei einem auffälligen Tastbefund (z. B. harten Stellen in der Prostata) oder einem abnormalen Befund im Ultraschall erfolgt als Nächstes eine Biopsie, also eine Entnahme von Gewebeproben aus der Prostata. Wenn der PSA-Wert bei der ersten Ermittlung hoch ist (in Deutschland liegt diese Normgrenze momentan bei vier), muss man ihn erneut kontrollieren. Ist er bei der zweiten Messung wieder zu hoch, sollte man über eine Biopsie nachdenken. Außerdem ist es natürlich auch ein Alarmsignal, wenn jemand jahrelang einen niedrigen PSA-Wert hatte und dieser dann plötzlich ansteigt – selbst wenn der Wert noch unterhalb der Normgrenze liegt. Wie viele Biopsate nimmt der Arzt? Prof. Deger: Meistens zwischen zwölf und fünfzehn; das ist von Klinik zu Klinik unterschiedlich. Laut Leitlinien sollten es mindestens zehn sein. In der Regel genügt es, dem Patienten davor zur Betäubung der Schmerzen ein Lokalanästhetikum um die Prostata herum zu spritzen oder ein lokalanästhetisches Gel in den Enddarm einzubringen.
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Und wenn sich bei der feingeweblichen Untersuchung herausstellt, dass der Patient an Prostatakrebs leidet: Wie wird er dann behandelt? Prof. Deger: Die Prostatakarzinomtherapie ist etwas sehr Individuelles. Dazu muss man das Gesamtbild betrachten: den Menschen, seine Bedürfnisse, seine Situation. Zunächst einmal werden die Krebszellen bei der pathologischen Untersuchung nach dem Grad ihrer Bösartigkeit eingestuft. Eine
Operation ist normalerweise nur dann erfolgversprechend, Abb. 1: Normalbefund. wenn der Tumor auf Die Prostata ist ohne die Prostatakapsel Tumor. begrenzt ist und sich Abb. 2: Der Tumor wurde noch nicht auf umliewegen eines erhöhten gende Lymphknoten PSA entdeckt. ausgebreitet hat. Handelt es sich um einen weniger aggressiven Tumor im Frühstadium, so kann man Abb. 3: Der Tumor ist sich statt der OP für noch auf die Prostata eine aktive Überwabegrenzt. chung entscheiden, Abb. 4: Der Tumor bei der wir den Patieninfiltriert bereits benachbarte Organe. ten engmaschig kontrollieren, um ein Fortschreiten der Krebserkrankung rechtzeitig zu erkennen. Manche Tumoren entwickeln sich nämlich nur sehr langsam, sodass es – zumindest bei einem älteren Patienten – wahrscheinlicher ist, dass er stirbt, bevor das Prostatakarzinom Probleme bereitet. Ab welchem Alter ist eine aktive Überwachung sinnvoll? Prof. Deger: Laut Leitlinien sollte man Patienten, die vermutlich noch mindestens zehn Jahre zu le-
Der PSA-Wert – umstritten und doch wichtig Das prostataspezifische Antigen (PSA) ist ein Eiweißstoff, der vom Prostatagewebe hergestellt wird. Normalerweise liegt der PSA-Wert unter drei bis vier Nanogramm pro Milliliter Blut. Krebszellen produzieren größere Mengen von diesem Eiweiß als normale Prostatadrüsenzellen, sodass der PSA-Wert sich erhöht. Allerdings muss jemand mit einem zu hohen PSA-Wert nicht unbedingt Prostatakrebs haben; auch entzündliche Prozesse oder eine gutartige Vergrößerung der Prostata können den PSA-Wert erhöhen. Deshalb wird die PSA-Bestimmung als Früherkennungsmaßnahme von den gesetz-
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lichen Krankenkassen bisher nicht bezahlt. Ein PSA-Test im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung ist aber dennoch sinnvoll, weil mit seiner Hilfe wesentlich mehr Prostatakarzinome in einem frühen und damit gut behandelbaren Stadium entdeckt werden. Bei Verdacht auf Prostatakrebs übernehmen die Kassen die Kosten für die PSA-Bestimmung. Wichtig ist der PSA-Test auch zur Therapiekontrolle und als Kontrolluntersuchung bei Patienten, deren Prostatakrebs behandelt worden ist: Solange der Wert nicht ansteigt, kann man relativ sicher sein, dass die Krankheit geheilt ist.
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ben haben, einer Therapie zuführen. Warum gerade zehn Jahre? Diese magische Zahl hat sich aus Untersuchungen ergeben, die zeigen, dass ein Patient erst ab einer Lebenserwartung von zehn Jahren von einer Therapie profitiert. Letzten Endes ist aber auch das eine individuelle Entscheidung, die man anhand objektiver und subjektiver Kriterien treffen muss; und zu den subjektiven Kriterien gehören natürlich auch die Bedürfnisse und Präferenzen des Patienten. Wenn ein Patient einen chirurgischen Eingriff ablehnt – gibt es dann eine Alternative, beispielsweise eine Hormontherapie oder Bestrahlung? Prof. Deger: Wenn ein Patient keine Operation wünscht, ist die einzig sinnvolle Alternative zurzeit die Strahlentherapie. Eine Hormontherapie halte ich nicht für empfehlenswert. Denn das ist schließlich eine systemische Behandlung, also eine Ganzkörpertherapie, und warum soll ich jemanden am ganzen Körper behandeln, wenn er nur an der Prostata erkrankt ist? Eine Hormontherapie geht ja schließlich auch mit unangenehmen Nebenwirkungen einher. Deshalb sind OP und Strahlentherapie die beiden besten Alternativen. Ob eine Methode der anderen überlegen ist, diese Frage ist zurzeit noch nicht geklärt. Aber sowohl die operative Behandlung als auch die Strahlentherapie haben sich deutlich weiterentwickelt; die unerwünschten Nebeneffekte sind im Vergleich zu vor zehn oder 15 Jahren sehr viel überschaubarer geworden. Auch die Entscheidung, ob OP oder Strahlentherapie, muss individuell und gemeinsam mit dem Patienten getroffen werden: Wie ist die Tumorsituation, wie alt ist er, was passt besser in seine Lebensumstände hinein? An diesem Gespräch sollte neben dem Operateur auch ein anderer Fachexperte, beispielsweise ein Strahlentherapeut, teilnehmen, damit der Patient eine objektive Beratung über mehrere Therapieoptionen mit all ihren Vor- und Nachteilen erhält. Wie soll eine Prostatektomie Ihrer Meinung nach durchgeführt werden – offen, laparoskopisch oder mit dem Da VinciVerfahren? Prof. Deger: Der entscheidende Punkt ist nicht das Verfahren, sondern der Operateur. Jeder Operateur hat mit seiner Methode die meiste Erfahrung, und die Ergebnisse werden unabhängig vom jeweiligen Verfahren immer besser, je erfahrener der Operateur ist. Wir führen hier am Paracelsus-Krankenhaus pro Jahr um die 150 Prostatektomien durch. Die minimalinvasive Operation – sei es laparoskopisch oder mit dem Da Vinci-Verfahren – hat sicherlich den Vorteil, dass der Patient sich dank der Vermeidung eines Schnitts schneller erholt. Aber von ihren langfristigen Ergebnissen her sind alle drei Verfahren gleichwertig.
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OP, Strahlen- oder Hormontherapie? Bei einem lokal begrenzten Prostatakarzinom – das heißt, wenn der Tumor nur innerhalb der Prostata nachweisbar ist, die Kapsel nicht überschritten hat und keine Fernmetastasen vorliegen –, ist ein kuratives Therapieverfahren (also eine Behandlung mit dem Ziel der vollständigen Heilung) möglich. Dazu wird die Prostata normalerweise operativ entfernt; falls der Patient dies nicht wünscht oder sein körperlicher Allgemeinzustand keinen operativen Eingriff zulässt, ist eine Bestrahlung sinnvoll. Bei fortgeschrittenen oder metastasierten Prostatakarzinomen bietet sich eine Hormontherapie an. Dabei macht man sich die Tatsache zunutze, dass Prostatatumoren unter Einwirkung des männlichen Geschlechtshormons Testosteron wachsen, und unterdrückt die Produktion dieses Hormons mithilfe von Medikamenten. Allerdings hat die Hormontherapie unangenehme Nebenwirkungen wie beispielsweise Erektionsprobleme, Verlust des sexuellen Interesses, Knochenabbau und Hitzewallungen.
Und was ist mit dem Operationsrisiko? Prof. Deger: Heutzutage ist es kein Thema mehr, ob der Patient den Eingriff überlebt; und es gibt auch nur sehr wenige Patienten, die wegen Nachblutungen oder Entzündungen noch ein zweites Mal operiert werden müssen. Die Frage ist vielmehr, welche Funktionsstörungen nach dem Eingriff möglicherweise zurückbleiben. Das Risiko einer Impotenz oder Harninkontinenz ist heutzutage sehr viel geringer als früher. Außerdem lässt sich die nach einer OP eventuell bestehende Inkontinenz durch Beckenbodentraining mit der Zeit wieder verbessern. Das erlernen die Patienten in Rehabilitationszentren. Wir haben im Rahmen der ambulanten Rehabilitation in unserem Vitalcenter in den letzten drei Jahren sehr viel erreicht: Wir haben unsere Mitarbeiter in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Beckenbodenzentrum Berlin sehr intensiv geschult.
Prof. Dr. Serdar Deger, Chefarzt der Klinik für Urologie Kreiskliniken Esslingen gGmbH, Paracelsus-Krankenhaus Ruit Hedelfinger Str. 166 73760 Ostfildern Tel.: 0711 4488-11350 E-Mail: s.deger@kk-es.de
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Prostata-OP mit dem DaVinci-Verfahren Marion Zerbst
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rüher war für die chirurgische Entfernung der Prostata eine offene Operation notwendig, bei der der Arzt einen langen Bauchschnitt setzen musste. Inzwischen setzt sich immer mehr die für den Patienten schonendere minimalinvasive Chirurgie durch: Bei einer Bauchspiegelung (Laparaskopie) werden über mehrere kleine Hautschnitte Kunststoffhülsen – sogenannte Trokare – mit einem Durchmesser von 3–15 mm in die Bauchhöhle eingebracht. Über diese Trokare führt man Operationsinstrumente und eine Kamera in die Bauchhöhle ein. Die Kamera überträgt das Operationsfeld mit Vergrößerung auf einen Bildschirm, an dem der Operateur sich bei seiner Arbeit orientiert.
Präziseres, patientenschonenderes Operieren
Prof. Dr. med. Arnulf Stenzl Ärztlicher Direktor Universitätsklinik für Urologie Hoppe-Seyler-Str. 3 72076 Tübingen Tel.: 07071 29-86619 (Pforte)
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Inzwischen gibt es eine robotergestützte minimalinvasive Operationsmethode: das DaVinci-Verfahren. Wie bei der konventionellen Bauchspiegelung werden die Instrumente auch bei DaVinci über kleine Hülsen in den Bauchraum eingebracht. Im Gegensatz zur konventionellen Laparaskopie sind die Operationsinstrumente aber nicht starr, sondern verfügen über kleine mechanische Handgelenke und sind somit sehr viel beweglicher; und der Chirurg sieht das OP-Feld in dreidimensionaler Optik mit der Möglichkeit einer stufenlosen Vergrößerung. Das ermöglicht ein sehr viel präziseres Arbeiten: Auch feinste Strukturen – beispielsweise Nervenbündel oder kleine Gefäße – können genau erkannt und mit minimalem Blutverlust operiert werden. „Für die Patienten ist der Eingriff weniger belastend, sie erholen sich schneller und sind früher entlassfähig“, sagt Professor Arnulf Stenzl von der Tübinger Universitätsklinik für Urologie, einem der wenigen Zentren in Baden-Württemberg, die Prostatektomien zurzeit nach dem DaVinci-Verfahren durchführen. Und man kann auch nervenschonender operieren, was nicht zuletzt für den Erhalt der Erektionsfähigkeit nach der OP wichtig ist: „Bei Patienten, bei denen man aufgrund der Tumorausdehnung einen Teil des Nervs wegnehmen muss, kann man diesen Verlust durch gefriergetrocknete Ner-
ven, die wir aus den USA importieren, mikrochirurgisch überbrücken: Diese Nerven können wir mit ganz feinen Fäden an das Gewebe adaptieren und so eine Nervüberbrückung schaffen. Das geht nur mit dem DaVinci-Verfahren, weil die Sicht auf das Operationsfeld hier einfach besser ist.“
Lange Lernkurve Freilich ist auch eine große Erfahrung erforderlich, um diese Operationsmethode gut zu beherrschen. „Wir haben hier in Tübingen 2008 angefangen, mit DaVinci zu arbeiten. Erlernen kann man diese Technik mithilfe eines Trockentrainings: So wie es Flugsimulatoren für Piloten gibt, wurden auch für dieses Operationsverfahren Simulationsprogramme entwickelt. Wir haben uns aber nicht damit begnügt, für eine Woche irgendwo hinzufahren, um das Verfahren zu lernen, sondern wollten es uns hier vor Ort aneignen – mit unserem eigenen Gerät. Deshalb haben wir einen der ersten Chirurgen, der mit diesem Gerät gearbeitet hat, also über eine enorme Erfahrung verfügt, zu uns nach Tübingen eingeladen: Diesen Experten hatten wir zunächst eine Woche lang hier, und dann ist er über mehrere Monate einmal pro Woche zu uns gekommen.“ Die Tübinger Uniklinik lässt sich die Vorteile, die die DaVinci-Methode den Patienten bringt, einiges kosten: Das Operieren nach diesem Verfahren ist teuer, weil die Geräte kostspielig sind und die verkürzte Liegedauer diese Mehrkosten nicht aufwiegt; und die Krankenkassen honorieren den Mehraufwand nicht. Deshalb schreibt die Klinik mit ihren DaVinci-Prostatektomien immer noch rote Zahlen. Können alle Prostata-OPs mit dem DaVinci-Verfahren durchgeführt werden? „Nein. Das hängt von der Größe der Prostata und des Tumors ab. Bei einem größeren oder aggressiven Tumor, bei dem damit zu rechnen ist, dass die Lymphknoten befallen sein könnten, möchte ich mehr Lymphknoten entfernen. Damit tue ich mich bei einer offenen OP leichter. Auch an einer großen Prostata schnipselt man mit der DaVinci-Methode ewig herum. Einen solchen Eingriff kann man eleganter und besser offen durchführen.“
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Die Apotheker-Kolumne:
Beipackzettel Die langen Aufzählungen von Nebenwirkungen in Beipackzetteln verunsichern jeden dritten Patienten so stark, dass er die verordneten Arzneimittel nicht einnimmt – und somit ist die Behandlung fehlgeschlagen, dem Patienten nicht geholfen und viel Geld ist vergeudet. Der Gesetzgeber schreibt vor, was in welcher Reihenfolge in der Packungsbeilage stehen muss. Und die Pharmahersteller achten darauf, dass alle bekannten Nebenwirkungen aufgeführt sind, auch wenn sie sehr selten sind. So sichern sie sich gegen Schadensersatzklagen von Patienten ab. Um den Patienten eine Vorstellung davon zu geben, wie (un-) wahrscheinlich Nebenwirkungen sind, müssen die festgestellten Häufigkeiten laut Gesetzgeber im Beipackzettel angegeben werden. Sehr häufig: Mehr als einer von 10 Behandelten ist betroffen. Häufig: Weniger als jeder 10., aber mehr als einer von 100. Gelegentlich: Weniger als jeder 100., aber mehr als einer von 1000. Selten: Weniger als jeder 1000., aber mehr als einer von 10 000. Sehr selten: Weniger als einer von 10 000 Behandelten bis hin zu Einzelfällen.
Gesundheitsexperten fordern mittlerweile, nicht alle Nebenwirkungen im Beipackzettel aufzuführen, um die Patienten nicht abzuschrecken. Hat man Angst vor Neben- oder Wechselwirkungen bei der Einnahe eines Medikamentes, sollte man sich den Beipackzettel von seiner Apothekerin oder seinem Apotheker „übersetzen“ lassen. Sie sagen einem in verständlichen Worten, was sich hinter den Begriffen im Beipackzettel verbirgt, ob sich das Medikament mit anderen Medikamenten verträgt oder Wechselwirkungen zu befürchten sind. Möchte man ein Medikament aus Angst vor den beschriebenen Nebenwirkungen dennoch nicht nehmen, sollte man seinen Arzt darüber informieren. denn er sollte wissen, warum seine Therapie nicht anschlägt.
Stephan Mache Stadt Apotheke MACHE Ruit e. K. Kirchheimer Str. 27; 73760 Ostfildern Tel.: 0711 413266; Fax: 0711 446488 E-Mail: stadt@apotheke-mache.de www.apotheke-mache.de
Gut für bessere Chancen. Gut für den Landkreis. Die Bildungsförderung – soziales Engagement der Kreissparkasse
Bildung ist eine Investition, die glänzende Erträge bringt. Für den Einzelnen und für unsere Gesellschaft. Die Bildungsstiftung der Kreissparkasse unterstützt junge und erwachsene Menschen bei der Aus- und Weiterbildung, beim Lernen und Forschen. Damit diese ihre Chancen verbessern und unserer Region weiterhin gesundes Wachstum sichern können. Ihre Filiale vor Ort • www.ksk-es.de/engagement • 0711 398-5000
Klaus-Peter Friedrich über betriebliches Gesundheitsmanagement
Gesundheit braucht einen langen Atem Zu den zentralen Aufgaben einer Personalabteilung gehört es, die gesunde Lebensweise der eigenen Mitarbeiter zu fördern. Ein gesunder Mitarbeiter ist nicht nur zufriedener im Privatleben, er ist auch leistungsfähiger im Beruf. Ein funktionierendes betriebliches Gesundheitswesen ist sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer vorteilhaft. Klaus-Peter Friedrich, Personalchef der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen, begann schon vor sieben Jahren mit seinem Team Angebote zu schaffen, die eine gesunde Lebensweise der Mitarbeiter fördern.
Herr Friedrich, die Gesundheit Ihrer Mitarbeiter Organisieren Sie neben dem SFC auch andere liegt Ihnen am Herzen. Wann und mit welchem Events? Angebot startet die Gesundheitsförderung in der Klaus-Peter Friedrich: Mit unserer GesundheitsförKreissparkasse? derung wollen wir natürlich auch Mitarbeiter erreiKlaus-Peter Friedrich: Aktiv begonnen haben wir chen, die kein Interesse an den Angeboten des 2005 mit der Gründung des Sport-und FreizeitSFC haben. So veranstalten wir in jedem unserer Clubs (SFC) Esslingen. Der Club hat seinen UrRegionalbereiche, also in Esslingen, Nürtingen, sprung in den früheren Betriebssportgruppen. UnKirchheim und auf den Fildern, jährlich einen Geser Ziel war es, das Angebot an Sportarten intensiv sundheitsnachmittag mit ausgewählten Themen. auszubauen und auch außersportliche Aktivitäten Hier stellen sich Mitarbeiter vor, die sich in einer beanzubieten. Zur Gründung verzeichneten wir 24 stimmten Sportart engagieren. Interessant sind vor Mitglieder. Heute sind bereits ein Viertel unserer allem die Details. Wie trainieren sie, wie oft trainieMitarbeiter im SFC aktiv. Das ren sie und wie haben sie sind über 400 Menschen. Unser gerade zu diesem Sport Unser Krankenstand liegt bei umfangreiches Bewegungsprogefunden. Ganz wichtig gramm spricht aber auch für 3,2 %. Das ist im Vergleich zu auch: Inwiefern profitieren sich. In der Halle bieten wir Bad- anderen Unternehmen der sie davon? Solch persönliminton, Fußball, Squash, Kegeln, Finanzbranche sehr wenig. che Erfahrungen tragen zur Tanzen, Volleyball und SchwimIdentifikation bei und motimen an. vieren eventuell den einen Im Freien sind wir mit Laufen, Nordic-Walking, oder anderen, der bisher nicht aktiv war. Auch Mountainbiking, Inline-Skating, Radtouren und Tipps zur Ernährung werden präsentiert. BeispielsGolf ebenfalls gut aufgestellt. Auch unser Skiangeweise mit einer bestimmten Obst- oder Gemüsebot in der kalten Jahreszeit ist gefragt. Außersportsorte im Vordergrund. Erst die Kirsche, dann die lich erfreut sich die Fotografie-Sparte wachsender Erdbeere und im Herbst natürlich das Filderkraut. Beliebtheit. Entsprechende Angebote greifen wir auch in unserer Betriebskantine auf. Welche Ziele verfolgt der Club? Klaus-Peter Friedrich: Hauptaugenmerk ist der Wie ist die Akzeptanz dieser Angebote bei der Ausgleich zu den einseitigen Belastungen im BeBelegschaft? rufsalltag. Möglichkeiten zur GesundheitsfördeKlaus-Peter Friedrich: Die Beteiligungsquote ist rung und zum Stressabbau. Und natürlich haben erstaunlich hoch. Es kommen allerdings hauptwir auch die soziale Komponente im Blick: Wir versächlich Kollegen, die bereits einen aktiven Lesuchen auf diese Weise das Miteinander zu förbensstil pflegen. Die Kollegen zu begeistern, die dern. Die Mitgliedschaft im SFC steht übrigens nicht zu den Aktiven gehören, ist deutlich schwierinicht nur den Mitarbeitern der Kreissparkasse ofger. Hierfür ist ein langer Atem nötig. Den haben wir fen, sondern allen Interessierten aus der Region aber, sodass sich auch immer mehr dieser MitarEsslingen. beiter unseren Angeboten öffnen.
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In der aktuellen Gesellschaft häufen sich psychische Erkrankungen. Wie gehen sie damit um? Klaus-Peter Friedrich: Hier müssen wir uns die Frage stellen, wo die Ursachen dieser Erkrankungen liegen. Liegen sie in der Arbeit oder im Privatleben? Wir bieten unseren Mitarbeitern zwei Möglichkeiten zur Ursachenfindung und Bewältigung an. Zunächst rund um die Uhr eine Hotline für Mitarbeiter mit psychischen Problemen. Für diesen externen Service zahlen wir, erfahren aber nicht, welcher Mitarbeiter Rat einholt. Die zweite Möglichkeit ist eine diskrete Sozialberatung durch einen externen Berater. Der Mitarbeiter kann diesen Spezialisten bei uns im Betrieb, bei sich zu Hause oder in dessen Praxis treffen. Weiterhin bieten wir Seminare für Führungskräfte an, wie mit Mitarbeitern in schwierigen Lebenssituationen umzugehen ist. Auch für Führungskräfte ist das eine große Herausforderung.
Wie gehen Sie bei Mitarbeitern vor, die nach einer langen Erkrankung und damit verbundener Abwesenheit wieder in den Arbeitsablauf integriert werden müssen? Klaus-Peter Friedrich: Unter der Überschrift „betriebliches Eingliederungsmanagement“ kümmert sich ein Mitarbeiter um die Wiedereingliederung dieser Mitarbeiter in den Berufsalltag. Dieser berät die betreffende Person sehr individuell. Es ist meistens sinnvoll, schrittweise den Weg zurück in die Arbeit zu finden. So beginnt der Rückkehrer mit wenigen Stunden am Tag und steigert das Pensum nach und nach bis zur vollen Arbeitsleistung.
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Für manchen Mitarbeiter ist es ein Schock, von heute auf morgen als Rentner aus dem Beruf auszuscheiden. Bietet die Kreissparkasse auch hier Hilfestellung? Klaus-Peter Friedrich: Wir haben ein Modell entwickelt, um diesen Übergang verträglich zu ge- stalten. Ein Mitarbeiter kann sich zum Beispiel mit 55 Jahren entscheiden, nur noch an vier Tagen zu arbeiten, um sich dem bisherigen Arbeitsprozess langsam zu entwöhnen. Mit 60 kann er dann sogar auf drei Tage reduzieren. Ich glaube, dass wir damit einen guten Weg gefunden haben.
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Wie lässt sich der Erfolg der präventiven Maßnahmen messen? Klaus-Peter Friedrich: Unser Krankenstand liegt bei 3,2 %. Das ist im Vergleich zu anderen Unternehmen der Finanzbranche sehr wenig. Allerdings glaube ich nicht, dass wir die Wirkung präventiver Maßnahmen am Krankenstand ablesen können. Ich erachte eher das steigende Interesse an unseren gesundheitsfördernden Angeboten als Indiz dafür, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden.
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Klaus-Peter Friedrich ist diplomierter Sparkassenbetriebswirt. Im Jahr 2011 erhielt die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen unter seiner Führung des Bereichs Personal die Auszeichnung „audit berufundfamilie“. Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen Bahnhofstr. 8 73728 Esslingen
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Harmlos oder lebensgefährlich?
Die Blinddarmentzündung In den Medien ist die Blinddarmentzündung heute kein Thema mehr. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts war sie jedoch eine meistens tödlich verlaufende Erkrankung. Heute handelt es sich fast um eine Nebensächlichkeit – wenn man denn rasch in die Klinik kommt und der entzündete Wurmfortsatz entfernt wird. Eine kleine Operation, die für jeden Chirurgen Routine ist. Und man ist nach ein oder zwei Tagen wieder auf den Beinen. Das ist der minimalinvasiven Operationstechnik zu verdanken. Noch vor Jahren, als man den Bauch mit dem Skalpell öffnete, um an den Wurmfortsatz zu gelangen, dauerte es eine ganze Weile, bis es dem Patienten nach der OP wieder gut ging. Werner Waldmann unterhielt sich mit dem Allgemeinchirugen Prof. Michael Schäffer vom Stuttgarter Marienhospital. Herr Professor Schäffer, wie kommt es denn zu einer Blinddarmentzündung, wobei sich eigentlich nicht der Blinddarm, sondern der daran hängende Wurmfortsatz entzündet? Prof. Schäffer: Über die Ursachen ist man sich bis heute uneinig. Deshalb kann man auch keine Empfehlung geben, wie eine Blinddarmentzündung zu vermeiden wäre. Das Krankheitsbild kennt man schon, seit es die operative Medizin und die Narkose gibt. Es handelt sich meist um eine einfache Operation, ohne die es zu einer Bauchfellentzündung kommen kann, die auch heute noch eine lebensbedrohliche Komplikation darstellt.
Eine Blinddarmentzündung bekommen nur Kinder und Jugendliche? Das ist ein großer Irrtum, denn nur rund 10 % aller akuten Blinddarmerkrankungen treten bei Kindern und Jugendlichen auf. Der Rest, immerhin stolze 90 %, betrifft die anderen Altersgruppen.
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Welche Symptome weisen auf eine Blinddarmentzündung hin? Prof. Schäffer: Die Appendizitis, wie der Mediziner sie nennt, verhält sich in ihrer Symptomatik wie ein Chamäleon. Deshalb muss man bei allen unklaren Bauchschmerzen, vor allem im Unterbauch, an eine Appendizitis denken. Mit meist diffusen Bauchschmerzen fängt es an, manchmal auch begleitet von Übelkeit. Oft gehört auch Fieber zum Krankheitsbild, aber das muss nicht immer so sein. Der Schmerz beginnt häufig in der Gegend des Magens und wandert dann in den rechten Unterbauch, dort, wo der Blinddarm sitzt. Meistens denkt man zuerst einmal an eine Magenverstimmung. Bei Kindern und älteren Menschen ist die Symptomatik nicht so ausgeprägt. Die Schmerzen können relativ erträglich sein, man fühlt sich unwohl, eigentlich kein dramatischer Zustand. Doch gerade das ist das Gefährliche an dieser Erkran-
Bis zum Beginn des vorigen Jahrhunderts war die Blinddarmentzündung für die Ärzte eine Katastrophe. Chirurgische Möglichkeiten gab es kaum; es blieb nur die Hoffnung, dass sich die Entzündung von selbst zurückbildet. Erst 1889 schaffte es in Deutschland der Berliner Chirurg M. Schüller, einen Blinddarm erfolgreich zu entfernen. König Edward VII. wurde im Jahr 1902 von seinem entzündeten Wurmfortsatz erfolgreich befreit. Allerdings brauchte es Wochen, bis er den Eingriff überstanden hatte. Schonender für die Patienten wurde diese Operation erst, als der Kieler Frauenarzt Kurt Semm als Erster einen Blinddarm laparoskopisch, also ohne Bauchschnitt durchführte. Zwar nahmen ihm das die Chirurgen übel; heute ist diese minimalinvasive Methode jedoch der Standard.
kung. Zuwarten auf eigene Faust, bis sich die Beschwerden von alleine wieder legen, ist leichtsinnig. Der Wurmfortsatz, das kleine Anhängsel am Blinddarm, kann platzen, und dann ergießt sich der entzündete Inhalt in die Bauchhöhle. Daraus entsteht eine Bauchfellentzündung, eine lebensgefährliche Komplikation. Welche diagnostischen Methoden stehen dem Arzt zur Verfügung? Prof. Schäffer: Eine Blinddarmentzündung lässt sich heute mit großer Sicherheit feststellen. Zuerst wird der Bauch abgetastet. Wenn man dabei in den rechten Unterbauch drückt, spannt sich die Bauch-
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decke reflektorisch dagegen an. Drückt man tiefer in den Bauch, steigert sich der Schmerz. Die Entzündung lässt sich auch durch eine Blutuntersuchung feststellen. Heute setzen wir aber auf eine Ultraschalluntersuchung, die sehr gute Ergebnisse bringt, oder bei unklarem Befund auf eine zusätzliche Computertomografie. Dennoch kennen wir Fälle, in denen die Diagnose nicht eindeutig ist. Solche Patienten lassen wir zur Beobachtung bei uns und operieren erst, wenn die Diagnose bestätigt ist. Manche Ärzte vertreten auch die Meinung, man könne die Entzündung statt einer Operation mit Antibiotika kurieren. Prof. Schäffer: Diese Ansicht halte ich für problematisch. Eine akute Blinddarmentzündung gehört operativ versorgt, um einer Perforation und damit einer Bauchfellentzündung zuvorzukommen. Eine Bauchfellentzündung stellt auch heute noch eine ernsthafte Komplikation dar! Die modernen Operationsmethoden heute sind sehr viel schonender als früher. Prof. Schäffer: In Deutschland werden etwa 60 % aller Appendektomien laparoskopisch, also ohne Bauchschnitt, mithilfe minimalinvasiver Instrumente durchgeführt. Bei uns im Haus sind es 98 %. Dieser Unterschied ist darauf zurückzuführen, dass Blinddarmoperationen heute an jeder Klinik und nicht nur an spezialisierten viszeralchirurgischen Zentren durchgeführt werden. Nur ist die minimalinvasive Technik sehr anspruchsvoll und nicht in jeder Klinik möglich. Die offene Operation ist einfach und wird heute von jedem Chirurgen beherrscht. Minimalinvasiv operiert hat der Patient natürlich weniger Schmerzen nach dem Eingriff und es kommt seltener zu Wundinfektionen. Außerdem ist das kosmetische Ergebnis durch die kleinen Schnitte besser. Wäre es für Menschen, die beruflich viel auf Reisen sind, auch in Ländern mit einer weniger guten chirurgischen Versorgung, denn nicht sinnvoll, den Wurmfortsatz prophylaktisch entfernen zu lassen? Prof. Schäffer: Das wird manchmal diskutiert, doch ich halte es für nicht sinnvoll. Wer noch nie diesbezügliche Beschwerden hatte, braucht sich da keine Sorgen zu machen. Jede Operation bringt ein Risiko mit sich, auch wenn es in diesem Fall noch so gering ist. Zudem kann es nach einer Blinddarmoperation zu Verwachsungsbeschwerden, im schlimmsten Fall auch zu einem Darmverschluss kommen. Operiert werden sollte nur, wenn es dafür eine Indikation gibt. Ein anderer Fall liegt vor, wenn jemand öfters Beschwerden hat und man von einer beinahe chronischen Blinddarmreizung ausgehen kann. Außerdem wissen wir nicht genau, wozu der Wurmfortsatz nützlich ist. Früher hielt man ihn für ein funktionsloses Überbleibsel der
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Dickdarm
Endabschnitt des Dünndarms
Wurmfortsatz mit Kotstein, der eine Entzündung hervorrufen kann Blinddarm
Eigentlich ist nicht der Blinddarm entzündet, sondern der Wurmfortsatz des Blinddarms. In der Umgangssprache wird dieses Krankheitsbild inkorrekt als Blinddarmentzündung bezeichnet. Der Verlauf der Erkrankung kann von einer leichten Reizung über eine schwere Entzündung bis hin zum Wanddurchbruch, der Perforation in die Bauchhöhle, führen.
Evolution. Heute wird vermutet, dass dem Appendix eine Funktion im Immunsystem des Körpers zufällt. Forschungen von William Parker an der Duke University in Durham (USA) gehen davon aus, dass im Appendix bei einer Durchfallerkrankung nützliche Darmbakterien überleben können. Eine Schleimschicht schützt diese Bakterien. Ist der Durchfall abgeklungen, können sich diese Mikroben schneller wieder auf der Darmschleimhaut ansiedeln. Dieser Mechanismus ist in Ländern ohne gute Hygiene sicher nützlich, unter unseren guten Hygienebedingungen ist dies jedoch wahrscheinlich ohne große Bedeutung.
Prof. Dr. med. Michael Schäffer Ärztlicher Direktor Klinik für Allgemein-, Viszeralund Thoraxchirurgie, Marienhospital Stuttgart Böheimstraße 37 70199 Stuttgart Sekretariat Tel.: 0711 6489-2201 Fax: 0711 6489-2213 E-Mail: viszeral-allgemeinchirurgie@ vinzenz.de
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Meist braucht die ganze Familie Unterstützung
Psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen Stundenlanges Schreien, Schlafstörungen, Prüfungsängste, ADHS … Wenn Kinder psychische Probleme haben, ist meistens die ganze Familie daran beteiligt. Deshalb bezieht Dr. Monika Herma-Boeters fast immer die Eltern in die Behandlung mit ein. Wir sprachen mit der Kinder- und Jugendpsychiaterin, die in Esslingen ein Zentrum für psychisch kranke Kinder und Familien leitet. Welche Leistungen bieten Sie in Ihrer Praxis an? Dr. Herma-Boeters: Wir wollen bewusst die ganze Familie unterstützen. Denn in meiner langjährigen Tätigkeit habe ich immer wieder festgestellt, dass nicht nur das Kind, das als Patient zu mir kommt, gestört ist, sondern oft auch das ganze Umfeld. Meistens finden wir Interaktionsstörungen zwischen Mutter oder Vater und Kind. Diese zu beheben, ist mir ganz persönlich ein wichtiges Anliegen. Welches sind die häufigsten Probleme, mit denen Eltern und Kinder zu Ihnen kommen? Dr. Herma-Boeters: Die Schwierigkeiten fangen oft schon im frühen Kindesalter an: So gibt es Säuglinge, die viel und lange schreien, unter Trinkstörungen leiden oder schlecht schlafen. Aber wir haben auch mit Kleinkindern zu tun, die spät sprechen oder laufen lernen, spät sauber und trocken werden oder Mühe haben, sich zu verständigen und Kontakte aufzunehmen. Viele Mütter werden nach der Geburt schwer depressiv, sodass die gestörte Interaktion zwischen Mutter und Kind schon da beginnt. Aber wir begegnen diesen ständigen Dissonanzen zwischen Eltern und Kindern nicht nur im frühen Kindesalter, sondern durchgehend bis zum 18. Lebensjahr. Wie gehen Sie bei Problemen zwischen Eltern und kleinen Kindern vor? Dr. Herma-Boeters: Ich videografiere zunächst einmal eine dreiminütige Interaktion zwischen Mutter und Kind: Das heißt, die beiden spielen, und ich bin dabei und nehme das mit der Videokamera auf. Danach werte ich das Video aus und gehe es gemeinsam mit den Eltern durch, um dann mit Mutter (oder Vater) und Kind an einer Verbesserung der Interaktion zu arbeiten. Mein Ziel ist, ihr Verhalten gegenüber dem Kind so zu verändern, dass es wieder eine Ansprache beim Elternteil findet. Oft finden sich dann belastende Geschehnisse der Mutter (des Vaters) in der eigenen frühen Kindheit. Als Psychiaterin mit den Möglichkeiten, traumatherapeutisch bei den Eltern vorzuge-
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hen, kann es eine Möglichkeit sein, Mutter (Vater) und Kind schneller in eine angemessene Interaktion zu bringen. Welche Probleme begegnen Ihnen bei älteren Kindern und Jugendlichen? Dr. Herma-Boeters: Da gibt es z. B. Schulkinder, die schwache Leistungen erbringen, nicht in die Schule gehen wollen, keine Freunde finden oder sich mit diesen ständig streiten. Manchmal denke ich, dass die auffälligen Kinder vielleicht sogar die Gesündesten sind. Die schreien wenigstens laut: Hier ist etwas nicht in Ordnung, mir geht es schlecht – im Familienverband, in der Schule oder wo auch immer. Andere Kinder leiden unter unbegründeten Ängsten oder Zwängen, die sie häufig in die Pubertät mitnehmen und sich als Jugendliche dann zurückziehen, sich selbst schädigen oder beschließen, nicht mehr essen zu wollen. Wir finden aber auch Jugendliche, die ihre seelische Not im Alkohol ertränken oder andere Suchtverhalten entwickeln, also beispielsweise spielsüchtig werden. Manche haben Bauch- oder Kopfschmerzen oder reagieren mit anderen körperlichen Leiden auf psychische Not. Wieder andere sind von Wahnvorstellungen geplagt, hören Stimmen oder leiden unter Denkstörungen. Dr. med. Monika Herma-Boeters, Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie • Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie • Psychotherapeutin • Psychologisch-systemische Therapeutin • Gutachterin mit Zertifikat kinder- und jugendpsychiatrische Begutachtung • Chefärztin • Dozentin Dr. med. Sven Dohmen, Facharzt für Kinderund Jugendpsychiatrie und -psychotherapie • Tätigkeitsschwerpunkt Autismus • Oberarzt Zentrum für psychisch kranke Kinder und Familien; Kennenburger Str. 63; 73732 Esslingen; Tel.: 0711 3905-728 www.kinderpsychiatrie-esslingen.de
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Es duftet und leuchtet farbig Pflanzen spielen eine wichtige Rolle bei der Aktivierung pflegebedürftiger Bewohner im Pflegestift Kennenburg.
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Kontakt: Geriatrisches Zentrum Esslingen-Kennenburg Tel.: 0711 39 05-100; E-Mail: KontaktGZES@udfm.de
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Wir informieren Sie gern in einer unserer ResMed Niederlassungen z.Bsp. in Freiburg Tauberbischofsheim Leonberg oder Ulm.
Schlafapnoe ...wenn nachts der Atem stockt. Bei einer Schlafapnoe treten während des Schlafs immer wieder Atempausen von mehr als zehn Sekunden auf. Eine erfolgreiche Therapie kann das Risiko von Folge- und Begleiterkrankungen signifikant senken.
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ie lässt sich die seelische Verfassung pflegebedürftiger Bewohner, insbesondere der Menschen mit Demenz positiv beeinflussen? Im Pflegestift Kennenburg geht man den Weg über das Erleben der fünf Sinne, also über Sehen, Hören, Fühlen, Riechen und Schmecken. In erster Linie wird damit das Ziel verfolgt, das subjektive Wohlbefinden zu verbessern. Denn es liegt in der Natur des Menschen, sich fortlaufend durch die Auswahl seiner Sinneseindrücke selbst zu beeinflussen. Diese Zusammenhänge gewinnen eine besondere konzeptionelle und therapeutische Bedeutung für Menschen mit Demenz, wenn sich durch Krankheitsfolgen und durch ihre Versorgungssituation Umfeld und Tagesabläufe verändern. Die Möglichkeiten, Schönes zu sehen, zu hören, zu fühlen, zu riechen und zu schmecken, nehmen ab. Über das Sehen, Fühlen, Riechen und Schmecken erfolgt der Zugang zu persönlichen Erfahrungen und Erlebnissen. Bei unserem Konzept der pflanzenorientierten Aktivierung geht es darum, die Natur und Pflanzenwelt mobil zu Bewohnerinnen und Bewohner zu bringen. Die Terrasse ist sozusagen die Tankstelle für das „Plantomobil“. Mit Duft- und Blühpflanzen bestückte Schalen werden nach Bedarf in das Plantomobil – einen fahrbaren und höhenverstellbaren Pflanztisch – eingesetzt. Und dann geht die Gartentherapie auf die Reise durch die Bewohnerbereiche. Vor Ort, im Zimmer, am Bett können die Schalen entnommen und mit allen Sinnen wahrgenommen werden. Begleitung bieten eigens geschulte Betreuungskräfte und Mitarbeiterinnen unserer Demenzstation.
Geriatrische Rehabilitation im Christophsbad
Der Weg zurück in ein selbständiges Leben Berufstätige Menschen, die schwer erkrankt sind oder einen Unfall hatten, werden in Rehabilitationskliniken wieder für das bisherige Leben fit gemacht. Menschen im Rentenalter haben nach Krankheit und Unfall ebenfalls ein Recht auf Wiederherstellung ihrer körperlichen und psychischen Gesundheit, damit sie wieder eigenständig leben können. Diese geriatrische Rehabilitation gewinnt heute immer mehr an Bedeutung. Wir besuchten die renommierte geriatrische Rehaklinik im Göppinger Christophsbad und unterhielten uns mit Chefarzt Dr. Christian Marburger. Werner Waldmann
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ie Altersheilkunde – denn das verbirgt sich hinter dem Begriff Geriatrie – galt noch vor wenigen Jahren als wenig attraktives Gebiet der Medizin. Geriatrie ließ manchen eher ans Pflegeheim denken, an die letzte Station eines alten, gebrechlichen Menschen, der hier bis zum unausweichlichen Ende versorgt wird. Daran hat sich inzwischen vieles verändert; denn unsere Gesellschaft hat immer mehr betagte Menschen zu versorgen. Dementsprechend gewinnt die Geriatrie zunehmend an Bedeutung. Doch so viele Pflegeplätze gibt es nicht – und sie wären auch nicht finanzierbar, wenn man die Senioren auf gutem Niveau versorgen will. Alte Menschen werden öfter krank. Oft leiden sie unter mehreren Krankheiten zugleich oder erleiden Unfälle, einen Knochenbruch durch Sturz beispielsweise. Solche Probleme lassen sich heutzutage im Akutkrankenhaus innerhalb kürzester Zeit beheben; das ökonomische Diktat der Fallpauschalen erlaubt jedoch nicht mehr, diese Patienten bis zur völligen Wiederherstellung ihrer Beweglichkeit in der Klinik zu versorgen. Jüngere Patienten brauchen diese Fürsorge nicht. Aber was geschieht mit den alten? Sie brauchen eine speziell auf ihre Probleme ausgerichtete Rehabilitation.
Eine Top-Adresse für geriatrische Reha in Baden-Württemberg Die geriatrische Rehabilitationsklinik im Christophsbad wurde 1998 eröffnet. Ihre Kapazität von 55 Betten wird im Augenblick um weitere 40 Betten erweitert, weil sie (da die Aerpah-Klinik in Esslingen-Kennenburg Ende März 2014 schließt) auch die Versorgung des Landkreises Esslingen übernommen hat. „Wir betreuen hauptsächlich Patienten, die nach schwerer akuter Erkrankung – z. B. einer Schenkelhalsfraktur oder einem Schlaganfall – aus dem Akutkrankenhaus kommen“, erklärt Chefarzt Dr. Marburger. „Dort werden sie effektiv behandelt, leider aber nicht so weit betreut, dass sie wieder eigenständig in ihrer ursprünglichen Umgebung leben können. Sie müssen in eine geriatrische Reha. Das ist unsere Aufgabe.“ Die geriatrische Rehabilitation ist eine anspruchsvolle Tätigkeit. Dazu braucht man ein multiprofessionelles Team. Denn die Probleme eines älteren Menschen, der durch Krankheit oder Sturz
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aus seinem bisherigen Alltag herausgerissen wurde, sind meistens sehr komplex. Diese Patienten werden von den Ärzten zuerst ausführlich befragt, am besten zusammen mit ihren Angehörigen. Dabei geht es nicht allein um den weiteren Genesungsprozess im Anschluss an die Akutbehandlung, sondern um viel mehr: Man muss das individuelle Ausmaß der Hilfsbedürftigkeit des einzelnen Patienten feststellen und die körperlichen und geistigen Ressourcen erfassen, die ihm noch zur Verfügung stehen oder die man wiedergewinnen kann. Der Behandlungsplan will die noch vorhandenen Möglichkeiten erschließen und körperliche oder geistige Mängel durch Training ausgleichen. Das Behandlungsspektrum der Reha ist riesengroß: Manche Patienten kommen nach akuten Erkrankungen wie z. B. einem Atemwegsinfekt oder einer Nierenbeckenentzündung in die Rehaklinik, andere mit den Folgen eines Schlaganfalls, mit Schluck- oder Gangstörungen oder geistigen Behinderungen. Älteren Menschen bekommt längeres Liegen schlecht, auch wenn es nur für ein paar Tage nach einer Operation ist: Dadurch wird die Muskulatur abgebaut, die Beweglichkeit der Gelenke eingeschränkt, die Kraft schwindet. Wenn dann auch noch Schwindel und geistige Verwirrtheit hinzukommen, kann man sich vorstellen, dass die Sturzgefahr steigt. Außerdem verursachen viele Medikamente bei älteren Menschen besonders starke Nebenwirkungen: Müdigkeit, Benommenheit, Schlaflosigkeit, Übelkeit, depressive Zustände. Die Behandlung älterer Menschen ist kompliziert und komplex und bedarf deshalb auch vieler ärztlicher Disziplinen, die im Christophsbad vorhanden sind. Eine sorgfältige „Bestandsaufnahme“ ist Voraussetzung für die Behandlung, an der viele Spezialisten mitwirken. „Patienten im frühen Stadium der Rehabilitation sind durch funktionelle Defizite so schwer betroffen“, so Dr. Marburger, „dass sie gelegentlich wieder einer akutstationären Behandlung bedürfen. Dazu bieten wir alle diagnostischen und therapeutischen Verfahren an. Wir können rund um die Uhr auf unsere internistischen, psychiatrischen und neurologischen Kollegen im Haus zurückgreifen. Und wir verfügen über ein exzellentes Spektrum bildgebender Verfahren wie neuste Computertomografie, Kernspintomografie, Angiografie und Ultraschall einschließlich der Herzuntersuchung mit endoskopischem Ultraschall, sowie
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endoskopischer Schluckdiagnostik. Ferner haben wir eine Intensivstation mit entsprechenden Beatmungsmöglichkeiten im Haus.“
Alltagskompetenzen zurückgewinnen Zunächst steht also die Behandlung akuter Krankheiten und Symptome und die Stabilisierung chronischer Leiden wie Stoffwechselstörungen oder Schmerzzustände im Vordergrund. Die eigentliche Rehabilitationsarbeit geht einen Schritt weiter: Sie will Defizite als Folgen eines Schlaganfalls, nach dem Einsatz einer Endoprothese oder einer Wirbelsäulenoperation verringern und einer Verschlechterung des Allgemeinzustands entgegenwirken. „Nehmen wir als Beispiel harninkontinente Patienten. Denen versuchen wir medikamentös zu helfen, vor allem aber durch Beckenbodengymnastik und anderes gezieltes Training ihr Problem zu lösen. Dazu gehört auch, den Betroffenen Hilfsmittel zu zeigen und zu erklären, mit denen sie ihre Inkontinenz mit einer minimalen Einschränkung der Lebensqualität beherrschen können.” Prävention wird im Christophsbad ganz groß geschrieben. Dazu bietet die Klinik Informationsveranstaltungen, Workshops und individuelle Patientenschulungen an. Wichtig ist, dass die Angehörigen dabei immer mit einbezogen werden: Sie sollen lernen, wie sie dazu beitragen können, beispielsweise Stürze zu vermeiden. Um der Prävention willen hat die Klinik auch ein gut durchdachtes Entlassmanagement entwickelt. In der Regel dauert die von den Krankenkassen genehmigte Rehaphase drei Wochen. Wie es danach weitergeht, darf nicht dem Zufall überlassen werden. Die Sozialarbeiter des Klinikums kümmern sich darum, das Leben des Patienten in seinem früheren Umfeld zu organisieren. Braucht er Hilfsmittel, beispielsweise einen Rollator, Rollstuhl oder Treppenlift? Müssen Bad und Toilette an seine eingeschränkte Beweglichkeit angepasst werden? Benötigt er stundenweise eine Pflegekraft? Wer sorgt für die Mahlzeiten? Die Medikation muss mit dem Hausarzt abgesprochen werden. Mit Angehörigen ist zu klären, was diese zur Unterstützung des Betroffenen beitragen können. Auch mit der Kran-
Dr. med. Christian Marburger Chefarzt Facharzt für Innere Medizin, Geriatrie, Physikalische Medizin Klinikum Christophsbad Klinik für Geriatrische Rehabilitation und Physikalische Medizin Faurndauer Straße 6-28 73035 Göppingen Tel.: 07161 601-9614 Fax: 07161 601-9601
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kenkasse sind Absprachen zu treffen. Und schließlich gibt es leider auch Fälle, in denen der Weg von der Reha direkt in ein Pflegeheim führt. Doch auch das will organisiert sein, um dem Betroffenen einen nahtlosen Übergang in diesen neuen Lebensabschnitt zu ermöglichen.
Geriatische Rehabilitation – eine besondere Herausforderung Der Anspruch an Wissen und Fähigkeiten der Ärzte, Therapeuten und Pflegekräfte in der geriatrischen Rehabilitation ist enorm. „Unser Pflegepersonal wird regelmäßig zur Weiterbildung geschickt“, betont Dr. Marburger. „Wir haben auch eine externe Qualitätsprüfung. Dazu erheben wir systematisch viele verschiedene Parameter unserer Arbeit, die dann jährlich mit den Daten anderer Rehakliniken verglichen werden. So erhalten wir eine mit anderen Reha-Einrichtungen vergleichbare Beurteilung der Qualität unserer Arbeit. Daraus kann man ziemlich objektiv das Niveau und die Ergebnisse unserer Behandlung ablesen. Wenn wir den Zustand unserer Patienten bei der Aufnahme und bei der Entlassung vergleichen, dürfen wir recht stolz sein.“ Die Arbeit in der geriatrischen Reha ist eine große Herausforderung für alle Beteiligten. Anders als bei der Tätigkeit in Akutkliniken werden die Mitarbeiter nicht mit spektakulären Behandlungserfolgen modernster Medizintechnik belohnt, die sofort den Weg in die Medien finden. Die Behandlungserfolge zielen darauf, den alten Menschen innerhalb der gegebenen Grenzen wieder ihre verlorene Lebensqualität zurückzugeben. Die Zielvorgabe der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verdeutlicht dies mit einer einprägsamen Formel: Das Leben der Betroffenen soll nicht einfach verlängert werden, sondern den Jahren soll Leben gegeben werden. So belastend diese Tätigkeit für die betreuenden Mitarbeiter der Klinik auch sein mag – sie ernten mit ihren Bemühungen große Dankbarkeit von den Patienten. „Unsere Arbeit ist ungeheuer befriedigend!“, sagt Dr. Marburger. „Das muss man selbst erleben. Viele denken, ab einem gewissen Alter sind die Menschen an ihrem Lebensende angelangt. Jedes weitere Lebensjahr ist ein Geschenk. Eigentlich lässt sich – so mag der erste Eindruck sein – in solchen Situationen nicht mehr viel tun, höchstens im Krankheitsfall das Leben des Patienten etwas verlängern. Doch es geht auch um die Lebensqualität, auf die jedermann – auch sehr betagte Menschen – ein selbstverständliches Anrecht hat. Und wir in der geriatrischen Reha können diesen Patienten wirklich helfen, ihre durch Unfälle oder Krankheiten verlorene Lebensqualität zu einem guten Teil wiederzuerlangen. Dazu beitragen zu können, das ist eine großartige Aufgabe; und die Dankbarkeit dieser Menschen berührt einen sehr stark.”
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Aus der Speisemeisterei: Asiatisch angehauchte Variationen mit Kokos-Blumenkohl und Grünem Thai-Curry
Joghurt-Poularde
Sesam-Curry-Steckrübe
Zutaten (für vier Personen)
Zutaten (für vier Personen)
• 4 Poulardenbrüste á ca. 160 g • 100 g Joghurt 3,5 % • ½ Bund Koriander • 1 TL Curry Anapurna • 2 Kaffirlimettenblätter • 1 Stück Zitronengras • 1 Chilischote • Zesten von 1 Limette
• 1 Steckrübe • 4 Blätter Filoteig • Eiweiß von einem Ei • 3 EL Sesam • 1 EL Schwarzer Sesam • 50 g Zucker • 1 EL Curry • 250 ml Wasser • Salz • 50 ml Rapsöl
Zubereitung Aus Joghurt, Koriander, Curry Anapurna, Kaffirlimettenblättern, Zitronengras, Chili und Limettenzesten eine Marinade herstellen. Die Poulardenbrüste parieren, mit der Joghurtmarinade vermengen und 24 Stunden marinieren. Die Poulardenbrüste aus der Marinade nehmen, mit Küchenrolle abtupfen, salzen und saftig braten.
Die Steckrübe in 8 Balken 2 auf 2 cm und 8 cm Länge schneiden. Aus Curry, Zucker, Wasser und einer Prise Salz einen Sud herstellen und einmal aufkochen. Die Steckrübe darin weich kochen und kalt stellen. Den Filoteig ausbreiten, mit Eiweiß bestreichen und die Steckrübe darin einpacken. Die Steckrübenpäckchen nochmals mit Eiweiß bestreichen und in dem schwarzen und weißen Sesam panieren. Eine Pfanne mit Rapsöl erhitzen und die Päckchen darin knusprig anbraten.
Grünes Thai Curry à la Speisemeisterei
Kokos-Blumenkohl
Zutaten (für vier Personen)
Zutaten (für vier Personen)
• 1 Bund Thai-Basilikum • 1 Bund Minze • 1 Bund Koriander • 50 g Galgant • 50 g Ingwer • Schale von zwei unbehandelten Limetten • ½ Chilischote • 1 Knoblauchzehe • 20 g Honig • 20 g Speiseöl • 20 g Erdnüsse • Salz
• 400 g Blumenkohlröschen • 100 ml Kokosmilch • Salz, Knoblauch, Koriander, Chili, Zitronengras, Ingwer
Zubereitung
Zubereitung Alle Zutaten in den (Thermo)Mix geben und fein mixen. Danach in ein Weckglas abfüllen und mit etwas Speiseöl abdecken, sodass es nicht oxidiert.
Zubereitung Die Blumenkohlröschen mit der Kokosmilch in einen Topf geben und bissfest dünsten, mit Salz, Knoblauch, Chili, Koriander, Zitronengras, und Ingwer abschmecken.
Anrichten Den Kokos-Blumenkohl auf einen Teller anrichten, die tranchierte Poulardenbrust, bzw. die CurrySteckrübe darauf anrichten und einen kleinen Strich von dem Thai Curry daneben ziehen.
Kompass Gesundheit 1/2014
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MentaCare in Stuttgart eröffnet
Ein neuer Partner für psychische Gesundheit Psychische und psychosomatische Beschwerden werden heutzutage immer ernster genommen. Und das ist gut so, denn die tägliche Belastung bei der Arbeit – in Kombination mit zwischenmenschlichen und familiären Problemen – verursacht zunehmenden Stress, dem mancher irgendwann nicht mehr gewachsen ist: Er fühlt sich krank, obwohl er organisch völlig gesund ist.
D
ie Liste möglicher psychischer Störungen ist lang: eine zunehmende Lebensunlust; das Gefühl, ausgebrannt und den Belastungen des Lebens nicht mehr gewachsen zu sein; Depressionen; Ängste; der Griff zu Alkohol und Drogen; Essstörungen – und irgendwann rebelliert der Körper und fühlt sich krank. Die Laborbefunde sind in Ordnung, sämtliche Organsysteme arbeiten regelgerecht; trotzdem plagen einen Kopfschmerzen und bleierne Müdigkeit. In solchen Fällen ist der Psychotherapeut gefragt. „Psychotherapie gehört zu den wirksamsten Behandlungsmethoden in der Medizin überhaupt“, so der Chefarzt des kürzlich in Stuttgart eröffneten Zentrums für psychische Gesundheit MentaCare, Dr. med. Thomas Bolm. Die renommierte Fachklinik Christophsbad in Göppingen hat in der Stuttgarter Azenbergstraße eine Tagesklinik eröffnet, die in Krisensituationen kurzfristig hilft, ihre Patienten aber auch auf längeren Strecken begleitet und berät. Im Mittelpunkt steht der ganze Mensch. Für ihn entwickelt das Team einen auf individuelle Bedürfnisse abgestimmten Therapieplan. Und das Zentrum sieht nicht nach Klinik aus: Man hat bei der Einrichtung darauf geachtet, eine angenehme Stimmung zu schaffen, die ein Höchstmaß an Privatsphäre verbreitet. Ziel ist es, durch Verhaltenstherapie das Stressniveau zu senken, Ängste abzubauen. Körper-, Kunst- und Theatertherapie wecken neue innere Energien und verhelfen zu einem entspannten, mutigen Blick in die Zukunft. Dr. med. Thomas Bolm, Chefarzt MentaCare Azenbergstr. 68 70192 Stuttgart Tel.: 0711 76100-0 Fax: 0711 76100-499 E-Mail: info@mentacare.de www.mentacare.de
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Stiftung Johana – our own lives, bodies & rooms
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s sollte nur ein Praktikum in Bolivien im Rahmen ihres Medizinstudiums sein, doch die Eindrücke in dem lateinamerikanischen Land haben Karina Klein, heute Fachärztin für Plastische Chirurgie in Esslingen a. N., nie wieder losgelassen. Die Mädchen und Frauen wurden und werden heute immer noch auf vielfältige Weise benachteiligt, sind Gewalt schutzlos ausgeliefert, dürfen oft keine Schule besuchen. Das Schlüsselerlebnis für Karina Klein war, dass ihr eine junge Frau ihr neugeborenes Kind angeboten hat – weil sie sich nicht in der Lage sah, selbst dafür zu sorgen. Seitdem stand für Karina Klein fest: Sie muss und will sich für die Mädchen und Frauen in diesem Land einsetzen. Nach ihrem letzten Besuch in Bolivien 2013, nahm dieser Entschluss schließlich eine konkrete Form an: Unter dem Dach der internationalen Kinderhilfsorganisation „Plan“ gründete Dr. Klein zusammen mit ihrer Tochter die Stiftung „Johana“, die seit Januar 2014 aktiv ist. Ziel ist es zum einen, Schritt für Schritt gegen die Benachteiligung und Diskriminierung der Mädchen und Frauen vorzugehen und ihre Lebenssituation zu verbessern. Ein weiteres Ziel ist aber auch, die Menschen bei uns in Deutschland für die Probleme junger Frauen insbesondere in Bolivien zu sensibilisieren. Ein erstes Projekt ist die Finanzierung eines Frauenhauses für minderjährige Mütter in Bolivien. Da ist jede Spende willkommen! Und sie wird auch garantiert ausschließlich für das Frauenhaus-Projekt verwendet. Machen also auch Sie mit! Wir freuen uns über Ihre Kontaktaufnahme: Stiftung Johana Dr. Karina Johana Klein Berliner Str. 4; 73728 Esslingen a. N. Tel.: 0711 550232-0 Fax: 0711 550232-2 E-Mail: stiftungjohana@gmail.com
Kompass Gesundheit 1/2014
Termine Arzt-Patienten-Forum in Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung BadenWürttemberg, der Kreisärzteschaft Göppingen und der NWZ 20.02.2014 19.00 Uhr Mehrgenerationenhaus Geislingen Schillerstr. 4; 73312 Geislingen Wenn die SEHKRAFT nachlässt Moderation: Dr. med. Hans-Joachim Dietrich
13.3.2014 11.00 bis 18.00 Uhr Veranstaltung zum Weltnierentag VHS Stuttgart In Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Niere Regio Stuttgart TREFFPUNKT Rotebühlplatz Stuttgart Rotebühlplatz 28; 70173 Stuttgart
Kompass Gesundheit DAS MAGAZIN FÜR BADEN-WÜRTTEMBERG
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Gesundheit beginnt im Kopf
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26.2.2014 20.00 Uhr ASPERGER – Leben in zwei Welten Wie lebt es sich mit dem Asperger-Syndrom, welche Perspektiven haben die Betroffenen, und wie lässt es sich diagnostisch abklären? Dr. med. Suso Lederle mit Dr. med. Christine Preißmann 26.3.2014 20.00 Uhr KINDERWUNSCH – Wenn der Nachwuchs auf sich warten lässt Was können die Ursachen einer ausbleibenden Schwangerschaft sein? Und welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Dr. med. Suso Lederle im Gespräch mit Dr. med. Dieter Mayer-Eichberger und Dr. med. Thomas Hötzung 30.4.2014 20.00 Uhr HAUTKREBS – Die unterschätzte Gefahr Der gefährliche schwarze Hautkrebs ist die dunkle Seite der Sonne. Wer ist besonders gefährdet und wie kann man wirksam vorbeugen? Dr. med. Suso Lederle im Gespräch mit Dr. med. Christoph Stetter
Ort Tel. E-Mail Datum / Unterschrift Widerrufsrecht: Mir ist bekannt, dass ich die Vereinbarung innerhalb einer Woche bei MEDITEXT DR. ANTONIC (Leser-Service, Postfach 3131, 73751 Ostfildern) widerrufen kann. Die Frist beginnt mit Absendung dieses Formulars. Faxen Sie Ihre Bestellung an 0711 7656590 oder senden Sie diese in einem Briefumschlag an: MEDITEXT DR. ANTONIC Postfach 3131 73751 Ostfildern
Der nächste Kompass Gesundheit erscheint im April 2014
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Wer sich so aufs Bett freut, wird sicher gut schlafen. Alle anderen sollten ihren Arzt fragen. Und das Schlafmagazin lesen.
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