Kompass Gesundheit DAS MAGAZIN FÜR BADEN-WÜRTTEMBERG
Nr. 2 2014
TOP-THEMA
HERZ
Moderne Herzchirurgie Depressionen, Angststörungen und Co. Gesundheit und Kommerz ung:
Kochen für die Seele
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Liebe Leserin, lieber Leser, ich habe zufällig in meiner Bibliothek ein Buch entdeckt, Hermann Mannebachs „Hundert Jahre Herzgeschichte“. Wir Mediziner begeistern uns nicht unbedingt für Historisches. Wir arbeiten lieber in der Gegenwart und beschäftigen uns mit der Zukunft. Wir belächeln dann schon einmal, mit welch primitiven Mitteln unsere Vorfahren Krankheiten zu Leibe rückten. Beispielsweise ein Fall um 1900: Eine schwerkranke, 42 Jahre alte Frau kommt auf die Innere Abteilung des Städtischen Krankenhauses Hamburg Altona. Verdacht auf eine hochgradige Sauerstoffminderversorgung, Kurzatmigkeit, starke Schwellung der Beine infolge einer Wassereinlagerung, Stauungserscheinungen über beiden Lungen, große, harte Stauungsleber mit Bauchwassersucht. Viele apparative Diagnostikmöglichkeiten hatte man damals nicht. Der Puls wurde mit einem Sphygmographen aufgezeichnet. Acht Wochen strenge Bettruhe, dann die letzte Behandlungsmöglichkeit: Man entfernte Rippenstücke, sodass Dr. med. Norbert Smetak das Herz nur noch mit einem Weichteillappen bedeckt war. Vorsitzender des BundesDer Fall dieser Patientin zeigt die Möglichkeiten einer Klinik um 1900. Die Röntgendiag- verbandes Niedergelassener nostik steckte noch in den Kinderschuhen, außer Stethoskop und einem primitiven Sphyg- Kardiologen mographen zur Aufzeichnung der Pulsfrequenz existierten keine technischen Hilfsmittel. Dieses Beispiel ist aus der Kardiologie entnommen, einer Disziplin, die man damals, nebenbei bemerkt, noch gar nicht kannte. Was uns heute selbstverständlich erscheint, hätten wir vor 20, 30 Jahren noch als Hirngespinste eines Science-Fiction-Autors abgetan. Die Kardiologie gilt heute als die Königsdisziplin der Inneren Medizin. Kein Wunder, denn das Herz ist nun einmal der Motor des Lebens. Und ein gesundes, kraftvoll arbeitendes Herz ist Voraussetzung für Lebensqualität, Leistungsfähigkeit und Gesundheit. Die Kardiologie kann heute viele Herzerkrankungen, die früher fast immer tödlich verliefen, beheben oder zumindest lindern. Herzrhythmusstörungen, Herzschwäche: Heutzutage stehen den Kardiologen vielfältige diagnostische und therapeutische Möglichkeiten zur Verfügung. Selbst defekte Herzklappen lassen sich bis ins hohe Alter hinein ohne großes Risiko ersetzen. Auch bei minderdurchblutetem Herzmuskel durch verstopfte Herzkranzgefäße, was zu einem Herzinfarkt führen kann, gibt es Abhilfe: Man kann dem Patienten einen Bypass legen oder das blockierte Gefäß ohne Operation mit einem durch die Leistenarterie eingeführten Katheter wieder eröffnen. Selbst Herztransplantationen sind heute schon Routine – wenn es denn nur genügend Spenderherzen gäbe. Doch sollten wir nicht auf die sicherlich großartigen Leistungen der „Reparaturmedizin“ setzen, sondern uns lieber vorher bewusst machen, wie man Herz-Kreislauf-Schäden weitgehend vermeiden kann. Herzgesund leben, das ist eigentlich kinderleicht. Es bedeutet zuallererst einmal den radikalen Verzicht auf die Zigarette. Und was kann man dem Herzen Gutes tun? Viel Bewegung, ausgewogene Ernährung – am besten der Mittelmeerkost abgeschaut – und eine innere Einstellung, die Stress vermeidet. Eigentlich ganz simpel – wenn man sich daran hält. Noch ein anderes Thema halten wir in dieser Ausgabe für Sie bereit: die Gretchenfrage, was uns denn unsere Gesundheit wert ist. Dazu ein paar provozierende Statements und ein Interview mit der Ulmer Allgemeinchirurgin Prof. Doris Henne-Bruns. Lassen Sie es sich gut gehen – und tun Sie etwas für Ihr Herz! Gönnen Sie Ihrem Lebensmuskel regelmäßige Bewegung, eine vernünftige Ernährung und gesunde Atemluft ohne Zigarettenrauch. Ihr Dr. Norbert Smetak
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Betreutes Wohnen Menschen, Nähe,Menschen, Nähe, Lebensfreude Lebensfreude
Geriatrisches Zentrum Quartier am Hainbach - Wohnen mit Service Esslingen-Kennenburg §§ 0711 07113905-100 39 05-118/100
Impressum Kompass Gesundheit – Das Magazin für Baden-Württemberg, Herausgeber: Dr. Magda Antonic Redaktionsleitung: Werner Waldmann (V.i.S.d.P.) Botschafter für Prävention: Prof. Dr. med. Matthias Leschke Redaktions-Beirat: Prof. Dr. med. Aulitzky, Dipl. oec. troph. Andrea Barth, Dr. med. Wolfgang Bosch, Dr. med. Ernst Bühler, Dr. med. Hans-Joachim Dietrich, Dr. med. Rainer Graneis, Dr. med. Rudolf Handschuh, Prof. Dr. phil. Dipl.-Psych. Thomas Heidenreich, Dieter Kress, Prof. Dr. med. Thorsten Kühn, Dr. med. Suso Lederle, Christof Mühlschlegel, Dr. med. Stefan Reinecke MBA, Dr. med. Nobert Smetak, Isolde Stadtelberger, Dr. med. Bernd Voggenreiter, Dr. med. Sieglind Zehnle Medizinisch-wissenschaftlicher Beirat: Dr. med. Carl-Ludwig v. Ballestrem, Prof. Dr. med. Alexander Bosse, Prof. Dr. med. Claudio Denzlinger, Dipl.-Psych. Sabine Eller, Prof. Dr. Florian Gekeler, Dr. med. Wilhelm Gienger, Dr. med. Joachim Glockner, Dr. med. Christian Hayd, Prof. Dr. med. Bernhard Hellmich, Prof. Dr. med. Doris Henne-Bruns, Prof. Dr. med. Christian Herdeg, Prof. Dr. med. Monika Kellerer, Prof. Dr. med. Alfred Königsrainer, Prof. Dr. med. Ulrich Liener, Prof. Dr. med. Alfred Lindner, Dr. med. Gerhard Müller-Schwefe, Prof. Dr. Thomas Nordt, Dr. med. Jürgen Nothwang, Dr. med. Martin Runge, Prof. Dr. med. Udo Sechtem, Prof. Dr. med. Arnulf Stenzl, Holger Woehrle
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Juristische Beratung: RA Mirja K. Trautmann Patientenrechte: Markus Grübel (MdB), Michael Hennrich (MdB), Wolfgang Zöller (MdB) Redaktion: Dr. J. Roxanne Dossak, Andrew Leslie, Ursula Pieper, Marion Zerbst Art Direction: Dr. Magda Antonic Herstellung: Barbara Schüler Fotos: Cover: © Jakub Gojda/23rf.com; S. 6; © Mongkol Chakritthakool/123rf.com; S. 9: © Andreas Härlin; S 10: © DAK; S. 13: © Roberto Biasini/123rf.com; S. 18: © Robert-Bosch-Krankenhaus; S. 24: pixabay; S. 28/29: © Andrija Carli; S. 34/35: © belchonock/123rf.com; S. 39: © Kreiskliniken Esslingen; S. 40 und 41: © Riva Verlag; für die Autoren- und Ärzteporträts liegen die Rechte bei den abgebildeten Personen; alle anderen Fotos: MEDITEXT Dr. Antonic Verlag: MEDITEXT Dr. Antonic Verlagleitung: Dr. Magda Antonic Hagäckerstraße 4; D-73760 Ostfildern Tel.: 0711 7656494; Fax: 0711 7656590 dr.antonic@meditext-online.de www.meditext-online.de Wichtiger Hinweis: Medizin als Wissenschaft ist ständig im Fluss. Soweit in dieser Zeitschrift eine Applikation oder Dosierung angegeben ist, darf der Leser zwar darauf vertrauen, dass Autoren, Redaktion und Verlag größte Mühe darauf verwandt haben, dass diese Angaben genau dem Wissensstand bei Drucklegung der Zeitschrift entsprachen. Dennoch sollte jeder Benutzer die Beipackzettel der verwendeten Medikamente selbst prüfen, um in eigener Verantwortung festzustellen, ob die dort gegebene Emp-
fehlung für Dosierungen oder die Beachtung von Kontraindikationen gegenüber der Angabe in dieser Zeitschrift abweicht. Leser außerhalb der Bundesrepublik Deutschland müssen sich nach den Vorschriften der für sie zuständigen Behörden richten. Geschützte Warennamen (Warenzeichen) müssen nicht besonders kenntlich gemacht sein. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann nicht geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt. Das Magazin und alle in ihm enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung von MEDITEXT Dr. Antonic strafbar. Die Redaktion behält sich die Bearbeitung von Beiträgen vor. Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Abbildungen wird keine Haftung übernommen. Mit Namen gezeichnete Artikel geben die Meinung des Verfassers wieder. Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Esslingen. Ein Einzelheft ist zum Preis von 1,60 Euro (zzgl. Versandkosten) beim Verlag erhältlich.
Einem Teil dieser Ausgabe liegt eine Beilage bei für die Publikation: Der große Knigge (ehemals Stil & Etikette), Bonn, Postvertriebskennzeichen G 9499. Copyright © 2014 by MEDITEXT Dr. Antonic 73760 Ostfildern
ISSN 2194-5438
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inhalt Vorhofflimmern: Eine Volkskrankheit Ursachen – Symptome – Therapie
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Powerpaket Herz
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Frauenherzen schlagen anders
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Herzinsuffizienz Wenn die „Pumpe“ nicht mehr richtig funktioniert
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Verdacht auf Herzinfarkt: Was tun?
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Moderne Herzchirurgie: Schonend – risikoarm – patientenfreundlich
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Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Ein vermeidbares Übel
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Depressionen, Angststörungen und Co.
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Herzgesunde Ernährung: Fettarm ist „out“
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Was ist uns unsere Gesundheit wert?
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Medizin im Spannungsfeld zwischen Wirtschaftlichkeit und Ethik
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Abendsingen
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Kochen für die Seele ...
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„Vergiss mein nicht“ – (m)eine Stimme für Allergien
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Rubriken | Impressum 4 | Kolumne Dr. Lederle 38 | Aboformular 42 |
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Vorhofflimmern: Eine Volkskrankheit Ursachen – Symptome – Therapie
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üngere Menschen mit gesundem Herzen erkranken nur selten an Vorhofflimmern. Meist tritt diese Herzrhythmusstörung bei älteren Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf. Die häufigste Ursache ist Bluthochdruck; aber auch Herzklappenfehler, eine Schilddrüsenüberfunktion oder Durchblutungsstörungen des Herzens aufgrund von Verengungen der Herzkranzgefäße (koronare Herzkrankheit) können dahinterstecken. Narben im Herzmuskelgewebe aufgrund eines früheren Herzinfarkts oder einer Herzmuskelentzündung können ebenfalls Vorhofflimmern verursa-
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chen; und leider gibt es auch eine genetische Veranlagung für diese Rhythmusstörung. Normalerweise macht Vorhofflimmern sich durch Herzrasen, unregelmäßigen Herzschlag („wie ein gefangener Vogel in der Brust“), Kurzatmigkeit, Schwitzen, Angstgefühle oder Schwindel bemerkbar; es gibt aber auch Patienten, die gar nichts davon spüren, wenn ihr Herz aus dem Takt gerät.
Erste Therapieoption: Medikamente Bei den meisten Patienten lässt sich diese Herzrhythmusstörung medikamentös sehr gut behan-
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Vorhofflimmern: So können Sie vorbeugen
Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung: Allein in Deutschland leiden über eine Million Menschen darunter. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko; und da unsere Gesellschaft immer älter wird, hat sich diese Rhythmusstörung inzwischen fast schon zur Volkskrankheit entwickelt. Sie ist zwar nicht direkt lebensbedrohlich, kann aber unangenehm sein und das Schlaganfallrisiko erhöhen. Zum Glück gibt es gute Behandlungsmöglichkeiten. Werner Waldmann
deln: „Wir geben erst mal einen Betablocker“, sagt Professor Udo Sechtem, Chefarzt der Abteilung für Kardiologie am Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart. „Diese Medikamente verlangsamen den schnellen, unruhigen Herzschlag sehr effektiv, können beim Zurückspringen in den normalen Sinusrhythmus helfen und haben keine ernsten Nebenwirkungen, sondern verursachen höchstens Befindlichkeitsstörungen wie z. B. Müdigkeit oder eine leichte Gewichtszunahme.“ Ferner gibt es sogenannte Antiarrhythmika, die gut gegen Vorhofflimmern helfen, aber uner-
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• Eine herzgesunde Lebensweise senkt das Risiko für Vorhofflimmern; denn diese Rhythmusstörung tritt vorwiegend bei Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf. • Hauptrisikofaktor Bluthochdruck: Jeder sollte seine Blutdruckwerte kennen und einen zu hohen Blutdruck konsequent mit den vom Arzt empfohlenen Maßnahmen (Lebensstiländerung, Medikamente etc.) bekämpfen. • Exzessiver Alkoholkonsum kann auch bei jüngeren Menschen zu Vorhofflimmern führen. Dies gilt natürlich erst recht für chronischen Alkoholmissbrauch.
wünschte Nebenwirkungen haben können: So kann Flecainid beispielsweise Übelkeit oder ein Druckgefühl im Bauch verursachen; Amiodaron kann – wenn auch sehr selten – zu einer Entzündung der Lungenbläschen mit Vermehrung von Bindegewebe (einer Lungenfibrose) führen. Außerdem können alle Antiarrhythmika selbst wiederum eine Herzrhythmusstörung hervorrufen, im schlimmsten Fall sogar das lebensbedrohliche Kammerflimmern. „Deshalb stellen wir Patienten grundsätzlich nur unter stationären Bedingungen auf solch eine Therapie ein“, betont Professor Sechtem. „Wenn bei ihnen innerhalb von 48 Stunden im Krankenhaus keine gefährliche Herzrhythmusstörung aufgetreten ist, wissen wir, dass sie das Mittel gut vertragen.“ Außerdem werden Antiarrhythmika wegen ihres ungünstigeren Nebenwirkungsprofils erst dann eingesetzt, wenn ein Betablocker nicht die gewünschte Wirkung zeigt.
Gerinnungshemmer senken das Schlaganfallrisiko Da sich durch das Vorhofflimmern der Blutfluss in den Herzvorhöfen verlangsamt, bilden sich leicht Blutgerinnsel, die dann mit dem Blutstrom in den Körperkreislauf geschwemmt werden und ein Gefäß verschließen können. Die gefürchtetste Komplikation ist der Verschluss einer hirnversorgenden Arterie – ein Schlaganfall. Freilich ist dieses Risiko
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Wenn das Herz aus dem Takt gerät Rhythmusstörungen entstehen immer dann, wenn unser „körpereigener Herzschrittmacher“ – das Reizbildungs- und Erregungsleitungssystem des Herzens – aus dem Takt gerät. Denn unser Herz steuert seinen Rhythmus selbst: Spezielle Muskelzellgruppen erzeugen elektrische Impulse und leiten sie weiter. Der „Dirigent“ dieses Orchesters ist der Sinusknoten, eine kleine Ansammlung von Herzmuskelzellen in der Wand des rechten Herzvorhofs. Er erzeugt pro Minute rund 70-mal elektrische Signale, die sich zunächst über die Zellen der Vorhöfe verteilen. Diese ziehen sich daraufhin zusammen und pressen Blut in die darunter liegenden Herzkammern. Auf ihrem Weg zu den Kammern kommen die elektrischen Impulse an der nächsten wichtigen Station des „Kraftwerks Herz“ vorbei: dem AV-Knoten. Dieser liegt im Zentrum des Herzens, wo Vorhöfe und Kammern aneinander grenzen. Der AV-Knoten bündelt die elektrischen Signale aus den Vorhöfen und leitet sie gezielt an die Kammern weiter. Bei Vorhofflimmern können sich die Vorhöfe nicht mehr richtig zusammenziehen und senden sehr viele, unkoordinierte elektrische Signale an die Kammern, d.h. die Vorhöfe „flimmern“ nur noch und können sich nicht mehr an der Pumpleistung des Herzens beteiligen.
nicht bei jedem Patienten gleich hoch: Junge, herzgesunde Menschen mit Vorhofflimmern sind nicht besonders schlaganfallgefährdet; bei älteren, herzkranken Vorhofflimmer-Patienten steigt das Risiko.
Prof. Dr. med. Udo Sechtem Abteilung für Kardiologie Robert-Bosch-Krankenhaus Auerbachstraße 110 70376 Stuttgart Sekretariat: Helene Janzen Tel.: 0711 8101-6048 E-Mail: sekretariat-sechtem@rbk.de www.rbk.de
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Durch gerinnungshemmende Medikamente lässt sich die Schlaganfallgefahr verringern; allerdings wird diese Behandlung vom Risiko des jeweiligen Patienten abhängig gemacht: „Wenn ein 50-jähriger Mann alle paar Wochen eine halbe Stunde lang unter Vorhofflimmern leidet und ansonsten überhaupt keine Risikofaktoren hat, ist sein Schlaganfallrisiko so gering, dass er keinen Gerinnungshemmer einnehmen sollte, weil dabei die Blutungsgefahr höher wäre als das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden.“ Denn obwohl es mittlerweile sehr gute gerinnungshemmende Medikamente gibt, gehen diese Mittel aufgrund ihrer blutverdünnenden Wirkung doch mit einem leicht erhöhten Blutungsrisiko einher. „Hat eine 70-jährige Patientin dagegen schon eine koronare Herzerkrankung, zu hohen Blutdruck und vielleicht auch noch Diabetes, dann steigt das Schlaganfallrisiko so stark an, dass man eine Blutverdünnung empfehlen sollte.“ Grundsätzlich ist das aber immer eine Entscheidung, die der Arzt gemeinsam mit dem Patienten treffen sollte, wobei Vor- und Nachteile genau gegeneinander abgewogen werden müssen. Früher war Marcumar das einzige blutgerinnungshemmende Medikament auf dem Markt; und es hatte den Nachteil, dass die Patienten ihre Gerinnungswerte durch Selbstmessungen ständig genau überwachen (oder vom Arzt kontrollieren lassen) mussten. Bei den heutigen modernen Gerinnungshemmern wie beispielsweise Rivaroxaban ist das nicht mehr notwendig; außerdem muss man von diesem Mittel nur eine Tablette pro Tag einnehmen, was gerade älteren Patienten – die oft viele Medikamente schlucken müssen – das Leben sehr erleichtert.
„Querschießende“ Herzmuskelzellen durch Katheterablation veröden Für Patienten, gegen deren Vorhofflimmern weder Betablocker noch Antiarrhythmika helfen und die sehr unter ihrer Rhythmusstörung leiden, besteht die Möglichkeit einer Katheterablation: Manchmal lösen nämlich elektrisch aktive Herzmuskelzellen in den Lungenvenen, die gewissermaßen außerhalb der Reihe „feuern“, das Vorhofflimmern aus. Diese Störherde können per Herzkatheter aufgespürt und verödet werden. Zwar ist auch diese Behandlung nicht ohne Risiken, kann in bestimmten Fällen aber durchaus sinnvoll sein.
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Powerpaket Herz Obere Hohlvene: Durch sie gelangt sauerstoffarmes Blut vom Kopf-, Hals- und Brustbereich in die rechte Herzhälfte.
Vom Aortenbogen zweigen Schlagadern mit sauerstoffreichem Blut in den Hals-, Kopf- und Brustbereich ab.
Die linke Lungenarterie führt sauerstoffarmes Blut in die Lunge.
Im rechten Herzvorhof sammelt sich sauerstoffarmes Blut aus der unteren und oberen Hohlvene.
Die rechte Segelklappe trennt rechten Vorhof und rechte Herzkammer.
Die rechte Taschenklappe (Pulmonalklappe) schirmt das Blut von der Lungenarterie ab. Die linke Taschenklappe (Aortenklappe) schirmt das Blut von der Aorta ab. Die linke Herzkammer pumpt sauerstoffreiches Blut in die Aorta.
Die rechte Herzkammer presst sauerstoffarmes Blut in den Lungenkreislauf.
Die untere Hohlvene führt sauerstoffarmes Blut aus dem unteren Körperteil zur rechten Herzhälfte.
Das Herz ist eine Hochleistungspumpe, die sauerstoffarmes Blut zur Anreicherung mit Sauerstoff in die Lungen befördert und anschließend wieder in den Körperkreislauf zurückpumpt. In 24 Stunden sind dies immerhin rund 7000 Liter Blut, die unser Herz bewegt! Der Herzmuskel besteht aus vier Schichten: • der Innenhaut, die das Hohlorgan auskleidet (Endokard), • der Muskelschicht (Myokard), • der Außenhaut (Epikard) und • dem Herzbeutel (Perikard), der das Organ nach außen hin schützt. In den beiden Vorhöfen wird das verbrauchte (venöse) und frische
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Die Herzscheidewand teilt das Herz in zwei Hälften.
Die Hauptschlagader (Aorta) leitet sauerstoffreiches Blut in den großen Körperkreislauf.
(arterielle) Blut gesammelt und in die darunter liegenden Herzkammern gepresst. Die rechte Herzkammer pumpt das venöse Blut in die Lunge, wo es wieder mit Sauerstoff angereichert wird. Die linke Herzkammer befördert das sauerstoffreiche Blut durch die Aorta in den Körperkreislauf. Da die linke Herzkammer den ganzen Körper mit Blut versorgt, muss sie einen hohen Druck erzeugen. Vorhöfe und Herzkammern sind durch Segelklappen getrennt, die das Blut nur in einer Richtung in die Kammern fließen lassen. Die Segelklappe zwischen rechter Herzkammer und rechtem Vorhof heißt Trikuspidalklappe, die zwischen linkem Vorhof und linker Herzkammer Mitralklappe. Beide Klappensysteme sorgen dafür, dass das Blut nicht mehr zurückfließen kann.
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Frauenherzen schlagen anders Dass bestimmte Krankheitsbilder sich bei Frauen anders äußern als bei Männern, weiß man schon seit einiger Zeit. Doch erst in den letzten zehn Jahren haben Ärzte begonnen, sich intensiv damit zu beschäftigen – denn diese Unterschiede haben natürlich auch Auswirkungen auf die Diagnostik und Therapie. So zeigt sich ein Herzinfarkt beispielsweise bei Frauen oft in ganz anderen Symptomen als bei Männern, und sie reagieren auch unterschiedlich auf bestimmte Medikamente. Werner Waldmann sprach darüber mit dem Kardiologen Dr. Norbert Smetak. Frauen haben eine höhere Lebenserwartung als Männer. Wie kommt das? Dr. Smetak: Ich denke, das hat sowohl genetische als auch umweltbedingte Ursachen. Bis zu den Wechseljahren genießen Frauen einen hormonellen Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen, denn die Östrogene wirken sich positiv auf Blutfettwerte, Blutdruck und Zuckerstoffwechsel aus. Doch sobald die Frauen in die Wechseljahre kommen, lässt dieser Östrogenschutz nach, und dann gleicht sich ihr Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ziemlich
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rasch dem der Männer an. Andererseits leben Männer gefährlicher und kümmern sich weniger um ihre Gesundheit als Frauen. Das spielt mit Sicherheit auch eine wichtige Rolle: Männer sind, was Nikotin- und Alkoholkonsum betrifft, doch etwas unbekümmerter und legen auch weniger Wert auf gesunde Ernährung. Woran liegt es, dass Männer weniger gesundheitsbewusst sind? Dr. Smetak: Das ist das männliche Machodenken
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nach der Devise: Ich bin unverwundbar und darf keine Schwäche zeigen. Deshalb gestehen Männer nicht gern ein, dass sie gesundheitliche Probleme haben, und suchen dann eben leider oft erst sehr spät einen Arzt auf. Frauen sind in dieser Hinsicht sehr viel vernünftiger; ihnen macht es nichts aus, zuzugeben, dass es ihnen schlecht geht oder dass sie Hilfe brauchen. Deshalb sind sie auch offener gegenüber Vorsorgeuntersuchungen. Frauen erhalten bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen seltener eine angemessene Diagnostik und werden auch weniger intensiv behandelt: Sie bekommen zum Beispiel nicht so oft einen Schrittmacher oder eine Herztransplantation, und häufig verschreiben die Ärzte ihnen auch weniger teure Medikamente. Warum ist das so? Dr. Smetak: Das Problem ist, dass die entscheidenden Positionen in der Medizin (z. B. in universitären Einrichtungen) zurzeit noch hauptsächlich von Männern besetzt sind. Doch hier zeichnet sich bereits ein Wandel ab: Inzwischen sind die Medizinstudenten zu 70 % weiblich. Da wird sich sicherlich auch in der kardiologischen Behandlung von Frauen langfristig ein Wandel ergeben. Das kann allerdings noch ein bis zwei Generationen dauern. Trotz der nicht immer optimalen Therapie nehmen HerzKreislauf-Erkrankungen bei Frauen oft einen besseren Verlauf als bei Männern. Woran liegt das? Dr. Smetak: Das hängt (zumindest bei jüngeren Frauen) mit dem bereits erwähnten hormonellen Schutz zusammen, und dann eben auch mit der gesünderen Lebensführung. Wir wissen ja, dass nicht immer die Technik allein entscheidend ist. Bei Verengungen der Herzkranzgefäße wird die Prognose des Patienten nicht automatisch dadurch besser, dass man diese Engstellen per Herzkatheter aufweitet oder eine Bypass-Operation durchführt. In Verbindung mit einer gesunden Lebensführung kann eine medikamentöse Therapie dem Patienten unter Umständen genauso gut weiterhelfen. Wenn jemand denkt: „Mein Herzkranzgefäß wurde aufgedehnt – prima, dann kann ich ja jetzt wieder rauchen“, ist das der falsche Weg. Die Anwendung der technischen Methoden allein garantiert noch kein längeres Leben, wenn der Patient nicht auch sein Verhalten ändert; und da sind Frauen oft konsequenter als Männer. Nehmen Frauen auch ihre Herz-Kreislauf-Medikamente regelmäßiger ein? Dr. Smetak: Das hängt vom Typ ab. Es gibt Frauen, die den Medikamenten der Schulmedizin sehr kritisch gegenüberstehen und sich lieber auf Naturheilmittel verlassen. Wenn Frauen aber wissen, das sie eine bestimmte Therapie brauchen, gehen sie
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die Sache normalerweise konsequenter und gewissenhafter an, während Männer sich eher darauf verlassen, dass die Ehefrau ihnen ihre Tabletten hinlegt. Vorhofflimmern tritt offenbar bei Frauen seltener auf als bei Männern. Wie kommt das? Dr. Smetak: Bei der Entstehung von Vorhofflimmern spielen Bluthochdruck und Nikotinkonsum (beides kann zu einer Veränderung der Bindegewebsstrukturen des Herzens führen) eine entscheidende Rolle. Deshalb sind Männer dafür eher prädestiniert. Stimmt es, dass ein Herzinfarkt sich bei Frauen manchmal anders ankündigt als bei Männern? Dr. Smetak: Ja, das ist richtig und kann durchaus auch zum Problem werden: Bei Frauen äußert sich ein Infarkt oft nur mit starker Luftnot oder seltsamen Beschwerden, zum Beispiel unspezifischen Beklemmungen, Schmerzen oder einem Druckgefühl im Oberbauch – sie zeigen also nicht unbedingt die typische Herzinfarktsymptomatik wie der Mann, bei dem es hinter dem Brustbein drückt und der Schmerz bis in den Arm hinein ausstrahlt. Diese eher allgemeinen Beschwerden nehmen Frauen oft gar nicht so stark wahr, oder sie spielen sie herunter, weil sie denken: „Ich darf jetzt nicht ausfallen.“ Außerdem ist Luftnot bei Frauen im mittleren Alter, wenn sie schon etwas Gewicht zugelegt haben, natürlich ein ziemlich häufiges Symptom. Hier zu unterscheiden, ob den Beschwerden eine ernste Ursache zugrunde liegt oder nicht, ist auch für uns Spezialisten nicht immer ganz einfach. Da sollte man sich als Arzt am Risikoprofil der Patientin orientieren und, wenn sie ein erhöhtes Herzinfarktrisiko hat, lieber mal genauer nachschauen. Man kann beispielsweise eine Ultraschalluntersuchung der Halsschlagader durchführen und, wenn sich dort starke Ablagerungen finden, eventuell Stresstests machen – also ein Belastungs-EKG unter Ultraschallkontrolle oder eine Kernspintomografie mit medikamentöser Beschleunigung des Herzens,
Dr. med. Norbert Smetak Facharzt für Innere Medizin mit Schwerpunkt Kardiologie und Angiologie Hahnweidstr. 21 73230 Kirchheim Tel.: 07021 861348 E-Mail: praxis@kardiologiekirchheim.de
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wobei das Herz unter Stress gesetzt wird, um festzustellen, ob sich Hinweise auf Durchblutungsstörungen zeigen. Solche Stresstests sind bei Frauen aussagekräftiger als bei Männern. Wichtig ist aber auch, dass die Frauen sich selbst ihres Risikoprofils bewusst sind; und wenn dann ungewöhnliche Symptome auftreten, sollten sie hellhörig werden. Kommen öfters Frauen zu Ihnen, um ihr Risikoprofil feststellen zu lassen? Dr. Smetak: Ja. Frauen sind in dieser Hinsicht viel belesener und aufmerksamer als die Herren der
Schöpfung. Männer müssen in der Regel zur Vorsorge geschickt werden – Frauen gehen freiwillig hin. Gibt es auch Unterschiede in der medikamentösen Therapie – etwa, dass Frauen bestimmte Arzneimittel nicht so gut vertragen? Dr. Smetak: Man weiß z. B., dass ACE-Hemmer, die gegen Bluthochdruck und Herzschwäche verschrieben werden, Husten verursachen. Dieser Husten kommt bei Frauen häufiger vor als bei Männern. Auch Muskelschmerzen, die bei der Einnahme von blutfettsenkenden Medikamenten als Ne- benwirkung auftreten können, sind bei Frauen häufiger.
Herzinsuffizienz Wenn die „Pumpe“ nicht mehr richtig funktioniert Im Laufe eines 75-jährigen Lebens pumpt unser Herz rund 180 Millionen Liter Blut durch den Körper. Solange das funktioniert, nehmen wir es als selbstverständlich hin. Viele Menschen entwickeln jedoch – vor allem in vorgerücktem Alter – eine Herzinsuffizienz: Dann kann das Herz nicht mehr die Blutmenge in den Kreislauf pumpen, die der Körper braucht. Und sobald es einmal seinen Dienst versagt, weiß man erst so richtig, was man an seiner guten alten „Pumpe“ hatte: Herzinsuffizienz-Patienten ermüden rasch und leiden oft schon bei geringer Anstrengung unter Atemnot; häufig schwellen auch die Beine an. Zum Glück gibt es gute Vorbeugungs- und Behandlungsmöglichkeiten. Wir sprachen mit Professor Dr. Thomas Nordt, dem Ärztlichen Direktor der Klinik für Herz- und Gefäßkrankheiten am Klinikum Stuttgart – Katharinenhospital. Wie kommt es zu einer Herzinsuffizienz? Prof. Nordt: Eine Herzinsuffizienz oder „Herzschwäche“ kann z. B. durch Rhythmusstörungen entstehen: wenn etwa das Herz zu langsam schlägt und dadurch nicht mehr die erforderliche Pumpleistung erbringen kann, aber auch, wenn es zu schnell schlägt – denn dann hat es nicht mehr genügend Zeit, sich zu füllen, um genug Blut für den nächsten Schlag auszuwerfen. Eine zweite wichtige Ursache ist Bluthochdruck. Wir erleben immer wieder, dass Patienten nicht mit normalen Blutdruckwerten bis 140/90 mmHg zu uns kommen, sondern mit Werten von 220/110 mmHg. Gegen diesen Druck kann das Herz auf Dauer nicht anpumpen: Es erschlafft und ist dann nicht mehr in der Lage, die nötige Pump-
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leistung zu erbringen. Es kann aber auch sein, dass das Herz aufgrund einer Herzmuskelerkrankung – z. B. einer Entzündung (Myokarditis) – nicht mehr stark genug pumpt. Auch Herzklappenfehler können das Herz schwächen, meistens, wenn Herzklappen zu eng oder undicht sind, was den Blutfluss behindert und das Herz überlastet. Wie steht es mit dem Herzinfarkt? Nach so einem Ereignis sind viele Patienten doch auch deutlich in ihrer Herzleistung eingeschränkt. Prof. Nordt: Das stimmt. Beim Herzinfarkt wird ein Teil der pumpenden Herzmuskelzellen durch funktionsloses Narbengewebe ersetzt; das schränkt die Pumpleistung des Herzens natürlich ein. Je größer der Herzinfarkt war oder je mehr Infarkte ein Patient
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Und woran liegt das? Dr. Smetak: Frauen haben in der Regel eine geringere Körpervolumenmenge und auch eine andere Muskel- und Fettmassenverteilung. Deshalb läuft der Medikamentenabbau im Körper bei ihnen ganz anders ab als bei Männern. Das führt dazu, dass Frauen bei manchen Arzneimitteln mehr unter Nebenwirkungen zu leiden haben. Und es gibt auch einen anderen Unterschied in der medikamentösen Behandlung von Herz-Kreislauf-Pro-blemen bei Männern und Frauen: Nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall verschreiben wir den Patienten normalerweise Aspirin zur Blutplättchenhemmung, damit
keine Blutgerinnsel entstehen können und es nicht wieder zu einem Schlaganfall oder Infarkt kommt. Manchmal setzen wir Aspirin auch bei Patienten ein, bei denen bisher noch kein solches Herz-KreislaufEreignis eingetreten ist, aber ein hohes Risiko dafür besteht, z. B., weil sie starke arteriosklerotische Ablagerungen in der Halsschlagader haben. Inzwischen weiß man, dass diese Primärprävention bei Frauen so gut wie gar nichts bringt. Das heißt, nach bereits durchgemachtem Herzinfarkt oder Schlaganfall sollte man unbedingt auch einer Frau Aspirin geben, aber nicht vorbeugend – dadurch erhöht sich ihr Risiko für Nebenwirkungen wie Blutungen.
erlitten hat, umso stärker ist die Herzschwäche. Aber wenn die Engstellen in den Herzkranzgefäßen hochgradig genug sind, kann es auch ohne Infarkt zu einer Herzinsuffizienz kommen; denn dann gelangt nicht mehr genügend Blut zum Herzmuskel, und er pumpt dadurch schwächer.
muss der Arzt den Patienten erst einmal ausführlich befragen, also die Krankheitsvorgeschichte erheben. Außerdem wird er ihn körperlich untersuchen, also z. B. schauen, wie ausgeprägt die Wassereinlagerungen in den Beinen sind, und den Blutdruck messen. Der nächste wichtige Schritt besteht darin, ein EKG zu schreiben, um festzustellen, ob der Patient womöglich an einer Herzrhythmusstörung leidet. Das alles kann jeder Hausarzt machen. Dann geht es mit der tiefergehenden Diagnostik weiter: Wenn ein Patient wegen Herzinsuffizienz zu uns ins Kranken-
Welches sind die ersten Warnsignale? Atemnot (unter der viele Herzinsuffizienz-Patienten leiden) kommt häufig vor und kann auch auf Übergewicht oder schlechte Kondition zurückzuführen sein. Prof. Nordt: Die Atemnot, an die man gewöhnt ist, ist oft nicht krankhaft. Wenn jemand z. B. eine unGesundes Herz gewohnte Leistung erbringen möchte, ist es völlig normal, außer Puste zu kommen. Und wenn jemand beim Treppensteigen außer Atem gerät, weil er schlecht trainiert ist, ist das auch kein Grund zur Besorgnis. Aber wenn jemand bisher immer drei Stockwerke geschafft hat und jetzt plötzlich schon nach ein oder zwei Etagen stehenbleiben muss, weil er nicht mehr genügend Luft bekommt, sollte das vom Arzt abgeklärt werden. Das Gleiche gilt für Wasseransammlungen in den Beinen: Im Sommer, wenn es heiß ist oder man längere Zeit stehen musste, hat das mehr oder weniger jeder. Dann sieht man am Abend den Abdruck von seinen Strümpfen an den Unterschenkeln – das ist meistens normal. Wenn jemand aber im Winter, ohne viel Normale linke gestanden zu haben, schon mittags dicke Beine Herzkammer hat, so ist das ein Alarmsignal. Wie wird eine Herzschwäche diagnostiziert? Prof. Nordt: Beim Verdacht auf Herzinsuffizienz
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Herzinsuffizienz
Beschädigte und erweiterte linke Herzkammer. Das Herz pumpt zu wenig Blut
Bei Herzinsuffizienz – hier linksseitig – ist die Pumpleistung des Herzens stark beeinträchtigt.
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Kennen Sie Ihre Blutdruckwerte? An folgenden Richtwerten können Sie ablesen, ob Ihr Blutdruck zu hoch ist: Einstufung Optimal Normal „Noch“ normal Leichter Bluthochdruck Mittelgradiger Bluthochdruck Schwerer Bluthochdruck
systolisch unter 120 unter 130 130–139 140–159 160–179 ab 180
diastolisch unter 80 unter 85 85–89 90–99 100–109 ab 110
haus kommt, fertigen wir ein Röntgenbild an, weil wir dann u. a. auch Wassereinlagerungen in der Lunge erkennen können. Parallel zur „Entwässerung“ müssen wir dann nach den Ursachen der Herzinsuffizienz suchen. Dazu gehört ein Belastungs-EKG mit der Fragestellung, ob eine Durchblutungsstörung an den Herzkranzgefäßen vorliegt, aber auch ein Ultraschall des Herzens (Echokardiografie), um zu prüfen, ob die Herzklappen in Ordnung sind und ob eine Herzmuskelerkrankung vorliegt. Kann man einer Herzinsuffizienz vorbeugen? Prof. Nordt: Nicht immer; aber man kann das Risiko zumindest verringern. Jeder sollte seinen Blutdruck kennen und – falls dieser zu hoch ist – die vom Arzt empfohlenen blutdrucksenkenden Medikamente regelmäßig einnehmen. Ansonsten gelten die üblichen Regeln für eine herzgesunde Lebensweise, um Durchblutungsstörungen aufgrund einer Arteriosklerose der Herzkranzgefäße vorzubeugen: nicht rauchen, regelmäßig viel bewegen, auf das Gewicht achten, sich vitalstoffreich und fettarm ernähren und zu hohe Blutfett- oder Blutzuckerwerte senken. Prof. Dr. med. Thomas Nordt Ärztlicher Direktor der Klinik für Herz- und Gefäßkrankheiten am Klinikum Stuttgart – Katharinenhospital Kriegsbergstraße 60 70174 Stuttgart Tel.: 0711 278-35201 Fax: 0711 278-35209 E-Mail: t.nordt@klinikum-stuttgart.de
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Wie wird eine Herzinsuffizienz behandelt? Prof. Nordt: Am Anfang steht immer die Behebung der Ursache. Ist die Herzschwäche durch einen unbehandelten oder nicht ausreichend behandelten Bluthochdruck entstanden, so muss man den Blutdruck medikamentös senken, damit das Herz nicht noch weiter überlastet wird. Ist eine Herzrhythmusstörung die Ursache, so behandelt man diese durch Medikamente, Schrittmacher oder eine Kombination aus beidem. Herzklappenfehler lassen sich durch einen operativen Eingriff korrigieren; und wenn ein Patient unter Durchblutungsstörungen infolge einer Arteriosklerose der Herzkranzgefäße leidet, kann man diese meistens mit Stents oder einer Bypass-Operation beheben. Die zweite Säule der Herzinsuffizienz-Behandlung ist die medikamentöse Therapie. Hier stehen uns verschiedene Medikamentenklassen zur Verfügung: u. a. Betablocker, ACE-Hemmer, AT1-Blocker und Aldosteronantagonisten. Und wie sieht es mit der Verträglichkeit dieser Medikamente aus? Prof. Nordt: Wenn man sie schrittweise eindosiert (die Dosis also in kleinen Stufen steigert, so wie es empfohlen wird), werden sie von den meisten Patienten gut vertragen. Welchen Stellenwert haben pflanzliche Mittel wie beispielsweise Weißdornpräparate in der Therapie der Herzinsuffizienz? Prof. Nordt: Bis vor zehn Jahren spielten solche Mittel in der klassischen Medizin noch keine Rolle. Inzwischen gibt es aber erste kleinere Studien, die zeigen, dass Weißdorn durchaus etwas Positives bewirken kann. Wenn also ein Patient zu mir kommt und mich fragt, ob er sein Weißdornpräparat weiter einnehmen darf, sage ich immer ja. Ich kann ihm zwar nicht genau prognostizieren, wie viel es nützt; aber ich denke schon, dass sich dadurch möglicherweise ein positiver Zusatzeffekt erzielen lässt, den wir momentan aber noch nicht genau genug beurteilen können. Wie ist die Prognose bei einer Herzinsuffizienz? Schreitet sie immer weiter voran oder kann man sie durch gute Behandlungsmaßnahmen zum Stillstand bringen? Prof. Nordt: Das kommt ganz auf die Ursache an.
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Durch Herzmuskelentzündungen kann z. B. eine sehr ausgeprägte Herzinsuffizienz entstehen; doch wenn man Glück hat, verheilt sie, und nach einem Jahr ist davon nichts mehr zu sehen. Beim Infarkt hängt die Prognose vom Ausmaß der Herzmuskelschädigung ab. Nach einem großen oder mehreren kleinen Infarkten weiß man: Das wird nicht mehr besser, weil das vernarbte Herzmuskelgewebe unwiederbringlich verloren ist. Außerdem reagieren Patienten sehr unterschiedlich auf die medikamentöse Therapie. Bei manchen bessert sich die Herzinsuffizienz dadurch nicht; dann sage ich dem Patienten: „Wir haben zumindest eine weitere Verschlechterung verhindert.“ Es gibt aber auch Patienten mit demselben Herzinsuffizienzgrad, die nehmen dieselben Medikamente, und es wird besser. Man kann also niemals individuell eine hundertprozentig genaue Prognose stellen. Was können die Patienten selber für ihr Herz tun? Prof. Nordt: Sie sollten ihr Gewicht reduzieren, auf eine kochsalzarme Ernährung achten, eine eventuell verordnete Beschränkung der täglichen Trinkmenge einhalten und Ausdauertraining betreiben. Würden Sie auch die regelmäßige Teilnahme an einer Herzsportgruppe empfehlen? Prof. Nordt: Unbedingt. Solche Gruppen eignen sich nicht nur für Menschen, die einen Herzinfarkt überlebt haben, sondern auch für Patienten mit Herzinsuffizienz und den meisten anderen Herzerkrankungen. Ich sage meinen Patienten immer: Machen Sie fünfmal pro Woche eine halbe Stunde Ausdauertraining, damit tun Sie Ihrem Herzen viel Gutes. Wir wissen, dass ein Herzinsuffizienzpatient, der Ausdauertraining betreibt, län-
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Diese Medikamente helfen bei Herzschwäche Betablocker schützen das Herz vor den Auswirkungen von Stresshormonen, lassen es langsamer und effizienter schlagen und senken den Blutdruck. ACE-Hemmer blockieren die Wirkung eines Hormons, das die Blutgefäße verengt, wirken dadurch ebenfalls blutdrucksenkend und entlasten das Herz. AT1-Blocker (AT1-Antagonisten) wirken ähnlich wie ACEHemmer. Aldosteronantagonisten senken den Blutdruck und reduzieren Flüssigkeitsansammlungen im Körper. Sie werden v. a. bei mittel- oder höhergradiger Herzschwäche eingesetzt. Digitalispräparate (mit dem Wirkstoff des Fingerhuts) senken die Herzfrequenz und eignen sich für Patienten, die unter Herzschwäche und gleichzeitigem Vorhofflimmern leiden. Diuretika helfen dem Körper, überschüssige Flüssigkeit auszuscheiden, haben also eine harntreibende Wirkung: Das Herz wird entlastet, da es weniger Flüssigkeit durch den Körper pumpen muss. Sie kommen v. a. bei akuten Wassereinlagerungen im Körper (Ödemen) zum Einsatz.
ger und besser lebt als ohne dieses Training. Die Pumpleistung des Herzens wird dadurch zwar nicht besser; aber der Körper kann zumindest besser mit der eingeschränkten Herzleistung umgehen.
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Verdacht auf Herzinfarkt: Was tun? Prof. Dr. med. Matthias Leschke
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eim Herzinfarkt zählt jede Minute. Denn je mehr Zeit bis zur Behandlung verstreicht, umso mehr Herzmuskelgewebe stirbt ab. Dann ist das Herz später, wenn es sich von dem Infarkt erholt hat, nicht mehr so leistungsfähig, oder es droht sogar eine Herzinsuffizienz (Pumpschwäche des Herzens). Außerdem können im Rahmen eines Herzinfarkts lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen – z. B. Kammerflimmern – auftreten, die zum Herzstillstand führen, sodass der Patient nur eine Überlebenschance hat, wenn er erfolgreich wiederbelebt wird.
Lieber einmal zu oft den Notarzt rufen! Über 30 % der Gesamttodesfälle durch einen akuten Herzinfarkt fallen in die Zeit vor der Einlieferung des Patienten ins Krankenhaus, bis zu 50 % davon sogar in die erste Stunde nach Beginn der Symptome. Diese erschreckenden Zahlen könnten viel niedriger sein, wenn jeder sich an die lebenswichtige Spielregel halten würde, dass man beim Verdacht auf Herzinfarkt sofort einen Notruf absetzen sollte. Besonders wichtig ist der Notruf, wenn Sie Risikofaktoren für einen Herzinfarkt haben: also Diabetes, Bluthochdruck, zu hohe Blutfettwerte, arteriosklerotische Verengungen der Beinarterien („Schaufensterkrankheit“) oder wenn Sie rauchen. Bei Frauen – auch bei jüngeren – ist die Kombination aus Rauchen und Einnahme der Antibabypille eine besonders verhängnisvolle Risikokonstellation! Und natürlich sollten Sie bei herzinfarktverdächtigen Symptomen erst recht hellhörig werden, wenn Sie unter Angina pectoris (anfallartigen Brustschmerzen und Brustenge) leiden oder schon einmal einen Herzinfarkt durchgemacht haben. Die typischen Symptome (siehe Infokasten) können, müssen aber nicht auf einen Herzinfarkt hindeuten – es können auch andere Erkrankungen dahinterstecken. Einige davon sind harmlos, andere ebenso lebensbedrohlich. Eine eindeutige Diagnose kann nur der Arzt stellen – also nehmen Sie herzinfarktähnliche Symptome nicht auf die leichte Schulter und warten Sie nicht, bis sie „von selber wieder weggehen“. Rufen Sie den Notarzt, auch wenn es mitten in der Nacht ist! Falls sich hinterher herausstellen sollte, dass es „falscher Alarm“ war, entstehen Ihnen dadurch selbstverständlich keine Kosten.
So diagnostiziert der Arzt einen Herzinfarkt Beim Verdacht auf Herzinfarkt wird der Rettungswagen Sie normalerweise in ein Krankenhaus mit einem Herzkatheterlabor bringen. Dort wird anhand der EKGs und spezieller Laboruntersuchungen sofort festgestellt, ob Sie auch wirklich einen
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Herzinfarkt erlitten haben: Bei eindeutigem EKG werden Sie sofort ins Herzkatheterlabor gebracht. Allerdings schließt ein unauffälliges EKG einen Herzinfarkt nicht unbedingt aus, weil mehr als die Hälfte der Herzinfarkte sich nicht im EKG zeigt. Mit dem Biomarker Troponin (einem Proteinkomplex), der aus beschädigten Muskelzellen des Herzens ins Blut freigesetzt wird, lässt sich ein Herzinfarkt fast immer sicher nachweisen.
Schonende Behandlung per Herzkatheter Endgültige Sicherheit gibt die unmittelbare Herzkatheteruntersuchung, mit der man einen Verschluss oder eine Verengung der Herzkranzgefäße sichtbar machen kann. Dazu schiebt der Kardiologe über ein Blutgefäß in der Leiste (heute häufig auch
Was könnte es sonst noch sein? Es gibt auch andere Probleme bzw. Erkrankungen, bei denen ähnliche Beschwerden auftreten können wie bei einem Herzinfarkt. Viele dieser Krankheitsbilder sind ebenfalls dringend behandlungsbedürftig, so dass es hier unbedingt erforderlich ist, eine Klinik aufzusuchen. • Sodbrennen: Brennender Schmerz hinter dem Brustbein, verursacht durch Magensäure bzw. Mageninhalt, der in die Speiseröhre hochsteigt • Blähungen • Rückenschmerzen, die von der Brustwirbelsäule ausgehen • Instabile Angina pectoris: Dabei handelt es sich um eine neu auftretende Angina pectoris oder deutliche Verschlechterung einer bereits bestehenden Angina, sodass die typischen Beschwerden im Brustkorb nun schon bei leichter körperlicher Belastung oder sogar in Ruhe auftreten. Auch diese Erkrankung muss dringend behandelt werden, weil dabei ein hohes Herzinfarktrisiko besteht • Lungenembolie: Verschluss einer Lungenarterie durch ein Blutgerinnsel; entsteht aufgrund einer Thrombose in einer Bein- oder Beckenvene, äußert sich durch Schmerzen im Brustkorb (verbunden mit Atemnot und Herzrasen) und ist lebensbedrohlich • Aortendissektion: Aufspaltung der Wandschichten der Hauptschlagader (Aorta), meist infolge von Arteriosklerose oder Bluthochdruck. Eine Aortendissektion äußert sich durch plötzlich einsetzenden Vernichtungsschmerz mit Ausstrahlung in den Rücken. Auch hierbei handelt es sich um ein lebensbedrohliches Krankheitsbild, das sofort behandelt werden muss.
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über die Unterarmarterie) einen dünnen, flexiblen Katheter bis zum Herzen vor, um die Herzkranzgefäße zu untersuchen. Falls ein oder mehrere Gefäße blockiert sind, schließt sich an diese Untersuchung sofort die Behandlung an: Der Kardiologe bringt über den Katheter einen Ballon in das verengte Gefäß ein und dehnt es damit auf, damit der Herzmuskel wieder durchblutet wird. Der über einen Führungsdraht an die aufgedehnte Stelle implantierte Stent, eine Gefäßstütze, sorgt dafür, dass das Gefäß sich nicht wieder verschließt. Allerdings ist diese Therapie nur dann sinnvoll, wenn der Herzinfarkt weniger als zwölf Stunden zurückliegt. Deshalb ist es so wichtig, bei verdächtigen Symptomen sofort den Notarzt zu rufen, damit die Behandlung so rasch wie möglich eingeleitet werden kann.
Symptome eines akuten Herzinfarkts Wichtigstes Symptom: plötzlich auftretender, starker, länger als fünf Minuten anhaltender Brustschmerz, der in Arme, Schulterblätter, Hals, Kiefer oder Oberbauch ausstrahlen kann, verbunden mit • Übelkeit, Brechreiz • Angst • Atemnot • Schwächegefühl • Schwindel oder Bewusstlosigkeit • blasse Gesichtsfarbe • Schweißausbruch (häufig kalter Schweiß) Diese Symptome können, müssen aber nicht alle auftreten. So kommt der typische Brustschmerz beispielsweise nur in rund 50 % aller Fälle vor. Vor allem bei Frauen, aber auch bei Diabetikern verursacht ein Herzinfarkt oft nur Symptome wie Übelkeit, Beklemmungen, Schweißausbruch, Schmerzen oder Druckgefühl im Oberbauch, Übelkeit und Erbrechen. Auch plötzlich auftretende „Magen-“ oder „Rückenschmerzen“ können durchaus ein Alarmsignal sein! Bei verdächtigen Symptomen sollten Sie sofort einen Notruf (112) absetzen und darauf hinweisen, dass der Verdacht auf einen Herzinfarkt besteht, damit ein Notarzt zur Erstversorgung des Patienten mitkommt. Andernfalls schickt man Ihnen womöglich nur einen Rettungswagen ohne Arzt.
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Moderne Herzchirurgie: Schonend – risikoarm – patientenfreundlich
Die Herzchirurgie hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht: Viele Operationen sind inzwischen schon minimalinvasiv – mit kleinen Schnitten und am schlagenden Herzen – möglich. Bei diesen schonenden, patientenfreundlichen Verfahren hat die Herzchirurgie des Robert-Bosch-Krankenhauses in Stuttgart die Nase ganz vorn. Wir sprachen mit Prof. Dr. Ulrich Franke, dem Chefarzt der Abteilung für Herz- und Gefäßchirurgie. Marion Zerbst und Werner Waldmann
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atienten, bei denen eine Herzoperation notwendig ist, sind meistens schon älter. „Das Durchschnittsalter der Patienten in der Herzchirurgie liegt in Deutschland mittlerweile bei weit über 70“, sagt Prof. Franke. Da haben patientenschonende Verfahren natürlich oberste Priorität. Zum Beispiel, wenn wegen Verengungen der Herzkranzgefäße eine Bypass-Operation notwendig ist. Dabei überbrückt man die verengte Stelle. Zu diesem
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Zweck wird dem Patienten ein Stück eines körpereigenen Gefäßes entnommen und so implantiert, dass ein Umgehungskreislauf rund um den verengten Gefäßbereich entsteht.
Keine Angst vor Bypass-Operationen! Auch heute noch werden viele Bypass-OPs mit Herz-Lungen-Maschine durchgeführt. Zum Einnähen der Bypass-Gefäße wird das Herz stillgelegt
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und der Patient an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen, die während der Operation das Blut durch den Körper pumpt und mit Sauerstoff versorgt. Das erhöht durch die Manipulation an der Hauptschlagader die Schlaganfallgefahr. Wenn Blut über körperfremde Oberflächen fließt, wird das Gerinnungssystem aktiviert: Das Risiko für die Entstehung von Entzündungsreaktionen des Körpers steigt. Im Robert-Bosch-Krankenhaus (RBK) wird grundsätzlich das patientenschonendere Verfahren am schlagenden Herzen durchgeführt. „Bei isolierten koronaren Bypass-Operationen (also wenn gleichzeitig nicht auch noch irgendetwas anderes am Herzen operiert werden muss) können wir in mehr als 90 % aller Fälle auf die Herz-LungenMaschine verzichten“, sagt Prof. Franke. Der Trick bei der Sache: Die pulsierenden Herzkranzgefäße werden während des Eingriffs mit einem Stabilisator, der mit Unterdruck auf die Herzoberfläche aufgesetzt wird, fixiert, so dass der Herzchirurg ungestört operieren kann. Früher musste dazu immer das Brustbein der Länge nach aufgesägt werden, um das Herz freizulegen. Inzwischen kann man Bypässe von der Seite implantieren. Man muss also nicht mehr das Brustbein durchtrennen, sondern nur einen 6 bis 10 cm langen Schnitt zwischen den linksseitigen Rippen anbringen. Die Vorteile für den Patienten liegen auf der Hand: Die Wundfläche ist kleiner, er hat weniger Schmerzen und ist nach dem Eingriff schneller wieder auf den Beinen. Auch das Risiko für Wundheilungsstörungen ist bei so einem kleinen Schnitt natürlich geringer, und außerdem kann man sich hinterher über eine kosmetisch schöne, kleine Narbe freuen. Dieses schonende Verfahren hat den Vorteil, dass es auch für hochbetagte Patienten mit schweren Begleiterkrankungen geeignet ist. Die Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, um diese sehr schonende Methode anwenden zu können, finden sich bisher aber nur bei etwa 10 % der Patienten. Auch diese minimalinvasive Bypass-OP kann am schlagenden Herzen durchgeführt werden. „Einzelne Bypässe setzen mittlerweile schon sehr viele Kliniken von der Seite ein“, erklärt Prof. Franke. „Aber bei den mehrfachen Bypass-Operationen sind wir wahrscheinlich die einzige Klinik in Deutschland, die dieses schonende Verfahren an-
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bietet. Auch in Europa und auf der ganzen Welt gibt es nur wenige, die das machen, weil es sich um ein technisch sehr anspruchsvolles Operationsverfahren handelt.“
Das Patientenwohl steht im Vordergrund Aber der Schwierigkeitsgrad der Operation ist für die Kardiochirurgen am RBK kein Kriterium – das Wohl des Patienten hat absolute Priorität. Und so muss jeder Herzchirurg an der Klinik sich schon von vornherein mit den neuen OP-Verfahren vertraut machen: „Wenn unsere jungen Assistenzärzte zu operieren beginnen, tun sie das gleich mit den neuen Methoden. Denn das sind die Operationsverfahren der Zukunft. Heute will sich kein Patient mehr das Brustbein aufschneiden lassen, wenn er weiß, dass es auch anders geht.“ Ein weiterer Grundsatz der Abteilung für Herzund Gefäßchirurgie am RBK besteht darin, für Bypässe nur oder zumindest vorwiegend arterielle Gefäße zu verwenden. Früher hat man dafür häufig Beinvenen eingesetzt, doch Arterien sind besser für die Patienten – dadurch sinkt nicht nur die Komplikationsrate, sondern Bypässe aus solchem Material halten auch länger, sodass eine erneute Operation überflüssig wird oder sich zumindest weit hinausschieben lässt. In den meisten Fällen reichen die beiden Brustwandarterien für die Bypässe aus. „Arterielle Bypässe sind nach einem Jahr zu 97 % und auch
Bypass
Ablagerungen
Verengung
Bei einer BypassOperation wird ein verengtes oder verstopftes Herzkranzgefäß durch eine körpereigene Arterie (oder manchmal auch Vene) überbrückt, sodass der Herzmuskel wieder mit ausreichend Sauerstoff versorgt wird.
Verschlüsse
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Wenn Herzklappen defekt werden Zwischen den Herzkammern und den beiden Schlagadern liegen Taschenklappen. Sie gehen auf, wenn der Herzmuskel sich zusammenzieht und Blut aus den Herzkammern in den Blutkreislauf pumpt. Beim Erschlaffen des Herzmuskels schließen sie sich wieder, sodass kein Blut in die Kammern zurückfließen kann. Die Klappe zwischen der rechten Herzkammer und der Lungenschlagader heißt Pulmonalklappe, die zwischen linker Kammer und Körperschlagader (Aorta) nennt man Aortenklappe. Bedenkt man, mit was für einem hohen Druck das Blut aus dem Herzen in den Kreislauf gepumpt wird, kann man sich vorstellen, welchen Belastungen die Herzklappen ausgesetzt sind: Innerhalb einer Stunde öffnet und schließt sich jede Klappe rund 4000-mal! Da ist es eigentlich kein Wunder, wenn die Klappen irgendwann auch einmal defekt werden. Vor allem in höherem Alter steigt das Risiko für Herzklappenfehler. Und da wir Menschen heutzutage ja immer älter werden, kommt es mit zunehmender Häufigkeit zu solchen Erkrankungen. Es gibt zwei Typen von Herzklappendefekten: 1) Eine Klappe kann mit der Zeit undicht werden und schließt dann nicht mehr richtig (Klappeninsuffizienz). 2) Sie kann sich aber auch verengen, sodass nicht mehr genügend Blut hindurchströmt (Klappenstenose). Für solche Herzklappenfehler gibt es verschiedene Ursachen: So können Klappen beispielsweise mit zunehmendem Alter verkalken und verkleben oder sich aufgrund bestimmter Infektionen krankhaft verändern. Außerdem können Herzklappendefekte auch angeboren sein. Bei sämtlichen Herzklappenfehlern bleibt entweder Blut im Herzen zurück oder fließt ins Herz zurück. Dies belastet den Herzmuskel, der dadurch mehr Arbeit leisten muss, um genügend Blut in den Kreislauf zu pumpen. Und so kommt es, dass die Herzkammern sich mit der Zeit immer mehr vergrößern, um diese Mehrbelastung an Druck- und
Volumenarbeit auszugleichen. Doch je größer sie werden, umso mehr sinkt ihre Leistungsfähigkeit – und umso schlechter schließen die ohnehin defekten Klappen. So entsteht ein verhängnisvoller Teufelskreis. Unentdeckte oder nicht rechtzeitig behandelte Klappenerkrankungen können daher im Lauf der Zeit zu einer Herzschwäche führen. Besonders häufig ist die Aortenklappe von Defekten betroffen. Sie kann sich z. B. mit der Zeit durch Ablagerungen von Kalk und Fetten – ähnlich wie bei einer Arteriosklerose – verengen, sodass die linke Herzkammer vermehrt arbeiten muss, um ausreichend Blut in die Körperschlagader (Aorta) zu pumpen. Außerdem kann sich bei einer stärkeren Verengung das Blut bis in die Lungen zurückstauen. Durch die erhöhte Druckbelastung vergrößert sich die linke Herzkammer. Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung kommt es zu verringerter Leistungsfähigkeit, Atemnot, Brustenge und Brustschmerzen (Angina pectoris), Schwindel und Kreislaufschwäche. Ein zweiter Herzklappenfehler ist die Aortenklappeninsuffizienz. Bei dieser Erkrankung schließt die Aortenklappe nicht mehr richtig, sodass bei jedem Herzschlag ein Teil des ausgepumpten Blutes in die linke Herzkammer zurückfließt, statt in den großen Blutkreislauf zu gelangen. Auch hier muss also das Herz mehr Pumparbeit leisten, wodurch sich die linke Herzkammer im Lauf der Zeit vergrößert. Eine Aortenklappeninsuffizienz ist häufig angeboren; sie kann aber auch durch Schrumpfungsprozesse an der Herzklappe aufgrund einer Entzündung entstehen, z. B. bei einer bakteriellen Endokarditis (Herzinnenhautentzündung) oder nach einer in der Kindheit durchgemachten chronischen Mandelentzündung. Viele Jahre lang kann die linke Herzkammer diese Klappenundichtigkeit kompensieren; doch irgendwann kommt es auch hier zu typischen Symptomen wie Kurzatmigkeit bei Belastung, nächtlicher Atemnot und Angina pectoris.
nach zehn Jahren zu über 90 % immer noch offen, während venöse Bypässe nach zehn Jahren zu 50 % und nach fünfzehn Jahren zu 90 % verschlossen sind. Dann muss erneut operiert werden. Wir wissen aus verschiedenen Studien, dass die Überlebensrate der Patienten, wenn sie zwei Brustwandarterien bekommen, deutlich höher ist, als wenn der Operateur Venenmaterial verwendet.“
fahren, bei dem man ganz ohne Operation auskommt: die Herzkatheter-Intervention. Dabei schiebt der Kardiologe unter Röntgenkontrolle und örtlicher Betäubung einen Katheter durch die Leistenarterie und Körperschlagader (Aorta) bis zur Engstelle im Herzkranzgefäß vor. Durch diesen Katheter wird ein Ballon in das Gefäß eingebracht und an der verengten Stelle aufgedehnt. So lässt sich die Ablagerung in die Gefäßwand drücken und die Blutversorgung des Herzmuskels wiederherstellen. Anschließend wird eine Gefäßstütze in Form eines feinen Maschendrahtgeflechts (Stent) eingesetzt, um das Gefäß dauerhaft offen zu halten. Meist kann der Patient nach diesem
Bypass oder Stent – oder beides? Freilich gibt es zur Behandlung von Verengungen der Herzkranzgefäße auch noch ein anderes patientenschonendes Ver-
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Eingriff schon am nächsten Tag die Klinik wieder verlassen. Allerdings ist die Bypass-OP in vielen Fällen besser geeignet als die Intervention im Herzkatheterlabor. Insbesondere wenn mehr als zwei Herzkranzgefäße betroffen sind, bei hochgradigen Verengungen der Hauptkoronararterie und bei Diabetikern ist der Operation der Vorzug zu geben. Vergleichende Studien konnten beweisen, dass bei diesen Patienten die Stentversorgung – verglichen mit der Bypass-Operation – zu schlechteren Überlebensraten führt. Oft ist allerdings eine Kombination aus Bypass und Stent für den Patienten die beste Lösung. Und auch das macht die moderne Kardiochirurgie möglich und wird am RBK schon seit längerem praktiziert: „Die Entwicklung wird in den nächsten Jahren viel stärker dahingehen, dass man einem Patienten die Durchtrennung des Brustbeins erspart, indem man ihm ein oder zwei Bypässe von der Seite her implantiert und ein zweites oder drittes verschlossenes Gefäß dann mit einem Stent versorgt. Insbesondere bei Patienten über 80 oder 85 Jahren gehört das bei uns inzwischen schon zum Standardverfahren.“
Wenn die Herzklappe nicht mehr richtig funktioniert Bei den nach der Bypass-OP zweithäufigsten herzchirurgischen Eingriffen geht es um Herzklappenfehler. Aortenklappen-Operationen zum Beispiel sind oft notwendig, weil die Klappen sich im Alter verengen; sie können aber auch undicht sein. In manchen Fällen kann man Herzklappen reparieren; andernfalls müssen sie durch Klappenprothesen ersetzt werden. Patienten, bei denen die Aortenklappe ersetzt werden muss, sind meist älter und
weisen zusätzliche Risikofaktoren für eine Operation auf. Für solche Patienten gibt es die Möglichkeit, eine Herzklappenprothese per Katheter einzusetzen. Dieser Eingriff ist viel weniger belastend: Dabei wird eine auf ein Stentgerüst montierte neue Herzklappe so zusammengefaltet, dass sie in einen Herzkatheter hineinpasst. Diese Klappe wird dann mithilfe des Katheters an die Stelle der defekten Aortenklappe platziert und entfaltet. Für die Implantation dieser Aortenklappe gibt es verschiedene Zugangswege: entweder über ein Gefäß in der Leiste oder durch die Herzspitze. Auch dieser Eingriff kann am schlagenden Herzen durchgeführt werden. In manchen – glücklicherweise seltenen – Fällen können bei einer minimalinvasiven Aortenklappenimplantation Blutungen oder sonstige Komplikationen auftreten. Dann ist ein sofortiges chirurgisches Eingreifen notwendig. Daher sollte dieses Verfahren stets von einem Team aus Kardiologen und Herzchirurgen zusammen durchgeführt werden, und es sollte auch ein Operationssaal mit entsprechender Ausrüstung für einen sofortigen operativen Eingriff bereitstehen. Auch diese Möglichkeit steht den Patienten in der Herzchirurgie des RBK offen: Die Zusammenarbeit zwischen den Kardiochirurgen und Kardiologen (die für die Klappenimplantation per Herzkatheter zuständig sind) funktioniert perfekt, und es gibt auch kein Konkurrenzdenken zwischen den beiden Abteilungen, keinen Kampf um Patienten. „Am Ende – davon bin ich felsenfest überzeugt – setzt sich Qualität durch“, betont Prof. Franke. „Wichtig ist, dass der Patient so schnell wie möglich wieder auf den Beinen ist und sich wohl fühlt, und das bei möglichst geringem Risiko – nur das zählt.“
Prof. Dr. med. Ulrich Franke Abteilung für Herzund Gefäßchirurgie Robert-BoschKrankenhaus Auerbachstr. 110 70376 Stuttgart Tel.: 0711 8101-3650 Fax: 0711 8101-3798
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Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Ein vermeidbares Übel Es gibt einige erbliche oder auch altersbedingte Herz-Kreislauf-Erkrankungen, denen man nicht vorbeugen kann, die also gewissermaßen „Schicksal“ sind. Die meisten Herz-Kreislauf-Probleme entstehen jedoch durch eine ungesunde Lebensweise: zu wenig Bewegung, Übergewicht, falsche Ernährung und Rauchen. Mit ein paar kleinen Veränderungen kann man hier schon eine ganze Menge bewegen. PD Dr. med. Martin Beyer
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ine der Hauptursachen für Herz-KreislaufErkrankungen ist ein zu hoher Blutdruck: Er schädigt die Gefäßwände und macht sie anfälliger für Arteriosklerose. Außerdem wird das Herz mit der Zeit überfordert, wenn es das Blut ständig mit zu hohem Druck durch die Adern pumpen muss. Herzschwäche kann die Folge sein. Auch das Schlaganfallrisiko steigt durch einen zu hohen Blutdruck.
Achten Sie auf Ihren Blutdruck! Leider tut Bluthochdruck nicht „weh“: Man spürt meistens erst dann etwas davon, wenn schon erste Folgeerkrankungen eingetreten sind. Deshalb sollte jeder seine Blutdruckwerte kennen, einen zu hohen Blutdruck regelmäßig kontrollieren und den Anweisungen des Arztes Folge leisten. Ein zu hoher Blutdruck ist oft erblich bedingt und kann dann häufig nur mit Medikamenten behandelt werden. Aber es gibt auch Vorbeugungsmöglichkeiten: Regelmäßige Bewegung senkt den Blutdruck. Außerdem sollte man sich nicht zu salzreich ernähren; viele Menschen (vor allem in höherem Alter) sind nämlich kochsalzempfindlich, das heißt, ihr Blutdruck steigt durch zu hohen Salzkonsum. Der größte Teil des Kochsalzes, das wir zu uns nehmen, stammt aus „versteckten“ Salzen in Lebensmitteln
PD Dr. med. Martin Beyer Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Herz- und Kreislauferkrankungen Kreiskliniken Esslingen gGmbH Klinik Kirchheim; Eugenstr. 3 73230 Kirchheim u. Teck Tel.: Sekretariat 07021 88-41400 E-Mail: m.beyer@kk-es.de
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wie Brot, Wurstwaren, Käse, Fertiggerichten und Konserven. Man sollte sich also hauptsächlich von unverarbeiteten Lebensmitteln wie frischem Obst, Gemüse, Fleisch oder Fisch ernähren und beim Kochen weniger Salz, dafür lieber mehr Kräuter und Gewürze verwenden.
Zu hohe Cholesterin- und Triglyzeridwerte schaden dem Herzen Ein weiteres häufiges Herz-Kreislauf-Problem sind schlechte Blutfettwerte. Auch sie sind leider zu einem großen Teil erblich bedingt; aber auch der Lebensstil spielt dabei eine Rolle: Bei Menschen, die rauchen, übergewichtig sind und sich zu wenig bewegen, sinkt der Spiegel des „guten“ HDL-Cholesterins, das vor Arteriosklerose schützt. Das „schlechte“ LDL-Cholesterin können Sie beeinflussen, indem Sie möglichst viele pflanzliche Fette zu sich nehmen und oft Fisch essen. Fleisch und Wurst sollten seltener auf dem Speisezettel stehen. Der Spiegel der Triglyzeride im Blut, die ebenfalls Herz und Kreislauf schaden, wenn sie zu hoch sind, steigt durch zu hohen Alkoholkonsum, Übergewicht und eine fett- und zuckerreiche Ernährung. Wer zu hohe Triglyzeridwerte hat, sollte also abspecken, möglichst ganz auf Alkohol verzichten und süße, stark fetthaltige Speisen meiden.
Raucherentwöhnung – nicht so schwierig Rauchen gehört zu den schlimmsten Herz-Kreislauf-Risikofaktoren: Die Schadstoffe im Zigarettenrauch über Radikalentstehung und andere Mechanismen führen zu vorzeitiger Arteriosklerose. Damit steigt das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko. Raucher haben ein fast dreifach höheres Infarktrisiko als Nichtraucher! Aber auch arteriosklerotische Ablagerungen in den Beinen, die unter anderem durch
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Cholesterin- und Triglyzerid-Zielwerte (für gesunde Menschen ohne Risikofaktoren) Gesamtcholesterin: unter 6,5 mmol pro Liter LDL-Cholesterin: unter 4,1 mmol pro Liter HDL-Cholesterin: über 1,0 mmol pro Liter Triglyzeride: unter 4 mmol pro Liter
das Rauchen begünstigt werden, sind gefährlich und können in schlimmen Fällen sogar bis zur Amputation führen. Das Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, nimmt nach dem Rauchstopp bereits im ersten Jahr um 50 Prozent ab und liegt nach 15 Jahren auf dem gleichen Niveau wie das eines Nichtrauchers. Und selbst wenn man schon einen Herzinfarkt hinter sich hat, sinkt das Risiko für einen zweiten Infarkt dadurch deutlich. Der Abschied vom grauen Dunst lohnt sich also! Freilich ist das nicht leicht, denn Nikotin macht abhängig. Es gibt jedoch verschiedene Hilfsmittel, die einem die Raucherentwöhnung leichter machen: Neben Raucherentwöhnungskursen gibt es Ärzte, die Erfahrung in der Begleitung rauchstopp-williger Patienten haben. Nikotinersatzpräparate (Kaugummis, Pflaster oder Nasensprays), aber auch Medikamente können gegen Entzugserscheinungen helfen. Wichtig: Man sollte konsequent mit dem Rauchen aufhören, und zwar von einem Tag auf den anderen. Kontrolliertes Rauchen (also gelegentlich eine Zigarette als „Genuss“) ist fast unmöglich; zu hoch ist das Risiko, dass man mit der Zeit doch wieder anfängt, mehr zu rauchen. Light-Zigaretten sind auch keine Alternative, weil Light-Raucher unwillkürlich öfter und tiefer inhalieren, um an die gewünschte Nikotinmenge zu kommen.
Übergewicht – Gift für Herz und Kreislauf
• Blutdruck, LDL-Cholesterin-und Triglyzeridwerte sinken, ebenso das Risiko, einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln. • Der HDL-Cholesterinspiegel erhöht sich. • Das Herz wird entlastet, weil es weniger arbeiten muss. Mit ein paar kleinen Schritten kann man schon eine ganze Menge erreichen; radikale Diäten, die zu einer raschen Gewichtsabnahme führen, bringen sowieso nichts, weil man, sobald man sich wieder normal ernährt, meistens sehr schnell wieder zunimmt. Einseitige Diäten können sogar gesundheitsschädlich sein. Hier ein paar Tipps: • Wenn Sie auf Kuchen, Süßigkeiten und fett- und zuckerreiche Desserts nicht verzichten möchten, gönnen Sie sich diese Genüsse nur gelegentlich und haben Sie sie nicht immer im Haus. • Limonaden wie Cola oder Fanta, aber auch Fertigsäfte enthalten viel Zucker. Bereiten Sie sich stattdessen lieber Säfte oder Smoothies aus frischen (ausgepressten oder pürierten) Früchten zu und vermischen Sie diese mit Wasser oder Sprudel. • Bewegen Sie sich regelmäßig! Das ist nicht nur gut für die schlanke Linie, sondern schützt außerdem Herz und Kreislauf. Denn Bewegung wirkt sich positiv auf den Blutdruck und die Blutfettwerte aus und senkt das Diabetesrisiko. Für das Herz ist Ausdauersport am gesündesten: Schwimmen, Radfahren (bei schlechtem Wetter auf dem Heimfahrrad), Walken, Wandern, Joggen oder zumindest regelmäßiges zügiges Gehen. • „Sportmuffel“ sollten zumindest versuchen, mehr Bewegung in ihren Alltag zu bringen, zum Beispiel, indem Sie Einkäufe zu Fuß statt mit dem Auto erledigen, öfter mal die Treppe statt den Aufzug nehmen und sich ein Hobby suchen, das zur Bewegung zwingt: beispielsweise Tanzen, Gartenarbeit oder Golfen. Oft kann man sich leichter zu solchen Aktivitäten durchringen, wenn man sie im Freundeskreis betreibt.
„Nehmen Sie ab!“ oder „Achten Sie auf Ihr Gewicht!“, rät der Arzt Menschen, die zu viele Pfunde auf die Waage bringen. Aber das ist leichter gesagt als getan. Denn auch www.fiala-online.de Übergewicht ist zum großen Teil genetisch bedingt. Doch selbst wenn O Wir sind ein zertifiziertes Venen-Lymph-Kompetenzman nur ein paar Zentrum. Unsere speziell ausgebildeten LymphfachKilo abspeckt, tut man seinem Herberaterinnen sorgen für kompetente Versorgung. zen und seinen GeO Computerunterstützte LRR Venenmessung. fäßen damit schon O Maßkonfektion/-anfertigung der Kompressionsstrümpfe. viel Gutes:
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Depressionen, Angststörungen und Co. Wie psychische Probleme Herz und Kreislauf beeinträchtigen können
Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehen oft mit psychischen Problemen wie Depressionen oder Angststörungen einher. In solchen Fällen ist es wichtig, nicht nur das medizinische Problem zu behandeln, sondern sich auch um die Seele zu kümmern. Denn psychische Probleme können die Herz-KreislaufErkrankung verschlimmern: Zu viel Stress, Ängste und Depressionen verstärken die Verklumpungsneigung der Blutplättchen und begünstigen die Bildung von Blutgerinnseln. Außerdem erhöhen sie das Risiko für die Entstehung arteriosklerotischer Plaques in den Herzkranzgefäßen. Und nicht zuletzt wirken sie sich auch ungünstig auf das Gesundheitsverhalten aus: Wer seelisch nicht im Gleichgewicht ist, neigt eher zu Nikotin- oder Alkoholkonsum, Bewegungsmangel und ungesunder Ernährung und vernachlässigt womöglich auch die Einnahme seiner Medikamente. Werner Waldmann sprach mit Dr. med. Thomas Bolm darüber, wie man solche Probleme in den Griff bekommt. Dr. Bolm ist Chefarzt von MentaCare, einer Tagesklinik und Ambulanz zur Behandlung psychischer und psychosomatischer Erkrankungen in Stuttgart.
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Und die Frage ist ja auch: Wie geht es jetzt weiter? Man ist nach einem Infarkt ja vielleicht doch nicht mehr ganz so leistungsfähig wie vorher. Und sicherlich spielt auch die Angst eine Rolle, dass so etwas jederzeit wieder passieren kann. Wie geht man mit dieser Angst um? Dr. Bolm: Da gibt es verschiedene Persönlichkeitstypen: einerseits Menschen, die vielleicht schon immer ein gewisses Zutrauen zu sich selbst hatten oder es im Lauf ihres Lebens entwickelt haben und die solche Probleme aktiv angehen und
gestalten. Es gibt aber auch Leute, die eher das Gefühl haben: „Das Leben macht mit mir, was es will.“ Die müssen lernen, dass sie ihr zukünftiges Leben mitgestalten können, statt sich einfach nur allem kampflos auszuliefern. Das ist schwierig, weil es dabei nicht nur um den Umgang mit diesem einen Ereignis geht, sondern um die ganze Lebenshaltung. Manchmal steckt hinter Herzbeschwerden aber auch gar keine erkennbare klinische Ursache. Dr. Bolm: Jemand hat Herzschmerzen und Atemnot, glaubt an einen Infarkt und geht immer wieder in die Notaufnahme, aber die Ärzte finden nichts. Oder er leidet unter ständigem Herzrasen oder Herzstolpern, ohne dass der Arzt etwas Auffälliges feststellen kann. Bei solchen sogenannten Panikattacken oder Herzneurosen muss der Patient gemeinsam mit dem Therapeuten nach Ursachen suchen: Wo gibt es in seinem Leben oder in seiner eigenen Persönlichkeit Faktoren, die ein so dramatisches Beschwerdebild hervorrufen könnten? Denn der Patient bildet sich diese Beschwerden ja nicht nur ein, sondern sie sind tatsächlich da. Oft sagt der Arzt dann: „Ihnen fehlt nichts“, was der Patient aber nicht glaubt und dann womöglich zu einem Arzt nach dem anderen geht. Deshalb ist es wichtig, solchen Menschen so bald wie möglich eine konkrete Diagnose zu stellen, zum Beispiel: „Sehr wahrscheinlich leiden Sie unter einer Angst- oder Panikstörung.“ Inzwischen weiß man, dass dem ersten Auftreten solcher Beschwerden oft ein belastendes Ereignis oder eine beängstigende Situation vorausgeht, z. B. der Verlust einer nahestehenden Bezugsperson oder eine Konfrontation mit Unfall, Krankheit oder Todesfällen im eigenen Umfeld. Solche Störungen kann man heutzutage sehr gut behandeln; z. B. kann man den Patienten Zutrauen und Strategien vermitteln, wie sie wieder aus ihrer Angstspirale herauskommen.
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Viele Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z. B. Patienten, die einen Herzinfarkt durchgemacht haben) leiden auch an einer Depression. Wie hängt das zusammen? Dr. Bolm: Dafür gibt es gleich mehrere Gründe. Erstens ist ein Herzinfarkt natürlich ein Einschnitt ins normale Leben, der das eigene Selbstverständnis völlig in Frage stellt. Vieles, was man vorher konnte, geht auf einmal nicht mehr oder muss erst mühsam wieder erarbeitet werden. Viele Patienten können ihren bisherigen Sport nicht mehr ausüben oder müssen sich anders ernähren, sollen von einem Tag auf den anderen mit dem Rauchen aufhören, usw. Vor allem aber gerät die Vorstellung von der eigenen Unverletzlichkeit durch so einen Infarkt ins Wanken. Zweitens kann einen auch das Ereignis selbst traumatisieren: der starke Herzschmerz, dann die Rettungsmaßnahmen, das Krankenhaus, das Verkabeltsein an Schläuchen – einfach dieses Gefühl von Ohnmacht und Ausgeliefertsein. Und drittens hat ein Herzinfarkt ja oft auch eine Vorgeschichte: Die Patienten wurden überfordert oder haben zu hohe Ansprüche an sich selbst gestellt, immer weitergemacht und erste Warnsignale für Dauerstress und Gesundheitsschädigung nicht beachtet. Da erheben sich nach einer so schweren Erkrankung natürlich auch existenzielle Fragen: Wie gehe ich von nun an mit meinem Leben um?
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Wie gehen Sie bei solchen Patienten diagnostisch und therapeutisch vor? Dr. Bolm: Wichtig ist zunächst einmal, eine genaue Diagnose zu stellen: Liegt eine Depression oder Angststörung oder eine andere psychosomatische Erkrankung vor? In einem zweiten Schritt muss man, nach Ursachen suchen. Das können äußere Stressfaktoren sein; sie können aber auch darin liegen, dass jemand mit bestimmten inneren Konflikten nicht klarkommt, also z. B. immer gewohnt war, nach außen hin sein Bestes zu tun, und nicht gelernt hat, rechtzeitig zu sagen: Stopp! Jetzt muss ich mal etwas für mich und für meine Gesundheit tun. Wichtig ist aber auch, nicht nur nach Krankhaftem zu schauen, sondern auch danach, was ein Patient an gesunden Möglichkeiten hat, um seinem Problem entgegenzuwirken: Gibt es gute Beziehungen, Menschen, die ihm durch schwere Zeiten helfen können, hat er Hobbys? Natürlich muss man auch auf körperliche Bewegung, gesunde Ernährung und guten Schlaf achten. Welche Behandlungsmethoden bieten Sie solchen Patienten an? Dr. Bolm: Es gibt eine ganze Reihe von Behandlungsverfahren, die wir anwenden: beispielsweise tiefenpsychologisch fundierte oder verhaltenstherapeutische Einzel- und Gruppentherapie, Entspannungsmethoden, Kunst-, Körper- und Theatertherapie. All diese Methoden bieten Zugänge zum eigenen Selbst und zur Beziehungsfähigkeit, und wir überlegen uns sehr genau, was für den einzelnen Patienten am besten passt. Es gibt Menschen, die Einzelgespräche brauchen, aber auch Patienten, denen eher die Auseinandersetzung und der Austausch mit anderen Betroffenen weiterhilft, statt einfach nur in sich hineinzuhorchen und dabei vielleicht immer wieder dieselben depressiven Sätze zu hören. Inwiefern helfen Kunsttherapie, Malen und Körpertherapie dem Patienten, seine Probleme zu erkennen und damit fertigzuwerden? Dr. Bolm: Wir denken und funktionieren nicht nur in Sprache, sondern auch in Bildern, Gefühlen, Geschmäcken, Gerüchen und in unserer Körperhaltung. Insofern hilft es gerade Men-
Dr. med. Thomas Bolm Chefarzt MentaCare Tel.: 0711 76100-0 E-Mail: info@mentacare.de MentaCare Azenbergstr. 68 70192 Stuttgart www.mentacare.de
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schen, die vielleicht ein bisschen verkopft sind, im Rollenspiel oder in der Körpertherapie mal ganz andere Seiten von sich kennenzulernen. Oder es bringt sie weiter, in der Gruppentherapie von anderen Patienten gefragt zu werden: „Was du uns da erzählst, ist ja schön und gut, aber wie fühlst du dich gerade?“ Sie bieten Therapie im Alltag an – also keine Klinik, in der man rund um die Uhr stationär behandelt wird, sondern eine ambulante Behandlung oder eine Tagesklinik. Worin besteht der Unterschied zwischen Tagesklinik und ambulanter Therapie? Dr. Bolm: Die ambulante Therapie besteht in der Regel aus einer bestimmten Behandlungsmethode (Einzel- oder Gruppengespräche, Verhaltenstherapie oder Tiefenpsychologie), die ein- oder zweimal pro Woche, vielleicht auch nur alle zwei oder drei Wochen stattfindet. In der Tagesklinik können wir unseren Patienten etwas bieten, was ambulant nicht leistbar ist: Wir kombinieren verschiedene Therapieformen – also Einzel- und Gruppentherapie und die nicht primär mit Worten arbeitenden Therapieverfahren, wie Kunst-, Theatertherapie, Bewegung, Entspannungs- und Genusstraining – miteinander. So können wir Probleme ganzheitlicher angehen, und das Therapieerleben der Patienten ist viel intensiver, sodass man damit auch schneller Fortschritte machen kann. Die Patienten werden eher von ihrem Leidensdruck entlastet. Außerdem ist bei den vielfältigen Therapieangeboten bestimmt für jeden eine Menge dabei. Zweitens bieten wir in unserer Tagesklinik zwei verschiedene Behandlungsmöglichkeiten an: Wenn ein Betroffener eine Auszeit aus dem Alltag braucht, dabei aber doch noch zu Hause sein möchte und nicht irgendwo weit weg in einer Klinik im Grünen, kann er fünf Tage pro Woche zu uns in die Tagesklinik kommen und ein Intensivprogramm absolvieren. Das Besondere daran: Im Gegensatz zu vielen anderen Tageskliniken bieten wir auch kurzzeitige tagesklinische Behandlungen an, also beispielsweise nur zwei oder drei Wochen ohne lange Wartezeit bis zur Aufnahme. Das eignet sich dann auch für eine Krisenintervention? Dr. Bolm: Genau, dafür ist es gedacht: als Krisenintervention oder Kurztherapie. Die zweite tagesklinische Behandlungsform, die wir anbieten, findet alltagsbegleitend statt: also nur wenige Male pro Woche, während der Rest des Alltags tageweise zu Hause oder am Arbeitsplatz verbracht wird. Diese Behandlung dient dazu, die Menschen noch viel intensiver in ihren alltäglichen Anforderungen zu begleiten. Uns geht es nicht so sehr darum, dass die Patienten hier bei uns ein „Paradies“, einen schonenden Rückzugsraum, vorfinden und dann nach Hause kommen und wieder abstürzen. Wir wollen ihnen helfen, ihren Alltag so zu gestalten, dass sie wieder gesünder werden.
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Und auch nach ihrer Genesung haben die Patienten, falls sie erneut Probleme bekommen sollten, jederzeit wieder die Möglichkeit, von Ihnen behandelt zu werden? Dr. Bolm: Genau. Wenn sie keine tagesklinische Behandlung mehr brauchen, aber noch weitere medizinische Unterstützung benötigen, können sie einmal pro Woche oder seltener zu einem ambulanten Termin zu uns kommen. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, so etwas anzubieten? Dr. Bolm: Mich beschäftigt schon seit langem das Problem, dass zwischen einer sehr intensiven Behandlung in einer Klinik oder einer herkömmlichen Tagesklinik einerseits und der ambulanten Therapie (etwa bei niedergelassenen Therapeuten) andererseits ein großer Unterschied in Intensität, Häufigkeit und Vielfältigkeit der Angebote besteht. Das ist eine große Therapielücke, und viele Patienten, die aus einer psychotherapeutischen Klinik wieder nach Hause kommen, stürzen erst mal in ein tiefes Loch und wissen nichts mit sich anzufangen oder
vermissen den Halt der Therapiegruppe oder Klinik. Aber auch aus einem anderen Grund brauchen wir flexible Versorgungsformen für Menschen mit psychischen Problemen: Die meisten Betroffenen wollen ja gar nicht in eine Klinik gehen, sondern einen längeren Klinikaufenthalt eher vermeiden, vielleicht aus beruflichen Gründen oder um der Diskretion willen. Es ist einfacher, wegen einer Krisenintervention vielleicht zwei Wochen am Arbeitsplatz zu fehlen, als völlig zusammenzubrechen und dann womöglich monatelang auszufallen. Wenn jemand über längere Zeit zwei Tage pro Woche in die Tagesklinik muss, ist das zwar nicht ganz so diskret und auch nur in Absprache mit dem Arbeitgeber möglich; aber für viele Selbstständige ist dieses Angebot sehr attraktiv, und Arbeitgeber, die ihre Mitarbeiter oder Führungskräfte schätzen, sind froh, wenn die nicht völlig von der Bildfläche verschwinden, sondern weiterhin im Arbeitsprozess bleiben. Auch für Hausfrauen und Hausmänner ermöglicht diese Behandlungsform einen intensiven weiterbestehenden Kontakt mit der Familie.
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Herzgesunde Ernährung:
Fettarm ist „out“ Werner Waldmann und Prof. Dr. med. Matthias Leschke
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ass die Ernährung für unsere Gesundheit elementar ist, wissen wir längst. Allerdings ändern sich die Ernährungsempfehlungen öfter einmal. Bisher glaubten wir an das, was uns die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) predigte: wenig Fett, jede Menge Obst und Gemüse (am besten fünfmal am Tag) und möglichst viele Kohlenhydrate. Eine neue groß angelegte Studie zeigt nun, dass diese Regeln teilweise revidiert werden müssen. Bei der PREDIMED-Studie („PREvención con Dieta MEDiterránea“) handelte es sich um eine Untersuchung zur Primärprävention von Herz-KreislaufErkrankungen. „Primärprävention“ bedeutet, dass man Krankheiten – in diesem Fall dem Auftreten einer Herz-Kreislauf-Erkrankung – bereits im gesunden Zustand vorzubeugen versucht. An der PREDIMED-Studie nahmen knapp 7500 Personen zwischen 55 und 80 Jahren teil, die entweder an Typ-2Diabetes litten oder drei der folgenden Risikofaktoren aufwiesen: Rauchen, Bluthochdruck, schlechte
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Blutfettwerte, einen Body-Mass-Index von 25 kg/m2 oder ein in der Familie frühzeitig aufgetretenes Herz-Kreislauf-Ereignis wie beispielsweise Herzinfarkt oder Schlaganfall. Die Teilnehmer wurden in drei Gruppen eingeteilt. Der ersten Gruppe wurde im Rahmen einer ausführlichen Beratung eine fettarme Ernährung ans Herz gelegt, so wie es den herkömmlichen Empfehlungen entspricht. Die zweite Gruppe sollte sich mediterran ernähren und bekam zusätzlich 30 g Nüsse pro Tag (und die enthalten viel Fett!). Die dritte Gruppe sollte im Rahmen einer ebenfalls mediterranen Kost wöchentlich einen Liter Olivenöl konsumieren. Bezüglich der Kalorienaufnahme gab es keine Einschränkungen. Nach knapp fünf Jahren musste die Studie abgebrochen werden, denn die fettenthaltsam lebenden Studienteilnehmer hatten deutlich häufiger einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder Herz-Kreislauf-Tod erlitten. Dass Fettkonsum vorteilhaft ist, zeigt auch eine in diesem Jahr veröffentlichte Untersuchung zum
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Thema „Mittelmeerdiät in der Diabetes-Prävention“: Sie kommt zu dem Ergebnis, dass unsere tägliche Ernährung zu etwa 30 % aus Fett (gemessen in Kalorien) bestehen sollte. Und am 17. März dieses Jahres berichtete die New York Times über eine Metaanalyse (also eine zusammenfassende Auswertung vieler Studien), der zufolge es gleichgültig ist, ob man gesättigte oder ungesättigte Fette konsumiert. (Gesättigte Fette sind eher in tierischer, ungesättigte Fette in pflanzlicher Kost enthalten.) Nur Transfette aus industriell gefertigter Nahrung soll man – so das Fazit dieser Metaanalyse – nach Möglichkeit nicht zu sich nehmen. Transfette entstehen durch die Härtung pflanzlicher Öle und sind unter anderem in vorpanierten oder frittierten Lebensmitteln, Pommes frites, Kartoffelchips, einigen Back- und Knabberwaren, ja sogar in manchen Müsliriegeln, Frühstücksflocken und Fertiggerichten enthalten. Damit ist die von den Ernährungspäpsten bisher empfohlene fettarme Kost endgültig vom Tisch. Vor
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allem Olivenöl und Nüsse sollte man – wie die PREDIMED-Studie zeigt – reichlich verzehren und sich im Übrigen an die Spielregeln einer mediterranen Kost halten. Diese Ernährungsform wird manchmal auch als „Mittelmeerdiät“ oder „Kreta-Diät“ bezeichnet, obwohl dieser Begriff irreführend ist, denn dabei handelt es sich nicht um eine Diät, sondern um die traditionelle Kost in den Mittelmeerländern: viel Obst, Gemüse und Salat, Getreideprodukte (z. B. Teigwaren, Reis, Brot), Hülsenfrüchte und Oliven- oder Rapsöl. Außerdem enthält diese Kost viel Fisch, während Fleisch seltener auf den Tisch kommt. Vor allem fetter Fisch (z. B. Makrele, Lachs, Sardine, Thunfisch) ist gesund für Herz und Gefäße, denn er hat einen hohen Anteil an Omega3-Fettsäuren, die leicht blutverdünnend wirken und vor Arteriosklerose schützen. Um möglichst wenig schädliche Transfette zu sich zu nehmen, sollte man die zuvor genannten Lebensmittel meiden und auf Packungsangaben wie „enthält gehärtete Fette“ oder „pflanzliches Fett, z. T. gehärtet“ achten.
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Was ist uns unsere Gesundheit wert? F
ast jeder von uns ist sicherlich bereit, einen großen Teil seines Verdienstes und Vermögens dafür auszugeben, dass er gesund bleibt oder wird. Glücklicherweise leben wir in Deutschland mit einem Gesundheitssystem, das im Falle schwerer Krankheiten diejenigen diagnostischen Maßnahmen und Behandlungen übernimmt, die medizinisch sinnvoll und nachgewiesenermaßen wirksam sind. Ich möchte die Frage daher nicht mit der Nennung eines Eurobetrages beantworten, sondern damit, was wir durch Umstellung unserer Lebensgewohnheiten bereit sind, in Gesundheit zu investieren. Und da geht’s nicht um Pillen, Pülverchen oder Kügelchen, sondern da ist eigener Einsatz gefragt, um den Körper fit und widerstandsfähig zu halten. Und es kostet nicht mal viel: Wer sich 2 bis 3-mal wöchentlich Zeit nimmt für Sport, nur gelegentlich Alkohol trinkt, nicht raucht, auf sein Körpergewicht achtet und auch die geistige Betätigung nicht vernachlässigt, der kann viele kleinere und größere Wehwehchen verhindern und vielleicht sogar länger und dabei gesünder leben. Zugegeben, das ist eine ganze Menge Aufwand, die wir in unseren Körper investieren. Aber ich meine, das sollte es uns wert sein! Dr. Rainer Graneis, Vorsitzender der Kreisärzteschaft Esslingen
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ute Rahmenbedingungen für die Gesundheit sowie die medizinische Versorgung der Bevölkerung zu schaffen, ist für mich eine der wesentlichen Leistungen des Sozialstaates. Der Gesundheitssektor als Bereich der Daseinsvorsorge ist von überragender Bedeutung und mir persönlich ganz besonders wichtig, weshalb ich nun bereits die dritte Legislaturperiode Mitglied im Gesundheitsausschuss bin. Eine qualitativ hochwertige, flächendeckende Versorgung und der Zugang aller Bürger zu medizinischen Leistungen ist von entscheidender Bedeutung. Mir ist wichtig, dass wir diesen Standard auch in der Zukunft durch eine gerechte Finanzierung beibehalten können und Innovationen für alle Patientinnen und Patienten – unabhängig vom Einkommen – zur Verfügung stehen. Michael Hennrich MdB, Mitglied im Ausschuss für Gesundheit
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iele Menschen messen den Wert eines Produkts an seinem Preis. Was viel kostet ist viel wert. Selbst bei einem Geschenk wird recherchiert, was es wohl gekostet hat. Gesundheit ist ein Geschenk. Demjenigen, der seine Gesundheit verloren hat, wird dies schmerzlich bewusst. Sie zurück zu gewinnen ist oft mit großem Aufwand verbunden. Wer leidet, ist gerne bereit, seinen Teil (auch finanziell) zur Wiedererlangung der Gesundheit beizutragen. Man würde alles geben, um wieder gesund zu werden. Andererseits gehen wir aber sehr nachlässig mit unserer Gesundheit um. Wir nehmen sie als gegeben hin und sind nicht bereit, auf unsere Bequemlichkeiten und Genüsse zu verzichten. Auch wenn sie unserer Gesundheit schaden. Früher oder später holt uns dann diese Vernachlässigung ein. Wir müssen für diese Nachlässigkeit bezahlen. Früher sagte man: Der hat seine Gesundheit eingebüßt. Dadurch kommt der Hinweis auf das eigene Verschulden zum Ausdruck. Heute sollten wir uns wieder auf den Wert der Gesundheit besinnen, die Zusammenhänge hinterfragen und von der Preisorientierung zur Wertorientierung zurückkehren. Selbst wenn die Gesundheit für den Einzelnen einen unbezahlbaren Wert darstellt ist die Gesellschaft nämlich nicht bereit für die Gesundheit des Einzelnen unbegrenzt zu bezahlen. Dr. Ernst Bühler, Kreiskliniken Esslingen
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ür mich ist die Gesundheit alles wert. Das ist der individuelle Aspekt. Hierin bin ich sicher mit den allermeisten Menschen einig, denen das Leben lebenswert erscheint. Wir sind als einzelne Menschen gerne bereit Geld auszugeben oder uns medizinischen Behandlungen zu unterziehen, um gesund zu bleiben und ein langes Leben haben zu dürfen. Eine andere Frage ist die: Wie viel ist unserer Gesellschaft die Gesundheit wert? Diese Frage ist wichtig, da die Menschen in eine Krankenversicherung einbezahlen und dann erwarten, dass ihre Gesundheit bei Krankheit damit wieder voll hergestellt wird. Über die Höhe der Leistungen entscheiden die Krankenkassen und die Politiker mit ihren Gesetzen. Hier gibt es ein großes Spannungsfeld zwischen den Erwartungen der Versicherten und dem vorhanden Geld, das die Krankenkassen an alle gerecht verteilen müssen. Die Erwartungen sind naturgemäß individuell unbegrenzt und das Budget der Krankenkassen ist bekanntermaßen begrenzt. Wir Ärzte spielen eine Rolle in der Zuteilung dieser Leistung durch unsere Verordnungen und Überweisungen an die Fachzentren. Das Spannungsfeld ist vorgegeben. Dr. Wolfgang Bosch Facharzt für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren
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„Gesundheit und Verstand, das sind die beiden Lebensgüter“
Wo:
Nürtingen Katholisches Gemeindezentrum, Vendelaustraße 28 72622 Nürtingen
Wann:
24.06.2014, 19:00 Uhr
(Menander, griech. Dichter, um 342-293 v. u. Z.) Welchen Wert hat sie für uns – die Gesundheit? Ist sie ein persönliches, ein gesellschaftliches oder ein wirtschaftliches Gut? Wie wird sich unsere Gesundheitsversorgung ändern und wie können wir darauf Einfluß nehmen? Wie viel Eigenverantwortung müssen wir übernehmen? Welche Mythen ranken sich um die Pharmaindustrie? Mit unserer Veranstaltungsreihe GesundheitsWerte möchten wir auf unterhaltsam-bildende Art und Weise Ihren Verstand schärfen, besseren Durchblick (nicht nur durch die Brillengläser) ermöglichen.
Antwort: Fax 07022 266747 oder michael-hollnaicher@msd.de
Ich nehme teil.
Mich begleiten _____ Personen. Hans Zippert, unser erster Gast, gehört zu den besten Satirikern, Reisejournalisten und Kolumnisten Deutschlands. Er schreibt jeden Tag auf Seite 1 der Zeitung DIE WELT „Zippert zappt“. Der ehemalige TITANIC-Chefredakteur schreibt zudem für Zeitungen wie F.A.Z., Magazine wie GEO und veröffentlichte bislang mehr als ein Dutzend Bücher, darunter zahlreiche Bestseller. Sein Vortrag in Wort und Bild widmet sich den „55 beliebtesten Krankheiten der Deutschen“, die er alle im Selbstversuch getestet hat. Moderation: Dr. Ernst Bühler, stv. Kreisverbandsvorsitzender DRK, Kreisverband Nürtingen-Kirchheim/Teck e. V. Da wir nur über eine begrenzte Zahl von Plätzen verfügen, erbitten wir Voranmeldung unter michael_hollnaicher@msd.de, per Fax an 07022 266747 oder um Absendung des Antwortformulars. Der Eintritt ist frei.
Name/ggf. Firma
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Im zweiten Teil des Abends möchten wir mit Ihnen bei einem kleinen Imbiß über GesundheitsWerte ins Gespräch kommen: Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
Michael Sitte-Zöllner Agentur Wortreich
Dr. Michael Hollnaicher MSD SHARP & DOHME GmbH
Klaus Rau DRK Kreisverband NürtingenKirchheim/Teck e.V.
Eine Veranstaltungsreihe von
mit freundlicher Unterstützung von
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Medizin im Spannungsfeld zwischen Wirtschaftlichkeit und Ethik Unsere moderne Medizin kann immer mehr: Jedes Jahr kommen neue Arzneimittel auf den Markt, werden neue technische Möglichkeiten für die Diagnostik und Therapie von Krankheiten entwickelt. Gleichzeitig wird unsere Bevölkerung im Durchschnitt immer älter und damit zwangsläufig auch immer kränker. Das Ergebnis: weniger junge Menschen, die hohe Beiträge in die Krankenversicherungen einbezahlen – und immer mehr Senioren, die nur geringe Beiträge zahlen, aber die Ressourcen unseres Gesundheitssystems in zunehmendem Maß in Anspruch nehmen. So wird der Kostendruck in unserem Gesundheitswesen immer höher. Wie schafft man den Spagat zwischen Sparzwängen und dem ethischen Gebot, allen Patienten eine angemessene, dem Stand der modernen Medizin entsprechende Versorgung zu bieten? Wir sprachen mit der Ärztlichen Direktorin der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie des Universitätsklinikums Ulm, Prof. Dr. Doris Henne-Bruns.
Prof. Dr. med. Doris Henne-Bruns Universitätsklinikum Ulm Klinik für Allgemeinund Viszeralchirurgie Albert-EinsteinAllee 23 89081 Ulm Tel.: 0731 500 53501
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Die Ressourcen unseres Gesundheitswesens werden immer knapper. Wie kann man als Arzt oder Klinik das Gebot der Wirtschaftlichkeit befolgen und seinen Patienten trotzdem eine angemessene medizinische Versorgung zuteil werden lassen? Prof. Henne-Bruns: Gegen Wirtschaftlichkeit ist überhaupt nichts einzuwenden. Denn das bedeutet nichts anderes, als sparsam mit den vorhandenen Ressourcen umzugehen – und das ist doch eigentlich selbstverständlich. Kritisch ist vielmehr die zunehmende Kommerzialisierung unseres Gesundheitswesens zu sehen, also die Tatsache, dass wirtschaftliche Gesichtspunkte einen immer stärkeren Einfluss gegenüber ideellen Aspekten gewinnen. Das zeigt sich schon an den Begriffen, in denen solche Diskussionen heutzutage geführt werden: Man spricht nicht mehr von gesundheitlicher Versorgung und auch nicht mehr von Fürsorge, sondern vom Gesundheitsmarkt – und ein Markt wird ganz klar von kommerziellen Faktoren wie Angebot und Nachfrage, Waren, Absatzgebieten usw. bestimmt. Es geht also nicht einfach nur um sparsames Haushalten, sondern um Kommerz – und das ist der Punkt, der berechtigte Kritik hervorruft. Denn schließlich suggeriert der Begriff „Markt“,
dass Gesundheit eine handelbare Ware ist. Was für eine absurde Vorstellung! Heutzutage ist es ja auch modern, vom Patienten als „Kunden“ zu sprechen. Prof. Henne-Bruns: Das ist eine logische Konsequenz dieser Denkweise. Denn wenn ich Gesundheit als Ware betrachte, bedeutet dies, dass der Arzt ein Händler oder Verkäufer ist; und dann ist der Patient nur noch Kunde. Dieser Kunde müsste sich für mehr Geld eigentlich mehr Gesundheit kaufen können; aber das ist in der Realität nicht möglich. Denken Sie nur mal an einen Patienten mit einer metastasierten Krebserkrankung. Der kann sich zwar auf einem zweiten Gesundheitsmarkt Mittel kaufen, die – so glaubt er – seiner Gesundheit förderlich sein könnten. Aber das, wonach er sich sehnt – nämlich Heilung –, wird er für alles Geld der Welt nirgends bekommen. Ein zweiter fragwürdiger Aspekt dieser kommerziellen Sichtweise: Wer verdient auf einem Markt? Natürlich die Händler – in diesem Fall also Ärzte und Krankenhäuser, die den Patienten ihre Dienstleistungen verkaufen, aber auch z. B. die Pharmaindustrie oder Medizingerätehersteller. All diese Anbieter möchten Gewinne erzielen und haben so-
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mit natürlich auch ein Interesse daran, ihre Marktanteile zu steigern. Der Einzige, der dabei nicht unbedingt etwas gewinnt, ist der „Kunde“; denn Gesundheit kann man sich nun mal nicht kaufen. Außerdem erhält dieser „Kunde“ eine Ware oder Dienstleistung mit Risiken und Nebenwirkungen und hat dabei noch nicht mal eine Rückgabe- oder Umtauschmöglichkeit. All das zeigt ja schon, wie grotesk dieser Vergleich ist. Und im Endeffekt müsste der Patient als Kunde auch damit rechnen, dass ihm etwas „angedreht“ wird. Darauf ist man ja auf jedem Basar gefasst: dass man etwas nimmt, was man gar nicht haben will. Insbesondere aber wenn jemand zum Arzt oder in ein Krankenhaus geht, rechnet man mit einem solchen Risiko nicht, und es darf ein solches Risiko auch nicht geben. Sie sind als Bauchchirurgin am Universitätsklinikum Ulm tätig und führen teilweise einschneidende operative Eingriffe durch, z. B. bei Patienten mit Darmkrebs. Ein Patient in so einer prekären Situation – mit einer so schweren Erkrankung und der damit einhergehenden schlechten psychischen Verfassung – kann doch eigentlich gar kein „Kunde“ sein. Prof. Henne-Bruns: Genau. Wenn es um operative Eingriffe geht, wird diese kommerzielle Betrachtungsweise der medizinischen Versorgung noch absurder. Denn auch eine Operation ist kein handelbares Gut, sondern – rechtlich gesehen – zunächst einmal eine Körperverletzung, wie jeder andere ärztliche Eingriff auch. Strenggenommen ist so ein Eingriff juristisch nur dann erlaubt, wenn der Patient vorher so umfassend aufgeklärt wurde, dass er (unabhängig von seinem Bildungsstand) abwägen kann, ob er gewillt ist, diese „Körperverletzung“ zuzulassen oder nicht. Das heißt, der Patient braucht vor jedem Eingriff in Abhängigkeit von der Dringlichkeit eine ausreichende Bedenkzeit. Ferner muss er sich nicht nur über die Risiken des Eingriffs im Klaren sein, sondern muss vor der OP auch wissen, was es beispielsweise für seine häusliche Versorgung bedeuten kann, wenn er ein Stoma, also einen „künstlichen Darmausgang“ bekommt und zum Zeitpunkt seiner Entlassung aus dem Krankenhaus sich noch nicht sicher fühlt, wie man damit richtig umgeht. Denn wenn der Patient nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt aus der Klinik entlassen wird, ist er auf sich selbst gestellt, und wir als Ärzte oder Pflegekräfte können ihm dann nicht mehr helfen. Die zunehmende Kommerzialisierung unseres Gesundheits„Markts“ führt ja oft auch zu einer Konkurrenzsituation zwischen den Krankenhäusern. Auf der einen Seite haben wir in
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der Medizin enorme technische Fortschritte und damit zweifellos auch neue Behandlungsmöglichkeiten, die sehr positiv zu bewerten sind; aber es gibt eben auch diese Rivalität, die ja nicht im Interesse des Patienten sein kann. Prof. Henne-Bruns: Natürlich. Alle „Anbieter“ wollen sich ein möglichst großes Stückchen vom Kuchen sichern; und wenn z. B. eine Klinik sich ein neues CT-Gerät anschafft, wollen andere Kliniken im näheren Umkreis diese verbesserte diagnostische Möglichkeit natürlich auch erwerben, damit die Patienten nicht dorthin abwandern, wo es mehr Technik und somit vermeintlich auch bessere Diagnostik, bessere Behandlungsmöglichkeiten usw. gibt. Solche Neuanschaffungen sind natürlich mit Kosten für das Krankenhaus verbunden ... Prof. Henne-Bruns: Und genau da haben wir das nächste Problem. Diese Mehrkosten können zum Teil durch eine Steigerung der Fallzahlen (also der Patientenzahl für eine bestimmte Indikation) gedeckt werden; aber so eine Steigerung ist natürlich nicht beliebig möglich, denn es werden ja nicht plötzlich mehr Leute krank. Die Kliniken müssen also versuchen, mehr Patienten anzulocken – beispielsweise, indem sie irgendetwas Besonderes anbieten. Es gibt Einrichtungen, die sich z. B. auf Verfahren wie die NOTES-Technik zur Entfernung der Gallenblase spezialisieren und diese Technik dann auch bewerben. NOTES, also das Operieren durch natürliche Körperöffnungen bedeutet, dass ich als Operateur z. B. die Gallenblase bei Frauen durch die Scheide und damit äußerlich vollkommen narbenfrei entferne. Ob dieses Verfahren aber vielleicht auch Risiken beinhalten kann, wird bei der „Werbung“ dann meistens nicht mehr diskutiert. Aber auch ein „Markt“ Gallenblasenentfernung wird irgendwann gesättigt sein. Kommt dann ein Arzt unter den Druck, Fallzahlen steigern zu müssen, könnte er versucht sein, die Indikation zu einem Eingriff etwas großzügiger zu stellen. Prof. Henne-Bruns: Genau das ist es, woran unser deutsches Gesundheitssystem krankt: Es gibt keinen Anreiz dafür, etwas nicht zu tun, sondern nur Anreize, etwas zu tun. Als ein Beispiel dafür wird oft die wachsende Anzahl von Wirbelsäulenoperationen in Deutschland angesehen, von denen – darüber sind sich die Experten inzwischen einig – viele unnötig sind und es den Patienten hinterher oft auch nicht besser, sondern manchmal sogar schlechter geht. Ein zweites Beispiel: In den letzten Jahren wurde die Anzahl
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von Herzkatheterplätzen in Krankenhäusern und Praxen ständig vergrößert. Das ist eine hohe Investition, die sich natürlich auch irgendwie amortisieren muss – das heißt, die Katheterplätze müssen regelmäßig genutzt werden. Die Kosten für die Untersuchung bezahlen die Krankenkassen, jedoch führt eine hohe Anzahl an Untersuchungen zu einer Belastung ihres Budgets. In anderen Ländern werden deutlich weniger Untersuchungen durchgeführt, und die Patienten haben trotzdem eine vergleichbare Lebenserwartung. Die Beispiele zeigen, dass die finanziellen Anreize eindeutig bei der Anwendung aufwendiger apparativer Medizin liegen. Prof. Henne-Bruns: Genau das ist das Problem: dass in unserem System nicht die Arzt-Patienten-Situation im Vordergrund steht, sondern aufgrund der Vergütungsstruktur die apparative Medizin, mit der Institutionen versuchen Geld zu verdienen. Andererseits werden an die Medizin ja heute strenge Forderungen gestellt: Sie muss evidenzbasiert sein, sich also – so die Definition – bei der Behandlung von Patienten an den besten zur Verfügung stehenden Daten orientieren. Diese Daten werden durch klinische Studien generiert, auf deren Basis Experten dann Leitlinien für die Diagnostik und Therapie bestimmter Erkrankungen erstellen. Diese evidenzbasierte Medizin ist ja eigentlich als eine Art Garantie für die Patienten gedacht: dafür, dass der Arzt – salopp formuliert – nicht einfach tun kann, was er will, sondern bei seinem Vorgehen an bestimmte Empfehlungen gebunden ist. Prof. Henne-Bruns: Das Problem dabei ist nur, dass ein Patient – im Gegensatz zur Ware – nicht standardisierbar ist. Jeder Patient ist ein Individuum, und der Arzt muss seine Vorgehensweise auf dieses Individuum abstimmen. Der Arzt hat es immer mit einem Einzelfall und seiner spezifischen Komplexität zu tun, und dazu gehört nicht nur der Körper, sondern auch alles andere: die Psyche, das soziale Umfeld usw. Heutzutage heißt es: Wir brauchen Evidenz für unser ärztliches Tun; dazu führen wir Studien durch, und wenn wir genügend Studien beisammen haben, formulieren wir daraus eine Leitlinie und sagen: So muss vorbereitet, operiert und nachgesorgt werden. Und wenn ein Arzt von diesem Pfad abweicht und der Patient sich hinterher aus irgendeinem Grund beschwert, muss er sich rechtfertigen. Es gibt aber weltweit viele wissenschaftliche Publikationen, die ganz klar sagen: Die evidenzbasierte Medizin deckt nur einen ganz kleinen Teil unserer Fragestellungen ab. Man geht davon aus, dass 60–80 % ärztlichen Handelns gar nicht über randomisierte Studien abbildbar sind. Das heißt, ein Segment von zirka 20–40 %, das durch medizinische Evidenz überhaupt beweisbar ist, wird zum Standard für 100 % der Interaktionen mit dem Patienten – eine Dis-
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krepanz, die kaum jemandem bewusst ist! Dass wir durch evidenzbasierte Medizin eine bessere Gesundheitsversorgung haben, hat weltweit noch niemand bewiesen. Trotzdem berufen wir uns in unseren Argumentationen immer wieder darauf. Aber brauchen wir nicht klinische Studien, um neue Medikamente oder sonstige Behandlungsmethoden zu prüfen? Und um Klarheit über Risiken und Nebenwirkungen zu gewinnen? Prof. Henne-Bruns: Natürlich brauchen wir klinische Studien. Aber auch solche Studien werden nicht nur wertfrei geführt, sondern es steht immer eine Interessenkonstellation dahinter. Eine Pharmafirma hat zum Beispiel ein Interesse daran, ein Medikament zuzulassen. Das ist legitim, und wir freuen uns auch über jedes neue Medikament, durch das sich die Behandlung bestimmter Krankheiten verbessert. Aber man darf nicht vergessen: Die Industrie forscht nur da, wo sie mit hohen Marktanteilen rechnet. Antikörper zur Behandlung von Krebserkrankungen versprechen beispielsweise hohe Renditen und werden daher intensiv beforscht. Ständig kommen neue Antikörpertherapien auf den Markt, die Firmen geben enorme Summen für die klinischen Studien zur Prüfung solcher Substanzen aus; und wenn man dann einmal ein bisschen genauer hinschaut, sieht man, dass häufig die mittlere Überlebenszeit der Patienten beim Einsatz von sehr teuren Medikamenten auch nur um eine kurze Zeitspanne verlängert werden konnte, und das auch nur unter Studienbedingungen, unter denen die Patienten besonders intensiv beobachtet werden. Ob die positiven Ergebnisse aus den Studien dann unter Versorgungsbedingungen den gleichen Effekt zeigen, wird meistens nicht untersucht. Manche Krankheiten befinden sich überhaupt nicht in der Pipeline der Forschung; es lohnt sich nicht, neue Medikamente zu entwickeln, wenn es keine vielversprechenden Absatzmärkte dafür gibt. Prof. Henne-Bruns: Ein Beispiel dafür: Der Fuchsbandwurm ist in der Region Schwäbische Alb verbreitet – wir haben in Ulm häufiger mit solchen Patienten zu tun. Für die Behandlung stehen aber nur wenige Medikamente mit begrenzter Wirksamkeit zur Verfügung. Ein Vertreter der forschenden Pharmaindustrie hat mir hierzu einmal erklärt, dass kein Interesse daran besteht, Milliarden für die Entwicklung von Medikamenten zu investieren, wenn es keinen interessanten Absatzmarkt dafür gibt. Den Fuchsbandwurm gibt es nur in einigen Gegenden Europas, in denen die Leute für solch ein Mittel bezahlen könnten; ansonsten ist er in Afrika und Asien heimisch, in Regionen, in denen die Patienten sich ein solches Medikament nicht leisten könnten. Die Frage, in welchen Bereichen Studien durchgeführt werden und wo medizinischer Fortschritt stattfindet, hat also
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auch etwas mit der Marktsituation zu tun und nicht etwa nur mit humanitären Überlegungen, wie man sich das als Patient vielleicht vorstellt. Auch die Mediziner, die diese Studien im Auftrag der Pharmaindustrie durchführen, haben nicht nur ein altruistisches Interesse daran. Wissenschaftliche Publikationen mehren den Ruhm der Ärzte und wirken sich z. B. auch positiv auf den Forschungs- und Lehr-Etat der Universität aus, an der sie tätig sind. Auch hier gibt es also Motivationen, die nicht primär nur an der gesundheitlichen Versorgung der Patienten orientiert sind. Prof. Müller-Oerlinghausen, der ehemalige Vorsitzende der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, wurde im Jahr 2004 im deutschen Ärzteblatt folgendermaßen zitiert: „Kenner der Szene meinen, dass ein bedeutender Prozentsatz aller Daten, die zur Registrierung eines neuen Medikaments vorgelegt werden, schöngefärbt oder gefälscht sind.“ Eine erschreckende Erkenntnis, auf die aber nur eine sehr geringe Reaktion erfolgt ist! Immerhin ist dieses Zitat inzwischen zehn Jahre alt, und bisher ist nicht viel passiert, um etwas an die-
ser Situation zu ändern. So können potenziell aus unzureichenden Daten erfolgreiche Publikationen werden, aus den Daten der Publikationen Leitlinien entwickelt werden und auf der Basis solcher Leitlinien Krankenkassen in die Finanzierungspflicht für bestimmte Therapien genommen werden! Ab dem Moment, wo eine Therapie etabliert ist, gibt es natürlich auch Anreize dafür, dieses Medikament möglichst häufig einzusetzen. Unser Gesundheitssystem steckt also in einem Dilemma. Wie geht man als Arzt damit um? Prof. Henne-Bruns: Es gibt viele Dinge, die man für Geld nicht kaufen kann. Eines davon ist Gesundheit. Gerade deshalb müssen wir uns über die vielen Facetten der zunehmenden Kommerzialisierung unseres Gesundheitswesens viel mehr Gedanken machen als bisher und manches kritisch hinterfragen. Vor allem aber müssen wir uns als Ärzte auch immer wieder selbst kritisch betrachten und uns fragen, inwiefern wir vielleicht selber ein Bestandteil dieses Systems geworden sind, ohne es gemerkt zu haben.
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Die Kolumne von Dr. Suso Lederle
Abendsingen
In Bewegung bleiben – 20 Jahre 40 bleiben
Singen für Menschen am Bett im Pflegestift Esslingen-Kennenburg
Gesundheit beginnt im Kopf
Bewegungsarmut bestimmt den modernen Menschen, und dies leider bereits ab dem Kindesalter. Dabei ist der Mensch eigentlich zum Bewegen geboren worden. Bewegung und Spiel sind schon Elemente kindlichen Verhaltens. Die eigene Bewegungslust auszuprobieren ist ein wesentlicher Bestandteil der Entwicklung und der Möglichkeit, sich mit der Umwelt auseinander zu setzen. Jedem Kind muss die Chance und der Freiraum gegeben werden, seinen Bewegungsdrang ausleben zu können. Doch die Erwachsenen gehen nicht mit gutem Beispiel voran. Ein Mensch muss heute nur 600 Meter, das sind 780 Schritte, zu Fuß gehen, um durch den Tag zu kommen. Mit dem Auto und dem Fahrstuhl fahren, tagsüber im Büro und abends vor dem Fernseher sitzen, das ist der bewegungsarme Durchschnitts-Mensch. Sie wissen, was ein „Couch-Potato“ ist? Es ist jemand, der auf der Couch-sitzend, Chips-futternd, Fernseh-glotzend seine Freizeit verbringt. Dieser „Couch-Potato“ altert schneller, seine Muskeln verlieren an Kraft, und schon bei kleinsten Anstrengungen kommt dieser Untrainierte außer Puste. Man kann auch sagen: Was von vielen Menschen als körperlicher Alterungsprozess empfunden wird, ist zum Teil einfach die Konsequenz einer passiven Lebensweise. Bewegungsmangel gilt heute als einer der wichtigen Risikofaktoren für Herz- und Gefäßkrankheiten. Diese Menschen erliegen sozusagen den Folgen ihrer eigenen Bewegungslosigkeit. Wer sich aber regelmäßig bewegt, fördert seine Gesundheit und beugt Krankheiten vor. Gestärkte Muskelkraft verbessert die Körperhaltung und vermindert so Rückenbeschwerden. Wer sich gelenkig hält, riskiert weniger Stürze und Verletzungen. Die geistige Leistungsfähigkeit wird gesteigert; und wer in der Gruppe oder in Vereinen Sport treibt, verbindet den Spaß an der Bewegung mit motivierender Geselligkeit. Vieles kann man tun, um Fitness zu tanken und den Körper in Bestform zu bringen: Kämpferisch sich abreagieren, spielend Körper und Seele schwingen lassen, sanft aktiv relaxen oder fetzig mit Spinning oder Aerobic sich aufputschen. Jeder wird etwas Passendes finden, und egal wie alt man ist, es ist nie zu spät, mit sportlichem Training zu beginnen. Bewegung ist nicht nur eine Option sondern eine Notwendigkeit, und selbst leichtes Training führt zu starker Fitness. Durch mehr Bewegung Dr. med. Suso Lederle bleiben Sie eher Charlottenstraße 4 gesund und wer70182 Stuttgart Tel.: 0711 241774 den gesünder alt! E-Mail: suso-lederle@t-online.de
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„Ja, früher haben wir öfter gesungen! Beim Arbeiten, in der Küche oder auch abends zusammen.“ Wie gern erinnern sich alte Leute daran – und wie erfreut sind sie, wenn jemand allein für sie singt. Schon seit einigen Jahren erleben viele Menschen, die in der Pflege in der Kennenburg leben, dieses abendliche Singen. Man unterhält sich ein wenig, überlegt gemeinsam, welche Lieder an diesem Abend gesungen werden sollen. Und dann stimmt die Besucherin diese Lieder an. Die Bewohnerin hört still zu. Vielleicht werden längst versunkene Verse und Melodien wieder wach, die sie mitzusingen versucht. Singen löst Spannungen, beruhigt, gibt Halt und macht Freude. Und singen tut auch der Person gut, die singt. Pflegekräfte und Alltagsbegleiter bei „Dienste für Menschen“ erhalten Orientierung für ihre Arbeit durch das „Demenzkonzept Fünf Sinne“. Die aktive Ansprache der Sinne Sehen, Hören, Fühlen, Riechen und Schmecken steht im Mittelpunkt der Aktivitäten, der Raumgestaltung, des Betreuungskonzeptes. In diesem Sinn hat das Geriatrische Zentrum das Projekt „Begegnung mit Liedern“ über zwei Jahre getragen und eine begleitende wissenschaftliche Arbeit dazu unterstützt. Die Erfolge sind messbar, das Singen hat das Leben für unsere dementen Bewohner sehr bereichert. Die betagten, teilweise an Demenz erkrankten Bewohner freuen sich jetzt regelmäßig auf „ihr“ Abendsingen. Pfarrerin Cornelia Reusch verwirklicht diese wirksame Idee zusammen mit einer ganzen Anzahl Freiwilliger; auch Pflegekräfte wirken in ihrer Freizeit daran mit. Weitere Sängerinnen und Sänger sind jederzeit willkommen. Wer gern singt, kann Tag, Dauer und die Häufigkeit seiner Besuche am Abend selbst bestimmen. Er erhält Begleitung und Hinführung zu der ungewohnten Situation und Hilfestellung bei der Auswahl der Lieder.
Kontakt und Information: Ev. Pfarramt im Geriatrischen Zentrum Esslingen-Kennenburg Pfarrerin Cornelia Reusch Kennenburger Straße 63; 73732 Esslingen Tel.: 0711 3905-142; E-Mail: Seelsorge@udfm.de
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Qualitätssiegel für Endoprothesenzentren in Nürtingen und Ruit
D
ie Klinik Nürtingen und das Paracelsus-Krankenhaus sind von der Zertifizierungsgesellschaft „ClarCert“ erfolgreich als Endoprothesenzentren zertifiziert worden. Das Zertifikat garantiert die hohe Versorgungsqualität der beiden Kliniken für Orthopädische Chirurgie und Unfallchirurgie und bestätigt die erfolgreiche interdisziplinäre Zusammenarbeit der Abteilungen. Die Zertifizierung bescheinigt, dass die hohen Qualitätsanforderungen der beiden zuständigen Fachgesellschaften, der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie und der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie in den beiden Fachabteilungen erfüllt werden. Insgesamt wurden in den Kreiskliniken in 2013 über 1000 Endoprothesen-Eingriffe durchgeführt. In Nürtingen setzt das Team rund um Chefarzt Dr. Florian Bopp jährlich über 600 Hüftgelenke oder Kniegelenke ein. In Ruit kommt die Mannschaft von Chefarzt Professor Dr. Gerhard Hehl auf über 400 Prothesen. Damit liegen beide Kliniken weit über der von den Fachleuten vorgegebenen Mindestzahl von jährlich 50 Eingriffen. Geschäftsführer Thomas A. Kräh freut sich über die beiden Zertifikate: „Die Zertifizierung ist für uns sehr aufwendig, aber ein derartiges Zertifikat ist für die Patienten eine wirklich gute Orientierung. Die Patienten können in einem zertifizierten Haus sicher sein, dass die Fachabteilung über eine hohe Qualifikation und Routine bei diesen Eingriffen verfügt.“ „Auch die Prozessqualität wurde im Rahmen des Zertifizierungsprozesses akribisch überprüft und hat in beiden Häusern sehr gute Noten bekommen“, ergänzt der Nürtinger Chefarzt
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Dr. Florian Bopp. Prof. Dr. Gerhard Hehl, Chefarzt der Klinik für Unfall- und Orthopädische Chirurgie am Paracelsus-Krankenhaus Ruit betont: „Gerade beim Einsetzen künstlicher Gelenke kommt es sehr auf die Erfahrung der Chirurgen an. Diese Routine kommt dem Patienten hinsichtlich der Behandlungsqualität sehr zugute.“ Natürlich spielt auch die Vorbereitung und die Nachbehandlung z. B. durch ein entsprechendes Angebot der Physiotherapie eine entscheidende Rolle beim Behandlungserfolg. In die Zertifizierung fließt außerdem auch ein, ob und wie sich die Mitarbeiter fort- und weiterbilden und ob wissenschaftliche Veröffentlichungen existieren. Mit der Zertifizierung verpflichten sich beide Kliniken außerdem, ihre Daten an das nationale Endoprothesenregister zu liefern. Dort werden alle implantierten Endoprothesen registriert und im Werdegang verfolgt, um wertvolle Erkenntnisse über Prothesen und Operationsmethoden zu gewinnen. KONTAKT Klinik Nürtingen; Klinik für Unfall- und Orthopädische Chirurgie Dr. Florian Bopp; Auf dem Säer 1; 72622 Nürtingen Tel.: 07022 7821700; E-Mail: f.bopp@kk-es.de Paracelsus-Krankenhaus Ruit Klinik für Unfall- und Orthopädische Chirurgie Prof. Dr. Gerhard Hehl; Hedelfinger Str. 166; 73760 Ostfildern Tel.: 0711 448811700; E-Mail: g.hehl@kk-es.de www.kk-es.de
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Kochen für die Seele ... Essen – das ist nicht einfach nur Nahrungsaufnahme. Man tut es nicht ausschließlich, um satt zu werden. Auch die Seele isst mit. Essen – das ist Genuss und Leidenschaft. Und Gesundheit und Genießen müssen kein Widerspruch sein. In ihrem vor kurzem erschienenen Kochbuch „Meine Seelenküche“ hat die bekannte Schlagersängerin Andrea Berg über 60 verschiedene Lieblingsrezepte zusammengestellt, verbunden mit ganz persönlichen Gedanken und Erinnerungen zu vielen dieser Gerichte. Neben raffinierten internationalen Spezialitäten gibt es herzhafte Hausmanns-
kost: leckere schwäbische Spezialitäten wie Spätzle oder Maultaschen, deftige Gerichte aus ihrer rheinländischen Heimat. Dabei wird stets auf frische, gesunde Zutaten geachtet: leckere Gewürze wie Cayennepfeffer, Peperoni, Knoblauch, Ingwer, Zitronengras und Petersilie, dazu jede Menge Obst, Salat und Gemüse. Auch viele köstliche Fischgerichte sind in dem Kochbuch vertreten. Ein großer Teil der Rezepte stammt aus dem Sonnenhof – dem Hotel in Aspach inmitten von Weinbergen, das die berühmte Sängerin zusammen mit ihrem Mann betreibt und wo sie ihre Gäste manchmal sogar noch selber bedient, wenn sie nicht gerade auf Tournee ist. Zwei der leckersten Rezepte möchten wir Ihnen hier vorstellen.
Andrea Berg Meine Seelenküche. Persönliche Rezepte und Geschichten zum Wohlfühlen Riva Verlag (München, 2013); ISBN-13: 978-3868833102; 19,99 Euro
Löwenzahnsalat mit Ziegenkäse in Brikteig Zutaten für 4 Personen: 400 g gelber Löwenzahnsalat 50 ml Passionsfruchtsirup 2 EL Weißweinessig 50 ml Orangensaft 6 EL Sonnenblumenöl Pfeffer aus der Mühle 200 g Ziegenkäse (Rolle) 4 Blätter Brikteig 8 Salbeiblätter 1 EL Butterschmalz Zubereitung: Die Wurzeln vom Löwenzahn abschneiden. Die Löwenzahnblätter verlesen, waschen und trocken schleudern. Den Passionsfruchtsirup mit Weinessig und Orangensaft vermischen und mit dem Öl zu einer Vinaigrette rühren. Mit Pfeffer würzen. Den Ziegenkäse in 8 Scheiben schneiden. Den Brikteig halbieren, flach auslegen und den Ziegenkäse mit je 1 Blatt Salbei darin einschlagen. In einer Pfanne das Butterschmalz erhitzen und die Teigpäckchen darin von allen Seiten goldbraun braten. Den Löwenzahnsalat mit dem Ziegenkäse dekorativ auf Tellern anrichten und mit der Vinaigrette beträufeln.
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Lachsfilet mit Tomaten und Blattspinat Zutaten für 4 Personen: 800 g Blattspinat Salz 200 ml Sahne Pfeffer aus der Mühle 500 g gekochte, kleine Kartoffeln 1 TL Butterschmalz
Kümmel, gemahlen 4 Lachsfilets (à 160 g) ½ TL Senfkörner einige rosa Pfefferkörner 1 Thymianzweig 1 EL Olivenöl 200 g Kirschtomaten
Zubereitung: Den Blattspinat waschen, Stiele entfernen und den Spinat in kochendem Salzwasser blanchieren, herausnehmen und in einem Sieb abtropfen lassen. Anschließend in einen Topf geben und mit Sahne, Salz und Pfeffer aufkochen. Inzwischen die Kartoffeln in einer Pfanne mit Butterschmalz von allen Seiten braten und mit Salz, Pfeffer und Kümmel würzen. Die Lachsfilets mit Salz, Pfeffer, Senfkörnern, Pfefferkörnern und wenig Thymian würzen und in einer beschichteten Pfanne mit wenig Olivenöl von beiden Seiten braten. Die Tomaten waschen, Strünke herausschneiden und Tomaten halbieren. In die Pfanne zum Lachs geben und mitbraten. Den Blattspinat abschmecken und anrichten. Die Kartoffeln dazusetzen und den Lachs und die Tomaten auf dem Blattspinat anrichten.
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„Vergiss mein nicht“ – (m)eine Stimme für Allergien Juckende Augen, laufende Nase und häufiges Niesen – ein Zustand, mit dem viele Menschen hierzulande seit Wochen zu kämpfen haben. Die schöne Jahreszeit ist da, der Pollenflug auch und damit Hochsaison für Pollenallergiker. Während diese Art der Allergie immer wieder saisonbedingt ins öffentliche Interesse rückt, fristen andere im Dunkeln ihr Dasein. Vor allem im Säuglingsund Kindesalter machen viele Grundnahrungsmittel wie Milch, Weizen und Hühnerei starke Probleme. Aber auch zahlreiche andere Lebensmittel, Zusatzstoffe, Tierhaare, Hausstaubmilben, Schimmelpilze, Insektengifte und vieles mehr plagen zahlreiche Kinder und Erwachsene. Diverse Hautreaktionen, Magen-Darm-Beschwerden, allergisches Asthma und in extremen Fällen auch ein lebensbedrohlicher anaphylaktischer Schock können Folgen der überschießenden Immunreaktion im Körper sein. Laut dem Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB) haben rund 30 % der Bundesbürger eine Allergie, jedes dritte Neugeborene kommt mit einem Allergierisiko auf die Welt. Die Tendenz: Die Zahl der Allergiker in Deutschland steigt. Die medizinische Versorgung dagegen wird immer schlechter. Nur noch 1,5 % der deutschen Ärzte besitzen überhaupt eine allergologische Zusatzausbildung, und die Zahl der Arztpraxen, die allergologische Leistungen anbieten, hat sich seit 2007 um fast 30 % reduziert. Ein Grund hierfür ist, dass die Vergütung der Ärzte für allergologische Behandlungen von den Krankenkassen stark begrenzt ist, was Allergien für Ärzte zum Risiko werden lässt. Es ist dringend notwendig, das Thema Allergien in den gesundheitspolitischen Fokus zu rücken, um Allergien, Asthma und Neurodermitis nicht zum medizinischen Waisenkind werden zu lassen. Genau dafür will sich der DAAB mit der Unterschriftenaktion „Vergiss mein nicht“ – (m)eine Stimme für Allergien einsetzen (www.daab.de/aktionsprogramm). Bitte geben auch Sie Ihre Stimme, damit das Thema Allergie ernst genommen wird! Danke für Ihre Hilfe! Andrea Barth, Diplom-Oecotrophologin, Integriertes Gesundheitszentrum Esslingen (IGZE)
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Kompass Gesundheit DAS MAGAZIN FÜR BADEN-WÜRTTEMBERG
Abonnement Ja, ich möchte „Kompass Gesundheit“ regelmäßig lesen. Bitte senden Sie mir die „Kompass Gesundheit“-Ausgaben nach Erscheinen zu. „Kompass Gesundheit“ erscheint 4-mal jährlich. Ich übernehme die Abo-Kosten in Höhe von 12,- Euro pro Jahr. Ich kann diese Vereinbarung jederzeit widerrufen. Bitte keine Vorauszahlung! Sie erhalten von uns eine Rechnung. Frau / Herr Vorname Nachname Straße und Hausnummer PLZ Ort Tel. E-Mail Datum / Unterschrift Widerrufsrecht: Mir ist bekannt, dass ich die Vereinbarung innerhalb einer Woche bei MEDITEXT DR. ANTONIC (Leser-Service, Postfach 3131, 73751 Ostfildern) widerrufen kann. Die Frist beginnt mit Absendung dieses Formulars. Faxen Sie Ihre Bestellung an 0711 7656590 oder senden Sie diese in einem Briefumschlag an: MEDITEXT DR. ANTONIC Postfach 3131 73751 Ostfildern
Der nächste Kompass Gesundheit erscheint im Juli 2014
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