Kompass Gesundheit 3/2014

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Kompass Gesundheit DAS MAGAZIN FÜR BADEN-WÜRTTEMBERG

Nr. 3 2014

TOP-THEMA

PARKINSON

Volkskrankheit Osteoporose

oderator SWR-Kultm

oltmann

Ma hias H

über Parkinson

Was ist uns die Gesundheit wert? Blu e werte und Diabetes Glaukom – der grüne Star

3. Jahrgang

www.kompass-gesundheit-bw.de


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editorial Liebe Leserin, lieber Leser, Sie mögen es als ungewöhnlich empfinden, wenn der Geschäftsführer einer Krankenkasse diese Ausgabe des KOMPASS GESUNDHEIT eröffnet. Die Herausgeber haben mich jedoch ganz bewusst darum gebeten, dass gerade ein Vertreter der AOK in Baden-Württemberg zu den Themen der vorliegenden Ausgabe ein paar Worte beisteuert. Die beiden Schwerpunktthemen sind Osteoporose und Parkinson, beides Erkrankungen des älteren Menschen. Ebenso das Augenleiden Glaukom, volkstümlich als grüner Star bekannt. Dass sich der SWR-Kult-Moderator Matthias Holtmann in einem Interview öffentlich zu seiner Parkinson-Krankheit bekennt, ist sehr mutig, aber auch ein sinnvoller Schritt, denn unsere Gesellschaft ist noch lange nicht darauf vorbereitet, Menschen mit solchen Erkrankungen zu verstehen, zu unterstützen, eher werden sie ausgegrenzt. „Was ist uns unsere Gesundheit wert?“, das ist eigentlich die Kernfrage. Diskutiert wurde dies kürzlich in Nürtingen. Ist Gesundheit ein persönliches, ein gesellschaftliches oder ein wirtschaftliches Gut? Wie wird, wie muss sich unsere Gesundheitsversorgung ändern? Wie können wir selbst darauf Johannes Bauernfeind, Geschäftsführer der Einfluss nehmen? Auch um das Ausmaß unserer Eigenverantwortung geht es dabei. An einem ge- Bezirksdirektion sunden Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, viel Bewegung, aber ohne Rauchen und ohne Al- AOK Neckar-Fils kohol, zeigen immer weniger junge Menschen wirkliches Interesse. Mancher sagt sich, dass unsere Hightech-Medizin mögliche Spätschäden schon richtet – und die Krankenkasse dann dafür aufkommt. Die demografische Entwicklung verweist solche Hoffnungen jedoch ins Reich der Illusionen. Eine zukunftsfähige Krankenkasse wird sich in der Tat um Krankheitsverhinderung kümmern und ihre Ressourcen ansonsten für ernsthafte und teure Krankheiten einsetzen. Pseudo-Leistungen, die sich im Wettbewerb um neue Mitglieder gut machen, gehören nicht dazu, etwa die professionelle Zahnreinigung. (Wer seine Zähne regelgerecht putzt, hat das nicht nötig.) Die AOK in Baden-Württemberg hat gezeigt, wie man die medizinische Versorgung zum wirklichen Wohl der Patienten einsetzt. Unser Hausarztvertrag ist bundesweit ein glänzendes Vorbild und dazu kommen ständig weitere Facharztverträge. Beispielsweise der Jüngste mit den Orthopäden, der PatientInnen den Vorteil bringt, ohne administrative Hürden von ihrem Facharzt eine notwendige Knochendichtemessung zu erhalten – und nicht erst dann, wenn der erste Knochenbruch einen OsteoporoseVerdacht nahelegt. Das Geld an den richtigen Stellen zu investieren, das ist unsere Strategie. In Göppingen gibt es eine von sieben CyberKnife-Anlagen in Deutschland, ein hochmodernes Bestrahlungsgerät, das Metastasen in verschiedenen Organen punktgenau auf extrem schonende Weise zerstört. Auch darüber können Sie in dieser Ausgabe nachlesen. Die AOK hat als erste Kasse mit dem RadioChirurgicum in Göppingen einen Behandlungsvertrag abgeschlossen, der Betroffene mit einer bösartigen Tumorerkrankung ohne besondere Genehmigungsverfahren zügig dieser Therapie zuführt. So toll sich das alles anhört: Diese Vorteile gelten leider nur für AOK-Versicherte ... Eine spannende, informative Lektüre wünscht Ihnen Ihr Johannes Bauernfeind

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Schlafstörungen? Da sind Sie nicht alleine!

Entspannung zum Tagesende

Rund 25 % der Bundesbürger klagen darüber

Für mehr Gelassenheit im Alltag und einen erholsamen Schlaf in der Nacht

Der Medizinjournalist Werner Waldmann spricht mit dem Schlafexperten Dr. phil. Dipl.-Psych. Hans-Günter Weeß, Leiter des Interdisziplinären Schlafzentrums am Pfalzklinikum Klingenmünster, über Ein- und Durchschlafstörungen, wie man sie erkennt und behandelt.

Der Schlafexperte Dr. phil. Dipl.-Psych. Hans-Günter Weeß, Leiter des Interdisziplinären Schlafzentrums am Pfalzklinikum Klingenmünster, lehrt Sie zu entspannen. Damit Sie Ihren Alltag wieder besser und gelassener meistern können und nachts den notwendigen erholsamen Schlaf finden.

Die Sprechstunde

Denn Schlaf ist keine Zeitvergeudung!

Insomnie Ein- und Durchschlafstörungen

Werner Waldmann im Gespräch mit Dr. Dipl.-Psych. Hans-Günter Weeß

Dr. Hans-Günter Weeß

Körperliche und seelische Entspannung für den erholsamen Schlaf

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Impressum Kompass Gesundheit – Das Magazin für Baden-Württemberg, Herausgeber: Dr. Magda Antonic Redaktionsleitung: Werner Waldmann (V.i.S.d.P.) Redaktions-Beirat: Prof. Dr. med. Aulitzky, Dipl. oec. troph. Andrea Barth, Dr. med. Wolfgang Bosch, Dr. med. Ernst Bühler, Dr. med. Hans-Joachim Dietrich, Dr. med. Rainer Graneis, Dr. med. Rudolf Handschuh, Prof. Dr. phil. Dipl.-Psych. Thomas Heidenreich, Dieter Kress, Dr. med. Suso Lederle, Christof Mühlschlegel, Dr. med. Stefan Reinecke MBA, Dr. med. Nobert Smetak, Isolde Stadtelberger, Dr. med. Bernd Voggenreiter, Dr. med. Sieglind Zehnle Medizinisch-wissenschaftlicher Beirat: Dr. med. Alexander Baisch, Dr. med. Carl-Ludwig v. Ballestrem, Prof. Dr. med. Gerd Becker, Prof. Dr. med. Alexander Bosse, Prof. Dr. med. Claudio Denzlinger, Prof. Dr. med. Rainer Dierkesmann, Dipl.-Psych. Sabine Eller, Prof. Dr. med. Florian Gekeler, Dr. med. Wilhelm Gienger, Dr. med. Joachim Glockner, Dr. med. Christian Hayd, Prof. Dr. med. Bernhard Hellmich, Prof. Dr. med. Doris Henne-Bruns, Prof. Dr. med. Christian Herdeg, Prof. Dr. med. Monika Kellerer, Prof. Dr. med. Alfred Königsrainer, Dr. med. Klaus Kraft, Prof. Dr. med. Ulrich Liener, Prof. Dr. med. Alfred Lindner, Dr. med. Gerhard MüllerSchwefe, Dr. med. Jürgen Nothwang, Dr. med. Martin Runge, Prof. Dr. med. Arnulf Stenzl, Holger Woehrle

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Juristische Beratung: RA Mirja K. Trautmann Patientenrechte: Markus Grübel (MdB), Michael Hennrich (MdB) Redaktion: Dr. J. Roxanne Dossak, Andrew Leslie, Ursula Pieper, Marion Zerbst Art Direction: Dr. Magda Antonic Herstellung: Barbara Schüler Fotos: Cover: © Willi Heidelbach/pixelio.de; S. 6 links: © Wikimedia; S. 6 (2.v.l.): © Bundesarchiv; S. 6 (3.v.l.): © Wikimedia; S. 6 rechts: © Allan Warren; S. 7 links: © Wikimedia; S. 7 (2.v.l.): © Enslin, Wikimedia; S. 7 (2.v.r.): © World Economic Forum; S. 7 rechts: © Thomas Atilla Lewis; S. 7 oben: © Wikimedia; S. 8: © Willi Pfannenschwarz; S. 10: © Roberto Bulgrin; S. 38: © photos.com; S. 39: © 123rf.com; S. 41: © Klinikum Stuttgart; S. 42: © Emily Montana Photography; für die Autoren- und Ärzteporträts liegen die Rechte bei den abgebildeten Personen; alle anderen Fotos: MEDITEXT Dr. Antonic Verlag: MEDITEXT Dr. Antonic Verlagleitung: Dr. Magda Antonic Hagäckerstraße 4; D-73760 Ostfildern Tel.: 0711 7656494; Fax: 0711 7656590 dr.antonic@meditext-online.de www.meditext-online.de Wichtiger Hinweis: Medizin als Wissenschaft ist ständig im Fluss. Soweit in dieser Zeitschrift eine Applikation oder Dosierung angegeben ist, darf der Leser zwar darauf vertrauen, dass Autoren, Redaktion und Verlag größte Mühe

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darauf verwandt haben, dass diese Angaben genau dem Wissensstand bei Drucklegung der Zeitschrift entsprachen. Dennoch sollte jeder Benutzer die Beipackzettel der verwendeten Medikamente selbst prüfen, um in eigener Verantwortung festzustellen, ob die dort gegebene Empfehlung für Dosierungen oder die Beachtung von Kontraindikationen gegenüber der Angabe in dieser Zeitschrift abweicht. Leser außerhalb der Bundesrepublik Deutschland müssen sich nach den Vorschriften der für sie zuständigen Behörden richten. Geschützte Warennamen (Warenzeichen) müssen nicht besonders kenntlich gemacht sein. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann nicht geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt. Das Magazin und alle in ihm enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung von MEDITEXT Dr. Antonic strafbar. Die Redaktion behält sich die Bearbeitung von Beiträgen vor. Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Abbildungen wird keine Haftung übernommen. Mit Namen gezeichnete Artikel geben die Meinung des Verfassers wieder. Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Esslingen. Ein Einzelheft ist zum Preis von 1,60 Euro (zzgl. Versandkosten) beim Verlag erhältlich. Copyright © 2014 by MEDITEXT Dr. Antonic, 73760 Ostfildern ISSN 2194-5438

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inhalt • Parkinson – heute keine Katastrophe mehr

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• Porsche, Pop und Parkinson Ein Gespräch mit SWR-Kultmoderator Matthias Holtmann

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• Schmerzen bei Parkinson – leider oft vernachlässigt

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• Gib Osteoporose keine Chance! Vorbeugung und Behandlung des gefürchteten Knochenschwunds

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• Revolution in der Krebstherapie: Das erste CyberKnife®-Zentrum in Baden-Württemberg

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• Alternative zur Operation? Myome per Ultraschall entfernen

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• Diabetes: Oft sind die Blutfettwerte zu hoch!

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• Was ist uns unsere Gesundheit wert?

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• Wie bekommt man chronisch-entzündliche Darmkrankheiten in den Griff? Colitis ulcerosa & Co.

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• Glaukom: die schleichende Gefahr

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• Aus der Speisemeisterei: Irish Stew – Interpretation eines Klassikers

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Rubriken Impressum 4 | Apotheker-Kolumne 19 | Kolumne Dr. Lederle 37 | Aboformular 43 | Termine 43

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Parkinson – heute keine Katastrophe mehr Wie man die Krankheit in den Griff bekommt Anne Greveling arkinson ist eine neurodegenerative Erkrankung, die relativ selten auftritt, das Leben der Betroffenen aber von Grund auf verändert: Die Muskeln werden steif, sodass man sie nicht mehr so leicht bewegen kann. Man beginnt zu zittern – zuerst mit der Hand einer Körperseite, dann auch auf der anderen Seite. Im weiteren Verlauf kommt es zu einer allmählichen Verlangsamung und Einschränkung sämtlicher Körperbewegungen: Die Arme schwingen beim Gehen nicht mehr mit, der Gang wird kleinschrittig und trippelig, die Mimik ausdruckslos. Feinmotorische Tätigkeiten wie das Schreiben oder Zuknöpfen von Kleidungsstücken fallen immer schwerer; die Sprache wird undeutlich, leise, abgehackt. Später geht dann auch die posturale Kontrolle – also die Fähigkeit, eine aufrechte Körperposition beizubehalten – verloren; Stürze häufen sich. Bei manchen Patienten kommen auch kognitive Defizite hinzu: Sie bauen geistig immer mehr ab und werden schließlich dement.

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Prof. Dr. med. Hansjörg Bäzner Ärztlicher Direktor der Neurologischen Klinik, Klinikum Stuttgart – Bürgerhospital Tunzhoferstr. 14–16; 70191 Stuttgart Tel.: 0711 278-22401 E-Mail: h.baezner@klinikumstuttgart.de

Ursachen und Behandlung Pro 100 000 Einwohner in Deutschland erkranken nur 100 bis 200 Menschen an Parkinson – das Risiko, diese Krankheit zu bekommen, ist also zum Glück nicht sehr groß. Dennoch ist sie nach Alzheimer die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung und wird mit zunehmendem Alter immer häufiger: Bei Menschen über 60 Jahren leidet etwa einer von 100 an Parkinson. Betroffen sind hauptsächlich Männer. Die Ursachen sind noch nicht genau bekannt; bisher weiß man nur, dass die Zellen im Gehirn, die den Botenstoff Dopamin produzieren, absterben. Auch von einer Heilung sind wir leider noch weit entfernt: Man kann das Absterben dieser Zellen bisher weder verhindern noch stoppen. Aber die Symptome der Parkinson-Krankheit lassen sich heutzutage glücklicherweise schon sehr gut behandeln. Der erste Behandlungsschritt besteht darin, das fehlende Dopamin im Gehirn medikamentös zu ersetzen. Außerdem gibt es seit einigen Jahren ein

Prominente Parkinsonpatientinnen und -patienten

Theodore Roosevelt (1858–1919), Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika

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Adolf Hitler (1889–1945), Diktator des Deutschen Reiches

Katharine Hepburn (1907–2003), amerikanische Schauspielerin

Deborah Kerr (1921– britische Schauspiele

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–2007), erin

sehr wirksames Arzneimittel namens Azilect®, das den Abbau von Dopamin im Körper eindämmt.

Der Patient muss selbst aktiv werden Was kann man sonst noch tun? „Physiotherapie und Logopädie sind wichtige Bestandteile der Behandlung“, sagt Prof. Dr. Hansjörg Bäzner, Ärztlicher Direktor der Neurologischen Klinik im Stuttgarter Bürgerhospital. „Durch Physiotherapie kann man die bestehende Muskelkraft erhalten, teilweise auch verlorengegangene Kraft wieder aufbauen. Außerdem versucht man die zu gering skalierten Bewegungen zu regulieren. Eine Logopädie ist z. B. bei Patienten sinnvoll, die sehr undeutlich sprechen.“ Und wenn das alles nicht mehr hilft? Bei vielen Patienten wirken die Medikamente nämlich nach einigen Jahren nicht mehr so gut: Sie haben nur noch einen kurzzeitigen Effekt, der rasch wieder nachlässt. Solchen Patienten kann man mit einer tiefen Hirnstimulation helfen. „Dabei werden durch ein Bohrloch im Schädelknochen zwei Elektroden in bestimmte Hirnregionen vorgeschoben, in denen eine geringe hochfrequente Stromimpulsapplikation die motorischen Probleme – also Zittern, Muskelsteife und Bewegungsarmut – reduzieren kann. Diese Elektroden werden durch ein Kabel, das man hinter dem Ohr unter der Haut am Hals entlangführt, mit einem Schrittmachersystem verbunden.“ Meist müssen die Patienten ihre Parkinson-Medikamente hinterher zwar trotzdem immer noch einnehmen; diese Mittel wirken dann aber wieder besser, und manchmal kann man auch die Dosis reduzieren.

Wichtig: psychische Bewältigung Wie hilft man Patienten und Angehörigen, psychisch mit dieser Erkrankung umzugehen? Das Wissen, an einer chronischen

Papst Johannes Paul II (Karol Wojtyła) (1920–2005)

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Manfred Rommel (1928–2013), Oberbürgermeister von Stuttgart und launiger Autor

Krankheit zu leiTypische Haltung und Beschwerden den, die sich langbei Parkinson sam, aber sicher immer mehr verGesichtsstarre schlimmern wird, Kopf und Rumpf muss für die Begebeugt troffenen doch deWinkelstellung primierend sein. der Arme „Wichtig ist eine Zittern der Hände gute Aufklärung (Tremor) des Patienten über Knie gebeugt die Art der Erkrankung, die Symptome und Behandlungsmöglichkeiten. Denn weniger gut informierte Angehörige und Patienten haben natürlich schon Ängste, wenn sie die Diagnose ‚Parkinson‘ hören: Sie denken, dass diese Erkrankung sehr schnell fortschreitet und sie dann pflegebedürftig werden oder gar den Rest ihres Lebens im Rollstuhl verbringen müssen. Dabei stimmt das gar nicht. Verglichen mit anderen neurodegenerativen Erkrankungen ist der Verlauf bei Parkinson eher langsam: Er erstreckt sich über etwa 10 bis 20 Jahre. Und man kann damit durchaus auch noch lange Zeit arbeitsfähig bleiben und ein selbstständiges Leben führen“, sagt Bäzner. Viele Patienten assoziieren diese Krankheit auch mit einem raschen Verlust der kognitiven Fähigkeiten – der zum Glück aber eher im Spätstadium und keineswegs bei allen Patienten auftritt. „Deshalb ist es sinnvoll, den Betroffenen über das breite Spektrum an Verlaufs- und Therapiemöglichkeiten zu informieren und gemeinsam mit ihm einen Therapieplan aufzustellen.“

Muhammad Ali (Cassius Marcellus Clay) (*1942), amerikanischer Boxweltmeister im Schwergewicht

Michael J. Fox (*1961), kanadisch-US-amerikanischer Film- und Fernsehschauspieler

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Porsche, Pop und Parkinson

Ein Gespr채ch mit SWR-Kultmoderator Matthias Holtmann 8

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Drei P’s, doch eine skurrile Mixtur: Rennwagen, Popmusik – und eine vertrackte neurologische Krankheit. Porsche und Pop sind die großen Leidenschaften von Matthias Holtmann, dem Starmoderator des SWR in Stuttgart. Einer von 500 Menschen leidet unter Parkinson. Auch Holtmann traf dieses Schicksal. Und er spricht offen darüber. Werner Waldmann und Prof. Matthias Leschke fragten ihn, warum er mit seinem Leiden an die Öffentlichkeit ging. Werner Waldmann: Herr Holtmann, es gibt drei Pfeiler in Ihrem Leben: Pop, Porsche, Parkinson – so der Titel Ihres Buches. Musik und schnelle Autos sind Ihre Leidenschaft, doch Parkinson im letzten Kapitel – musste das unbedingt sein? Matthias Holtmann: In der Tat, Parkinson ist nicht meine Leidenschaft. Dennoch ist diese Krankheit für mich Realität und nicht wegzudiskutieren. Ich kann sie nicht ignorieren oder die bösen Schatten einfach hinter mir lassen. Werner Waldmann: Lange Zeit haben Sie es verdrängt. Die Symptome kamen schleichend. Und irgendwann haben Sie die Diagnose Parkinson selbst gestellt. Wie kamen Sie darauf? Matthias Holtmann: 2006 war ich bei der FußballWM auf dem Stuttgarter Schlossplatz Moderator, Einpeitscher, Animateur, Master of Ceremony für die Massen dort, die in Stuttgart beim Public Viewing den Spielen beiwohnten: Holländer, Engländer, Hooligans, Betrunkene, wabernde Massen, orangefarbene Holländer, die sich mit den Müllmännern verbrüdert haben, weil sie dachten, es wären auch Holländer in orangefarbenen Overalls. Zwischen den Animationsphasen auf der Bühne liefen dann die Spiele, und während der Spiele habe ich die Facts mitgeschrieben. Beim Schreiben merkte ich, dass mit meiner Feinmotorik etwas nicht stimmte – dass die Schrift immer kleiner wurde und sich meiner Kontrolle entzog, gleichsam in der Tischplatte versickerte. Damals habe ich dem noch keine Bedeutung beigemessen. Ich dachte: Schlechte Tagesform, es ist heiß, du hast wenig getrunken, du hast einen Krampf im Arm. Dann war ich ein paar Wochen später bei meinem Freund Bernd Schmidbauer, der ehemals Minister im Kanzleramt und Geheimdienstchef war. Schmidbauers haben einen großen Flügel zu Hause. Die Tochter spielte den türkischen Marsch aus der A-Dur Sonate von Mozart. Ich habe mich großspurig hinter sie gestellt und gesagt, lass mich mal, ich zeig’ dir, wie es richtig geht. Und dann habe ich mich fürchterlich blamiert, weil ich gar nichts konn-

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te. Ich war out of control. Ich konnte überhaupt nicht spielen. Bernd sagte zu mir: Du musst mehr üben. Ich habe gesagt: Ja, ist klar. Ich hatte das Gefühl, ich kann nicht mehr richtig Klavier spielen. Das ist ein völlig idiotisches Gefühl, wenn man etwas tun möchte und über das Großhirn, über das Kognitive auch das Gefühl hat, dass man es kann – doch man kann es nicht umsetzen. Das liegt daran, dass zwischen dem Großhirn (das für Bewegung, Koordination und Gleichgewicht zuständig ist) und dem Stammhirn keine direkte Verbindung besteht. Das wusste ich natürlich alles nicht, bin aber schon misstrauisch geworden. Ich habe es auch beim Schlagzeugspielen gemerkt. Dann habe ich angefangen, mich zu beobachten wie ein Kriminalbeamter, der die ersten Indizien für ein Motiv hat. Man kann das heute alles googeln, bei Parkinson kommen endlos fürchterliche Sachen. Und irgendwann war mir klar, dass es Parkinson ist. Matthias Leschke: Sind Sie zum Arzt gegangen? Matthias Holtmann: Nein, ich habe das verdrängt. Eigentlich bin ich kein ängstlicher Mensch, nur wenn es um die eigene Gesundheit geht, bin ich ein fürchterlicher Schisser, gehe so spät wie möglich zum Arzt und habe immer Angst vor der Wahrheit. Ich habe das also einfach verdrängt, Alkohol getrunken in rauen Mengen, morgens schon ein Glas Rotwein. Auf der Straße fingen die Leute an, mich komisch anzuschauen, wegen meiner seltsamen Bewegungen. Irgendwann sagte mein Chef zu mir: Das ganze Funkhaus summt vor Gerüchten. Was ist mit dir los? Da habe ich mich noch bedeckt gehalten. Dann sagte mir Tina Gaedt von der Bildzeitung: Pass auf, beim SWR in Baden-Baden erzählen sie, du hättest Parkinson. Nur dass du vorgewarnt bist. Es war nett von der Bildzeitung, das nicht gleich an die große Glocke zu hängen, sondern mich erst mal zu informieren. Dann sagte mir ein guter Freund: Wenn du so weitermachst, sitzt du eines Tages im Rollstuhl. Das war für mich die Initialzündung, zum Arzt zu gehen. Zwei Jahre habe ich versäumt, zwei Jahre ohne Therapie.

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helfen einem sogar, indem sie einem zum Beispiel die Tür aufmachen. Werner Waldmann: Wie gingen Ihre Kollegen damit um? Und die Öffentlichkeit, Ihre Fans? Matthias Holtmann: An einem Samstagmorgen stand ein fetter Artikel in der Bildzeitung. Am selben Abend fand in Ludwigsburg eine Comedy-Veranstaltung statt, die ich schon lange zugesagt hatte. Aus dieser Nummer konnte ich nicht mehr ‘raus. Also bin ich auf die Bühne gegangen. Die Leute haben stehend applaudiert. Das hat mich sehr berührt. Jetzt wissen alle, was ich habe. Ich habe sogar den Eindruck, dass ich für die Leute noch interessanter bin, seit das bekannt ist. Matthias Holtmann (Mitte) im Gespräch mit Prof. Dr. med. Matthias Leschke (rechts), Chefarzt der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie am Klinikum Esslingen, und Werner Waldmann (links), Chefredakteur des Kompass Gesundheit

Werner Waldmann: Sind Sie aus Angst vor der Diagnose so spät zum Arzt gegangen? Matthias Holtmann: Ich habe immer gedacht: Vielleicht ist es doch was anderes. So schlimm wird es schon nicht sein. Dann ging ich zu meinem Hausarzt, und der hat gleich auf Parkinson getippt. Als Nächstes ging ich zum Neurologen, der mich durch die diagnostische Mühle drehte. Und tatsächlich: Ich hatte Parkinson. Matthias Leschke: Was für Befürchtungen und Zukunftsängste kamen damit auf Sie zu? Parkinson ist ja gesellschaftlich extrem negativ besetzt. Matthias Holtmann: Das stimmt. Die Leute gucken einen an, als ob man bekloppt wäre, weil sie nicht wissen, was Parkinson ist, weil die kognitive Funktion nicht direkt davon betroffen ist. Dass man weder Rübezahl noch Yeti ist, noch irgendein Psychopath, noch ständig betrunken. Es ist eine Mischung aus Neugier, Mitleid und Abscheu und auch der Furcht, so etwas selber zu kriegen. Viele möchten mit Krebskranken nichts zu tun haben, weil sie das Thema nicht an sich ‘ranlassen wollen. So ist das bei Parkinson auch. Andererseits sind meine Erfahrungen letztendlich durchweg positiv: Wenn die Leute dann im Gespräch begriffen haben, dass du normal denken kannst, weil die Großhirnrinde nicht betroffen ist, dann sehen sie auch über eine starre Mimik und komische Körperhaltung hinweg und

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Werner Waldmann: Wie kommen Sie mit den Arzneimitteln klar? Matthias Holtmann: Ich schlucke für 2000 Euro im Monat Medikamente. Nebenwirkungen? Ich neige jetzt dazu, Gewicht zuzulegen, muss also auf mein Gewicht achten, Sport treiben und solche Geschichten. Ich esse gerne Schokolade, das muss ich mir jetzt verkneifen. Das ist schwer. Früher war ich ein guter Läufer. Ich bin Halbmarathon gelaufen. Das ist alles vorbei. Ich mache jetzt Krafttraining im Studio, wobei die Physiotherapeuten darauf achten, meine nach vorne gebeugte Haltung zugunsten einer aufrechten Haltung zu korrigieren. Außerdem mache ich Nordic Walking. Ich schwimme auf dem Rücken und betreibe Yoga. Matthias Leschke: Da haben Sie aber einen hohen Anspruch an sich selbst, wenn Sie doch früher Halbmarathon gelaufen sind. Und jetzt sehen Sie, dass Sie körperlich doch ziemlich eingeschränkt sind. Wie geht man damit um? Ich finde, es erfordert enorm viel Zivilcourage, mit so etwas an die Öffentlichkeit zu gehen. Matthias Holtmann: Ich weiß, die meisten Betroffenen verkriechen sich. Dass ich an die Öffentlichkeit ging, war keine ganz freiwillige Entscheidung: Ich konnte gar nicht anders. Schließlich bin ich seit 35 Jahren eine Person des öffentlichen Lebens. Das sage ich ohne Überheblichkeit. Ich stehe in der Öffentlichkeit durch die Presse, durch Veranstaltungen, durch Radio und Fernsehen, jetzt auch durch das Buch. Das ist fast so etwas wie eine Flucht nach vorn, dass ich mir sage: Dann kann ich auch

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Werner Waldmann: Lebensfreude trotz krankheitsbedingter Einschränkungen – wie kriegen Sie das hin? Matthias Holtmann: Ich lebe gerne und ich sterbe ungern. Ich bin Testfahrer für Porsche. Ich fahre auf dem Nürburgring auf Porsche GT2 RS, also ein Spitzenmodell mit 650 PS. Das Kognitive, das Reaktionsvermögen, das Gleichgewicht – das Einschätzen, wann ich in welcher Kurve abbremsen muss –, all das hat nicht gelitten. Ich habe den Eindruck, das ist sogar noch schärfer geworden. Blöd ist nur, dass ich nicht mehr gut Klavier spielen kann, denn dabei kommt es auf die Feinmotorik an. Ich kann Akkorde greifen oder mich bei bestimmten Stücken selbst begleiten, aber eine Mozartsonate oder eine dreistimmige Bach-Invention könnte ich nicht mehr spielen. Matthias Leschke: Wenn Sie im Studio sind, vergessen Sie da Ihre körperlichen Einschränkungen? Matthias Holtmann: Im Studio vergesse ich meine Einschränkungen total. Da bin ich so voller Adrenalin, dass ich mich nur noch auf das Mikrofon konzentriere und auf meine Hörer, die ich mir in Gedanken vorstelle. Ich habe ein bestimmtes Bild von meinen Hörern. Ich spreche immer eine Gruppe an und könnte die einzelnen Gruppenmitglieder auch beschreiben. Ich sehe die Gruppen altersmäßig unterschiedlich vor mir: ganz junge Leute, mittelalterliche und meine Altersgruppe –

Frauen und Männer, paritätisch, etwas gebildeter, etwas interessierter an Literatur, die Leistungsorientierten, also Leute, die vernünftige Ansichten über Politik haben und auch informiert sind. Im Gegensatz zu den Erlebnisorientierten, die am Ballermann die Miss Wet-T-Shirt wählen und die längste Currywurst der Welt essen. Das führt dazu, dass man intellektuell etwas aufwendigere Dinge tut, die aber auch von den „etwas schlichteren Leuten“ nachvollzogen werden können. Solange man sich an etwas klügere Menschen wendet, zieht man die Anderen mit. Werner Waldmann: In der Öffentlichkeit diskutiert man ständig, dass unser Gesundheitssystem zu teuer sei. Man attackiert die Pharmaindustrie, die Kliniken, die Ärzte. Es soll alles billiger werden. Doch eigentlich ist die Gesundheit unser höchstes Gut. Das merkt man spätestens dann, wenn man selber unter gesundheitlichen Problemen leidet. Sollte die Politik da nicht großzügiger sein und manch andere Ausgaben kritischer unter die Lupe nehmen? Zum Beispiel die Rettung der Banken? Matthias Holtmann: Mein Großvater war praktischer Arzt und Geburtshelfer in Kamen (Westfalen). Er war Knappschaftsarzt und hat pro Tag 150 Patienten „abgefertigt“. Ich bin selbst mitgefahren und habe Leute mit Steinstaublungen zusammengesunken im Sessel gesehen, dem Tode entgegenkeuchend. Früher war der Arzt eine Respektperson, die beliebt war in der Bevölkerung, mit der man gerne redete, zu der man gerne ging. Heute glauben die Leute, der Arzt sei so was wie ein Klempner, der innerhalb einer bestimmten vorgegebenen Zeit Achsen austauscht; und sie glauben, sie haben einen Anspruch auf Unversehrtheit. Sie sind nicht mehr in der Lage, Schicksalsschläge hinzunehmen, sondern meinen, wenn sie zum Arzt gehen, hätte der die verdammte Pflicht und Schuldigkeit, sie

plastisch-ästhetische Chirurgin

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an die Öffentlichkeit gehen, denn da haben vielleicht andere Menschen noch etwas davon. Und das bestätigt sich täglich: durch Anrufe, durch Mails. Die Leute sagen, dass sie das super finden, dass ihnen das Hoffnung macht. Wenn man sich verkriecht, wird alles nur noch schlimmer. Man wird zum Einsiedler oder fast zum Autisten, wenn man sich nur noch zu Hause auf seinem Badewannenund Treppenlift zwischen Fernseher und Toilette hin und her bewegt.

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gefälligst gesund zu machen. Und wenn er das nicht kann, ist er halt ein schlechter Arzt; das denken viele. Dieses ständige despektierliche Niedermachen der Ärzteschaft durch bestimmte politische Gruppen und durch die Krankenkassen, dem müssen wir entgegenwirken. Das ist meine Meinung. Matthias Leschke: Das Diktat der Ökonomie in der Medizin hat in den vergangenen 20 Jahren vieles zum Negativen hin verändert. Matthias Holtmann: Ja, sicher. Es ist heute doch klar, dass man jemandem mit 90 erklärt: Wozu brauchen Sie denn noch eine neue Hüfte? Matthias Leschke: In England kriegt man mit über 80 überhaupt kein künstliches Hüftgelenk mehr eingesetzt. Matthias Holtmann: Na ja, uns geht’s ja noch gut. Ich habe Amerika-Erfahrungen: Ich habe drei Jahre

lang in Los Angeles gearbeitet und dort in einer Rockband gespielt. Ein Freund von mir ist in den USA mit dem Motorrad verunglückt – nicht lebensgefährlich, aber schwer. Das erste, was die Krankenschwester im Emergency Room gefragt hat, nachdem sie den Helm von seinem blutenden Kopf ‘runtergenommen hatte, war nicht: „Haben Sie Schmerzen?“, sondern „Cash or credit card?“ Da geht’s uns hier noch gut. Hier lässt man keinen vor der Haustür krepieren, weil er nicht zahlen kann. Werner Waldmann: Was war Ihnen vor Ihrer Erkrankung Gesundheit wert, und was bedeutet sie Ihnen heute? Matthias Holtmann: Ich war meiner Gesundheit gegenüber früher gleichgültig. Ich habe zwar immer schon Sport getrieben, aber nur, weil es mir Spaß machte, und nicht aus dem Gedanken heraus, jetzt etwas für meine Gesundheit zu tun. Ich bin ein Lebemensch. Ich bin kein Asket. Meine Ge-

Schmerzen bei Parkinson 80 % aller Patienten, die an Parkinson erkrankt sind, leiden unter Schmerzen, die oft schon im Frühstadium der Erkrankung (manchmal sogar als erstes Symptom) auftreten. Diese Schmerzen, die sehr quälend sein können, müssen im Rahmen einer Parkinson-Therapie unbedingt mitbehandelt werden. ie Schmerzen können in allen Körperregionen – beispielsweise in Gelenken, Schulter, Nacken oder dem unteren Rückenbereich – auftreten und werden von den Patienten oft als dumpf, ziehend oder krampfartig beschrieben. Das Problem einer Schmerztherapie bei Parkinson liegt darin, dass viele Arzneimittelsubstanzen die Symptome der Krankheit verschlechtern. Daher sind Opioide wegen ihres günstigen Risiko- und Nebenwirkungsprofils bei Parkinson-Patienten die Schmerzmittel der ersten Wahl. Eine unangenehme Nebenwirkung von Opioiden besteht allerdings darin, dass die Patienten zu Beginn der Therapie häufig unter Übelkeit leiden. Außerdem verursachen Opioide Verstopfung, die in der Regel leider dauerhaft anhält, solange der Patient das Mittel einnimmt, wenn keine Maßnahmen dagegen ergriffen werden. Gegen beides – Übelkeit und Verstopfung – muss der Arzt dem Patienten

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Dr. med. Gerhard H. H. Müller-Schwefe ist Präsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin. Schmerz- und Palliativ-Zentrum Göppingen Dr. med. Gerhard H. H. MüllerSchwefe Schillerplatz 8/1 73033 Göppingen Tel.: 07161 9764-5 Fax: 07161 9764-97 E-Mail: info@mueller-schwefe.de www.muellerschwefe.de

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also Medikamente verschreiben. Ein sehr oft gegen Übelkeit verordnetes Arzneimittel (Metoclopramid) ist für Parkinson-Patienten nicht geeignet, da es die Erhöhung des Muskeltonus (Spastik) und die Muskelstarre (Rigidität) verschlimmert. Daher dürfen Menschen, die an Parkinson leiden, gegen Übelkeit nur Domperidon (z. B. Motilium®) oder Dimenhydrinat (z. B. Vomex®) einnehmen. In der Regel ist das Mittel gegen Übelkeit aber nur zu Beginn der Opioid-Therapie erforderlich, da diese Nebenwirkung wieder abklingt, sobald sich der Patient an das Medikament gewöhnt hat.

Targin® – zwei Fliegen mit einer Klappe Nicht so die Verstopfung: Sie wird für alle Patienten, die stärker wirksame Opioide einnehmen, unweigerlich zum Lebensbegleiter und kann – oft verbunden mit Bauchkrämpfen und Blähungen – so unangenehm sein, dass viele ihre Opioid-Therapie ab-

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sundheit war mir immer viel wert, aber nur aus praktischen Erwägungen heraus: denn wenn ich nicht gesund bin, läuft nichts anderes mehr. Mein Vater hat immer gesagt: Wer gesund lebt, stirbt auch – aber er stirbt gesund. Das ist jetzt eine flapsige Bemerkung, natürlich soll man auf seine Gesundheit achten, das ist schon klar. Aber da hat sich ja vieles getan: die Fitnessbewegung, die Leute werden älter, und es gibt immer mehr Alte, die bis 80, 90 oder sogar 100 noch gut drauf sind. Als ich sechs oder sieben Jahre alt war, war jemand mit 50 Jahren für mich schon ein Alter; heute sind ältere und lebenserfahrenere Menschen noch in der Lage, Reisen zu machen, Geld zu verdienen. Sie sind die kaufkräftige Zielgruppe der Werbung geworden.

lichkeit, lass dich anstarren, starre zurück und frag’ im Notfall: „Was kucken Sie eigentlich so blöd?“ Lass dich an der Tankstelle, wenn du Geld einsortieren musst und nicht klarkommst, nicht von ungeduldigen Prolos unter Druck setzen, sondern sag’ der Tankstellenfrau einfach: „Können Sie das für mich bitte mal einsortieren?“ oder „Können Sie sich das Kleingeld mal rausholen?“ Das macht die, und die meisten Menschen freuen sich sogar noch darüber, weil sie ein Helfersyndrom haben. Das kann man aktivieren, besonders bei Frauen. Geh’ in die Öffentlichkeit und freu dich deines Lebens.

Werner Waldmann: Haben Sie eine persönliche Message für andere Menschen, die an einer Behinderung leiden? An Parkinson oder irgendetwas anderem? Matthias Holtmann: Ganz einfach: Nimm deine Beschwerden nicht so wichtig. Lass dich von deinem Dämon nicht beherrschen. Sag deinem Dämon, wo’s langgeht. Geh’ in die Öffent-

Matthias Holtmann: Holtmanns Erzählungen Mit einer CD Klöpfer & Meyer, Tübingen, 2014 ISBN 978-3-86351-065-7, Euro 25,00

leider oft vernachlässigt Dr. med. Gerhard H. H. Müller-Schwefe brechen. Daher sollte der Arzt dem Patienten als Begleittherapie zu den Opioiden von vornherein Abführmittel wie beispielsweise Macrogol oder Natriumpicosulfat verschreiben. Seit einiger Zeit gibt es übrigens ein Opioid zur Behandlung starker chronischer Schmerzen, bei dem das Risiko einer opioidbedingten Verstopfung deutlich geringer ist: Targin® ist eine Fixkombination aus retardiertem Oxycodon (einem stark wirksamen Opioid) und Naloxon, einem „Gegenspieler“ des Opioids, der die unangenehmen Nebenwirkungen im Darm verhindert, ohne die schmerzlindernde Wirkung des Opioids zu beeinträchtigen. Patienten, die Targin® einnehmen, leiden häufig nicht unter der sonst bei Opioiden so häufigen Verstopfung und müssen daher keine Abführmittel einnehmen.

Was kann man sonst noch tun? Da viele Schmerzmittel für Parkinson-Patienten nicht geeignet sind, spielen nicht-medikamentöse schmerzlindernde Maßnahmen bei ihnen eine besonders wichtige Rolle. Wärme-Kälte-Anwendungen wirken sich sehr positiv aus, ebenso die Reizstromtherapie mit einem TENS-Gerät, die der Patient eigenständig zu Hause durchführen kann. Dabei werden über aufgelegte Hautelektroden mit schwachen Strömen Nerven,

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Akupunkturpunkte oder Muskeln stimuliert, um im Rückenmark schmerzhemmende Fasern zu aktivieren. Auch schmerzdistanzierende Verfahren, sogenannte „Fakirtechniken“, sind für Parkinson-Patienten zur Schmerzlinderung sehr zu empfehlen. Dabei lernt der Patient, dass der Schmerz zwar noch da ist, aber nicht mehr so eine bedeutsame Rolle spielt – so wie der Fakir sich aufs Nagelbrett legt und dabei den durch die spitzen Nägel verursachten Schmerzreiz ausblenden kann. Bei diesen autosuggestiven Verfahren beeinflussen die Patienten ihre Schmerzkontrolle über bestimmte Vorstellungen, z. B. mithilfe von Meditation. Schmerzdistanzierende Verfahren sind ein wichtiges Element der psychologischen Schmerztherapie; der Patient kann sie unter Anleitung in Praxen oder Kliniken erlernen, die auf die Behandlung von Schmerzen spezialisiert sind.

Adressen von schmerztherapeutisch qualifizierten Ärzten, Physiotherapeuten und Apotheken finden Sie auf der Webseite der Deutschen Schmerzliga unter www.schmerzliga.de oder beim Schmerztelefon 06171 2860-53 (Mo–Fr 9.00–12.00 Uhr).

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Gib Osteoporose keine Chance! Vorbeugung und Behandlung des gefürchteten Knochenschwunds iele Menschen erkranken im Alter an Osteoporose. Bei dieser Stoffwechselerkrankung werden die Knochen zunehmend instabil und porös, sodass sie schon bei der geringsten Erschütterung brechen. Schuld daran ist eine Veränderung des Knochenstoffwechsels. Unsere Knochen enthalten zwei verschiedene Zelltypen: Die Osteoblasten sind hauptsächlich für den Knochenaufbau verantwortlich, während die Osteoklasten für den Abbau zuständig sind. Auch diese Abbautätigkeit ist wichtig – unter anderem, um die Knochensubstanz ständig zu erneuern und Bruchstellen zu reparieren. Bei Kindern und Jugendlichen herrscht der Knochenaufbau vor. Etwa ab dem vierten Lebensjahrzehnt verschiebt sich jedoch das Gleichgewicht der Aktivität von Osteoblasten und Osteoklasten zugunsten des Abbaus. Auch das ist immer noch normal; von einer Osteoporose spricht man erst, wenn der Knochenstoffwechsel so sehr aus der Balance gerät, dass es zu einem starken Knochenabbau kommt. In Deutschland leiden schätzungsweise acht Millionen Menschen an Osteoporose; doch nur bei rund 50 % wurde diese Erkrankung überhaupt diagnostiziert, und von diesen Patienten werden auch nur rund 20 % medikamentös behandelt. Hochrechnungen zufolge wird sich dieses Problem in den kommenden Jahrzehnten noch weiter verschärfen, da unsere Bevölkerung immer älter wird. Aufklärung tut not, denn durch eine rechtzeitige Diagnostik und Therapie kann man eine Osteoporose gut in den Griff bekommen und Knochenbrüche, Schmerzen und Bewegungseinschränkungen im Alter vermeiden. Deshalb sollte jeder über diese Knochenstoffwechselerkrankung Bescheid wissen. Wie kann man einer Osteoporose vorbeugen, woran erkennt man sie, wie wird sie diagnostiziert und behandelt? Wir sprachen mit Professor Dr. med. Ulrich Liener, dem Ärztlichen Direktor der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Stuttgarter Marienhospital.

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Der Knochen ist ja lebendiges Gewebe und befindet sich in einem ständigen Auf- und Abbauprozess. In welchem Lebensalter verschiebt sich dieses Gleichgewicht so stark zugunsten des Abbaus, dass man osteoporosegefährdet ist? Prof. Liener: Ab dem 60. oder 70. Lebensjahr überwiegt – abhängig von der Hormonsituation – letztendlich der Abbau.

Erschreckende Zahlen • 21 % aller Frauen und 6 % aller Männer über 50 Jahren leiden an einer Osteoporose. • Jede dritte Frau und jeder fünfte Mann über 50 erleidet im weiteren Lebensverlauf einen osteoporotischen Knochenbruch. • Durch eine adäquate medikamentöse Behandlung könnte man allein in Deutschland pro Jahr bis zu 40 000 osteoporotische Knochenbrüche verhindern.

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Frauen sind eher osteoporosegefährdet als Männer. Warum? Prof. Liener: Das liegt an der hormonellen Umstellung nach den Wechseljahren. Das weibliche Geschlechtshormon Östrogen hemmt den Knochenabbau und schützt damit vor Osteoporose. Mit Beginn der Wechseljahre sinkt der Östrogenspiegel – das Osteoporose-Risiko steigt.

Wer hat (außer Frauen nach den Wechseljahren) denn noch ein besonders hohes Risiko, an Osteoporose zu erkranken? Prof. Liener: Der wichtigste Risikofaktor ist wohl die Einnahme von Kortison. Aber auch andere Medikamente – beispielsweise Chemotherapeutika, Antihormonpräparate zur Brustkrebstherapie, Protonenpumpenhemmer gegen Sodbrennen, manche Antidepressiva und Diabetesmedikamente können die Entstehung einer Osteoporose begünstigen. Auch Raucher und Menschen, die sich wenig bewegen, sind gefährdet. Ferner gibt es bestimmte Erkrankungen, die das Osteoporose-Risiko erhöhen: z.B. chronische Darmkrankheiten und entzündliche rheumatische Erkrankungen aller Art wie beispielsweise rheumatoide Arthritis oder Morbus Bechterew. Ein weiterer Risikofaktor ist Vitamin D-Mangel. Daran leiden aufgrund unserer modernen Lebensweise heutzutage allerdings die meisten Menschen: Denn wir halten uns kaum noch im Freien auf, und wenn, dann schützen wir uns durch Sonnenschirme, breitkrempige Sonnenhüte und Cremes mit hohem Lichtschutzfaktor vor den UV-

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So entsteht eine Osteoporose Der menschliche Knochen befindet sich in einem kontinuierlichen Umbauprozess: Osteoblasten bauen Knochengewebe auf, Osteoklasten bauen es ab. Die männlichen und weiblichen Geschlechtshormone (Testosteron, Östrogen) steuern diesen Prozess und begünstigen dabei den Knochenaufbau, haben also eine knochenschützende Wirkung. Deshalb hat man im Alter, wenn der Strom dieser Sexualhormone versiegt, ein erhöhtes Osteoporose-Risiko. Das gilt vor allem für Frauen nach den Wechseljahren.

NORMALZUSTAND

OSTEOPOROSE

Knochenoberfläche

Osteoklasten bauen Knochengewebe ab

Osteoblasten bauen Knochengewebe auf

Knochenumbau beendet

Der abgebaute Knochen ist vollständig ersetzt. gesunder Knochen

osteoporotischer Knochen

Strahlen der Sonne. Was im Hinblick auf das Hautkrebsrisiko ja auch durchaus sinnvoll ist – nur kann unser Körper auf diese Weise eben kein Vitamin D erzeugen. Ich habe in Zusammenarbeit mit dem Hohenheimer Institut für Ernährungsmedizin einmal eine Studie zu diesem Thema durchgeführt. Dabei untersuchten wir den Vitamin D-Spiegel bei Patienten, die wegen osteoporose-bedingter Knochenbrüche in unsere Klinik gekommen waren (bei denen gingen wir natürlich davon aus, dass sie unter Vitamin D-Mangel litten). Als Kontrollgruppe dienten Patienten, die bei uns einen Knie- oder Hüftgelenksersatz durchführen ließen und bei denen wir vermuteten, dass sie vom Skelett her gesund waren. Weit gefehlt: Unsere Patienten mit Knochenbrüchen wiesen tatsächlich alle einen starken Vitamin D-Mangel auf; aber auch die anderen hatten ausnahmslos zu wenig von dem Vitamin im Blut. Man muss also davon ausgehen, dass zumindest Menschen, die in Stadtgebieten leben, mit Vitamin D unterversorgt sind, weil sie sich zu wenig im Freien bewegen. Immerhin muss man, um eine ausreichende körpereigene Vitamin D-Produktion zu erreichen, seinen Körper 45 Minuten lang bei ungeschützter Haut der Sonne aussetzen – und wer macht das schon?

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Bei Osteoporose wird der abgebaute Knochen nicht wieder vollständig ersetzt.

Zumindest in den Wintermonaten dürfte das tatsächlich etwas schwierig werden. Was kann man denn gegen Vitamin D-Mangel tun? Prof. Liener: Man kann problemlos und ohne Angst vor Nebenwirkungen Vitamin D-Präparate einnehmen. Dieses Vitamin ist nämlich nicht nur gesund für die Knochen, sondern hat noch andere positive Nebenwirkungen: Es verbessert z. B. die Muskelkoordination, schützt also vor Stürzen – was gerade im Alter wichtig ist. Außerdem stärkt es das Immunsystem. Man sollte 1000–1500 Einheiten Vitamin D pro Tag zur Osteoporose-Prophylaxe einnehmen – so lautet auch die offizielle Empfehlung. Außerdem sollte man sich kalziumreich ernähren, also regelmäßig Milchprodukte zu sich nehmen. Zur Osteoporose-Prophylaxe soll man 1000 mg Kalzium pro Tag zu sich nehmen. Wer tagsüber viel Mineralwasser trinkt und abends noch ein Käsebrot isst, hat seinen Kalziumbedarf schon gedeckt. Das ist wichtig, denn Kalzium sollte möglichst nicht in Tablettenform zugeführt werden. Warum nicht? Ist es als Tablette nicht wirksam? Prof. Liener: Doch. Aber die Einnahme von Kalziumtabletten erhöht – das weiß man aus aktuellen Untersuchungen – die

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Vitamin D – das Gesundheitshormon Eigentlich ist Vitamin D gar kein Vitamin, sondern ein Hormon, weil unser Körper es selbst bilden kann, und zwar aus dem Cholesterin in der Haut. Allerdings funktioniert das nur unter Einwirkung von Sonnenlicht. Über 90 % unseres Vitamin D-Bedarfs deckt der Körper auf diese Weise selbst – freilich nur dann, wenn wir uns regelmäßig in ausreichendem Maße der Sonneneinstrahlung aussetzen. Da dies heutzutage bei vielen Menschen nicht mehr der Fall ist, empfiehlt sich die Einnahme von Vitamin D-Tabletten, um einer Osteoporose vorzubeugen. Denn über die Nahrung ist eine Deckung des Bedarfs kaum möglich, da Vitamin D nur in fettreichen Meeresfischen enthalten ist, die man zu diesem Zweck täglich in größeren Mengen zu sich nehmen müsste. Für die Knochengesundheit ist das Vitamin deshalb so wichtig, weil es die Kalziumaufnahme aus dem Darm ins Blut unterstützt – Kalzium ohne Vitamin D nützt also nichts.

Häufigkeit von Herz-Kreislauf-Komplikationen wie beispielsweise Herzinfarkt und Schlaganfall. Vor allem für Patienten, die sowieso schon Herz-Kreislauf-Probleme haben, ist die Einnahme solcher Nahrungsergänzungsmittel riskant. Was kann man sonst noch tun, um einer Osteoporose vorzubeugen? Prof. Liener: Man sollte nicht zu viel Kaffee trinken, denn Kaffee ist ein Kalziumräuber. Außerdem sollte man sich regelmäßig bewegen und auch nicht rauchen. Rauchen ist ein starker Risikofaktor für die Osteoporose. Wie macht eine Osteoporose sich bemerkbar? Prof. Liener: Das ist ja gerade das Problem: In den meisten Fällen merkt man erst dann etwas davon, wenn es zu einem Knochenbruch kommt. Und dann ist es höchste Zeit, mit der Therapie zu beginnen, denn wenn ein Patient bereits eine osteoporotische Fraktur erlitten hat, ist die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Bruchs deutlich höher. Was für Früherkennungsmöglichkeiten gibt es? Prof. Liener: Die beste Messmethode ist die Knochendichtemessung, bei der die Dichte des Knochens entweder an der Lendenwirbelsäule oder am hüftnahen Oberschenkel gemessen wird. Dieser Wert wird dann mit der Knochendichte gesunder Erwachsener verglichen. Wenn er einen gewissen altersabhängigen Schwellenwert unterschreitet, muss man mit einer Therapie beginnen.

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Sorgen Sie für eine positive Knochenbilanz – mit viel Kalzium! Kalzium ist ein wichtiger Baustein für Knochen und Zähne. Bei zu geringer Kalziumzufuhr baut der Körper Knochengewebe ab, um den Kalziumbedarf der Zellen zu decken. Daher müssen Sie diesen Mineralstoff unbedingt regelmäßig in ausreichender Menge mit der Nahrung aufnehmen. Rund 1000 mg Kalzium pro Tag sollten es schon sein; und das ist auch gar nicht so schwierig. Hier ein paar Beispiele kalziumreicher Lebensmittel und Getränke: Milch und Milchprodukte (Käse, Kefir, Joghurt, Buttermilch, Speisequark), Grünkohl, Lauch, Brokkoli, Fenchel, Sojaprodukte (z. B. Tofu), getrocknete Feigen, Nüsse, Sesamsamen, kalziumreiche Mineralwässer (mind. 150 mg/l) WICHTIG: • Aus Milch und Milchprodukten kann unser Körper das Kalzium am besten aufnehmen. • Falls Sie auf Ihre schlanke Linie achten müssen: Mit fettarmen Milchprodukten können Sie Ihren Kalziumbedarf ebenso gut decken. • Wässern und kochen Sie Gemüse nicht zu lange – dadurch sinkt der Kalziumgehalt! • Phosphathaltige Lebensmittel und Getränke (z. B. Wurst, Schmelzkäse, Cola) und oxalsäurehaltige Nahrungsmittel wie Spinat, Rhabarber, rote Bete, Kakao und Schokolade sind „Kalziumräuber“, denn sie hemmen die Kalziumaufnahme im Darm. • In der Schwangerschaft und Stillzeit ist der Kalziumbedarf erhöht.

Ab welchem Alter sollte man eine Knochendichtemessung durchführen lassen? Prof. Liener: Wenn man keine Risikofaktoren hat, genügt eine erste Messung ab dem 70. Lebensjahr. Aber die gesetzlichen Krankenkassen bezahlen die Messung erst dann, wenn es bereits zu einem Knochenbruch gekommen ist. Halten Sie das für vernünftig? Prof. Liener: Nein, absolut nicht, wenn man bedenkt, dass wir in Deutschland 700 000 osteoporotische Frakturen pro Jahr haben und welch hohe Kosten die Behandlung dieser Patienten verursacht.

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Andererseits ist so eine Knochendichtemessung sehr preisgünstig. Die kann sich ein Patient, der um seine Knochengesundheit besorgt ist, auch einmal aus eigener Tasche gönnen. Das empfiehlt sich vor allem für Risikopersonen und Menschen, in deren Familie Osteoporose gehäuft vorgekommen ist. Denn es gibt auch eine genetische Veranlagung für Osteoporose: „Gute Gene“ schützen bis zu einem gewissen Grad vor Knochenschwund im Alter. Wann ist eine Knochendichtemessung sinnvoll? Prof. Liener: Es gibt gewisse Richtlinien, ab wann eine solche Messung nicht mehr erforderlich ist: z. B. bei Brüchen des hüftnahen Oberschenkels (denn die bekommt man nur, wenn man an Knochenschwund leidet – ein solcher Bruch ist also praktisch der Beweis für eine Osteoporose) und an der Wirbelsäule. In solchen Fällen kann man sofort mit einer Osteoporose-Behandlung beginnen. Aber bei anderen Brüchen – z. B. am Ober- oder Unterarm oder am Handgelenk – führen wir routinemäßig Knochendichtemessungen durch. Welche Folgen hat eine unbehandelte Osteoporose? Prof. Liener: Dadurch kommt es zu den beschriebenen Knochenbrüchen, wobei der Wirbelkörperbruch die häufigste Fraktur ist. An zweiter Stelle kommt der hüftgelenksnahe Oberschenkelbruch. Diese Brüche haben einen hohen Krankheitswert: Sie sind sehr schmerzhaft, und bei der Behandlung und anschließenden längeren Bettlägerigkeit kommt es nicht selten zu gefährlichen Komplikationen wie Thrombose oder Lungenentzündung. Viele ältere Menschen erholen sich von so einer Fraktur niemals völlig, sondern bleiben pflegebedürftig. Deutschland bildet in der medikamentösen Versorgung von Osteoporose-Patienten in Europa das Schlusslicht. In anderen europäischen Ländern wie Frankreich, Spanien und Italien ist die Osteoporose-Therapierate viel höher als bei uns. Deshalb haben wir in Deutschland europaweit die höchste Anzahl an osteoporotischen Frakturen. Wie kommt es zu dieser Unterversorgung? Prof. Liener: Die Therapierate der Osteoporose in Deutschland liegt bei unter 20 %. Das liegt daran, dass das Thema in den Köpfen der Bevölkerung – sowohl der Patienten als auch der Ärzte – eben ein-

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Durch Sport können Sie vorbeugen Neben einer gesunden Ernährung mit viel Kalzium ist Sport das Beste, was Sie für Ihre Knochen tun können. Denn die körperliche Belastung führt zu leichten Bewegungen in den schwammartigen Knochenbälkchen im Inneren des Knochens, und dadurch wird der Knochenaufbau angeregt. Gerade deshalb ist sportliche Aktivität schon in der Jugend wichtig: Denn je mehr Knochenmasse in dieser Lebensphase aufgebaut wird, umso länger kann man später davon „zehren“ und umso geringer ist das Osteoporose-Risiko. Aber auch in vorgerücktem Alter ist es nie zu spät, mit sportlicher Aktivität zu beginnen – am besten in freier Natur, weil durch die Sonneneinstrahlung gleichzeitig die Bildung von Vitamin D gefördert wird! Auch für Menschen, die bereits an Osteoporose erkrankt sind, ist Sport sehr wichtig. Allerdings sollten sie eine „ungefährliche“ Sportart betreiben, bei der kein erhöhtes Sturz- und Knochenbruchrisiko besteht. Wettkampfsport wie Fußball oder Tennis, aber auch Risikosportarten wie beispielsweise Kampfsport sollte man vermeiden! Besser eignen sich Radfahren, Schwimmen, Golf, Spazierengehen, Skilanglauf oder Nordic Walking. Falls Ihre Gelenke es erlauben, ist auch Joggen ein gutes „Knochentraining“. Krafttraining ist ebenfalls gesund für die Knochen, denn es erhöht den Muskeltonus und sorgt für den Aufbau von Muskelmasse; und sobald die Muskeln kräftiger werden, gibt unser Gehirn den Osteoblasten das Signal zum Knochenaufbau. Dazu muss man nicht unbedingt ins Fitnessstudio gehen; Hanteltraining, muskelintensive Gymnastik und Übungen mit dem Theraband, die man auch zu Hause ausführen kann, genügen bereits, um den Muskelaufbau zu fördern. Am besten, Sie sprechen mit Ihrem Hausarzt darüber, welche Sportart für Sie am besten geeignet ist. Denn er ist über Ihren gesundheitlichen Gesamtzustand (auch über etwaige Gelenkprobleme und Herz-Kreislauf-Erkrankungen) im Bilde und weiß daher am besten, wie sehr Sie sich beim Sport belasten dürfen.

fach noch nicht so angekommen ist wie in anderen Ländern. Und die wichtigsten Osteoporose-Medikamente – die Bisphosphonate – sind eben leider auch nicht besonders angenehm einzunehmen. Von den 20 % der Patienten, bei denen die Osteoporose überhaupt behandelt wird, nehmen über 50 % ihre Medikamente bereits ein Jahr später nicht mehr ein. Dieses Problem kann man als Arzt umgehen, indem man dem Patienten eine Jahresinfusion verabreicht – für das Medikament in dieser Form gibt es gute Daten in der Literatur, und aufs Jahr umgerechnet ist so eine Infusion auch nicht wesentlich teurer als die Wochentablette. Und dann sind es auch gar nicht mehr so viele Tabletten, die der Patient wegen seiner Osteoporose einneh-

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Vorsicht Wirbelkörperbruch! Das häufigste Erstsymptom einer Osteoporose sind Knochenbrüche. An der Wirbelsäule treten die Brüche teilweise sogar spontan auf und werden von den Patienten nicht immer bemerkt; der Schmerz durch den gebrochenen Wirbelkörper wird auf altersbedingte Rückenprobleme geschoben. So geht wertvolle Zeit für eine Therapie verloren. Wenn Sie noch nie unter Rückenbeschwerden gelitten haben und plötzlich Rückenschmerzen bekommen, sollten Sie daher zum Arzt gehen, um eine behandlungsbedürftige Ursache des Schmerzes auszuschließen. Das gilt natürlich vor allem dann, wenn Sie schon etwas älter sind oder Risikofaktoren für eine Osteoporose mitbringen. Unbehandelt führt die Osteoporose durch die Wirbelkörperbrüche und die daraus resultierenden Verformungen der Wirbelkörper mit der Zeit zur Ausbildung eines Rundrückens, den man umgangssprachlich als „Witwenbuckel“ bezeichnet, weil vor allem Frauen nach den Wechseljahren davon betroffen sind. Dabei wölbt sich der Bauch aufgrund der verkrümmten Wirbelsäule nach vorne („Osteoporosebauch“).

men muss: Er bekommt dann nur noch eine Bisphosphonat-Infusion pro Jahr und seine Vitamin D-Tabletten. Neben den Bisphosphonaten gibt es weitere hoch wirksame Medikamente, die ebenfalls in Spritzenform verabreicht werden. Mit einer konsequenten und fachgerechten Behandlung der Osteoporose könnte man auf lange Sicht viel Geld sparen – denn die enormen Kosten für die Behandlung osteoporotischer Oberschenkelhals- und Wirbelkörperfrakturen würden dann wegfallen. Das müsste doch den Krankenkassen klar sein, und sie müssten sich für eine bessere Versorgung von Os-teoporose-Patienten stark machen … Prof. Liener: Da sind wir als Mediziner gefragt: Wir müssen auf die Kostenträger zugehen, sie über diese Erkrankung aufklären und ihnen klarmachen, was passiert, wenn sie nicht behandelt wird. Wir haben hier am Marienhospital beispielsweise ein Zentrum für Alterstraumatologie, in dem wir ganz gezielt auf die Bedürfnisse älterer Patienten mit Verletzungen eingehen. Dabei ist ein interdisziplinärer Behandlungsansatz gefordert. Das sage ich auch meinen Mitarbeitern immer wieder: Die Situation

Prof. Dr. med. Ulrich Liener Ärztlicher Direktor Marienhospital Stuttgart Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie Böheimstr. 37, 70199 Stuttgart Sekretariat: Tel.: 0711 6489-2203 Fax: 0711 6489-2227 E-Mail: unfallchirurgie@vinzenz.de

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40 Jahre

60 Jahre

70 Jahre

dieser Patienten ist sehr komplex, und dieser Komplexität muss man Rechnung tragen. Man kann nicht einfach sagen: „Knochen gebrochen – da mach’ ich einen Nagel rein“, und damit ist die Sache für mich erledigt. Nein: „Knochenbruch – Nagel rein“ ist erst der Anfang der Behandlung. Wenn die Patienten dann stationär bei uns in der Klinik sind, muss man sich auch mit ihren Begleiterkrankungen auseinandersetzen: Niereninsuffizienz, Herz-Kreislauf-Probleme, Ausgleich von Ernährungsdefiziten … Etliche unserer Patienten sind mangelernährt, und viele nehmen gerinnungshemmende Medikamente wie Marcumar ein. Auch das muss man als Arzt managen. Als Orthopäde und Unfallchirurg ist da die Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen essenziell. Wir arbeiten sehr eng mit speziellen Altersmedizinern zusammen, diese sind auf die komplexe Situation der Patienten spezialisiert. Die Behandlung wird dann gemeinsam durchgeführt. Und dann müssen die Patienten in Zusammenarbeit mit unserem sozialen Dienst wieder in ihr häusliches und soziale Umfeld reintegriert werden – das heißt, nach der OP beginnt der Großteil der Therapie erst. Dieser Herausforderung muss man sich als Unfallchirurg und Orthopäde stellen. Wie sollte ein Patient nach einem osteoporotischen Knochenbruch altersgerecht behandelt werden? Prof. Liener: Man darf sich nicht darauf beschränken, die osteoporotische Fraktur zu behandeln, sondern der Patient braucht eine umfassende Nachsorge. Deshalb habe ich vor, in meinem Zentrum für Alterstraumatologie einen Fracture Liaison Service einzurichten. Solche Spezialambulanzen, bei denen die Osteoporose der Patienten nach einem Bruch weiterbehandelt wird, sind in angelsächsischen Ländern schon weit verbreitet.

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Apothekenkolumne

Allergien durch Insektenstiche Jeder Insektenstich – nicht nur von Bienen, Wespen, Hummeln und Hornissen, sondern auch von Mücken, Bremsen oder Ameisen – führt zu einer örtlichen Hautreaktion. Die Einstichstelle rötet sich und beginnt zu jucken, zu brennen oder zu schmerzen. Die Hautreaktion nach einem Insektenstich verschwindet in der Regel rasch. Die Hautstelle ist dabei etwas gerötet und juckt. Wird ihr Durchmesser größer als 10 cm und halten die Symptome länger als 24 Stunden an, besteht der Verdacht auf eine direkte allergische Reaktion. So eine allergische Reaktion kann manchmal sehr dramatische Ausmaße annehmen. Schon der Stich einer einzigen Biene oder Wespe kann das Immunsystem im Falle weiterer Stiche auf eine allergische Reaktion programmieren. Außer einer harmlosen Reizung der Haut muss der Betreffende von dieser Sensibilisierung nichts bemerken. Bei einem erneuten Stich reagiert der Körper allerdings sofort. Das Insektengift gelangt durch den Blutkreislauf in den Körper. Hat der Patient dagegen bereits Antikörper im Blut, so kommt eine Immunreaktion in Gang und die Mastzellen schütten His-

tamin aus. Die Folgen: Es kommt zu typischen allergischen Reaktionen – zuerst natürlich auf der Haut, die sich rötet, Quaddeln bildet und furchtbar zu jucken beginnt. Wenn es sich um mehrere Stiche handelt oder wenn das Insekt das Gift in eine besonders sensible Schleimhautregion abgegeben hat, z. B. im Bereich der oberen Luftwege, also an Hals, Lippe oder Rachen, erhöht sich das Risiko für eine schwere allergische Reaktion: Dadurch können beispielsweise die Schleimhäute im Bereich der Luftwege anschwellen, so dass Erstickungsgefahr besteht. Bei einer schweren Insektengiftallergie wirken die Allergene im ganzen Körper. In diesem Fall kann der gefürchtete anaphylaktische Schock eintreten, der durch Erweiterung der großen Blutgefäße den Blutdruck plötzlich absinken und damit den Kreislauf zusammenbrechen lässt. Ohne ärztliche Hilfe kann dieser Zustand zum Tod führen. Stephan Mache Stadt Apotheke MACHE Ruit e. K. Kirchheimer Str. 27; 73760 Ostfildern Tel.: 0711 413266; Fax: 0711 446488 E-Mail: stadt@apotheke-mache.de www.apotheke-mache.de

Homecare Pneumologie Neonatologie Anästhesie Intensivbeatmung Schlafdiagnostik SERVICE Patientenbetreuung

Wir machen Dinge wieder selbstverständlich. Als Familienunternhemen Made in Germany gehören wir heute zu den führenden Unternehmen in der lebenserhaltenden Medizintechnik und verstehen es als unsere Aufgabe Selbstverständliches wieder selbstverständlich zu machen. Ob im Service oder in der Homecare. Ob in der Schlafdiagnostik oder in der Anästhesie. Ob National oder Multinational. Heinen + Löwenstein | Arzbacher Straße 80 | D-56130 Bad Ems | Telefon: 0 26 03/96 00-0 | Fax: 0 26 03/96 00-50 | Internet: hul.de


Revolution in der Krebstherapie:

Das erste CyberKnife®-Zentrum in Baden-Württemberg

Marion Zerbst und Werner Waldmann

Die Tumortherapie hat sich in den letzten 20 Jahren rapide weiterentwickelt. Viele Krebserkrankungen, die früher ein Todesurteil für den Patienten bedeuteten, können heute schon geheilt werden. Nicht nur die medikamentöse Krebstherapie macht ständig Fortschritte; auch die Technik bietet immer wieder neue, bessere, patientenschonendere Möglichkeiten. Vor allem die Radiochirurgie steht in dieser Hinsicht an vorderster Front. 20

ie Radiochirurgie ist eine technisch sehr aufwändige, besondere Form der Strahlentherapie. Während die herkömmliche Radiotherapie mit kleinen Einzelstrahlendosen arbeitet (was eine längere Behandlungsdauer mit vielen Therapiesitzungen erfordert), kann der Radiochirurg die Strahlen sehr präzise in den Körper einbringen, sodass eine hochdosierte Bestrahlung möglich wird.

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bedenklich. Da sich die Strahlen aber im Tumor kreuzen, entsteht genau dort die notwendige hohe Strahlendosis, um die Tumorzellen zu zerstören. Der Computer arbeitet dabei mit einer Genauigkeit, die im Sub-Millimeterbereich liegt. Auf diese Weise ist es in zirka 90 % der Fälle möglich, die Tumorzellen im Bestrahlungsgebiet endgültig abzutöten, ohne dabei gesundes Gewebe zu schädigen.

Welche Tumoren können mit dem CyberKnife® behandelt werden?

Der Patient liegt bequem auf dem Behandlungstisch, während der Tumor punktgenau bestrahlt wird.

Die neueste Errungenschaft auf diesem Gebiet ist das CyberKnife®, das erst seit einigen Jahren auf dem Markt ist und mit dem Patienten sich seit dem Sommer 2013 in der Klinik am Eichert in Göppingen behandeln lassen können. Dieses radiochirurgische „Messer“ entfernt Tumoren mit bisher noch nicht dagewesener Präzision. Es besteht aus einem Bestrahlungsgerät, das auf einen Roboterarm montiert wurde, und bewegt sich – von einer Software gesteuert – um den Patienten, ohne ihn dabei zu berühren. 

 Während der Patient bequem in Rückenlage auf dem Behandlungstisch liegt, werden einzelne Strahlen aus vielen verschiedenen Richtungen auf den Tumor gerichtet. Die noch ungebündelten einzelnen Strahlen sind für das gesunde Gewebe un-

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Das CyberKnife® kann sowohl bei gutartigen als auch bei bösartigen Tumoren eingesetzt werden. Die Einsatzmöglichkeiten sind sehr vielfältig, denn dank der Flexibilität des Roboterarms erreicht das CyberKnife® Tumore in jeder Körperregion. Gerade bei Tumoren, die aufgrund ihrer Position nicht operabel sind (oder wenn der Patient in einem so schlechten Zustand ist, dass eine Operation für ihn nicht in Frage kommt), kann das CyberKnife® Leben retten. Und selbst wenn eine Operation grundsätzlich möglich wäre, ist eine Behandlung mit dem CyberKnife® doch oft die schonendere Alternative. Die wichtigsten Einsatzgebiete sind Tumore in Kopf, Lunge oder Leber. Bei Hirnmetastasen zum Beispiel erspart das CyberKnife® dem Patienten oft eine Gehirnoperation. Aber auch gutartige Tumore im Kopf lassen sich mit dem CyberKnife® entfernen – beispielsweise das Akustikusneurinom, das vom Hörnerv ausgeht und mit der Zeit zu Beschwerden wie Hörminderung, Hörsturz, Tinnitus, Schwindel und Gangunsicherheit führt. „Man kann so ein Akustikusneurinom zwar auch operieren; aber die Radiochirurgie ist schonender“, sagt Professor Dr. med. Gerd Becker, Ärztlicher Direktor der Klinik für Radioonkologie und Praxis für Strahlentherapie in der Klinik am Eichert. „Man schafft es fast immer mit einer einzigen Behandlungssitzung.“ Eine ebenso wichtige Rolle spielt das CyberKnife® bei der Entfernung von Tumoren in atembewegten Organen: zum Beispiel, wenn der Patient einen Knoten in der Lunge, eine Metastase in der Leber oder einen Nierentumor hat. All diese Organe bewegen sich beim Ein- und Ausatmen, und da der Computer des CyberKnife® sich genau an diese Bewegungen anpasst, kann es solche Tumoren mit optimaler Präzision entfernen: „Das Gerät erkennt die Atembewegungen des Patienten und geht mit ihnen mit“, erklärt Professor Becker.

Prof. Dr. med. Gerd Becker, Ärztlicher Direktor, Chefarzt und niedergelassener Arzt, Fachbereich Radioonkologie/Strahlentherapie/Radiochirurgie Klinik am Eichert/ Radioonkologie/U7 Eichertstr. 3 73035 Göppingen Tel.: 07161 64-2205 E-Mail: becker@radiochirurgicum.de Schon seit 1985 beschäftigt sich Prof. Dr. Gerd Becker mit den modernen strahlentherapeutischen und radiochirurgischen Methoden. Er hat die Grundlagen der klinischen Anwendung der Radiochirurgie mitentwickelt und weltweite Behandlungsstrategien wesentlich mitgeprägt und beeinflusst.

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Die Indikationen im Überblick Die CyberKnife®-Behandlung eignet sich prinzipiell für alle Tumorerkrankungen, bei denen der Tumor oder Resttumor ein umschriebenes, nur lokal begrenztes Problem darstellt.

Gehirn Hirnmetastasen, Schädelbasistumore, Akustikusneurinome, Meningeome, arteriovenöse Malformationen (Angiome), Hypophysenadenome, Trigeminusneuralgie

Kopf und Hals Ausgewählte Fälle von Tumoren im Hals-Nasenund Ohrenbereich, insbesondere Rückfälle nach konventioneller Strahlentherapie, ausgewählte Tumore des Schädelknochens, Glomustumore, Metastasen

Lunge Bronchialkarzinome (Lungenkrebs), Lungenmetastasen

Leber Ausgewählte Formen von Leberzellkarzinomen (Leberkrebs), Lebermetastasen

Nieren Ausgewählte Fälle von Nierenzellkarzinomen und Metastasen in der Niere

Wirbelsäule und Spinalkanal Tumore und Metastasen an und in der Wirbelsäule, rückenmarksnahe Tumore

Prostata Prostatakrebs (derzeit in wissenschaftlicher Prüfung)

Knochen Ausgewählte Fälle von Knochenmetastasen

Interdisziplinäre Zusammenarbeit Oft wird das CyberKnife® aber auch ergänzend zu anderen Behandlungsmethoden eingesetzt – zum Beispiel, wenn ein Tumor durch eine Operation nicht komplett entfernt werden konnte. „Gemeinsam mit unseren Neurochirurgen diskutieren wir je nach Lage des Tumors und Allgemeinzustand des Patienten: Welches ist der richtige Weg? Manchmal verkleinert der Neurochirurg einen Hirntumor erst, und dann gehen wir mit dem CyberKnife® ‘ran“, sagt Professor Becker. Das Gleiche gilt für Knochenmetastasen in der Wirbelsäule, wie sie bei Brust- oder Prostatakrebs häufig auftreten. „Da prüfen wir zunächst einmal: Ist die Wirbelsäule noch sta-

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bil, oder muss sie chirurgisch stabilisiert werden? Als Nächstes bestrahlen wir den Patienten, um Tumorzellen im Rückenmark abzutöten. Rezidive, die nach so einer Bestrahlung auftreten, sind oft inoperabel; und die kann man dann auch nicht mehr bestrahlen, weil die Strahlentoleranzdosis des Rückenmarks bereits erschöpft ist. Dann kommt das CyberKnife® ins Spiel.“ Grundsätzlich eignet sich die CyberKnife®-Therapie für alle Tumorerkrankungen, die genau umschrieben und lokal begrenzt sind. „Bei vielen kleinen Metastasen ist oft eher eine medikamentöse Behandlung sinnvoll.“

Wie geht man bei der Behandlung vor? Zunächst einmal prüft das RadioChirurgicum-Team anhand der medizinischen Befunde, ob eine CyberKnife®-Behandlung bei der Erkrankung des Patienten sinnvoll und möglich ist. Wenn ja, wird er zu einem persönlichen Beratungsgespräch eingeladen. Auch hier zeigt sich wieder der Vorteil der interdisziplinären Vernetzung der Strahlentherapeuten mit anderen Ärzten, Abteilungen und Kliniken: „So können wir dem Patienten im Rahmen dieses Erstgesprächs alle in Frage kommenden Behandlungsmöglichkeiten ausführlich erläutern“, betont Professor Becker. „Wenn die Radiochirurgie die beste Option für ihn ist, werden ihm die Chancen und Risiken und auch der Ablauf der CyberKnife®-Behandlung ausführlich und verständlich erklärt.“ Natürlich muss eine so hochpräzise Strahlentherapie genau vorausgeplant werden. Vor der Behandlung wird bei jedem Patienten eine stereotaktische CT-Untersuchung vorgenommen, um die Bestrahlung genau auf Lage und Form des Tumors und den individuellen Körperbau des Patienten abstimmen zu können. Manchmal sind auch noch andere bildgebende Untersuchungen erforderlich, zum Beispiel ein MRT oder ein PET-CT, an dem man die Stoffwechselaktivität des Tumors erkennt. All diese Bilddaten werden dann mithilfe einer Planungssoftware mit den CT-Daten fusioniert. Anhand dieser Datensätze legen die Ärzte des RadioChirurgicums die zu behandelnden Zielstrukturen und die angrenzenden Risikoorgane fest und berechnen auf dieser Grundlage den Bestrahlungsplan. Der Planungscomputer erstellt aus zirka 1800 möglichen Einstrahlrichtungen eine optimale Strahlenverteilung, die den Tumor vollständig mit einer wirksamen Dosis erfasst – und gleichzeitig gesunde Organe so gut wie möglich schont.

Bequeme, patientenschonende und kostengünstige Therapie Erst dann beginnen die CyberKnife®-Behandlungen. Und die sind für den Patienten wesentlich angenehmer als herkömmliche radiochirurgische Verfahren, bei denen der zu bestrahlende Körperteil auf dem Behandlungstisch fixiert werden muss, weil jede noch so kleine Bewegung die Präzision der Bestrahlung beein-

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trächtigen würde. Beim CyberKnife® ist das nicht mehr notgungsvertrag mit dem RadioChirurgicum geschlossen hat, um wendig, weil das CyberKnife®-System kontinuierlich Röntgenihren Patienten einen einfachen Zugang zur CyberKnife®-Thebilder aufnimmt, die Echtzeitinformationen über die Position rapie zu ermöglichen. In dieser Hinsicht ist die AOK Vorreiter: des Körpers und des Tumors liefern. So kann das System jede „Manche gesetzliche Krankenkassen bezahlen diese BehandKörper- oder Atembewegung des Patienten registrieren und lung gar nicht; bei den anderen muss für jeden Patienten ein seine Position dementsprechend korrigieren. Der Patient liegt Einzelkostenübernahmeantrag gestellt werden“, klagt Profesalso ganz bequem auf dem Behandlungstisch, und der comsor Becker. „Das ist ein sehr zeitaufwändiger Papierkrieg, der putergesteuerte Roboter des CyberKnife®-Systems bewegt pro Patient zirka acht Stunden dauert. So etwas kann nicht im sich um ihn herum, um den Tumor entsprechend dem BehandSinn einer guten Gesundheitsversorgung liegen; Ärzte gehören lungsplan aus verschiedenen Winkeln zu bestrahlen. nicht an den Schreibtisch, sondern sollen ihre Arbeitszeit den Aufgrund der Präzision und der hohen Strahlendosis sind Patienten widmen!“ außerdem viel weniger Behandlungssitzungen erforderlich als Ist man bei der AOK Neckar-Fils versichert, so muss man bei der konventionellen Radiochirurgie: „Je nach Art und Posinach der Überweisung durch den Facharzt lediglich einen Intion des Tumors kommen wir mit ein bis fünf Behandlungssitformationsbogen der AOK unterschreiben und kann dann zungen von jeweils 30 bis 90 Minuten aus“, sagt Professor Begleich mit der CyberKnife®-Therapie beginnen. „Solche Versorcker. So können alle Patienten ihre Behandlung innerhalb von gungsverträge erleichtern den Versicherten den Zugang zu ein bis fünf Tagen abschließen – im Gegensatz zur konventioneuen Behandlungsmethoden und technischem Fortschritt“, nellen Strahlentherapie, die oft bis zu zwei Monate dauert. erklärt Johannes Bauernfeind, der neue Geschäftsführer der Und die Behandlung belastet den Patienten kaum, denn sie AOK Neckar-Fils. „Uns ist es wichtig, unseren Patienten eine erfordert keine Narkose, tut nicht weh und ist nahezu nebenwirwohnortnahe Versorgung zu bieten.“ Die Klinik am Eichert ist kungsfrei: Normalerweise kann der Patient seine Alltagsaktidas erste Krankenhaus in Baden-Württemberg, das die Bevitäten nach der Behandlung sofort wieder aufnehmen. Manhandlung mit dem CyberKnife® anbietet; insgesamt gibt es in che Patienten leiden – je nach Intensität und Lokalisation der Deutschland bisher nur neun Kliniken, in denen diese Therapie Behandlung – hinterher unter leichtem Schwindelgefühl, oder möglich ist. „Die AOK hat die Zukunft dieses Geräts bei uns das Gehirn schwillt ein wenig an. Dieses Problem lässt sich jeüberhaupt erst ermöglicht“, sagt Professor Becker. Durch diedoch durch Gabe von Kortison gut in den Griff bekommen. sen Versorgungsvertrag konnten sehr rasch und auf unkompliDie CyberKnife®-Therapie ist nicht nur besser und schonenzierte Weise die ersten Patienten einer CyberKnife®-Therapie der für die Patienten, sondern spart unserem Gesundheitssyszugeführt werden. „Bisher haben wir über 100 Patienten mit tem eine Menge Geld. „Obwohl die Kosten für die Anschaffung dem CyberKnife® behandelt. In Zukunft werden es wohl 200 bis des Geräts und die dazugehörigen Baumaßnahmen (dafür 300 Patienten pro Jahr sein.“ musste ein Raum der Klinik den aktuellen Strahlenschutzanforderungen angepasst werden) im zweistelligen Millionenbereich lagen, ist die Behandlung mit dem CyberKnife® wesentlich kostengünstiger als eine OP mit Narkose, Intensivstation und eventuell Das Ärzteteam im RadioChirurgicum anschließendem Reha-Aufenthalt“, betont Professor Becker. „Und oft erspart sie dem Patienten eine Chemotherapie, die ebenfalls sehr teuer ist.“

Besserer Therapiezugang durch Versorgungsvertrag Einige gesetzliche und alle privaten Krankenversicherungen haben das bereits erkannt und übernehmen die Kosten für die CyberKnife®-Behandlung. Allen voran die AOK Neckar-Fils, die sogar einen Versor-

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Das CyberKnife®-Team des RadioChirurgicums besteht aus einer Gruppe hochspezialisierter und erfahrener Strahlentherapeuten und Neurochirurgen, die in leitender Funktion an verschiedenen Kliniken tätig sind und ihre Patienten im RadioChirurgicum in Göppingen mit dem CyberKnife® behandeln. Seit Sommer 2013 bietet das RadioChirurgicum als einzige Klinik in Südwestdeutschland die CyberKnife®-Therapie an.

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Alternative zur Operation?

Myome per Ultraschall entfernen Das Marienhospital in Stuttgart bietet mit dem Sonalleve MR-HIFU eine neue Behandlungsmethode an, mit der sich Myome in der Gebärmutter ohne chirurgischen Eingriff behandeln lassen. Das MR-HIFU kann einen Tumor mithilfe der Magnetresonanztomografie sichtbar machen und mittels hochfokussiertem Ultraschall exakt behandeln – ohne dass dazu ein Katheter oder eine Sonde durch die Haut eingeführt werden muss. HIFU ist die Abkürzung für „high intensity focused ultrasound“. Wir sprachen mit Prof. Markus Zähringer, dem Ärztlichen Direktor der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie des Marienhospitals, wo das einzige Gerät dieser Art in Süddeutschland steht. Herr Prof. Zähringer, wie läuft die Behandlung ab? Prof. Zähringer: Die Patientin liegt in einem Kernspintomografen, der die Behandlung steuert und überwacht, also die zu behandelnde Organregion ständig in Echtzeit bildlich darstellt. Gleichzeitig wird die Temperatur im Myom laufend gemessen. So ist es möglich, umliegendes Gewebe gezielt zu schonen und nur das Myom zu behandeln. Die Patientin ruht in Bauchlage auf dem Untersuchungstisch. In diesem Tisch steckt der Ultraschallkopf, der hochfrequente Ultraschallwellen in das Organ einstrahlt. Im Tumor entsteht Reibungswärme zwischen 60 und 70 ° C. Dabei stirbt das Myomgewebe ab. Im Gegensatz zur Operation wird das Myom nicht aus der Gebärmutter entfernt, sondern bildet sich innerhalb von vier bis sechs Wochen zurück. Dadurch verschwinden die Beschwerden. Kann dabei benachbartes Gewebe geschädigt werden? Prof. Zähringer: Das Myom wird bei der Vorbereitung in kleine Therapiezellen eingeteilt und wir können in jeder Zelle die aktuelle Temperatur messen und exakt steuern. Wir sehen auch, wie hoch die Temperatur in den angrenzenden Organabschnitten ist. Steigt sie dort an, ändern wir die Therapiestrategie. Wir sind in der Lage, die durch den Ultraschall erzeugte Temperatur so zu steuern, dass nur das Myom abstirbt, die Umgebung jedoch unbeschädigt bleibt. Ist die Behandlung unangenehm und wie lange dauert sie? Prof. Zähringer: Die Behandlung dauert schon ein paar Stun-

Prof. Dr. med. Markus Zähringer Erster Ärztlicher Direktor Marienhospital Stuttgart Ärztlicher Direktor der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie Böheimstr. 37 70199 Stuttgart Tel.: 0711 6489 2601 Fax.: 0711 6489 2608 E-Mail: markus.zaehringer@vinzenz.de

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Myome: Ein typisches Frauenleiden Myome sind die häufigsten gutartigen Tumore des weiblichen Genitaltrakts. Es handelt sich dabei um Wucherungen, die in der Muskelschicht der Gebärmutter (Myometrium) auftreten. Myome können sich bei jeder Frau entwickeln. Sie sind nicht gefährlich, können aber die Lebensqualität beeinträchtigen. In solchen Fällen sollten Sie sich von Ihrem Frauenarzt beraten lassen. Myome entwickeln sich meistens zwischen dem 35. und 50. Lebensjahr, gelegentlich auch früher. Sie können als einzelne Knoten auftreten oder auch zahlreich in der Gebärmutterwand liegen. Die Größe eines Myoms kann stark variieren, manche werden bis zu 20 cm groß. Bei vielen Frauen verursachen Myome keine Beschwerden. In solchen Fällen ist auch keine Behandlung nötig. Bei den übrigen betroffenen Frauen treten am häufigsten Blutungsstörungen wie etwa eine starke, schmerzhafte und lang anhaltende Monatsblutung auf. Durch den verstärkten Blutverlust kann es zu Eisenmangel und Blutarmut kommen. Manchmal klagen die Frauen über Schmerzen im Unterbauch, spüren einen Druck auf der Blase, haben häufigen Harndrang, leiden unter Verstopfung, Kreuzschmerzen oder Beschwerden beim Geschlechtsverkehr. Diese Symptome entstehen, wenn das Myom größer wird und auf benachbarte Organe oder Nerven drückt. Die Art der Therapie hängt von den Symptomen, der Größe und Lage des Myoms, dem Alter der Frau und ihrer Familienplanung ab. Ihr Frauenarzt wird Ihnen gerne erklären, ob in Ihrem speziellen Fall eine Therapie notwendig ist und wenn ja, welche. Grundsätzlich können Myome medikamentös, chirurgisch oder durch neuere Verfahren wie z. B. fokussierten Ultraschall behandelt werden. Üblich war bisher das chirurgische Vorgehen: die operative Ausschälung (Enukleation) einzelner Myome oder die komplette Entfernung der Gebärmutter (Hysterektomie). Beides sind durchaus belastende chirurgische Maßnahmen.

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Gut für mehr Bewegung. Gut für den Landkreis. Die Sportförderung – soziales Engagement der Kreissparkasse

Die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen bewegt viele Menschen im Landkreis. Von Aquafitness bis Wasserball, von Badminton bis Zehnkampf. Wir fördern, was Freude macht – durch Sponsoring und Patenschaften für kleine und große Sportvereine, Freizeit- und Spitzensportler. Damit unsere Region auch im Sport ein gutes Stück weiterkommt. Ihre Filiale vor Ort • www.ksk-es.de/engagement • 0711 398-5000

den. Für die Patientinnen ist es v. a. unangenehm, so lange ruhig auf der Liege zu verharren, dazu noch auf dem Bauch, die Arme nach oben gelegt. Deshalb bekommen sie ein Medikament, das sie schläfrig macht. Die Therapie selbst verursacht keine Schmerzen, allerdings ein leichtes Wärmegefühl. Deshalb geben wir den Patientinnen ein leichtes Schmerz-mittel. Kann man diese Methode bei allen Myomen anwenden? Prof. Zähringer: Behandeln können wir heute zirka 25 % aller Myome. Allerdings nicht dann, wenn Gebärmutter oder Myome ungünstig liegen, sodass die maximal mögliche Eindringtiefe des Ultraschalls von 12 cm nicht ausreicht. Ungünstig ist es auch, wenn das Myom nah an der Vorderseite des Steißbeins sitzt, wo wichtige Nervenbahnen liegen, oder wenn dem Myom Darmschlingen vorgelagert sind. Auch Verwachsungen im Bauch könnten ein Hinderungsgrund sein. Patientinnen mit elektronischen Implantaten, Insulinpumpen, Herzschrittmachern oder Defibrillatoren müssen wir ebenfalls von dieser Therapie ausschließen, weil sie nicht ins MRT dürfen. Die Anzahl Beschwerden bereitender Myome darf auch nicht zu hoch sein, um eine übermäßig lange Behandlungsdauer zu vermeiden. Auch die Größe des Myoms spielt eine Rolle: Myome über 10 cm sind schwer zu behandeln, es sei denn, man versucht

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sie durch eine Vorbehandlung mit einer Hormontherapie zu verkleinern. Ist eine Schwangerschaft nach der Behandlung möglich? Prof. Zähringer: Es gibt Fallstudien, in denen Frauen nach einer HIFU-Therapie erfolgreich schwanger wurden. Es gibt auch Frauen, die sich noch eine Schwangerschaft wünschen, davon aber aufgrund eines Myoms absehen müssen. In so einem Fall ist unsere Methode eine große Chance, das Myom zu entfernen, sodass die Frau dann doch noch schwanger werden kann. Wie sieht es mit Komplikationen aus? Prof. Zähringer: Komplikationen sind v. a. möglich, wenn während des Eingriffs die Temperaturverteilung des Ultraschallstrahls nicht exakt überwacht wird. Bei uns kontrolliert ein erfahrener Facharzt ständig die Temperaturverteilung auf das Myom und die umgebenden Organe mithilfe der laufend eingehenden MRT-Aufnahmen. Auch zu Nervenverletzungen kann es kommen, wenn man bei der Voruntersuchung die Lage des Myoms nicht exakt bestimmt. Doch wenn die Voraussetzungen stimmen, ist das HIFU-Verfahren eine fantastische Methode. Den Patientinnen bleibt eine OP erspart, sie können am selben Tag nach Hause gehen und fühlen sich am nächsten wieder fit.

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Diabetes: Oft sind die Blutfettwerte zu hoch! So senken Sie Ihr Herz-Kreislauf-Risiko Dr. Astrid Tombek

ber 75% aller Diabetiker sterben an HerzWehret den Anfängen … Daher sollten Diabetes-Patienten nicht nur auf eine Kreislauf-Erkrankungen. Denn zu hohe Blutgute Blutzuckereinstellung achten, sondern auch zuckerwerte schädigen die Gefäße: Dadurch werihre Blutfettwerte regelmäßig beim Arzt kontrollieden bestimmte Blutfette vermehrt „verzuckert“, ren lassen. Es gibt klare Hinweise darauf, dass eine d.h. die in zu großer Menge vorhandenen BlutReduktion zu hoher Blutzucker- und Blutdruckwerzuckermoleküle binden sich an die Blutfettmoleküte das Schlaganfallrisiko verringert. Daher rate ich le. So können sich die schädlichen Blutfette leichMenschen mit Diabetes ter an den Gefäßwänden mellitus etwa ein- bis zweiablagern. Zielwerte für Diabetiker mal im Jahr zu einer UnterDie Folge: Die Arterien Patienten mit Typ-2-Diabetes sollten suchung der Blutfettwerte. verhärten sich und verlieren folgende Blutfettwerte anstreben: Dabei kontrolliert der Arzt an Elastizität. Gleichzeitig Gesamtcholesterin: unter 200 mg/dl die LDL- und HDL-Cholestebehindern die AblagerunLDL-Cholesterin: unter 100 mg/dl rine und auch die Triglyzerigen an den GefäßinnenwänHDL-Cholesterin: de. Denn hohe Triglyzeridden den Blutfluss und stöFrauen über 45 mg/dl werte in Kombination mit ren die wichtige DurchbluMänner über 35 mg/dl hohen Werten des „schlechtung und SauerstoffversorTriglyzeride: unter 150 mg/dl ten“ LDL-Cholesterins erhögung sämtlicher Organe. Im hen das Risiko für eine Geschlimmsten Fall kann eine fäßverkalkung besonders Arterie völlig verstopfen. stark. Darüber hinaus sollten Betroffene bei diesen Besonders gefährlich ist dies bei den HerzkranzgeKontrolluntersuchungen mit ihrem behandelnden fäßen und den Arterien, die das Gehirn mit Blut verArzt auch besprechen, ob bei ihnen eine Untersusorgen – oft steht ein Herzinfarkt oder Schlaganfall chung des Herzens ratsam oder gar notwendig ist. am Ende dieses allmählichen GefäßverengungsAußerdem müssen Diabetes-Patienten ganz beprozesses. sonders auf ihren Blutdruck achten; denn BlutHinzu kommt, dass Diabetiker – bedingt durch hochdruck ist ebenfalls ein wichtiger Herz-Kreisihre Stoffwechselerkrankung – oft zu hohe Blutfettlauf-Risikofaktor. Und auch von diesem Übel sind werte haben. Nicht nur ihr Triglyzeridspiegel ist häuDiabetiker besonders häufig betroffen, denn beide fig zu hoch; auch das „schlechte“ LDL-Cholesterin, Krankheiten haben ähnliche Risikofaktoren: Überdas zur Arteriosklerose-Entstehung beiträgt, ist bei gewicht und Bewegungsmangel. Diabetikern meistens erhöht. Ihre Gefäße sind also gleich in mehrfacher Hinsicht gefährdet.

Ü

So können Sie vorbeugen Achten Sie auf Ihre Blutzuckereinstellung! Diabetiker haben ein vier- bis fünfmal höheres Risiko, im Lauf ihres Lebens eine Arteriosklerose zu entwickeln, als blutzuckergesunde Menschen. Das gilt vor allem dann, wenn ihr Blutzucker schlecht eingestellt ist. Daher ist eine gute Diabetes-Einstellung das A und O.

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Kontrolle ist wichtig. Aber auch durch vorbeugende Maßnahmen lässt sich eine Menge erreichen: Durch eine gesunde Lebensweise kann man als Diabetiker selbst sehr viel zu einer guten Einstellung seines Blutzuckers und seiner Blutfettwerte beitragen. Cholesterin ist unter anderem in tierischen Le-

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bensmitteln wie fettem Fleisch und Wurst enthalten. Dies gilt auch für gesättigte Fettsäuren. Sie sind neben Cholesterin für zu hohe Blutfettwerte verantwortlich. Ungesättigte Fettsäuren sind daher die bessere Wahl für die tägliche Küche: Sie senken die schädlichen LDL-Cholesterin- und Triglyzeridwerte und erhöhen dafür das HDL-Cholesterin. Oliven- oder Rapsöl beispielsweise enthalten einfach ungesättigte Fettsäuren. Mehrfach ungesättigte Fettsäuren sind z. B. in Nüssen oder Kaltwasserfischen reichlich vorhanden. Eine Ernährung mit vielen Ballaststoffen (wie sie u.a. in Vollkornprodukten und Gemüse enthalten sind) ist ebenfalls sinnvoll; denn sie wirkt nicht nur erhöhten Blutfettwerten entgegen, sondern verlangsamt gleichzeitig auch die Aufnahme des Zuckers aus der Nahrung ins Blut. Damit schlagen Sie also gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Und was tut man gegen zu hohe Triglyzeridwerte? Diese sind zwar teilweise genetisch bedingt; doch auch hier spielt die Lebens- und Ernährungsweise eine wichtige Rolle. Wer zu viel Alkohol trinkt, übergewichtig ist und sich fett- und zuckerreich ernährt, bei dem steigt der Triglyzeridspiegel mit der Zeit oft auf ungesunde Weise in die Höhe. Daraus ergeben sich die Vorbeugungsmaßnahmen eigentlich schon von selbst: • Verzichten Sie möglichst ganz auf Alkohol – oder genehmigen Sie sich zumindest nur hin und wieder ein kleines Gläschen. • Achten Sie auf Ihr Gewicht! Falls Sie zu viele Pfunde auf die Waage bringen, versuchen Sie abzunehmen. • Nehmen Sie möglichst wenig Zucker oder zuckerhaltige Lebensmittel zu sich. Süßigkeiten und süßes Gebäck, aber auch zuckerreiche Limonaden wie beispielsweise Cola sollten (zumindest so lange, bis Ihr Triglyzeridspiegel sich wieder normalisiert hat) völlig tabu sein. Auch später sind sie höchstens ab und zu in kleinen Mengen erlaubt. • Um nicht schwach zu werden, ist es am besten, Lebensmittel und Getränke, die sich ungünstig auf Ihren Stoffwechsel auswirken, nicht (oder zumindest nicht ständig) im Haus zu haben! • Ähnlich wie beim Cholesterin gilt: Eine fettarme Ernährung mit hohem Anteil an pflanzlichen Fetten ist das A und O für gesunde Triglyzeridwerte. • Durch regelmäßige Bewegung (am besten täglich mindestens eine halbe Stunde) können Sie Ihren Triglyzeridspiegel ebenfalls senken – und tun dabei gleichzeitig auch noch eine Menge für Ihre Blutzuckereinstellung.

Manchmal geht es nicht ohne Medikamente Falls Ihre Blutfettwerte sich durch diese Umstellung Ihrer Lebensweise nicht ausreichend senken lassen, können Medikamente helfen – vor allem Fettsenker aus der Arzneimittelgrup-

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„Gutes“ und „schlechtes“ Cholesterin – was verbirgt sich dahinter? Da Cholesterin eine Fettsubstanz ist und sich nicht im Blutplasma löst, muss es sich an Trägersubstanzen binden; sonst kann es nicht mit dem Blut durch den Körper transportiert werden. Bei diesen Trägerstoffen handelt es sich um Eiweiße (Proteine), die zusammen mit dem Cholesterin im Blut Fett-Eiweiß-Verbindungen (sogenannte Lipoproteine) bilden. Es gibt verschiedene Arten von Lipoproteinen. Wichtig sind vor allem zwei: die Lipoproteine niedriger Dichte („Low-Density Lipoproteins“, abgekürzt LDL) und die Lipoproteine hoher Dichte („High-Density Lipoproteins“, abgekürzt HDL). Lipoproteine niedriger Dichte tragen zur Entstehung von Arteriosklerose bei, indem sie Cholesterin zu den Zellen transportieren, damit diese daraus Zellwände und Hormone herstellen können. Das ist zwar ein lebenswichtiger Vorgang; aber ein Zuviel an LDL-Cholesterin ist nicht gut, denn das lagert sich in den Gefäßwänden ab. Deshalb ist ein zu hoher LDL-Cholesterinspiegel schlecht für die Gefäße. Die Lipoproteine hoher Dichte (HDL) dagegen lösen überschüssiges Cholesterin aus den Gefäßwänden heraus und transportieren es zur Leber zurück, die es dann zu Gallensäuren abbaut. Diese Gallensäuren werden vom Körper für die Fettverdauung benötigt und anschließend mit dem Stuhl ausgeschieden, sodass das Cholesterin dann keinen Schaden mehr in Ihren Gefäßen anrichten kann.

pe der Statine. Man erkennt sie daran, dass ihre Substanznamen alle auf „-statin“ enden. Statine hemmen die Cholesterinproduktion in der Leber und bewirken eine starke Senkung des LDL-Cholesteringehalts im Blut, während das „gute“ HDLCholesterin unter der Einnahme dieser Medikamente sogar leicht ansteigt. Auch die Triglyzeridwerte lassen sich durch Statine günstig beeinflussen. Die stärkste Triglyzeridsenkung erreicht man mit Simvastatin oder Atorvastatin.

Dr. Astrid Tombek Diabetes Klinik Bad Mergentheim GmbH & Co. KG Theodor-Klotzbücher-Str. 12 97980 Bad Mergentheim Tel.: 07931 594-161; Fax: 07931 594-89161 E-Mail: tombek@diabetes-zentrum.de Internet: www.diabetes-zentrum.de Dr. Astrid Tombek leitet das Diabetes-Schulungs-Team in der Diabetes-Klinik Bad Mergentheim.

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Was ist uns unsere Gesundheit wert? Welchen Wert hat sie für uns – die Gesundheit? Ist sie ein persönliches, ein gesellschaftliches oder ein wirtschaftliches Gut? Wie wird sich unsere Gesundheitsversorgung ändern, und wie können wir darauf Einfluss nehmen? Wie viel Eigenverantwortung müssen wir übernehmen? Und welche Mythen ranken sich um die Pharmaindustrie? Werner Waldmann und Marion Zerbst m diese Fragen ging es in einer Podiumsdiskussion, die am 24. Juni 2014 im Rahmen der Veranstaltungsreihe „GesundheitsWerte“ in Nürtingen stattfand. Gesundheit hat nicht nur für jeden einzelnen Menschen einen hohen Stellenwert, sondern ist auch wichtig für unsere Wirtschaft und für unseren Staat: Trotzdem gehen viele Menschen mit ihrer Gesundheit um, als wäre sie ihnen nichts wert. Solange sie gesund sind, betrachten sie Gesundheit als Selbstverständlichkeit und treiben nicht selten Raubbau mit ihrem Körper. Das hat einen ganz einfachen psychologischen Grund: Die meisten Menschen bewerten momentane Befriedigung – die Freude an der Zigarette oder dem Alkohol, die Bequemlichkeit eines sportfreien Lebens – höher als das, was in zehn oder 20 Jahren auf sie zukommen könnte. Der „innere Schweinehund“ lässt grüßen.

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Macht der medizinische Fortschritt uns leichtsinnig? Es gibt aber auch noch einen anderen Grund für die Sorglosigkeit, mit der viele Leute mit ihrer Gesundheit umgehen – und der hört sich zunächst ziemlich paradox an. Gerade die enormen Fortschritte unserer Medizin haben dazu geführt, dass die Menschen sich zu sicher fühlen. Sie sagen sich – bewusst oder unbewusst: „Ich kann ruhig krank werden, die Medizin richtet es ja wieder – und meine Krankenkasse bezahlt dafür.“ Dieses Phänomen ist nicht neu; wir kennen es aus unterschiedlichen Bereichen der Gesundheitsvorsorge. Zum Beispiel im Umgang mit der Immunschwächekrankheit AIDS: Seit man AIDS so gut behandeln kann, hat die Krankheit ihren Nimbus als gefürchtete, zum Tod führende Seuche verloren – und schon nehmen die Menschen die Sache mit dem „safer sex“ weniger ernst. Oder andere Infektionskrankheiten: Dank großer Impfkampagnen sind viele dieser Krankheiten heute scheinbar keine Bedrohung mehr – und schon geht die Impfbereitschaft der

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Menschen zurück. „Wenn eine Therapie gut funktioniert, lässt die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit für Prävention nach“, erklärt Dr. Christian Altschuh, Manager für Gesundheitspolitik bei dem Arzneimittelhersteller MSD SHARP & DOHME GmbH, der diese Veranstaltung mitorganisierte und unterstützte. „Von dem Ziel, die Masern in Europa bis 2015 auszurotten, sind wir in Deutschland noch um Tausende von Erkrankungsfällen entfernt. Und die Impfbereitschaft lässt weiter nach.“ Die geringe Aufmerksamkeit für Prävention gilt nicht nur für AIDS und andere Infektionskrankheiten, sondern auch für die großen Volkskrankheiten wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Eigentlich wäre Prävention ganz einfach: sich vernünftig ernähren und regelmäßig bewegen, aufs Gewicht achten, mit dem Rauchen am besten gar nicht erst anfangen. Aber die Menschen tun es nicht. Weil es unbequem ist, weil sie glauben, dass der Herzinfarkt oder Schlaganfall eh nicht sie, sondern irgendjemand anderen treffen wird – und weil man dank der heutigen Medizin eben auch mit Diabetes (früher ein Todesurteil!) oder mit einer HerzKreislauf-Erkrankung noch lange leben kann. „Mit der besten Therapie kann ich heute chronisch krankes Leben verlängern; ein Diabetiker kann mittlerweile genauso alt werden wie ein gesunder Mensch. Aber wäre es nicht besser, ohne Diabetes alt zu werden?“, fragt Altschuh.

Prävention geht jeden an „Wir müssen ein Umdenken in der Gesellschaft bewirken. Wir müssen erreichen, dass Gesundheit anders bewertet wird, sonst wird unser Gesundheitssystem irgendwann unbezahlbar“, warnt Dr. Ernst Bühler, der für das ärztliche Qualitätsmanagement der Kreiskliniken Esslingen zuständig ist und sich schon von Berufs wegen intensiv mit dem Thema Prävention beschäftigt. „Wie können wir den Einzelnen stärker in die Verantwortung nehmen? Können Ärzte und Krankenkassen diese Auf-

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gabe überhaupt allein stemmen, oder stehen sie auf verlorenem Posten? Brauchen wir eine konzertierte Aktion, um Prävention in die Köpfe der Leute hineinzubekommen?“ Müssten sich dafür nicht auch die Betriebe und Kommunen einsetzen? Sie haben doch schließlich ein Interesse daran, dass Bürger bzw. Arbeitnehmer gesund und leistungsfähig bleiben. Wichtig wäre es, schon in Kindergarten und Schule auf die Menschen zuzugehen, sie aufzuklären und zu motivieren. Studien zufolge wird aufgrund der wachsenden Anzahl übergewichtiger Menschen im Jahr 2040 jeder zweite Bundesbürger Diabetes haben! Hier müsste man durch gezielte Präventionsmaßnahmen doch etwas bewegen können? Vielleicht schon – aber einfach ist es nicht. Diese Erfahrung musste auch der englische Koch Jamie Oliver machen, der vor ein paar Jahren eine Kampagne zur Verbesserung der Essensqualität in Englands Schulkantinen leitete. „Die Leute haben sich wirklich bemüht und tolles, gesundes Essen gekocht; aber die Mütter standen mittags am Zaun der Schule, haben ihren Kindern Fisch und Chips ‘rübergereicht und gesagt: ‘Der Kleine mag halt nun mal kein Gemüse’“, berichtet Dr. Altschuh. „Bei Gesundheitskampagnen muss man versuchen, die Menschen mitzunehmen. Ich muss die Leute davon überzeugen, dass gesunde Lebensführung für sie persönlich einen Nutzen hat.“ Dieser Nutzen ist in den Köpfen der meisten Arbeitgeber bisher leider auch noch nicht angekommen: „Unternehmen sehen betriebliches Gesundheitsmanagement und Gesundheitsausgaben häufig nur als Kostenfaktor. Man muss sie überzeugen: Das sind keine Kosten, das ist eine Investition in die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, insbesondere im Hinblick auf die ständige Verlängerung der Lebensarbeitszeit.“ Aber nicht nur Betriebe und Kommunen sind gefordert; auch jeder Einzelne muss mehr Eigenverantwortung für seine Gesundheit übernehmen, meint Dr. Altschuh: „Wir werden nicht darum herumkommen, auf den ein oder anderen Urlaub in der Dominikanischen Republik zu verzichten, den einen oder anderen Flachbildfernseher nicht zu kaufen, den Sechszylinder gegen einen Dreizylinder umzutauschen und dafür Rücklagen fürs Alter und für unsere medizinische Versorgung zu bilden.“ Denn wahrscheinlich werden die Krankenkassen nicht immer so viele Leistungen finanzieren können wie heute.

Wird Gesundheit wirklich immer teurer? Andererseits wird unsere medizinische Versorgung vielleicht gar nicht so viel teurer werden – obwohl die Menschen in unserem Land immer älter werden. „ Die Gesundheitsversorgung in Deutschland beansprucht seit Jahren den gleichen Anteil des Bruttoinlandsprodukts: „Das sind immer so um die 11 oder 11,5 %“, rechnet Dr. Altschuh vor. Auch die Beiträge für die gesetzliche Krankenversicherung sind nicht drastisch angestie-

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v. l. n. r.: Hans Zippert (Satiriker), Klaus Rau (DRK-Kreisverband Nürtingen-Kirchheim/Teck e.V.), Dr. Ernst Bühler (Kreiskliniken Esslingen), Michael Sitte-Zöllner (Agentur wortreich), Dr. Christian Altschuh (MSD), Dr. Michael Hollnaicher (MSD)

gen: „Momentan haben wir einen GKV-Beitragssatz von zirka 15,5% des Bruttoeinkommens, der knapp zur Hälfte vom Arbeitgeber und zur anderen Hälfte vom Arbeitnehmer getragen wird. Früher waren es 12 bis 13%. Die Horrorszenarien über einen Anstieg der Beitragssätze sind also nicht Realität geworden.“ Und das, obwohl wir den großen demografischen Wandel in unserer Bevölkerung eigentlich schon hinter uns haben: „Zwischen 1900 und heute ist unsere Lebenserwartung um ungefähr 25 Jahre gestiegen. Auch diesen Alterszuwachs hat unser Renten- und Krankenversicherungssystem überstanden – trotz zweier Weltkriege und großer wirtschaftlicher Krisen.“ Wir müssen uns allerdings darauf einstellen, dass unser Leben sich verändern wird. „Auch wenn es manchem Politiker schwerfällt: Von der Rente mit 60, 63 oder 65 Jahren werden wir uns verabschieden müssen. Wir werden wieder bis zu 50 Jahre arbeiten müssen, so wie unsere Großeltern es früher getan haben.“ Damit wir das können, muss Geld in Prävention und in eine gute medizinische Versorgung investiert werden, gleichzeitig müssen die Menschen ihre Gesundheit als kostbares Gut behandeln. „Wir stehen aber auch noch vor einer ganz anderen, viel größeren Herausforderung: Wo nehmen wir die Leute her, die die vielen alten Menschen versorgen?“ Ein großes Problem, denn die Wertschätzung für Pflegeberufe in unserer Gesellschaft ist nicht sonderlich groß, um die Fortbildungs- und Weiterentwicklungschancen steht es schlecht, und die Verdienstmöglichkeiten sind ebenfalls nicht verlockend.

Ein Krankenhaus darf kein Wirtschaftsunternehmen sein Auch die Situation in den meisten Krankenhäusern ist leider nicht so, dass man unbedingt gerne dort arbeiten möchte.

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Zwei Krankenpfleger, die im Publikum saßen und sich rege an der Diskussion beteiligten, prangerten die Zustände in den heutigen Kliniken an: „Heutzutage werden Krankenhäuser geführt wie Wirtschaftsunternehmen. Wie soll unser Gesundheitssystem funktionieren, wenn ein Krankenhaus gezwungen ist, Gewinn zu machen? Wie erzielt man als Krankenhaus Gewinne? Operationen bringen das meiste Geld ein – Studien belegen, dass die Hälfte aller Knieoperationen völlig überflüssig ist. Solche Eingriffe kosten enorm viel Geld, wenn man die Kosten für die Reha mit dazurechnet; aber sie helfen den Patienten oft gar nicht.“ Das gilt nicht nur für Knie-OPs, sondern auch für die Implantation künstlicher Hüftgelenke oder für Wirbelsäulenoperationen. Dass gerade im orthopädischen Bereich bei uns in Deutschland zu viel operiert wird und konservative Maßnahmen (manuelle Therapie, Krankengymnastik, eine gute Schmerztherapie) oft sinnvoller wären, pfeifen inzwischen schon die Spatzen von den Dächern. Trotzdem bezahlen unsere Krankenkassen einem Patienten problemlos die teuerste Bandscheibenoperation, verweigern aber die Kostenerstattung für Physiotherapie, die viele Menschen dringend bräuchten, um am Arbeitsplatz voll leistungsfähig zu sein. Krankenhäuser sind nicht ausschließlich Wirtschaftsunternehmen, schließlich geht es dort um die Gesundheit der Menschen. Der Patient darf nicht nur als Kunde gesehen werden, der der Klinik möglichst viel Geld in die Kassen spielen soll. So eine Haltung ist nicht nur fatal für die Kranken, die in eine Klinik gehen in der Hoffnung, dass ihnen dort geholfen wird; es ist auch demotivierend für die Menschen, die im Krankenhaus arbeiten. Viele Verantwortliche fühlen sich wie in einem Hamsterrad: Ärzte werden von ihren Geschäftsführern unter Druck gesetzt und motiviert, bestimmte Fallzahlen zu erreichen. Und der Geschäftsführer hat auch keine andere Wahl, denn er muss dafür sorgen, dass die Klinik schwarze Zahlen schreibt, sonst wird ihm gekündigt. Ein Teufelskreis? Oder kann man vielleicht doch etwas dagegen tun? Kostenträger und Gesundheitspolitiker müssen endlich aufwachen. Sie dürfen nicht länger Unsummen für teure bildgebende Untersuchungen und Operationen ausgeben, deren Nutzen umstritten ist. Stattdessen sollte das Geld in sinnvolle Behandlungsmaßnahmen investiert werden – gerade im Bereich der Orthopädie und Schmerztherapie. Und vielleicht gibt es in Deutschland ja auch zu viele Krankenhäuser? Das Überangebot an Kliniken leistet sicher einen großen Beitrag zu jenem sinnlosen und kostentreibenden Konkurrenzkampf, den wir alle kennen: Wenn die eine Klinik sich ein teures MRT-Gerät anschafft, muss das benachbarte Krankenhaus unbedingt auch eines haben – obwohl man eigentlich gar nicht zwei solche Geräte in unmittelbarer Nachbarschaft

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bräuchte – und vor allem: Beide Geräte müssen „laufen“. Wenn eine Klinik ihren Patienten adipositaschirurgische Eingriffe wie Magenband oder Magenbypass anbietet, muss die andere unbedingt auch auf diesen Zug aufspringen – und das, obwohl hinlänglich bekannt ist, dass solche Eingriffe nur in einem darauf spezialisierten Zentrum durchgeführt werden sollen, das über viel Erfahrung verfügt und den Patienten auch die nötige Nachsorge anbieten kann.

Weniger Krankenhäuser – höhere Behandlungsqualität? Könnte man dieses Problem in den Griff bekommen, indem man die Anzahl der Krankenhäuser reduziert? Dr. Altschuh hält das für einen sinnvollen Ansatz: „Wenn ich in Deutschland 1800 Krankenhäuser habe, dann habe ich natürlich 1800-mal das Problem, wirtschaftlich arbeiten zu müssen. Aber die Frage ist: Brauche ich diese 1800 Häuser überhaupt? Wenn in einer Stadt fünf Bäcker vergleichbare Qualität liefern, die Stadt aber nun mal nur so viele Einwohner hat, dass drei Bäcker davon leben können, dann werden zwei ihr Geschäft aufgeben müssen. Und dieses Problem lässt sich nicht dadurch lösen, dass sie noch rationaler arbeiten und noch profitablere Brezeln backen. Ich komme aus einem Landkreis, der ungefähr 220 000 Einwohner hat. Dort haben wir drei Kreiskrankenhäuser und ein städtisches Klinikum, wovon eines der Kreiskrankenhäuser nur acht Kilometer vom städtischen Klinikum entfernt ist. So etwas ist nicht wirtschaftlich zu betreiben. Glauben Sie, dass der medizinischen Versorgung in diesem Kreis irgendetwas verloren ginge, wenn zwei von diesen Krankenhäusern dichtmachen würden? Ganz im Gegenteil: Dann hätten wir hochqualifizierte Mediziner, die die entsprechenden Diagnosen, Eingriffe usw. sehr viel häufiger durchführen als in dem 180-Betten-Haus, das nur mit Mühe und Not seine internistische Abteilung vollkriegt. Aber dem Bürgermeister sind die Hände gebunden; denn wenn er das kleine Krankenhaus schließt, wird er nicht wiedergewählt!“ Durch Schließung von Krankenhäusern, die wirklich überflüssig sind, könnte unser Gesundheitssystem sicherlich eine Menge Geld einsparen. Überhaupt müsste der chronische Geldmangel in unserem Gesundheitswesen vielleicht nicht sein, wenn man in guten Zeiten mehr Rücklagen gebildet hätte. „Das war schon immer so in der Sozialversicherung: Wenn sie mal Geld hatte, wurden entweder die Leistungen erhöht oder die Beitragssätze gesenkt. Ohne diese Maßnahmen hätte man in der Zeit, als unsere Wirtschaft geboomt hat, viele finanzielle Mittel ansammeln können“, gab ein Mitarbeiter einer Krankenversicherung zu bedenken. „Von dem demografischen Wandel in unserer Gesellschaft wissen wir schließlich nicht erst seit heute, sondern schon seit 50 oder 60 Jahren.“

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Ein weiteres Problem ist, dass immer wieder die Falschen in die Töpfe unseres Sozialversicherungssystems greifen. Zum Beispiel bei der Rente: „Was nach der Wiedervereinigung in der Ex-DDR an Rentenleistungen bezahlt werden muss, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, sollte also aus Steuern finanziert werden und nicht aus Sozialversicherungsbeiträgen.“ Das gilt auch für die gesetzliche Krankenversicherung: „Sie übernimmt viele Leistungen, die über Steuern finanziert werden müssten, etwa Ausgaben für die Mutterschaft.“ Wir sehen: Auf die Gesundheitspolitik warten noch viele ungelöste Aufgaben. Allerdings denken Politiker nicht langfristig, sondern nur in Wahlperioden: „Wer wiedergewählt werden will, muss sich bei den Bürgern beliebt machen und darf keine unpopulären Maßnahmen ergreifen. Das hat schon die SPD unter Gerhard Schröder bitter büßen müssen: Von Hartz IV und der Agenda 2010 hat sich diese Partei bis heute nicht richtig erholt“, meint Dr. Altschuh. „Unbequeme Wahrheiten vermittelt die Politik nur ungern. Sie handelt erst dann, wenn Probleme nicht mehr verdrängt werden können – und dann wird es schmerzhaft.“

Sind unsere Arzneimittel zu teuer?

Milliarden für Forschung und Entwicklung in den Sand gesetzt.“ Und selbst wenn eine neue Substanz es schafft, auf den Markt zu kommen, hat die Herstellerfirma nicht lange ihre ungetrübte Freude daran: „Sobald man das erste Molekül der neuen Arzneimittelsubstanz entwickelt hat, beantragt man ein Patent dafür. Der Patentschutz beträgt in der Regel 20 Jahre; davon fallen 12 bis 15 Jahre in die Entwicklungszeit. Man hat also nur noch fünf bis sieben Jahre Zeit, das Medikament patentgeschützt zu vermarkten.“ Danach dürfen andere Firmen Generika (Nachahmerpräparate) des Mittels herstellen und können diese viel billiger auf den Markt bringen, weil sie keine Kosten für Forschung und Entwicklung zu tragen hatten. Monopole haben aber auch Medikamente unter Patentschutz nicht: Aus Parallelforschung von Mitbewerbern kommen schnell weitere Arzneimittel in den Markt und es entsteht echte marktwirtschaftliche Konkurrenz um das beste Arzneimittel zum günstigsten Preis. „Die Pharmaindustrie ist ein Hochrisikogeschäft. Und die enormen Geldsummen muss die Firma sich am Kapitalmarkt holen – deshalb sind die meisten Pharmakonzerne Aktiengesellschaften. Die Investoren wiederum wollen am Ende natürlich Rendite sehen, wenn sie ein Geschäft mit hohem Risiko finanzieren. Deshalb können die Preise für Arzneimittel nicht niedrig sein.“ Die Branchen, die am meisten Geld für Forschung ausgeben, sind Chemie und Pharmazie: Sie investieren 15 bis 20 % ihres Umsatzes für Forschung und Entwicklung, während es bei vermeintlich so innovativen Hightech-Unternehmen wie etwa Apple nur rund 2 % sind. Die Pharmaunternehmen machen also unter dem Strich weniger Profit als allgemein vermutet; denn die lange Entwicklungszeit eines Arzneimittels, bis alle Studien von Phase 1 bis Phase 3 durchgeführt sind, verschlingt enorm viel Geld. Aber diese teure klinische Arzneimittelentwicklung ist für viele schwerkranke Menschen die einzige Hoffnung.

Immer wieder wird kritisiert, dass die Pharmaindustrie zu hohe Preise für ihre Medikamente verlangt und damit zu den finanziellen Problemen in unserem Gesundheitssystem beiträgt. Auf den ersten Blick verständlich: Warum muss eine kleine Tablette, nur aus Pulver bestehend und im Nu geschluckt, 10 oder 20 Euro kosten?, fragt sich so mancher und vermutet, dass die Arzneimittelhersteller damit einen Riesen-Reibach machen. Dem ist aber nicht so. „Bis ein Medikament von der Grundlagenforschung bis zur Marktreife entwickelt wird, dauert es rund 15 Jahre“, erklärt Dr. Altschuh. „Von 10 000 Molekülen, die am Anfang den Weg in die Forschung finden, gelangen am Ende nur zwei oder drei tatsächlich bis zur Marktreife.“ Alle anderen bleiben irgendwo auf diesem langen Weg auf der Strecke – etwa, weil die Wirkung der neuen Arzneimittelsubswww.fiala-online.de tanz nicht das hält, was man sich davon versprochen hat, oder weil RisiO Wir sind ein zertifiziertes Venen-Lymph-Kompetenzken und NebenwirZentrum. Unsere speziell ausgebildeten Lymphfachkungen am Ende der Entwicklungsberaterinnen sorgen für kompetente Versorgung. phase doch zu O Computerunterstützte LRR Venenmessung. hoch erscheinen. O Maßkonfektion/-anfertigung der Kompressionsstrümpfe. „Dann hat man

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Wie bekommt man chronisch-entzündliche Darmkrankheiten in den Griff?

Colitis ulcerosa & Co. Darmerkrankungen sind ein Thema, über das niemand gerne spricht. Obwohl die Verdauung für unser Wohlbefinden eminent wichtig ist, bleibt sie – samt ihrem Endresultat – auch heute noch weitgehend in der Tabuzone. (Die jüngste Buchveröffentlichung von Giulia Enders, „Darm mit Charme“, katapultierte die junge Autorin zwar in viele Talkshows: Gerade da merkte man aber, wie offensichtlich peinlich es den Moderatoren war, darüber zu reden.) Werner Waldmann uch bei Schmerzen oder anderen Symptomen (beispielsweise regelmäßigem Durchfall, vielleicht sogar mit Blut vermengt) getrauen sich viele nicht zum Arzt. Eine solche Scham ist völlig unangebracht. Es gibt eine ganze Reihe von Darmerkrankungen, die – schnell erkannt – sehr gut zu be-

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Colitis ulcerosa Die Entzündung beginnt am Enddarm und kann sich über den gesamten Dickdarm ausbreiten.

Morbus Crohn Die Entzündung kann den gesamten Magen-DarmTrakt befallen, und darüber hinaus von der Mundhöhle bis zum After den gesamten Verdauungstrakt.

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handeln sind und wenn man sich zu viel Zeit lässt, unter Umständen das Leben kosten. Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa kommen nicht häufig vor – man geht davon aus, dass bis zu 200 000 Menschen in Deutschland davon betroffen sind –, doch die Patienten leiden enorm darunter. Vor allem: Diese Krankheiten sind chronisch, begleiten einen also ein Leben lang. Bei der Colitis ulcerosa entzündet sich die Darmschleimhaut. Dadurch entstehen Geschwüre – der Arzt nennt das „Ulzerationen“, daher der Name. Die Krankheit verläuft in Schüben. Es gibt Zeiten, da geht es den Betroffenen sehr gut. Sie können ein ganz normales Leben führen. Und dann wieder leiden sie unter ständigen Durchfällen, müssen dauernd (auch nachts) auf die Toilette und haben hinterher das Gefühl, dass ihr Darm sich dennoch nicht völlig entleert hat. Dazu kommen krampfartige Bauchschmerzen. Die Diagnose ist nicht einfach und sollte einem erfahrenen Gastroenterologen vorbehalten sein. Die Colitis ulcerosa breitet sich langsam aus und bleibt auf den Dickdarm beschränkt. Behandelt wird mit Medikamenten. Morbus Crohn dagegen kann den gesamten Magen-Darm-Trakt befallen. In den meisten Fällen ist der letzte Dünndarmabschnitt sowie der Übergang zum Dickdarm entzündet. Dabei sind – im Gegensatz zur Colitis ulcerosa – immer nur einzelne Darmabschnitte betroffen. Bei der Colitis ulcerosa ist nur die Schleimhaut des Darms entzündet, beim Morbus Crohn die gesamte Darmwand. Es bilden sich großflächige Geschwüre bis hin zu Einrissen und entzündlichen Schwellungen, die zur Verdickung der Darmwand und zur Darmverengung bis hin zum Darmverschluss führen können. Auch der Morbus Crohn wird medikamentös behandelt.

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Tiefenpsychologisch Tiefenpsycholog gisch fundier fundierte, te, v verhaltenstherapeutische, erhaltenstherapeutisc a he, mentalisierungssbasier te Therapie Therapie mentalisierungsbasierte Kunst-, Kunst-, KörperKörperr- und Theatertherapie Theater therapie Achtsamkeitstraining Entspannungs-, p g , Imaginationsg und A chtsamkeitstraining g Angehörigenberatung Angehörigenberratung Behandlung psychiatrische psychiatrische B ehandlung

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Fehlgesteuertes Immunsystem Bei beiden Darmleiden ist die Ursache unbekannt. Man vermutet jedoch, dass eine Autoimmunreaktion schuld daran ist. Salopp gesagt: Das eigene Immunsystem wendet sich gegen den Darm. Offenbar ist die Darmwand bei einer bestimmten genetischen Disposition durchlässiger als normalerweise. Fremdeiweiße wie Nahrungsbestandteile, Viren und Bakterien können so in die Darmwand eindringen und Abwehrreaktionen der in der Darmwand vorhandenen Zellen des Immunsystems (Leukozyten) in Gang setzen. Diese Abwehrreaktionen führen zu Entzündungen.

Manchmal ist eine Operation sinnvoll Eine chirurgische Intervention – also die Entfernung von Darmabschnitten oder gar des ganzen Dickdarms – ist sicherlich der letzte Ausweg, nachdem man alle medikamentösen Behandlungsmöglich-

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keiten ausgereizt hat. Der Chirurg ist aber auch in akuten Notfällen gefragt, zum Beispiel, wenn es zu einem lebensgefährlichen Darmverschluss kommt. Bei einer schweren Colitis ulcerosa, die auf keine Behandlung mit Medikamenten anspricht, ist die chirurgische Entfernung des gesamten Dickdarms oft eine gute Lösung, da sie das Problem fast schlagartig beseitigt. Sicher handelt es sich dabei um eine schwere Operation, und deshalb ist es umso wichtiger, sich einem Arzt anzuvertrauen, der nachweislich große Erfahrung mit solchen Darmeingriffen hat. Wenn irgend möglich sollte der Eingriff laparoskopisch (also minimalinvasiv im Rahmen einer Bauchspiegelung) erfolgen, weil der zusätzliche Stress einer offenen Operation dem ohnehin angeschlagenen Immunsystem schadet. Wir unterhielten uns mit einem exzellenten Bauchchirurgen, dem Leiter der Chirurgie der Kreiskrankenhäuser Esslingen, Dr. Klaus Kraft.

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Wenn der gesamte Dickdarm chirurgisch entfernt wird, welche Folgen sind für den Betroffenen zu erwarten? Gibt es bestimmte Einschränkungen bei der Ernährung? Dr. Kraft: Der Dickdarm ist an der Nahrungsaufnahme nicht beteiligt. Er dickt nur den Stuhlgang ein, entzieht ihm das restliche Wasser. Wasserentzug und der Transport überflüssiger Ballaststoffe, das ist seine Funktion. Ist nun der ganze Dickdarm entfernt, verlieren die Patienten mit dem Stuhl viel Flüssigkeit und haben daher häufig flüssigen Stuhlgang. Das hat für die Patienten unangenehme Konsequenzen, beispielsweise, dass sie bis zu zehnmal am Tag auf die Toilette müssen. Legt man ihnen einen künstlichen Darmausgang an, so ist das Ganze kontrollierter zu handhaben. Freilich stellt ein künstlicher Darmausgang, ein Stoma, gerade bei jüngeren Menschen eine gewisse Stigmatisierung und auch eine Beeinträchtigung im Alltag dar. Ohne Stoma bildet man aus dem verbleibenden Dünndarm eine Art Reservoir, einen Pouch, der am Schließmuskel angeschlossen wird. Freilich bleibt der Stuhlgang nach wie vor flüssig. Der Pouch hält ihn nur etwas zurück, aber keinesfalls in gewohnter Weise. Besteht die Krankheit viele Jahre und wird sie nicht konsequent behandelt, läuft man dann Gefahr, dass aus der entzündeten, vernarbten Schleimhaut Krebs entsteht? Dr. Kraft: In der Tat, dies ist der Fall. Ein solcher Patient muss sich – falls die Colitis nicht medikamentös wirksam behandelt ist – engmaschig kontrollieren lassen, das heißt, er muss sich ein- bis zweimal im Jahr einer Darmspiegelung unterziehen. Je länger die Krankheit besteht und je vernarbter die Dickdarmschleimhaut ist, um so schwieriger ist es allerdings, bei einer Darmspiegelung bösartige Veränderung der Schleimhaut zu entdecken. Im Grunde ist es so, dass sich die Entzündung nie wirklich in den Griff bekommen lässt; und das bedeutet, dass sich im Lauf der Jahre die Darmkrebsgefahr erhöht. Anders verhält es sich bei Patienten, die an keiner Darmentzündung leiden, wenn man im Darm einen Polypen – das Vorstadium einer Krebserkrankung – erkennt. Polypen lassen sich leicht entfernen. Aber in den großflächigen Entzündungsarealen Stellen

Dr. med. Klaus Kraft Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie Kreiskliniken Esslingen gGmbH Klinik Kirchheim; Eugenstr. 3; 73230 Kirchheim u. Teck Klinik Nürtingen; Auf dem Säer 1; 72622 Nürtingen Paracelsus-Krankenhaus Ruit; Hedelfinger Str. 166; 73760 Ostfildern Tel. Sekretariat: 07022 78-21100

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zu erkennen, in denen sich bösartige Zellen gebildet haben, das ist nicht leicht. Mit einer kompletten Entfernung des Dickdarms – mit allen Nachteilen dieser Therapieoption – ist die Gefahr einer Krebsentwicklung natürlich gebannt. Wie lange dauert die Entfernung des gesamten Dickdarms? Dr. Kraft: Früher wurde der Eingriff in offener Operationstechnik ausgeführt; das bedeutet, dass der Bauch weit geöffnet werden musste. Der Dickdarm ist im Grunde wie ein Rahmen im Bauchraum fixiert, und zwar auch mit vielen Blutgefäßen. Um an alle Ecken zu gelangen, musste man den Bauchraum weit öffnen. Abgesehen von den Verletzungen durch die großen Schnitte dauerte ein solcher Eingriff auch sehr lange. Heute ist dieses Problem gelöst, da wir den Eingriff minimalinvasiv durchführen und so sehr viel weniger Zeit brauchen und dem Patienten die großen Schnitte ersparen können. Vier bis fünf kleine Einschnitte für die millimeterdicken Metallhülsen (Trokare), für die Kamera und die Instrumente reichen aus. Trotz des großen Eingriffs sind die Patienten sehr schnell wieder auf den Beinen. Zudem schonen wir die Bauchdecke, die, wenn man sie weit öffnet, stets für Infektionen und Verwachsungen anfällig ist. Die minimalinvasive Operationstechnik ist für den Patienten ein ungeheurer Gewinn: Der Eingriff dauert nicht lange, und die Bauchmuskulatur muss nicht genäht werden und langwierig wieder zusammenwachsen. Wird der Eingriff heute immer minimalinvasiv durchgeführt? Dr. Kraft: Ich würde sagen, dass das heute jeder Kollege so macht, weil der offene Eingriff einfach zu aufwändig ist. Andererseits kann sich daraus wieder ein Problem ergeben: Wenn ein Chirurg nicht alle Darmoperationen minimalinvasiv durchführt und somit über eine große Erfahrung verfügt, kann so ein großer Eingriff natürlich auch Komplikationen mit sich bringen. Wo und wie findet der Patient einen erfahrenen Chirurgen? Dr. Kraft: Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. In der Regel werden Patienten mit Colitis ulcerosa vom Gastroenterologen betreut, und wenn doch einmal eine Operation nötig ist, kommt in der Regel der Chirurg an dieser Klinik zum Zuge. Der jedoch muss nicht unbedingt große Erfahrung in der minimalinvasiven Technik haben. Der bisher behandelnde Gastroenterologe wird seinen Patienten aber nicht ohne weiteres an einen Chirurgen einer anderen Klinik überweisen. Colitis-Patienten sind selten, und Chirurgen, die nicht minimalinvasiv arbeiten (z. B. bei Darmkrebs oder Divertikeln), können in diesem speziellen Fall auch keine große Erfahrung einbringen. Woher kommt die Erfahrung in der minimalinvasiven Operationstechnik von Darmerkrankungen an Ihrer Klinik?

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Dr. Kraft: Wir setzen die minimalinvasive Technik seit 20 Jahren bei fast allen Darmoperationen ein und können diese Erfahrung auch bei den seltenen Colitis-ulcerosa-Eingriffen nutzen. Mit welchen Risiken ist der Eingriff verbunden? Dr. Kraft: Das Risiko ist durch die minimalinvasive Technik sehr gering. Probleme kann es geben, wenn wir den Dünndarm über einen Pouch mit dem Schließmuskel verbinden. Bei einem ordentlich angelegten Stoma gibt es so gut wie keine Probleme. Wie riskant ist eine notfallmäßige Operation? Dr. Kraft: Kommt es bei einem Colitis-ulcerosa-Patienten zu einer unstillbaren Blutung, muss sofort operiert werden. Dann ist es natürlich problematisch herauszufinden, ab welcher Höhe des Dickdarms das lädierte Segment herausgenommen werden muss. Sind minimalinvasive Eingriffe in den Leitlinien vorgeschrieben? Dr. Kraft: Nein. Dafür gibt es eine ganz einfache, pragmatische Erklärung: Eine solche Leitlinienvorgabe wäre nur dann möglich, wenn alle Chirurgen die minimalinvasive Technik gleichermaßen beherrschten. Stellen Sie sich vor, da kommt ein Notfall in eine Klinik, die sich nicht auf die minimalinvasive Technik spezialisiert hat. Der Chirurg, der die offene Technik perfekt beherrscht, dürfte dann nicht operieren. Er müsste den Patienten in ein anderes Haus verlegen. In einem Notfall kann das eine Katastrophe sein. Ich muss noch einmal ganz deutlich sagen, dass ein Operateur, der die offene Technik perfekt beherrscht, einem Kollegen, der mit der minimalinvasiven Vorgehensweise weniger routiniert umgehen kann, eindeutig vorzuziehen ist. Ich wollte mit meinen Ausführungen nur deutlich machen, welche Vorteile für den Patienten die minimalinvasive Operationstechnik hat, wenn sie mit großer Expertise eingesetzt wird. Dann ist es sicher die schonendste und beste Methode für den Patienten. Aber jeder Chirurg muss das tun, was er am besten beherrscht. Morbus Crohn lässt sich nicht auf chirurgischem Weg so behandeln, dass der Patient kuriert ist. Ist der Chirurg bei Morbus Crohn nur in Notfällen gefragt? Dr. Kraft: Bei diesem Krankheitsbild ist vor allem der Dünndarm betroffen, und hier gilt: So wenig wie möglich entfernen. Der Dickdarm ist verzichtbar, der Dünndarm nicht, weil er die Nahrung aufnimmt. Man wird also nur das Segment entfernen, das Probleme macht, etwa eine Stenose (Engstelle) oder eine Fistel. Auch hier empfiehlt sich die minimalinvasive Technik, weil man damit rechnen muss, dass der Patient öfters operiert werden muss, wenn sich neue Probleme ergeben. Eine Reoperation ist bei der minimalinvasiven Technik einfacher, da man z. B. Verwachsungen vermeidet. Dazu kommt, dass ohne Öffnung der Bauchdecke diese von möglichen Infektionen freigehalten wird.

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Gesundheit beginnt im Kopf Die Kolumne von Dr. Suso Lederle

Allergie ist keine Bagatelle Jeder 5. leidet unter einer Allergie. Diese Menschen leben in einer sie „reizenden Umwelt“ und sie führen ein Leben „mit einem Reiz“: Blütenpollen, Hausstaubmilben, Tierhaare oder Lebensmittel, aber auch Medikamente und Chemikalien verschiedenster Art können bei ihnen allergische Reaktionen auslösen. Die Nase läuft dann, die Augen tränen, die Haut juckt, die Atmung geht schwer, und selbst die Verdauung kommt durcheinander. Ursache für all diese Symptome ist eine Überreaktion des menschlichen Immunsystems, für die Clemens von Pirquet vor mehr als 100 Jahren den Begriff „Allergie“ geprägt hat. Es ist also ein Irrtum des Immunsystems, wenn die sogenannten „Allergene“ inhaliert, gegessen, berührt oder durch Insektenstich injiziert zu lokalen oder systemischen Reaktionen führen. Mindestens 20 000 Allergieauslöser sind bekannt. Da ist es nicht immer einfach, den richtigen Allergenen auf die Spur zu kommen. Allergien sind keine Bagatelle, auch wenn viele Betroffene den „harmlosen Heuschnupfen“ zu ignorieren versuchen. Denn Leistungsabfall, Müdigkeit und schlechter Schlaf treten oft begleitend auf. Schulkinder können unkonzentriert oder übernervös sein. Zudem erkrankt eines von drei Kindern, das im Alter von sechs Jahren an Heuschnupfen leidet, später an Asthma, und erlebt dann, wie es ist, wenn man nach Luft ringt und die Atmung zur Qual wird. Allergien treten zwar mehr oder weniger schicksalhaft auf. Gegen die juckenden Augen und die triefende Nase helfen meist Antihistaminika und vorübergehend Cortison. Wer sich jedoch in seinem Alltag zu sehr beeinträchtigt sieht, sollte frühzeitig zum Allergologen gehen. Denn wenn sie identifiziert sind, kann man den Allergenen zum Teil gezielt aus dem Weg gehen, man kann die gestörte Immunreaktion unterdrücken und man kann sie spezifisch bekämpfen. Dr. med. Suso Lederle Charlottenstraße 4 70182 Stuttgart Tel.: 0711 241774 E-Mail: suso-lederle@t-online.de

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Glaukom: die schleichende Gefahr

Früherkennung – Diagnose –Therapie Prof. Dr. med. Florian Gekeler

Das Glaukom – in der Umgangssprache als „grüner Star“ bezeichnet – ist in den westlichen Industrieländern eine der häufigsten Ursachen für Erblindung. Das Heimtückische daran: Man merkt erst dann etwas von dieser Krankheit, wenn sie schon ziemlich weit fortgeschritten ist. Wird das Glaukom durch eine augenärztliche Untersuchung rechtzeitig erkannt, so lässt es sich normalerweise gut behandeln. ie Augenerkrankung schreitet sehr langsam fort, und am Anfang sind die Ausfälle in der Sehfunktion kaum oder gar nicht erkennbar, weil zuerst das periphere Gesichtsfeld – also der Randbereich – ausfällt. Wenn der Erkrankte die Ausfälle dann bemerkt, ist der Sehnerv meist schon stark geschädigt. Unbehandelt kann das Glaukom bis zur völligen Erblindung führen.

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Zu hoher Augeninnendruck: Gefahr für den Sehnerv Eine der Hauptursachen für diese Erkrankung ist ein zu hoher Druck im Inneren des Auges, der die Durchblutung des Sehnervenkopfs beeinträchtigt und dadurch den Sehnerv schädigt, sodass mit der Zeit immer mehr Nervenzellen absterben. Der Augapfel ist mit klarer Flüssigkeit – dem Kammerwasser – gefüllt. Dieses Kammerwasser verleiht dem Auge seine Stabilität und seine runde Form. Außerdem ernährt es verschiedene Strukturen des Auges, beispielsweise Linse und Hornhaut.

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Es wird vom Ziliarkörper (Strahlenkörper) des Auges produziert und von dort in die hintere Augenkammer abgegeben. Dann fließt es in die vordere Augenkammer und anschließend über ein Kanalsystem im Kammerwinkel – das Trabekelwerk – wieder ab. Normalerweise beträgt der durch dieses Kammerwasser entstehende Augeninnendruck 10 bis 21 Millimeter Quecksilbersäule (mmHg). Durch verschiedene Faktoren kann sich der Druck allerdings erhöhen und weit über 21 mmHg ansteigen: z.B., wenn zu wenig Kammerwasser aus dem Auge abfließt. Das kann beispielsweise daran liegen, dass der Kammerwinkel zu eng ist. Normalerweise hat dieser Winkel eine Öffnung von 20 bis 45 Grad; beim „Engwinkelglaukom“ misst er jedoch nur 10 Grad oder noch weniger, sodass der Kammerwasserabfluss behindert ist. Diese Glaukomart kommt bei weitsichtigen Menschen besonders häufig vor, da ihr Augapfel sehr klein ist. Aber auch wenn der Kammerwinkel normal weit geöffnet ist, kann man an einem Glaukom erkranken. Dieses primäre Offen-

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winkelglaukom ist die häufigste Form des grünen Stars und entsteht durch Ablagerungen, die sich im Trabekelwerk bilden. Diese Ablagerungen beeinträchtigen den Abfluss des Kammerwassers – der Augeninnendruck steigt an. Warum es zu solchen Ablagerungen kommt, weiß man nicht genau; dabei spielen jedoch u.a. genetische Faktoren eine Rolle: In manchen Familien kommt der grüne Star gehäuft vor. Auch durch die langjährige Einnahme von Kortison oder die Anwendung kortisonhaltiger Augentropfen, wie der Arzt sie nach Augenoperationen zur Vermeidung einer Entzündung verschreibt, entstehen bei manchen Menschen Ablagerungen im Trabekelwerk, sodass es auch hier zu einem Kammerwasser-Rückstau und Anstieg des Augeninnendrucks kommt. Eine weitere häufige Glaukom-Ursache ist der Diabetes mellitus, also die „Zuckerkrankheit“: Sie führt im Spätstadium zur Neubildung von Gefäßen im Auge (auch im Kammerwinkel), die den Abfluss des Kammerwassers behindern.

Kammerwasser hält Ihre Augen „in Form“ Linse

Gesundes Auge Iris

Glaskörper

Netzhaut

Hornhaut Pupille Vorderkammer Sehnerv

Kammerwasserfluss Hinterkammer Trabekelwerk Zilliarkörper

Glaukom

Kammerwasserabfluss behindert: Kammerwasser staut sich in der Vorderkammer an

Früherkennung rettet Augenlicht Da man beim Glaukom erst dann unter wahrnehmbaren Sehstörungen leidet, wenn es schon weit fortgeschritten ist, und einmal entstandene Schäden an Netzhaut und Sehnerv sich nicht mehr reparieren lassen, kann man sich vor dieser Augenerkrankung nur durch regelmäßige FrüherkennungsUntersuchungen beim Augenarzt schützen. Denn rechtzeitig erkannt, ist das Glaukom normalerweise gut behandelbar. Deshalb sollte man, auch wenn man keine Beschwerden hat, seine Augen ab dem Alter von 40 oder 45 Jahren einmal vom Augenarzt kontrollieren lassen und diese Untersuchung dann – wenn kein verdächtiger Befund und auch keine Risikofaktoren vorliegen – alle fünf Jahre wiederholen lassen. Bei Patienten mit Risikofaktoren (siehe Infokasten) sind eventuell häufigere Kontrolluntersuchungen notwendig. Ihr Augenarzt wird Ihnen sagen, wie oft Sie zur Kontrolle Ihrer Augen zu ihm kommen sollen. Um ein Glaukom festzustellen, genügt es nicht, einfach nur den Augeninnendruck zu messen (eine Untersuchung, die auch viele Augenoptiker anbieten). Die augenärztliche Untersuchung umfasst neben der Augeninnendruckmessung auch noch einen Sehtest und eine Kontrolle des Augenhinter-

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Erhöhter Augeninnendruck schädigt die Blutgefäße im Auge und den Sehnerv

Die äußere Hülle des Auges besteht aus der weißen Lederhaut und der durchsichtigen Hornhaut. Die Hornhaut ist gewölbt: Zusammen mit der Linse bricht sie die einfallenden Lichtstrahlen, sodass auf der Netzhaut ein scharfes Bild entsteht. Die Iris (Regenbogenhaut) reguliert als Blende die Lichtmenge, die durch die Pupille einfällt und auf die Netzhaut trifft. Den Bereich zwischen Hornhaut und Iris nennt man Vorderkammer. Diese Vorderkammer ist mit Kammerwasser gefüllt und spielt bei der Regulation des Augeninnendrucks eine wichtige Rolle. Um die kugelige Form des Augapfels zu bewahren, muss im Auge ein konstanter Druck aufrechterhalten werden. Deshalb wird vom Ziliarkörper ständig Kammerwasser gebildet und in die Hinterkammer abgegeben. Von dort fließt es durch die Öffnung der Iris (Pupille) in die Vorderkammer und über das im Kammerwinkel liegende Trabekelwerk ab. Beim gesunden Auge befinden sich Kammerwasserbildung und -abfluss im Gleichgewicht. Der dadurch entstehende konstante Augeninnendruck liegt zwischen 10 und 21 mmHg. Beim Glaukom ist der Kammerwasserabfluss behindert.

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grunds, anhand deren der Arzt beurteilen kann, ob der Sehnerv geschädigt ist oder nicht. Bei Verdacht auf ein Glaukom werden dann noch weitere Untersuchungen durchgeführt. Leider werden die Kosten für diese Früherkennungsmaßnahme derzeit nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, sondern müssen vom Patienten selbst getragen werden. Die Untersuchung kostet jedoch nur ungefähr 16 Euro – so viel sollte Ihnen die Gesundheit Ihrer Augen wert sein!

Auch Durchblutungsstörungen können dem Auge schaden Früher hielt man den erhöhten Augeninnendruck für die einzige Glaukom-Ursache. Inzwischen weiß man, dass die Sache weitaus komplizierter ist: Viele Menschen haben einen zu hohen Augeninnendruck, entwickeln aber trotzdem kein Glaukom. Das liegt daran, dass die Druckempfindlichkeit des Haben Sie ein erhöhtes GlaukomSehnervs individuell verRisiko? schieden ist: Bei manchen Menschen nimmt er • Sind Sie über 40 Jahre alt? schon bei geringfügig er• Sind Sie kurzsichtig? höhtem Augeninnen• Sind in Ihrer Familie Menschen am druck Schaden; bei anGlaukom erkrankt? deren entstehen auch • Hat eine Untersuchung beim Augendurch sehr viel höhere arzt einen erhöhten Augeninnendruck Druckwerte keine Glauergeben? komschäden. • Haben Sie einen unnormalen BlutAndererseits haben 30 druck (zu hoch, zu niedrig oder Blutbis 40% aller Glaukomdruckschwankungen)? Patienten einen völlig • Leiden Sie unter Durchblutungsstönormalen Augeninnenrungen, z. B. zu kalten Händen und druck. Denn auch eine Füßen oder Ohrgeräuschen (Tinnitus)? unzureichende Durchblu• Leiden Sie unter Migräne? tung kann Netzhaut und • Leiden Sie an einer obstruktiven Sehnerv schädigen und Schlafapnoe (Schnarchen mit Atemzum Absterben von Neraussetzern)? venzellen führen. In solchen Fällen spricht man Je mehr dieser Fragen Sie mit Ja beantvon einem Normaldruckwortet haben, umso eher haben Sie ein glaukom. Frauen sind erhöhtes Risiko, irgendwann einmal an häufiger davon betroffen einem Glaukom zu erkranken. Deshalb als Männer. sollten Sie die alljährlichen KontrollunterZu solchen Durchblusuchungen beim Augenarzt besonders tungsstörungen kann es ernst nehmen. beispielsweise durch zu

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niedrigen Blutdruck oder Blutdruckschwankungen kommen. Aber auch Störungen der Mikrozirkulation – also der Durchblutung kleinster Blutgefäße – sind ein nicht zu unterschätzender Risikofaktor. Diese weitverzweigten feinen Blutgefäße (Kapillaren, Arteriolen und Venolen) versorgen die Gewebe und Organe unseres Körpers mit Sauerstoff und Nährstoffen und transportieren Abfallprodukte, die durch den Stoffwechsel entstehen, ab. Auch für die Versorgung der Nerven im Auge ist diese Mikrozirkulation sehr wichtig, und wenn sie gestört ist, kann das verhängnisvolle Folgen haben. Viele Patienten mit Normaldruckglaukom leiden auch unter anderen Symptomen, die auf eine gestörte Mikrozirkulation zurückzuführen sind: z. B. Ohrgeräuschen (Tinnitus), Migräne und kalten Händen oder Füßen. Menschen mit solchen Beschwerden sollten daran denken, dass sie möglicherweise auch ein erhöhtes Glaukomrisiko haben.

Erste Behandlungsmaßnahme: Augentropfen Wird bei der Untersuchung ein Glaukom festgestellt, so lässt sich das Problem mit Augentropfen in den meisten Fällen gut in den Griff bekommen. Normalerweise verschreibt der Augenarzt diese Tropfen auch schon prophylaktisch, wenn er feststellt, dass der Augeninnendruck zu hoch ist. Aber auch bei Patienten mit Normaldruckglaukom kann man durch eine Senkung des Augeninnendrucks zumindest das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen. In solchen Fällen muss man den Druck noch tiefer (auf Werte um 10 mmHg) senken. All diese Tropfen (z.B. Betablocker wie Timolol) senken den Augeninnendruck, indem sie entweder die Kammerwasserproduktion drosseln oder den Kammerwasserabfluss verbessern. Es gibt aber auch Medikamente (sogenannte Karboanhydrasehemmer), die die Durchblutung von Netzhaut und Sehnerv verbessern. Manchmal ist auch eine Kombination aus mehreren Augentropfen erforderlich. Diese Tropfen muss der Patient sein Leben lang tagtäglich anwenden. Normalerweise sind sie gut verträglich; für Patienten, die auf das in den Tropfen enthaltene Konservierungsmittel Benzalkoniumchlorid allergisch reagieren, gibt es konservierungsstofffreie Augentropfen in kleinen Plastikampullen für die einmalige Anwendung. Freilich spricht nicht jeder Patient gleich gut auf

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die Tropfen an; bei manchen lässt sich mit Medikamenten allein keine ausreichende Augeninnendrucksenkung erreichen. Normalerweise fängt man erst einmal mit einem einzigen Medikament an; wenn das nicht ausreicht, verschreibt der Augenarzt noch ein zweites und gegebenenfalls auch ein drittes oder viertes. Manchmal führt aber auch diese Medikamentenkombination nicht zur gewünschten Augeninnendrucksenkung, oder der Patient verträgt die Augentropfen nicht. Bei manchen Patienten lässt auch die Compliance (also die Bereitschaft zur Therapiemitwirkung) zu wünschen übrig: Sie sind nicht bereit, sich ihr Leben lang mehrmals täglich Medikamente ins Auge zu tropfen, oder vergessen die regelmäßige Anwendung der Tropfen. Vor allem bei älteren Patienten kann das zum Problem werden. In solchen Fällen ist eine Operation sinnvoll.

Was können operative Eingriffe bewirken? Es gibt verschiedene Operationstechniken. Der Goldstandard in der operativen Behandlung von Glaukomen ist nach wie vor die Trabekulektomie. Sie senkt den Augeninnendruck am stärksten, ist freilich auch am aufwändigsten. Dabei wird im Inneren des Auges ein Kanal angelegt, durch den das Kammerwasser aus der Vorderkammer unter die Bindehaut in eine Art Sickerkissen abfließen kann. Nach diesem Eingriff ist allerdings ein fast einwöchiger Krankenhausaufenthalt notwendig, und es kann zu verschiedenen Komplikationen kommen: Beispielsweise kann der Augeninnendruck sehr stark schwanken, bis er sich dann nach ein paar Wochen auf einen guten Wert einpendelt, was eine engmaschige Überwachung der Patienten und eine intensive Tropfentherapie erforderlich macht. Außerdem hat unser Körper die Tendenz, alles wieder zu „heilen“, also je-

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des Loch zu verschließen; und so kann es passieren, dass die künstlich angelegte Öffnung mit der Zeit vernarbt und dadurch ihre Wirkung verliert. Eine Alternative zu dieser OP-Methode ist die Kanaloplastik, bei der der Abflusskanal mit einem Mini-Katheter operativ aufgedehnt wird, damit das Kammerwasser wieder besser abfließen kann. Dies ist die zurzeit in unserer Klinik favorisierte Technik, da sie ein sehr günstiges Nebenwirkungsprofil hat. Freilich kann sie den Augeninnendruck nicht so stark senken wie eine Trabekulektomie: Mit diesem Eingriff lässt sich der Druck von 40 auf 10 mmHg senken, während man mit einer Kanaloplastik höchstens von 30 auf 15 mmHg kommt. Insgesamt wirken die derzeit zur Verfügung stehenden Glaukom-Operationsmethoden jedoch leider nur in 60 bis 70% aller Fälle; beim restlichen Patientendrittel sinkt der Augendruck nicht. Deshalb versucht man so lange mit Medikamenten auszukommen, wie es nur irgendwie geht, und zögert eine Operation so weit wie möglich hinaus.

Prof. Dr. med. Florian Gekeler ist Ärztlicher Direktor der Augenklinik am Klinikum Stuttgart Klinikum Stuttgart – Katharinenhospital Kriegsbergstraße 60 70174 Stuttgart Sekretariat: Tel.: 0711 278-33101 Fax: 0711 278-33109 E-Mail: a.boigner@klinikum-stuttgart.de

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Aus der Speisemeisterei:

Irish Stew – Interpretation eines Klassikers

Zutaten (für vier Personen) • 2 Karotten • 3 Stangen Staudensellerie • 1 kleine Sellerieknolle • 6 Kartoffeln • 100 g Speck, durchwachsen • 1 Zwiebel • 20 ml Rapsöl • 1 Liter Gemüsebrühe • 300 g Hackfleisch, gemischt • 1 Brötchen, eingeweicht • 1 Ei • Salz, Pfeffer, Muskat • Petersilie, gehackt

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Zubereitung • Gemüse und Kartoffeln waschen, schälen und in Würfel oder Scheiben schneiden. Die Zwiebel fein würfeln. • Aus Hackfleisch, Brötchen, Eigelb und den Gewürzen einen geschmeidigen Teig herstellen und kleine Bällchen daraus formen. • In einem Topf das Öl erhitzen und Zwiebel und Gemüse darin andünsten. Mit der Brühe ablöschen und alles zum Kochen bringen. Die Fleischbällchen zugeben und mit Salz, Pfeffer und Muskat abschmecken. Etwa 20 Min. garen. • Die Petersilie zugeben und servieren.

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Termine Klinik Dr. Mauch, Dr. Stihler Im Karl-Olga-Krankenhaus; Werderstr. 70 70190 Stuttgart Anmeldung unter: 0711 87035320 16.9.2014 18.30 Uhr Fuß und los geht’s Dr. med. Andreas Hoffmann 7.10.2014 18.30 Uhr Rückenschmerz - Behandlungskonzepte FA Martin Deeg

Gesundheitsakademie Esslingen a. N. Altes Rathaus 22.09.2014 19.00 Uhr Brustkrebs Prof. Dr. Thorsten Kühn 13.10.2014 19.00 Uhr Leber, Übergewicht und Herz Prof. Dr. K.-P. Maier, Prof. Dr. M. Leschke

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24.9.2014 20.00 Uhr Schwachstelle Rücken – Wie werden Sie wieder schmerzfrei? Dr. med. Suso Lederle im Gespräch mit Kay Bartrow und David Mahier (Sportlehrer AOK) 22.10.2014 20.00 Uhr Schlechte Sicht – Behalten Sie Ihr Auge im Auge Dr. med. Suso Lederle im Gespräch mit Dr. med. Aris Pervanidis, Dr. med. Helmut Wagner und Sabine Backmund von der Nikolauspflege 12.11.2014 20.00 Uhr Herz aus dem Takt – Was ist zu tun? Dr. med. Suso Lederle im Gespräch mit Prof. Dr. med. Thomas Nordt

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Der nächste Kompass Gesundheit erscheint im Oktober 2014


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