Kompass Gesundheit DAS MAGAZIN FÜR BADEN-WÜRTTEMBERG
Nr. 4 2013
esetz sagt
Was das G
TOP-THEMA
DEMENZ
bei n e r h a f o t Au Demenz
Wie alt sind Sie wirklich? Unfallchirurgie und Altersmedizin Als Opera onslehrer in Tripolis Kochen mit wärmenden Gewürzen
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Editorial
Liebe Leserinnen und Leser, früher hat man gesagt: „Der Onkel Karl wird jetzt auch ganz schön senil.“ Oder auch: „Tante Emma ist reichlich verkalkt.“ Heute wissen wir mehr: Es geht nicht um ein bisschen verwirrt sein. Es geht um ein Phänomen, das mit unserer immer älter werdenden Gesellschaft zusammenhängt. Die Menschen wollen und können dank unserem medizinischen Fortschritt zwar immer älter werden, zahlen aber auch ihren Preis dafür. Einer davon heißt Demenz. Die Spatzen pfeifen es mittlerweile von den Dächern, und jede Dokusoap hat schon ihren „Vorzeige-Dementen“ – kaum eine Fami- Sylvia Kern, lie bleibt heutzutage vom Thema Demenz verschont. Allein in Ba- Geschäftsführerin Alzheimer Gesellschaft den-Württemberg sind 184 000 Menschen betroffen. Baden-Württemberg e.V. Noch etwas deutlicher: Wir alle werden über kurz oder lang mit Demenzerkrankungen zu tun haben. Sei es, dass es uns selbst irgendwann einmal trifft, sei es, dass wir im Familien-, Bekannten-, Freundes- oder Kollegenkreis damit konfrontiert werden. Und das macht den meisten Menschen Angst. Schließlich ist eine Demenzerkrankung kein harmloses Vergessen, sondern ein unaufhaltsamer Prozess, bei dem die Betroffenen geistig immer mehr abbauen und auch ihre Orientierung verlieren. Kein Wunder, dass wir das als viel bedrohlicher empfinden als viele andere „nur“ körperliche Krankheiten. Eine Heilung ist nicht in Sicht, auch wenn die Medien sich mit ständig neuen Erkenntnissen geradezu überschlagen – die meisten sind schlichte Seifenblasen bzw. allenfalls kleine Mosaiksteinchen in einem sehr komplexen und noch lange nicht ausreichend erforschten Gebiet. Die Wissenschaft ist jedenfalls aktuell eher ernüchtert als euphorisch. Aber es geht noch um mehr. Demenzerkrankungen sind kein Einzelproblem, das im stillen Kämmerlein abgehandelt werden könnte. Eine Demenz betrifft vielmehr das gesamte persönliche und auch öffentliche Umfeld: den Lebenspartner und die Familie, aber auch Bekannte, Nachbarn, Freunde und eigentlich alle Menschen, mit denen wir sonst im Alltag zu tun haben – den Busfahrer, die Supermarktkassiererin, den Bankangestellten, die Apothekerin usw. Und alle sind zunächst einmal hilflos und überfordert: Wie gehe ich mit dem veränderten Menschen um, wo gibt es Hilfe, was muss man neu überdenken, organisieren, anders regeln? Wie kann auch ein Leben mit einer Demenz noch durchaus gelingen und lebenswert sein? Ein weites Feld. Lesen Sie in dieser Ausgabe von „Kompass Gesundheit“ mehr über eines unserer drängendsten Probleme: Es nützt nichts, Vogel-Strauß-Politik zu betreiben – wir müssen uns offen und konstruktiv mit Alzheimer und anderen Demenzerkrankungen auseinandersetzen, alles andere wäre Augenwischerei. In diesem Sinne wünscht Ihnen eine gute und anregende Lektüre Ihre Sylvia Kern
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Der nächste „Kompass Gesundheit“ erscheint im Januar 2014
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Impressum Kompass Gesundheit – Das Magazin für Baden-Württemberg, Herausgeber: Dr. Magda Antonic Redaktionsleitung: Werner Waldmann (V.i.S.d.P.) Redaktions-Beirat: Prof. Dr. med. Aulitzky, Dipl. oec. troph. Andrea Barth, Dr. med. Wolfgang Bosch, Dr. med. Ernst Bühler, Dr. med. Hans-Joachim Dietrich, Dr. med. Rainer Graneis, Dr. med. Rudolf Handschuh, Prof. Dr. phil. Dipl.-Psych. Thomas Heidenreich, Dieter Kress, Dr. med. Suso Lederle, Christof Mühlschlegel, Dr. med. Constanze Nebe, Dr. med. Stefan Reinecke MBA, Dr. med. Nobert Smetak, Isolde Stadtelberger, Dr. med. Bernd Voggenreiter, Dr. med. Sieglind Zehnle Medizinisch-wissenschaftlicher Beirat: Dr. med. Alexander Baisch, Dr. med. Carl-Ludwig v. Ballestrem, Prof. Dr. med. Alexander Bosse, Prof. Dr. med. Claudio Denzlinger, Prof. Dr. med. Rainer Dierkesmann, Dipl.-Psych. Sabine Eller, Dr. med. Wilhelm Gienger, Dr. med. Joachim Glockner, Dr. med. Christian Hayd, Prof. Dr. med. Bernhard Hellmich, Prof. Dr. med. Doris HenneBruns, Prof. Dr. med. Christian Herdeg, Prof. Dr. med. Monika Kellerer, Prof. Dr. med. Alfred Königsrainer, Prof. Dr. med. Ulrich Liener, Prof. Dr. med. Alfred Lindner, Dr. med. Gerhard Müller-Schwefe, Dr. med. Martin Runge, Dr. med. Udo Schuss, Prof. Dr. med. Arnulf Stenzl, Prof. Dr. med. Egon Weidle, Holger Woehrle
ANWENDUNGEN FÜR ÄSTHETISCHE HAUT
Juristische Beratung: RA Mirja K. Trautmann Patientenrechte: Markus Grübel (MdB), Michael Hennrich (MdB), Wolfgang Zöller (MdB) Redaktion: Dr. J. Roxanne Dossak, Andrew Leslie, Ursula Pieper, Marion Zerbst Art Direction: Dr. Magda Antonic Herstellung: Barbara Schüler
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Verlag: MEDITEXT Dr. Antonic Verlagleitung: Dr. Magda Antonic Hagäckerstraße 4; D-73760 Ostfildern Tel.: 0711 7656494; Fax: 0711 7656590 dr.antonic@meditext-online.de www.meditext-online.de Wichtiger Hinweis: Medizin als Wissenschaft ist ständig im Fluss. Soweit in dieser Zeitschrift eine Applikation oder Dosierung angegeben ist, darf der Leser zwar darauf vertrauen, dass Autoren, Redaktion und Verlag größte Mühe
darauf verwandt haben, dass diese Angaben genau dem Wissensstand bei Drucklegung der Zeitschrift entsprachen. Dennoch sollte jeder Benutzer die Beipackzettel der verwendeten Medikamente selbst prüfen, um in eigener Verantwortung festzustellen, ob die dort gegebene Empfehlung für Dosierungen oder die Beachtung von Kontraindikationen gegenüber der Angabe in dieser Zeitschrift abweicht. Leser außerhalb der Bundesrepublik Deutschland müssen sich nach den Vorschriften der für sie zuständigen Behörden richten. Geschützte Warennamen (Warenzeichen) müssen nicht besonders kenntlich gemacht sein. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann nicht geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt. Das Magazin und alle in ihm enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung von MEDITEXT Dr. Antonic strafbar. Die Redaktion behält sich die Bearbeitung von Beiträgen vor. Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Abbildungen wird keine Haftung übernommen. Mit Namen gezeichnete Artikel geben die Meinung des Verfassers wieder. Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Esslingen. Copyright © 2013 by MEDITEXT Dr. Antonic 73760 Ostfildern ISSN 2194-5438
inhalt • Über das große Vergessen
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• Entlastungsangebote für pflegende Angehörige
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• Die Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg unterstützt Betroffene und pflegende Angehörige
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• Beschäftigung für Menschen mit Demenz
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• Wir sind den Weg gemeinsam gegangen – ein Erfahrungsbericht
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• Unfallchirurgie & Altersmedizin
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• Der Demenzpatient im Krankenhaus
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• Demenzpatienten in der hausärztlichen Praxis
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• Wie stellt man fest, wie alt man ist?
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• VERAHs besuchen ältere Menschen
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• Klinikum Christophsbad: Interdisziplinäre Hilfe bei demenziellen Erkrankungen
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• Fahrerlaubnis bei Demenz
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• Als Operationslehrer in der Dritten Welt
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• Kochen mit wärmenden Gewürzen
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• Sternekoch Frank Oehler kocht im Pflegeheim
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• Ein Brückenschlag aus der Klinik in den Alltag
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• Die Virusgrippe
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• Geschäftsführer des Klinikums Christophsbad über Zielvereinbarungen
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• Aktiv durch das ganze Jahr
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Rubriken Impressum 4 | Kolumne Dr. Lederle 17 | Apotheker-Kolumne 41 | Termine 43 | Aboformular 43
Kompass Gesundheit 4/2013
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Im Gespräch mit Prof. Johannes Schröder
Über das große Vergessen Prof. Johannes Schröder ist Professor für klinische Psychiatrie und leitet die Sektion Gerontopsychiatrie am Universitätsklinikum Heidelberg. Die Sektion Gerontopsychiatrie umfasst 19 Betten und eine Gedächtnisambulanz, in der sich jedes Jahr etwa 400 Patienten vorstellen. Es ist die älteste Einrichtung dieser Art, in der gerontopsychiatrische Patienten – Patienten jenseits des 80. Lebensjahres – sowohl stationär als auch ambulant behandelt werden können. Unter dem Begriff „gerontopsychiatrische Erkrankungen“ werden v. a. Demenzen, aber auch depressive Erkrankungen im höheren Lebensalter zusammengefasst. Das höhere Lebensalter im geriatrischen Sinn beginnt jenseits des 80. Lebensjahrs. Werner Waldmann sprach mit Prof. Schröder über Demenzerkrankungen. Was ist eigentlich Demenz, und was ist der Unterschied zwischen Demenz und der Alzheimererkrankung? Prof. Schröder: Demenz ist ein Zustand der Hilflosigkeit. Er entsteht durch eine Störung der Hirnfunktionen und diese Störung kann durch vielerlei Erkrankungen, sicherlich mehrere Hundert, ausgelöst werden. Die wichtigste ist die Alzheimererkrankung, sie ist für sicher zwei Drittel aller Demenzfälle verantwortlich.
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Wichtig ist auch zu wissen, dass Demenzen in der Regel nicht plötzlich entstehen, sondern Ergebnis eines längeren Prozesses sind; man vermutet, dass die Alzheimererkrankung zehn bis fünfzehn Jahre braucht, um überhaupt Symptome zu zeigen. In dieser Zeit kommt es allerdings zu kleineren Abweichungen, die von dem Betroffenen durchaus bemerkt werden. Dieses Risikosyndrom nennen wir leichte kognitive Beeinträchtigung.
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Wie häufig kommt die Alzheimererkrankung eigentlich vor? Prof. Schröder: Wir sind bisher davon ausgegangen, dass es ein starres Verhältnis zwischen Demenzrisiko und Lebensalter gibt; also dass das Risiko für 75-Jährige bei etwa 5 % liegt, für 80-Jährige bei 10 %, für 85-Jährige bei 20 % und so weiter. Nun zeigen aber neuere Studien, dass das nicht so einfach ist – glücklicherweise, möchte ich gleich dazu sagen. Es ist also so, dass das Risiko auch vom Geburtsjahr abhängt. Ältere Geburtsjahrgänge, also unsere Urgroßeltern, die um 1890, 1900 geboren wurden, hatten eben zu einem gegebenen Lebensalter ein höheres Risiko als Jüngere, die etwa in den 1920er Jahren geboren wurden. Lassen Sie mich das an einem Beispiel verdeutlichen: Ein Kollege in Göteborg, Ingmar Skoog, hat vor 25 Jahren den Geburtsjahrgang 1900 untersucht. Das waren 500 Probanden, die hatten, damals 85-jährig, ein Risiko von 27 %, eine Demenz zu erleiden. Er hat diese Studie mit Angehörigen des Jahrgangs 1925 wiederholt, deren Demenzrisiko im Alter von 85 Jahren 19 % beträgt. Mit anderen Worten, wir haben da eine Reduktion des Demenzrisikos von 8 %, und das ist ein ganz gewaltiger Effekt. Diese segensreiche Entwicklung ist vor allem auf drei Bedingungen zurückzuführen: 1. Für den Geburtsjahrgang 1925 waren die Verhältnisse viel günstiger als für den Jahrgang 1900. 2. Die Schuldauer hat zugenommen, in Schweden belief sich die Schulpflicht für den Jahrgang 1900 auf ganze sechs Jahre, 25 Jahre später waren es schon acht Jahre. 3. Die Behandlung von Zivilisationskrankheiten wie Bluthochdruck oder Altersdiabetes hat sich deutlich verbessert. Das heißt aber auch, dass sich das Demenzrisiko mit einer zunehmenden Verbesserung der genannten Faktoren für zukünftige Generationen, also z. B. für den Jahrgang 1950, wahrscheinlich noch weiter reduzieren wird. Das ist auch der Grund, weshalb ich nicht davon ausgehe, dass Demenz epidemisch wird, also dass notwendigerweise ein ganz großer Teil der Bevölkerung betroffen sein wird, nur weil wir älter werden. Die Verhältnisse sind einfach viel komplizierter.
von Patienten geschildert werden, die noch nicht ihre Selbstständigkeit verloren haben, die noch nicht demenzkrank sind, sondern eine leichte kognitive Beeinträchtigung haben, sind eine Schwerbesinnlichkeit, eine konzentrative Ermüdbarkeit, Störung der Merkfähigkeit, das Gefühl, dass nichts mehr „hängen bleibt“ – das sind die typischen Frühsymptome. Häufig wird auch berichtet, dass man nicht mehr zwei Dinge gleichzeitig machen kann, also etwa am Telefon gleichzeitig noch auf Zuruf reagieren.
Alzheimer beginnt schleichend, welche Frühsymptome können darauf hinweisen? Prof. Schröder: Die Symptome, die typischerweise
Wäre es sinnvoll, sich mit 60 Jahren, wenn man glaubt, Probleme zu haben, prophylaktisch testen zu lassen?
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Ab welchem Alter stellen sich die Symptome ein? Prof. Schröder: Das kann man ganz schlecht sagen. Diese Frühsymptome treten ja schon zehn Jahre vor Beginn der Demenz im eigentlichen Sinn auf, das betrifft oft Menschen mit vielleicht 60, 65 oder 70 Jahren, die also zu den „jungen Alten“ gehören. Weil das jüngere Menschen sind, wird das Problem oft unterschätzt und den Patienten wird keine adäquate Abklärung angeboten. Eine adäquate Abklärung beruht auf einer ausführlichen ärztlichen Untersuchung, die auch solche Risikofaktoren umschließt wie sportliche Fitness, geistige Fitness, Regsamkeit, man spricht auch von der kognitiven Reserve, und auf einer längeren neuropsychologischen Testung. So eine Testung beansprucht etwa eine Stunde und wird eigentlich an Spezialeinrichtungen gemacht, also an den Universitäten oder den großen Krankenhäusern. Bei Ihnen wird das gemacht? Prof. Schröder: Wir machen das routinemäßig seit 20 Jahren. Diese Testung hat zwei Aufgaben: Zum einen soll sie sozusagen den Finger in die Wunde legen oder Defizite kenntlich machen, zum anderen aber auch zeigen, was die Patienten sehr gut können. Man sucht nach typischen Befundmustern, die dann weitere Schlüsse erlauben. Zudem lassen die Befunde auch Schlüsse darüber zu, was Patienten besonders gut können oder wo ihre Stärken liegen, also wo ihre kognitive Reserve liegt. Und das ist wichtig, um die Patienten über mögliche präventive Maßnahmen, und davon gibt es ja eine ganze Menge, zu beraten.
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Prof. Schröder: Da bin ich nicht so ganz sicher, weil dafür die neurologischen Testungen einfach sehr aufwendig sind. Was ich auf jeden Fall empfehlen kann, ist, dass man auf einen regen und abwechslungsreichen Lebensstil achtet. Es ist also wichtig, dass man geistig und körperlich gefordert wird und auf gesundheitlich abträgige Faktoren – wie Nikotin, Alkohol, ungünstige Ernährungsweisen – verzichtet oder, wenn das nicht geht, sie zumindest minimiert. Prävention im Bereich Gesundheit ist also wichtig. Prof. Schröder: Das ist ganz wichtig und ich kann auch jeden nur ermutigen. Diese Effekte sind nicht nur theoretisch ableitbar, sie sind auch praktisch darstellbar in wissenschaftlichen Studien. Ein amerikanischer Kollege hat etwa die Wirkungen körperlichen Trainings bei über 55- bis 80-Jährigen untersucht. Er hatte 120 Versuchsteilnehmer, die über ein Jahr lang dreimal in der Woche jeweils eine Dreiviertelstunde gejoggt sind, und das im anstrengenden, im sogenannten anaeroben Bereich. Er hat dann die neuropsychologische Leistungsfähigkeit, also die Gedächtnisfähigkeiten überprüft und mittels der Kernspintomografie ein für das Gedächtnis entscheidendes Gehirnareal, den Hippocampus, in seiner Größe untersucht. Was er fand, war, dass die Probanden, unabhängig vom Alter, die trainiert haben, die also belastet wurden, nicht nur verbesserte Gedächtnisleistungen gezeigt haben, sondern auch eine leichte Vergrößerung des Hippocampus. Nach unseren eigenen Untersuchungen kann man dieses Ergebnis auch ohne weiteres auf 60- oder 80-Jährige in unserem Land übertragen. Werden bildgebende Verfahren zur Diagnose eingesetzt? Prof. Schröder: Bildgebende Verfahren setzen wir routinemäßig ein. Zum einen sind sie erforderlich, um die sogenannte sekundäre Demenz (wenn der geistige Verfall die Folge einer anderen organischen Erkrankung ist, etwa eines Schlaganfalls) auszuschließen. Zum anderen kann man auch die Größe des Hippocampus bestimmen, wobei eine hippocampale Verschmächtigung zur Diagnose einer Alzheimerdemenz grundsätzlich passt. Darüber hinaus können wir im Nervenwasser schon seit Ende der 1990er Jahre zwei Eiweißkörperchen in ihrer Konzentration bestimmen, das Tau-Protein und das BetaAmyloid. Allerdings ist es so, dass diese Befunde nicht notwendig auf die Leistungsfähigkeit oder gar eine Demenz schließen lassen. Es gibt Menschen, die ein kleines Hippocampusvolumen haben und trotzdem sehr leistungsfähig sind, und es gibt die, die einen offenbar unbeeinträchtigten Hippocampus haben, aber trotzdem einen geistigen Abbau zeigen. Man spricht hier auch von einer kognitiven Reserve. Die Diagnose einer Demenzerkrankung, eines Risikosyndroms einer leichten kognitiven Be-
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einträchtigung, ist apparativ per Knopfdruck nicht möglich, sie erfordert eine genaue klinische Untersuchung und eine ausreichende neuropsychologische Testung. Wie sieht die aktuelle Forschung die Ursachen für die Alzheimererkrankung? Prof. Schröder: Da legen Sie jetzt den Finger in die Wunde. Es ist so, dass wir uns in den letzten zehn Jahren große Fortschritte von der sogenannten Amyloid Hypothese der Alzheimerdemenz versprochen haben. Diese Fortschritte konnten bisher leider nicht eingelöst werden. Es gab auch Behandlungsstudien, die nicht den gewünschten Effekt zeigten. Unter anderem hat sich die Forschung deshalb mehr in Richtung Prävention bewegt, also kognitives Training, körperliche Fitness und ein ausgewogener Lebensstil. Das sind ja auch Dinge, die wir alle beeinflussen können, die wir selbst in der Hand haben und die auch die Lebensqualität generell erhöhen. Ich beobachte immer wieder bei meinen Patienten, dass sie gerne die entsprechenden Möglichkeiten aufnehmen und mitmachen. Allerdings, und das muss ich dazu sagen, sind diese Maßnahmen leider nicht geeignet, das Entscheidende zu tun, nämlich Demenzen wenn nicht zu heilen, dann eben weitgehend zu behandeln. Wir können damit Komplikationen von Demenzen vermeiden und wir können auch die Symptomatik stabilisieren, das ist im Einzelfall schon sehr wichtig, aber es ist leider keine kurative Behandlung. Wie steht es mit Medikamenten? Da hatte man vor einiger Zeit große Hoffnungen. Prof. Schröder: Medikamentös haben sich Acetylkolinestherasehemmer seit Anfang der 1990er Jahre bewährt. Sie können die Erkrankung leider nicht heilen, aber in ihrem Verlauf beeinflussen, auch in dem Sinne, dass Patienten Komplikationen, also typische Zuspitzungen der Erkrankung im mittleren oder letzten Stadium, erspart bleiben. Von daher sind sie zu empfehlen. Entsprechendes gilt auch für Memantine. Aber wie gesagt, diese Medikamente sind nicht geeignet die Erkrankung zu heilen, das können wir leider nicht. Gibt es da Hoffnungen in der Pipeline? Wie ist es mit der Impfung gegen Alzheimer? Prof. Schröder: Es gibt sicherlich noch 30, 40 Stoffe, die in der Pipeline sind. Wir hoffen natürlich, dass einer dieser Stoffe ins Schwarze trifft, oder wenn das nicht der Fall ist, dass es in nächster Zeit neue Entwicklungen gibt. Allerdings ist es so, dass wir schon jetzt die Demenz symptomatisch behandeln können, und damit kann man oft den Patienten und ihren Angehörigen viel ersparen und ihnen viel an Lebensqualität zurückgeben.
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Wie machen Sie eine symptomatische Behandlung? Prof. Schröder: Einmal medikamentös, wir empfehlen Acetylkolinestherasehemmer und geben auch Memantin. Zum anderen empfehlen wir ein kognitives Training, das unterlegt wird mit Maßnahmen zur körperlichen Aktivierung; beides halten wir für empfehlenswert. Darüber hinaus bemühen wir uns, den körperlichen Gesamtzustand der Betroffenen möglichst stabil zu halten, in enger Zusammenarbeit mit den Hausärzten. Wie sieht das kognitive Training konkret aus? Prof. Schröder: Wir wenden ein Programm an, das in Nürnberg entwickelt wurde, das SimA-Programm. Dies umfasst eine kognitive Aktivierung und eine körperliche Aktivierung und legt besonderen Wert auf das soziale Miteinander. Acht bis zehn Patienten treffen sich über einen Zeitraum von drei, vier Monaten einmal wöchentlich, die Gruppe kennt sich also, das halten wir für den Austausch für ganz wichtig. Tatsächlich geben uns die Ergebnisse und die Erfahrung recht, es ist so, dass Patienten oft auch außerhalb der Gruppe miteinander aktiv etwas machen. Das ist genau das, was eine Gruppe auch anstoßen soll. Wie sehen Sie die Zukunft der Demenz- und Alzheimerbehandlung?
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Prof. Schröder: Ich hoffe und erwarte natürlich, dass wir die Altersentwicklung und Demenzentstehung besser verstehen können, und zwar dahingehend, dass wir Demenzen und vor allem die Alzheimer-Demenz endlich richtig behandeln können. Das ist das oberste Ziel. Darüber hinaus habe ich da die berechtigte Hoffnung, dass wir mit präventiven Maßnahmen das Demenzrisiko günstig beeinflussen können. Und ich meine, dass diese Demenzepidemie, die ja immer wieder in düsteren Farben an die Wand gemalt wird, wohl ausbleiben wird, aus den genannten Gründen, kognitive Reserve, präventive Auswirkung eines reichen Lebensstils.
Prof. Dr. med. Johannes Schröder Universitätsklinik für Allgemeine Psychiatrie Sektion Gerontopsychiatrie Voßstraße 4 69115 Heidelberg Tel.: 06221-565468 E-Mail: johannes.schroeder@med. uni-heidelberg.de
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Das schaff’ ich nicht alleine!
Entlastungsangebote für pflegende Angehörige
Sylvia Kern
Rund zwei Drittel aller Alzheimer-Kranken werden zu Hause von ihren Angehörigen betreut und später gepflegt, zum Großteil von ihren Töchtern oder Schwiegertöchtern. Pflege ist auch heute noch weitgehend eine weibliche Domäne, auch wenn sich hier die Verhältnisse langsam ändern. Dabei zieht wohl kaum eine andere Erkrankung die Angehörigen so sehr in Mitleidenschaft wie eine Demenzerkrankung.
E
ine Demenzerkrankung fordert den pflegenden Angehörigen ein Maximum an psychischem und physischem Einsatz ab. Viele Angehörige pflegen „bis zum Umfallen“, das heißt, bis sie selbst zum Pflegefall werden. Die Gründe sind meist Schuldgefühle und die Scheu davor, sich rechtzeitig oder überhaupt Hilfe zu holen. Das ist falsch und für alle Beteiligten schädlich! Ein schöner Grundsatz lautet: „Eine gute Tochter pflegt nicht allein!“ Selbstverständlich bezieht sich das genauso auf den Sohn, Ehepartner, Lebensgefährten oder wen auch immer. Pflegende Angehörige sollten sich rechtzeitig darüber informieren, wo sie Hilfe, Unterstützung und Entlastung finden. In Baden-Württemberg gibt es mittlerweile zwar noch lange nicht genug, aber dennoch erfreulich viele Betreuungs- und Entlastungsangebote. Ein Überblick: In Betreuungsgruppen werden Menschen mit Demenz ein- bis zweimal wöchentlich für ca. drei Stunden betreut. Durch geschulte Ehrenamtliche ist in der Regel eine individuelle 1:1-Betreuung gewährleistet. Im Mittelpunkt steht der einzelne Mensch mit seinen Bedürfnissen. Aber auch Gruppenaktivitäten wie kreative Beschäftigungen, Singen und Bewegungsspiele werden in den Nachmittag eingebaut. Sinn und Zweck der Betreuungsgruppen ist die kurzzeitige Entlastung der pflegenden Angehörigen, die Nachmittage haben aber zugleich oft eine sehr positive und anregende Wirkung auf die Betroffenen. Informieren Sie sich bei einer Demenzberatungsstelle, dem örtlichen Pflegestützpunkt oder sprechen Sie mit der Pflegekasse des Betroffenen, wie sich die recht geringen Kosten für diese Betreuungsnachmittage im Rahmen der Pflegeversicherungsleistungen refinanzieren lassen.
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Häusliche Betreuungsdienste, oft auch Helferinnenkreise genannt, bieten eine Betreuung zu Hause an. Sie leisten keine Pflege oder hauswirtschaftliche Hilfe, sondern sollen die Angehörigen durch eine gezielte und demenzgerechte Beschäftigung mit dem demenzkranken Menschen entlasten. Die Kosten sind sehr unterschiedlich, auch hier können Sie sich beraten lassen (s. o.). Angehörigengruppen tragen dazu bei, dass Angehörige sich nicht völlig alleingelassen fühlen und sich untereinander austauschen können. Die monatlichen Treffen werden in der Regel von einer Fachkraft oder auch von einem erfahrenen pflegenden Angehörigen geleitet und bieten Information, Beratung, Austausch und seelische Entlastung. Angehörigengruppen sind meist auch eine gute Adresse für die Vermittlung weiterer Hilfeangebote vor Ort. Regionale Demenzberatungsstellen sind mittlerweile keine Mangelware mehr, leider aber auch noch nicht überall zu finden. Zumindest ein Pflegestützpunkt pro Landkreis ist fast flächendeckend Standard. Leider noch recht spärlich gesäte Reha- und Urlaubsangebote bieten die Chance zum Auftanken und zur Erholung – und damit auch zur Stabilisierung des Pflegealltags. An manchen Orten gibt es Pflegebegleiter, die als geschulte Ehrenamtliche bzw. bürgerschaftlich engagierte Pflegepersonen begleiten und beraten. Reicht die ambulante Pflege nicht mehr aus, kommt als nächster Schritt ein teilstationäres Angebot wie die Tagespflege in Betracht. Noch gibt es allerdings viel zu wenige gerontopsychiatrische Tagespflegen – obwohl die Gäste der Tagespflegeeinrichtungen zum Großteil demenziell erkrankt sind. Durch die Reform der Pflegeversicherung
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lässt sich die Betreuung in einer Tagespflege inzwischen deutlich leichter finanzieren, außerdem sind die Angebote meist flexibel und kundenorientiert. In zwei Dritteln aller Fälle werden die demenzkranken Menschen am Ende doch in einem Pflegeheim untergebracht – die Angehörigen sind dann meist am Ende ihrer Kräfte angelangt. Es ist aber bedeutend besser, einen Menschen ausgeruht und mit guten Nerven für eine begrenzte Zeit im Heim zu besuchen, statt daheim mit letzter Kraft eine dann oft eher mangelhafte Betreuung und Pflege zu leisten. Die Entscheidung für eine vollstationäre Pflege fällt häufig sehr schwer, zumal die Angst vor der Verurteilung durch die Nachbarn und die Familie hinzu kommt („Abschiebung“ des Demenzkranken). Wer das Glück hat, in ein demenzgerechtes und liebevoll geführtes Heim mit gutem Konzept, geschultem Personal und guten Rahmenbedingungen zu kommen, muss unter der Veränderung nicht zwangsläufig leiden. Je nach Krankheitsstadium nimmt der Betroffene den Wechsel auch nicht mehr sehr bewusst wahr.
Andere Wohnformen wie ambulant betreute Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz entwickeln sich zunehmend. Allerdings sind ambulant betreute Wohngemeinschaften auch nicht immer die optimale Lösung, zumal sie den Angehörigen viel Einsatz abverlangen. Sie stellen aber mit Sicherheit eine wichtige Ergänzung zu den bestehenden Pflegeheimen dar. Betreutes Wohnen bzw. Wohnen mit Service kann große Erleichterungen für die pflegenden Angehörigen bringen, weil die Wohnungen altenund behindertengerecht gestaltet sind und viele Hilfeleistungen abgerufen werden können. Allerdings verleitet die Bezeichnung „Betreutes Wohnen“ zu falschen Erwartungen: Eine persönliche Betreuung findet hier nur in sehr bescheidenem Rahmen statt. Als Fazit bleibt: Pflegende Angehörige können heute erfreulich viele Hilfeangebote wahrnehmen. Leider sind sie aber längst noch nicht flächendeckend vorhanden, außerdem sind viele Angehörige schlicht nicht darüber informiert, wo sie welche Hilfe finden. Hier gibt es also noch viel zu tun!
Sylvia Kern Geschäftsführerin der Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg e.V. Friedrichstr. 10 70174 Stuttgart Tel.: 0711 24849660 Fax: 0711 24849666 E-Mail: info@alzheimer-bw.de
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Wir machen Dinge wieder selbstverständlich. Als Familienunternhemen Made in Germany gehören wir heute zu den führenden Unternehmen in der lebenserhaltenden Medizintechnik und verstehen es als unsere Aufgabe Selbstverständliches wieder selbstverständlich zu machen. Ob im Service oder in der Homecare. Ob in der Schlafdiagnostik oder in der Anästhesie. Ob National oder Multinational. Heinen + Löwenstein | Arzbacher Straße 80 | D-56130 Bad Ems | Telefon: 0 26 03/96 00-0 | Fax: 0 26 03/96 00-50 | Internet: hul.de
Das Vergessen verstehen – den Alltag bewältigen
Die Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg unterstützt Betroffene und pflegende Angehörige „Ich vergesse in letzter Zeit so viel – bin ich dement?“ „Wer kann uns helfen, den Alltag mit Demenz neu zu organisieren?“ „Gibt es einen Gesprächskreis für pflegende Angehörige in unserer Nähe?“ „Darf mein Mann nach der Demenzdiagnose noch Auto fahren?“
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er mit dem Thema Demenz konfrontiert wird – als direkt Betroffener oder als Angehöriger –, stellt viele Fragen und muss sich die Antworten oft mühsam und zeitraubend suchen. Anders als noch vor ein paar Jahren ist das Thema Demenz zwar kein Randthema mehr. Im Gegenteil: Eine Fülle von Ratgebern, Zeitungsartikeln und Erfahrungsberichten überschwemmt geradezu den Markt. Und doch helfen sie nicht unbedingt, wenn es um die eigene Situation geht, um „meinen Vater“, „meine Schwiegermutter“, „meinen Kollegen“. Wenn vor Ort ein Hilfsangebot gebraucht wird oder ein Demenzverdacht durch eine ärztliche Diagnose abgeklärt werden soll, muss die Hilfe ganz konkret werden, die Beratung ganz individuell sein. Betroffene in Baden-Württemberg finden Antworten auf ihre Fragen bei der Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg.
Das Vergessen verstehen – den Alltag bewältigen Unter diesem Motto steht das umfassende Infoportal Demenz www.alzheimer-bw.de der Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg, das vom Land Baden-Württemberg und den Pflegekassen gefördert wird. Die umfangreiche und vielseitige Website gibt detaillierte Informationen zu allgemeinen, aber auch zu sehr speziellen Fragen und die Datenbank zu regionalen Unterstützungs- und Entlastungsangeboten in Baden-Württemberg wird regelmäßig aktualisiert. Alzheimer Gesellschaft Die Liste der Broschüren, Baden-Württemberg e.V. die über die Alzheimer GeFriedrichstraße 10 sellschaft Baden-Württem70174 Stuttgart berg erhältlich sind, ist Tel. 0711 24849660 lang. Das Angebot reicht info@alzheimer-bw.de von der Basisinformation www.alzheimer-bw.de bis zu speziellen Fragestel-
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lungen, etwa zur Ernährung, zu rechtlichen Fragen oder zur häuslichen Pflege. Die Broschüren sind entweder kostenlos oder gegen einen geringen Versandkostenanteil über die Stuttgarter Geschäftsstelle erhältlich. Ganz neu ist die Reihe „Ich lebe mit einer Demenz“, die gemeinsam mit Betroffenen entwickelt wurde und sich direkt an Menschen mit einer beginnenden Demenz richtet. Sie greift ihre Fragen und Ängste auf und gibt viele Anregungen, wie der Alltag angepasst werden kann. Vor allem aber macht die Reihe Mut, sich auf die eigenen Stärken zu besinnen und sich nach einer Demenzdiagnose nicht zurückzuziehen.
Gespräche und viel mehr Wer persönliche Beratung braucht, sollte sich die Telefonnummer der Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg merken. Unter der Nummer 0711 24849660 ist das Beratungstelefon von Montag bis Freitag erreichbar. Neben kompetenter Information und individueller Beratung laufen bei der Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg aber auch viele Fäden aus den Bereichen der niederschwelligen Betreuungsangebote, also der Betreuungsgruppen und der Häuslichen Betreuungsdienste, zusammen. Das jährliche Fortbildungsprogramm für Ehrenamtliche und Fachkräfte fördert und unterstützt zudem die Hilfsangebote im Land. Weil Betroffene aber auch von einer informierten Öffentlichkeit profitieren, arbeitet die Alzheimer Gesellschaft BadenWürttemberg nicht nur eng mit dem baden-württembergischen Sozialministerium, sondern auch mit zahlreichen Gremien, etwa dem Landesseniorenrat oder der Landesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe zusammen und gibt als Selbsthilfeverband den Interessen der Betroffenen eine starke Stimme.
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Beschäftigung für Menschen mit Demenz
Sabine Hipp
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u Beginn einer Demenzerkrankung ist noch vieles möglich. Schreitet die Krankheit voran, gehen jedoch immer mehr Fähigkeiten und damit auch Möglichkeiten für eine sinnvolle Beschäftigung verloren. Wie wir alle, haben auch Menschen mit Demenz meist das Bedürfnis, aktiv zu sein, gebraucht zu werden, dazuzugehören oder einfach etwas Schönes zu erleben. Sie können sich diese Wünsche aber oft nicht mehr selbst erfüllen. Hier sind die Menschen gefragt, die sie betreuen. Für pflegende Angehörige ist es jetzt wichtig, Tätigkeiten zu finden, die Freude machen und das Gefühl geben, auch weiterhin etwas beitragen und leisten zu können. Menschen mit Demenz sind, je nach der Phase der Erkrankung, immer weniger in der Lage, selbstständig den vertrauten Beschäftigungen nachzugehen und Vorhaben zu planen und durchzuführen. Film und Fernsehen sind durch ihre schnellen Bildwechsel und die komplexen Handlungen immer schwerer zu verfolgen und das Lesen eines Buches ist irgendwann zu schwierig. Auch die Bewegungsfähigkeit nimmt ab und Sport, Musizieren oder Radfahren sind im fortgeschrittenen Stadium nur noch auf einfachem Niveau und in Begleitung möglich. Eine demenzielle Erkrankung kann aber auch Türöffner sein zu Aktivitäten, die bisher keine Rolle gespielt haben. Mancher entdeckt etwa eine bislang verschüttete Begabung und hat große Freude an der Malerei oder dem Theaterspiel – Ausdrucksformen, die im bisherigen Leben vielleicht nicht gefördert oder vernachlässigt wurden oder zu denen aus Zeitmangel der Zugang fehlte. Allerdings: Den Menschen mit Demenz gibt es nicht, sondern jeder Einzelne hat individuelle Vorlieben und Abneigungen. Auch das Stadium der Erkrankung spielt eine große Rolle bei der Suche nach einer erfüllenden Beschäftigung. So wird ein zeitlebens sportlich aktiver Betroffener mit Ende 50 in einer frühen Phase der Demenz anderes als befriedigend empfinden, als es ein 90-Jähriger in einem fortgeschrittenen Stadium tut, dessen Liebe zeit seines Lebens der klassischen Musik galt.
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Wer den Alltag mit einem Menschen mit Demenz gestalten möchte, sollte auf einen möglichst gleichen Tagesrhythmus, auf Vertrautheit und Rituale achten. Menschen mit Demenz benötigen, vor al-
Das hat sich bewährt: • Bewegung Spaziergänge, Spiele mit Bällen und anderen Materialien, Tanzen. • Musik Gemeinsames Liedersingen und Musikhören. • Gedichte und Sprichwörter Hier können Menschen mit Demenz ihr Wissen oft noch gut unter Beweis stellen. Religiöse Menschen erinnern sich auch gut an oft gesprochene Psalmen oder Gebete. • Alltagsnahe Tätigkeiten Arbeiten wie Kochen, Backen, Spülen, Putzen, Bügeln, Arbeiten mit Wolle, Schmirgeln von Holz, Sortieren von Nägeln und Schrauben und Arbeiten im Garten. • Erinnerungen wecken Mit Hilfe von Fotoalben, alten Büchern, Bildbänden oder Gegenständen aus früherer Zeit werden Erinnerungen wachgerufen. • Spiele Besonders geeignet sind vertraute Spiele wie Mensch-ärgere-Dich-nicht, Mühle oder Würfelspiele. Bei Bedarf werden die Spielregeln vereinfacht. • Malen und Gestalten Auch künstlerisch-kreative Angebote machen vielen Menschen mit Demenz Freude, z. B. Malen, Umgang mit Farben oder Gestalten mit Materialien wie Papier und Wolle. • Tagesrituale Für viele Menschen gehört die Tageszeitung zu ihrem Morgenritual – auch wenn sie nicht mehr verstehen, was sie lesen. • Ausflüge Anregende Erlebnisse tun gut und beleben, z. B. der Besuch im Zoo, beim Friseur, in der Eisdiele, im Tanzcafé oder auch in der Betreuungsgruppe.
aus: Leporello „Ich lebe mit einer Demenz“ © Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg
Mehr dazu unter www.alzheimer-bw.de > Infoservice > Aktivierung und Beschäftigung.
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lem in einer fortgeschrittenen Phase der Erkrankung, eine freundlich-bestimmte Führung, bei der sie ernst genommen und respektiert werden. Das Gefühl, korrigiert oder bevormundet zu werden, führt dagegen oft zu Unwilligkeit und Widerstand. Generell brauchen sie – wie wir alle – ein wertschätzendes Verhalten der Menschen in ihrer Nähe. So ist es wichtig, • ihre Fähigkeiten zu sehen, statt nur auf die Defizite zu schauen • zu akzeptieren, dass sie sind, wie sie sind, statt an dem festzuhalten, was früher war • sich in ihre Gefühlswelt zu versetzen, statt sie ständig zu korrigieren • sie zu bestätigen, statt ihnen zu widersprechen • sich Zeit zu lassen und sich auf ihr Tempo einzustellen
Auf der Suche nach einer sinnvollen Beschäftigung für einen demenzkranken Angehörigen hilft der Blick in die Lebensgeschichte: welchen Beruf hat er ausgeübt, was hat ihm ein Leben lang Freude gemacht, was ist davon noch heute möglich? Der Kasten auf Seite 13 gibt Anregungen.
Sabine Hipp Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg e.V. Friedrichstr. 10 70174 Stuttgart Tel.: 0711 24849660 Fax: 0711 24849666 E-Mail: info@alzheimer-bw.de
Wir sind den Weg gemeinsam gegangen Viele Jahre hat Helma Feldhof* ihren an Demenz erkrankten Ehemann begleitet. Sie berichtet von ihren Erfahrungen. Helma Feldhof*
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ein Mann hat vor 13 Jahren die Diagnose Alzheimer-Demenz bekommen, auffälliges Verhalten zeigte er schon gut zwei Jahre früher, im Alter von 50 Jahren. Das alles ist lange her, einerseits. Andererseits ist die Zeit wie im Flug vergangen und es hat sich so vieles verändert: in unserem Alltag, im Krankheitszustand meines Mannes, in der Art, wie ich für ihn sorge. Früher, als es um Aktivitäten, Beschützen, Trösten usw. ging, habe ich, als mein Mann nicht mehr allein sein konnte, leichten Herzens die Aufgabe auf mehrere Schultern verteilt, weil der „Kopf“ die Regie hatte und ich diese Lösung vernünftig und ökonomisch fand. Ich habe gearbeitet, und an fünf Tagen in der Woche übernahmen es vier Betreuerinnen und zwei Zivis, mit meinem Mann endlose Wanderungen zu unternehmen und Sport zu treiben. An den Wochenenden war es an mir, mit meinem Mann dieses „Unterhaltungsprogramm“ zu absolvieren. Das war so in Ordnung und auf die Bedürfnisse meines Mannes abgestimmt, denn die Versuche mit Tagespflege und Betreuungsgruppe
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waren allesamt fehlgeschlagen, weil er sich wegen seines Alters und seiner sportlichen Interessen dort nicht wohl gefühlt hatte. Für mich war diese Organisation einerseits eine herausfordernde Aufgabe, deren Bewältigung mich mit Befriedigung erfüllte, andererseits hatte ich das Gefühl, mein Zuhause verloren zu haben, weil ständig fremde Menschen in der Wohnung waren und ich keinerlei Rückzugsmöglichkeiten mehr hatte. Da hätte ich auch gleich im Büro wohnen können. Mit der Zeit wurde mein Mann hilfloser, und seit über drei Jahren kann er nicht mehr gehen, seit einem Jahr auch nicht mehr sitzen. Oft hat er Muskelkrämpfe oder unkontrollierte, überschießende Bewegungen. Er lebt nun mitten in der Wohnung in einem großen Sessel, der mit drei Motoren fast beliebig verstellt werden kann, und an „guten“ Tagen stundenweise in einem Spezialrollstuhl. Das Pflegebett lehnt er deutlich ab, ich vermute, weil es nicht „mitten im Geschehen“ steht. Je hilfloser er wird, desto mehr geht es „nur“ noch um Pflege, um Körperkontakt, taktiles Wohlbefinden usw. Und ich
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stelle fest, dass ich, je weiter diese Entwicklung fortschreitet, desto mehr selber machen will. Ich habe meine Arbeit aufgegeben. Ausgeschiedene Pflegerinnen habe ich nicht mehr ersetzt, und so ist nur noch eine Betreuerin übrig, die an zwei Tagen in der Woche kommt. Der „Bauch“ oder auch das „Herz“ haben die Regie übernommen und ich möchte, durchaus auch eigennützig, eigentlich rund um die Uhr bei meinem Mann sein. Unsere Verbindung war schon immer innig, aber nun hat sich diese Innigkeit noch gesteigert. Ich spüre geradezu, wie ich ihn trage. Ich spüre auch, wie ich mich mit dieser Entwicklung verändere, und denke viel darüber nach. Es tut mir gut, dass wir wieder zur früheren „Zweisamkeit“ zurückgekehrt sind, wir haben eine gute Zeit miteinander, ruhig und auch genussvoll in den Dingen des Alltags, obwohl mein Mann seit vielen Jahren nicht mehr spricht. Aber er kommuniziert deutlich mit Blicken und Mimik. Unser Leben unterliegt einer deutlichen Beschränkung, nur wenig ist noch möglich: Sorgfalt beim Kochen und Essen, entspannendes Baden und Massieren, vertrautes Beieinandersein und Musik hören – und doch ist dies viel, empfinde ich diese Beschränkung nicht als Einschränkung. Ich habe den Eindruck, dass die Abhängigkeit und Hilflosigkeit, die durch die Krankheit verursacht wurde, eine große Nähe zwischen meinem
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Mann und mir ermöglicht hat, die sonst so nicht hätte entstehen können. Auch in unserer engen Beziehung hatte ja jeder seine Rolle und auch sein Territorium, es gab ungeschriebene Regeln und Formen der Kommunikation bzw. Verhaltensmuster, die der Harmonie dienlich waren. All dies ist weggefallen – mein Mann muss nicht mehr seine männliche Rolle spielen. Er ist so arglos und vertrauensvoll, dass ich ihm ganz nahe sein kann, und das ist ein großes Geschenk. Dieses Vertrauen hat er früher ausgesprochen, und ich habe gewusst, dass er mich damit meint. Auch jetzt zeigt er es deutlich, ohne Worte, er folgt mir mit dem Blick, wenn er mich sieht oder meine Stimme hört, und entspannt seine Muskeln, wenn ich ihn berühre. Nur weiß ich nicht, ob er „mich“ damit meint. Was sieht und spürt er wohl, wenn er mich wahrnimmt? Er unterscheidet in seiner Reaktion deutlich zwischen mir und anderen Vertrauten. Wer bin ich für ihn? Es mag merkwürdig klingen, aber unsere Beziehung bleibt spannend. Ich bin guten Mutes und voller Hoffnung, dass wir unseren Weg gut miteinander zu Ende gehen können. * Name geändert P.S.: Helma Feldhofs Mann ist inzwischen im vertrauten Zuhause gestorben. Wie sie es sich gewünscht hat, konnten sich seine Freunde und die Familie in Ruhe von ihm verabschieden.
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Beispielhaftes Pilotprojekt am Stuttgarter Marienhospital
Unfallchirurgie & Altersmedizin Prof. Dr. Ulrich Liener, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Marienhospital in Stuttgart, operiert viele ältere Menschen, vor allem solche mit hüftgelenksnahen Knochenbrüchen. Das OP-Ergebnis ist perfekt: Nach 14 Tagen werden die Patienten entlassen. Doch leider sieht er viele bald wieder, weil sie erneut gestürzt sind. An den Ursachen – Schwindel, Gehprobleme, Augenerkrankungen – kann der Unfallchirurg nichts ändern. Das ist ein Problem der Altersmedizin. Wir sprachen darüber mit Ulrich Liener, der mit Oberärztin Dr. Kerstin Peters eine geriatrische Expertin in sein Team integriert hat. Ist es nicht ungewöhnlich, dass sich Unfallchirurgie und Geriatrie zusammentun? Prof. Liener: Die Alterstraumatologie – also die Behandlung von Verletzungen betagter Patienten – ist für eine unfallchirurgische Klinik das tägliche Brot und bestimmt 50 % unserer Arbeit. Damit beschäftige ich mich schon seit Jahren. Bei diesen Patienten ist es nicht allein damit getan, sie zu operieren und chirurgische Verfahren anzuwenden, die eine sofortige Mobilisierung erlauben. Und es genügt auch nicht, Narkoseverfahren einzusetzen, die eine folgenreiche kognitive Verwirrung (Delir) nach dem Aufwachen reduzieren: Wir müssen bereits bei der Aufnahme in die Klinik altersspezifische Begleiterkrankungen und das Ausmaß der Gebrechlichkeit erfassen und berücksichtigen. Um das zu gewährleisten, habe ich mit Dr. Kerstin Peters eine exzellente geriatrische Fachärztin in mein Team integriert. Denn es gibt viele altersspezifische Aspekte zu berücksichtigen: z. B. Wechselwirkungen zwischen Medikamenten, Ernährungsdefizite und vor allem die Osteoporose-Problematik. Alle Patienten ab 70 Jahren werden bei uns sofort bei der Einlieferung in der Ambulanz gescreent und während ihres Aufenthalts konsequent geriatrisch mitbetreut.
Prof. Dr. med. Ulrich Liener Ärztlicher Direktor Marienhospital Stuttgart Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie Böheimstr. 37 70199 Stuttgart Sekretariat: Tel.: 0711 6489-2203 Fax: 0711 6489-2227 E-Mail: unfallchirurgie@vinzenz.de
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Was ist das Ziel dieser zusätzlichen Betreuung? Prof. Liener: Die Liegedauer ist unter dem Druck der Krankenkassen enorm zurückgegangen; die Patienten werden nach der Operation ziemlich schnell entlassen. Bei jüngeren Menschen ist das kein Problem; in der Reha werden sie dann wieder voll hergestellt. Eine „normale“ Reha berücksichtigt nicht die speziellen Bedürfnisse älterer Patienten. Und Plätze für die geriatrische Reha sind rar. Für solche Patienten bleibt dann nur das Pflegeheim; doch das führt nicht dazu, dass diese Menschen wieder in ihre alte Umgebung integriert werden.
Dies ist aber mein erklärtes Ziel: so viele Patienten wie möglich vor einer Pflegebedürftigkeit zu bewahren und wieder in ihr häusliches Umfeld zu reintegrieren. Die Rehabilitationsphase beginnt bei uns in der Klinik schon am ersten Tag nach der Operation. Da werden dann ganz schnell alle Drainagen und der Dauerkatheter gezogen, die Patienten werden mobilisiert und dazu angeleitet, eigenständig zu essen und sich wieder selbst zu versorgen. Dies natürlich immer nur in einem Rahmen, den der Patient auch zu leisten vermag. Die tägliche Visite wird grundsätzlich von den Unfallchirurgen und unserer geriatrischen Oberärztin gemeinsam durchgeführt. Welche Rolle spielt die Osteoporose bei Frakturen im Alter? Prof. Liener: Osteoporose ist das eigentliche Problem. Obwohl es Medikamente gibt, die Osteoporose gut behandeln können, werden diese Mittel in Deutschland leider nur selten eingesetzt. Wir sind in der Osteoporosetherapie das Schlusslicht in Europa. Dieses Problem ist noch nicht im Bewusstsein der Ärzte und Patienten angekommen. In Frankreich werden 80 % aller Patienten mit Osteoporose behandelt, in Deutschland nur 25 %. Das führt dazu, dass wir die höchste Anzahl an osteoporotischen Frakturen in Europa haben! Die Sterblichkeitsrate nach einer Operation ist extrem zurückgegangen. Doch viele Patienten werden bald wieder nach einem erneuten Sturz bei uns eingeliefert. Wir müssen deshalb auch das Problem der Sturzprophylaxe konsequenter angehen. Dies ist auch mit eine Aufgabe der niedergelassenen Kollegen. Gangstörungen oder Parkinson können Stürze verursachen. Oder Stolperfallen zu Hause. All diese Aspekte müssen noch stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt werden.
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Gesundheit beginnt im Kopf Die Kolumne von Dr. Suso Lederle
Schwaches Herz – Was tun? Das schwache Herz ist Thema der Deutschen Herzwochen 2013. Von Herzinfarkt und Rhythmusstörungen ist ja viel die Rede – aber von Herzschwäche nicht unbedingt. Viele halten sie noch immer für eine Alterserscheinung, und selbst bei Ärzten findet sie zu wenig Beachtung. Herzschwäche ist aber durchaus eine ernste Krankheit, die zu schweren Beeinträchtigungen des Alltags führen und das Leben der betroffenen Patienten bedrohen kann. Denn das schwache Herz ist nicht mehr in der Lage, den Körper ausreichend mit Blut zu versorgen. Wer davon betroffen ist, dem geht beim Treppensteigen schneller die Puste aus, seine Beine Dr. med. Suso Lederle Charlottenstraße 4 schwellen an und er wird sich öfter müde und schlapp fühlen. Bis 10 % der über 70-Jährigen leiden an dieser Krankheit. 70182 Stuttgart Tel.: 0711 241774 Doch ist dieser Zustand meist nicht Folge eines schicksalhaf- E-Mail: suso-lederle@t-online.de ten Verlaufs. Vor allem sind ein zu hoher Blutdruck oder eine Koronare Herzkrankheit dafür verantwortlich. Deshalb sollte man diese Krankheiten rechtzeitig und konsequent behandeln. Aber auch das schwache Herz kann man inzwischen erfolgreich behandeln, sogar inzwischen mit Herzschrittmachern und Defibrillatoren. So trifft längst nicht mehr zu, was der Dichter Friedrich Hebbel einmal gesagt hat: „Über alles hat der Mensch Gewalt, nur nicht über das Herz.“
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Der Demenzpatient im Krankenhaus Ein Klinikaufenthalt ist für Demenzkranke oft eine Katastrophe. Die Plätze in der geriatrischen Reha sind limitiert. Man hat diese Spezialkliniken durch jahrelange Minderhonorierung ausgehungert oder zur Schließung gezwungen. Akutkrankenhäuser sind auf DRG-Effizienz getrimmt und haben Probleme, Demenzpatienten zu betreuen. Wir sprachen darüber mit dem Chef der neurologischen Klinik am Stuttgarter Bürgerhospital, Prof. Dr. Hansjörg Bäzner.
Um Demenzkranke zu betreuen, gibt es bislang keine finanziellen Anreize. Sprengen diese Patienten nicht den Betrieb eines Akutkrankenhauses? Wie gehen Sie damit um? Prof. Bäzner: Es ist notwendig, dass man in einer heftigen Krise diese Patienten kurzfristig stationär aufnimmt. Das sind dann oftmals Anlässe wie ein akuter Infekt, eine Lungen- oder eine Blasenentzündung. Wir sind oft auch als Neurologen gefragt, denn das Gesamtbild, das dann entsteht, kann sich manchmal so äußern wie bei einem Schlaganfall oder ähnlichen neurologischen Krankheitsbildern. Wir nehmen diese Patienten kurzfristig stationär auf und kümmern uns um ihre Probleme. Dann schauen wir aber, dass diese Patienten zügig wieder in ihre gewohnte Umgebung kommen – und keinesfalls nur wegen des ökonomischen Diktats. Wir wollen aber vermeiden, dass wir einen „Verschiebebahnhof“ aufmachen und sagen, zu uns gehören diese Patienten nicht, die sind ein Fall für die Innere Medizin oder die Urologie. Allein der Ortswechsel in ein Krankenhaus belastet diese Patienten ungemein. Sie wissen nämlich nicht, wo sie und weshalb sie dort in einer ganz anderen Umgebung sind. Wenn sie dann noch innerhalb der Klinik verlegt werden, ist die Katastrophe programmiert. Ein anderer Weg kann sein, dass man gemeinsame Stationen aufmacht, also internistisch-geriatrische und neurologisch-geriatrische Patienten zusammenfasst. Das ist auch das Bestreben unserer neurologischen Fachgesellschaft, denn die allermeis-
Prof. Dr. med. Hansjörg Bäzner Ärztlicher Direktor der Neurologischen Klinik, Klinikum Stuttgart – Bürgerhospital Tunzhoferstr. 14–16; 70191 Stuttgart Tel.: 0711 278-22401 E-Mail: h.baezner@klinikum-stuttgart.de
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ten geriatrischen Erkrankungen sind im neurologischen Fachgebiet angesiedelt. Gemeinsame Stationen sind allerdings ein Problem für den Ökonomen, denn dann müssen die Kosten anders kalkuliert werden. Im Klinikum Stuttgart denken wir über solche Modelle nach. Wenn man an die Einsparung des Pflegepersonals an vielen Krankenhäusern denkt, wie will man eine solche gemischte Station meistern, zumal Demenzpatienten eine ganz andere, aufwendigere Fürsorge brauchen? Prof. Bäzner: Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Ohne Personalverstärkung funktioniert das nicht. Leider sind die Personalkosten die größte Position in den Budgets der Krankenhäuser. Andererseits würde man bei vernünftiger Betrachtung der Problematik wahrscheinlich eine Menge Geld sparen, wenn man mit Augenmaß das Personal so aufstockt, dass die Arbeit auch zu bewältigen ist. Das geht natürlich viel besser, wenn die Pflegekräfte wissen, dass da noch eine Kollegin auf Station ist und man sich jetzt auch einmal eine halbe Stunde um einen solchen Demenzpatienten intensiv kümmern kann, ohne Angst zu haben, dass die anderen Patienten zu kurz kommen. Wer kann dieses grundsätzliche Problem unserer Gesellschaft lösen? Prof. Bäzner: Ich denke, es ist eine Aufgabe unserer Gesellschaft. Und da ist zuerst die Politik gefragt, die die Voraussetzungen für eine Änderung schaffen und dann aber auch die Krankenkassen in diese Richtung lenken muss. Das ist eine gewaltige Aufgabe, aber die Gesellschaft muss sie angehen. Die Bevölkerung wird immer älter und wir werden mit Demenzerkrankungen einschließlich der Komorbiditäten zunehmend mehr zu tun haben.
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Demenzpatienten in der hausärztlichen Praxis
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eit zwanzig Jahren bin ich nun Hausärztin in Ostfildern und stelle fest: Die Zahl der Demenzpatienten ist im Zunehmen begriffen. Worin liegt wohl die Ursache? Viele Menschen werden heute aufgrund des Wohnstands und auch mithilfe der Medizin sehr alt, auch oder obwohl sie chronisch krank sind oder schwere Erkrankungen überstanden haben. Viele Menschen bleiben dann in ihren Wohnungen und werden vor Ort versorgt – meistens von ihren Angehörigen, vorzugsweise den Töchtern. Seit Herr A. nur noch sehr schlecht hört, ist er auch zunehmend vergesslich geworden. Hörgeräte lehnt er ab, da sie ihn eher stören würden. Beim geplanten Hausbesuch hört er die Klingel nicht, sodass ich unverrichteter Dinge wieder gehe. Der im Haus wohnende Sohn arbeitet tagsüber, die Frau ist schon lange verstorben, daher ist der Patient tagsüber allein daheim. Leider hat Herr A. auch schon mal vergessen, den Herd wieder auszuschalten. Gott sei Dank ist noch nichts Schlimmeres passiert. In der Kurzzeitpflege hat er neulich sein Gebiss versehentlich auf das Ess-Tablett gelegt und leider verloren. Beim Zahnarzt musste ein neues angefertigt werden. Ähnlich ging es ihm auch schon mit seiner Brille. Frau K. wohnt mit ihrem Ehemann noch selbstständig daheim. Der Ehemann Herr K. hat zur Kenntnis genommen, dass seine Frau schon „sehr abbaue“. Er selbst hat seine eigene beginnende Vergesslichkeit noch nicht bemerkt und besteht darauf, für seine Frau die Medikamente täglich zu sortieren und ihr zu geben. Beide kommen zu mir in die Sprechstunde und bestellen die „Schmerztropfen“, den Namen wissen sie beide nicht. Und die „Blutdrucktabletten“ seien auch gerade aufgebraucht. Dass da Missverständnisse vorprogrammiert sind, versteht sich von selbst. Erfreulicherweise existieren hier in diesem Fall Angehörige, die auch telefonisch für den Hausarzt erreichbar sind, sodass ich diese bezüglich der Medikation zumindest informieren kann. Inwieweit sich das in die Praxis umsetzen lässt, wird sich weisen. Frau W. wird von ihrem Mann daheim versorgt. Ein ambulanter Pflegedienst wurde schon eingeschaltet. Leider hatte Frau W. aber Probleme mit den wechselnden Schwestern des Pflegedienstes, sodass sie diesen vehement ablehnt. Auch die meisten Besucher oder ein Besuchsdienst werden, da Frau W. diese nicht erkennt, abgelehnt. Daher hängt die ganze Fürsorge für die Patientin an Herrn W., der nun rund um die Uhr seine Frau betreut. Hausbesuche sind erforderlich. Das Allgemeinbefinden bei Frau W. wechselt stark. Manchmal liegt sie tage-
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Dr. med. Sieglind Zehnle
Was kann der Hausarzt bezüglich einer Demenzabklärung tun? Der Betroffene kann, gern auch mit Angehörigen, zur Besprechung in die Sprechstunde kommen. Durch Fragen wird das Problem näher ersichtlich (z. B. schlechtes Kurzzeitgedächtnis, normale Routineabläufe im Alltag wie Zähneputzen funktionieren nicht mehr). Hilfreich ist anschließend ein normaler Checkup. Ein Diabetes, Seh- und Hörstörungen sowie andere Erkrankungen, die sich auf das Gedächtnis auswirken, sollten abgeklärt bzw. ausgeschlossen werden. Dann kann der Hausarzt das sogenannte Basis-Assessment durchführen (Gleichgewichtstests, Fragebogen, evtl. auch einen einfachen EingangsDemenztest). Anschließend erfolgt mit den erhobenen Befunden zusammen die Überweisung an den Neurologen. Für diesen sind die Vorbefunde sehr hilfreich, daher sollte sie der Patient unbedingt auch mitnehmen! Und nicht vergessen!
lang im Bett. Manchmal hat sie einen guten Tag, steht auf und isst sogar fast normale Portionen. Als Ärztin für Palliativmedizin meine ich: Demenzpatienten sind im Laufe ihrer Erkrankung zunehmend auch Palliativpatienten. Das heißt, die Demenz als chronische Krankheit kann nicht geheilt, sondern nur gelindert werden. Unsere Aufgabe als Hausärzte ist, die Lebensqualität dieser Patienten möglichst lange noch zu erhalten. Das heißt, dass die Betroffenen zufrieden sind, soweit das von außen beurteilbar ist, und z. B. so wenig wie möglich Schmerzen haben. Feineinstellungen der Harnsäure und auch des Cholesterins etwa spielen hier weniger eine Rolle.
Dr. med. Sieglind Zehnle Hausarzt-Praxis Scharnhausen Allgemeinmedizin – Homöopathie – Palliativmedizin Ruiter Str. 7 73760 Ostfildern Tel.: 07158 8073 Fax: 07158 68411 E-Mail: praxiszehnle@web.de http://drzehnle.wordpress.com
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Im Gespräch mit Dr. Martin Runge
Wie stellt man fest, wie alt man ist? Dr. Martin Runge war maßgeblich an der Entwicklung von Trainingsprogrammen zur Behandlung von Osteoporose und von Fitnessprogrammen für die zweite Lebenshälfte beteiligt. Die Ergebnisse dieser Arbeit schlugen sich in vielen Aufsätzen und Fachpublikationen nieder. Wir wollten von ihm wissen, welche Möglichkeiten es gibt, bis ins hohe Alter hinein fit und leistungsfähig zu bleiben. Wie stellt man fest, wie alt man wirklich ist? Dr. Runge: Das Erste ist der Blick in den Kalender, aber da haben wir eine ganz große Variabilität, denn das kalendarische Alter ist zum Teil völlig unterschiedlich zum biologischen Alter, das können wir bereits in unserer Umgebung beobachten. Der medizinische Wert, der am besten die Lebenserwartung und die aktive Lebenserwartung vorhersagt, ist die Gehgeschwindigkeit. Es gibt Untersuchungen, nach denen man anhand der Gehgeschwindigkeit, des Alters und des Geschlechts, das ist für Männer und Frauen unterschiedlich, relativ sicher voraussagen kann, wie lange man noch entweder aktiv unterwegs sein oder überleben wird. Die Gehgeschwindigkeit drückt Muskelaktivität aus. Ein ähnlicher Wert ist die Handkraft, anhand der man ebenfalls voraussagen kann, wie lange man im Alter aktiv ist, wie lange man noch keine Pflege braucht und auch, wie lange man noch lebt. Was ist die TEMPORA-Formel, die Sie entwickelt haben? Dr. Runge: Tempora, also die Zeiten, ist ein Merkwort und es sind sieben Säulen der Fürsorge und der Vorbereitung auf ein gutes Altwerden. Das T steht für Training, das E für Ernährung, das M für medizinische Vorsorge, P für Partnerschaft, O für Optimismus, R für Ruhe und A für das Akzeptieren des Unvermeidlichen. Das sind sieben Themen, mit denen ein Mensch sich auseinandersetzen sollte, wenn er sich Gedanken macht, wie er sein Alter aktiv gestalten kann. Ist der Umgang mit dem Alter nicht das Thema der Zukunft? Dr. Runge: Es ist das Thema der Zukunft, aber ob es als solches von der Gesellschaft und von dem Individuum erkannt wird, ist die große Frage. Sie können unschwer in Ihrem Bekanntenkreis feststellen, dass die Menschen sich so verhalten, als ob sie entweder unsterblich wären oder einen zweiten Körper im Schrank hätten, den sie irgendwann mit 70 rausholen. Wenn Sie mich fragen, was ist das Kapital, das du für das Alter brauchst, ist es sicherlich ein liebevolles und kompetentes soziales Umfeld, also die Menschen, mit denen man älter wird. Aber das Nächste, Biologische, wäre die Muskulatur, und wenn man ältere Menschen anschaut oder sie fragt, was sie tun, um
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ihre Muskulatur zu erhalten, dann wird man oft auf Ratlosigkeit stoßen. Also das Thema, das so wichtig ist, ist noch nicht bei den Menschen angekommen. Dafür wird auch kaum geworben, dass man etwas für die Muskulatur tun sollte, und auch die Kostenträger oder staatlichen Institutionen tun nichts, um das bewusst zu machen. Dr. Runge: Richtig. Die Fitnessdebatte wird beherrscht von kardiovaskulären Konzepten, die unerlässlich sind. Ganz klar, dass Ausdauersport und das Training der roten Muskulatur, also der Ausdauermuskulatur, sinnvoll ist, es verlängert die Lebenszeit, es verringert das Risiko von Schlaganfall und Herzinfarkt und verbessert das Überleben. Das Training der roten Muskulatur, zuständig für die Herz-Kreislauf-Werte, schützt uns aber nicht vor der Immobilität und damit vor der Pflegebedürftigkeit. Das ist die Aufgabe der weißen Muskulatur, die weißen Muskelfasen sind diejenigen, die für kräftige und schnelle Bewegung zuständig sind, und wenn wir die nicht separat als zweite Baustelle pflegen, dann werden wir vorzeitig immobil. Wie kann man die pflegen? Dr. Runge: Da gibt es klare Regeln, die für jugendliche Bodybuilder genauso gelten wie für den älteren Menschen, die sich immer auf einen Prozentsatz der vorhandenen Kraft beziehen. Es gibt ein physiologisches Gesetz, Hennemanns Größenprinzip, wonach die großen motorischen Einheiten erst bei Maximalanstrengungen aktiviert werden, das heißt, der Körper arbeitet mit den kleinen motorischen Einheiten der roten Muskulatur. Erst wenn eine bestimmte Tätigkeit näherungsweise 70 % der Maximalkraft erfordert, werden die für Kraft und Schnelligkeit zuständigen weißen motorischen Einheiten, die schnellen, starken Muskelfasern aktiviert. Wir müssen also im Training den Kraftaufwand so hoch setzen, dass diese weißen motorischen Einheiten aktiviert werden. Wo kann man ein solches Training bekommen? Dr. Runge: Wir haben hier in der Aerpah-Klinik die Fünf Esslinger entwickelt, ein Bewegungsprogramm, das genau diese Gesichtspunkte berücksichtigt, zusätzlich zur Kraft auch noch
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Handkraft und Gehgeschwindigkeit sind in der Altersmedizin die zuverlässigsten Kennzahlen, um Lebenserwartung und aktive Lebenserwartung vorauszusagen.
Balance, also Koordination, Dehnbarkeit und Schnelligkeit. Dieses Programm haben wir in Zusammenarbeit mit dem VDK-Sozialverband und dem Schwäbischen Turnerbund in den Breitensport gebracht. Der Badische Turnerbund will sich jetzt mit den Fünf Esslingern an den Schwäbischen Turnerbund in diesem Punkt anschließen. Wie bekannt ist diese Problematik der Stärkung der weißen Muskulatur bei anderen geriatrischen Spezialisten? Dr. Runge: Ich glaube schon, dass die meisten Geriater die Bedeutung des Krafttrainings kennen, es gibt ganz berühmte Untersuchungen aus den 1990er Jahren in Amerika, die nachgewiesen haben, dass 80-, 90-jährige Frauen von Krafttraining enorm profitieren. In der Geriatrie ist das bekannt, in der allgemeinen Medizin weniger, gewinnt dort aber an Bekanntheit. Die Begriffe Sarkopenie, der altersassoziierte Muskelabbau, oder Fragility, Gebrechlichkeitssyndrom, haben auch einen steigenden Bekanntheitsgrad.
Menschen, bei denen Muskelkraft, Koordination und Energiespeicherung durch Dehnung kritisch eingeschränkt sind. Das ist ein sinnvolles Unterfangen, es funktioniert auch, aber es ist spät, wir sollten früher anfangen. Wir müssen bei dem dekonditionierten 55-Jährigen anfangen, der bereits mit einem Bein nicht mehr vom Stuhl hochkommt. Ich bin manchmal erschrocken, wenn ich bei meinen Vorträgen diesen kleinen Test mache (ich lasse die Zuhörer mit einem Bein, ohne Schwung, aufstehen), wie viele nicht hochkommen, wie viele nur mit großer Anstrengung oder wackelig hochkommen, und bin dann auch erstaunt über die Bagatellisierung dieses Problems. Wenn ich einer Zuhörerschaft von 100 Leuten mit einem einfachen Test erklären würde, dass ihre Herzleistung nicht mehr gut ist, würde ich in erschrockene Gesichter schauen. Wenn ich einem Viertel der Anwesenden im Saal demonstriere, dass ihre Muskeln, die für den aufrechten Gang zuständig sind, nicht mehr hinreichend funktionieren, sehe ich höchstens ein verlegenes Lachen. Da gibt es Aufklärungsbedarf.
Ist die Sturzprophylaxe auch ein Thema? Dr. Runge: Die Sturzprophylaxe thematisiert im Grunde genommen den funktionell unteren Bereich des Themenkomplexes, den wir ansprechen, eigentlich ist es dann schon sehr spät. Wenn wir von Sturzprophylaxe reden, reden wir bereits von
Bieten Sie in Ihrer Sprechstunde eine geriatrische Statusuntersuchung an? Dr. Runge: Ja, natürlich. Ich habe ja hier neben der Aerpah-Klinik eine Privatambulanz, in der ich für Privatpatienten und Selbstzahler, zu einem fairen und transparenten Preis, diese Untersuchungen
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mache. Wir bieten also auch Leuten mit bescheidenerem Geldbeutel Gesundheitsseminare in kleinen Gruppen von zehn Personen an. Hier können sie einen Tag lang über sechs, sieben Stunden die Erkenntnisse der Geriatrie theoretisch und praktisch gemeinsam erarbeiten. Was beinhaltet diese Untersuchung? Dr. Runge: Zuerst einmal die Untersuchung natürlicher Alltagsbewegungen, bei gebrechlichen Alten z. B. die Fähigkeit, schnell aufzustehen, den Aufstehtest. Die Gehgeschwindigkeit, die Balance zur Seite, den bekannten Seiltänzergang, das ist ein ganz wesentlicher Gesichtspunkt, wir testen das Gehen, das Aufstehen, die Balance zur Seite, die Handkraft. Wir können an einer speziellen Kraftmessplatte schnelle Bewegungen testen durch einfache Sprünge oder Aufstehen, da können wir physikalisch ganz exakt die Leistung messen, die ein Mensch hat. Dieser Messwert ist der Sensibelste, der mit dem Alter am stärksten sinkt und mit dem wir dann sehr präzise das biologische Alter des Bewegungsapparates und der zugrunde liegenden Organsysteme bestimmen können. Testen Sie auch kognitive Fertigkeiten? Dr. Runge: Ja, die gehören dazu. Es gibt einen kleinen Test, den jeder im Freundeskreis durchführen kann. Wir fordern unsere Patienten auf, so schnell wie möglich die Monate des Jahres aufzusagen und dann die Monate rückwärts, das sollte bei einem geistig fitten Menschen in einer Zeit unter zehn Sekunden funktionieren. Bei einem Älteren geben wir ein bisschen Toleranz dazu, fünfzehn Sekunden, aber alles über fünfzehn Sekunden oder gar die Unfähigkeit, die Monatsnamen in der umgekehrten Reihenfolge aufzusagen, ist das Zeichen einer eingeschränkten Hirnleistung. Dann gibt es die klassischen Tests, mini mental set examination nach Folstein, es gibt den Zahlenverbindungstest, also es gibt sehr gute Testverfahren, die auch schnell durchzuführen sind. Haben manche Menschen eine Scheu, sich „durchleuchten“ zu lassen, aus Angst vor einem negativen Ergebnis? Dr. Runge: Eigentlich bin ich auch so ein Typ, ich will es gar nicht wissen. Aber Sie haben einen ganz wunden Punkt getroffen. Wenn ich die Knochendichte von einem Menschen messe, wird das Ergebnis akzeptiert, er kommt auch wieder, lässt es kontrollieren, und auch wenn es schlechter wird, trägt man daran keine Mitschuld, sondern ordnet es ein als Erkrankung, die schicksalhaft abläuft und mit dem eigenen Verhalten nichts zu tun hat. Der Schamfaktor ist bei geistigen Leistungen natürlich ungleich größer, man schämt sich und will oft von den eigenen Defiziten nichts wissen. Auch bei körperlichen Leistungen fällt auf, dass die Menschen, wenn sie älter werden, nicht
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mehr wissen wollen, dass sie dieses und jenes nicht mehr bewältigen können. Unter Umständen verzichte ich dann auf die Leistungsmessung und vermittle nur die Übungen. Man sieht dann ja auch schon die Folgen. Aber das im Vergleich zu anderen Erkrankungen veränderte Bewusstsein wird hier ganz offenkundig, und ich finde, es ist eine notwendige journalistische Aufgabe hier ein bisschen Impulse zu geben. Gibt es auch die Möglichkeit, mit bildgebenden Verfahren den Status der Muskulatur zu kontrollieren? Dr. Runge: Ja, die gibt es, wenn sich auch die Wissenschaftler noch nicht einig sind, welches das beste Verfahren ist. Zum einen ist die Abschätzung der Muskelmasse mit Bioimpedanzanalyse relativ bekannt. Man schickt einen nicht spürbaren Messstrom durch den Körper und da Fett und Muskel anders auf Strom reagieren – Muskel leitet viel besser –, kann man vieles daraus errechnen. Man kann auch DXA-Geräte, mit denen man die Knochendichte misst, verwenden, um die Muskelmasse zu messen. Dann gibt es die periphere Computertomografie: Der kleine Computertomograf hat nur eine minimale Strahlenmenge und man kann damit Muskelquerschnitte von Armen und Beinen messen. Sie haben vor zwei Jahren an der Aerpah-Klinik mit der Akutgeriatrie aufgehört. Braucht man die nicht mehr? Dr. Runge: Man braucht sie sehr wohl, aber die Akutgeriatrie ist für uns als allein stehendes Haus ein Opfer der DRGs geworden. Diese Fallpauschalen sind für ein Haus, das keine großen technischen Apparate anbieten kann, also keine Intensivstation, keine Beatmung, keine interventionelle Kardiologie hat, reduziert auf die Frührehabilitation. Die Frührehabilitation wiederum ist gebunden an Patienten, die mindestens 14 Tage im Krankenhaus bleiben müssen. Die Akutgeriatrie machen jetzt normale Krankenhäuser? Dr. Runge: Richtig. Wenn ich ein Krankenhaus habe, das etwa eine gastroenterologische Endoskopie hat, das kardiologische Intervention hat, dann ist das durchaus sinnvoll. Ich glaube auch, dass ein geriatrischer Patient, auch neben dem rehabilitativen Aspekt und dem fachübergreifenden Ansatz, ja nicht eindeutig einer bestimmten Abteilung zuzuordnen ist, sondern fächerübergreifend behandelt werden muss. Natürlich habe ich auch bei geriatrischen Patienten manchmal die Situation, dass sie jetzt zum Kardiologen oder zum Neurologen müssen, weil da genau das führende Problem liegt. Aber sehr viele Patienten haben eben nicht eine einzelne führende Diagnose, sondern eine Interaktion unterschiedlicher Erkrankungen. Und dazu brauchen wir den speziellen geriatrischen Ansatz.
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War oder ist den Kostenträgern das Alter oder die Situation alter Menschen wenig wert? Dr. Runge: Objektiv ja, aus der Sichtweise der Beteiligten ist es natürlich anders, weil hier auch die Gewichtung der Gesellschaft eine Rolle spielt. Und es kommt noch etwas anderes dazu, die Verfügbarkeit kostendämpfender Maßnahmen. Die Kassen haben wenig Knöpfe, an denen sie, ohne Störfeuer von anderen, drehen können, und die Rehabilitation ist ein solcher Knopf. Im Grunde ist die geriatrische Reha in unserer Gesellschaft insgesamt wenig wert. Diese Entwicklung beruht auf einem Systemfehler. Die Krankenkassen bezahlen die geriatrische Rehabilitation, den Nutzen haben die Pflegekassen. Das sind zwei verschiedene Budgets. Dieses System führt dazu, dass überhaupt kein großes Interesse bei einer Landeskrankenkasse bestehen kann, hier etwas anzusparen, sie muss es sowieso den anderen abgeben. Wenn man bedenkt, dass eine Rehabilitation ca. 4000 Euro kostet und ein Jahr Pflegeheim 40 000 Euro, dann sieht man, wie schnell sich Reha rechnen kann. Es ist international unbestritten, dass sich Reha rechnet – abgesehen von unserer ethischen Verpflichtung, den alten Menschen am Lebensende noch einmal umfassend und wissenschaftlich fundiert Hilfe angedeihen zu lassen –, zumal wir großartige neue Methoden haben, mit denen alte Menschen trainieren können.
Ein charmanter Hausbesuch
VERAHs besuchen ältere Menschen
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rüher kam der Hausarzt zu seinen Patienten, wenn sie im Bett liegen mussten. Heutzutage schleppt man sich noch zur Praxis oder lässt sich in die Klinik fahren. Das macht Sinn, denn in der Praxis hat der Arzt alle Geräte zur Diagnostik. Was aber passiert mit älteren Patienten, die nicht mehr so leicht zum Hausarzt marschieren können, doch auch nicht krank genug für die Klinik sind? Die AOK Baden-Württemberg hat sich etwas einfallen lassen. Ehrlich gesagt, sie hat diese Idee aus Skandinavien importiert, wo besonders geschulte Krankenschwestern die hausärztliche Versorgung erledigen. VERAH nennt sich das System bei uns, und VERAH heißt Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis. VERAH ist aus Fleisch und Blut; es ist eine ärztliche Assistentin, die eine zusätzliche Ausbildung durchlaufen hat. Sie ersetzt den Arzt nicht, doch unter seinem wachsamen Blick darf sie den Blutdruck messen, Blut abnehmen, Infusionen anlegen, ein EGK ableiten, Wunden versorgen (mit ihrem Smartphone macht sie einen Schnappschuss davon zur Kontrolle für den Doktor) und sie achtet mit Strenge und Charme darauf, dass die Patienten auch brav ihre Pillen schlucken. Wenn nötig, kann sie den Arzt in der Praxis sofort um Rat fragen. Komplizierte Fälle sind natürlich nach wie vor Chefsache. Alle Hausärzte, die sich im AOK-Hausarztmodell eingeschrieben haben, erhalten von der AOK zu besonders günstigen Konditionen einen VW-Kleinwagen, mit dem ihre VERAHs Hausbesuche machen können. Besucht werden Patienten zu Hause, aber auch solche in Pflegeheimen. Die AOK plant, in den nächsten fünf Jahren 1000 VERAHmobile auf die Straßen zu bringen. Eine toller Sevice für ältere Menschen, eine beachtliche Entlastung für die Hausärzte. Und schließlich eine gute Investition in die Gesundheit älterer Versicherter. Übrigens schätzen die älteren Patienten den Besuch der VERAHs ungemein, hat man da doch auch die Chance für ein kurzes Schwätzchen – und das tut der Seele verdammt gut.
Dr. Martin Runge ist Facharzt für Allgemeinmedizin und Klinische Geriatrie sowie für Physikalische und Rehabilitative Medizin, Osteologe DVO und seit 1991 Ärztlicher Direktor der Aerpah-Klinik. Aerpah-Klinik Esslingen-Kennenburg Tel.: 0711 39 05-326 E-Mail: aerpah@udfm.de
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Exzellente Adresse für psychische Leiden in höherem Lebensalter
Klinikum Christophsbad: Interdisziplinäre Hilfe bei demenziellen Erkrankungen Unsere Gesellschaft altert dramatisch. Doch auch mit einer chronischen Krankheit kann man heutzutage ein biblisches Alter erreichen. Leider häufen sich aber mit fortgeschrittenem Alter auch psychische Erkrankungen, Beeinträchtigungen des Gedächtnisses und depressive Störungen. Dabei spielen moderne diagnostische Methoden der Früherkennung und Intervention eine immer bedeutendere Rolle.
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ement zu werden, an Alzheimer zu erkranken – immer mehr Menschen plagt dieser Gedanke, wenn sie sich dem sechsten Lebensjahrzehnt nähern. Kaum eine andere Krankheit ist dermaßen mit wortlosem Schrecken belastet wie die Demenz. Dieses Leiden bedeutet nicht den Tod wie etwa ein bösartiger Tumor. Mit Demenz geht das Leben weiter, jedoch in welcher Art und Weise? Es ist eine Krankheit, die sich zuerst ganz harmlos manifes-
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Dr. Magda Antonic und Werner Waldmann
tiert. Man erzählt in denselben Worten, was man ein paar Minuten vorher bereits gesagt hat. Der Hausschlüssel findet sich im Kühlschrank wieder. Das kann jedem passieren, denkt man da. Stress, Überlastung, Gedankenlosigkeit. Im Büro vergisst man zweimal am Tag das Passwort für den PC und muss immer wieder die Kollegen nerven und nachfragen. Demenz schleicht sich wie in Zeitlupe ins Gehirn. Dabei bleibt es jedoch nicht. Die Krankheit
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bens dafür plädiert, in einem solchen Zustand, den er als würdelos empfand, nicht mehr leben zu wollen. Doch als ihn die Krankheit dann wieder zum Kind gemacht hatte, wollte er leben. Er genoss das Leben auf einem Bauernhof bei Tübingen. Er spielte mit den Tieren, freute sich – ja wie ein Kind! –, wenn es zum Einkaufen ging und er beim Metzger eine Wurstsemmel geschenkt bekam. Hätte er dieses Schicksal in seiner wachsten Zeit vorausgesehen, möglicherweise hätte er es Gunter Sachs nachgetan. Doch wenn einen die Krankheit erst einmal gefangen hat, zählt das Früher nicht mehr, Freunde und Bekannte sind vergessen, die alten Gedanken ebenso.
Demenz konkret Die Definition klingt sachlich: Demenz stellt sich dar als ein Defizit in kognitiven, emotionalen und sozialen Fähigkeiten. Die unausweichlichen Folgen: eine Beeinträchtigung sozialer und beruflicher Kompetenzen. Das Kurzzeitgedächtnis wird konsequent zerstört, das Denkvermögen, die Sprache und Motorik, unter Umständen auch die Persönlichkeitsstruktur. Die am häufigsten auftretende Form der Demenz ist die Alzheimerkrankheit.
Gedächtnissprechstunde
zerstört am Ende sogar Reflexe und Körperfunktionen. Davor graut es den Menschen: Weiterzuleben in einem Körper, der nichts Menschliches (so empfindet man dies in wachen Tagen!) mehr an sich hat. Selten wurde das Schicksal eines Alzheimerkranken in der Öffentlichkeit bekannter als jenes des berühmten Tübinger Rhetorikprofessors Walter Jens. Der hochintelligente Gelehrte, Buch- und Fernsehautor, Philosoph und Kritiker hatte zeitle-
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Ein zunehmendes Problem ist die Angst der Menschen, an Demenz zu erkranken. Wer kann ihnen die oft unbegründete Angst nehmen? Das Klinikum Christophsbad hat dafür eine spezielle Gedächtnissprechstunde eingerichtet. „Freilich betreiben wir unsere Memory-Sprechstunde nicht als eigenständige Klinik“, so Oberarzt Dr. Michael Grebner, der als Gerontopsychiater die Demenzkranken betreut. „Ich kann nicht einfach nur am Montagvormittag eine Gedächtnissprechstunde abhalten und denjenigen, der am Donnerstag mit seinem Gedächtnisproblem zu mir kommt, auf irgendeinen Montag vertrösten. Deshalb machen wir die Gedächtnissprechstunde während unserer normalen Arbeitszeit.“ Dr. Grebner und sein Team kümmern sich um die Gedächtnisprobleme aller Menschen, auch derjenigen unter 65 Jahren. „Zu uns kommen viele Menschen, die Probleme mit dem Gedächtnis haben“, so Dr. Grebner, „und befürchten, möglicherweise an Demenz erkrankt zu sein. Unsere Aufgabe ist es dann, dies abzuklären. Viele kann ich zum Glück
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Klinikum Christophsbad – Entstehungsgeschichte Bereits im Jahr 1404 begann die Karriere des Heilbads in Göppingen. „Swalbrunnen zu Geppingen“ nannte es sich. Dort kurte später oft und begeistert Herzog Christoph von Württemberg. 1839 erwarb Dr. Heinrich Landerer das Göppinger Bad, aus dem 13 Jahre später die private „Heil- und Pflegeanstalt für Gemüts- und Nervenkranke“ wurde. Landerer überließ Heilanstalt, Mineralbrunnen und Gutsbetrieb nach seinem Tod im Jahr 1877 seinen drei Söhnen. Über die Behandlung psychischer Leiden sprach man damals nur hinter vorgehaltener Hand. „Privat-Irrenanstalt“ hieß das Institut. Und in Göppingen hieß es dann, dass mal wieder einer beim „Landerer“ eingeliefert worden sei. Heute ist das Klinikum Christophsbad Göppingen ein Plankrankenhaus in privater Trägerschaft und nimmt den Versorgungsauftrag für die psychiatrische, psychosomatische und neurologische Versorgung des Landkreises Göppingen wahr. Sechs Fachkliniken wirken in enger Kooperation für psychisch und neurologisch Kranke, auch für Kinder und Jugendliche. Es gehören auch eine exzellente Neuroradiologie und ein interdisziplinäres Schlaflabor dazu, außerdem gibt es ambulante Dienste für Logopädie, Ergo- und Physiotherapie und als besondere Liga das Christophsheim für 214 chronisch psychisch oder neurologisch erkrankte Pflegebedürftige.
beruhigen, sie sind lediglich durch den Beruf übereine depressive Erkrankung, so wird diese vorlastet; wir wissen ja, dass wir unter Stress schon dringlich behandelt. Wir wissen, dass auch unter einmal einen Termin vergessen können, ohne dass einer Depression das Gedächtnis leiden kann. Wir das gleich etwas mit einer Demenzerkrankung zu arbeiten übrigens auch sehr eng mit den Hausärztun hat. Wenn der Input zu groß ist, reicht unsere ten zusammen, die uns schon im Vorfeld Untersu‘Speicherplatte’ einfach irgendwann nicht mehr chungsergebnisse liefern. Falls angezeigt, führen aus; dann kann es zu Defiziten oder Fehlleistungen wir dann hier im Haus eine weitere apparative Diakommen. Zum Beispiel die Brille, die man verzweignostik durch, beispielsweise eine Computertomofelt sucht, oder der grafie oder eine KernSchlüssel. Und wie oft spintomografie, um herDer Vorteil des Klinikums Christophsbad ist geht man in den Keller, auszufinden, ob unser die enge Zusammenarbeit von verschiedenen steht unten und fragt Patient an DurchbluFachärzten, Pflegekräften, Psychologen, Sosich, was man da eitungsstörungen im Gezialarbeitern, Ergo- und Physiotherapeuten. gentlich wollte. Das alhirn leidet. Auch dies les muss nicht in Richkann eine Demenz vertung Demenz gehen, es kann aber durchaus so ursachen und entsprechend behandelt werden.“ sein. Doch normalerweise ist es nicht der Fall.“ Die Der Umgang mit Demenzpatienten Klinik untersucht jeden, der kommt, weil er bei sich Die Klinik für Gerontopsychiatrie im Christophsbad irgendwelche Gedächtnisprobleme festgestellt hat. betreibt eine große Institutsambulanz und bietet Da waren auch schon Menschen mit Ende zwanzig darüber hinaus eine stationäre Versorgung mit 75 darunter. Plätzen an. Demenzdiagnostik: eine breite Palette Demenzpatienten werden grundsätzlich nicht Dr. Grebner: „Zuerst erfolgt eine sorgfältige Anamseparat gelegt, sondern zusammen mit den andenese. Und wenn möglich befragen wir auch die Anren geriatrischen Patienten untergebracht. „Früher gehörigen, wenn die Patienten dem zustimmen. gab es reine Demenzstationen“, erinnert sich Dr. Zunächst testen wir das Gedächtnisvermögen. Grebner, „das machen wir heute nicht mehr. Wir seDazu steht uns eine riesige Testbatterie zur Verfühen zu, dass wir die Patienten mischen. Wobei die gung. Immer ziehen wir unsere neuropsychologiStation, auf der die meisten Demenzkranken leben, sche Abteilung hinzu. Finden wir einen Hinweis auf eine geschlossene Station ist. Zu ihrem eigenen
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Schutz brauchen wir die geschlossenen Türen, damit die Patienten nicht weglaufen. Innerhalb ihres Bereichs dürfen sie sich aber frei bewegen. Das ist der große Vorteil einer geschlossenen Station: Hier gibt es für Demenzkranke mehr Freiheit als auf einer Normalstation, denn da kommt sofort die Schwester und fragt: Wo wollen Sie hin?“
Demenzpatienten sind selten langfristig stationäre Fälle „Patienten mit Demenz können wir nur dann stationär aufnehmen“, erklärt Dr. Grebner, „wenn sie einer akuten Behandlung bedürfen. Wir haben schwerst Demenzkranke, die zur stationären Aufnahme zu uns gebracht werden, weil sie sich schon mal im Winter im Nachthemd verirrt haben, auf der Straße aufgegriffen wurden und nicht einmal sagen konnten, wo sie wohnen und wie sie heißen. Die werden im Regelfall zu uns gebracht. Wir können dann nur ihre aktuelle motorische Unruhe behandeln. Wenn sie sich selbst in Gefahr bringen, ist zu überlegen, welches Pflegeheim für sie das richtige ist. Außerdem muss auch die rechtliche Situation geklärt werden. Kann der Patient das alleine noch bewerkstelligen? Kann er den Mietvertrag mit dem Heim unterschreiben, oder braucht er einen Betreuer? Der muss dann vom Vormundschaftsgericht bestellt werden und das kann dauern.“
Netzwerke schaffen Alzheimer lässt sich nicht heilen. Die Ärzte können aber die Lebensqualität verbessern – und zwar nicht nur beim Betroffenen, sondern auch bei den Angehörigen! Dr. Grebner: „Unser Ziel ist es, das Fortschreiten der Demenzerkrankung zu verlangsamen, um eine Versorgung im häuslichen Umfeld – solange es geht – zu ermöglichen. Limitierende Faktoren sind ein herausforderndes Verhalten des Betroffenen und eine extreme Tag-Nacht-Umkehr. Da die pflegenden Angehörigen in vielen Fällen berufstätig sind, ist es für sie eine immense Belastung, wenn die Kranken die Nacht zum Tage machen. Das ist häufig ein Grund, der die Klinikeinweisung notwendig macht. Was manche Angehörige über Wochen und Monate zu Hause durchmachen, bevor sie überhaupt irgendwo Hilfe suchen, ist enorm! Deswegen mache ich hier als Gerontopsychiater viel Öffentlichkeitsarbeit. Ich war einer der Initiatoren, die die Netzwerke hier im Kreis Göppin-
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gen mit gegründet haben. Mein Ziel ist es, das Thema Demenz publik zu machen und Anlaufstellen zu etablieren. Wir brauchen ein großes Netzwerk, um Betroffene und Angehörige aufzufangen.”
Ein eigenes Pflegeheim Das Christophsbad betreibt selbst ein großes Pflegeheim für Patienten mit chronischen seelischen und neurologischen Erkrankungen, wo auch Demenzpatienten mit „herausforderndem“ Verhalten unterkommen können, denn dort sind – im Gegensatz zu anderen Pflegeheimen – speziell geschultes Fachpersonal und eine ständige ärztliche Präsenz (auch in der Nacht) vorhanden. Das sind Vorteile, die es in keinem anderen Pflegeheim gibt.
Dr. med. Michael Grebner, Leitender Oberarzt Klinik für Gerontopsychiatrie Tel.: 07161 601-8392 E-Mail: michael.grebner@ christophsbad.de
Alle nötigen Fachdisziplinen sind vor Ort Die Gerontopsychiatrie im Christophsbad hat den enormen Vorteil, dass sämtliche Fachdisziplinen, die benötigt werden könnten, im eigenen Haus vorgehalten werden. Hier ist die geriatrische Reha eng mit der neurologischen und psychiatrischen Akutklinik verzahnt. Die eigene große Klinik für Neurologie, eine renommierte Radiologie und Neuroradiologie sowie ein hochmodernes Schlaflabor stehen für weiterführende Untersuchungen zur Verfügung. Ein großer Vorteil für den Patienten: Er muss nicht in ein anderes Haus verlegt werden. Dr. Grebner: „Wir haben hier auch mehrere Internisten. Ich kann den entsprechenden Kollegen sofort um Rat fragen, wenn es etwa ein Magen-Darm-Problem oder eine kardiologische Fragestellung gibt.“
Qualität unter der Lupe: Am 23. September wurde das gesamte Klinikum nach KTQ zertifiziert. Details können Sie auf unserer Homepage nachlesen: www.kompass-gesundheit-bw.de. Oder Sie scannen mit Ihrem Smartphone diesen QRCode, der Sie direkt zu dem Bericht im Netz führt.
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Fahrerlaubnis bei Demenz
RA Mirja Trautmann
Darf ich mit einer Demenzerkrankung noch Auto fahren? Diese Frage stellen sich nicht nur Betroffene, sondern auch deren Angehörige. Medizinisch ist die Demenz die Folge einer meist chronischen und vor allem fortschreitenden Krankheit des Gehirns. Sie führt zu vielfältigen Störungen. Betroffen sind insbesondere das Gedächtnis, das Denken, die Orientierungsfähigkeit, die Auffassungsgabe und auch das Urteilsvermögen, d. h. die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen. Was bedeutet das für die Sicherheit im Straßenverkehr? So sagt es das Gesetz
Mirja Trautmann Rechtsanwältin, Fachanwältin für Medizinrecht Simon & Partner, Rechtsanwälte Schottstraße 10 70192 Stuttgart Tel.: 0711 2594333 Fax: 0711 25943344 E-Mail: info@rechtslink.de http://rechtslink.de
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Geeignet zum Führen von Kraftfahrzeugen ist nur, wer die notwendigen körperlichen und geistigen Anforderungen erfüllt und nicht erheblich oder nicht wiederholt gegen verkehrsrechtliche Vorschriften oder gegen Strafgesetze verstoßen hat. Ist der Bewerber aufgrund körperlicher oder geistiger Mängel nur bedingt zum Führen von Kraftfahrzeugen geeignet, so erteilt die Fahrerlaubnisbehörde die Fahrerlaubnis mit Beschränkungen oder unter Auflagen, wenn dadurch das sichere Führen von Kraftfahrzeugen gewährleistet ist (§ 2 Absatz 4 Straßenverkehrsgesetz – StVG). Konkretisiert wird dies in der Fahrerlaubnisverordnung (FeV). Dort heißt es: Bewerber um eine Fahrerlaubnis müssen die hierfür notwendigen körperlichen und geistigen Anforderungen erfüllen. Die Anforderungen sind insbesondere nicht erfüllt, wenn eine Erkrankung oder ein Mangel nach Anlage 4 oder 5 vorliegt, wodurch die Eignung oder die bedingte Eignung zum Führen von Kraftfahrzeugen ausgeschlossen wird. Werden Tatsachen bekannt, die Bedenken gegen die körperliche oder geistige Eignung des Fahrerlaubnisbewerbers begründen, kann die Fahrerlaubnisbehörde zur Vorbereitung von Entscheidungen über die Erteilung oder Verlängerung der Fahrerlaubnis oder über die Anordnung von Beschränkungen oder Auflagen die Beibringung eines ärztlichen Gutachtens durch den Bewerber anordnen (§ 11 Absätze 1 und 2 FeV). Ist man einmal im Besitz der Fahrerlaubnis, finden keine regelmäßigen Kontrollen der Fahreignung mehr statt. Insbesondere erfolgt keine regelmäßige Überprüfung des Gesundheitszustandes. Auch das Erreichen eines bestimmten Alters ändert daran nichts. Aber Vorsicht: Sicher fühlen sollte man sich deshalb nicht.
Jeder Autofahrer hat eine Vorsorgepflicht Wer sich nämlich infolge körperlicher oder geistiger
Beeinträchtigungen nicht sicher im Verkehr bewegen kann, darf am Verkehr nur teilnehmen, wenn Vorsorge getroffen ist, dass er andere nicht gefährdet (§ 2 Absatz 1 FeV). Jeder Demenzkranke muss also von sich aus eigenverantwortlich prüfen, ob er noch in der Lage ist, sicher Auto zu fahren. Oft weigern sich Betroffene, den Tatsachen ins Auge zu sehen. Trotzdem sollten sie sich ihrer Verantwortung bewusst sein. Schließlich gefährden sie sich beim Autofahren nicht nur selbst, sondern können auch für die übrigen Verkehrsteilnehmer eine erhebliche Gefahr darstellen. Daher sollte man sich regelmäßig beim Arzt auf die Fahreignung hin untersuchen lassen.
Wann droht der Verlust der Fahrerlaubnis? Die Anlage 4 zu § 11 FeV enthält häufiger vorkommende Erkrankungen und Mängel, die die Eignung zum Führen von Kraftfahrzeugen längere Zeit beeinträchtigen oder aufheben können. Die darin vorgenommenen Bewertungen gelten für den Regelfall. Kompensationen durch besondere menschliche Veranlagung, durch Gewöhnung, durch besondere Einstellung oder durch besondere Verhaltenssteuerungen und -umstellungen sind möglich. Ergeben sich im Einzelfall in dieser Hinsicht Zweifel, kann eine medizinisch-psychologische Begutachtung angezeigt sein. Abschnitt 7 der Anlage 4 befasst sich mit psychischen (geistigen) Störungen und unter Ziff. 7.3 der schweren Altersdemenz sowie schweren Persönlichkeitsveränderungen durch pathologische Alterungsprozesse. Erst wenn eine solche schwere Altersdemenz vorliegt, fehlt die Eignung zum Autofahren komplett. Ausfälle können dann nicht mehr kompensiert werden. Es ist also auch nicht möglich, mit bestimmten Auflagen weiterhin Auto zu fahren. Ob eine solche schwere Demenz besteht, kann letztlich nur durch ein medizinisch-psychologisches Gutachten geklärt werden. Kriterien sind
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dabei insbesondere: visuelle Wahrnehmung, Konzentrationsfähigkeit, Aufmerksamkeit, Reaktionsfähigkeit und Belastbarkeit.
Kompensation im Anfangsstadium der Demenz Eignungsmängel können unter bestimmten Umständen für eine gewisse Zeit sicher noch ausgeglichen werden. Denkbar ist vor allem: eine gute Fahrpraxis und die Fähigkeit zu vorausschauendem Fahren, eine gute Selbstwahrnehmung und Risikoeinschätzung, eine sicherheitsbewusste Grundeinstellung, eine neuropsychologische Therapie und/oder Behandlung mit Medikamenten, und sofern sinnvoll: technische Fahrzeuganpassungen u. Ä.
Versicherungsschutz und Strafrecht Grundsätzlich besteht auch für Demenzerkrankte Versicherungsschutz im Rahmen der Kfz-Haftpflichtversicherung. Aber auch hier ist Vorsicht angebracht: Schutzrichtung der Kfz-Haftpflichtversicherung sind zunächst die geschädigten Personen. Diese sollen sich darauf verlassen können, dass der Versicherer die Schäden übernimmt. Der Versicherungsnehmer (= Autofahrer) selbst hingegen kann sich im internen Verhältnis zu seinem Haftpflichtversicherer regresspflichtig machen. Der Versicherer zahlt dann also gegenüber dem Geschädigten, holt sich aber im internen Verhältnis zumindest einen Teil der Schadenssumme von seinem eigenen Versicherungsnehmer wieder zurück. Dies gilt nach § 23 Versicherungsvertragsgesetz (VVG) in allen Fällen, in denen nach Abschluss des Versicherungsvertrages eine Gefahrerhöhung stattfindet. Das kann z. B. der Betrieb eines ver-
kehrsuntauglichen Fahrzeuges sein. Eine derartige Gefahrerhöhung liegt aber auch bei Erkrankungen vor, die die Fahrtauglichkeit beeinträchtigen. Deshalb sollte eine Demenzerkrankung vorsorglich gegenüber dem Kfz-Haftpflichtversicherer angezeigt werden, damit sich dieser gerade nicht auf den Einwand der Gefahrerhöhung berufen kann. Eine strafbare Gefährdung des Straßenverkehrs gemäß § 315c StGB liegt bereits dann vor, wenn ein Autofahrer infolge geistiger oder körperlicher Mängel nicht in der Lage ist, das Fahrzeug sicher zu führen, und dadurch Leib oder Leben eines anderen Menschen oder fremde Sachen von bedeutendem Wert gefährdet. Es drohen Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder Geldstrafe. Es muss gar nicht erst zu einem Unfall gekommen sein. Die bloße Gefährdung genügt schon.
Fazit Eine Demenzerkrankung hat leider nicht nur körperliche Auswirkungen. Betroffen sind nahezu alle Lebensbereiche des Erkrankten. Mag es zu Beginn einer Demenzerkrankung noch vertretbar sein, Auto zu fahren, fehlt die Eignung jedenfalls bei einer schweren Demenz. Aber auch schon zu Beginn der Krankheit ist der Betroffene verpflichtet, Vorsorge im Straßenverkehr zu treffen und sorgfältig abzuwägen, ob die nötige Eignung noch besteht. Jeder Demenzerkrankte muss sich bewusst sein, dass er beim Autofahren ein erhebliches Risiko eingeht. Empfehlenswert ist es, mit Angehörigen und behandelnden Ärzten offen über dieses Thema zu sprechen und zu klären, bis zu welchem Punkt das eigenständige Autofahren noch vertretbar ist.
Betreutes Wohnen Menschen, Nähe,Menschen, Nähe, Lebensfreude Lebensfreude
Geriatrisches Zentrum Quartier am Hainbach - Wohnen mit Service Esslingen-Kennenburg §§ 0711 07113905-100 39 05-118/100 Kompass Gesundheit 4/2013
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Reisen nach Tripolis
Als Operationslehrer in der Dritten Welt
Werner Waldmann
Februar 2011: Unruhen in Tunesien, Ägypten, Algerien erschüttern die arabische Welt. Man spricht vom Arabischen Frühling, hat Hoffnung auf ein Ende der Selbstherrlichkeit der alten Machthaber. Die Leute gehen auf die Straße. In Libyen wollen sie Muammar al-Gaddafi stürzen. Einheiten der libyschen Polizei, der Sicherheits- und Streitkräfte feuern brutal in die Menge. Hunderte von Demonstranten sterben. Der politische Konflikt eskaliert. Teile der Streitkräfte schließen sich der Opposition an. Die USA, Großbritannien und Frankreich greifen Regierungstruppen und Militäreinrichtungen aus der Luft an. Im August 2011 ist Tripolis erobert. Am 20. Oktober fällt Gaddafis Geburtsstadt Sirte. Der Diktator wird von den Aufständischen getötet. Ein paar Tage später – am 23. Oktober – erklärt der Übergangsrat Libyen für befreit.
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as hat der Arabische Frühling mit Klaus Kraft zu tun, der im Schwabenland als Chefarzt der Esslinger Kreiskliniken zwischen den Standorten Kirchheim, Nürtingen und Ostfildern hin und her pendelt? Eigentlich wollte Dr. Kraft Lehrer werden. Doch da die Schüler sich für seinen Geschmack zu wenig wissbegierig zeigten – wer doziert schon gerne gegen eine Wand? –, studierte er Medizin. Das lag auch mehr in der Familientradition. Krafts Vater war Chefarzt der Chirurgie am Stuttgarter Marienhospital. Dort begann auch der Sohn
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seine chirurgische Laufbahn. Die meisten Chirurgen operierten damals noch so, wie man es schon immer praktiziert hatte: Man öffnete mit dem Skalpell den Operationsbereich. Doch es zeichnete sich bereits eine revolutionäre Neuerung ab: Dr. Krafts Chef Reinhard Bittner gehörte zu den Pionieren der minimalinvasiven Operationstechnik, bei der man durch winzige Einschnitte drei oder vier schmale Metallhülsen und eine Miniaturvideokamera in den Bauchraum einbringt und so gewebeschonend Gallenblase, Blinddarm und Darmtu-
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moren entfernt oder Brüche repariert. So wurde Klaus Kraft schon von Beginn seiner Karriere an zum Experten in dieser modernen Operationstechnik. Aber er fühlte sich immer noch als Lehrer und wollte sein Wissen weiterreichen. Also hielt er Kurse an anderen deutschen Kliniken ab, um der minimalinvasiven Chirurgie zum Siegeszug zu verhelfen. Damals ahnte er noch nicht, dass ihn diese neue Operationstechnik eines Tages auf abenteuerliche Reisen durch die ganze Welt führen würde.
Nach der Revolution Auch nach der Revolution reiste Klaus Kraft wieder nach Tripolis. Inzwischen hatte sich hier eine Menge verändert: Die allgegenwärtigen Gaddafi-Poster waren verschwunden. Dafür sah man an vielen Mauern Graffiti mit Schmähungen des Diktators. Gaddafis Palast war teilweise zerbombt. Ärzte, die dem Machthaber offensichtlich zu nahe gestanden hatten, waren plötzlich aus der Universitätsklinik in Tripolis verschwunden.
Operationsreisen aus Leidenschaft Bei seinen Kursen in Tuttlingen, Berlin und Hamburg lernte Klaus Kraft auch ausländische Kollegen kennen – meist aus unterentwickelten Ländern, in denen es keine Schulungszentren gab. So bekam er Kontakt zu Chefärzten der Unikliniken in Tripolis und Bengasi. Warum nicht vor Ort die Kollegen trainieren? Geld war dort kein Problem, und in den großen Kliniken hatte man längst die modernsten medizinischen Geräte angeschafft, oft sogar mehrfach, doch was nützte das ohne Erfahrung und Training? Also folgte Dr. Kraft der Einladung; doch so einfach war die Sache nicht: Die neue OP-Technik wurde zuerst an Schweinen simuliert, weil die Anatomie des Schweins am ehesten der des Menschen gleicht. In der islamischen Welt gibt es aber keine Schweine; denn Schweinefleisch darf dort aus religiösen Gründen nicht gegessen werden. Klaus Kraft war erfinderisch: Malta liegt nur einen Katzensprung von Libyen entfernt. Also fanden die ersten Trainingskurse mit libyschen Kollegen auf dieser Insel statt. Im Jahr 2010 demonstrierte Dr. Kraft seine Kunst dann auch direkt in Libyen. Damals war noch das alte Regime unter Gaddafi an der Macht. Klaus Kraft bemerkte davon wenig. Zwar hingen an jedem Haus Bilder des Diktators, doch das Auge des Geheimdienstes konnte man als Ausländer nur erahnen. Vor der aufkeimenden Unruhe schirmten die Geheimdienstleute den Besucher aus Deutschland ab. Am Flughafen wurde Dr. Kraft penibel kontrolliert, sofort ins Hotel gefahren, und dann ging es ab in die Klinik. Doch man bemühte sich, dem Gast auch in touristischer Hinsicht etwas zu bieten, und zeigte ihm römische Ausgrabungen in der Nähe von Tripolis.
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Unübersehbar war die ständige Angst der Menschen. Es waren Unmengen an Waffen im Umlauf, und nach der Revolution hatte man außerdem rund 15 000 nichtpolitische Häftlinge freigelassen. Verständlich, dass vielerorts hohe Sicherheitsvorkehrungen getroffen wurden. Metalldetektoren und Verbotsschilder für Waffen gehörten in den Hotels zum Alltag. Klaus Kraft erlebte Tripolis vor allem als Stadt der Bauruinen. Auf der Fahrt vom Airport bis zum Hotel säumten Rohbauten die Straßen, die offenbar zu Gaddafis Zeit noch begonnen worden waren: Wohnungsblöcke, Hotels, Kongresszentren, auch ein neuer Flughafen, der direkt an den alten angebaut wurde. Das alles stagniert seitdem. Vermutlich hatte das Gaddafi-Regime die Aufträge an regierungstreue Unternehmer erteilt. Dieser Vetternwirtschaft will die neue Regierung ein Ende machen. Also müssen die Aufträge neu vergeben werden. Von Tripolis selbst sah Klaus Kraft ohnehin nur
Das noble Apartment von Gaddafis Tochter dient dem OP-Team als Aufenthaltsraum.
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Kraft fliegt meistens übers Wochenende nach Libyen, um wochentags in seiner Klinik präsent zu sein. Kein Problem für die libyschen Kollegen: Sie strömen auch am Wochenende in den OP.
das, was ihm auf der Fahrt zwischen Flughafen, Hotel und Klinik begegnete. An einzelnen Straßenabschnitten Militär- oder Polizeikontrollen, mit Jeeps, aufgebauten Maschinengewehren und grimmig dreinblickenden Soldaten. Ein OP-Pfleger des Klinikums betreute den deutschen Chirurgen rund um die Uhr. Mohammed kümmerte sich rührend um alles: Er holte Dr. Kraft vom Flughafen ab, brachte ihn wieder hin, regelte alles Administrative, begleitete ihn wie eine Mutter bis zum Gate. Zu Fuß war Klaus Kraft nach der Revolution nicht mehr in der Stadt unterwegs. Er operierte vom ersten bis zum letzten Tag. Nur fürs Frühstück und Abendessen blieb noch Zeit. Eine Tochter Gaddafis, selbst Chirurgin, hatte sich in dem Krankenhaus, in dem sie operierte, ein Apartment einrichten lassen – standesgemäß, luxuriös ausgestattet, mit exklusivem Badezimmer, einem Bidet und silbernem Toilettenpapierhalter. Diese Räumlichkeiten nutzen Klaus Kraft und sein libysches OP-Team jetzt zum Umkleiden und Essen.
Hauptproblem Hygiene Dr. Krafts Schüler sind ungeheuer lernbegierig. Bei solchen Operationsreisen steht er von morgens bis abends im OP, umringt von Ärzten, die sich um den Operationstisch drängeln. „Bei uns“, lächelt Kraft, „wäre so etwas schon aus hygienischen Gründen unvorstellbar.“ Überhaupt hapert es nach wie vor an ganz banalen Dingen wie Sauberkeit, Organisation und Ordnung. „Vieles, was für uns selbstverständlich ist, fehlt in diesen Ländern komplett. In Libyen arbeite ich eng mit einem OP-Pfleger zusammen, den ich vor kurzem in unser Krankenhaus nach Deutschland eingeladen habe“, berichtet Klaus Kraft. „Das war für ihn ein Wahnsinnserlebnis. Der Mann war in unseren Fäkalräumen – dort, wo man die Bettschüsseln leert – und meinte bewundernd, diese Räume seien sauberer als der OP in seinem Krankenhaus in Tripolis. Dieser Pfleger hat hier viel gelernt, und wir haben vor, vielleicht einmal OP-Schwes-
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tern aus Libyen zu uns einzuladen, um ihnen die Grundbegriffe der Hygiene beizubringen.“ Die Ärzte in Libyen sind extrem fleißig, aber auch geschäftstüchtig. Ab 14 Uhr wird an der Uniklinik selten operiert. Dann fahren viele Chirurgen in ihre Privatkliniken und arbeiten dort bis in die Nacht hinein. Das ist lukrativer. Und dabei nutzen sie ohne schlechtes Gewissen auch Gerätschaften aus der Klinik, die dort ohnehin ungenutzt lagern.
Chinesen fackeln nicht lange Nach China flog Klaus Kraft bereits in den Jahren 2002 und 2003. Dort machte er eine verblüffende Erfahrung. „Einer der Ärzte fragte mich, ob ich sein neues Krankenhaus sehen wolle. Dann fuhr er mit mir in eine andere Stadt, an den Stadtrand. Ich entdeckte ein paar Baubaracken auf einer riesigen Wiese. Da komme das Krankenhaus hin, erklärte der Kollege und zeigte mir die Pläne. Ein Haus mit rund 300 Betten. Nach einem Jahr mailte er mir, dass er inzwischen in der Klinik operiere.“ Kraft war platt: Innerhalb eines Jahres hatten die Chinesen ein funktionierendes Krankenhaus hochgezogen! So etwas wäre bei uns undenkbar. In China wird geplant, gebaut, eingezogen und fertig! Dr. Kraft hat Operationsreisen in viele Länder hinter sich – Algerien, Ägypten, Marokko, Hongkong, Indonesien, China und Brasilien. Am meisten fasziniert ihn das Engagement und der Lerneifer der dortigen Ärzte, vor allem in den Dritte-Welt-Ländern: „Die Begeisterung und die Dankbarkeit dafür, etwas lernen zu dürfen, beginnt bei diesen Menschen schon in der Schule. Die Kinder wissen genau: Nur wenn sie zur Schule gehen und eine ordentliche Ausbildung bekommen, haben sie die Chance, dass später einmal etwas aus ihnen wird.“ Andererseits sieht man nach solchen Aufenthalten Deutschland mit ganz anderen Augen und ist dankbar für vieles, was einem vorher selbstverständlich vorkam.
Kompass Gesundheit 4/2013
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Kochen mit wärmenden Gewürzen Passend zur kalten Jahreszeit präsentieren wir Ihnen diesmal aus der Speisemeisterei Rote-Bete-Chutney mit wärmenden Gewürzen und Kartoffelschnee. Dazu können Sie Forelle in Kräuterbröseln servieren oder als vegetarische Variante Ziegenkäse mit Leinsamen.
Kartoffelschnee Zutaten (für vier Personen) • 500 g mehlig kochende Kartoffeln • Kümmel • Salz • 20 ml Rapsöl
Zubereitung: Die Kartoffeln mit Salz und Kümmel weich kochen. Schälen und leicht aufbrechen, mit etwas Salz und Rapsöl abschmecken, noch heiß durch eine Kartoffelpresse drücken und sofort anrichten.
Rote-Bete-Apfel-Chutney
Forelle in Kräuterbröseln
Zutaten (für vier Personen)
Zubereitung:
Zutaten (für vier Personen)
Zubereitung:
• 2 Rote-Bete-Knollen • 200 g Rote-Bete-Saft • 100 g Apfelsaft • 50 g Zucker • 1 Apfel • 1 Schuss Balsamico Bianco • Salz • etwas Anis, Nelke, schwarzer Pfeffer, Kardamom, Wacholder, alles fein gemörsert
Die Rote-Bete-Knollen in feine Würfel schneiden. Zucker karamellisieren, mit RoteBete-Saft und Apfelsaft ablöschen die Rote-Bete-Würfel zugeben und ca. 40 Minuten schmoren. Den Apfel in kleine Würfeln schneiden und zugeben. Mit den Gewürzen abschmecken.
• 4 Forellenfilets ohne Haut und Gräten • 3 Scheiben trockenes Weißbrot • 1 Bund Petersilie • 2 Zweige Thymian • 3 Stängel Kerbel • Salz • Zitronenabrieb • 30 ml Rapsöl
Das Weißbrot mit den Kräutern im Mixer zu Bröseln mahlen. Die Forelle mit Salz und Zitronenabrieb würzen, und nur die Außenseite in den Bröseln wenden. Das Filet in einer Pfanne mit Rapsöl zuerst mit der Bröselseite anbraten und, kurz bevor der Fisch fertig ist, wenden und nur kurz fertig braten.
Anrichten Auf vorgewärmten Tellern den Kartoffelschnee mit Hilfe eines Servierringes formen. Das Rote-Bete-Chutney davor anrichten und das Forellenfilet darauflegen. Sofort servieren.
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Kompass Gesundheit 4/2013
Sternekoch Frank Oehler kocht im Pflegeheim
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Ziegenfrischkäse mit Leinsamen Zutaten (für vier Personen) • 320 g Ziegenfrischkäse • 50 g Leinsamen • 30 ml Leinsamenöl
Zubereitung: Den Ziegenkäse glatt rühren. Die Leinsamen ohne Fett in einer kleinen Pfanne anrösten.
Anrichten Auf vorgewärmten Tellern das Rote Bete Chutney mit einem Servierring anrichten. Den Ziegenkäse an die Rote Bete setzen und in der Mitte eine Kuhle formen. Die Kuhle mit Leinsamenöl füllen und mit den gerösteten Leinsamen bestreuen. Den Kartoffelschnee dahinter mit einem Servierring anrichten. Sofort servieren.
Kompass Gesundheit 4/2013
emand hat mal treffend gesagt, Essen sei die Erotik des Alters. So gesehen, geht es in vielen Alten- und Pflegeheimen vollkommen unerotisch zu. Das hat natürlich zum einem mit dem Budget zu tun, das den Heimen zur Verfügung steht. Die Pflegekassen sehen pro Person und Tag für alle Mahlzeiten und Getränke etwa 4,80 Euro vor. Dafür ist eine Kooperation mit Bauern aus der Umgebung nicht möglich. Stattdessen kaufen viele Pflegeheime gemeinsam ein, was zu günstigeren Preisen möglich ist. Außerdem herrschen strikte Auflagen beim Zubereiten der Speisen: Alles muss mindestens auf 71 Grad erhitzt werden und manche Zutaten, wie etwa Frank Oehler: „Ich finde das rohe Eier, sind grausam, wenn man im Heim komplett untersagt. Das Ergeb- leben muss und dann noch nis ist oft einfalls- fatales Essen bekommt.“ loses, ungewürztes Essen, das auch noch lieblos auf den Teller geklatscht wird, einfach zu einer unansehnlichen Masse zusammenpüriert. Aber es gibt auch Ausnahmen. Eine davon ist das Johanniterstift in Plochingen. Der dortige Küchenchef Bernd Zerahn nimmt Rücksicht auf individuelle Bedürfnisse und Wünsche der Heimbewohner. So verzichtet er beispielsweise bei Bewohnern mit Schluckreflex darauf, Flüssiges mit Festem zu verbinden, lässt also die Suppeneinlage weg. Menschen, die nicht mehr gut mit Besteck essen können, bekommen Speisen, die sie in die Hand nehmen können. Sternekoch Frank Oehler von der Speisemeisterei und Bernd Zerahn haben sich diesen Sommer zusammengetan, in ihren Küchen besucht, gemeinsam gekocht, Ideen ausgetauscht. Beide sind sich einig, dass die Esskultur – die älteste Kultur der Menschheit – gerade für alte und kranke Menschen besonders gepflegt werden muss. Bei dieser einen Aktion soll es nicht bleiben: Oehler und Zerahn bleiben weiterhin in Kontakt und wollen sich dafür einsetzen, dass in den Heimen auch mit einfachen Mitteln und kleinem Budget Gutes auf den Tisch kommt. Red.
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BesTe Genesung zu Hause Ein Brückenschlag aus der Klinik in den Alltag Mit einem neuen Besuchs- und Begleitangebot sollen bürgerschaftlich Engagierte den Übergang von einem Klinikaufenthalt in die häusliche Umgebung oder in eine Anschlussheilbehandlung erleichtern. Die Projektidee wird seit April 2013 durch den Schulterschluss verschiedener Kirchheimer Institutionen konzeptionell mit Leben gefüllt und soll bis zum Jahresende die Praxisphase erreichen.
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urch die steigende Lebenserwartung und die Multimorbidität haben gerade ältere Menschen einen komplexen Versorgungsbedarf nach einer stationären Behandlung. Der steigende Kostendruck auf die Krankenhäuser verschärft die Entwicklung hin zu immer kürzeren Verweildauern. Das führt immer wieder dazu, dass der Zustand zum Entlassungszeitpunkt manchen Personen kaum erlaubt, sich selbstständig zu Hause zu versorgen – zumal dann, wenn keine Pflegebedürftigkeit vorliegt und ambulante Versorgung zu Hause deshalb nicht angezeigt und durch das Entlassungsmanagement der Klinik zu organisieren ist. Kommen Patient(inn)en vom Krankenhaus nach Hause, beginnt ihre eigene Verantwortung. Mehr und mehr wird die Anschlussversorgung in den eigenen vier Wänden in die private Hand gegeben; manche Hilfen sind nur dann möglich, wenn sie selbst finanziert werden oder Unterstützungsleistungen im privaten Umfeld durch Familie oder Nachbarschaft erbracht werden. Ist die Gesamtverantwortung zu Hause nicht sichergestellt, kann leicht der „Drehtüreffekt“ eintreten, der die Patient(inn)en wieder zurück in die Klinik führt.
Aus der Klinik in den Alltag Die Versorgungslücke, die sich für allein lebende Menschen nach einem Klinikaufenthalt auftut, soll nun mit engagierten Freiwilligen geschlossen werden: BesTe Genesung zu Hause – ein Brückenschlag aus der Klinik in den Alltag. Ehrenamtliche Begleiterinnen und Begleiter nehmen dabei die Rolle ein, die sonst Angehörige übernehmen, wenn sie zur Verfügung stehen: mit aufmunternden Worten und einem wachen Blick für die Bedürfnisse und Befindlichkeiten der aus der Klinik entlassenen Patientinnen und Patienten sind sie „einfach da“ und sehen, ob alles in Ordnung ist. Durch ihre eng-
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maschigen Besuche innerhalb eines Zeitraums von 2– 4 Wochen erkennen sie, ob weiterreichende professionelle Hilfe angezeigt ist, und können dabei helfen, diese zu organisieren: z. B. den Einsatz eines ambulanten Pflegedienstes oder einer Nachbarschaftshilfe, weitere Arztbesuche, Hilfsmittel oder Beratung. Neben diesen alltagspraktischen Hilfestellungen ist es vor allem Ziel des Projekts, dass positive Gedanken ins Haus kommen, die die Genesung fördern: durch Gespräche, die die Sorgen und Unsicherheiten der Patientinnen und Patienten ernst nehmen, auf die individuellen Befindlichkeiten eingehen und einen positiven, nach vorne gerichteten Blick ermöglichen. BesTe Genesung zu Hause kann und möchte die ambulante Pflege und die Nachbarschaftshilfe nicht ersetzen. Die Besuchsdienst-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter nehmen vielmehr eine „Kümmerfunktion“ ein und decken damit neben praktischer Hilfe in Alltagsdingen den psychosozialen Bereich ab, den sonst Angehörige übernehmen, wenn sie in der Nähe wohnen.
Die Projektstruktur BesTe Genesung zu Hause ist ein Projekt der Stadt Kirchheim unter Teck, Amt für Familie und Soziales, und den Kooperationspartnern: Klinikum Kirchheim unter Teck, Kreiskliniken Esslingen gGmbH, Altenhilfeverein buefet e.V., Pflegestützpunkt, Diakoniestation Teck, Agentur „Pflege engagiert“. Bis September 2015 wird das neue Nachsorgeangebot durch BesT-Fördermittel (BesT steht für „Bürgerengagement sichert Teilhabe“, daher das große „T“ im Titel) vom Landesseniorenrat getragen und vom Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren Baden-Württemberg finanziert. Noch vor Jahresende kann BesTe Genesung zu Hause dann in die Praxisphase starten. Red.
Kompass Gesundheit 4/2013
Die Virusgrippe Die Influenza (Virusgrippe) ist eine Erkrankung der Atemwege, die durch Influenza-Viren ausgelöst wird. Sie ist nicht zu verwechseln mit den relativ harmlosen und viel häufigeren Erkältungskrankheiten (grippale Infekte), die durch eine Vielzahl anderer Viren ausgelöst werden können.
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ast in jeder Winterperiode kommt es zu Ausbrüchen dieser sehr ansteckenden und teilweise sehr schwer verlaufenden Erkrankung. In einer großen Anzahl von Fällen verläuft die Influenza leicht. Bei voller Ausprägung entsteht jedoch ein schweres Krankheitsbild mit plötzlichem Beginn, sehr hohem Fieber und Schüttelfrost. Es kann zu Atemnot, trockenem Husten und insbesondere Muskel-, Gelenk- und Kopfschmerzen kommen. Typisch ist der plötzliche Beginn aus völliger Gesundheit heraus. Bei den meisten schwer erkrankten Patienten besteht Fieber bis 40 °C. Das Fieber kann bis zu einer Woche andauern. In unkomplizierten Fällen dauert die Erkrankung 2– 5 Tage. Trifft die Erkrankung ältere Menschen, Kinder und Immungeschwächte, so kommt es in vielen Fällen zu Komplikationen, wobei eine Lungenentzündung sehr häufig ist. Die Influenza kann dann auch durchaus zum Tod führen. Da die Komplikationsmöglichkeiten sehr wechselnd sind, sollte bei Verdacht auf eine Influenzaerkrankung sofort ein Arzt aufgesucht werden. Kör-
Dr. med. Hans-Joachim Dietrich perliche Schonung ist unbedingt erforderlich. Die Diagnose wird in der Regel klinisch gestellt, da ein Virusnachweis durch eine Laboruntersuchung viel zu lange dauert und die Therapie unverzüglich einsetzen sollte. Der Hausarzt muss die passende Behandlungsform der Symptomatik des Patienten anpassen, da es eine ursächliche Behandlung dieser Viruserkrankung nicht gibt. Die beste Prophylaxe ist jedoch die Impfung, wobei es jedes Jahr einen anderen Impfstoff gibt, der sich nach dem zu erwartenden Erreger richtet. Die STIKO (ständige Impfkommission) am Robert Koch-Institut empfiehlt die Impfung für alle Personen über 60 Jahre, Schwangere ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel, bei erhöhten gesundheitlichen Gefährdungen infolge eines Grundleidens ab dem ersten Schwangerschaftsdrittel, Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines chronischen Grundleidens, wozu z. B. Asthma, Herz-KreislaufErkrankungen, Diabetes, neurologische Erkrankungen und auch Immundefekte gehören. Ferner sind Bewohner in Alters- und Pflegeheimen und medizinisches Personal gefährdet. Wenn eine intensive Epidemie droht, sollte sehr großzügig verfahren werden und auch Menschen geimpft werden, die nicht zu den besonders Gefährdeten gehören. Eine Kostenübernahme durch die Krankenkassen ist in der Regel problemlos möglich.
Dr. med. HansJoachim Dietrich Facharzt für Innere Medizin Vorsitzender der Ärzteschaft Göppingen Ziegelstr. 41 73033 Göppingen Tel.: 07161 23121 Fax: 07161 14059
Bei Impfungen ist Vorsicht bei Hühnereiweißallergie angesagt, wobei es heute Impfstoffe gibt, die nicht auf Hühnereiern angezüchtet wurden.
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Nachgefragt
Bernhard Wehde, Geschäftsführer des Klinikums Christophsbad, über Zielvereinbarungen Zielvereinbarungen mit Chefärzten an Kliniken sind wegen Unregelmäßigkeiten im Bereich der Transplantationsmedizin in Verruf geraten, ebenso, weil in chirurgischen Abteilungen überflüssige Eingriffe vorgenommen würden, um die Klinikeinnahmen zu steigern. Herr Wehde, was halten Sie von Zielvereinbarungen mit Chefärzten? Bernhard Wehde: Natürlich vereinbaren auch wir mit unseren Chefärzten Ziele, um die Qualität der Versorgung und die Abläufe bei Diagnostik und Therapie den erwarteten Quantitäten entsprechend sicherstellen zu können – wie es unser Auftrag ist. Vereinbarungen mit dem Ziel, nicht notwendige Leistungen zu erbringen, gibt es nicht. Dies würden weder unsere Chefärzte akzeptieren noch die Organe des Krankenhauses. Die Krankenhausleistungen – Diagnostik, Therapie und Pflege – sind stets mit einer hohen Verantwortung gegenüber dem Patienten verbunden. Es ist daher unumgänglich, dass Krankenhäuser zur Sicherstellung der notwendigen Ausstattung, der Personalressourcen und Sachmittel eine prospektive Planung machen, wie dies auch in den entsprechenden Gesetzen und Verordnungen vorgesehen ist. Zur Wahrung der Qualität sowie der Abläufe sind daher mit den Chefärzten entsprechende Planungen über die erwarteten Patientenzahlen in den verschiedenen Diagnosegruppen und den daraus folgenden Leistungen zu führen. Diese Planungen sind – auch wenn sie auf die Zukunft gerichtet sind – so realistisch wie möglich gestaltet. Der Versorgungsauftrag des Krankenhauses verpflichtet sich, jeglichem Systemversagen vorzubeugen. Die notwendigen Vorhaltungen eines Krankenhauses, also z. B. die Anzahl bestimmten Fachpersonals oder die Ausstattung mit bestimmten Geräten, ist daher stets ein Knackpunkt, der zu Diskussionen in den Verhandlungen mit Krankenkassen bzw. dem übergeordneten Gremium führen kann. Die Krankenhäuser müssen ihre Vorhaltungen ja auch dann bezahlen, wenn weniger Notfälle als erwartet aufgenommen werden. Wie sieht denn so eine Zielvereinbarung aus?
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Bernhard Wehde: Die erwarteten Krankenhausleistungen oder die erwartete Anzahl von stationär zu behandelnden Patienten in einem bestimmten Zeitraum vereinbaren wir im Christophsbad mit unseren leitenden Ärzten nicht durch vertragliche Vereinbarung, sondern im Sinne einer gemeinsamen Planung. Die Vergütung des Chefarztes steht in keinem direkten Zusammenhang zu dieser Planung, sehr wohl aber die Personalund Sachausstattung. Diese Planung ist für die verlässliche Erbringung der Krankenhausleistung unumgänglich. Im Übrigen ist die Planung der erwarteten Patienten in den jeweiligen diagnostischen Bereichen zwingender Bestandteil jeder Pflegesatzverhandlung und dem Krankenhausentgelt. Dem Regelwerk entsprechend heißt dies, dass das Krankenhaus die erwarteten Leistungen mit den Krankenkassen vereinbart. Bei Uneinigkeit kann die Schiedsstelle angerufen werden. Ist Missbrauch denn quasi ausgeschlossen oder unsinnig? Bernhard Wehde: Es gibt durchaus Behandlungsfälle, die sehr teuer sind, aber den Krankenhäusern eben auch sehr hohe Kosten verursachen, etwa auch in der Transplantationsmedizin. Um solche Behandlungen überhaupt durchführen zu können, muss die Klinik entsprechende Geräte und Spezialisten vorhalten. Das muss sich rechnen, deshalb soll so realistisch wie irgend möglich geplant werden. Hier könnte die Verführung theoretisch naheliegen, die Anzahl der erwarteten Leistungen – für die ja auch entsprechende Kosten durch Vorhaltung entstehen – mit dem verantwortlichen Arzt zu vereinbaren und hierfür mit dem Ziel der „Defizitabwehr“ einen Bonus zu geben. Belohnt werden sollte aber nicht die Quantität, sondern die Qualität der Leistungen z. B. anhand der perfekten Ablauforganisation und Durchführung. Erwartete und durch entsprechende Vorhaltung mögliche Transplantationsleistungen hinterlassen entspre-
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chend dem Aufwand hohe Defizite in Krankenhäusern, sollten die Kosten für die Vorhaltung die Einnahmen durch tatsächlich erbrachte Leistungen weit überschreiten. Selbst dies ändert aber nichts
daran, dass es sich um einen Missbrauch handeln würde, wenn unnötige Leistungen am Patienten erbracht oder gar die Vergaberichtlinien für Spenderorgane ignoriert werden würden.
plastisch-ästhetische Chirurgin
Die Apotheker-Kolumne
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eilmittel aus er Natur, so denken viele, das ist doch etwas ganz anderes als die Mittel aus der Giftküche der Pharmaindustrie. Heilpflanzen kann man bedenkenlos zu sich nehmen. Doch dies ist leider ein riesengroßer Irrtum! Gerade bei pflanzlichen Heilmitteln ist es wichtig, auf Qualität zu achten. Kaufen Sie solche Mittel grundsätzlich nur in der Apotheke! Nicht im Internet oder aus anderen dubiosen Quellen. Ihr Apotheker kann Sie beraten, über mögliche Nebenwirkungen und Wechselwirkungen aufklären (denn die gibt es auch bei der Medizin aus der Natur!) und Ihnen die besten Präparate empfehlen. Werfen Sie ruhig auch einen Blick in die Packungsbeilage: Wie bei allen Arzneimitteln müssen dort die Inhaltsstoffe, Anwendungsgebiete, Wechsel- und Nebenwirkungen und die Dosierung angegeben sein. Ein gutes Präparat enthält stets eine genaue Beschreibung des enthaltenen Extrakts; dort steht also z. B., ob es sich um Wurzeln, Blüten oder Blätter der Pflanze handelt inklusive der genauen Mengenangabe an wirksamen Bestandteilen; ebenso ist das Extraktionsmittel genannt. Zweitens sollte die Indikation (d. h. gegen welche Leiden das Mittel eingesetzt wird) angegeben sein. Und nicht zuletzt verrät auch der Preis einiges: Gute Qualität gibt es nun mal nicht zum Schnäppchenpreis! Dies gilt auch für Heilpflanzentees. Die Tees aus der Apotheke müssen den Vorschriften des Arzneibuches entsprechen, das
heißt z. B., dass der Wirkstoffgehalt, der mindestens enthalten sein muss, vorgeschrieben ist. Außerdem können Sie sicher sein, dass die Tees nicht mit Schwermetallen oder Pestiziden und Herbiziden verunreinigt sind. Heilpflanzentees sollte man jeweils über einen Zeitraum von maximal zwei Monaten regelmäßig jeden Tag trinken und dann zu einem anderen Heilkräutertee überwechseln. Damit die Wirkstoffe erhalten bleiben, ist es wichtig, den Tee immer frisch zuzubereiten. Decken Sie die Tasse oder Kanne während des Ziehens ab; viele Heilkräuter enthalten nämlich ätherische Öle, die sich leicht verflüchtigen können! Am besten trinkt man den Tee langsam und schluckweise vor oder nach einer Mahlzeit. Und nicht vergessen: Auch pflanzliche Heilmittel können Nebenwirkungen verursachen oder in unerwünschte Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten treten! Fragen Sie Ihren Apotheker danach und informieren Sie Ihre behandelnden Ärzte stets über alle Arzneimittel, die Sie einnehmen, auch über rezeptfreie Naturheilmittel.
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Kompass Gesundheit 4/2013
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Aktiv durch das ganze Jahr Die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen kommt mit ihrem Gesundheitsmanagement zu ihren Mitarbeitern.
M
it einem völlig neuen Konzept bringt die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen frischen Schwung in ihr betriebliches Gesundheitsmanagement „IMPULS“. Statt des bisherigen Gesundheitstages, der den mehr als 1600 Mitarbeitern alle zwei Jahre an einem Samstag zentral in den Hauptstellen Esslingen oder Kirchheim als Informationsbörse angeboten wurde, heißt es seit diesem Jahr
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„IMPULS kommt“. Die Idee: Um den Kolleginnen und Kollegen aus dem Landkreis Esslingen möglichst kurze Wege zu ermöglichen und um sie noch persönlicher anzusprechen, organisiert die Kreissparkasse in jedem der vier Regionalbereiche ihres Geschäftsgebiets jeweils einen Aktionsnachmittag – mit Aktivitäten und Angeboten rund um die IMPULS-Schwerpunkte Balance, Ernährung, Fitness und Gesundheit. Jede „IMPULS kommt“-Veranstaltung steht unter einem saisonalen Motto. Kein Aktionsnachmittag läuft wie der andere ab. Dafür sorgen wechselnde Themen und zwei Moderatoren von der Abteilung Unternehmenskommunikation, die durch diesen Nachmittag voller Informationen führen. In Interviews diskutiert das Moderatorenteam mit Kolleginnen, Kollegen und Fachleuten über Themen wie Laufen, Radsport, Motivation, persönliche Erfahrungen, Gesundheitstipps und vieles mehr. Von Kollegen für Kollegen – das neue Konzept scheint bei den Mitarbeitern gut anzukommen. „Unsere Aktionstage finden in einem fast familiären Rahmen statt. Die ersten Rückmeldungen sind sehr positiv. Die Besucher bringen sich schon während der Veranstaltung ein und stellen Fragen. Wir haben den Eindruck, dass unser neues Angebot viel intensiver wahrgenommen wird. Es regt zum Nachdenken und Nachahmen an und gibt Impulse für die persönliche Vorsorge“, berichtet IMPULSKoordinatorin Karina Toth. Für das passende kulinarische Rahmenprogramm jeder Veranstaltung sorgt die Casino-Crew der Kreissparkasse mit einem pfiffigen und gesunden Speisenangebot zu Saisonthemen wie Kirsche, Erdbeere oder Filderkraut. Die Rezepte der dreigängigen Menüs stellen die Köche anschließend allen Mitarbeitern im Intranet zum Nachkochen zu Hause zur Verfügung. Ein Schätzrätsel zum jeweiligen saisonalen Thema rundet den Aktionsnachmittag ab. Die nächsten Veranstaltungen mit Tipps zur Vorbereitung auf den Winter und Informationen rund um den Grippeschutz sind bereits in Planung. Red.
Kompass Gesundheit 4/2013
Termine Arzt-Patienten-Forum in Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung BadenWürttemberg, der Kreisärzteschaft Göppingen und der NWZ 22.01.2014 19.00 Uhr Stadthalle Göppingen, Klosterneuburg-Saal Blumenstr. 41; 73033 Göppingen Probleme mit der SCHILDDRÜSE – was tun? Moderation: Dr. med. Hans-Joachim Dietrich
20.02.2014 19.00 Uhr Mehrgenerationenhaus Geislingen Schillerstr. 4; 73312 Geislingen
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Wenn die SEHKRAFT nachlässt Moderation: Dr. med. Hans-Joachim Dietrich
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Gesundheit beginnt im Kopf TREFFPUNKT Rotebühlplatz Stuttgart Rotebühlplatz 28; 70173 Stuttgart 29.1.2014 20.00 Uhr Taping – Weniger Schmerz, bessere Beweglichkeit Unter Taping versteht man das Anlegen von selbstklebenden Bändern. Damit will man Schmerzen mindern und kann sich dann wieder besser bewegen. Muskelverspannungen lassen sich lockern und entzündliche Schwellungen verbessern. Dr. med. Suso Lederle im Gespräch mit John Langendoen und Dr. med. Wolfgang Herb
26.2.2014 20.00 Uhr Asperger – Leben in zwei Welten Wie lebt es sich mit dem Asperger-Syndrom, welche Perspektiven haben die Betroffenen, und wie lässt es sich diagnostisch abklären? Dr. med. Suso Lederle im Gespräch mit Dr. med. Christine Preißmann
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Der nächste Kompass Gesundheit erscheint im Januar 2014
Kompass Gesundheit 4/2013
MENTACARE die neue Tagesklinik und Ambulanz im Herzen Stuttgarts Im Einklang mit sich selbst zu bleiben, den beruflichen und privaten Anforderungen gerecht zu werden, kann in einer immer komplexer werdenden Welt schwierig sein. Zeit- und Leistungsdruck sowie persönliche Krisen können zu Überlastung, Erschöpfung und Beziehungsproblemen bis hin zu Körperbeschwerden und psychischen Erkrankungen führen. Diese können die Lebensqualität erheblich einschränken. Um wieder in eine gesunde Balance zu kommen, bedarf es zuweilen professioneller psychotherapeutischer Hilfe. MentaCare, das neue Zentrum für psychische Gesundheit in Stuttgart, leistet individuelle psychotherapeutische Unterstützung und kompetente Beratung für Privat- und Beifhilfeversicherte sowie Selbstzahler. Behandlungsziel von MentaCare ist, dass seine Patienten wieder gestärkt ihren Alltag bewältigen können. Damit dies gelingt, setzt das Team auf eine individuell maßgeschneiderte Therapie in vertraulichem Rahmen und hochwertigem Ambiente. Durch die Verzahnung von tagesklinischen und ambulanten Angeboten bietet MentaCare flexible Hilfestellung und kann dadurch lange oder wiederholte Klinikaufenthalte sowie Behandlerwechsel vermeiden.
Chefarzt Dr. med. Thomas Bolm Facharzt für Psychotherapeutische Medizin, Psychiatrie und Psychotherapie, Gruppenpsychotherapie
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Stresserkrankungen (u.a. „Burnout“) Depressionen und Ängste Persönlichkeitsstörungen (u. a. Borderline) stressbedingte Körperbeschwerden Essstörungen posttraumatische Erkrankungen akute Krisensituationen
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