Kompass Gesundheit DAS MAGAZIN FÜR BADEN-WÜRTTEMBERG
Nr. 4 2016
TOP-THEMA
Adipositas-Chirurgie Chronisches Sodbrennen Blut bedeutet Leben Tiergestützte Therapie
5. Jahrgang www.kompass-gesundheit-bw.de
In Zusammenarbeit mit der
AOK – Die Gesundheitskasse Neckar-Fils
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Damit sich Ärzte noch besser um m Sie kümmern.
editorial Liebe Leserin, lieber Leser, mehr als eine Million Menschen in Deutschland gelten als stark übergewichtig, adipös. Die Frage, wie denn Adipositas zustande kommt, lässt sich nicht einfach beantworten. Eine einzige Erklärung dafür, warum sich ein Mensch im Lauf der Jahre – mal früher, mal später – zum Übergewichtler entwickelt hat, gibt es nicht. Dabei handelt es sich stets um ein ziemlich komplexes Zusammenspiel unterschiedlichster Ursachen: genetischer Disposition, biologischer Faktoren, psychischer Einflüsse. Viele adipöse Menschen leiden an Typ-2-Diabetes. Konservative Behandlungsverfahren wie Ernährungsumstellung und mehr Bewegung bringen solchen Patienten nur selten Erfolg, und der Diabetes lässt sich mit Insulin oder oralen Antidiabetika ebenfalls nicht heilen. Als letzte Hoffnung gilt dann oft die Operation. Wir geben Ihnen in dieser Ausgabe vom „Kompass Gesundheit“ einen Überblick über die sogenannten bariatrischen Operationen (Adipositas-Operationen) und informieren Sie über mögliche Diäten und Medikamente zum Abnehmen. Mit Prof. Dr. med. Bodo Klump vom Paracelsus-Krankenhaus in Ostfildern-Ruit sprachen wir über ein Problem, das sehr viele Menschen immer wieder quält: das Sodbrennen. Während ein einmaliger Vorfall zwar unangenehm, aber unproblematisch ist, kann andauerndes Sodbrennen der Speiseröhre nachhaltig schaden. Prof. Klump erklärt die Ursachen und die effektive Behandlung von Sodbrennen. Ein besonders spannendes Thema ist unser Blut. Da sich Veränderungen im Körper häufig in einer veränderten Blutzusammensetzung widerspiegeln, sind die Blutentnahme beim Arzt und die Blutuntersuchung durch ein Labor sowohl beim routinemäßigen Check-up als auch für die Diagnose von Krankheiten unverzichtbar. Wir erklären Ihnen, welche Blutwerte warum untersucht werden, auf welche Krankheiten bestimmte Veränderungen im Blutbild hinweisen können und welche Blutkrankheiten es gibt. Es gibt immer mehr Studien über die Wirksamkeit der tiergestützten Therapie. Zwar wird sie in den seltensten Fällen von den Krankenkassen bezahlt, aber die Akzeptanz bei den Menschen steigt kontinuierlich. Seit einiger Zeit bietet das Praxis-Zentrum Göppingen unter anderem auch die tiergestützte Therapie an. Wir stellen den Freihof vor.
Werner Waldmann ist Medizinjournalist und leitet die Redaktion von „Kompass Gesundheit“.
Ich wünsche Ihnen eine informative Lektüre Ihr Werner Waldmann
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Impressum Kompass Gesundheit – Das Magazin für Baden-Württemberg Herausgeber: Dr. Magda Antonic Redaktionsleitung: Werner Waldmann (V.i.S.d.P.) Botschafter: Dr. med. Suso Lederle Medizinisch-wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. med. Tilo Andus, Prof. Dr. med. Walter-Erich Aulitzky, Dr. med. Alexander Baisch, Dr. med. Carl-Ludwig v. Ballestrem, Prof. Dr. med. Hansjörg Bäzner, Prof. Dr. med. Gerd Becker, Dr. med. Wolfgang Bosch, Prof. Dr. med. Alexander Bosse, Dr. med. Ernst Bühler, Prof. Dr. med. Claudio Denzlinger, Dipl.-Psych. Sabine Eller, Prof. Dr. med. Ulrich Franke, Dr. med. Wilhelm Gienger, Dr. med. Joachim Glockner, Dr. med. Rainer Graneis, Dr. med. Christian Hayd, Prof. Dr. med. Bernhard Hellmich, Prof. Dr. med. Doris Henne-Bruns, Prof. Dr. med. Christian Herdeg, Prof. Dr. med. Bodo Klump, Prof. Dr. med. Monika Kellerer, Prof. Dr. med. Alfred Königsrainer, Dr. med. Klaus Kraft, Prof. Dr. med. Ulrich Liener, Prof. Dr. med. Alfred Lindner, Prof. Dr. med. Ralf Lobmann, Dr. Tobias Meile, Dr. med. Gerhard Müller-Schwefe, Prof. Dr. med. Thomas Nordt, Dr. med. Jürgen Nothwang, Dr. med. Stefan Reinecke MBA, Dr. med. Martin Runge, Dr. med. Nobert Smetak, Dr. med. Wolfgang Sperber, Prof. Dr. med. Arnulf Stenzl, Prof. Dr. med. Thomas Strowitzki, Dr. med. Bernd Voggenreiter, Holger Woehrle, Dr. med. Sieglind Zehnle Gesundheitspolitik: Markus Grübel (MdB), Michael Hennrich (MdB) Redaktion: Dr. J. Roxanne Dossak, Andrew Leslie, Ursula Pieper, Marion Zerbst Art Direction: Dr. Magda Antonic Herstellung: Barbara Schüler Druck: Wahl-Druck GmbH Fotos: Cover: © Aksabir/shutterstock.com; S. 6: © Spectral-Design/ ThinkstockPhotos.de; Illustrationen S. 8 oben und unten rechts: © Alila Medical Media/shutterstock.com; S. 10: © pixabay.com; S. 13: © pixabay.com; S. 14: © pixabay.com; S. 20: © shutterstock.com; S. 28: © GiZGRAPHICS content/fotolia.de; S. 32: © wavebreakmedia/ shutterstock.com; S. 34: © designed by Pressfoto/Freepik.com; S. 38/39: © PET-Freihof; Für die Autoren- und Ärzteporträts liegen die Rechte bei den abgebildeten Personen. Alle anderen Fotos: MEDITEXT Dr. Antonic
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inhalt Letzte Hoffnung bei starkem Übergewicht Adipositas-Chirurgie
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Ein Gespräch mit Prof. Dr. med. Rudolf Weiner Die Anfänge der modernen Adipositas-Chirurgie in Deutschland
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Bevölkerungsanteile der Erwachsenen mit Fettleibigkeit
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Bei Übergewicht helfen keine einseitigen Diäten
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Ein neuer Hoffnungsschimmer am Horizont? Medikamente zum Abnehmen
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Blut bedeutet Leben
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Ihr Hausarzt meint
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Das Gesundheitsgespräch mit Johannes Bauernfeind Arzt und Klinik
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Chronisches Sodbrennen immer behandeln
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Sport treiben – verletzungs- und risikofrei
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Smartphones beeinflussen die Gehirnströme
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Sind Patienten heute Kunden?
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Wenn Hühner und Vierbeiner gesund und glücklich machen Tiergestützte Therapie in Göppingen
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Diakonie-Klinikum Stuttgart Förderpreis für gesundes Arbeiten
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Nach 13 Jahren wieder in Stuttgart! Körperwelten
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Rubriken Impressum 4 | Aboformular 19 | Kolumne Dr. Lederle 35 | Terminhinweis 35 |
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Letzte Hoffnung bei starkem Übergewicht
Adipositas-Chirurgie Werner Waldmann Wer übergewichtig ist, hat in unserer Gesellschaft meist schlechte Karten. Übergewicht, Fettleibigkeit oder – medizinisch höflicher – Adipositas, gemeint ist immer dasselbe Phänomen: fette, unansehnliche Menschen, die von einem normalen Sitzmöbel mit Lehne eingeklemmt werden und sich nur mühsam daraus befreien können, die im Ferienflieger nicht in den üblichen Economy-Spar-Sitz passen und sich im Alltag nur schwitzend fortbewegen. Selbst bei Kindern und Jugendlichen fällt Adipositas ins Gewicht. Des Volkes Meinung ist eindeutig: Diese Leute, jung oder alt, sind offenbar maßlos, futtern zuviel, liegen lieber auf der Couch und knabbern Chips beim Vorabend-TV anstatt im Fitnessstudio zu trainieren. iele Ärzte, die es eigentlich besser wissen müssten, pflegen dasselbe Vorurteil und predigen ihren dicken Patienten, sich doch ausgewogener zu ernähren und sich fleißig zu bewegen. Und dabei bleibt es. Man lässt die Adipösen lieber alleine, grenzt sie aus, verweist auf Diäten (die nur der Regenbogenpresse nützen) und reißt seine Witze über sie. Rank und schlank, das ist das Körperverständnis unserer Gesellschaft. Nur sollte man an die Folgen für unser solidarisches Gesundheitssystem denken! Männer haben ein siebenfaches und Frauen ein zwölffaches Risiko, an Diabetes zu erkranken und ein zwei- bzw. dreifaches Risiko für koronare Herzkrankheiten. Die Adipositas in Deutschland kostet uns im Jahr unter Einbezug der Begleiterkrankungen und Pflegekosten bis zu 30 Milliarden Euro. Das muss nicht sein! Begreifen wir die Adipositas als eine Krankheit, die dringender Therapie bedarf. Etablieren wir ein flächendeckendes Angebot an spezialisierten Ärzten und qualifizierten Gewichtsreduktionsprogrammen und akzeptieren wir bei extremem Übergewicht die Chancen einer chi-
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rurgischen Spezialintervention. Adipositas-Operationen sind keine Lifestyle-Maßnahmen, sondern eine bewährte Therapie, deren Wirksamkeit durch Studien gut belegt ist. Die USA sind Spitzenreiter, was adipositaschirurgische Eingriffe angeht. Rund 250 000 Operationen sind es im Jahr. Die zweitgrößte Zahl der durchgeführten Eingriffe (30 450) kommt aus Frankreich. Deutschland glänzt als Schlusslicht. Die deutschen Krankenkassen genehmigen Adipositas-Eingriffe nur nach administrativ aufwendigen Einzelentscheidungen, in die der Medizinische Dienst der Krankenkassen einbezogen ist. Die Anwärter auf einen chirurgischen Eingriff müssen ein Jahr lang konventionell versuchen, abzunehmen. Wenn sie dabei übers Ziel schießen, wird ihnen der Eingriff verwehrt, denn sie könnten ja auch ohne OP auskommen. Dass sie dann dank des Jo-JoEffekts wieder zunehmen, steht auf einem anderen Blatt. Jeder dieser körperlich und psychisch heftig leidenden Menschen mit extremem Übergewicht braucht uneingeschränkten Zugang zu einer quali-
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fizierten und individuellen Therapie. Dies ist eine Forderung an die Kostenträger, aber auch an Ärzte und Kliniken, Adipositas-Chirugie verantwortlich zu betreiben und nicht nur aus vordergründigem wirtschaftlichen Anreiz auf einen Zug aufzuspringen, der gerade in Fahrt kommt. Adipositas-Chirurgie muss mit großer Verantwortung und hoher ärztlicher Expertise betrieben werden.
Verschiedene Operationsverfahren und die Indikation Man kennt drei Klassen adipositaschirurgischer Eingriffe, die am häufigsten angewendet werden: • Restriktive Verfahren, die das Volumen der Nahrungsaufnahme bremsen (Schlauchmagen, Magenband) • Malabsorptive Verfahren, die die Aufnahme von Nahrungsbestandteilen im Dünndarm vermindern (biliopankreatische Diversion mit/ohne duodenalem Switch) • Kombinierte Verfahren, die beide Wirkungsweisen zusammenbringen (Roux-en-Y-Magenbypass).
Risiken der Operation Jede Operation bedingt auch ein gewisses Risiko für Komplikationen, z. B. Blutungen, Wundheilungsstörungen, Nahtundichtigkeit, und in sehr seltenen Fällen auch, an den Folgen des Eingriffs zu versterben. Mit zunehmendem Gewicht des Patienten wachsen die allgemeinen Operationsrisiken wie beispielsweise Kreislaufprobleme während der Narkose, die Gefahr eine Thrombose oder Embolie in den Tagen nach der Operation. Aber: Den Operationsrisiken der
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Die Anfänge der modernen Adipositas-Chirurgie in Deutschland Ein Gespräch mit Prof. Dr. med. Rudolf Weiner Prof. Dr. Alfred Weiner gilt als führende Persönlichkeit auf dem Gebiet der Adipositas-Chirurgie in Deutschland. Er hat den Siegeszug dieser Therapiemethode von ihren Anfängen mittels offener Operationstechnik bis zur heutigen schonenden laparoskopischen Operationstechnik miterlebt und mitgestaltet. Wir sprachen mit ihm über die Anfänge dieser Behandlungsmethode übergewichtiger Menschen.
Prof. Rudolf A. Weiner: Meine ersten Kontakte mit der Adipositas-Chirurgie reichen in die 70er Jahre zurück. Damals fürchteten Chirurgen und Patienten diesen Eingriff, denn er wurde in offener Operationstechnik mit Bauchschnitt und allen entsprechenden Nebenwirkungen durchgeführt. Das Ganze begann für mich eigentlich erst wieder im Jahr 1993, als in Belgien erstmals durch minimalinvasive Technik Magenbänder implantiert wurden. Und bei dieser Operationstechnik, der Schlüssellochchirurgie, waren die Patienten weitaus weniger beeinträchtigt. Sie konnten sofort wieder aufstehen nach der Operation. Das war damals ein Grund für mich, sofort nach Belgien zu fahren und mir das anzuschauen. Damit begann eigentlich der unaufhaltsame Siegeszug dieser Operationen in Deutschland. War es schwierig, Kollegen von dieser Operationsmethode zu überzeugen? Prof. Rudolf A. Weiner: Die AdipositasChirurgie wurde lange Zeit von meinen Kollegen sehr skeptisch betrachtet. Adipositas galt nicht als Krankheit. Das änderte sich erst, als die WHO in den 80er Jahren Adipositas als Krankheit einstufte. 1998 haben Sie in Frankfurt den ersten wissenschaftlichen Kongress über die laparoskopische Adipositas-Chirurgie initiiert. Prof. Rudolf A. Weiner: Wir haben damals viele Chirurgen eingeladen. Es kamen auch viele junge Kollegen, die an der minimalinvasiven Chirurgie interessiert waren. Doch insgesamt war die Resonanz noch sehr zurückhaltend.
Wie ist die Akzeptanz heute? Prof. Rudolf A. Weiner: Die Akzeptanz bei den Chirurgen ist heute sehr groß. Das Wissen um Adipositas und ihre Behandlungsmöglichkeiten durch die moderne Chirurgie ist jedoch in weiten Ärztekreisen noch unzureichend, also generell das Wissen um die Mechanismen der Adipositas und letztendlich auch die Erkenntnis, dass eine Therapie dieser Erkrankung eigentlich nicht existiert. Auch wir Chirurgen therapieren Adipositas eigentlich nicht. Mit einem chirurgischen Eingriff unterstützen wir die Patienten, ihr großes Übergewicht tatsächlich abzubauen, jedoch müssen sie dies mit einer lebenslangen Lebensstiländerung selbst umsetzen. Manche Hausärzte kennen diese Behandlungsmethode, weil sie positive Erfahrungen damit gemacht haben, und schicken deshalb ihre Patienten zu uns. Viele Kollegen sind aber der Ansicht, wenn jemand übergewichtig ist, dass er dann selbst schuld daran sei. Es wird verkannt, dass solche Patienten so gut wie nicht in der Lage sind, auf herkömmliche Weise ihr Übergewicht los zu werden. Die Adipositas-Chirurgie ist die einzige Möglichkeit, wieder ein vernünftiges Gewicht zu erreichen. Prof. Dr. med. Rudolf A. Weiner ist Facharzt für Chirurgie, Viszeralchirurgie, Urologie und Biophysik. Klinik für Adipositas Chirurgie und Metabolische Chirurgie Sana Klinikum Starkenburgring 66 63069 Offenbach
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Adipositas-Chirurgie stehen wesentlich größere Risiken gegenüber, an den Folgen des Übergewichts zu versterben.
Vermindertes Risiko durch minimalinvasive OP-Technik Greift der Chirurg zum Skalpell, so geht das nicht ohne Schmerzen. Der Körper wird an einer Stelle geöffnet, um kranke Organe zu reparieren oder zu
entfernen. Man hat gelernt, dass es vor allem das Trauma des großen Bauchschnitts ist, das den Patienten belastet und nicht so sehr die Operation an den Bauchorganen selbst. Erst die Einführung der minimalinvasiven Operationstechnik führte auf diesem Gebiet zum großen Durchbruch: Bei dieser besonders schonenden und schmerzarmen Vorgehensweise werden durch wenige Millimeter große Einschnitte dünne Operationshülsen (sogenannte
Die verschiedenen Operationsmethoden Magenband
überbrücktes Magenteil
Restmagen (Pouch)
Vormagen (Magenpouch)
Leerdarm (Jejunum)
Portkammer
Die Abbildung zeigt ein Magenband mit einem Schlauchsystem und der Portkammer, durch die mit einer speziellen Nadel Flüssigkeit abgezogen oder aufgefüllt werden kann, um das Magenband zu erweitern oder enger zu stellen.
Bauchspeicheldrüse (Pankreas)
Magen
Nahrung
überbrückter Zwölffingerdarm (Duodenum)
Verdauungssäfte
Der Roux-en-Y-Magenbypass ist eine sehr wirkungsvolle Methode, um viel Gewicht zu verlieren und dies auch künftig zu halten. Der Magen wird verkleinert und der Dünndarm um einiges verkürzt. Der Patient nimmt einerseits weniger Nahrung zu sich und andererseits wird diese infolge einer eingeschränkten Verdauung nur mangelhaft verwertet.
Gallenblase Restmagen (Pouch) Verdauungssäfte zuführender Schenkel (biliodigestiver Schenkel)
Zwölffingerdarmstumpf (Duodenalstumpf) Nahrungszuführender Schenkel (alimentärer Schenkel)
Blinddarm Gemeinsamer Verdauungskanal
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Die Abbildung zeigt, wie der Verdauungstrakt beim biliopankreatischen Bypass verändert wird.
entferntes Magenteil
Bei der Schlauchmagen-Technik werden etwa 2/3 des Magenvolumens abgetrennt, sodass zur Nahrungsaufnahme nur noch ein kleiner Restmagen (Pouch) zur Verfügung steht.
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Trokare) in den Bauch- oder Brustraum geschoben. Durch diese bringt man eine hochauflösende Videokamera und spezielle Instrumente in den Körper ein. Die Kamera stellt auf großen Monitoren im OP das Körperinnere dar, falls erwünscht, auch in Vergrößerung. Mit den Instrumenten lassen sich kranke Organe filigran und schonend manipulieren. Diese Technik ist für den Patienten extrem schonend, da die kleinen Einschnitte ohne Verwachsungen und Narben schnell verheilen. Die Schmerzen, die ein großer Bauchschnitt mit sich bringt, wenn eine mit dem Skalpell durchtrennte Bauchmuskulatur wieder zusammenwächst, können wochenlang anhalten und schränken die Beweglichkeit des Patienten ein. Der Schmerz nach einer Operation rührt von der Eröffnung der Bauchdecke her. Das Schneiden und Nähen an den Organen selbst schmerzt nicht. Daher profitiert der Patient von der Schonung seiner Bauchdecke durch die minimalinvasive Technik ungemein. Die Trokare werden über rund 5 mm lange Einschnitte durch die Bauchmuskulatur hindurchgeführt. Diese bleibt dabei unverletzt. Beim Herausziehen des Trokars schließt sich dieses kleine „Loch“ wieder. Man muss es nicht einmal vernähen; man kann es verkleben. Die Gefahr eines Narbenbruchs – zu dem es bei der offenen Operationstechnik in rund 15 von 100 Fällen kommt – kennt man bei der minimalinvasiven Technik nicht. Und noch ein anderes Risiko wird dabei ausgeschaltet: Vereiterungen der Bauchdecke. Denn dank der Trokare kommt die Bauchdecke nicht mehr mit Entzündungen in der Bauchhöhle in Kontakt. Vereiterungen können in der mit einer ausgezeichneten Immunabwehr ausgestatteten Bauchhöhle fast immer ausheilen, in der Bauchdecke jedoch liegt eine sehr schlechte Abwehr für Entzündungen vor, sodass bereits kleinste Mengen von Keimen ausreichen, um hier sehr langwierige und komplizierte Heilungsprozesse zu verursachen. Durch das Vermeiden großer Schnitte und den Schutz durch die Trokare werden Entzündungsverschleppungen aus der Bauchhöhle in die Bauchwand verhindert.
Diabetes mellitus Typ 2 verschwindet nach der Operation Man weiß inzwischen, dass die Adipositas-Chirurgie nicht nur das Gewicht reduziert, sondern auch den Blutzuckerstoffwechsel verbessert oder sogar normalisiert – und zwar schon vor einer Gewichtsreduktion. Der Mechanismus für diese erstaunliche Blutzuckersenkung ist bislang ungeklärt. Im Verdauungstrakt bilden sich zahlreiche Botenstoffe, von denen viele den Kohlenhydratstoffwechsel und die Appetitregulation beeinflussen. Möglicherweise verändert sich deren Produktion und Freisetzung nach einer Operation. In Studien erreichten kurz nach der Operation zwischen 40 bis über 90 % der übergewichtigen Menschen mit Typ2-Diabetes auch ohne Medikamente einen normalen Blutzuckerspiegel. In einer großen Vergleichsstudie traf dies nach 15 Jahren immerhin noch auf 30 % der operierten Patienten zu, während es bei nichtoperierten lediglich 6 % waren. Der Effekt auf die Blutzuckereinstellung ist aber keineswegs bei allen Patienten dauerhaft. Jedoch entwickeln operierte Patienten seltener diabetische Folgekomplikationen wie an den Augen, den Nieren und am Herz-Kreislauf-System. Es zeigte sich auch, dass sich nach einer Operation der Fettstoffwechsel und der Blutdruck besserten.
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Bevölkerungsanteile der Erwachsenen mit Fettleibigkeit in % in den Jahren 2000 und 2013 2000
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USA 31%
35,3% Australien
22%
28,3% Deutschland
12%
23,6% Großbritanien
21%
24,9%
13%
16,6%
9%
14,5%
Spanien
Frankreich Italien 9%
10,3%
In den USA leben zwar prozentual die meisten fettleibigen Erwachsenen, aber ihr Anteil hat von 2000 bis 2013 nur um 4,5% zugenommen. Deutschland lag 2013 mit einem Anteil von 23,6% an Fettleibigen im Mittelfeld von insg. 40 erfassten Ländern. Erschreckend ist allerdings, dass sich der Anteil von 2000 bis 2013 mit 11,6 % fast verdoppelt hat. Ein höheres Wachstum gab es nur noch in Finnland. Italien, die Schweiz und Norwegen waren 2013 die europäischen Staaten mit dem geringsten Anteil an fettleibigen Erwachsenen, aber unter 10 % schafften auch sie es nicht. Erfreulich ist, dass in den Ländern Belgien und Niederlande der Anteil sogar zurückging. Weltweit hat Japan 2013 mit 3,7% den geringsten Anteil an erwachsenen Fettleibigen.
Quelle: Statista
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Bei Übergewicht helfen keine einseitigen Diäten Gespräch mit der Ernährungswissenschaftlerin Verena Frick vom Klinikum Stuttgart
67 % aller Männer und 53 % aller Frauen in Deutschland sind übergewichtig, darunter jeweils rd. 23 % adipös. Das ergab die 2011 abgeschlossene Studie des Robert-Koch-Instituts zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS-Studie). Übergewicht begünstigt die Entstehung schwerer Krankheiten, darunter Diabetes, Krebsund Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Kompass Gesundheit sprach mit Verena Frick, Diplom-Ernährungswissenschaftlerin und staatlich anerkannte Diätassistentin am Klinikum Stuttgart, darüber, wie Übergewicht entsteht und was man dagegen unternehmen kann. Frau Frick, wie kommt es zu Übergewicht? Verena Frick: Wir gehen davon aus, dass Übergewicht sehr viele Ursachen haben kann. Dazu gehören unter anderem der Lebensstil und unsere Umgebung. Wir leben in einer sogenannten adipogenen Umgebung, in der Essen jederzeit verfügbar ist, in der jeder Mensch überall billiges, hochkalorisches Essen erhalten kann. Zudem hat die Mahlzeitenstruktur, die früher eine wesentliche Rolle spielte, nicht länger die Relevanz und wird oft nicht mehr gelebt – viele Menschen essen zwischendurch statt zu festgelegten Zeiten. Das ist sicher einer der Faktoren, der Übergewicht heute leichter entstehen lässt als noch vor einigen Jahrzehnten. Auch der Bewegungsmangel ist an der Entstehung von Übergewicht beteiligt – viele Menschen bewegen sich nicht mehr so viel wie früher, viele Tätigkeiten werden heute hauptsächlich im Sitzen
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ausgeübt. Und natürlich spielen auch individuelle Ursachen eine Rolle. Wir sehen zum Beispiel, dass psychische Ursachen häufig Übergewicht bedingen, im Umkehrschluss ist bestehendes Übergewicht oft an der Entstehung psychischer Probleme wie Depressionen beteiligt. Auch die familiäre Veranlagung kann an der Entstehung von Übergewicht Anteil haben. Es ist letztendlich immer ein multifaktorielles Geschehen, das zu Übergewicht führt. Einerseits wünschen sich die meisten von uns, schlank zu sein, andererseits essen wir zu üppig und zu nahrhaft und verbrauchen zu wenig Energie, Diäten sollen das dann korrigieren. Funktioniert das und kann das überhaupt funktionieren? Verena Frick: Jeder von uns kennt Modediäten, die Zeitschriften sind voll davon. Aber die Erfahrung zeigt, dass diese oft nicht funktionieren, dass die
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Diäten entweder sehr einseitig sind, bestimmte Lebensmittel völlig ausschließen oder dass sie lediglich den Verzehr bestimmter Lebensmittel propagieren. Häufig machen diese Diäten auch abstruse Versprechungen und bedienen ein Wunschdenken, das so gar nicht mit der Realität übereinstimmt. Man kann daher davon ausgehen, dass viele dieser Diäten nicht gut funktionieren oder zwar einen schnellen Gewichtserfolg bringen, aber aufgrund ihrer Strukturierung oder ihrer eingeschränkten Lebensmittelauswahl nicht lange durchgehalten werden. Unsere Empfehlungen gehen eher dahin, wieder eine geregelte Mahlzeitenstruktur sowie eine vernünftige Lebensmittelzusammensetzung entsprechend der üblichen Empfehlungen der Ernährungsgesellschaften zu etablieren. Ziel ist es, geregelte Hauptmahlzeiten zu haben und wieder wegzukommen vom ständigen Essen oder andauernden „Snacken“. Wir empfehlen daher sehr häufig keine irgendwie geartete Diät, sondern eine Umstellung des Lebensstils und der Lebensgewohnheiten. Dazu gehört auch, sich wieder mehr zu bewegen. Ein wichtiger Aspekt in der Arbeit mit übergewichtigen Menschen ist das „achtsame Essen“. Welche Umstände können aus einem molligen einen adipösen Menschen machen?
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Verena Frick: Das geht sicher in die Richtung, die ich vorhin bereits genannt habe – nämlich, dass sich die Lebensumstände negativ entwickeln. Vielleicht findet ein Mensch, der bislang zwar mollig, aber durchaus beweglich war und sich sportlich betätigt hat, keine Zeit mehr für den Sport, weil er beruflich stark eingespannt ist. Womöglich vernachlässigt er deshalb auch das Thema gesundes Essen und verändert seine Essgewohnheiten ins Negative. Damit jemand adipös wird, muss eins zum anderen kommen – und nicht zuletzt werden auch das hohe Gewicht und die damit verbundenen negativen Folgen für die Gesundheit häufig zunächst verharmlost. Weshalb gelingt es krankhaft adipösen Menschen selten, in Eigenregie das Normalgewicht zu erreichen und zu halten? Verena Frick: Krankhaft adipöse Menschen wiegen häufig so viel, dass eine moderate Umstellung der Ernährungsgewohnheiten nicht ausreicht, um das Gewicht dauerhaft auf ein gesundes Maß zu senken. Wir gehen davon aus, dass man mit einer Optimierung der Ernährung und der Essgewohnheiten möglicherweise bis zu 5 %, vielleicht auch bis zu 10 % des Körpergewichts abnehmen kann. Dieser Gewichtsverlust erfolgt zudem über einen längeren Zeitraum, was natürlich sinnvoll ist. Aber was sind
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bei einem Körpergewicht von 180 kg denn schon 5 %? Es bleibt also auch bei einer Umstellung der Gewohnheiten bei einem hohen Körpergewicht, was dann wieder zur Frustration führt. Deshalb sind die Betroffenen auch sehr schwer zu motivieren, die geänderten Ernährungsgewohnheiten über mehrere Jahre durchzuhalten. Das kann vermutlich jeder gut verstehen. Es gibt die Möglichkeit, Übergewicht mit einem speziellen chirurgischen Eingriff in den Griff zu bekommen. Aber die Operation alleine bewirkt keine dauerhafte Gewichtsabnahme, hinzukommt, dass die Krankenkassen vor der Operation ein bestimmtes Prozedere fordern. Dazu gehört eine Bestandsaufnahme, eine Ernährungsanamnese. Warum ist diese wichtig? Verena Frick: Die Leitlinie der Fachgesellschaften besagt, dass eine Ernährungsanamnese und zusätzlich eine Ernährungsberatung im Vorfeld der Operation erfolgen müssen, weil ein durch viele Einflüsse bedingtes Geschehen ursächlich für das Übergewicht ist. Deshalb muss auch in der Therapie interdisziplinär zusammengearbeitet werden. Eine Ernährungsanamnese und -beratung ergeben meiner Meinung zudem Sinn, weil die Ernährung eine der Ursachen für die Entstehung des Übergewichts ist. Die Betroffenen müssen ein Ernährungsprotokoll führen, in dem sie festhalten, wann sie was und unter welchen Umständen zu sich nehmen. Was genau gehört in ein Ernährungsprotokoll? Verena Frick: Wir fordern im Rahmen unserer Erstvorstellung von unseren Klienten, dass sie über einen Zeitraum von sieben Tagen ein Ernährungsprotokoll führen. Manche Krankenkassen fordern jedoch auch Protokolle über mehrere Wochen. Ein solches Protokoll muss natürlich in jedem Fall enthalten, wann und was gegessen wird und in welcher Situation gegessen wird. Das „was“ schauen wir uns noch mal genauer an: Welche Mengen werden verzehrt, welche Lebensmittel sind das genau, aus welchen Komponenten setzen sich die Mahlzeiten zusammen? Wenn Fertigprodukte oder verpackte Produkte im Ernährungsprotokoll auftauchen, wollen wir zum Beispiel auch wissen: War das jetzt der kleine Schokoriegel oder der XXLSchokoriegel?
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Welche „Sünden“ kann man beim Essen und Trinken oder vielleicht bereits beim Einkaufen begehen? Verena Frick: Ich würde noch einen Schritt weitergehen – die Problematik fängt oft bereits vor dem Einkauf an, nämlich bei der Planung. Was plane ich einzukaufen, mache ich einen Wochenplan, schreibe ich einen Einkaufszettel und gehe ich mit dem Zettel dann tatsächlich einkaufen? Diese ersten zwei bis drei Punkte finden heutzutage häufig gar nicht mehr statt. Viele gehen entweder hungrig oder ungeplant zum Einkaufen und kaufen schließlich Dinge, die sie gar nicht wollten oder brauchten. Lässt sich ein Reglement aufstellen für die Esshygiene, also dafür, wie man am günstigsten isst, auch damit man nicht zunimmt? Verena Frick: Für die Auswahl der Lebensmittel gibt es natürlich die Ernährungsempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, die sogenannte Ernährungspyramide. Dahinter stecken neben anderem Zufuhrempfehlungen für alle wichtigen Nährstoffe – das ist somit die Basis der Ernährung. Für mich jedoch gehört zur Esshygiene viel mehr: die Strukturierung der Mahlzeiten, regelmäßig zu essen, sich die Mahlzeit schön zuzubereiten, sich hinzusetzen und Zeit zum Essen zu lassen. Allerdings wird es heutzutage zunehmend schwieriger, sich an all diese Empfehlungen zu halten oder auch gemeinsam mit der Familie oder dem Partner zu essen. Das bedeutet, das Essen zu genießen, nicht nebenbei zu essen und in der Mittagspause nicht weiterzuarbeiten während des Essens? Verena Frick: Genau, schafft man das nicht, sollte man in der Mittagspause lieber das Büro verlassen und sich die Zeit zum Essen nehmen. Mahlzeiten sollten wieder stärker wertgeschätzt werden. Kann man sich eigentlich die Lust auf Süßes abgewöhnen? Verena Frick: Es kommt immer ein bisschen darauf an, wie groß diese Lust auf Süßes ist. Bin ich jemand, der täglich große Mengen verzehrt, und habe ich das Gefühl, ich muss das tun, damit es mir gut geht? Oder gehöre ich zu den Menschen, die täglich mit zwei bis drei Stücken Schokolade aus-
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komme? Es ist somit auch eine Frage der Ausgangslage. Beim Abgewöhnen spielt wieder die Regelmäßigkeit der Mahlzeiten eine gewisse Rolle. Wer Mahlzeiten auslässt, den überfällt früher oder später der Heißhunger. Und Heißhunger lässt uns nicht zu Vollkornbrot greifen, sondern zu Schokolade oder zum süßen Getränk, weil der menschliche Organismus rein physiologisch in einer solchen Situation den Zucker, die schnelle Energiezufuhr braucht. Wie motiviert man sich, sich an die Regeln für vernünftiges Essen und eine gesunde Ernährung zu halten? Hilft es vielleicht, an mögliche Folgeerkrankungen von Übergewicht zu denken, an Beschwerden, die bereits vorliegen, oder ganz allgemein an das körperliche und seelische Wohlbefinden? Verena Frick: Das kann ein Teil der Motivationsstrategie sein. Wir sehen viele Patienten, die sich allein über das Gewicht definieren bzw. über den Gewichtsverlust. Das bedeutet jedoch gleichzeitig, dass bereits eine leichte Gewichtszunahme zu Frust und dem Gedanken führt, alle Bemühungen wieder aufzugeben. Ich weise deshalb sehr genau darauf hin, was sich neben dem Gewicht noch verändert, falls die Betroffenen dies nicht erkennen. Ich frage sie etwa, ob sie sich durch die Gewichtsabnahme leichter bewegen können, besser Luft bekommen, ob sich ihre Erkrankung, zum Beispiel ihr Diabetes verändert, ob sie weniger Medikamente brauchen. Das sind Dinge, die die Motivation durchaus fördern können. Motiviert vielleicht auch die Tatsache, dass das Selbstwertgefühl mit fallendem Körpergewicht steigt?
Verena Frick: Das spielt sicher eine Rolle, zumal viele Patienten gerade in diesem Bereich Schamgefühle haben, sich zum Teil nicht mehr in die Öffentlichkeit wagen, sich nicht mehr mit Freun-
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den treffen, schon gar nicht mehr zum Sport oder ins Schwimmbad gehen, weil sie sich wegen ihres Körpers schämen. Und dass kleinere Kleidergrößen wieder passen? Verena Frick: Das ist sicher auch eine Motivation. Noch einmal zur Operation. Wie geht es nach einer Operation weiter? Wie sieht es zum Beispiel mit dem Kostaufbau aus? Unterscheidet sich der Kostaufbau abhängig vom Operationsverfahren? Verena Frick: Prinzipiell starten wir mit dem Essen am ersten Tag nach der Operation, die Patienten können trinken und Brühe essen. Es folgen pürierte Lebensmittel und im Anschluss Lebensmittel mit weicher Konsistenz. Manche Kliniken empfehlen in den ersten Wochen ausschließlich Flüssignahrung, wir gehen da ein bisschen schneller vor. Wir empfehlen, diesen Kostaufbau vier Wochen lang durchzuführen. Wann muss man Vitamine und Spurenelemente zusätzlich zu sich nehmen? Verena Frick: Nach einer Operation immer, wobei wir da differenzieren. Die Patienten, die einen Schlauchmagen erhalten, haben ein etwas geringeres Risiko, einen Mikronährstoffmangel zu entwickeln; für Patienten mit Bypass-Operationen liegt dieses Risiko erheblich höher. Beise Patientengruppen erhalten Empfehlungen zur Mikronährstoffsupplementation. Auch Wochen und Monate nach einer Operation müssen die Patienten weiter auf ihre Ernährung achten. Steht die Ernährungsberatung der Klinik weiter zur Verfügung, falls sie damit Schwierigkeiten haben? Verena Frick: Ja. Wir empfehlen allen Patienten nach der Operation, stichprobenartig ein Ernährungsprotokoll zu führen. Dabei geht es darum, individuelle Unverträglichkeiten sowie die Proteinzufuhr und Mahlzeitenfrequenz nachvollziehen zu können. Patienten können sich jederzeit bei uns melden. Für kleinere Fragen bieten wir eine telefonische Rücksprache an oder wir machen längere Termine in der Nachsorge. Unser Ziel ist es, alle Patienten regelmäßig zur Ernährungsberatung in der Nachsorge zu sehen.
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Medikamente zum Abnehmen:
Ein neuer Hoffnungsschimmer am Horizont?
Marion Zerbst
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ie Vorstellung ist verlockend: Man wirft jeden Tag ein bestimmtes Medikament ein und nimmt ab – ohne etwas dafür tun zu müssen. Doch leider ist das eine Illusion. In den letzten Jahren mussten viele Schlankheitspillen wegen unerwünschter, teilweise sogar gefährlicher Nebenwirkungen wieder vom Markt genommen werden. Der Verkauf des Appetitzüglers Sibutramin (Reductil®) wurde wegen des erhöhten Herzinfarkt- und Schlaganfallrisikos im Jahr 2010 gestoppt. Nicht viel besser erging es der vor zehn Jahren auf den Markt gekommenen Abnehmpille Rimonabant (Acomplia®): Viele verzweifelte Abnehmwillige bezahlten das nicht gerade billige Mittel, das die gesetzlichen Krankenkassen als „Lifestyle-Medikament“ einstuften und die Kosten dafür deshalb nicht übernahmen, aus eigener Tasche. Doch schon zwei Jahre später nahm der Pharmagigant Sanofi-Aventis den Schlankmacher wegen eines erhöhten Vorkommens psychischer Störungen bis hin zum Selbstmord wieder vom Markt. Danach sah es auf dem Sektor der rezeptpflichtigen Schlankheitsmittel viele Jahre lang ziemlich mau aus: Als letzte medikamentöse Abnehmhilfe blieb jetzt nur noch der Lipasehemmer Orlistat (Xenical®) übrig. Von seinem Wirkmechanismus her ist das Medikament durchaus überzeugend: Die durch Orlistat gehemmte Lipase ist ein Enzym, das Fett aufspaltet, damit der Körper es aufnehmen und entweder verarbeiten oder in Form von Fettgewebe speichern kann. Wird dieses Enzym im Darm blockiert, so kann etwa die Hälfte des Fetts nicht mehr aufgenommen werden, sondern wird über den Darm wieder ausgeschieden. Allerdings haben Xenical® und andere Medikamente, die uns nach diesem Prinzip um überflüssige Pfunde erleichtern wollen, einige gravierende Nachteile: Wer Xenical® einnimmt, muss sich fettarm ernähren; sonst kommt es durch die hohe Menge unverdauten Fetts zu unangenehmen Nebenwirkungen. Die Liste der im Beipackzettel verzeichneten Nebeneffekte ist eindrucksvoll und wird sicherlich manchen zum Abnehmen Entschlossenen abschrecken: ölige Flecken am After, Blähungen, fettige, weiche oder flüssige Stühle, öliger Ausfluss, vermehrte Stühle, Unfähigkeit des Stuhlverhaltes, Bauchschmerzen …
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Rezeptfrei – und weitgehend wirkungslos Neben dem verschreibungspflichtigen Fett-wegMedikament Xenical® gab und gibt es natürlich auch noch eine Fülle rezeptfreier „Schlankmacher“, die ihre teilweise vollmundigen Abnehmversprechen aber leider nicht halten. Im Jahr 2014 testete die Stiftung Warentest 20 rezeptfreie Pillen und Pülverchen zum Abnehmen und kam zu einem vernichtenden Urteil: Obwohl jeder Sechste laut einer Umfrage der Stiftung schon einmal frei verkäufliche Schlankheitsmittel ausprobiert hat, waren die Teilnehmer von den Erfolgen nicht überzeugt. Um zu einem wissenschaftlich fundierten Ergebnis zu kommen, forderte Stiftung Warentest die Anbieter der ausgewählten Mittel auf, zum Nachweis der behaupteten Abnehmerfolge Studien vorzulegen, und führte zudem eigene Recherchen durch. Leider waren auch die Ergebnisse dieser Prüfung alles andere als überzeugend: Für 15 der 20 Mittel war noch nicht einmal hinreichend belegt, dass sie überhaupt eine spürbare Gewichtsreduktion bewirken. Zwar enthielt keines dieser Produkte gesundheitsschädliche Substanzen; dennoch weist die Stiftung Warentest darauf hin, dass es zu allergischen Reaktionen (etwa auf Bestandteile von Krebstieren) kommen kann. Schlankheitsmittel, die im Magen aufquellen, können darüber hinaus zu Verstopfung führen, wenn man nicht genügend Flüssigkeit zu sich nimmt. Nur bei fünf der 20 getesteten Mittel ließ sich zumindest eine kurzfristige (allerdings nur geringfügige) Gewichtsreduktion feststellen: • Vier Sättigungskapselprodukte mit Glucomannanen aus der asiatischen Konjakwurzel (das sind stärkeähnlichen Substanzen, die auf den Sättigungseffekt durch Aufquellen im Magen setzen) führen laut Stiftung Warentest tatsächlich zu einer leichten Gewichtsabnahme, was auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) bestätigt – allerdings nur bei kalorienarmer Ernährung. Laut Studien ist allerdings nur mit einer Gewichtsabnahme von etwa 1 kg in drei Monaten zu rechnen. Hand aufs Herz: Schafft man das nicht auch ohne Quellstoffe, wenn man sich wirklich kalorienarm ernährt? • Das fünfte Schlankheitsmittel, das bei der Stiftung Warentest nicht völlig durchfiel, ist der Fett-
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Quellen: Adipositas: Liraglutid zum Abnehmen zugelassen. Pharmazeutische Zeitung online 31.03.2015 Zusammenfassung des Europäischen Öffentlichen Beurteilungsberichts (EPAR) für Saxenda (www.ema.europa.eu) Schlankheitsmittel: Was Pillen und Pulver bewirken (Stiftung Warentest, 30.01.2014 Formoline L112: Information für Fachkreise (www.enantiomer.at/ upload/pdf/formoline_fachinformation. pdf)
blocker Formoline, der Übergewichtigen nach einem ähnlichen Prinzip zum Abnehmen verhelfen möchte wie Xenical®: Chitosan, ein Inhaltsstoff aus Krebstierpanzern, quillt im Magen auf und bindet außerdem Fett im Darm. Die Studien, die eine geringfügige Gewichtsabnahme nachweisen, sind allerdings höchstens auf eine Dauer von sechs Monaten angelegt. Und damit sind wir bei einem Problem angelangt, das all diese Schlankheitsmittel miteinander vereint, so unterschiedlich ihre Wirkmechanismen auch sein mögen: Wer das Mittel absetzt, nimmt unweigerlich wieder zu – es sei denn, er hat während der Dauer der Einnahme gelernt, sein Ernährungsverhalten umzustellen. Das gibt selbst der Hersteller von Formoline zu: „Ohne längerfristige Verhaltensänderung wird … nur eine moderate Gewichtsabnahme möglich sein“, heißt es in der „Information für Fachkreise“ des Herstellers. Auch zu den diversen Pulvern zum Abnehmen hat die Stiftung wenig Positives zu berichten: Die als „Formuladiäten“ bezeichneten Pulver, die mit Wasser angerührt werden, bestehen zumeist aus Soja- oder Milcheiweiß und enthalten lebenswichtige Nährstoffe, sodass man sich über längere Zeit ausschließlich davon ernähren kann, ohne einen Nährstoffmangel befürchten zu müssen. Doch auch hier ist man mit dem gleichen Problem konfrontiert wie bei anderen Abnehmmitteln und Diäten – nämlich, dass man nach Beendigung der Einnahme oder Diät unweigerlich wieder zunimmt und dann womöglich auch noch der berüchtigte Jo-JoEffekt zuschlägt. Fazit der Stiftung Warentest: Formuladiäten können zwar helfen, wenn man schnell abnehmen möchte – beispielsweise vor einer Operation oder bei starkem Übergewicht. Ohne ärztliche Begleitung und Kontrolle geht das jedoch nicht, und es führt auch hierbei kein Weg an einer dauerhaften Veränderung des Lebensstils vorbei.
Zwei Fliegen mit einer Klappe: ein Antidiabetikum als Schlankheitsmittel Seit Juli 2009 ist in Deutschland das Arzneimittel Liraglutid auf dem Markt. Zugelassen war das zur Gruppe der GLP-1-Analoga gehörende injizierbare Medikament unter dem Produktnamen Victoza® zunächst nur für die Behandlung von Typ-2-Diabetikern in Kombination mit anderen Antidiabetika.
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Doch da Liraglutid auch zu einer Gewichtsabnahme führt, ist diese Substanz nun seit März 2015 unter dem Namen Saxenda® auch für die Gewichtsreduktion zugelassen – allerdings nur bei folgenden Patientengruppen: • Fettleibigen mit einem Body-Mass-Index (BMI) über 30 • Übergewichtigen mit einem BMI zwischen 27 und 30, wenn zusätzlich übergewichtsbedingte Gesundheitsprobleme wie Typ-2-Diabetes, erhöhte Blutfettwerte, Bluthochdruck oder eine obstruktive Schlafapnoe vorliegen. Der Wirkmechanismus von Liraglutid ist noch nicht genau erforscht: Die Substanz bindet an GLP-1-Rezeptoren in Gehirnzellen, die an der Appetitregulation beteiligt sind und in aktiviertem Zustand vermutlich ein Sättigungsgefühl bewirken. Erste Studien mit Saxenda® zeigen recht überzeugende Ergebnisse: Bei einer täglichen Dosis von 3 mg führt das Arzneimittel zu einer Gewichtsabnahme von durchschnittlich 7,5 %. Die in Fertigpens erhältliche Injektionslösung wird einmal täglich unter die Haut von Oberschenkel, Oberarm oder Bauch injiziert. Allerdings hat auch dieses Medikament Nebenwirkungen: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Verstopfung kommen unter Saxenda® relativ häufig vor. Um einer besseren Verträglichkeit willen soll das Mittel daher langsam aufdosiert werden: Man beginnt mit einer Anfangsdosis von 0,6 mg pro Tag, die dann wöchentlich um 0,6 mg auf eine Höchstdosis von 3,0 mg täglich erhöht wird. Wenn ein Patient nach zwölfwöchiger Behandlung mit dieser Höchstdosis nicht mindestens 5 % seines Ausgangsgewichts verloren hat, sollte die Therapie abgesetzt werden. Im Übrigen sollen Patienten sich einmal pro Jahr beim Arzt vorstellen, damit dieser über die Notwendigkeit einer Fortsetzung der Behandlung entscheiden kann. Doch auch Saxenda® ist kein Wundermittel: Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) weist ausdrücklich darauf hin, dass das Arzneimittel „zusätzlich zu einer Diät und körperlicher Aktivität“ angewendet werden soll. Ohne Eigenaktivität geht es also nicht! Darüber besteht – wie bei allen erst seit kurzem auf dem Markt befindlichen Arzneimitteln – natürlich immer das Problem, dass noch keine Daten zur Langzeitsicherheit vorliegen. Diese müssen im Rahmen weiterer Studien erst noch gesammelt werden.
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Blut bedeutet Leben Simone Harland
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as menschliche Blut setzt sich zusammen aus verschiedenen Zellen, dem flüssigen Anteil des Bluts (Blutplasma) und den darin gelösten Stoffen, zu denen neben anderem verschiedene Eiweiße (z. B. Enzyme), Abbauprodukte des Stoffwechsels und der Blutzucker (Glukose) gehören. Auch Fette, die als Lipide bezeichnet werden, sind im Blutplasma enthalten. Da sich Veränderungen im Körper häufig in einer veränderten Blutzusammensetzung widerspiegeln, sind die Blutentnahme beim Arzt und die nachfolgende Blutuntersuchung durch ein Labor sowohl beim routinemäßigen Check-up als auch für die Diagnose von Krankheiten unverzichtbar. Es gibt zahlreiche Blutwerte, deren Veränderung auf eine Krankheit hindeuten kann. Welche Werte bei einer Laboruntersuchung erhoben werden, entscheidet der Arzt abhängig von den Krankheiten, die er abklären lassen will. Bei bereits diagnostizierten Erkrankungen können in Abständen durchgeführte Blutuntersuchungen Aufschluss darüber geben, ob eine Therapie anschlägt. Bei besonders aggressiven Therapien (z. B. Chemotherapie) zeigt eine Blutuntersuchung vor jeder Behandlung an, ob eine weitere Therapie möglich oder der Körper zu geschwächt ist. Denn sterben infolge einer Behandlung zu viele Blutzellen – die roten und weißen Blutkörperchen oder die Blutplättchen – ab, ist das Immunsystem des Körpers zu sehr beeinträchtigt und/oder der Transport von Sauerstoff zu den Zellen bzw. die Blutgerinnung funktionieren nicht mehr richtig. Dann ist eine weitere Behandlung unter Umständen zu gefährlich für die Betroffenen – die Blutwerte müssen sich erst wieder verbessern.
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Das Blutbild Beim sogenannten kleinen Blutbild werden die Menge der roten und weißen Blutkörperchen und der Blutplättchen (Thrombozyten), der Anteil des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin und das Verhältnis der festen zu den flüssigen Blutbestandteilen, Hämatokrit genannt, ermittelt. Außerdem untersucht das Labor die roten Blutkörperchen, die Erythrozyten, noch etwas genauer: Wie viel Hämoglobin sie enthalten und wie groß ihr durchschnittliches Volumen ist (MCV-Wert = mittleres korpuskuläres Volumen). Für all das gibt es Referenzwerte – Werte, innerhalb derer sich das jeweilige Ergebnis bewegen sollte. Diese unterscheiden sich teilweise
Kompass Gesundheit 4/2016
für Männer und Frauen, bei Kindern sind sie altersabhängig. Leukozyten Für die Leukozyten, also die weißen Blutkörperchen, gilt für Männer und Frauen gleichermaßen eine Zahl zwischen 3800 und 10500 pro Mikroliter (µl) Blut als normal. Leukozyten gibt es in verschiedenen Formen und mit unterschiedlichen Funktionen. Sie sind Teil des Immunsystems und wehren Krankheitserreger ab. Eine zu geringe Leukozytenzahl deutet darauf hin, dass das Immunsystem geschwächt ist und Infektionen gefährlich sein könnten, während eine zu hohe Zahl auf eine Infektion hinweist. Bei einem Mangel an Leukozyten spricht der Arzt von einer Leukopenie, bei einer Leukozytose finden sich zu viele Leukozyten im Blut. Erythrozyten Die Erythrozyten erhalten ihre Farbe vom Blutfarbstoff Hämoglobin. Mithilfe dieses Farbstoffs bringen sie den Sauerstoff zu den Zellen. Während für Männer zwischen 4,3 Millionen (Mio.) und 5,7 Mio. Erythrozyten pro µl Blut als normal gelten, sind es bei den Frauen 3,9 Mio.–5,3 Mio. Einer zu geringen Erythrozyten-Zahl kann z. B. eine Blutarmut (Anämie) oder ein großer Blutverlust zugrunde liegen, eine zu hohe Zahl etwa auf einer zu geringen Flüssigkeitsaufnahme oder einer krankhaften Vermehrung der Erythrozyten beruhen. Hämoglobin Die Menge des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin hängt eng zusammen mit der Zahl der Erythrozyten. Für Männer liegt der Hämoglobinwert zwischen 13,5 Gramm (g) pro Deziliter (dl) Blut und 17 g/dl im Normbereich, bei Frauen zwischen 12 g und 16 g/dl. Ursächlich für zu geringe Werte ist häufig eine Anämie, die etwa aus einem Mangel am Spurenelement Eisen resultieren kann. Mit den Erythrozyten und dem Hämoglobin verbunden sind der oben bereits erwähnte MCV-Wert, der das durchschnittliche Volumen eines roten Blutkörperchens anzeigt (Normwert für Frauen und Männer: 78–94 fl = Femtoliter = ein billiardstel Liter), der MCH-Wert oder das mittlere korpuskuläre Hämoglobin, also die durchschnittliche Menge an Hämoglobin pro Erythrozyt (Normwert für Frauen und Männer: 25–34 Pikogramm = pg pro Zelle), sowie die mittlere korpuskuläre Hämoglobin-Konzentration aller Erythrozyten (MCHC; Normwert Frauen und Männer: 30–36 g/dl).
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Hämatokrit Als Hämatokrit bezeichnet man den Volumenanteil der Erythrozyten am gesamten Blutvolumen. Damit lässt sich beispielsweise feststellen, wie flüssig oder zähflüssig das Blut ist – bei einem großen Anteil an Blutzellen ist das Blut selbstverständlich „dicker“. Für Frauen liegt der Normwert bei einem Anteil zwischen 37 % und 47 %, für Männer zwischen 40 % und 54 %. Ist der Anteil zu hoch, kann die Ursache unter Umständen eine zu geringe Trinkmenge sein, ist er zu gering, ist Blutverlust eine mögliche Ursache. Thrombozyten Die Thrombozyten, die Blutplättchen, sind maßgeblich an der Blutgerinnung beteiligt. Ihr Normwert liegt bei Männern und Frauen gleichermaßen zwischen 150 000 und 400 000 pro Mikroliter. Sowohl zu hohe als auch zu niedrige Werte sind im Allgemeinen ein Indiz für eine Erkrankung, etwa der Blutbildung. Das Differenzialblutbild Erhebt das Labor auf Anweisung des Arztes zu-
Blutgruppen und ihre Verträglichkeit Blut ist nicht gleich Blut – die roten Blutkörperchen unterscheiden sich von Mensch zu Mensch in bestimmten Merkmalen voneinander. Deshalb kommt auch nicht jedes Blut infrage, muss einem Menschen nach einem großen Blutverlust fremdes Blut übertragen werden. Denn es ist lebensgefährlich, erhält jemand Blut, das sich mit seinem nicht verträgt – das Blut kann in diesem Fall verklumpen. Abhängig von seinen Merkmalen ist das menschliche Blut daher in Blutgruppen unterteilt. In Deutschland ist das AB0-Blutgruppensystem gebräuchlich, das die Blutgruppen A, B, AB und 0 sowie zusätzlich den Rhesusfaktor (Rhesus positiv oder negativ) auflistet. Menschen mit Rhesus-negativem (RH-) Blut dürfen kein Rhesus-positives Blut (RH+) erhalten, da auch das lebensbedrohlich sein kann. Umgekehrt gibt es hingegen keine Probleme. Menschen mit der Blutgruppe AB+ (+ = Rhesus-positiv) vertragen das Blut jeder anderen Blutgruppe, Menschen mit AB- (- = Rhesus-negativ) hingegen nur Blut der Gruppen 0-, A-, B- und AB-. Mit den Blutgruppen A+ und B+ sind jeweils die Blutgruppe 0+/- sowie für A die Blutgruppe A+/- und für B das Blut von Menschen mit B+/- kompatibel, bei A- und B- entfallen die Blutsorten mit dem positiven Rhesusfaktor. Menschen, die die Blutgruppe 0 haben, können zwar allen anderen Blut spenden, sie selbst vertragen jedoch nur das Blut ihrer eigenen Blutgruppe. Auch hier muss bei einer Transfusion der Rhesusfaktor beachtet werden. Am häufigsten ist in Deutschland die Blutgruppe A+, am seltensten AB-.
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sätzlich zum kleinen Blutbild das Differenzialblutbild, spricht man vom großen Blutbild. Das Differenzialblutbild schlüsselt die einzelnen Leukozytenarten nach ihrem Anteil am Blut bzw. ihrer Menge auf. Der Grund: Die verschiedenen Leukozyten (Granulozyten, Monozyten, Lymphozyten) haben unterschiedliche Funktionen für die Immunabwehr. Von der Norm abweichende Werte können z. B. erste Hinweise auf eine Leukämie (Blutkrebs) geben.
Weitere Laborwerte Blutsenkungsgeschwindigkeit Die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG, auch Blutkörperchen-Senkungsgeschwindigkeit) zeigt an, wie rasch die roten Blutkörperchen im Blut absinken. Für diese Untersuchung, die insbesondere beim Verdacht auf entzündliche Krankheiten und zur Feststellung ihres Verlaufs durchgeführt wird, wird das entnommene Blut so behandelt, dass es nicht gerinnt. Die Normwerte für Männer liegen für Männer unter 50 Jahren zwischen 3 und 10 Millimeter (mm) pro Stunde, für Frauen unter 50 bei 6– 20 mm. Für Männer und Frauen im Alter über 50 liegen die Werte etwas höher. Ist die BSG erhöht, deutet dies häufig auf eine Entzündung hin, ist sie zu niedrig, ist eine krankhaft vermehrte Bildung von Blutzellen eine mögliche Ursache. Glukose Der Blutzuckerwert gehört zu den am häufigsten ermittelten Blutwerten. Ein zu hoher Blutzuckerspiegel deutet häufig auf Diabetes mellitus hin, kann aber auch andere Ursachen (z. B. eine Bauchspeicheldrüsenentzündung) haben. Zu geringe Werte sind häufig Resultat zu großer Mengen von außen zugeführten Insulins. Sowohl zu hohe als auch zu niedrige Glukosewerte sind gefährlich; zu viel Glukose im Blut etwa schädigt die Blutgefäße und als Folge die Organe. Die Normwerte für Männer und Frauen liegen im nüchternen Zustand zwischen 70 mg/dl Blut (kapillares und venöses Blut) und 109 mg/dl im kapillaren bzw. 115 mg/dl im venösen Blut. Lipide Zu den Fetten im Blut gehören das Cholesterin und die Triglyzeride. Cholesterin ist ein Stoff, den der Körper selbst herstellt, den wir aber auch mit der Nahrung aufnehmen. Zu hohe Cholesterinwerte treten oft zusammen mit Diabetes oder HerzKreislauf-Erkrankungen auf, zu niedrige Cholester-
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Wichtige Blutkrankheiten im Überblick Beeinträchtigung der roten Blutzellen Anämie (Blutarmut): zu geringe Zahl roter Blutkörperchen. Ursachen: Blutverlust, Eisenmangel, Vitamin-B12-Mangel, chronische Nierenerkrankungen, Unfähigkeit des Knochenmarks, rote Blutzellen in ausreichender Menge herzustellen; Zerstörung der roten Blutzellen durch Autoimmunprozesse. Sichelzellenanämie: Erbkrankheit, bei der die roten Blutkörperchen eine sichelähnliche Form annehmen und verklumpen. Beeinträchtigung der weißen Blutzellen Malignes Lymphom (Lymphdrüsenkrebs): verschiedene Krebserkrankungen, die von unterschiedlichen Lymphozyten (Form der weißen Blutzellen) ausgehen. Leukämie: Krebserkrankung, bei der die weißen Blutzellen im Knochenmark entarten, was zu einer Störung der Blutbildung führt.
inwerte sind etwa bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen häufig. Der Normwert für Cholesterin liegt für Männer und Frauen zwischen 120 mg/dl und 200 mg/dl. Auch Triglyzeridwerte über 150 mg/dl können auf Diabetes hinweisen. Leberwerte Als Leberwerte werden die Blutwerte bezeichnet, deren Erhöhung häufig auf Erkrankungen oder eine Schädigung der Leber zurückzuführen ist. Manche dieser Werte können jedoch auch erhöht sein, wenn keine Probleme mit der Leber vorliegen. Zu den Leberwerten gehört die Gamma-Glutamyltransferase, auch Gamma-Glutamyltranspeptidase oder kurz GGT genannt. Dabei handelt es sich um ein Enzym im Blut, dessen Wert häufig infolge übermäßigen, dauerhaften Alkoholkonsums erhöht ist. Der Normwert für Frauen liegt bei bis 40 Einheiten (Units = U) pro Liter Blut, für Männer bei bis zu 60 U/l. Die Glutamat-Pyruvat-Transaminase (GPT) oder Alanin-Aminotransferase (ALT oder ALAT), ebenfalls ein Enzym, ist vor allem in den Leberzellen zu finden. Ist der GPT-Wert im Blut erhöht, liegt das häufig daran, dass vermehrt Leberzellen zugrunde gehen. Aber auch eine Herzschädigung kann Auslöser sein. Der Normwert liegt für Frauen zwischen 10 und 35 U/l, bei Männern zwischen 10 und 50 U/l. Eine Erhöhung des Enzyms Glutamat-Oxalazetat-Transaminase (GOT) oder Aspartat-Aminotransferase (AST oder ASAT) deutet häufig auf Leberschäden hin, kann aber auch andere Ursachen (z. B. Erkrankungen der Skelettmuskulatur) haben. Bei Frauen gilt der GOT-Wert bei mehr als 35 U/l erhöht, bei Männern ab 50 U/l. Neben diesen Werte können u. a. auch der Biliru-
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bin-Wert (Obergrenze für Männer und Frauen 1,2 mg/dl Blut) sowie der Wert der alkalischen Phosphatase bei Lebererkrankungen erhöht sein.
Kurze Geschichte der Bluttransfusion 1628: Der englische Arzt William Harvey entdeckt den Blutkreislauf. 1667: Unabhängig voneinander führen französische und englische Ärzte Bluttransfusionen von Schafen zu Menschen durch, die bald darauf verboten werden, weil sie schwere körperliche Reaktionen hervorrufen. 1795: Die erste Bluttransfusion von Mensch zu Mensch findet in Philadelphia (USA) statt. 1900: Der österreichische Arzt Karl Landsteiner entdeckt die ersten drei Blutgruppen A, B und C (später 0) und erhält dafür 1930 den Nobelpreis für Medizin. 1914: Die Entdeckung von Langzeitantikoagulanzien, die eine Gerinnung des Bluts verhindern, sorgt für eine längere Haltbarkeit von Blutkonserven. 1932: Eröffnung der ersten Blutbank in den USA. 1933: Einführung des ersten überregionalen Blutspenderegisters in Deutschland. 1943: Erstmals wird die Möglichkeit der Übertragung von HepatitisViren über Bluttransfusionen beschrieben. 1990 und 1992: Einführung von Tests der Blutkonserven auf Hepatitis C bzw. HIV.
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Die Bluttransfusion – Chance, aber auch Gefahr Viele, die das Wort Bluttransfusion hören, stellen sich vor, dass das komplette Blut eines Spenders einer anderen Person übertragen wird. Diese sogenannte Vollblutspende ist heute jedoch die Ausnahme. Stattdessen erhält der Empfänger in der Regel nur die Bestandteile des Blutes, die er wegen seiner Krankheit oder eines Unfalls dringend benötigt. So bekommen Menschen nach großem Blutverlust im Allgemeinen eine Erythrozytenspende, das heißt sie erhalten rote Blutkörperchen, aber kein Blutplasma. Blutplasma (Blut ohne Zellen) hingegen wird etwa bei einem Mangel an Gerinnungsfaktoren gegeben. 2015 wurden in Deutschland der Gesundheitsberichterstattung des Bundes zufolge ca. 3,5 Mio. Beutel mit Erythrozytenkonzentrat aus Fremdblut verbraucht. Eine Bluttransfusion ist in vielen Fällen notwendig, um das Leben von Menschen zu retten, sie kann aber auch Gefahren bergen. Aus diesem Grund müssen Patienten – soweit ihr gesundheitlicher Zustand dies zulässt – ihr Einverständnis für eine Transfusion erklären, nachdem ein Arzt sie über mögliche Risiken aufgeklärt hat. Die Gefahr, durch eine Bluttransfusion an einer Virusinfektion (Hepatitis B oder C oder HIV) zu er-
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Mund auf. Stäbchen rein. Spender sein!
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kranken, ist zwar mittlerweile gering, da die Blutspendedienste unter anderem vermehrt darauf achten, nur gesunde Spender zur Blutentnahme zuzulassen. Zusätzlich untersuchen sie das Blut auf Antikörper gegen diese Infektionen. Dennoch können infizierte Spenden im Einzelfall „durchrutschen“, da es nach der Infektion immer eine gewisse Zeit dauert, bis der Körper Antikörper bildet. Auch Erkrankungen durch Bakterien oder Prionen aufgrund von verunreinigtem Blut lassen sich nicht völlig ausschließen. Daneben besteht das Risiko, dass der Empfänger eine sogenannte transfusionsassoziierte Immunreaktion entwickelt. Dabei handelt es sich um Reaktionen der Körperabwehr auf das fremde Blut. Dazu zählen einerseits allergische Reaktionen bis hin zum lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock, andererseits schwerwiegende Erkrankungen wie die lebensgefährliche Schädigung der Lungengefäße. Mediziner diskutieren, ob Probleme mit der Wundheilung Folge von Transfusionen sein können, manche befürchten sogar, dass Transfusionen das Krebsrisiko erhöhen könnten. Doch diese möglichen Risiken spielen in Fällen akuter Lebensgefahr durch Blutverlust für die meisten Betroffenen keine Rolle. Klar ist, dass Bluttransfusionen bereits seit Einrichtung des ersten überregionalen Blutspenderegisters in Deutschland 1933 zahlreiche Leben gerettet haben. Vor geplanten Operationen gibt es zudem für Menschen, die eine Fremdspende ablehnen, die Möglichkeit, sich Blut abnehmen zu lassen. Dies wird für eine eventuelle Transfusion gesammelt (sogenannte Eigenblutspende). Da Blut jedoch nur eine bestimmte Haltbarkeitsdauer hat, reicht die Eigenblutspende nicht immer, um eventuelle Blutverluste zu decken. Um Bluttransfusionen zu verhindern, wenden Mediziner bei Operationen, die häufig mit hohen Blutverlusten einhergehen, bereits Verfahren an, bei denen das Blut des Patienten aufgefangen und wiederverwendet wird.
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Ihr Hausarzt meint Liebe Patienten, also die Techniker Krankenkasse (TK) hat irgendwie ein Problem mit ihren Ärzten. Jedes Jahr bringt die Kasse zu Jahresbeginn ihren Report über Abrechnungsbetrug bei Ärzten heraus. Und meistens ist nicht viel dahinter. Er wird nächstes Jahr auch wieder kommen. Diesmal sind die Krankenkassen dran. Ja wie, die TK auch? Ist der Vorstand der TK, Herr Jens Baas, ein Nestbeschmutzer? Es geht ganz einfach ums Geld. Die TK ist neidisch auf die AOK, die angeblich zu viel Geld erhält, weil die Diagnosen der Patienten besser codiert werden als bei den Patienten der TK. Wie kommt das? Man muss unser Gesundheitssystem verstehen. Natürlich geht es hier auch um Geld, um Ihre Versichertenbeiträge, die Sie an Ihre Krankenkasse abführen. Und dieses Geld soll doch gerechterweise wieder optimal für die Versorgung von Krankheiten und zur Gesundheitsvorsorge ausgegeben werden. Nun ist es so, dass die Krankenkassen unterschiedlich kranke Menschen versorgen. Die einen verursachen mehr Kosten, weil sie kränker sind. Andere verursachen weniger, weil meist jünger und gesünder. Eine Krankenkasse, die viele ältere und kränkere Mitglieder hat, ist mit mehr Ausgaben belastet als eine Kasse mit vielen jüngeren Mitgliedern. Das waren in den letzten Jahren vor allem die vielen neu gegründeten Betriebskrankenkassen. Diese Ungerechtigkeit wollte der Gesetzgeber ausgleichen, indem er vor einigen Jahren den Gesundheitsfond eingerichtet hat. Der Gesundheitsfond bedeutet, dass nicht Ihre Krankenkasse Ihren vom Lohn abgezogenen Krankenkassenbeitrag erhält, sondern der Gesundheitsfonds. Hier liegt zuerst einmal das Geld aller Versicherten. Dann wird das Geld wieder an die Krankenkassen verteilt nach Art und Schwere der Erkrankungen ihrer Mitglieder. Das heißt, eine Kasse, die viele kranke Mitglieder hat, bekommt auch mehr Geld, um diese gut zu versorgen. Eine Krankenkasse mit weniger schwerkranken Mitgliedern braucht ja nicht soviel Geld. Und wie werden die kranken Mitglieder kenntlich gemacht? Durch die Codierung der Diagnosen. Hier gibt es einen international anerkannten Code: den ICD-Code. Und wer codiert diese Diagnosen? Wir
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Ärzte. Das ist eine der vielen Verwaltungsaufgaben, die wir nebenher am Computer verrichten, da wir zu oft reinschauen müssen und manchmal sogar den Patienten nebenan auf dem Stuhl aus dem Auge verlieren! Die Krankenkasse braucht Geld, um die in Anspruch genommenen Leistungen der Versicherten bezahlen zu können. Dann ist es doch verständlich, dass die Krankenkassen darauf schauen, dass die Diagnosen der Patienten ausreichend codiert werden. Die Krankenkassen erhalten über die Art der verschriebenen Medikamente und über die Abrechnung der Leistungen der Ärzte die Diagnosen. Es darf der Kasse erlaubt sein, bei einem Arzt nachzufragen, ob diese oder jene Diagnose bei dem Patienten zusätzlich zutreffen könnte. Wenn dem so ist, bedeutet es mehr Geld für die Kasse aus dem Gesundheitsfond und mehr Geld für ihre Versicherten. Dass dann in der Presse gleich wieder der Vorwurf der Manipulation durch Ärzte auftaucht, erschüttert mich und hat mit der Behandlung meines Patienten überhaupt nichts zu tun. Sollte ich schwere Diagnosen erfinden, um damit der Kasse einen Gefallen zu tun? Ich habe gewiss Besseres zu tun in meinem Praxisalltag. Es gibt auch keine Prämie für den Arzt, wenn er sich gezielt um schwerere Diagnosen kümmert. Es ist allerdings so, dass man für die Behandlung von Schwerkranken mit schwereren Diagnosen einen Zuschlag im Honorar bekommt. Dies ist aber ein Ausgleich für den überdurchschnittlichen Zeitaufwand in der Betreuung der Schwerkranken. Ja, ja, wenn’s ums Geld geht, wird immer gestritten. Auch im Gesundheitswesen. Ihr Ihr Wolfgang Bosch
Dr. med. Wolfgang Bosch Facharzt für Allgemeinmedizin und Naturheilverfahren Kronenstraße 30; 73760 Ostfildern www.praxis-bosch-hauser.de
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Das Gesundheitsgespräch mit Johannes Bauernfeind
Arzt und Klinik Es gibt drei Berufe, denen die Menschen seit jeher Vertrauen entgegenbrachten: dem Lehrer, dem Geistlichen, dem Arzt. Doch das Vertrauen hat sich verflüchtigt. Ein schleichender Prozess wohl. Lehrer brauchen wir zwar, doch wir gehen ignorant und kalt mit ihnen um. Die Geistlichkeit hat ihr Ansehen bewahrt, wenn auch diverse Skandale wegen sexuellen Missbrauchs das Image angekratzt haben. Die Ärzte genießen immer noch großes Ansehen bei uns. Vielleicht weil wir Ärzte und Kliniken wirklich brauchen. Doch das mit dem Vertrauen ist so eine Sache. Werner Waldmann unterhielt sich mit Johannes Bauernfeind, dem Geschäftsführer der AOK Neckar-Fils über Ärzte, Kliniken und Vertrauen. Werner Waldmann: Wie hat sich das Verhältnis zwischen Patient und Arzt seit den Tagen verändert, als die Chefärzte in den Kliniken noch als Halbgötter in Weiß galten? Johannes Bauernfeind: Zunächst hat sich, glaube ich, viel bei den Patienten verändert. Sie sind informierter, sind mündiger, sie treten auch mit ihren Bedürfnissen in der Gesundheitsversorgung selbstbewusster und sicherer auf. Auf der anderen Seite haben die Ärzte auch langsam gelernt, stärker auf diese mündigen Patienten einzugehen, wobei ich nicht sagen möchte, dass das wirklich immer im Gleichschritt erfolgt. Das hängt vom Arzt ab, auch welche Sozialisierung er selbst hat. Teilweise gibt es immer noch Ärzte, die ihre Patienten bevormunden, und es gibt andere Ärzte, die auf Augenhöhe mit ihren Patienten sprechen. Für das Verhältnis zwischen Arzt und Patient ist es auf jeden Fall förderlich, wenn die Bedürfnisse der Patienten ernst genommen werden. Nicht umsonst ist gerade die sprechende Medizin immer mehr in den Vordergrund gerückt. Werner Waldmann: Das Gespräch zwischen Arzt und Patient ist sehr wichtig, um eine Vertrauensbasis zu schaffen. Schätzen das die Patienten? Johannes Bauernfeind: Die Patienten merken, wenn ihnen jemand begegnet, der sich Zeit für sie nimmt. Das zeugt von Empathie. Menschen erwarten, dass das Gegenüber auf sie eingeht. Ärzte sind darin geschult, sehr schnell zu erfassen, worum es konkret geht. Es ist für die Patienten wichtig, dass ein großer Teil der Diagnostik aus dem Gespräch heraus erfolgt. Die Patienten merken es, wenn sie ernst genommen werden. Werner Waldmann: Vertrauen die Patienten nicht eher der Apparatemedizin, dem Labor, den bildgebenden Verfahren, was sie auch teilweise einfordern? Johannes Bauernfeind: Menschen, die heute eine gänzlich andere Informationsmöglichkeit haben als noch vor 20 oder 30 Jahren wollen natürlich auch umfassendere Informationen und sie wissen um die technischen Möglichkeiten. Es ist sicherlich
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auch ein gewisser Aufwand für die Ärzte, den Patienten zu vermitteln, was das Richtige ist; nicht alles, was der wissende Patient weiß, ist das Richtige, nicht immer sind es die richtigen Lösungen, aber er hat zumindest die Möglichkeit, seine Vorstellungen auch mit einzubringen. Werner Waldmann: Was soll man eigentlich verstehen unter dem Terminus mündiger Patient? Ist es der informierte Patient, der sich im Internet Informationen besorgt? Da kann ein Patient auch fehlgeleitet werden. Johannes Bauernfeind: Es ist ein großes Problem, dass im Internet Informationen völlig unqualifiziert herumschwirren. Man kann nicht bewerten, ob eine Aussage, die man dort findet, richtig ist oder falsch. Und viele Menschen, die im Internet, egal zu welchem Thema, recherchieren, können da auch fehlgeleitet werden. Patienten müssen lernen, Informationen aus dem Netz kritisch zu betrachten. Sich nur mit Informationen aus dem Netz zu versorgen, macht noch keinen mündigen Patienten aus, eher den neugierigen. Um wirklich mündig zu sein, sollte man alle Informationen kritisch hinterfragen. Ich glaube, dass es guten Ärzten trotzdem immer gelingt, den Patienten davon zu überzeugen, was jetzt in diesem oder jenem Fall das Richtige ist. Er muss die Patienten auch darüber aufklären, dass bestimmte Informationen schlicht und einfach nicht der aktuellen medizinischen Realität entsprechen. Da kommen Patienten zu uns ins Kundencenter und fragen, weshalb sie eine bestimmte Leistung vom Arzt nicht bekommen hätten. Da ist unsere Beratungsarbeit gefordert, um den Menschen zu vermitteln, dass nicht alles, was irgendwo gesagt wird, tatsächlich den Möglichkeiten der Medizin oder den Möglichkeiten der Gesetzlichen Krankenversicherung entspricht. Werner Waldmann: In unseren Kliniken sterben Patienten nicht nur an den Krankheiten, mit denen sie in die Klinik eingeliefert werden, sondern sie sterben auch deshalb, weil
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Ärzte unnötig operieren und weil sie bestimmte Operationen nicht beherrschen und trotzdem operieren. Johannes Bauernfeind: Es ist ein Riesenproblem, dass wir nach wie vor keine durchgängigen Regeln dafür haben, generell eine möglichst hohe Qualität der Versorgung zu garantieren, indem entsprechende Mindestmengen eingehalten werden und dass an gewissen Standorten hohe Kompetenz geschaffen wird, die eine besonders hohe Qualität garantiert. Wir haben inzwischen Mindestmengenregelungen durchgesetzt in Bereichen wie bei Knie-Endoprothesen und bei der FrühgeborenenVersorgung, aber auch bei Operationen, die selten vorkommen wie der Nierentransplantation oder der Stammzelltransplantation als Beispiel. Qualität müsste generell nachgewiesen werden, damit die entsprechende Leistung zugelassen wird. Und dort, wo die Qualität nicht stimmt, kann diese Leistung eben nicht erbracht werden. Das neuste Krankenhausstrukturgesetz formuliert es so, dass Vergütungszu- und -abschläge gemacht werden können, also bei hoher Qualität gibt es Zuschläge, bei niedriger Qualität Abschläge. Aus Sicht eines Patienten finde ich es zweifelhaft, wenn meine Krankenkasse auch ein Krankenhaus vergüten muss, in dem schlechte Qualität erbracht wird: Das sollte dann zu der Konsequenz führen, dass diese Leistung dort überhaupt nicht mehr erbracht werden darf. Werner Waldmann: Unsere Kliniken nagen am Hungertuch, die Kosten steigen verlässlich: Es heißt, dass die Qualität diesem Kostenanstieg in Deutschland oftmals nicht folge. Trifft das zu? Johannes Bauernfeind: Langfristig kann ein Krankenhaus, das nicht ausreichend finanziert ist, natürlich keine Qualität liefern. Wenn die Krankenhausträger die Defizite nicht mehr ausgleichen, werden die Krankenhäuser Probleme bekommen. Natürlich muss man auch die Frage stellen, warum die Krankenhäuser Defizite haben? Sie müssen heute Teile ihrer für die Leistungserbringung vorgesehenen Mittel, die wir als Krankenkassen bezahlen, dazu verwenden, um Investitionen zu tätigen. Doch die Kostenverantwortung für diese Investitionen liegt eigentlich beim Land. Das Problem: Die Ausgaben für Krankenversorgung bei der AOK Baden-Württemberg sind in den letzten 20 Jahren um
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25% gestiegen. Im gleichen Zeitraum sind die Investitionsmittel, die das Land zur Verfügung gestellt hat, um 18% gesunken. Wenn das Land seiner Verpflichtung zur Finanzierung der Investitionen vollumfänglich nachkäme, wäre die Situation der Kliniken sicherlich besser. Werner Waldmann: Wäre das Rezept nicht „Weniger Exzellenzzentren, viele kommunale Grundversorger“? Johannes Bauernfeind: Wir brauchen tatsächlich weniger Standorte, an denen Exzellenz stattfindet. Wir brauchen aber eine starke regionale Grundversorgung, allerdings auch dort nicht in Größenordnungen von unter 200 Betten, weil diese Strukturen wirtschaftlich nicht zu betreiben sind. Werner Waldmann: Um die Gesundheitsausgaben einzudämmen und den Mangel an qualifizierten Pflegekräften und Ärzten auszugleichen, sollten Kliniken vielleicht auf kostspielige Infrastruktur verzichten und mehr auf Vernetzung, Partnerschaft mit Universitäten, Unternehmen und anderen Kliniken setzen. Wird das funktionieren? Johannes Bauernfeind: Es wird dann funktionieren, wenn die Kliniken untereinander ein größeres Verständnis dafür gewinnen, dass es nicht in erster Linie um Wettbewerbsvorteile, sondern in erster Linie um die Qualität der Versorgung geht. Die Problematik einer Zusammenarbeit ist, dass jede Kooperation immer auch ein Risiko für beide Beteiligten ist, dass der andere vielleicht mehr daraus gewinnt. Werner Waldmann: Haben denn die Kostenträger, z. B. die AOK in Baden-Württemberg, Möglichkeiten, die Kliniken zur Zusammenarbeit, zur Kooperation zu motivieren? Johannes Bauernfeind: Natürlich sprechen wir in den Pflegesatzverhandlungen an, wenn wir der Auffassung sind, dass bestimmte Leistungen nicht in ein bestimmtes Krankenhaus gehören, dass sie in der Menge nicht adäquat sind, um dort tatsächlich Qualität zu erbringen. Wir sprechen dabei auch an, wie man durch ein abgestimmtes Leistungsangebot über die jeweiligen Klinikgrenzen hinweg zu einer besseren Versorgung kommt.
Johannes Bauernfeind, Geschäftsführer der AOK Neckar-Fils
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Chronisches Sodbrennen immer behandeln Gespräch mit Prof. Dr. med. Bodo Klump Sodbrennen entsteht, wenn die Magensäure in die Speiseröhre hochsteigt und dort mit der empfindlichen Speiseröhrenschleimhaut in Kontakt kommt. Während ein einmaliger Vorfall zwar unangenehm, aber unproblematisch ist, kann andauerndes Sodbrennen der Speiseröhre nachhaltig schaden. Kompass Gesundheit sprach mit Prof. Dr. med. Bodo Klump vom ParacelsusKrankenhaus in Ostfildern-Ruit über die Ursachen und die effektive Behandlung von Sodbrennen.
Sodbrennen ist ein unangenehmes Phänomen. Weiß man, wie viele Menschen darunter leiden? Prof. Bodo Klump: Sodbrennen ist mittlerweile zur Volkskrankheit geworden – die meisten Menschen in Deutschland haben es wenigstens einmal erlebt. Daneben steigt die Zahl der Menschen an, deren Lebensqualität durch quälendes, häufiges Sodbrennen eingeschränkt ist. Wie entsteht Sodbrennen? Prof. Bodo Klump: Unser Körper trennt bestimmte Abschnitte des Körpers, sog. Kompartimente, durch muskuläre Schleusen voneinander. Ein solcher Abschnitt ist unser Magen, der die Magensäure produziert, die wiederum die Nahrung verdaut bzw. vorverdaut. Gelangt diese aggressive Säure in einen anderen Abschnitt des Körpers – etwa in die Speiseröhre oder den Rachen –, verursacht sie dort erhebliche Beschwerden. Schuld daran ist eine kurzzeitige oder anhaltende Fehlfunktion der muskulären Schleuse zwischen Speiseröhre und Magen: Der Mageneingang ist locker oder erweitert, die Säure steigt in die Speiseröhre auf. Bei einem Zwerchfellbruch kann es sogar zu einem Verrutschen des Magens kommen, sodass das muskuläre Türchen zwischen Speiseröhre und Magen nicht länger dicht schließt und kontinuierlich Säure den Magen verlässt. Da im Bauchraum ein leichter Überdruck vorliegt, im Brustkorb hingegen ein leichter Unterdruck, wird die Säure in die Speiseröhre gesaugt und ruft dort die Probleme hervor, die wir als Sodbrennen bezeichnen.
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Kann das auch mit dem Alterungsprozess zusammenhängen? Prof. Bodo Klump: Sodbrennen ist durchaus ein Phänomen, das häufiger mit dem Älterwerden auftritt. Aber auch ganz junge Menschen sind betroffen. Es gibt eine ganze Reihe von Risikofaktoren für Sodbrennen: Übergewicht, falsche Ernährung, Stress. Inwiefern sind sie an der Entstehung von Sodbrennen beteiligt? Prof. Bodo Klump: Diese Lebensumstände sind maßgeblich daran beteiligt, dass Sodbrennen häufiger vorkommt. Sodbrennen ist damit nicht nur eine Volkskrankheit, sondern ein Zivilisationsphänomen der westlichen Gesellschaften, des westlichen Lebensstils. So sind viele Menschen in der westlichen Welt zu dick. Als Folge des Übergewichts steigt der Druck im Bauchraum – die Magensäure wird förmlich in die Speiseröhre gepresst. Viele Menschen ernähren sich zudem fleisch- oder fettreich und nehmen große Mahlzeiten zu sich, was wiederum Säureexzesse, also eine vermehrte Magensäureproduktion, begünstigt. Und nicht Wenige essen spät und legen sich direkt danach zu Bett. Die horizontale Lage erleichtert das Aufsteigen von Säure in die Speiseröhre zusätzlich. Auch das Rauchen ist ein wichtiger Faktor bei der Entstehung von Sodbrennen, denn es regt die Säureproduktion im Magen an. Nicht zuletzt ist da noch der Risikofaktor Stress, unter dem wir alle mehr oder weniger lei-
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den. Er führt ebenfalls zu einer vermehrten Säureproduktion. Und je mehr Magensäure der menschliche Organismus produziert, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Säure an Orte im Körper gelangt, wo sie nicht hingehört. Wie kommt es, dass Stress die Magensäureproduktion erhöht? Prof. Bodo Klump: Es handelt sich um einen komplizierten Mechanismus, an dem viele Hormone beteiligt sind. Kurz gesagt: Steigt uns die Galle hoch, weil wir unter Druck stehen, weil wir gestresst sind, regt das die Magenschleimhautzellen zu einer vermehrten Produktion von Salzsäure an. Wie sieht es mit Kaffee oder Süßigkeiten aus? Sind sie auch an der Entstehung von Sodbrennen beteiligt? Prof. Bodo Klump: Ja, durchaus. Kaffee und Süßigkeiten oder auch fettreiche Nahrungsmittel regen die Säureproduktion an. Wie sieht es in der Schwangerschaft mit Sodbrennen aus? Prof. Bodo Klump: Schwangere sind besonders häufig von Sodbrennen betroffen, denn das Kind im Bauch erhöht den Druck im Bauchraum und vermindert den Platz, was den Rückfluss von Säure fördert, ebenso wie die hormonellen Umstellungen, die im Rahmen der Schwangerschaft erfolgen. Warum kommt Sodbrennen oft im Schlaf vor? Prof. Bodo Klump: In der horizontalen Lage hat es die Magensäure bei einem nicht mehr voll funktionsfähigen Schleusensystem besonders leicht, durch die offenen Tore nach oben zu fließen. Es ist bei der Anamnese, der Aufnahme der Krankengeschichte, ganz typisch, dass Patienten Sätze sagen wie „Morgens, wenn ich aufwache, habe ich einen bitteren Geschmack im Mund. Mein erster Gang führt mich zum Waschbecken, um mit einem Glas Wasser den Mund und den Rachen auszuspülen“. Manchen ist sogar übel, bis hin zum Brechreiz. Kann es auch sein, dass bestimmte Medika-mente Sodbrennen auslösen? Prof. Bodo Klump: Ja. Grob zusammengefasst können all die Medikamente Sodbrennen hervorru-
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fen, die die Spannung der glatten Muskulatur im Körper vermindern. An erster Stelle sind die Blutdruckmedikamente zu nennen, die maßgeblich darüber wirken, dass sie die Muskeln in den Blutgefäßen entspannen. Diese Wirkung betrifft aber nicht nur die Blutgefäße, sondern auch die Muskulatur im Magen-Darm-Trakt. Somit tragen sie unter Umständen dazu bei, dass es zu einem Reflux, dem Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre, kommt. Hormone, hormonelle Präparate, Antikonzeptiva wie die Pille – auch diese Medikamente können über eine Beeinflussung der Muskulatur zu einem vermehrten Reflux führen. Was für Möglichkeiten gibt es, die überschüssige Magensäure medikamentös zu neutralisieren? Schaffen auch frei verkäufliche Präparate Abhilfe? Prof. Bodo Klump: Die potentesten Säure blockierenden Medikamente sind die sogenannten Protonenpumpeninhibitoren oder Protonenpumpenhemmer, abgekürzt PPI. Erkennen lassen sich die Wirkstoffe daran, dass ihr Name auf -ol endet, z. B. Pantoprazol, Esomeprazol oder Omeprazol. Diese Medikamente koppeln an die Säuremaschinerie der Magenschleimhaut an und bremsen die Säureproduktion im Magen sehr umfassend. Ein wenig problematisch ist, dass sie sich nicht für die Akutmedikation eignen. Sie helfen also nicht, wenn man abends einen Tisch beim Italiener bestellt hat und einen kurz vorher das Sodbrennen ereilt, denn sie brauchen zwei, drei Tage, bis sie ihre Wirkung entfalten. Dann sind sie jedoch sehr effektiv. Falls jemand situativ von Sodbrennen betroffen ist und rasch Hilfe benötigt, können basische, neutralisierende Substanzen, die frei verkäuflichen Antazida, eingesetzt werden. Zu warnen ist jedoch vor einer langfristigen Behandlung mit diesen Medikamenten, denn will man mit ihnen schweres Sodbrennen effektiv behandeln, braucht man hohe Dosen. Dies ist mit hohen Belastungen für den Körper und unter Umständen mit unerwünschten Nebenwirkungen verbunden. Wie schätzen Sie simple Hausmittel gegen Sodbrennen wie das Trinken von Wasser oder Milch ein? Prof. Bodo Klump: Es gibt immer wieder Patienten, die mit solchen Hausmitteln gut zurechtkom-
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men. Das Prinzip ist einfach: Man nimmt basische Diätkomponenten zu sich – Heilerde, ein Stück saugendes Brot –, die die Säure binden und vom Rückfluss abhalten. All das ist erlaubt, denn schließlich ist das Ziel der Therapie eine zufriedenstellende Lebensqualität. Geht es einem Patienten mit Hausmitteln gut, ist das sicher besser, als immer neue Mittel aus der Apotheke auszuprobieren. Bei anhaltenden Beschwerden sollte jedoch immer der Arzt aufgesucht werden. Kann chronisches Sodbrennen gefährlich werden? Prof. Bodo Klump: Ja. Wir beobachten in den westlichen Gesellschaften, dass die Krebserkrankungen am Übergang von der Speiseröhre zum Magen zu den am stärksten zunehmenden Krebserkrankungen überhaupt gehören. Das, zusammen mit unserem Wissen um die Zunahme des Sodbrennens, befördert natürlich die Hypothese, dass das Sodbrennen ein Risikofaktor für die Krebserkrankungen des Übergangsbereiches von Speiseröhre und Magen darstellt. Es ist also wahrscheinlich der Fall, dass ein chronisches und schweres Rückflussleiden ein Risikofaktor für die Krebsentstehung ist. Welche diagnostischen Möglichkeiten gibt es? Die Gastroskopie, umgangssprachlich Magenspiegelung genannt, die pH-Metrie (Messung des pH-Werts in der Speiseröhre) oder die Ösophagus-Manometrie (Druckmessung in der Speiseröhre)? Gibt es weitere Verfahren? Prof. Bodo Klump: Das immer noch wichtigste diagnostische Instrument ist meiner Meinung nach die Anamnese, das Gespräch mit dem Patienten, bei dem man in aller Regel schon gut erfassen kann, ob eine Reflux-Krankheit und eine Reflux-Problematik vorliegen. Es kommt dann sicherlich die Endoskopie (Gastroskopie) ins Spiel, nicht so sehr als diagnostische Maßnahme, um den Reflux festzustellen und zu dokumentieren, sondern als sehr wichtige Untersuchung, um auszuschließen, dass eine Komplikation, eine Krebsentstehung, durch chronischen Reflux eingetreten ist oder droht. Diese Spiegelung sollte bei längerem und starkem Rückfluss meiner Meinung nach unbedingt ein Mal erfolgen. Ist die Endoskopie erfolgt und Schlimmeres ausgeschlossen, wird immer dann eine pH-Metrie durchgeführt, wenn wir uns nicht sicher sind, ob wirklich eine Refluxkrankheit für die Beschwerden des Patienten verantwortlich ist. Oder wenn wir wissen wollen, warum Medikamente nicht wie üblich funktionieren. Das sind Situationen, in denen wir heute mit der 24-Stunden-Impedanz-pH-Metrie, einer modernen Form der Rückflussmessung in der Speiseröhre, in der Regel feststellen können, was den Patienten plagt. Wie funktioniert diese Untersuchung? Prof. Bodo Klump: Dem Patienten wird über die Nase eine
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sehr dünne Sonde in die Speiseröhre eingeführt, die dort 24 Stunden lang verbleibt. An diese Sonde ist eine Messeinheit angeschlossen, die sowohl die sauren, als auch die nichtsauren Refluxepisoden in die Speiseröhre an bestimmten Mess-punkten aufzeichnet. Darüber hinaus hat der Patient selbst die Möglichkeit, Beschwerden zu dokumentieren, die ihn während der Messzeit plagen. Aus der Zusammenführung von Patientendokumentation und Messergebnissen lässt sich schlussfolgern, ob das Problem des Patienten wirklich in einem Rückfluss, egal ob sauer oder nicht-sauer, begründet liegt. Tolerieren Patienten diese Untersuchung gut? Prof. Bodo Klump: Die Anlage der Sonde über die Nase in die Speiseröhre ist etwas unangenehm, aber sie dauert nur etwa fünf Minuten. Danach kann der Patient sein alltägliches Leben fortsetzen. Denn wir möchten ja, dass die Patienten sich während der Aufzeichnung ganz normal verhalten, um festzustellen, wie Beschwerden mit Rückflussepisoden im Alltag korrelieren. Die Patienten können also weiter trinken und essen? Prof. Bodo Klump: Ja. Die Patienten sollen ganz normal leben. Die Sonde wird mit einem Pflaster festgeklebt und nach etwa 24 Stunden wieder entfernt, was vollkommen unbelastend für die Patienten ist. Und was ist mit der Ösophagus-Manometrie? Prof. Bodo Klump: Bei der Manometrie handelt es sich nicht um ein Verfahren zur Bestätigung eines vermuteten Rückflusses, sondern es geht bei der Druckmessung in der Speiseröhre um die differenzialdiagnostische Abgrenzung anderer Speiseröhrenerkrankungen, die ebenfalls zu Beschwerden hinter dem Brustbein führen können. So gehen der Nussknacker-Ösophagus oder die Achalasie – muskuläre Erkrankungen, Bewegungsstörungen der Speiseröhre – manchmal mit ähnlichen Beschwerden einher, haben aber nichts mit dem gastroösophagealen Reflux zu tun. Bei welcher Ausprägung des Refluxes kommt der Chirurg ins Spiel? Prof. Bodo Klump: Die Rolle der Chirurgie ist in den letzten Jahren dank der Entwicklung der Protonenpumpeninhibitoren zurückgegangen. Die Chirurgie spielt nur dann eine Rolle, wenn eine zufriedenstellende Lebensqualität medikamentös nicht erzielt werden kann. Dann muss der Chirurg den Reflux durch eine operative Verengung des Übergangs von der Speiseröhre zum Magen in die Schranken weisen.
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Kann man Protonenpumpeninhibitoren kontinuierlich nehmen oder sind Nebenwirkungen zu befürchten? Prof. Bodo Klump: Das ist eine wichtige Frage, denn Protonenpumpeninhibitoren gehören zu den am häufigsten verschriebenen Medikamenten weltweit und sind mittlerweile auch rezeptfrei erhältlich. Da viele Patienten einen Rückfall erleiden, wenn sie ihren PPI absetzen, sind sie gezwungen, das Medikament dauerhaft einzunehmen, wollen sie beschwerdefrei bleiben. Keine Frage, dass Patienten, die über Jahre die Präparate einnehmen, Nebenwirkungen oder Langzeitnebenwirkungen befürchten. Protonenpumpeninhibitoren werden ungefähr seit Ende der 1980er Jahre eingesetzt, das heißt mittlerweile blicken wir auf einen Zeitraum von etwa 25 Jahren des klinischen Einsatzes dieser Wirkstoffe zurück. Zu Anfang hatten wir große Befürchtungen im Hinblick auf viele Abläufe im Körper, die durch eine so potente, bis dahin ungekannte Unterdrückung der Säureproduktion unter Umständen verändert oder gestört werden könnten. Doch rückblickend können wir heute feststellen, dass die kumulativen Nebenwirkungen sehr gering sind; es handelt sich insgesamt um gut verträgliche Medikamente. Wir beobachten vielleicht eine leichte Zunahme von Atemwegsinfekten, dadurch, dass die Säurebarriere zwischen Magen, Verdauungstrakt und Lufttrakt beeinflusst ist. Wir sehen isoliert bei den Frauen eine ganz leichte Zunahme der Schenkelhalsfrakturen, die wohl nicht auf einer Osteoporose beruhen – es scheint stattdessen ein direkter Effekt der PPI auf den Knochen vorzuliegen. Schließlich scheinen bestimmte Darminfektionen ein wenig häufiger aufzutreten. Aber diese Nebenwirkungen sind doch eher selten. Dennoch ist bei jedem Patienten zwischendurch von Neuem kritisch zu prüfen, ob er das Medikament weiterhin braucht oder ob sich die Dosis reduzieren lässt. Denn meiner Meinung nach ist man in der Medizin immer gut beraten, jedes Verfahren, jedes Medikament in einem möglichst geringen Maß einzusetzen. Ist ein Patient jedoch auf einen PPI angewiesen, kann er das Medikament relativ bedenkenlos auch über lange Jahre nehmen. Wäre es in letzterem Fall nicht sinnvoller, das dem Reflux zugrunde liegende Problem chirurgisch zu beheben? Prof. Bodo Klump: Das Problem an der Fundoplikatio – so heißt die Operation bei einer Refluxkrankheit – besteht darin, dass sie nicht immer zum gewünschten Erfolg führt. Denn bei der Steuerung des neuromuskulären Systems während unseres Schluckaktes, der die Nahrung von der Mundhöhle über den Rachen, die Speiseröhre bis in den Magen transportiert, handelt es sich um ein extrem kompliziertes Geschehen. Und es ist natürlich eine sehr optimistische Annahme, durch die Verengung eines einzelnen Übergangs ein erkranktes komplexes
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System heilen zu können. Zwar ist die Verengung dieses Muskels für viele Patienten ein Segen, aber wir dürfen nicht übersehen, dass sie manchen Patienten nicht hilft. Selbst für den Fall, dass die Operation die Probleme behebt, handelt es sich nicht unbedingt um eine lebenslange Lösung. Über die Jahre und Jahrzehnte kann es wieder zu einer Lockerung dieser Verengung kommen, die eine erneute Einnahme von Medikamenten erfordert. Und schließlich kann auch der chirurgische Eingriff Nebenwirkungen nach sich ziehen. Manche Patienten haben hinterher durch einen zu engen Übergang zwischen Speiseröhre und Magen Probleme mit dem Schlucken oder dem Aufstoßen, die unter Umständen eine erneute Intervention mit einer Dehnung und Aufweitung des verengten Übergangs erfordern. Natürlich ist die Fundoplikatio eine sehr wichtige Behandlungsmethode, jedoch nur, wenn die Einnahme von PPI und die anderen sogenannten allgemeinen Antirefluxmaßnahmen wie Gewichtsabnahme, Verzicht auf Nikotin, eine besondere Ernährung, das Schlafen in der Schräge sowie die Einhaltung eines zeitlichen Abstand zwischen der Abendmahlzeit und dem Zubettgehen nicht fruchten. Müssen trotzdem viele Patienten chirurgisch behandelt werden? Prof. Bodo Klump: Es gibt natürlich viele Menschen, die beim Chirurgen an der richtigen Stelle sind, z. B. weil sie einen nichtsauren Reflux haben. Wir sprechen immer von der Säure, die aus dem Magen zurückläuft, und übersehen dabei manchmal, dass sich im Magen auch nicht-saure Sekrete aus der Bauchspeicheldrüse oder dem Gallesystem finden können, die bei Rückfluss ähnliche Beschwerden auslösen, welche sich schlecht durch Medikamente eindämmen lassen. Diese Patienten profitieren sehr von der chirurgischen Therapie, ebenso die Menschen mit einem großen Zwerchfellbruch, also mit einer weit offenen Tür zwischen Speiseröhre und Magen.
Prof. Dr. med. Bodo Klump ist Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Gastroenterologie und Tumormedizin Paracelsus-Krankenhaus Ruit Kreiskliniken Esslingen gemeinnützige GmbH Hedelfinger Straße 166 73760 Ostfildern E-Mail: b.klump@kk-es.de www.kk-es.de
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Sport treiben – verletzungs- und risikofrei Anne Greveling ine falsche Bewegung beim Sport – und schon hat man sich eine schmerzhafte Muskelzerrung geholt. Der falsche Laufschuh – und schon wird das Joggen zur Qual. Eine zu starke Belastung kann bei Menschen mit Herz-Kreislauf-Vorerkrankungen manchmal sogar gefährliche Konsequenzen haben. Durch gute Vorbereitung lassen sich solche Risiken ausschalten – damit der Sport auch
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wirklich Spaß macht und die angestrebte gesundheitsfördernde Wirkung entfalten kann.
Warum richtiges Aufwärmen so wichtig ist Machen Sie es wie die Fußballprofis: Die stürzen sich auch nicht einfach ins Spiel, sondern laufen sich vorher warm und führen Dehnübungen durch. Das erhöht die körperliche Leistungsfähigkeit und
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senkt die Verletzungsgefahr. Denn beim Aufwärmen steigt die Körpertemperatur und die Durchblutung; Kreislauf und Stoffwechsel werden angeregt, die Beweglichkeit von Muskeln, Sehnen und Bändern verbessert sich. Es wird mehr Gelenkflüssigkeit produziert, sodass die Gelenke die Belastungen beim Sport besser abfedern können. Deshalb sollten vor dem Training Dehnübungen und langsames Warmlaufen auf dem Programm stehen. Allerdings ist für jede Sportart ein etwas anderes Aufwärmprogramm sinnvoll. Fragen Sie Ihren Sportoder Fitnesstrainer um Rat!
ist es, vor dem Schuhkauf eine Laufbandanalyse durchführen zu lassen und am besten auch Ihre alten Laufschuhe mitzubringen! An den abgelaufenen Stellen erkennt der Verkäufer nämlich, an welchen Stellen Sie Ihre Füße beim Laufen am meisten belasten. Grundsätzlich ist es gelenkschonender, auf weichem Boden (z. B. Wald- oder Wiesenwegen) zu joggen. Falls Sie diese Möglichkeit nicht haben und daher hauptsächlich auf Asphaltwegen laufen, sollten Sie auch dies dem Schuhverkäufer mitteilen, damit er Ihnen Schuhe mit entsprechend guter Dämpfung empfehlen kann.
Überfordern Sie sich nicht
Essen und Trinken
Wichtig ist es, seine Leistungsgrenzen zu kennen und zu respektieren. Neuanfänger sollten lieber erst mal mit einem moderaten Training beginnen und dieses dann schrittweise steigern. Auch hier kann es sinnvoll sein, sich von einem Fachmann (z. B. einem Personal Trainer oder Physiotherapeuten) beraten zu lassen. Wer an einer Herz-KreislaufErkrankung leidet oder Risikofaktoren hierfür mitbringt (also beispielsweise raucht oder einen zu hohen Blutdruck hat) und womöglich schon seit längerer Zeit keinen Sport mehr getrieben hat, für den ist das besonders wichtig: In solchen Fällen sollte man sich auf jeden Fall vorher vom Hausarzt oder Kardiologen untersuchen und beraten lassen. Außerdem sollte man auf Warnsignale achten, also z. B. Brustschmerzen beim Sport nicht einfach ignorieren, sondern das Training dann sofort abbrechen und einen Arzt konsultieren. Menschen mit Gelenkproblemen wie beispielsweise Arthrose sollten vorher ihren Arzt oder Orthopäden um Rat fragen, denn es gibt Sportarten, die die Gelenke besonders stark belasten – vor allem, wenn zu dem Gelenkverschleiß auch noch Übergewicht hinzukommt.
Wer Sport treibt, schwitzt – und verliert dadurch nicht nur Flüssigkeit, sondern auch wichtige Mineralien und Spurenelemente. Sportler sollten daher mindestens 2,5 Liter Flüssigkeit pro Tag zu sich nehmen (an heißen Tagen entsprechend mehr). Geeignet sind stilles Mineralwasser, Fruchtsaftschorlen oder Sportgetränke. Bei sportlichen Belastungen über 30 Minuten sollten Sie auch während des Trainings das Trinken nicht vergessen! Kohlensäurehaltige Getränke sind allerdings nicht zu empfehlen, denn sie können blähend wirken und Schluckauf oder Seitenstechen verursachen. Für Sportler ist eine ausgewogene Ernährung mit reichlich Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen noch wichtiger als für „Bewegungsmuffel“. Auch auf eine ausreichende Zufuhr an Eiweiß (wichtiger Ernährungsbaustein für den Muskelaufbau) und Kohlenhydraten (als Energielieferant) sollten Sie achten. Aber bitte nicht direkt vor dem Sport essen – denn ein voller Bauch trainiert nicht gern! Die letzte größere Mahlzeit sollte etwa drei Stunden vor Beginn des Trainings liegen; einen kleineren, leicht verdaulichen Snack (Apfel, Banane oder Joghurt) können Sie auch eine Stunde vor dem Sport noch einnehmen.
Die richtige Ausrüstung nicht vergessen! Auch ein geeignetes Equipment ist wichtig, um Verletzungen und Gelenkschäden vorzubeugen. So sind beispielsweise beim Inlineskaten Knie- und Ellenbogenschoner und ein Schutzhelm sinnvoll. Bei Laufsportarten wie Joggen kommt es auf das richtige Schuhwerk an. Lassen Sie sich dazu am besten in einem Sportfachgeschäft beraten – denn jeder Fuß ist anders, daher ist eine individuelle Beratung durch einen Fachmann unerlässlich. Optimal
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Auch wichtig: das Stretching nach dem Training Auch nach dem Sport sollten Sie darauf achten, Ihren Organismus langsam wieder „herunterzufahren“ – also das Joggen oder Radfahren nicht abrupt beenden, sondern langsam und allmählich auslaufen lassen. Wer nach dem Training noch einmal alle Körperpartien dehnt, beugt einem Muskelkater vor.
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Smartphones beeinflussen die Gehirnströme Werner Waldmann
ch ahnte es schon immer, dass es nicht gut gehen kann: der stiere, permanente Blick auf’s Smartphone-Display. Die Leute sitzen nicht nur überall herum mit dem Ding vor den Augen, in der S-Bahn, im Restaurant, im Supermarkt, am Steuer, nein, sie laufen in derselben Haltung auch durch die Gegend und über die Straße. Stets den Minibildschirm vor der Nase. Der Text-Messenger ersetzt die verbale Kommunikation in unserem Alltag. Man muss kein Neurowissenschaftler sein, um dieses gesellschaftliche Phänomen für höchst bedenklich zu halten. Oder wenigstens für kurios. Hin und wieder geriet ein Smartphone-Fanatiker unters Auto oder die Stadtbahn, weil er nur auf seinen Bildschirm fixiert war. Und beim Autofahren noch schnell eine Message eingetippt, hat manchem schon den Tod gebracht. Die krankhafte Smartphone-Nutzung hat aber auch physische Folgen: Dass die Nutzung von Mobilgeräten Auswirkungen auf unsere Hirnströme hat, zeigte sich jüngst in einer US-Untersuchung und belegte einmal mehr: Tippen am Steuer ist keine gute Idee. Ein Forscherteam um Dr. William Tatum, Professor für Neurologie an der Mayo Clinic in Jacksonville, Florida, wies nach, dass das Tippen von Nachrichten mit dem Rhythmus unserer Hirnwellen gekoppelt ist. Die Wissenschaftler beobachteten anhand eines Elektroenzephalogramms (EEG) und Videoaufzeichnungen die Gehirnströme von 129 Versuchspersonen über einen Zeitraum von 16 Monaten. Während der Untersuchung baten die Forscher die Teilnehmer, verschiedene Aktivitäten mit ihren Smartphones durchzuführen, etwa Nachrichten
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einzutippen oder zu telefonieren. Parallel dazu mussten sich die Studienteilnehmer einer Reihe von Aufmerksamkeitstests unterziehen. Herauskam, dass das Schreiben von Nachrichten bei jedem fünften Probanden zu einem veränderten, neuartigen Rhythmus der Gehirnwellen führte. Die Hirnstrom-Aktivität änderte sich wohl, weil die Nutzung des kleinen Bildschirms die Konzentrationsfähigkeit mehr als üblich forderte. Interessant ist auch, dass die exzessive SmartphoneNutzung eine ganz andersartige Verbindung mentaler und motorischer bzw. auditiv-verbaler Aktivität fordert. Diese unterscheidet sich zu bisherigen Formen geistiger Stimulation. Übrigens sind nicht nur die Minibildschirme das Problem, dasselbe gilt auch für Mobilgeräten wie Tablets. Die Wissenschaftler zogen aus ihrer Studie lapidar den Schluss, dass „Menschen halt nicht gleichzeitig schreiben und fahren sollten!“ Das Nachrichtenschreiben verändert die Gehirnströme und damit Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit. Ich weiß, der Smartphone-Tsunami lässt sich nicht eindämmen, er hat uns längst hinweggerissen. Intelligenteren Zeitgenossen lässt sich wahrscheinlich vermitteln, dass man die kleinen elektronischen Wunderlinge zumindest bei Autofahrten in der Tasche stecken lassen sollte. Dass wir unsere bisher übliche Kommunikation durch das gesprochene Wort aufs Spiel setzen und am Ende selbst beim Flirten nur noch per WhatsApp oder SMS Zärtlichkeiten austauschen: Was soll’s? Man hat mit der Zeit zu gehen.
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Gesundheit beginnt im Kopf Die Kolumne von Dr. Suso Lederle ie essen wir richtig? Es gilt: Was rein kommt, muss auch wieder raus, oder es bleibt drin. Gemeint ist das Essen, das wir täglich zu uns nehmen und das unter anderem eine bestimmte Menge Kalorien enthält. Wenn wir berĂźcksichtigen, dass unser KĂśrper nur aus dem besteht, was wir gegessen haben, und dass er nur das wiegt, was an Kalorien zugefĂźhrt und nicht verbraucht worden ist, dann essen wir richtig. Kaum etwas prägt unseren Alltag so sehr wie die Nahrungsaufnahme. Und so kommt es, dass Millionen von Kilokalorien im Laufe eines Lebens in unseren MĂźndern verschwinden, durchaus mit SpaĂ&#x; und Genuss. Wir Menschen sind nun einmal Lustesser und schätzen auch Ausgefallenes, von Artischocken bis Zabaione. Doch bei der Nahrungsaufnahme geht es leider nicht nur um den guten Geschmack. Es muss auch die Frage nach der Gesundheit gestellt werden, kann man sie mit dem LĂśffel beeinflussen, und geht das, sich mit Messer und Gabel fit zu halten? Den Spruch „Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen“ kennt wohl jeder. Und eigentlich ist auch den meisten bekannt, um beim Essen und Trinken gesund zu bleiben, kommt es auf die richtige Zusammensetzung an. Denn jedes Mal, wenn wir unseren Mund mit Nahrung fĂźllen, fĂźttern wir einen kompliziert arbeitenden menschlichen Organismus. Und: Eine Vielzahl von Nährstoffen wird benĂśtigt, um Energie zu gewinnen, um Baustoffe bereit zu halten, und um alle Organe am Funktionieren zu halten. Unser KĂśrper verträgt durchaus vieles. Und so sollten wir uns auch nicht durch immer neue diätetische Gebote und Verbote verwirren lassen, mal ‚low’ oder ‚slow’ und dann wieder ‚no’. Keiner muss auf seine Lieblingsspeise verzichten. Auf das richtige MaĂ&#x; kommt es an: Auf eine abwechslungsreiche, ausgewogene und kalorienbewusste Mischkost! Dann stimmt auch das Gewicht.
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Dr. med. Suso Lederle CharlottenstraĂ&#x;e 4 70182 Stuttgart Tel.: 0711 241774 E-Mail: suso-lederle@t-online.de
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,QIRUPDWLRQHQ XQG $QPHOGXQJ Zentrale Hotline 07221 9565-55 ,QWHUQHW www.radiologie.de | www.mammascreen-bw.de
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TERMINHINWEIS 09.11.2016 20.00 Uhr Herzkrankheiten – Stressfolge oder Schicksal? „Herz und Stress“ lautet das Motto der Herzwochen 2016. Jeder weiĂ&#x;, ohne unser Herz geht gar nichts. Doch wenn es stolpert, wenn es mĂźde wird, wenn das Blut keine freie Bahn mehr hat, fĂźhrt dies mit Hochdruck zum Herzinfarkt. Rauchen, wenig Bewegung, viel Stress durch psychosoziale Belastungen – der KĂśrper verzeiht vieles, aber auf Dauer nicht alles. Dem Herzen zu liebe, Sie sollten mehr wissen Ăźber Ihre persĂśnliche Risikolage und Ăźber mĂśgliche medizinische Interventionen. Dr. med. Suso Lederle im Gespräch mit Prof. Dr. med. Thomas Nordt Treffpunkt RotebĂźhlplatz; RotebĂźhlplatz 28; Stuttgart
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Sind Patienten heute Kunden? Wer ein Auto kauft, hat viele Fragen. Die wird ihm ein Profiverkäufer ausführlich beantworten. Er will seinen Kunden überzeugen, den Wagen gerade bei ihm zu kaufen. Der mögliche Käufer entscheidet sich jedoch frei. Er hat die Wahl. Niemand zwingt ihn. Er wird dort kaufen, wo ihn der Verkäufer überzeugt. Begeistert. Wo alle seine Fragen beantwortet werden. Kurz: Sympathie und Kompetenz des Verkäufers geben den Ausschlag. Ein Patient beim Arzt oder im Krankenhaus hat meist keine große Wahl, besonders im Notfall. Vielfach wird er heute auch gerne als Kunde betrachtet. Ob aber ein Patient, ein Kranker, ein Leidender wirklich „Kunde“ ist? Werner Waldmann im Gespräch mit Joachim Glotz über die neue Rolle des Patienten als Kunden.
„Wir vom Vital-Zentrum Glotz sind nicht nur dafür da, bestimmte Hilfsmittel zu liefern. Wir beraten und begleiten unsere Kunden, solange sie unsere Unterstützung brauchen.“ Joachim Glotz
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Werner Waldmann: Sie betreiben einen Sani-
Joachim Glotz: Sagen wir so: Unsere Kunden
tätsfachhandel. Ihre Kunden sind andersgearte-
sind ganz besondere Kunden. Ihnen ging es ein-
te Kunden als im übrigen Geschäftsleben. Ihre
mal sehr schlecht oder geht es immer noch
Kunden leiden an einer Krankheit, meist einer
schlecht. Ihre Lebensqualität ist durch eine
chronischen oder sind vielfach auch einge-
chronische Erkrankung oder ein mehr oder we-
schränkt in ihren Lebensfunktionen. Ihr Ange-
niger starkes Handicap eingeschränkt. Wir bie-
botsspektrum reicht von Therapiegeräten für
ten diesen Menschen Hilfsmittel an, die ihre kör-
Schlafapnoe-Patienten und sauerstoffpflichtige
perlichen Defizite ausgleichen und sie soweit
Lungenkranke über alltägliche Hilfsmittel wie or-
wie möglich normal am Leben teilhaben lassen.
thopädische Schuheinlagen, Orthesen, Hilfsmit-
Bei einem Menschen, dem ein Arm oder Bein
tel für Rheumatiker bis hin zu diversen Hilfen für
amputiert wurde, können wir heute mit einer
Querschnittsgelähmte, vom Badelift bis zum
modernen Prothese wieder fast ganz normale
Rollstuhl. Ganz offensichtlich sind das ihre Kun-
Beweglichkeit erreichen. Denken Sie nur an die
den, aber allesamt sind sie vornehmlich Patien-
Teilnehmer der Paralympics. Bei schwer kran-
ten, Kranke, Leidende. Wo sehen Sie den Unter-
ken Patienten beispielsweise mit COPD, die
schied zwischen Kunde und Patient?
dauerhaft künstlich beatmet werden müssen,
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können wir nur eine lebenserhaltende Unterstüt-
Luft in eine Maske bläst und so die kollabieren-
zung bieten. Die alte Lungenkapazität können
den Atemwege nachts offen hält. Diese Therapie
wir mit unseren Mitteln nicht wiederherstellen.
verlangt eine Menge von den Patienten. Es gibt immer wieder Probleme mit der Maske, sei es,
Werner Waldmann: Die „Kunden“ in der Klinik
dass sie drückt oder durch eine Leckage stört.
verweilen heutzutage aufgrund der DRGs nur
Wir versorgen unsere Patienten also nicht nur
noch wenige Tage unter Aufsicht der Ärzte. Die-
mit Gerät und Maske, wir beraten sie auch, be-
se sind dann auch mit Ratschlägen und einer
gleiten sie ein Leben lang bei ihrer Therapie und
Weiterbetreuung aus dem Schneider. Ihre Kun-
den immer wieder dabei auftretenden Proble-
den dagegen setzen auf eine unter Umständen
men. Würden wir dies nicht ernst nehmen, so
lebenslange Betreuung u ̈ber die Versorgung mit
gäbe es eine Menge Therapieabbrüche. Die Be-
einem bestimmten Hilfsmittel hinaus.
treuung unserer ganz speziellen Kunden, unserer Patienten, ist ein elementarer Bestandteil un-
Joachim Glotz: Unsere Kunden sind keine Ein-
serer Arbeit. Deshalb trifft es uns wirklich
malkunden. Wir schauen nicht nur auf das Re-
schwer, wenn uns die Krankenkassen durch
zept, wir betrachten auch den Menschen und
Sparmaßnahmen die Möglichkeit beschneiden,
seine Bedürfnisse. Die meisten unserer Kunden
unserer Verantwortung gerecht zu werden.
bleiben uns ihr Leben lang verbunden. Da ist eine verantwortliche Betreuung Voraussetzung.
Werner Waldmann: Wenn die gesetzliche Kran-
Wir sind nicht nur dafu ̈r da, bestimmte Hilfsmit-
kenversicherung ihren Versicherten nicht mehr
tel zu liefern und in deren Gebrauch einzuwei-
das bietet, was nicht nur wirtschaftlich, sondern
sen, wir beraten und begleiten diese Menschen,
auch wirksam ist, bleibt den Patienten doch nur
solange sie leben und unsere Unterstützung
noch selbst ins Portemonnaie zu greifen und
brauchen. Da entwickelt sich ein gänzlich ande-
dort aufzuzahlen, wo die Krankenkasse sie im
res Vertrauensverhältnis und ein hohes Gefu ̈ hl
Stich lässt.
der Verantwortung. Joachim Glotz: Das ist leider die Konsequenz. Werner Waldmann: Wie schaffen Sie den Spa-
Den Menschen heute ist Gesundheit und Le-
gat zwischen einer kostenintensiven Betreuung
bensqualität ein immer wichtigeres Anliegen.
Ihrer Patienten und der ständig sinkenden Er-
Und da ist es nur zu konsequent, wenn der eine
stattung durch die Kostenträger?
oder andere sich das privat leisten will, was ihm die Kasse verweigert. Ich denke, dass wir erst
Joachim Glotz: In der Tat sprechen Sie hier ein
am Beginn einer solchen Entwicklung stehen.
großes Problem an. Ein Beispiel soll das deut-
Versorgungsqualität ist einfach nicht zum Dis-
lich machen. Wir betreuen einige Tausend Pa-
countpreis anzubieten. Dies zu behaupten wäre
tienten, die an Schlafapnoe leiden. Diese Krank-
unredlich.
heit begleitet sie ein Leben lang. Sie lässt sich nicht kurieren. Die Therapie besteht aus einem Atemtherapiegerät, das durch einen Schlauch
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Wenn Hühner und Vierbeiner gesund und glücklich machen Tiergestützte Therapie in Göppingen anchmal finden Ärzte, Therapeuten, Pflegekräfte einfach keinen Zugang zu einem Patienten. Sicher auch, weil sich manche Patienten aufgeben. Und dann passiert ein Wunder, quasi von heute auf morgen. Und dieses Wunder bewirkt beispielsweise ein Huhn. So erzählt Dr. Katrin Hofmann, Leiterin des Praxis-Zentrums der Göppinger Klinik Christophsbad (PET-Freihof) von einem schwer chronisch kranken und depressiven Mann, der nur noch in seinem Rollstuhl saß und an nichts mehr Freude hatte. Als in einem Gespräch das Thema Tiere auf dem Freihof zur Sprache kam, merkte Dr. Hofmann, wie plötzlich eine Veränderung in dem Mann vorging. „Bei dem Wort Tiere haben wir schon so ein bisschen gemerkt, dass er sich rührt, bei dem Wort Hühner ist der Kopf hochgegangen, er hat mich angeguckt und hat angefangen zu reden und hat gleich gefragt, ob er ein Vesper mitbringen kann, also er wollte den ganzen Tag bei uns bleiben“. Regelmäßig besuchte der Mann den Freihof und verbrachte viel Zeit mit den Hühnern und anderen
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Dr. Magda Antonic Tieren. In erstaunlich kurzer Zeit machte der psychische Zustand des Mannes erstaunliche Fortschritte. Dr. Hofmann erklärt, dass das nicht selten der Fall ist: „Gerade so 50- bis 60-Jährige sagen Das war damals, die Nachbarn hatten Hühner oder Ich hatte Kaninchen als ich klein war oder Ich wollte immer reiten und durfte nie und solche Geschichten. Wenn man das dann ermöglicht, sind die Menschen wirklich ganz im Glück“. Vier Therapiepferde, vier Zwerghühner, zwei Kaninchen, zwei Zwergziegen, zwei Laufenten und zwei Esel befinden sich auf dem Hof und helfen großen und kleinen Patienten, ihre gesundheitlichen Probleme zu bewältigen. Jedes Tier hat unterschiedliche Verhaltensweisen und Charakterzüge. Die einen sind eher scheu, andere richtige Draufgänger, manche sind wie ein Fels in der Brandung – von daher kann man sie ganz unterschiedlich einsetzen. Die Hühner werden gerne bei Kindern eingesetzt, die Angst haben vor Tieren; auch bei Kindern, die hyperaktive Züge
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Praxis-Zentrum Göppingen Pappelallee 49 / 73037 Göppingen Tel.: 07161 601 - 9690 Öffnungszeiten: Mo.- Do. 8:00Uhr - 20:00Uhr Fr. 8:00Uhr - 19:00Uhr Leitung: Dr. Katrin Hofmann Dipl.-Sportwissenschaftlerin, Bewegungstherapeutin, Psychomotorikerin, Reittherapeutin (Schwerpunkt Erwachsene) katrin.hofmann@pz-goeppingen.de Die Kontonummer des Spendenkontos der Göppinger Patientenstiftung lautet: DE77 6105 0000 1000 2994 70 KSK GP BIC: GOPSDE6GXXX Bitte Stichwort „Spende für PET-Freihof“ verwenden. haben, ganz unruhig sind, sich nicht konzentrieren können. „Die Hühner kommen nur dann zum Menschen, wenn man selbst ruhig ist. Verhält man sich hektisch, werden die Hühner auch hektisch und flattern herum“, so Dr. Hofmann. „Wenn man sich hinsetzt und die Hand hinhält, dann kommen die her und fressen aus der Hand. Aber das bedarf ein bisschen Ruhe und das haben viele Kinder nicht, die kriegen dann eben von den Hühnern direkt das Feedback und nicht von den Erwachsenen und Therapeuten. Und das ist eigentlich das Schöne, dass wir da gar nicht groß reden, sondern die Kinder bekommen ein unmittelbares Feedback über ihr Verhalten.“ Zwischen einer dreiviertel und einer Stunde dauert eine Einheit der tiergestützten Therapie in der Regel. Zusätzlich werden die Tiere dann oft mit frischem Wasser und Futter versorgt. Man mistet auch mal den Stall aus. Zum Hühnerstall führt eine Rampe, die die kleinen Kinder im Grundschulalter nach oben kraxeln können und dort putzen. Auf diese Weise wird gleichzeitig die Motorik unterstützt und gefördert. Dr. Hofmann: „Es kommt meistens auf den Patienten an, ob wir nur bei den Hühnern bleiben, oder auch was anderes machen. Wir sammeln auch manchmal Futter, Gras, oder wir bereiten eine Mahlzeit zu. Die Tiere essen ja beispielsweise Gurken und Äpfel, die man schneiden kann. Das fördert auch wieder die Feinmotorik.“
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Die tiergestützte Therapie wird in den seltensten Fällen von den Krankenkassen bezahlt. Es gibt zwar viele Studien über die Wirksamkeit dieser Therapie, aber „das Problem dabei ist, dass gerade der pädagogische und psychologische Bereich manchmal schwer greifbar ist, es ist nicht immer möglich, anhand von Fragebögen genau das rauszukriegen, was man eben rauskriegen möchte. Man kann nicht immer eindeutig sagen, ob der positive Nutzen der Therapie am Tier liegt oder am Therapeuten“. Ein Grund für die Zurückhaltung der Krankenkassen ist sicherlich der Sicherheitsfaktor. Wenn jemand vom Pferd fällt, kommen Kosten auf die Krankenkassen zu. Außerdem berufen sich die Krankenkassen eben darauf, dass es nicht ausreichend fundierte wissenschaftliche Studien gibt, die die Wirksamkeit der tiergestützten Therapie eindeutig belegen. „Ich mache seit 16 Jahren Reittherapie und jetzt auch noch die tiergestützte Therapie“, so Dr. Hofmann, „und wenn man dann sieht, wie gut das wirken kann und wie viele tolle Effekte man mit der Therapie erreichen kann, ist es einfach schade, wenn sie nicht unterstützt wird. Wir kriegen das Feedback auch von Eltern, von Therapeuten, Pflegekräften, wie die Menschen sich plötzlich zum Positiven verändern. Deshalb versuchen wir Spendengelder einzuholen, damit möglichst viele Menschen an unseren Angeboten teilnehmen können.“
Das Praxis-Zentrum Göppingen bietet nicht nur die tiergestützte Therapie an, sondern auch Ergotherapie, Physiotherapie sowie Physiotherapie speziell für Kinder. Das Angebot kann von jedem genutzt werden.
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THEMENTAG SCHLAF 2016 19.11.2016
Bild: © Ronnarid Somphong/123rf.com
Stuttgart Treffpunkt Rotebühlplatz
das schlafmagazin
in Zusammenarbeit mit der
sowie dem Bundesverband Schlafapnoe und Schlafstörungen Deutschland e. V. (BSD) und dem Landesverband Baden-Württemberg Schnarchen-Schlafapnoe e. V. (LVBWSS) 40
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ANMELDUNG
PROGRAMM Einlass: 9.00 Uhr Moderation: Dr. Suso Lederle (Stuttgart) 10.00 Uhr Begrüßung 10.15 Uhr Dr. Stefan Reinecke (Stuttgart): Schlafapnoe und ihre Folgeerkrankungen 10.45 Uhr Prof. Barbara Wilhelm (Tübingen): Sekundenschlaf – erkennen und vermeiden 11.15 Uhr Holger Woehrle (Blaubeuren/Ulm): Neue Strategien in der Schlafapnoe-Therapie 11.45 Uhr Prof. Winfried Randerath (Solingen): Herzinsuffizienz und zentrale Schlafapnoe 12 . 15 – 13 . 15
Mittagspause
13.15 Uhr PD Dr. Helmut Frohnhofen (Essen): Schlafapnoe und Demenz
앮 Ich komme alleine 앮 Wir nehmen mit insg. _________ Personen an der Veranstaltung teil.
Name:
_________________________________________
Vorname: _________________________________________ Straße:
_________________________________________
PLZ:
_________________________________________
Ort:
_________________________________________
Tel.:
_________________________________________
13.45 Uhr Dr. Susanne Schwarting (Kiel): Schienentherapie – Was gibt es Neues? 14.15 Uhr Dr. Thomas Bolm (Stuttgart): Schlaf und psychische Gesundheit 14 . 4 5 – 15 . 15
Kaffeepause
15.15 Uhr Dr. Martina Bögel (Schwalmstadt-Treysa): Vorbeugen ist besser als heilen – Prävention in der Schlafmedizin 15.45 Uhr Joachim Glotz (Gerlingen): Müssen wir für eine gute Therapie selbst bezahlen?
Die Anzahl der Plätze im Vortragssaal ist begrenzt. Bei zu vielen Anmeldungen entscheidet das Anmeldedatum. Schicken Sie eine E-Mail an:
dr.antonic@meditext-online.de Oder schicken Sie ein Fax an:
0711 7656590
Workshops 13.15 Uhr Dipl.-Psych. Sabine Eller (Gerlingen): Wie verschlafe ich pünktlich? Mögliche und unmögliche Fragen an die Schlafmedizin 14.15 Uhr Dr. Winfried Hohenhorst (Essen): Alternative Therapien bei OSAS: Zungenschrittmacher 15.15 Uhr Thomas Kunze (Hamburg): Maskensprechstunde Kompass Gesundheit 4/2016
Der Eintritt ist frei! 41
Diakonie-Klinikum Stuttgart Förderpreis für gesundes Arbeiten as Diakonie-Klinikum Stuttgart zählt zu den Gewinnern des 2. deutschen Förderpreises für betriebliches Gesundheitsmanagement. Das Klinikum belegt mit seinem Projekt „Gesundheitsfaktor Innere Qualität“ den zweiten Platz im Wettbewerb der DAK-Gesundheit und der Kommunikationsberatung MCC. Es erhält einen Sachpreis im Wert von 20 000 Euro, um sein Projekt zur Gesundheitsförderung in die Tat umzusetzen. 65 Firmen hatten sich bundesweit an dem Wettbewerb zum Schwerpunktthema „Personelle Vielfalt – Diversität und Gesundheit“ beteiligt. Der Wirtschaftsfachmann Prof. Bert Rürup und der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der DAK-Gesundheit, Andreas Storm, ehrten das Klinikum im Oktober bei der Preisverleihung im Rahmen des Kongresses „Betriebliches Gesundheitsmanagement“ in Düsseldorf. Mit seinem Projekt, an dem Vertreter
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verschiedener Arbeitsbereiche in Gremien mitarbeiten, engagiert sich das Diakonie-Klinikum in besonderem Maße für das Diversitätsmanagement, also einen diskriminierungsfreien Umgang mit Menschen. „Erfolgreiches Diversitätsmanagement und gute innere Qualität sind zwei Seiten derselben Medaille. In Zeiten ausgeprägten Fachkräftemangels – auch und gerade in der Pflege – wirkt sich Diversität oftmals kritisch aus. Unterschiedliche Sprachkenntnisse, Werthaltungen und Verhaltensweisen führen leicht zu Reibungsverlusten und Widerstand. Umso wichtiger ist es, die Probleme frühzeitig zu erkennen und mit modernen Verfahren wirksam zu lösen“, so umreißt es Prof. Kuno Rechkemmer, Leiter der mit der Durchführung des Projekts betrauten CGIFOS Institute GmbH. Die Jury zeigte sich besonders beeindruckt vom methodischen Ansatz des Projekts: „Das Instrumentarium des betrieblichen Gesundheitsmanagements und des Umgangs mit Diversität wird durch das System des Managements innerer Qualität in höchst sinnvoller Weise erweitert“, sagte Storm. DAK-Gesundheit
30. NOV. – 20. MAI 2017 KÖRPERWELTEN nach 13 Jahren wieder in Stuttgart! lastinator Dr. Gunther von Hagens und Kuratorin Dr. Angelina Whalley präsentieren zusammen ihre aktuelle Ausstellung KÖRPERWELTEN & Der Zyklus des Lebens vom 30. November 2016 bis 20. Mai 2017 in der Schleyer-Halle. Viele erinnern sich sicher noch an das Jahr 2003, als die Ausstellung in Stuttgart in nur neun Tagen einen bis heute ungebrochenen Besucherrekord aufstellte. „Dieses Mal bleiben wir länger!“ verspricht Dr. Angelina Whalley. Seit 2003 haben sich das Ausstellungskonzept und die Plastinationstechnik stetig weiter entwickelt. Die Ausstellungen haben weltweit in den namhaftesten Museen Station gemacht
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und mehr als 40 Millionen Besuchern Einblick in das Innere des menschlichen Körpers gewährt. Gunther von Hagens wurde für sein Lebenswerk und seinen herausragenden Beitrag zur Vermittlung von Wissenschaft an ein Laienpublikum von der internationalen Vereinigung der 650 Wissenschaftsmuseen ASTC ausgezeichnet. Im Fokus der aktuellen Stuttgarter KÖRPERWELTEN Ausstellung steht der menschliche Körper im Kreislauf von Entstehen und Vergehen. Der kontinuierliche Veränderungsprozess des Körpers wird anhand einer Vielzahl von eindrucksvollen Ganzkörper-Plastinaten spannend und leicht verständlich aufbereitet. Die einzelnen Stationen – von der Zeugung bis ins hohe Alter – laden dazu ein, sich intensiv mit seinem eigenen Körper und Lebensstil zu beschäftigen. Red.
Kompass Gesundheit 4/2016
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Kompass Gesundheit zum Hören!
Gefäße gut – alles gut
Seelischer Kummer und warum er krank macht
Prof. Dr. med. Christian Herdeg
Prof. Dr. med. Christian Herdeg
Ein Hörbuch der Zeitschrift KOMPASS GESUNDHEIT in Kooperation mit den Kreiskliniken Esslingen
Ein Hörbuch der Zeitschrift KOMPASS GESUNDHEIT in Kooperation mit den Kreiskliniken Esslingen
Foto: © Monkey Business/fotolia.de
wie man Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugt
Osteoporose Hilfe bei Knochenschwund Werner Waldmann im Gespräch mit Prof. Dr. med. Ulrich Liener
Ein Hörbuch der Zeitschrift KOMPASS GESUNDHEIT in Kooperation mit dem Marienhospital Stuttgart
Zu bestellen bei MEDITEXT DR. ANTONIC Postfach 3131 73751 Ostfildern Fax: 0711 7656590 E-Mail: dr.antonic@meditext-online.de
Keine Angst vor der
Narkose Prof. Dr. med. René Schmidt Ein Hörbuch der Zeitschrift KOMPASS GESUNDHEIT in Kooperation mit dem Marienhospital Stuttgart
Jede CD 6,- EUR
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Das Einzige, das ansteckend sein sollte: Lebensfreude.