Schlafmittel

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Grundsätzlich unterscheidet man zwischen rezeptfreien und verschreibungspflichtigen Schlafmitteln. Die verschreibungspflichtigen Medikamente sind normalerweise wirksamer und außerdem wissenschaftlich auch besser untersucht als die rezeptfreien. Daher eignen sie sich eher zur Behandlung von schweren und/oder chronischen Schlafstörungen. Allerdings muss man für diese höhere Wirksamkeit auch einen Preis bezahlen. „Keine Wirkung ohne Nebenwirkung“ – dieser uralte medizinische Grundsatz gilt natürlich auch für verschreibungspflichtige Schlafmittel: Ihre Einnahme ist in der Regel mit höheren Risiken und potenziellen Nebenwirkungen verbunden als der Konsum der schwächer wirksamen rezeptfreien schlaffördernden Medikamente. Das optimale Schlafmittel sollte sechs Eigenschaften haben: Es soll von Schlaflosigkeit geplagten Menschen wieder einen ungestörten Nachtschlaf ermöglichen und dabei das natürliche Schlafmuster erhalten bzw. wiederherstellen. Man sollte sich am nächsten Tag wach, fit und leistungsfähig fühlen. Bei Menschen mit chronischen Schlafstörungen soll auch eine Langzeitbehandlung möglich sein, das heißt: Das Mittel sollte in seiner Wirksamkeit nicht nachlassen und nicht abhängig machen. Außerdem soll das Medikament die Schlafstörung nicht nur in ihren Symptomen lindern, sondern im Zusammenwirken mit nicht-medikamentösen Maßnahmen zu einer dauerhaften Besserung beitragen. Es sollte altersneutral, also auch bei älteren Patienten anwendbar sein. Und was am allerwichtigsten ist: Das Schlafmittel sollte möglichst wenige unerwünschte Nebenwirkungen verursachen. Tatsächlich ist es bisher nicht gelungen, ein solches Arzneimittel zu entwickeln. Keines der zurzeit auf dem Markt erhältlichen Schlafmittel erfüllt alle obengenannten Voraussetzungen. Viele Schlafmittel verändern die „Schlafarchitektur“ – also die natürliche Struktur des Schlafs, der aus verschiedenen, sich in regelmäßiger Abfolge wiederholenden Phasen besteht. Durch diese Veränderungen wird der Schlaf weniger erholsam. Bei manchen Schlafmitteln ist die Überhangwirkung am nächsten Morgen noch so stark, dass man sich wie benebelt durch den Tag quält. Man erkauft sich den guten Nachtschlaf also durch ein schlechtes Befinden bei Tage. Etliche Schlafmittel können zu Gewöhnungseffekten führen (das heißt, man braucht nach einer gewissen Zeit eine höhere Dosis, um den gleichen schlaffördernden Effekt zu erzielen); manche können sogar abhängig machen. Diese Medikamente dürfen nur über einen kurzen Zeitraum eingenommen werden; für eine Langzeittherapie sind sie nicht geeignet. Die meisten Schlafmittel behandeln nur das Symptom (die Schlaflosigkeit), nicht aber die Ursache(n) des Schlafproblems. Deshalb kehrt die Schlafstörung häufig wieder, sobald man das Medikament absetzt. Nicht alle verschreibungspflichtigen Schlafmittel sind für ältere Patienten geeignet, und fast alle können unerwünschte Nebenwirkungen verursachen. Zwei davon (Schläfrigkeit am nächsten Tag und Abhängigkeitsrisiko) wurden bereits genannt. Aber auch andere unerwünschte Effekte wie beispielsweise Gewichtszunahme sind möglich.

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