Thema
Zukunft gemeinsam entwickeln Im Spannungsfeld zwischen Sozialpolitik und Urbanistik Das Gemeindeentwicklungsprogramm für Raum und Landschaft ist ein durch das Landesgesetz Raum und Landschaft eingeführtes Planungsinstrument, in dem für die Dorf- und Stadtgemeinschaft wichtige Ziele und Maßnahmen festgelegt werden sollen. T E X T: R A P H A E L PA L L A
Dabei geht es beispielsweise um: • die Sicherstellung der Nahversor gung, die flächendeckende Verfüg barkeit und idealerweise fußläufige Erreichbarkeit öffentlicher Dienste und wichtiger Treffpunkte, • die Aufwertung des öffentlichen Raums, um Orte der Begegnung zu schaffen, • die Aufwertung und Wiederbele bung der bestehenden Bausubstanz und der Siedlungsqualität, die effi ziente Nutzung bereits erschlosse ner Flächen und die Förderung ei ner kompakten Siedlungsstruktur zur Vermeidung langer Wege und zur Einschränkung des Bodenver brauchs, • die Deckung des Mobilitäts- und Kommunikationsbedarfs der Ge meinschaft mit öffentlichen Ver kehrsmitteln, Rad- und Fußwege netzen oder digitalen Diensten.
Raumplanung für alle Diese vorwiegend sozialen Themen betreffen die gesamte Dorf- bzw. Stadtgemeinschaft und beeinflussen langfristig den Alltag und die Lebens qualität. Es geht nicht um technische Parameter – es geht um die Diskussi on und um die Gestaltung von öffent lichem Raum: Wege, Plätze, essen zielle Dienstleistungen, Grünflächen usw. Jede Siedlung lebt von den Men schen, die sie bewohnen, die dort ar beiten, einkaufen, zur Schule gehen, ihre Freizeittätigkeiten ausüben und sie besuchen kommen. Diese ver schiedenen Funktionen und Treff punkte zu erhalten und zukunftsfä hig zu entwickeln ist essenziell. Neue Formen des Wohnens und des Arbei tens brauchen flexible Lösungen. Die
jungen Generationen sind besonders gefragt mitzumachen! Es ist deshalb im Interesse aller Bürger:innen, an diesem gemein schaftlichen Projekt teilzunehmen und es mitzugestalten. Gleichzeitig muss es im Interesse jeder Gemeinde verwaltung sein, die Bedürfnisse der verschiedenen Bevölkerungsgruppen – Kinder, Jugend, Senioren – zu be rücksichtigen und diese miteinzubin den.
Wie kann man mitmachen? Das Landesgesetz Raum und Land schaft sieht die Teilnahme der Bevöl kerung an der Ausarbeitung des Ge meindeentwicklungsprogramms im Art. 51, Abs. 2 explizit vor: „Die Ge meinden erarbeiten das Gemeinde entwicklungsprogramm im Rahmen eines öffentlichen Verfahrens, das die Beteiligung der Bürger und Bür gerinnen, der Verbände und der In teressensgruppen gewährleistet.“ Die Form ist offengelassen. Es reicht nicht, die Bürger:innen in ein paar Bürgerversammlungen zu „informie ren“. Partizipation geht über die In formation hinaus. Zuerst sollte die Gemeinde den Be ginn der Ausarbeitung des Pro gramms ankündigen, sodass die Ge meinschaft Bescheid weiß. Weiters ist im ersten einleitenden Gemeinde ratsbeschluss die sogenannte Steue rungsgruppe zu definieren. Sie be gleitet die Ausarbeitung des Pro grammes und könnte aus einer re präsentativen Menschengruppe des Ortes zusammengesetzt sein. Zu sätzlich wird neben den Hauptzielen angegeben, dass das Programm in einem partizipativen Prozess ausge arbeitet wird.
Dieser öffentliche Raum bietet Platz für Begegnungen.
Wer kann und soll mitmachen?
Bürger:innen, Verbände, Institutionen und Interessensgruppen können sich an die Mitglieder der Steuerungsgrup pe wenden, um ihre Mitarbeit anzu bieten. Falls sie schon konkrete Vor stellungen haben, umso besser! Partizipative Prozesse können ver schiedenste Formen haben: von Schul- oder Vereinsprojekten mit Kindern und Jugendlichen bis hin zu einer Webseite, von the menbezogenen Arbeitsgruppen bis zu Dorfbegehungen oder -be fahrungen, von Workshops bis zu World Cafés ... Wichtig ist, dass durch die Teil nahme die Erfahrung, die Be dürfnisse und das lokale Wissen Raphael Palla, Amt für Gemeindeplanung der Betroffenen in die Arbeit ein der Landesverwaltung, fließen, um die Qualität des Er berät und begleitet gebnisses zu erhöhen. Gemeinden in der Ausarbeitung von Raum Deshalb scheut euch nicht und planungsinstrumenten macht mit! K O M PA S S J U L I 2 0 2 2
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