Holzbulletin 119/2016 Sommerziele Gastropavillon Strandbad Mythenquai, Zürich Servicegebäude Freibad Otterstall, Neuhausen Naturbad, Riehen Zoo La Garenne, Le Vaud Elefantenpark im Zoo Zürich Pavillon Schiffsanlegestelle Bahnhofsteg, Zug
Das Erscheinungsbild des Empfangspavillons im Zoo La Garenne in Le Vaud findet seine Inspiration in der Tierwelt. Architektur: Localarchitecture, Lausanne
Holzbauten im Einklang mit der Natur Das Holzbulletin der Lignum dokumentiert seit 1979 Bauwerke, die mit Holz und seinen Werkstoffen ausgeführt sind. Dabei werden Tendenzen zu neuen oder wiederentdeckten Bauaufgaben sowie Materialentwicklungen für Gestaltung und Konstruktion ebenso aufgegriffen wie aktuelle Trends in der formalen Umsetzung des Holzbaus oder der Anwendung von Holz. Diese Sammlung an professionell aufbereiteten Referenzen ist in gedruckter Form als Hefte sowie in digitaler Form als Blätterkataloge (siehe www.lignum.ch/shop/holzbulletin/) oder geografisch verortete Objektinformationen (siehe www.lignum.ch/tools/holzbulletin_online) verfügbar. Die besten Referenzen sind jedoch immer diejenigen, welche man in natura besichtigen kann. Ganz einfach, ohne Vorabklärungen und Anmeldeprozeduren geht das meist bei Bauten, die der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Einige davon, welche im Einklang mit der Natur realisiert wurden, haben wir diesmal mit Blick auf die aktuelle Jahreszeit ausgewählt und dokumentiert. Sie sollen sozusagen als Anregung zur Besichtigung dienen. Aber Achtung, es sind nicht die einzigen sechs Projekte zu diesem Thema. Weitere sind im oben erwähnten Holzbulletin-online zu finden. Wir wünschen anregende Begegnungen mit Holz in den Sommermonaten.
Roland Brunner Technische Kommunikation Lignum
Im Zoo La Garenne führt eine Passerelle von 150 m Länge über die Gehege der Wölfe, Luchse und Wildschweine hinweg. Aus lokalem Holz erstellt, ergänzt der Übergang den neuen Empfangspavillon, der fast zu 100 % aus Schweizer Holz entstanden ist und dafür eine Gesamtobjektauszeichnung mit dem ‹Herkunftszeichen Schweizer Holz› erhalten hat. Fotografin: Delphin Schacher, Begnins
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Gastropavillon Strandbad Mythenquai, Zürich Das altehrwürdige Zürcher Strandbad Mythenquai – es besteht seit den zwanziger Jahren – empfängt seine Gäste nicht nur mit einer umgestalteten Uferzone, sondern auch mit einem neuen Gastrogebäude. Der ansprechende Holzbau ist das Resultat eines Architekturwettbewerbs. Das Hochbauamt der Stadt Zürich führte Anfang 2010 einen Wettbewerb für den Ersatzbau des Gastrogebäudes im Strandbad Mythenquai durch. Das Raumprogramm war im Wettbewerb weitgehend bestimmt. Auf die Hauptnutzflächen konnten die Architekten nicht gross einwirken, jedoch auf die Erschliessungsflächen. Diese sind sowohl beim Gastrogebäude als auch beim Toilettengebäude stark minimiert und wo möglich in den Aussenraum verlegt. Im Wettbewerb wurde ein Gastronomiegebäude verlangt, das nur im Sommer nutzbar sein muss. Diese Anforderung war grundlegend entwurfsbestimmend, weil sie typologisch ein Sommerhaus erlaubte. Schon für den Wettbewerbsentwurf entschieden sich die Architekten gegen eine hermetische Trennung des Gebäudes vom Aussenraum. Vielmehr sollte die Luft durch das Gebäude strömen, um Überhitzung zu vermeiden. Die grossen Bäume in der unmittelbaren Umgebung und das Vordach sollten Schatten spenden und das Ihre zu einem guten Sommerklima beitragen. Das nach diesem Grundgedanken erstellte Gebäude ist zugleich Rohbau und fertiges Bauwerk, ohne verkleidende Fassadenteile, weil es auch keine Dämmung gibt. Das, was aussen sichtbar ist, ist auch innen sichtbar. Eine Ausnahme machen Dach und Boden, welche mehrschichtige Bauteile sind. Im Winter wird der Pavillon in einen Mantel aus Holzlatten in Form von Holzrolläden eingepackt. In der Planungsphase formulierten die Architekten beim Holzbau den Anspruch, kein verklebtes Holz einzusetzen. Dieser Entscheid hatte grosse gestalterische Konsequenzen. Wenn
man Holz als stabförmiges Element und nicht als Platte denkt, verändert das die Konstruktion sehr stark und im Fall des ‹entkleideten› Gebäudes auch dessen Ausdruck. Wenn das Gebäude also auf frühere Architekturen verweist, so hängt das damit zusammen, dass es Kons truktionsweisen aus früheren Zeiten übernimmt. Neben den typologischen Überlegungen zum Sommerhaus und zum Konstruktionskonzept war der Städtebau ein wichtiger Pfeiler des Entwurfs. Die bestehende Anlage weiterzubauen, sich den Bauten aus den fünfziger Jahren anzupassen und dem Park und dem Baden den wichtigsten Platz einzuräumen, sind ortsbauliche Entscheide der Architekten. So auch die weisse Farbe, welche auf verschiedene andere Zürcher Seebäder verweist. Die Stadtzürcher haben mit dem Pavillon ein Gebäude aus teilweise eigenem Holz erhalten. Für die Sparren wurden im Zürcher Wald Bäume geschlagen und als 11 m lange Stücke in die Sägerei gebracht. Auch das weitere Konstruk tionsholz stammt weitgehend aus nahen Quellen. Lediglich die filigranen Stützen wurden in Eiche aus dem Schwarzwald und die Holzbänke in Bündner Lärche ausgeführt. Die Vorfabrikation der aus Massivholz hergestellten Rasterelemente war eine enorme Herausforderung in Sachen Präzision. Die Auflagerstützen aus Metall wurden vorgängig in die sichtbar bleibende Betonbrüstung eingegossen und gaben das Rastermass vor. Man plante bei jedem Element eine Toleranz von 2 mm ein, um beim Montieren der Elemente die Achsmasse einhalten zu können. Zusätzlich wurden die Elemente zwischen der Herstellung und der Montage gegen Feuchtigkeit geschützt, um möglichst keine Form- und Dimensionsveränderung durch Feuchtezunahme zu riskieren. Bei der Herstellung der Elemente wurde mit gutem Auge auf die Holzbeschaffenheit geachtet. Man schnitt das Holz zuerst roh zu und liess es dann rund zwei Wochen ruhen. Anschlies send wurden die verschiedenen Bauteile auf
das richtige Mass gehobelt und abgebunden. Vor der Montage grundierte der Maler die Bauteile allseitig. Beim Zusammenbau der Rasterelemente wurde eine sehr hohe Vorfertigung angestrebt. Alle Verkleidungen und Abschlüsse wurden werkseitig montiert und anschliessend mit der Endbehandlung im temperierten Werk versehen. So liess sich das Gebäude über die Wintermonate aufstellen, und die temperaturabhängigen Arbeiten bereiteten keine Sorgen. Nach zweiwöchiger Montage konnte der neue Gastropavillon den nächsten Handwerkern für die Weiterarbeit übergeben werden.
Situation
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Querschnitt
Erdgeschoss
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20 m
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Ort Mythenquai 95, 8002 Zürich Eigentümerin Stadt Zürich, Immobilien-Bewirtschaftung, und Stadt Zürich, Grün Stadt Zürich; vertreten durch Stadt Zürich, Amt für Hochbauten Architektur Arge Malevez + Spiro-Gantenbein, Zürich Landschaftsarchitektur Koepfli Partner GmbH, Luzern Kostenplanung/Submission Schlatter Bauleitung, Wernetshausen Bauingenieure Heyer Kaufmann Partner AG, Zürich Elektroingenieure Mettler + Partner AG, Zürich HLKS-Ingenieure BSP-Energie GmbH, Zürich Gastroplanung axet gmbh, Embrach Holzbauingenieur schaerholzbau AG, Altbüron Holzbau Walter Küng AG, Alpnach Dorf Materialien Vollholz in Fichte (Zürcher Wald) 23 m3, Vollholz in Eiche für Stützen 11 m3; Leisten in Fichte für Holzgitter 2000 m, Leisten in Lärche für Sitzbänke 710 m; Aussenschalung in Lärche 25 m2, Innenwandschalung in Fichte 100 m2, Dachschalung in Fichte 660 m2 Baukosten BKP 1–9 CHF 5,31 Mio. BKP 2 CHF 3,01 Mio. (inkl. Mwst.) BKP 214 CHF 696 000.– Geschossfläche SIA 416 623 m2 Gebäudevolumen SIA 416 2024 m3 Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) CHF 1490.– Bauzeit September 2013 – Juni 2014 Fotograf Georg Aerni, Zürich
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Holzelemente: Ansicht aussen, Schnitt, Ansicht innen, Grundriss
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Servicegebäude Freibad Otterstall, Neuhausen Das Schwimmbad Otterstall in der Gemeinde Neuhausen am Rheinfall überrascht mit seinem Servicegebäude. Eine geschliffene Bodenplatte aus Stahlbeton bildet die Plattform für einen sehr einfach konzipierten, jedoch höchst elegant durchgestalteten Bau in reiner Holzbauweise. Das Grundstück befindet sich als Landschaftsterrasse in einer parkähnlichen Anlage unmittelbar beim Rheinfall. Die Umgebung ist geomorphologisch geprägt durch die charakteristische Landschaftsform dieses Flusstales. Das Gelände ist sanft geneigt; im Bereich des südöstlich gelegenen Mischwaldes aus Parkgehölzen mit Auencharakter fällt es zum Rhein hin steil ab. Der Fluss ist von der Landschaftsterrasse her spürbar und akustisch wahrzunehmen. Der Entwurf reagiert auf die vorhandene Situation mit einem längsrechteckigen, pavillonartigen Gebäude. Ein grosszügig konzipiertes Dach verbindet sämtliche Funktionsbereiche. Zwei versetzt zueinander positionierte, möbelartige Raumkörper bilden differenziert überdeckte Aussenbereiche mit spannenden Raumfolgen. Eine umlaufende Stützenreihe mit unterschiedlichen Abständen visualisiert subtil die dahinterliegenden Nutzungen und führt die Besucher selbstverständlich in die unterschiedlichen Bereiche. Die Aussenhülle der Raumkörper besteht aus einer filterartigen Schicht aus Lamellenladenelementen unter-
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schiedlicher Ausführung und ist lichtdurchlässig. Diese Elemente entwickeln Erinnerungsbilder an Blickschutzelemente wie Fensterläden oder eine Spanische Wand. Das Gebäude als Pavillon im Park vermittelt Leichtigkeit, Transparenz und Offenheit. Durch die Materialisierung aus heimischem Holz entsteht eine angenehm haptische Atmosphäre.
Situation
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Erdgeschoss
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10 m
Ort Brunnenwiesenstrasse 33, 8212 Neuhausen am Rheinfall Auftraggeber Gemeinde Neuhausen am Rheinfall Architektur Cukrowicz Nachbaur Architekten ZT GmbH, Bregenz (AT) Kostenmanagement/Submission Oechsli & Partner Architekturbüro AG, Schaffhausen Bauleitung Oechsli & Partner Architekturbüro AG, Schaffhausen Landschaftsarchitekt Cukrowicz Landschaften, Winterthur Geotechnik Dr. von Moos AG, Zürich Bauingenieur merz kley partner, Altenrhein Bauphysik/Raumakustik Zehnder & Kälin AG, Winterthur Elektroplanung Bernath Elektro AG, Schaffhausen Haustechnik JPM Haustechnik, Neuhausen am Rheinfall Küchenplanung Gastro-Einrichtungen GmbH, Neuhausen am Rheinfall Holzbau Rupli + Partner AG, Hallau (Montagebau), und Norm Holz Bau AG, Ramsen (äusssere Bekleidungen) Materialien schichtverleimtes Vollholz und Brettschichtholz 68 m3; Platten: Dreischichtplatten 360 m2, OSB 30 mm 750 m2, Birkensperrholz 15 mm 160 m2, HPL Platten 8 mm 220 m2; Leistendecke in Weisstanne 11 000 m; Fassadenelemente in Weisstanne 16 m3 Baukosten BKP 1–6 CHF 2,01 Mio. Baukosten BKP 2–4 CHF 1,70 Mio. Grundstücksfläche 24 040 m2 Bebaute Fläche 1010 m2 Bruttogeschossfläche 580 m2 Kubatur 1800 m3 Bauzeit Dezember 2013 – Juni 2014 Fotograf Hanspeter Schiess Fotografie, Trogen
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Naturbad, Riehen In Riehen an der Grenze zu Basel lädt ein attraktives neues Freibad zu Sport und Erholung ein. Den Architekten ist es gelungen, das Bad als stimmiges und funktionell überzeugendes Ganzes zu gestalten, so dass es in der Topografie Riehens zu einem öffentlichen Ort von hoher Qualität und lebendigem Erlebnisreichtum wird. Der Bau eines Schwimmbades für die Gemeinde Riehen begleitet Herzog & de Meuron seit ihren Anfängen. Nach einem gewonnenen Wettbewerb 1979 und mehreren nicht realisierten Projekten in den folgenden Jahren begannen Herzog & de Meuron 2007, erneut über ein Bad nachzudenken. Den Veränderungen der Jahre Rechnung tragend, kam der Gedanke auf, statt eines konventionellen Bades mit einer mechanisierten und chemischen Wasseraufbereitung ein naturnahes Bad mit biolo-
gischem Filterkreislauf zu favorisieren. Dieser Ansatz wurde von den Bürgern der Gemeinde Riehen öffentlich diskutiert und in einer Abstimmung für gut befunden. Das übliche geometrische Schwimmbecken mutierte zum Badesee, die technischen Maschinenräume und Anlagen verschwanden zugunsten von kaskadenartigen, bepflanzten Filterterrassen. Unter dem Eindruck dieser Gestaltungsideen und mit dem Bild der hölzernen Basler Rheinschwimmbäder mit ihrer zeitlosen Erscheinung vor Augen entstand der Gedanke, das Naturbad in der lebendigen Tradition der hölzernen ‹Badi› zu entwickeln. Mit zwei Seiten an einer abknickenden Strasse gelegen und im Westen an ein Privatgrundstück stossend, schirmt sich das Bad zu diesen Nachbarn mit einer hölzernen Umfassungswand ab. Nach Süden, zum Fluss hin, öffnet sich die Anlage und wird nur durch eine
grüne Hecke begrenzt. Die Umfassungswand entwickelt sich im Osten zum Badehaus mit dem Eingang und den zugehörigen Nut zungen, während die Holzwand im Norden und Westen ein über 200 m langes, überdachtes Solarium mit Liegebänken offeriert. All diese Teile des Bades fokussieren den Blick auf die Mitte der Anlage mit dem Badesee. Die ‹nicht-technische› Zentrale des Bades, die biologischen Wasserklärbecken, sind landschaftlich in den Hang auf der anderen Seite der Strasse eingebettet. Zusammen mit einigen Angeboten für die Freizeit formen sie dort einen das ganze Jahr über frei zugänglichen Bereich zur Erholung der Bürger von Riehen. Das Bad ist von seiner ökologischen Reinigungskapazität auf 2000 Badegäste pro Tag ausgelegt.
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Lageplan 1 Filteranlage 2 Trafohaus 3 Eingang 4 Café 5 Kabinen, Toiletten, Duschen 6 Kinderbecken 7 Nichtschwimmer 8 Schwimmer
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Schnitt längs durch Schwimmbecken 5 Kabinen, Toiletten, Duschen 8 Schwimmer 9 Terrasse
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Schnitt quer durch Schwimmbecken 3 Eingang 4 Café 5 Kabinen, Toiletten, Duschen 7 Nichtschwimmer 8 Schwimmer
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Ort Weilstrasse 69, 4125 Riehen Bauherrschaft Gemeindeverwaltung Riehen Architektur Herzog & de Meuron, Basel Partner Architekt/Generalplaner/Kostenplaner Rapp Arcoplan AG, Basel Elektroingenieur Eplan, Basel HLK-Ingenieur Stokar + Partner AG, Basel Landschaftsarchitektur Fahrni und Breitenfeld, Basel Sanitärplaner Locher Schwittay Gebäudetechnik GmbH, Basel Wasserspezialist Wasserwerkstatt, Planungsbüro für Badegewässer, Bamberg (DE) Bauphysik Ehrsam und Partner, Basel Geometer Jermann Ingenieure & Geometer AG, Pratteln Geotechnik Dr. von Moos AG, Zürich Bauingenieur Ulmann + Kunz Bauingenieur AG, Basel Holzbauingenieur Pirmin Jung Ingenieure AG, Rain Holzbau PM Mangold Holzbau AG, Ormalingen Materialien Brettschichtholz in Lärche 120 m3; Dreischichtplatten in Lärche 1900 m2; Stülpschalung in Lärche 720 m2, Bodenrost in Lärche 1400 m2 Grundstücksfläche 15 243 m2 Gebäudegrundfläche 324 m2 Gebäudevolumen 1127 m3 Bauzeit April 2013 – Juni 2014 Fotograf Iwan Baan, Amsterdam (NL)
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Dachaufbau von oben: Abdeckung in Aluminium gefalzt Dreischichtplatte in Lärche Sparren in Lärche Wandaufbau von innen: Dreischichtplatte in Lärche Stütze in Fichte und Bug in Lärche Stülpschalung in Lärche sägerauh Holzdeck und Liegebank in Lärche
Detailschnitt Perimeterwand
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Zoo La Garenne, Le Vaud Einen besonderen Akzent im stark vergrösserten Zoo La Garenne im waadtländischen Le Vaud setzen bauliche Elemente aus Holz, wie der Empfangspavillon und eine Fussgängerpasserelle, welche die Gehege der Wölfe, der Luchse und der Wildschweine überspannt. Beide Bauten wurden mit Holz aus der Region errichtet. 1965 von einem pensionierten Zollbeamten gegründet und um die Jahrtausendwende noch von der Schliessung bedroht, beherbergt der Zoo La Garenne heute über 70 verschiedene Wildtierarten aus der Schweiz und aus Europa. Als Reaktion auf die wissenschaftlichen Fortschritte, welche die Grenzen in der Begegnung zwischen Mensch und Tier beinahe täglich verschieben, versucht man in La Garenne, ein Gefühl der Nähe zwischen den Besuchern und den im Zoo lebenden Tieren zu schaffen. So ist etwa das 28 m hohe Bartgeier- und Waldrappgehege, in welchem auch die Steinböcke leben, für die Besucher frei zu begehen. Absperrgitter rücken in den Hintergrund und sind kaum mehr sichtbar. Es bedurfte einer Bauzeit von zwei Jahren, um das abschüssige Gelände zu formen, eine Felswand mit einem Wasserfall anzulegen so-
Anlagenplan
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wie den Hügel auszuhöhlen und einen Aussichtsturm zu bauen. Obwohl die gesamte Anlage sehr natürlich wirkt, ist sie das Resultat eines sorgfältigen und genauen Plans. Mit seinen verschlungenen Pfaden und malerischen Aussichten steht der Zoo in der Tradition der englischen Gärten. Vom Aussichtsturm erspäht man durch das Laubwerk der Bäume hindurch in der Ferne den Gipfel des Mont Blanc. Auch der Empfangspavillon im unteren Teil des Zoos liegt in der gleichen Achse und verstärkt dadurch den perspektivischen Effekt. Der von Le Corbusier geprägte Begriff des Dachs als ‹fünfte Fassade› passt hervorragend auf die mit viel Liebe zum Detail gestaltete Überdeckung des Pavillons, der als länglicher, einfacher und einheitlicher Baukörper gestaltet ist. Seine Form ist jedoch komplexer, als es auf den ersten Blick scheint. Denn die Linien des Baukörpers sind gekrümmt und drücken dadurch nicht nur die Kraftlinien des Ortes aus, sondern lassen auch die umgebende Landschaft deutlicher zum Ausdruck kommen. Zwei Giebel spannen die von Norden und nach Süden ausgerichtete Dachfläche auf. Die Ostfassade ist gekrümmt und lässt das Gebäude mit den Umrissen des Platzes verschmel-
200 m
zen, welcher den Besuchern als Treffpunkt dient. Auf seiner Rückseite ist der Gebäudekörper subtil ausgehöhlt. Dadurch findet der Rundgang durch den Park eine kleine Verlängerung, und die Besucher können die ersten Eindrücke des Zoos noch intensiver auf sich wirken lassen. Der ganze Pavillon wird von einem gedeckten Aussendurchgang durchquert, der auch die Verbindung zur Kasse bildet. Den Platz auf der Südseite teilen sich das Restaurant und der Zooladen. Auf der Nordseite befindet sich das Mehrzweckgebäude ‹LaboGarenne›, wo für Schulklassen pädagogische Animationen, Filmvorführungen und Ausstellungen angeboten werden. Angebaut an einen der Giebel findet sich das Gehege mit den Spatzen, Igeln und Eichhörnchen. Die Faszination für die vielfältige Tierwelt hat sich auch auf die Architekten übertragen und schlägt sich in der Gestaltung des Pavillons nieder. Sein Erscheinungsbild ist elegant und entspricht eher einem Prunkgewand als einem Tarnanzug. Die Hülle besteht aus einer dreidimensionalen Struktur, welche klare geometrische Linien zeichnet. Die schrägen Stützen bilden Rahmen, welche ihrerseits die in Holzrahmenbauweise erstellten Fassaden-
elemente umschliessen und sich kontrastreich mit den Fensterflächen abwechseln. Die komplexe Geometrie des Gebäudekörpers, bei dem jeder Balken bezüglich Länge und Ausrichtung anders ist, erforderte während der gesamten Planungsphase einen intensiven Austausch zwischen den Architekten und den Zimmerleuten. Die Realisierung des anspruchsvollen Werks war nur dank der Verwendung von Spitzentechnologien möglich, wie etwa einer fünfachsigen CNC-Maschine, welche für einen millimetergenauen Abbund und Ausschnitt der bis zu sechs in einem Knoten zusammenlaufenden Balken sorgte. Dank vereinten Anstrengungen aller Partner liess sich der Pavillon zu über 95% aus Holz aus der Region bauen und trägt nun stolz das Herkunftszeichen Schweizer Holz. Mit der neuen Fussgängerpasserelle wartet der Zoo mit einer weiteren Anlage aus lokalem Holz auf. Die Passerelle befindet sich im östlichen Teil des Zoos, wo die Wölfe, Luchse und Wildschweine zuhause sind, und schlängelt sich auf einer Länge von insgesamt 150 m zwischen den Bäumen hindurch. Ihre Stützen sind aus Akazienholz, während für die Laufflächen und die Geländer Lärche verbaut wurde. Situation
800 m
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Längsschnitt
Erdgeschoss
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5 m
Ort Route du Bois-Laurent 1, 1261 Le Vaud Bauherrschaft Stiftung zoologischer Garten La Garenne, Le Vaud Architektur Localarchitecture, Lausanne; Mitarbeiter: Antoine RobertGrandpierre, Laurent Saurer, Manuel Bieler, Maxime Duvoisin, Nicolas Feihl Bauingenieur Flück Ingénierie, Gland Holzbauingenieur Ratio Bois Sàrl, Ecublens Holzbau Schaller et Fils Menuiserie-Charpente SA, Nyon, und Mivelaz bois SA, Le Mouret Materialien Bauholz: Vollholz 19 m3, Brettschichtholz 107 m3; Platten: Dreischichtplatten 3 m3; Leisten für Innenbekleidung 5 m3; Fassadenbekleidung: Schalung in Lärche und Tanne 10 m3 Gesamtobjektauszeichnung mit dem ‹Herkunftszeichen Schweizer Holz› (97 % Schweizer Holz, Vorgabe mind. 80 %). Geschossfläche SIA 416 314 m2 Gebäudevolumen SIA 416 1710 m3 Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) CHF 1090.– Bauzeit Juni 2015 – März 2016 Fotograf Matthieu Gafsou, Lausanne
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Dachaufbau von aussen: Substrat Wasserspeicher- und Filterschicht Schutzmatte Wasserdichtung Schalung 26 mm Dämmung 2 x 100 mm Dampfsperre Akustikdämmung und schwarze Sauberkeitsfolie Bekleidung in sägeroher Weisstanne 27 mm Dachträger 240 mm Traufpfette 580 mm Firstpfette 400 mm
Detailschnitt
Aufbau Aussenwand von innen: Dreischichtplatte 40 mm Dämmung 200 mm Holzfaserdämmplatte 35 mm Lattung vertikal 25 mm Lattung horizontal 25 mm Schalung in Lärche 25 mm
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Elefantenpark im Zoo Zürich Als weiterer Meilenstein in der Umsetzung des Masterplans des Zoos Zürich ist im Erweiterungsgebiet der neue Elefantenpark ‹Kaeng Krachan› entstanden. Die architektonischen Elemente sind im Zusammenspiel mit dem Landschaftsbild konzipiert, so dass Architektur und Landschaft in ein symbiotisches Verhältnis treten. Sämtliche sichtbaren architektonischen Bauteile wurden als Naturanalogien entwickelt. Die naturhaften und frei geformten Strukturen verweben sich mit der Natur und spannen den atmosphärischen Innenraum auf. Das neue Elefantenhaus mit seinen Aussenbereichen liegt eingebettet in eine weitläufig modellierte Landschaft mit dichter Vegetation, die sich am Fus se einer felsigen Geländekante erstreckt. Das charakteristische Element des neuen Elefantenhauses ist seine eindrucksvolle Dachstruktur aus Holz. Das Dach fügt sich als flache, freigeformte Schalenkonstruktion in die Landschaft ein und löst sich in eine netzartig transparente Struktur auf, die in ihrer organischen Gestalt
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Bezüge zum umgebenden Wald herstellt. Im Innenraum entfaltet das Dach seine atmosphärische Wirkung: Wie durch ein Blätterdach wird das Sonnenlicht durch die filigrane Dachstruktur gefiltert und erzeugt ein Licht- und Schattenspiel aus veränderlichen Lichtstimmungen mit spannungsvollen Kontrasten. Die Dachschale überspannt mit 85 m eine Innenlandschaft von rund 6000 m2 mit dem zentralen, grosszügigen Innengehege, um das sich der von üppiger Vegetation eingefasste Besucherweg legt, zusammen mit einem Unterwasser einblick, einer Besucherlodge und dem für die Besucher nicht einsehbaren Management bereich zur Pflege der Elefanten. Die lamellenartige, sich konstant verändernde Fassadenstruktur zeichnet den Lastabtrag des Daches nach und wächst als organisch geformtes Band an den Dachrand an. Die ikonografische Dachschale und die dynamische Fassade als atmosphärische Hülle und bildhafte ‹Naturkonstruk tion› bündeln das Wesen des Entwurfes in einer Symbiose zwischen Architektur und Landschaft.
Im Dach besteht die eigentliche tragende Schalenkonstruktion aus drei Lagen von 80 mm starken Brettsperrholzplatten, die in der Orientierung je um den gleichen Winkel zueinander versetzt sind und im flächigen Verbund ein homogenisiertes Schalenhybridmaterial ergeben. Auf der Hauptschale verlaufen Rippen für asymmetrische Lastfälle und Randrippen als Einfassung der Lochausschnitte. Darüber verläuft eine Obergurtplatte aus Furnierschichtholz, so dass eine Art Kastensystem mit einer statischen Höhe von 540 mm entsteht. Bei der Montage wurden die Platten der ersten Lage mit ihrem spezifischen Zuschnitt über ein vollflächiges Lehrgerüst mit aufgesetzten Profilrippen gebogen, die den exakten Krümmungsverlauf der Schale vorgaben. Die Platten der zweiten Lage hatten bereits ausgeschnittene Öffnungen mit einem Offset von 200 mm und wurden um sechzig Grad gedreht über die erste Lage gebogen und fixiert. Die dritte Lage wurde erneut um sechzig Grad rotiert verlegt und verfügte bereits über die genauen Ausschnitte der Öffnungsgeometrie.
Situation
Nachdem die drei Lagen Brettsperrholzplatten vollflächig miteinander vernagelt waren, wurden die Öffnungen vor Ort ausgeschnitten, wobei die vorausgeschnittenen Öffnungsgeometrien der dritten Lage als Schablone dienten. Die vorabgebunden Rippen, Randträger und das Furnierschichtholz wurden ebenfalls vor Ort zusammengesetzt. Diese tragenden Elemente wurden mit langen, diagonal eingedrehten Vollgewindeschrauben verbunden. Als weitere Schicht über dem Tragwerk folgt eine Installationsschicht zur Aufnahme der Luft kissenzuleitungen, Beregnungsleitungen und Elektroleitungen für Vegetationsleuchten, Mondlicht, Monitoring und anderes. Darüber liegt die Dämmschicht, die mit zementgebundenen Spanplatten als nichtbrennbare Schicht abgeschlossen ist. Die wasserführende Ebene besteht aus einem Foliendach. Den Abschluss des Dachaufbaus bildet eine aufgeständerte Schicht aus Furnierschichtholz, die als Wartungsebene fungiert und dem Elefantenhaus durch die witterungsbedingte Silberfarbe und die Veränderlichkeit des Materials
Holz sein charakteristisches, natürliches Erscheinungsbild verleiht. Die 271 Dachöffnungen von unterschiedlicher Grösse und Form sind mit vierlagigen ETFE-Kissen eingedeckt und lassen das Sonnenlicht in die Halle eindringen, ohne dass die für das Wachstum der üppigen Vegetation im Inneren wichtigen UV-Komponenten herausgefiltert werden. Die Holzschale wird von einem umlaufenden Spannbetonringbalken eingefasst, der dem auf- und abschwingenden Dachrand folgt. Über diesen Ringbalken werden die Stützkräfte an den Tiefpunkten des Dachrandes in vier Gruppen von betonierten Wandscheiben als lokale Widerlager und in das lineare Auflager der Stallungsrückwand abge tragen. Dabei wurden möglichst nur ohnehin erforderliche Bauteile verwendet. So sind die lokalen Dachwiderlager in den unterirdisch verlaufenden Medienkanal eingespannt und zusätzlich an diesen Stellen die Regenwasser zisternen integriert. Das Lüftungskonzept musste aufgrund der Feuchtigkeitsabgabe der grossen Vegetationsflächen im Inneren der Halle sowie des Bade
beckens für die Elefanten eine gleichmässige, homogene Durchströmung an der Unterseite der Holzschale gewährleisten, um einen zu starken Anstieg der Luftfeuchtigkeit sowie lokale Feuchtigkeitsnester zu vermeiden. Das Lüftungskonzept besteht daher aus einem Gürtel von Induktionsdüsen an der Grenze zwischen Besucherbereich und Innengehege, eingebettet in die üppige Innenbepflanzung. Die mit hohem Impuls eingeblasene Luft erzeugt eine Art Luftwalze, die vom Besucherbereich aus an der Unterseite der Dachschale entlangstreicht und auf der gegenüberliegenden Seite im Stallungsbereich an drei Punkten abgesaugt wird. Im Fassadenbereich wird zusätzlich über Bodenauslässe Luft eingebracht, womit die Fassade gespült und der Besucherbereich mit Zuluft versorgt wird. Das Konzept wurde mittels Strömungssimulationen überprüft und weiterentwickelt. Für die Überwachung der Holzfeuchte im Holztragwerk wurde ein spezielles Monitoringsystem entwickelt und in der Dachschale eingebaut.
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Schnitt 20 m
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Grundriss 1 Besucherweg 2 Besucherlodge 3 Managementbereich 4 Bullengehege 5 Innengehege Herde 6 Unterwassereinblick
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Dachaufbau von aussen: Wartungsebene: Furnierschichtholz 33 mm Aufständerung Dachabdichtung/ETFE-Kissen Dämmebene: zementgebundene Spanplatten 28 mm Rippen 160 mm/Dämmung Holzwerkstoffplatte Installationsebene: Rippen 160 mm Dachschale: Furnierschichtholz 57 mm Rippen 240 mm/Dämmung Brettsperrholz 3 x 80 mm
Axonometrie Dachaufbau
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Fassadenschnitt
Ort Zürichbergstrasse 221, 8044 Zürich Bauherrschaft Zoo Zürich AG, Zürich Gesamtleitung cga – Consulting Group Aeberhard GmbH, Winterthur, und BGS & Partner Architekten AG, Rapperswil Architektur Markus Schietsch Architekten GmbH, Zürich Baumanagement Fischer Architekten AG, Zürich, und BGS & Partner Architekten AG, Rapperswil Landschaftsplaner Lorenz Eugster Landschaftsarchitektur und Städtebau GmbH, Zürich Bauleitung Landschaft Vetsch Partner Landschaftsarchitekten AG, Zürich Bauingenieur Walt + Galmarini AG, Zürich HLKKS-Planung Tri Air Consulting AG, Jona Elektroplanung Schmidiger + Rosasco AG, Zürich Lichtplanung Bartenbach Lichtlabor AG, Innsbruck Holzbau ARGE Holzbau Elefantenpark Implenia Schweiz AG, Rümlang, und Strabag Bau AG, Zürich Materialien Rippen und Randträger 392 m3, Klötze 50 m3, Brettsperrholz 80 mm 11 400 m2, Furnierschichtholz 57 mm 3400 m2, diverse Holzwerkstoffplatten 6800 m2 Baukosten CHF 57 Mio. Geschossfläche 8440 m2 Gebäudevolumen 68 000 m3 Bauzeit Mai 2011 – Mai 2014 Fotografen Dominique Wehrli, La-Chaux-de-Fonds (Aussenaufnahmen), und Andreas Buschmann, Zürich (Innenaufnahme)
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Pavillon Schiffsanlegestelle Bahnhofsteg, Zug Der Holzpavillon mit Metallverkleidung an der Schiffsanlegestelle ‹Zug Bahnhofsteg› wertet die grösste Schiffsstation am Zugersee überzeugend auf. Er fügt sich wie eine liegende Skulptur in den Park ein. Das Projekt besticht durch räumliche Klarheit und architektonische Frische. Die Infrastruktur an der Anlegestelle, unter anderem mit einem Kioskprovisorium von 1994, entsprach bereits vor zehn Jahren den Anforderungen der Zugersee-Schiffahrt und den Ansprüchen der Besucher nicht mehr. Die Stadt Zug führte deshalb 2006 einen Studienauftrag unter drei Zuger Architekturbüros durch. Das Raumprogramm umfasste einen Pavillon mit Kiosk und Nebenräumen an der Schiffsanlegestelle, die Gestaltung der näheren Umgebung, die Fertigstellung des bestehenden Schiffsstegs und die Erneuerung der Toilettenanlage unter der Vorstadtbrücke. Das Projekt der damaligen Arbeitsgemeinschaft Norbert Truffer und Riccardo Romano
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wurde weiterbearbeitet und realisiert. Zwischen den beiden Hauptteilen des Gebäudes mit Kiosk und Nebenräumen für eine behindertengerecht ausgebaute Toilette und Stuhllager findet der Schiffspassagier seither bei seiner Ankunft und vor der Abfahrt Schutz vor der Witterung. Im Kiosk werden auch Fahrkarten für die Schiffahrtsgesellschaft und kleinere Imbisse verkauft. Die Umgebung des neuen Pavillons wurde zugunsten einer optimalen Zirkulation der Gäste instandgestellt und angepasst. Der Baumbestand blieb soweit gesund erhalten. Um zu verhindern, dass das weitere Wachstum des Wurzelwerks eingeschränkt wird, mussten Teile der Asphaltierung im Seeuferbereich weggehoben werden. Die Umgebung im Bereich des Pavillons wurde mit Betonplatten auf einer luft- und wasserdurchlässigen Konstruktion realisiert. Der Pavillon selber wird von einer Betonplatte getragen, die aus geologischen Gründen mit Injektionspfählen auf 15 m Tiefe abgestützt ist. Eine Isolations-
schüttung unter der Bodenplatte schützt das Gebäude gegen aufsteigende Feuchtigkeit und stabilisiert die Fundamente. In Anlehnung an alte Schiffsbautechniken wurde für den Ankunftspavillon an der Schiffsanlegestelle eine einfache Konstruktion aus Holz und Metall gewählt. Wände und Dach bestehen aus 100 mm dicken Holzwerkstoffplatten; das Dach über der Wartehalle wird von einem Kastenträger gehalten. Der ganze Pavillon einschliesslich des Dachs ist mit 2 mm starken Messingplatten bekleidet. Sie bilden den langfristigen Bewitterungsschutz der Holzkonstruktion und sorgen dafür, dass sich das Bauwerk mit seiner ansprechenden Patina ästhetisch in die Parklandschaft einfügt. Aufgrund der Schattenstellung des Pavillons gibt es auch keine Blendung der Umgebung. Die flächenbündig in die Aussenhaut eingebauten Türen und Fenster sind mit dem Fassadenmaterial vergittert und integrieren sich im Winter, wenn der Pavillon ungenutzt bleibt, schlicht in den Baukörper. Im Kiosk sind die
Holzwerkstoffplatten mit Brandschutzplatten bekleidet; die Rückwände der Arbeitsflächen sind aus hygienischen Gründen mit Chromstahl abgedeckt. Die Böden sind entsprechend dem Nutzungsgrad roh belassen oder mit einem sehr widerstandsfähigen Epoxidharzbelag versehen. Der Pavillon wird mit Strom und Wasser versorgt. Die Toilette ist temperiert und ganzjährig in Betrieb. Der Kioskraum verfügt über einen Küchenanschluss und eine integrierte Personaltoilette. Die Lagerräume sind permanent belüftet, Kiosk und Toiletten werden durch eine elektrische Abluftanlage direkt ins Freie entlüftet. Ein elektrisch betriebener Temperaturwächter verhindert Frostschäden in allen Räumen während der kalten Jahreszeit. Die Anlage wird abends im Bereich des Warteunterstandes aus Sicherheitsgründen aussen ausgeleuchtet; dies allerdings in Rücksicht auf die Parkumgebung nur dezent. Situation
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Grundriss
5 m
Längsschnitt
Querschnitt Kiosk
Querschnitt Toiletten
Ort Alpenquai, Bahnhofsteg, 6300 Zug Bauherrschaft Stadt Zug, vertreten durch Städtebauamt Architektur Norbert Truffer, Luzern, und Riccardo Romano, Zug Gesamtplanung und Bauleitung Cometti Truffer Architekten AG, Luzern Landschaftsarchitekt Appert + Zwahlen, Cham Haustechnikplanung Olos Haustechnik, Baar Elektroplanung Elektroplan AG, Luzern Bauingenieur Ernst Moos Ingenieure, Zug Holzbauingenieur Lauber Ingenieure AG, Luzern Holzbau Schwerzmann Holzbau AG, Baar Materialien Bauholz: schichtverleimtes Vollholz 0,6 m3 und Brettschichtholz 3 m3; Platten: Wandelemente aus OSB/4 100 mm 160 m2 und 150 mm 22 m2, OSB/4 22 mm 55 m2 und 25 mm 215 m2, Furnierschichtholz 57 mm 12 m2, Dreischichtplatten 42 mm 22 m2 Baukosten BKP 2+4 CHF 1,15 Mio. Gestaltete Fläche 1000 m2 Geschossfläche SIA 416 70 m2 Gebäudevolumen SIA 416 270 m3 Bauzeit Oktober 2008 – April 2009 Fotograf Bruno Meier, Sursee
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Lignum Holzwirtschaft Schweiz Economie suisse du bois Economia svizzera del legno
Redaktion Roland Brunner, Lignum, und Audanne Comment, Lignum-Cedotec
Mühlebachstrasse 8 CH-8008 Zürich Tel. 044 267 47 77 Fax 044 267 47 87 info@lignum.ch www.lignum.ch
Gestaltung BN Graphics, Zürich
Holzbulletin, Juni 2016 Herausgeber Lignum, Holzwirtschaft Schweiz, Zürich Christoph Starck, Direktor
Druck Kalt Medien AG, Zug Administration, Abonnemente, Versand Andreas Hartmann, Lignum
ISSN 1420-0260
Das Holzbulletin erscheint viermal jährlich in deutscher und französischer Sprache. Jahresabonnement CHF 48.– Einzelexemplar CHF 20.– Sammelordner (10 Ausgaben) CHF 140.– Sammelordner leer CHF 10.– Preisänderungen vorbehalten. Lignum-Mitglieder erhalten das Holzbulletin und die technischen Informationen der Lignum, Lignatec, gratis. Die Rechte der Veröffentlichung für die einzelnen Bauten bleiben bei den jeweiligen Architekten. Alle Angaben stammen von den Bauplanern. Lignum-Hotline: 044 267 47 83 Benutzen Sie unsere Fachberatung am Telefon von 8–12 Uhr, die täglich von Montag bis Freitag gratis zur Verfügung steht.