Holzbulletin 123/2017

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Holzbulletin 123/2017 Büro neu gedacht Modulare Räume blueFactory, Freiburg Umbau Launchlabs, Basel Büroeinbau ‹Drahtesel›, Liebefeld Neubau Bürogebäude Kaiserhof, Malters deliveryLAB, Villigen Wohn- und Geschäftshaus Papiermühle, Ittigen Bürogebäude Laur-Park, Brugg Neubau ‹Bürogebäude 3›, Bellinzona

Auf der Freiburger Industriebrache der Brauerei Cardinal wurde eine Lagerhalle durch den Einbau von Holzmodulen zu Werkstätten, Büros und Laboratorien umgenutzt. Architektur: Atelier d’architecture Lutz Associés Sàrl, Givisiez


Raum für helle Köpfe Wo ist der althergebrachte Bürobau geblieben? Das fragten wir uns in der Redaktion bei der Ausarbeitung dieses Holzbulletins. In der schlichten Absicht, einige neue grosse Bürobauten in Holz zu zeigen, haben wir das Thema vor einiger Zeit zur Bearbeitung gesetzt. Jetzt dokumentieren wir etwas anderes: Räume, die Raum im Kopf schaffen, damit dieser richtig arbeiten kann. Räume für helle Köpfe eben. Da ist das ‹Bürogebäude 3› in Bellinzona, ein Verwaltungsbau des Kantons Tessin, der trotz seiner Mächtigkeit in einer überraschend feinen Art auf seine Einbettung in Bellinzona eingeht. Ähnlich fein und ebenso monumental, wenn auch in anderem Massstab, präsentiert sich der Neubau Kaiserhof, der neben der Büronutzung auch Ausstellungszwecken dient. Die Bauten in Brugg (Laur-Park) und Ittigen (Papiermühle) sind in der Kombination von Büro- und Wohnnutzung fast schon Holzbau-Klassiker geworden. Offen und dynamisch präsentieren sich Plattformen in Villigen und Dübendorf, die sich am Gedanken des Austauschs im Umfeld von Forschung und Innovation orientieren. Ebenfalls als Austauschplattformen lassen sich die neugeschaffenen Räume in Freiburg, Basel und Bern betrachten, zu deren Betrieb auch Büros benötigt werden. Geistiges Arbeiten erfordert Raum, um die Distanz auf die Sache zu variieren, um einmal Platz für neue Ideen und den Austausch mit anderen Personen zu haben, um ein andermal sehr fokussiert zu arbeiten oder auch um Ideen und Ergebnisse punktgenau zu präsentieren. Unterstützung dafür bieten von klugen Köpfen entworfene Räume.

Roland Brunner und Audanne Comment Technische Kommunikation Lignum

Ort Empa, 8600 Dübendorf Bauherrschaft Empa – Materials Science & Technology, Dübendorf Bauzeit August 2014 – Mai 2016 Fotograf Roman Keller, Zürich

NEST, Dübendorf Das Bild zeigt die Südwestansicht auf die Unit ‹Vision Wood› des NEST, eines infrastrukturellen Gebäudes, welches die Durchführung bautechnologischer Experimente ermöglichen will. Zugleich ist es ein Gästehaus, in dem Besucher und Forscher der Empa flexibel und zentral untergebracht werden können. NEST ist als vertikale Stapelung von Bauparzellen konzipiert, die um einen zentralen Atrium- und Erschliessungskern angeordnet sind. Auf ihnen können voneinander unabhängig ein- bis zweigeschossige Bauten errichtet werden. Diese experimentellen Wohn- und Büroflächen werden über das zentrale Atrium erschlossen, welches auch als Begegnungsraum für die Bewohner dient. Zum permanenten Teil des Bauwerks (Backbone)

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gehört neben dem Atrium auch das Erdgeschoss. Hier befinden sich Foyer, Lounge und Ausstellungsflächen sowie Sitzungs- und Vortragsräume. Im Untergeschoss liegen grosszügig dimensionierte Technikräume, und auf dem Dach können die für bautechnologische Experimente nötigen technischen Apparate sowie Sonnenkollektoren installiert werden. Die Forschungs- und InnovationsUnit ‹Vision Wood› steht für den zukunftsgerichteten Umgang mit der natürlichen Ressource Holz im Bauwesen. Ziel ist, neue Lösungen für ökologisches Bauen und ansprechendes Design mit dem altbewährten Werkstoff zu erproben. Dazu werden Holzinnovationen in einer studentischen Wohngemeinschaft dem Alltag ausgesetzt.

Backbone NEST Architektur Gramazio Kohler Architects, Zürich Beratung Prof. Mario Fontana (Brandschutz) und Prof. Urs Rieder (Haustechnik), ETH Zürich Fachplaner Schwartz Consulting AG, Zug (Bauingenieur), Raumanzug GmbH, Zürich (HLKS, Bauphysik), Mosimann + Partner, Zürich (ELT), ffbk Architekten AG, Zürich (Kosten- und Baumanagement), Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See (Brandschutzplanung), Sommerlatte + Sommerlatte, Zürich (Lichtplanung), Mebatech AG, Baden (Fassadenplanung), und Jobst Willers Engineering AG, Rheinfelden (MSRL) Vision Wood Generalunternehmung Renggli AG, Sursee Architektur ruum gmbh, Solothurn/Langendorf Holzbauingenieur Pirmin Jung AG, Rain weitere Fachplaner ID Gebäudetechnik AG, Oftringen (HLKS), Frey + Cie Elektro AG, Luzern (Elektro), Weber Energie und Bauphysik, Bern (Bauphysik), Balzer Ingenieure, Winterthur (Brandschutz), Glaeser Wogg AG, Baden (Möblierung, Küche), und Jomos Feuerschutz AG, Balsthal (Sprinkler)


Modulare Räume blueFactory, Freiburg In Freiburg wurde eine Lagerhalle mit 3500 m2 Grundfläche innerhalb von sieben Monaten zu Werkstätten, Büros und Laboratorien umgenutzt. Zu diesem Zweck stapelte man Module aus Freiburger Fichtenholz über drei Geschosse hinweg aufeinander, welche wie in einem Dorf um die Strassen und Plätze angeordnet sind. Das System bietet den eingemieteten Startups grosse Flexibilität. Nachdem die Brauerei Cardinal im Jahr 2011 ihre Tore geschlossen hatte, verblieb mitten in der Stadt Freiburg eine 53 000 m2 grosse Industriebrache. Die zentrale Lage mit guter Erschliessung weckte das Interesse des Kantons und der Stadt, so dass sie sich entschlossen, das Grundstück zu gleichen Teilen zu erwerben und zu einem Technologiepark umzunutzen. Um eine Lösung von hoher städtebaulicher Qualität zu finden, wurde in Zusammenarbeit mit der ETH Lausanne ein Wettbewerb ausgeschrieben. Mit dem neuen Anziehungspunkt der blueFactory positioniert sich Freiburg als zukunftsgerichtete, attraktive und dynamische Stadt. Das neue Quartier beherbergt nicht nur junge lokale Unternehmen und innovative Firmen, sondern auch Unterrichts- und Forschungsplätze der Hochschulen. Geschäfte, Restaurants, Kulturräume und Wohnungen sorgen für eine zusätzliche Belebung des Quartiers und dessen Anbindung ans gewachsene Stadtgefüge. Während der Vorbereitungsarbeiten und bevor das neue Quartier entstand, erhielt das Büro

Atelier d’archicteture Lutz Associés Sàrl den Auftrag, die aus dem Jahr 1984 stammende blaue Halle provisorisch umzunutzen, damit die ersten Mieter möglichst früh einziehen konnten. Heute umfasst die ehemalige Lagerhalle zwei Zonen. Die eine ist mit einem Laufkran ausgerüstet und dient als Werkstatt für verschiedene praktische Arbeiten im Zusammenhang mit Forschung und Ausbildung. In der anderen bot die 9 m hohe Halle ideale Voraussetzungen, um Büro- und Laborräume auf drei Geschossen einzurichten und so eine nutzbare Fläche von 2500 m2 zu schaffen. Die industrielle Geschichte des Ortes beeinflusste massgeblich den Ausdruck des Projektes. Der Vorschlag der Architekten sah vor, Holzmodule jeweils zu zweit, zu dritt oder zu viert zu stapeln, um so optimal auf die Bedürfnisse der Mieter eingehen zu können. Die neuen Räume sind hauptsächlich um zwei Innenhöfe herum angeordnet und werden von Laufstegen gequert, welche zu den vertikalen Verbindungswegen am Rande der Halle führen. Die Innenhöfe sind vom senkrecht einfallenden Licht durchflutet – dank dem Austausch der bestehenden Blechbekleidungen durch transparente Polykarbonat-Elemente punktuell im Dach und abschnittsweise an den Wänden. Der Holzrost am Boden ist von Rasen umgeben, auf welchem grosse Lärchen gepflanzt wurden. Die meisten Büros und gemeinsam genutzten Räume gehen auf diesen gastfreundlichen und einladenden Innengarten hinaus. Die Laufstege in den Obergeschossen

machen den Innenhof lebendig. Der Vorteil dieser Lösung besteht darin, dass zwischen den Mietern Blickkontakte und Begegnungen möglich sind. Die Halle ist nicht geheizt, sondern nur temperiert mit der Abstrahlungswärme, welche von den Aktivitäten der darin arbeitenden Personen erzeugt wird. Insgesamt wurden 126 Module von je 3,0 m Höhe und 7,0 m Länge aus Brettsperrholz angefertigt. Bisweilen wurden sie zu mehreren Einheiten zusammengefasst, um grössere Räume zu erhalten. Dadurch bietet das System eine grosse Flexibilität. Die Module aus Freiburger Fichtenholz sind gegen aussen mit Holzfaserplatten gedämmt und mit lebhaften Farben in grünen, blauen, violetten, roten und orangen Tönen bemalt. Das gesamte Projekt verhilft der neuen Halle zu einer starken Identität. Die neuen Einrichtungen sind für eine Lebensdauer von 20 Jahren ausgelegt. Das Projekt erfüllt die Kriterien der 2000-Watt-Gesellschaft und entspricht hinsichtlich Umweltverträglichkeit den Anforderungen der Vision ‹Null CO2› dank einer effizienten Modulhülle mit Dämmung und Dreifachverglasung. Zudem ist auf dem Hallendach eine 1800 m2 grosse Fotovoltaikanlage installiert. Diese deckt den Strombedarf der Mieter und treibt die Luft-Wasser-Wärmepumpe an.

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Ort Passage du Cardinal 1, 1700 Freiburg Bauherrschaft Blue Factory Fribourg-Freiburg SA, Freiburg Architektur Atelier d’architecture Lutz Associés Sàrl, Givisiez Bauleitung Atelier d’architecture Lutz Associés Sàrl, Givisiez Bauingenieur DMA Ingénieurs SA, Freiburg HLKS-Ingenieur Energie Concept SA, Bulle Holzbau JPF-Ducret SA, Bulle, und Charpentes Vial SA, Le Mouret Materialien Brettschichtholz 800 m3 Auszeichnung Tragwerk mit dem ‹Herkunftszeichen Schweizer Holz› (100% Schweizer Holz, Vorgabe mind. 80%) Baukosten BKP 2 CHF 13,0 Mio. Grundstücksfläche SIA 416 52 922 m2 Geschossfläche SIA 416 7550 m2 Beheizte Fläche 4550 m2 Gebäudevolumen SIA 416 38 500 m3 Bauzeit Mai–Dezember 2015 Fotografin Corinne Cuendet, Clarens

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Situation

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Grundriss Niveau +2

Grundriss Niveau +1

Grundriss Niveau 0

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40 m


Querschnitt

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Dachaufbau von oben: Holzfaserdämmplatte 160 mm Dreischichtplatte 27 mm Balkenlage 180 mm Deckenaufbau von oben: Linoleum 10 mm Betonplatte 100 mm, vorgefertigt Balkenlage 180 mm Aufbau Boden von oben: Linoleum 10 mm Beton 250 mm Dämmung 60 mm Wandaufbau von innen: Brettsperrholz 100 mm Holzfaserdämmplatte 160 mm Aufbau Akustiktrennwand: Gipsplatte 40 mm Lattung 50 mm/Dämmung Dreischichtplatte 27 mm Ständer 80 mm Dreischichtplatte 27 mm Lattung 50 mm/Dämmung Gipsplatte 40 mm

Fassadenschnitt

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Umbau Launchlabs, Basel Die ‹Halle 8 Mitte› auf dem Areal Gundeldingerfeld diente früher einmal der Maschinenfabrik Burckhardt. Nach einer Zeit als Eventhalle sollte sie umgenutzt werden. Der neue Betreiber wollte eine vielseitig nutzbare Umgebung schaffen, einen Ort, der verschiedene Arbeitsformen, Dienstleistungen und Veranstaltungen ermöglicht. Dazu wurde die Halle saniert und um einen Einbau erweitert. Neben diversen Sanierungsarbeiten wurde am einen Ende über dem neuen Haupteingang ein statisch autonomer Einbau erstellt. Dieser passt sich dem industriellen Charakter der Halle an, differenziert sich aber durch die Materialisierung in Holz von der bestehenden Struktur und wird somit zum eigenständigen,

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identitätsstiftenden Element. Das Erdgeschoss bleibt weitgehend frei, so dass die Halle weiterhin möglichst flexibel, als Ganzes nutzbar und erlebbar ist. Unten liegen Empfang, Garderobe und ein kleiner Rückzugsraum. Das Obergeschoss bildet mit zwei verschieden gros­sen Sitzungszimmern den Hauptteil der neuen Konstruktion. Auf dem Deck darüber steht eine informelle Liegewiese als Ort der Entspannung zur Verfügung. Weil der grösste Zugang zur Halle einer normalen Eingangstür entspricht und die Kon­ struktion grossteils von Hand erstellt werden musste, ist sie als kleinteilige Holzstruktur konzipiert. Konstruktiv wie auch gestalterisch ist der Einbau additiv gedacht und besteht aus vielen aneinandergereihten Rippen, welche

teilweise an grossen Überzügen hängen. Die Tiefe zwischen den Rippen dient als Stauraum. Für die hölzernen Bauteile wurde Furnierschichtholz in unterschiedlichen Stärken verwendet. Durch die aussergewöhnliche Gelegenheit, ein Haus im Haus zu bauen, war ein sehr freier Umgang mit der Ausformulierung und mit der Detaillierung des Objekts möglich. Die Mechanismen sind sehr einfach gehalten, und alle Materialien sind roh belassen. Da die gesamte Halle als eine Nutzungseinheit betrachtet wird, mussten keine baulichen Brandschutzmassnahmen ergriffen werden. Hingegen sind die Räume und insbesondere die Treppen derart angeordnet, dass die maximalen Fluchtweglängen eingehalten werden.


Ort Halle 8, Gundeldingerfeld, Dornacherstrasse 192, 4053 Basel Bauherrschaft launchlabs (Schweiz) GmbH, Basel Architektur Stereo Architektur GmbH, Zürich Bauingenieur Frei Ingenieure, Basel Holzbau Hürzeler Holzbau AG, Magden Materialien Furnierschichtholz 20 m3 Baukosten BKP 2 CHF 732 000.– (inklusive Halle) davon BKP 214 CHF 423 000.– Geschossfläche SIA 416 636 m2 (gesamte Halle), 172 m2 (Holzeinbau) Gebäudevolumen SIA 416 3700 m3 (gesamte Halle), 287 m3 (Holzeinbau) Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) CHF 1470.– (Holzeinbau) Bauzeit August–Oktober 2014 Fotograf Lukas Schaffhuser, Zürich

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Halle: Grundriss

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Halle: Längsschnitt

Halle: Querschnitt

20 m

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Holzeinbau: Längsschnitt

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Holzeinbau: Querschnitt

Holzeinbau: 1. Obergeschoss

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Büroeinbau ‹Drahtesel›, Liebefeld Schnell und kostengünstig mussten die Büros für die Liebefelder Institution ‹Drahtesel›, ein Unternehmen für Arbeitsintegration, in einer bestehenden Gewerbeliegenschaft eingebaut werden. Das hiess maximale Reduktion von Bedürfnissen und Anforderungen, gemein­ sames Aushandeln minimaler Komfortwerte und unbedingter Wille zur Einfachheit bei allen Beteiligten. Die Institution ‹Drahtesel› benötigte aufgrund starken Wachstums zusätzliche Büros und Arbeitsinselbereiche für begleitete praktischhandwerkliche Tätigkeiten. In Liebefeld bot sich in einer mehrteiligen Gewerbeliegenschaft die Möglichkeit, ein zusätzliches Geschoss in einem bereits genutzten Gebäudeteil aus den fünfziger Jahren dazuzumieten und umzubauen. Da die Förderlaufzeit für das Integrationsprojekt beschränkt und die Budgetmittel begrenzt waren, war ein extrem schneller und kostengünstiger Umbau gefragt. Bei Beauftragung im November 2015 war die Fertigstellung auf Ende März 2016 bereits zwingende Voraussetzung.

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Um Kosten und Bauzeit auf einem Minimum zu halten, nahmen die Architekten den Begriff der Rohbaumiete wörtlich. Sie liessen das gesamte Geschoss eines ehemaligen Fitnesscenters entkernen und alles Unnötige entfernen. Das Neue ist nun lediglich eine minimale Komfortergänzung des hergestellten Rohbauzustands und beschränkt sich auf die absoluten Grundbedürfnisse der Auftraggeber: abgetrennte Büro- und Arbeitsbereiche. Der neue Ausbau fügt sich dabei ganz im Sinne des Prinzips einer direkten und einfachen Rohbaunutzung als zusätzliche, strukturell unabhängige, flexibel veränderbare und reversible Schicht in die bestehende, prägende Betonstruktur aus Quadratstützen und gevouteten Unterzügen ein. Zur Kostenminimierung erfolgte der Neueinbau mit günstiger Lagerware – z.B. Kantholz 40 x 80 mm und 60 x 100 mm, OSB-Platten 21 mm, Polykarbonatstegplatten 20 mm. Dabei wurden alle Längendimensionen auf ein jeweils ungeschnittenes Plattenmass und den möglichst direkten Einsatz des jeweiligen Ma-

terials abgestimmt, um unnötigen Materialverbrauch und Zuschnittaufwand auf der Baustelle von vornherein zu reduzieren. Die bauphysikalisch-akustischen Anforderungen und der allgemeine Komfortanspruch an Büroarbeitsplätze wurden gemeinsam mit der Bauherrschaft in einem beherzten Schritt auf einem absoluten Minimum definiert. Bereits vorhandene Haustechnikinstallationen und Sanitäranlagen wurden wann immer möglich weitergenutzt oder lediglich ergänzt. Wände und Decken wurden nur gesäubert; die intakten Holz-Bodenbeläge wurden beibehalten, aufgefrischt und wo nötig angepasst. Ein im Zuge der Abbrucharbeiten zum Vorschein gekommenes Parkett wurde in diesem Sinne partiell ausgebessert und mit materialgleichen, günstig beschafften Restpostenbeständen vervollständigt.


Querschnitt

Längsschnitt

Grundriss

10 m

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Ort Waldeggstrasse 27, 3097 Liebefeld Bauherrschaft Stiftung sinnovativ, Bern, und ‹Drahtesel› Arbeit mit Perspektiven, Liebefeld Architektur Holzhausen Zweifel Architekten GmbH, Zürich/Bern Bauingenieur Emch Berger Partner AG, Bern Bauphysik Weber Energie + Bauphysik AG, Bern Holzarbeiten Verein ritec, Düdingen Baukosten BKP 1–9 CHF 194 000.– Baukosten BKP 2 CHF 133 500.– Nutzfläche SIA 416 540 m2 (1. Obergeschoss) Gebäudevolumen SIA 416 2000 m3 (1. Obergeschoss) Quadratmeterpreis SIA 416 (BKP 1–9) CHF 359.– Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) CHF 67.– Bauzeit Januar–März 2016 Fotograf Marco Frauchiger, Bern

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Zweiseitig beplankte Wände, oben: Polykarbonat-Stegplatte 20 mm Holzständer 40 x 80 mm Polykarbonat-Stegplatte 20 mm Zweiseitig beplankte Wände, unten: OSB 21 mm Holzständer 40 x 80 mm/Dämmung OSB 21 mm Einseitig beplankte Wände, oben: Holzständer 60 x 100 mm Polykarbonat-Stegplatte 20 mm Zweiseitig beplankte Wände, unten: Holzständer 60 x 100 mm OSB 21 mm

Detailschnitte

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Neubau Bürogebäude Kaiserhof, Malters Ein Zentralschweizer Gartenbauunternehmen wollte seine dezentralen Standorte für Büro, Magazin, Werkhof und Baumschule neu an einem Punkt zusammenfassen. In der Folge wurde in Malters auf einem 40 500 m2 gros­ sen Stück Land mittels Gestaltungsplan eine Gartenbauzone geschaffen. Eine bestehende Scheune wandelte sich zum Werkhof, und als Abschluss entstand ein Bürogebäude. Als Gartenbauunternehmen und Gartenplaner steht die Bauherrin Hodel & Partner AG in einem direkten Bezug zu Natur und Planung. Ausgewogene und nachhaltige Architektur sowie die Verwendung natürlicher Materialien waren bei der Ausarbeitung des Projekts deshalb stets ein Thema; das Bürogebäude in ökologischer und energieeffizienter Holzbauweise zu erstellen und die verwendeten Materialien klar zu zeigen, lag nahe. Bürobau und umgebender Park verschmelzen optisch miteinander und bringen damit die Haltung des Gartenbauunternehmens mit Blick auf schonenden Umgang mit der Natur und Nachhaltigkeit zum Ausdruck. Der Büro-

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bau ist aber auch funktional mit dem Gartenpark verwoben. Hier werden eigene Pflan­zen­ konzepte entwickelt und die Gewächse definiert, die in der Baumschule wachsen und dereinst einmal Gärten zieren sollen. Die grosszügige Parkanlage dient dazu, der Kundschaft die Möglichkeiten der Gartengestaltung zu zeigen und bei der Auswahl zu helfen. Das Büro präsentiert sich als grosses, tempelartiges Gartenhaus. Das Gebäude wurde als Low-Tech-Bau ohne Lüftung realisiert. Eine Dachauskragung auf der Südseite spendet grosszügig Schatten. Dem direkten Sichtbezug zur Umgebung mit grosszügigen Fensterflächen wurde grosse Aufmerksamkeit geschenkt. Das Gebäude passt sich farblich optimal in die Umgebung ein. Mit seiner offenen vertikalen Holzschalung und dem orangefarbenen Windpapier verändert sich der Ausdruck des Gebäudes je nach Betrachtungswinkel und Sonnenstand stark. Nach dem Flanieren durch die Ausstellung kann sich die potentielle Bauherrschaft in die Besprechungsräume zurückziehen und ihre Auswahl verfeinern. Nebst den Besprechungs-

räumen finden sich auch grosszügige Zweiraumbüros für die Angestellten und ein grosszügiger Empfangsbereich im Neubau. Die Materialien im Innern stehen in direktem Bezug zur Unternehmung. Die Brettstapeldecken mit einem Akustikprofil und die mit OSB-Platten beplankten Wände wurden bewusst roh belassen und lediglich lasiert. So bleibt die Struktur des Materials Holz sichtbar und für Mitarbeiter wie Gäste erlebbar.


Situation

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Obergeschoss

Erdgeschoss

Querschnitt

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Ort Kaiserhof 1, 6102 Malters Bauherrschaft Hodel & Partner AG, Malters Architektur am-architektur gmbh, Lenzburg, und Berrel Berrel Kräutler AG, Zürich Generalunternehmer Renggli AG, Sursee Landschaftsarchitektur Hodel & Partner AG, Malters Bauingenieur Schärli Oettli Bauingenieure SIA, Zürich Holzbau Renggli AG, Schötz Materialien Konstruktionsholz 60 m3, Brettstapelelemente 100 m3, Schalung mit Nut + Kamm 300 m2, Fugenschalung 160 m2 Baukosten BKP 2 CHF 1,66 Mio. davon BKP 214 CHF 0,724 Mio. Grundstücksfläche SIA 416 34 000 m2 Geschossfläche SIA 416 445 m2 Gebäudevolumen SIA 416 1580 m3 Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) CHF 1050.– Bauzeit Oktober 2014 – Mai 2015 Fotograf Bruno Meier, Sursee

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Dachaufbau von aussen: Extensive Begrünung mit Vege­ tationsschicht Drainage 20 mm Wasserdichtung Gefällsdämmung 20–80 mm Dämmung 180 mm Dampfbremse OSB/3 15 mm Brettstapel 200 mm mit Akustikprofil Deckenaufbau von oben: Anhydritestrich 60 mm, geschliffen und versiegelt Trennlage Trittschalldämmung 60 mm OSB/3 15 mm Brettstapel 240 mm mit Akustikprofil Aufbau Aussenwand von innen: OSB 15 mm OSB 25 mm, luftdicht abgeklebt Ständer 240 mm/Dämmung Diffusionsoffene, mitteldichte Holz­ faserplatte 15 mm Fassadenbahn Unterkonstruktion 55 mm Horizontallattung gestrichen Fassadenschalung 21 mm

Fassadenschnitte

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deliveryLAB, Villigen Im Kontext des Paul-Scherrer-Instituts sollte ein temporärer Bau entstehen, der als physisch manifestierter Vorbote der in Planung stehenden Überbauung Park innovAARE, zugehörig zum Schweizerischen Innovationspark, fungiert. Inmitten der funktional orientierten Grossforschungsanlagen soll dieser ein Ort der Innovation, der Begegnung und der Diskussion bilden. Eine modulare Lösung schien aus mehreren Gründen naheliegend: einerseits wegen der sehr kurzen Planungs- und Bauzeit, andererseits aufgrund der Anlage als Provisorium unter der Vorgabe, dass dieses später als Aufstockung auf einem existierenden Modulbau im Areal des Paul-Scherrer-Institutes langfristig genutzt werden sollte. Im spezifischen Forschungsumfeld interessierte die Zusammenarbeit mit einem Unternehmen, welches den Fokus auf die Entwicklung neuer Systeme im Elementbau setzt. Dies führte zur Wahl der Erne AG Holzbau als Partner. Das Unterneh-

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men zeichnete für die Ausführungsplanung, die örtliche Bauleitung und die Realisierung des Holzbaus als GU verantwortlich. Vor dem Hintergrund des Nachhaltigkeitsgedankens zielten die Architekten auf die Entwicklung grossflächiger Elemente mit hohem Vorfertigungsgrad, die Wiederverwendung bereits bestehender Module und die Möglichkeit eines einfachen Ab- und Wiederaufbaus. Eine konsequente planerische und konstruktive Durchbildung der Knoten sowie der einzelnen Elemente, die Entscheidung für einen konsequenten Trockenbau, die Verwendung von lediglich punktuellen Schraubfundamenten oder die Art des Öffnungsverhaltens ergaben sich aus diesen Zielsetzungen. Die Elemente sind statisch wie auch räumlich so weit wie möglich ausgereizt, um einen spannenden, architektonisch qualitätsvollen Raum zu schaffen, der mehr Pavillon als Container ist. Der zweigeschossige Bau bietet im Erdgeschoss Platz für die Geschäftsstelle der innovAARE AG, ein Sitzungszimmer sowie einen


Ort Park innovAARE, 5234 Villigen Bauherrschaft innovAARE AG, Switzerland Innovation Park innovAARE Architektur swissmade AG, Léone-Sophie Kündig und Joos Kündig, Zürich GU Erne AG Holzbau, Laufenburg Materialien Bauholz: Brettschichtholz 21 m3, schichtverleimtes Vollholz 58 m3; Platten: OSB 1920 m2, Dreischichtplatten 27 mm 232 m2, diffusionsoffene, mitteldichte Holzfaserplatte 15 mm 206 m2, Gipsplatten 15 mm 110 m2; Lattung 960 m, Fassadenlatten in Douglasie 5240 m, Bodenrost in Douglasie 84 m2 Geschossfläche SIA 416 462 m2 Bauzeit März–Juli 2015 Fotografie swissmade AG, Zürich

grosszügigen Ausstellungs- und Workshopraum. Eine Treppe führt über eine Galerie zu den im Obergeschoss liegenden Büros, welche sich von heute vier in bis zu acht Einzelräume mit gemeinsam genutztem Sitzungszimmer gliedern lassen. Sie dienen den ersten im Park angesiedelten innovativen Unternehmungen. Das Erdgeschoss ist eng mit dem gestalteten Aussenraum verwoben und wirkt durch die grosszügige Terrasse niederschwellig und einladend. Der Bodenbelag im Erdgeschoss aus gebrochenen Schieferplatten steht in bewusstem Kontrast zu den sonst dominierenden Holzoberflächen und schafft damit einen differenzierten Öffentlichkeitscharakter. Das Erdgeschoss verstehen die Architekten als Innovationsküche, die auch zufällige, formlose und kreative Begegnungen von klugen Köpfen aus Wissenschaft und Industrie unterstützt, während das Obergeschoss Rückzugsmöglichkeiten zur Vertiefung von Ideen bietet. Das Holz zeigt sich in Einsatz und Behandlung sehr vielfältig. Die Aussenwahrnehmung

ist geprägt von einer hinterlüfteten Holzfassade aus vorvergrauter Douglasie. Bei der Veranda, der Aussentreppe sowie der Rampe trifft man auf geriffelte Latten aus ebenfalls heimischer Douglasie, die naturbelassen sind. Beim Eintreten bildet ein eichenfurniertes Empfangsmöbel den ersten Blickfang. Die tragenden Holzstützen im Ausstellungsraum sowie das raumhohe Pfosten-Riegel-Oberlichtband sind naturbelassen. Die Oberflächen der Wandscheiben, die statisch wirksam sind, werden im ganzen Gebäude durch silbern oder anthrazit gestrichene OSB-Platten gebildet. Die ins Obergeschoss führende Treppe verweist durch die in massiver Eiche gehaltenen Auftritte auf die Eichendielen, welche den Besucher auf der Galerie empfangen und das gesamte Obergeschoss prägen. Dank der Konstellation mit dem GU und der Nutzung von BIM für die Planung konnte das gesamte Vorhaben von der Auftragserteilung bis zur Übergabe in nur gerade vier Monaten realisiert werden.

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Querschnitt

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Obergeschoss

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Erdgeschoss

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Dachaufbau von aussen: Ziegelschrot 80 mm Trennlage Kautschuk-Abdichtung Dämmung 80–130 mm Bauabdichtung Kastenelement: OSB/4 25 mm, geschliffen Rippen 240 mm/Dämmung OSB/4 25 mm, geschliffen Deckenaufbau von oben: Parkettelement mit Trittschall 20 mm, schwimmend Estrichelemente 2 x 10 mm Trittschalldämmplatten 2 x 20 mm Beschwerung mit Wabenschüttung 30 mm Kastenelement: OSB/4 25 mm Rippen 280 mm/Dämmung 100 mm OSB/4 25 mm, geschliffen Aufbau Aussenwand von innen: OSB 15 mm Dampfbremse Ständer 240 mm/Dämmung Diffusionsoffene, mitteldichte Holzfaserplatte 15 mm Fassadenbahn Ständer 140 mm Lattung 25 mm Fassadenlatten Rhomboid 45 x 45 mm

Fassadenschnitt

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Wohn- und Geschäftshaus Papiermühle, Ittigen Der Neubau des Wohn- und Geschäftshauses der CoOpera ist Teil der Planung zur Verdichtung der Kernzone Papiermühle. Er liegt neben der S-Bahn-Station Papiermühle. Über dem Vorplatz ist ein direkter Perronzugang für die Fussgänger geschaffen worden. Das Gebäude der CoOpera bildet zusammen mit dem geplanten Neubau auf der Nordseite einen Teil des Platzes vor dem Bahnhof. Das neue Bauvolumen besteht aus zwei auf­ einandergestapelten Teilen, dem zweigeschossigen Sockel und dem zurückgesetzten, auf den kleinen Platz zum Bahnhof auskragenden, zweigeschossigen Aufbau. Dieser Baukörper übernimmt im zweigeschossigen Bereich entlang der Perronanlage die Höhe des Bahn­ hofes. Die Viergeschossigkeit entlang der Gartenstrasse ist Ausdruck der Verdichtung des Zentrums und übernimmt die Gebäudehöhe der Kernzone und der weiteren geplanten

Situation

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Bauten. Die Zweigeschossigkeit auf der Westseite schafft einen harmonischen Bezug zu den bestehenden zweigeschossigen Wohnbauten der Gartenstrasse. Der Sockelbereich wird für Läden und Büros im Erdgeschoss und für eine Arztpraxis und Therapiepraxen im ersten Obergeschoss genutzt. Im oberen Volumen sind sechs Mietwohnungen angeordnet. Unter der Auskragung der Obergeschosse befindet sich der Zugang zum Gebäude. Alle Fassaden sind mit einem mineralischen Putz versehen, welcher das Gebäude mit den bestehenden Bauten an der Gartenstrasse und der weiteren Umgebung verbindet. Deren Ausdruck wird durch die zusammenhängenden, dreiseitig um das Gebäude laufenden Fenster und Brüstungsbänder bestimmt. Die Bänder verbinden die beiden Bauvolumen zu einer Einheit. Die Brüstungen verleihen den Räumen im Innern in der exponierten Situation beim Bahnhof die notwendige Intimität

und Geborgenheit. Die Nordfassade ist aus energetischen Gründen weniger offen. Das Volumen wird durch die über die Ecken gezogenen Fenster erfassbar und aufgelockert. Das Untergeschoss und das an der Fassade liegende Treppenhaus sind aus Stahlbeton, sichtbar belassen und im Treppenhaus lasiert. Der Stahlbeton übernimmt einen Teil der Aussteifung des Gebäudes und hat gleichzeitig den für das Treppenhaus geforderten Brandwiderstand für den Fluchtweg. Ein in Längsrichtung des Gebäudes verlaufender Rahmen aus Stahlstützen und Stahlträgern, innerhalb der Deckenkonstruktion biegesteif miteinander verbunden und mit einer Bandschutzbekleidung versehen, trägt ebenfalls zur Aussteifung bei. Das Gebäude ist als reiner Skelettbau ohne tragende Wandscheiben konzipiert. Das ermöglichte die Überlagerung der unterschiedlichen Nutzungen und Raumeinteilungen auf den verschiedenen Geschossen. Die sichtbar


belassenen Stützen des Skelettes aus Brettschichtholz sind der jeweiligen Last und Brandschutzanforderung (R60) entsprechend unterschiedlich dimensioniert. Diese Stützen tragen die Hauptträger, welche in der Längsrichtung des Gebäudes verlaufen. An den Fassaden sind die Träger aus Brettschichtholz, im Gebäudeinnern als Stahlträger ausgebildet. In die Stahlträger sind die vorfa­brizierten Rippendeckenelemente aus Holz eingefügt. Durch die Verwendung von Stahlträgern konnte die Höhe minimiert und das Deckenelement in der gleichen Ebene wie der Träger angeordnet werden. Dies war wichtig, weil die Gebäude- und Raumhöhen vorgegeben waren. So entstand eine unterzugsfreie Rippendecke. Die vorfabrizierten Wandelemente sind nichttragend und entsprechend den Anforderungen von Schall- und Brandschutz dimensioniert. Die Fassadenbrüstungen sind nichttragende,

aussen vor die Skelettkonstruktion gehängte Holzbauelemente. Die Wärmeerzeugung erfolgt durch eine kombinierte Solar-und Wärmepumpenanlage und einen mit Reinwasser betriebenen Erdregisterspeicher unter der Bodenplatte des Gebäudes. Als Wärme- und Regenerationsquellen dienen Erdwärme, Überschusswärme der Warmwasserkollektoren und die Abwärme aus Kühlung für Gewerbe und Wohnen. Im Sommer wird die nicht verwendete Energie in den Erdspeicher gebracht und für den winterlichen Heizbetrieb saisonal gespeichert. Die sommerliche Kühlung erfolgt über die Bodenheizung und über die Zuluftkühlung der Komfortlüftungsanlagen. Das Gebäude ist zertifiziert nach dem Label Minergie-P (BE354-P). Der Holzbau tritt im Innern über die Skelettstruktur in Holz, das geölte Holz für alle Fenster und inneren Verglasungen sowie die Massivholzböden zutage. Zusammen mit dem

Beton des Treppenhauses entsteht im Innern ein Gleichgewicht von Holz, Beton und gestrichenen Wänden und Decken. Erwähnenswert ist, dass das Gebäude ursprünglich als konventioneller Massivbau geplant war. Als die CoOpera das Projekt übernahm, wollte sie ein nachhaltiges, dem Minergie-P-Standard entsprechendes Gebäude mit einem guten Wohnklima erstellen und sah die Lösung in einem Holzbau. Gemeinsam mit dem Gesamtleister und Holzbauingenieur wurde der Massivbau überarbeitet und den Anforderungen des Holzbaus angepasst, wobei insbesondere das für die freie Unterteilbarkeit von Erdgeschoss und erstem Obergeschoss erwünschte Prinzip des Skelettbaus übernommen und mit Holz umgesetzt wurde.

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Erdgeschoss

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1. Obergeschoss

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3. Obergeschoss

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Ort Gartenstrasse 1, 3063 Ittigen Bauherrschaft CoOpera Sammelstiftung PUK, Ittigen Architektur ARGE Rausser + Zulauf, Bern, und Werkgruppe AGW, Bern Holzbauingenieur Lauber Ingenieure AG, Luzern Gesamtleister Schaerholzbau AG und Werkgruppe, Altbüron Holzbau Schaerholzbau AG, Altbüron Materialien schichtverleimtes Vollholz 118 m3, Brettschichtholz 27 m3, Dreischichtplatten 70 m3, Schalung 21 m3, Lattung 10 m3, Massivholzböden 1400 m2 Baukosten BKP 2 CHF 7,148 Mio. davon BKP 214 CHF 1,038 Mio. Grundstücksfläche SIA 416 1100 m2 Geschossfläche SIA 416 2380 m2 Gebäudevolumen SIA 416 7960 m3 Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) CHF 898.– Bauzeit Juli 2013 – Oktober 2014 Fotografen Alexander Jaquemet, Erlach (Aussenaufnahmen), Daniel Sutter, Zürich (Innenaufnahme)

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Dachaufbau von aussen: Dachbegrünung 80 mm Drainage und Filterschicht 20 mm Wasserdichtung Dämmung 180 mm Gefällsdämmung 0–240 mm Abdichtung Rippenelement: Dreischichtplatte 27 mm Rippen 280 mm/Dämmung Lattung 40 mm mit Abhängung Gipsfaserplatten 2 x 12,5 mm Deckenaufbau von oben: Massivholzboden 15 mm Zementunterlagsboden 70 mm Dämmung 20 + 60 mm Kastenelement: Dreischichtplatte 27 mm Rippen 280 mm/Dämmung Dreischichtplatte 27 mm Federbügel 54 mm Gipsfaserplatten 2 x 12,5 mm

Fassadenschnitt

Aufbau Aussenwand von innen: Gipsfaserplatte 15 mm Lattung 60 mm/Dämmung Luftdichtung Diagonalschalung 22 mm Ständer 240 mm/Dämmung Diagonalschalung 22 mm Putzträgerplatte 40 mm Aussenputz 10 mm

2917


Bürogebäude Laur-Park, Brugg Rund um seinen Hauptsitz in Brugg besitzt der Schweizerische Bauernverband mehrere zentral gelegene Liegenschaften, die sich für eine Nachverdichtung anboten. Die dafür konzipierten Neubauten, ein Büro- und ein Wohnhaus, bilden zusammen mit dem ‹Haus des Schweizer Bauern›, dem Schilplinhaus und dem Vindonissa-Museum ein Ensemble. Alt und Neu fügen sich zu einem Mosaik von Häusern, Garten- und Hofräumen. Sie schaffen sich in ihrer Geschlossenheit eine eigene Identität als Gegenüber von Altstadt, Schulanlage und Wohnquartier. Der Neubau des Bürogebäudes liegt als südseitig geknickter dreigeschossiger Bau langgezogen und wie ein Passstück in seiner Umgebung. Struktur und Materialisierung suchen einen ideellen Bezug zum Auftraggeber, dem Schweizerischen Bauernverband, und damit auch zur Schweizer Holzbautradition. Im Sinne einer ökologisch nachhaltigen Materialisierung wurden vorab einheimische Rohstoffe gewählt – der Anteil an inländischem Kon­ struktionsholz beträgt über 80%. Die lichtdurchfluteten Räume werden geprägt von der sichtbaren Holzkonstruktion. Der Fenster- und Stützenraster von 1,35 m bildet das Grundmass sowohl für die Raumteilung als auch für die Deckenkonstruktion. Die unter dem Rhythmus der Balken frei unter­ teilbaren Etagen erlauben unterschiedliche Arbeitswelten, vom Grossraum- über das Gruppen- bis zum Einzelbüro. Membranartige Verglasungen umgrenzen den transparenten Gang. Die geräumige Eingangshalle ist auch Cafeteria, sie dient als Treffpunkt der um­ liegenden Bauten. Im zweiten Stock werden vier grosszügig geschnittene Wohnungen angeboten. Eine Loggia über die gesamte Länge der Südfassade schafft für sie gut geschützte

Situation

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Aussenräume. Die Fassade besteht aus einer vorbewitterten Weisstannenschalung. Es ist eine unterhaltsarme und dauerhafte Konstruktion, die es zulässt, bei Bedarf einzelne Teile leicht auszuwechseln. Das dreigeschossige Bürohaus ist ein Holzskelettbau mit massivem Kern und Holz-BetonVerbunddecken. Sichtbare Rippen nehmen das Grundraster von 1,35 m auf. Von den Stützen der Aussenwand zu einem Unterzug in Grundrissmitte, der auf Pfosten unterschiedlicher Stärke ruht, spannen sie über 6 m. An der Eingangsseite, wo sich das Haus verbreitert, erhöht sich die Spannweite auf bis zu 9 m. Gerillte Brettschichtholzelemente mit 60 mm Stärke bilden die sichtbare Decke zwischen den Rippen und unterstützen die Schallabsorption. Sie dienen als verlorene Schalung der 130–150 mm starken Ortbetonschicht darüber, für welche mittels Kerven in den Balken die Schubverbindung gewährleistet wird. Zusammen mit dem betonierten Treppenhauskern stabilisiert die Decke das Gebäude. Das gesamte Tragwerk weist einen Feuerwiderstand von 30 Minuten (R30) auf. Die sichtbaren tragenden Holzbauteile sind auf Abbrand bemessen. Zwischen haushohen Lisenen kippen die Fenster und Brüstungen jeweils oben leicht nach innen und nehmen den Sonnenschutz auf. Schwingflügelfenster ermöglichen eine gute Belüftung der Räume. Heizung und Kühlung der Büros werden mittels Klimakonvektoren in den Brüstungsbereichen gewährleistet. Das Gebäude ist Teil des nachbarlichen Wärmeverbunds und wird von der mit Holzschnitzeln betriebenen Heizzentrale versorgt. Solaranlagen auf dem Dach erwärmen das Gebrauchswasser.


2919


Sockelgeschoss

Erdgeschoss

1. Obergeschoss

2. Obergeschoss

2920

20 m


Längsschnitt

Querschnitt

2921


Dachaufbau von aussen: Dacheindeckung Lattung 30 mm Konterlattung 60 mm Unterdachbahn Unterdach 22 mm Sparren 280 mm Deckenaufbau von oben: Parkett 15 mm Unterlagsboden 85 mm Trittschalldämmung 20 mm Dämmung 20 mm Styrobeton 60 mm Stahlbeton 150 mm Brettschichtholz 60 mm Deckenträger 300 mm Fassadenschnitt

2922

Aufbau Aussenwand von innen: Vorgefertigtes Fassadenelement Dämmung 80 mm Hinterlüftung 30 mm Vorsatzschale 25 mm


Ort Laurstrasse 10, 5200 Brugg Bauherrschaft Baukonsortium Laur-Park Brugg: Schweizerischer Bauernverband, Stiftung HSB, Pensionskassenstiftung der Schweizerischen Landwirtschaft und Krankenkasse Agrisano Architektur pool Architekten, Zürich; verantwortliche Partner: Andreas Sonderegger, Matthias Stocker; Projektleiter: Thomas Friberg Baumanagement Perolini Baumanagement AG, Zürich Örtliche Bauleitung LBA, Landwirtschaftliches Bau- und Architekturbüro, Brugg Landschaftsarchitekt Berchtold.Lenzin Landschaftsarchitekten, Liestal Bauingenieur MWV Bauingenieure AG, Baden HLKS-Ingenieur Hobler Engineering GmbH, Zürich Elektroingenieur Schäfer Partner AG, Lenzburg Bauphysik Kopitsis Bauphysik AG, Wohlen Lichtplaner Reflexion AG, Zürich Brandschutzplaner Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Geologie, Geotechnik, Grundwasser Dr. Heinrich Jäckli AG, Baden Holzbauingenieure Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Holzbau Schäfer Holzbautechnik AG, Dottikon Materialien Auszeichnung Tragwerk mit dem ‹Herkunftszeichen Schweizer Holz› (83 % Schweizer Holz, Vorgabe mind. 80 %) Baukosten BKP 1–9 CHF 8,58 Mio. davon BKP 214 CHF CHF 1,5 Mio. Grundstücksfläche SIA 416 3349 m2 (inklusive Wohnhaus), 1941 m2 (Bürohaus) Geschossfläche SIA 416 1983 m2 (Bürohaus) Gebäudevolumen SIA 416 7522 m3 (Bürohaus ohne Untergeschoss) Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) CHF 754.– (Bürohaus), CHF 487.– (Wohnhaus) Bauzeit Dezember 2010 – August 2012 Fotografin Arazebra, Andrea Helbling, Zürich

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Neubau ‹Bürogebäude 3›, Bellinzona Das ‹Bürogebäude 3› ist eine Bebauung als Knotenpunkt in einem grossräumigen öffentlichen Park. Hauptanliegen war, den grössten Teil der Dienststellen des kantonalen Departements für Raumentwicklung, welche zuvor an verschiedenen Standorten in und um Bellinzona verstreut waren, unter einem Dach zu vereinen. Der Entwurf ging aus einem Architekturwettbewerb hervor, den die Pensionskasse der Tessiner Kantonsangestellten 1993 durchführte. In der Folge blieb das Projekt allerdings jahrelang blockiert, bis es 2004 vom kantonalen Departement für Finanzen und Wirtschaft reaktiviert wurde. Bis zur vollständigen Fertigstellung vergingen dann jedoch noch einmal zehn Jahre. Das ‹Bürogebäude 3› besteht aus zwei Baukörpern. Das Hauptgebäude beherbergt die Arbeitsplätze von insgesamt 350 Mitarbeitern des kantonalen Departements für Raumentwicklung. Um die Durchgängigkeit des Parks zu gewährleisten, ruht es auf zwanzig mächtigen Pfeilern. Dadurch entsteht im Erdgeschoss eine weiträumige Begegnungszone, welche den öffentlichen Charakter des Gebäudes unterstreicht. Mit der Eingangshalle, dem Informationsschalter und der Cafeteria ist das Erdgeschoss als vollständig verglaster Raum gestaltet und sucht so den direkten Bezug zum umliegenden Grün. In den fünf Obergeschossen des Hauptgebäudes befinden sich die Büros. Sie sind in jedem Geschoss entlang eines Doppelflurs modulartig nach einem Raster angeordnet, der eine

2924

Anpassung an die individuellen Bedürfnisse der einzelnen Nutzer ermöglicht. Ausgerichtet sind die Räume gegen Nordwesten und Südosten, also gegen den Park und die umliegenden Berge. Ergänzend finden sich Räume für Lager, Technik, Toiletten und Bibliothek. Im Untergeschoss liegen Archive, die Technikräume der Cafeteria, ein Labor, Technik- und Lagerräume sowie die Druckerei. Das Dachgeschoss beherbergt die Energiezentrale mit der Fotovoltaikanlage, welche wie alle übrigen haustechnischen Installationen in die Architektur des Gebäudes integriert ist. Die Sitzungszimmer befinden sich im Nebengebäude und weisen unterschiedliche Grundrisse auf. Das Nebengebäude ist mit dem Hauptgebäude über erhöhte Durchgänge verbunden und kontrastiert mit seiner Geometrie zum Park und zum Hauptgebäude dadurch, dass es den monumentalen Charakter der Stadt Bellinzona hervorhebt. So wirken die grosszügigen Glasflächen wie rechteckige Bilderrahmen für das benachbarte Schloss, welches so zu einem aussergewöhnlichen Hintergrund für die Sitzungszimmer wird. Für öffentliche Veranstaltungen lässt sich das grosse Sitzungszimmer im Erdgeschoss intern mit den oberen Geschossen und direkt mit dem Foyer verbinden. Ein Grossteil des Tragwerks ist in Beton ausgeführt: Bodenplatte, Pfeiler im Erdgeschoss, Kastendecke über dem Erdgeschoss, die beiden Treppenhäuser sowie Decken und Trennwände in den Obergeschossen. Einzig in den Aussenwänden der Obergeschosse sind Stahl-

träger in die nichttragenden Holzrahmenbauelemente integriert. Die Charakterisierung der Obergeschosse des Hauptgebäudes ergibt sich aus zwei Hüllenebenen, einer äusseren Schicht in Betonelementen als Sonnenschutz und einer zweiten Ebene zur Dämmung, aussen bekleidet mit Lamellen aus Douglasienholz. Dasselbe Holz wurde für die innere Bekleidung als Dreischichtplatte, für die Inneneinrichtungen und für die Eingangstüren verwendet. Das Nebengebäude mit den Sitzungszimmern ist in Sichtbetonweise ausgeführt; nur die Fensterrahmen sind aus Douglasienholz ausgeführt. Der zentrale Kern mit den Treppen und den Toiletten wurde in Sichtbetonelementen erstellt. Die Gebäude verfügen über ein automatisches Heizungs-, Lüftungs- und Kühlungssystem. Die HLK-Anlagen befinden sich im Dachgeschoss des Bürogebäudes. Zentrales Element ist eine Luft-Wasser-Wärmepumpe. Die Verteilung erfolgt mittels Niedertemperatur-Strahlungs­ paneelen an den Decken, welche ausserdem die Luftzufuhr über eine perforierte Platte regeln. Die Aufbereitung dieser Luft erfolgt über zentrale Monoblocks auf dem Dach. Integriert in die Paneele sind zudem die Beleuchtungskörper, die Absorber für die Raumakustik, die Präsenzmelder und die Sprinkler. Auf dem Hauptgebäude ist eine Fotovoltaikanlage integriert.


Situation

Lageplan

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Ort Via Zorzi 13, 6500 Bellinzona Bauherrschaft Dipartimento delle finanze e dell’economia, divisione delle risorse, sezione della logistica, e departimento del territorio, Bellinzona Architektur Architekturgemeinschaft Luigi Snozzi, Sabina Snozzi Groisman und Gustavo Groisman, Locarno Bauleitung Consorzio Tec 3, Giubiasco Bauingenieur Project Partners Ltd, Grancia-Lugano HLKS-Ingenieur Lombardi SA, Minusio Elektroingenieur Scherler SA, Lugano-Breganzona Brandschutzberater Swissi SA, Lugano-Massagno Bauphysik Ifec consulenze SA, Rivera Beratung Innenausbau Studio architetto Leonardo Modena, Bellinzona Geologe Jean-Claude Bestenheider, Bellinzona Beratung Holzfassade Federlegno, Rivera Holzbau Holzbau Kayser AG, Stans-Oberdorf (Fassadenelemente), Veragouth SA, Bedano (Innenbekleidungen), und Binda SA, Taverne (weitere Schreinerarbeiten) Materialien Brettschichtholz 38 m3, schichtverleimtes Vollholz 70 m3, Riegel und Rahmen in Douglasie 34,9 m3, Dreischichtplatten in Douglasie 27 mm 3852 m2, Lattung 3392 m, Leisten in Douglasie 4084 m Baukosten BKP 1–9 CHF 37,64 Mio. Baukosten BKP 2 CHF 29,26 Mio. davon BKP 214 CHF 1,35 Mio. Geschossfläche SIA 416 11 515 m2 (total), 10 202 m2 (Hauptgebäude), 1313 m2 (Nebengebäude) Gebäudevolumen SIA 416 47 028 m3 Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) CHF 620.– Bauzeit Juli 2009 – März 2014 Fotograf Filippo Simonetti, Brunate (It)

2926


Längsschnitt

1. Obergeschoss

40 m

Aufbau Aussenwand von innen: Dreischichtplatte in Douglasie 19 mm Lattung 90 mm OSB/3 15 mm, luftdicht abgeklebt Rippe 255 mm/ Mineralfaserdämmung 155 mm/ Holzfaserdämmung 100 mm Diffusionsoffene, mitteldichte Holzfaserplatte 15 mm Lattung 90 mm/Dämmung 60 mm Dreischichtplatte in Douglasie 27 mm Fassadenschnitt

2927


Lignum Holzwirtschaft Schweiz Economie suisse du bois Economia svizzera del legno Mühlebachstrasse 8 CH-8008 Zürich Tel. 044 267 47 77 Fax 044 267 47 87 info@lignum.ch www.lignum.ch

Holzbulletin, Juni 2017 Herausgeber Lignum, Holzwirtschaft Schweiz, Zürich Christoph Starck, Direktor

Redaktion Roland Brunner, Lignum, und Audanne Comment, Lignum-Cedotec Gestaltung BN Graphics, Zürich

Das Holzbulletin erscheint viermal jährlich in deutscher und französischer Sprache. Jahresabonnement CHF 48.– Einzelexemplar CHF 20.– Sammelordner (10 Ausgaben) CHF 140.– Sammelordner leer CHF 10.– Preisänderungen vorbehalten.

Administration, Abonnemente, Versand Lignum, Zürich

Lignum-Mitglieder erhalten das Holz­bulletin und die technischen Informationen der Lignum, Lignatec, gratis. Die Rechte der Veröffentlichung für die einzelnen Bauten bleiben bei den jeweiligen Architekten. Alle Angaben stammen von den Bauplanern.

ISSN 1420-0260

Lignum-Hotline: 044 267 47 83 Benutzen Sie unsere Fachberatung am Tele­fon von 8–12 Uhr, die täglich von Montag bis Freitag gratis zur Verfügung steht.

Druck Kalt Medien AG, Zug


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