Holzbulletin 71/2004

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Holzbulletin 71/2004 Erweitern An- und Umbau eines Einfamilienhauses, Bützberg An- und Umbau eines Einfamilienhauses, Küsnacht Zehn neue Zimmer für den Hotelbetrieb ‹L’Aubier›, Montézillon Atelier Pedro Pedrazzini, Lavertezzo Piano Anbau Gemeindehaus, Poschiavo Schulerweiterung auf Pfeilern, Begnins Sanierung und Erweiterung Bezirksschulhaus, Unterkulm

Atelier Pedro Pedrazzini in Lavertezzo Piano: neuer Werkraum und vergrösserte Ausstellungsfläche. Architekten: Nicola Baserga und Christian Mozzeti, Muralto Bild: Stefano Mussio, Locarno


Neue Raumgefüge und mehr Platz

Die ‹Holzbulletin›-Ausgabe 69 kreiste um die Renovation als strukturelle Veränderung des Gebäudes. Veränderungen der Erscheinung unter gleichzeitiger Erhaltung von Hülle und Struktur oder das Aufstocken bildeten die Konzepte der gezeigten Objekte. Mit der Disziplin ‹Erweitern› zeigen wir erneut auf, wie der heimische Werkstoff Holz seine Vorteile ins Spiel bringt. Dabei bleiben wir einem klar spürbaren Trend treu, der baulichen Verdichtung. Die letzten zwanzig Jahre setzten deutliche Signale: Der Bedarf an Fläche pro Bewohner hat markant zugenommen. Ebenso stehen offene Raumstrukturen mit Transparenz und der Wunsch nach viel Licht in den Wohnräumen auf der Wunschliste. Neue Wohnungen entstehen vermehrt in den Agglomerationen der grossen Städte, wo das Unterhaltungs- und Infrastrukturangebot stimmt. Nur müssen für knappe Flächenressourcen, hohe Landpreise und Bestandswerte umsetzbare Baukonzepte gewählt werden: mehrgeschossiges Bauen sowie Nutzung, Umnutzung, Aufstockung und Erweiterung von bestehenden Substanzen. Anscheinend entsprechen die letztgenannten Disziplinen der Schweizer Mentalität, sei es aus Sentimentalität, aus Kompromissbereitschaft oder aus dem Glauben an eine günstige Gelegenheit. So wird gerade vom privaten Bauherrn vermehrt in den Erweiterungsbau investiert, wodurch das Volumen dieses Segmentes über die Jahre konstant bleiben konnte. Diese Trends sprechen für den heimischen Werkstoff Holz. Unabhängig von der Nutzung bietet der Holzbau gerade beim Erweitern vielfältige Vorteile. So zum Beispiel die äusserst kurze Montagedauer und die trockene Bauweise. Die Montage dauert wenige Tage, die Bautrocknungsdauer ist minimal, die Räume sind rasch geschlossen, und auf der Baustelle kehrt Ruhe ein. Die Nutzung der bestehenden Substanz erfährt nur geringe Störungen, zum Teil sogar ohne Unterbrechungen. Unbestreitbar ein Pluspunkt ist auch die hohe Tragfähigkeit von Holz bei geringem Eigengewicht. Dadurch lassen sich die angebauten Baukörper anheben und auf filigranen Strukturen abstützen. Der bisherige Platz bleibt erhalten, oder es entsteht eine Umgebung mit neuer Nutzung.

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All diese Möglichkeiten werden von den sieben folgenden Projekten repräsentiert. Bei den ersten zwei typischen Bauaufgaben trifft alte Bausubstanz auf neue Platz- und Raumbedürfnisse. Die Um- und Anbauten an den Einfamilienhäusern in Bützberg und in Küsnacht basieren auf der gleichen Motivation. Nur wird beim Haus in Bützberg aufgrund der Topografie, Geschosseinteilung und Parkplatzbedürfnisse der Erweiterungskörper hochgestellt und beim Haus in Küsnacht der winklige Grundriss zur Gestaltung eines neuen Baukörpers genutzt. Eine weitere Interpretation der Erweiterung ist beim Hotel ‹L’Aubier› in Montézillon und beim Atelier des Bildhauers Pedro Pedrazzini im Tessin zu erkennen. Hier stand die Integration der Umgebung im Vordergrund, beim Hotel ‹L’Aubier› durch Einbezug der Natur im Sinne der Philosophie des Eigentümers, beim Bildhaueratelier zur Nutzung des örtlichen Umfeldes als natürliche Ausstellungsräume. Beim Gemeindehaus in Poschiavo war die Flexibilität der Nutzung nach der Fertigstellung das Hauptkriterium. Mit nichttragenden Trennwänden und Hohlraumböden für die Installationen konnte die gestellte Forderung erfüllt werden. Die Schule in Begnins zeigt einen typischen Erweiterungsbau aufgrund fehlenden Platzes. Untypisch ist jedoch die Umsetzung: Holzbau, schwebend auf Stahlpfeilern, mit einer Fassade aus Polykarbonat-Platten. Der Werkstoff Holz kam dank seiner technischen Leistungsfähigkeit bei geringem Raumgewicht zum Einsatz. Ähnlich sieht es bei der Bezirksschule in Unterkulm aus. Der Holzbau erlaubte eine Erweiterung bei kurzer Bauzeit mit geringer Lärmimmission, wodurch der Vollbetrieb aufrechterhalten werden konnte. Die dargestellten Vorteile des Holzbaus im Zusammenhang mit Erweiterungen lassen sich auch für andere Bauaufgaben im Rahmen der baulichen Verdichtung nutzen. So zum Beispiel im mehrgeschossigen Holzbau. Dabei spielen in der Materialwahl aber noch andre wesentliche Kriterien mit. Davon und von den baulichen Konzepten wird ein kommendes ‹Holzbulletin› sprechen. Roland Brunner Leiter Technische Kommunikation Lignum


An- und Umbau eines Einfamilienhauses, Bützberg

Das bestehende Einfamilienhaus aus den dreissiger Jahren liegt auf einer schmalen, langgezogenen Parzelle direkt an der Hauptstrasse. Die leichte Hanglage ermöglichte einen Rucksack-Anbau, der sich an die bestehende Fassade anschliessen und auf ein Stahljoch abstützen liess. Die stützenfreie Halle im Untergeschoss dient so als gedeckte Gartenhalle oder als Autounterstand mit direkter Ausfahrt auf die Hauptstrasse. Raumteilung und Platzverhältnisse des Hauses aus den dreissiger Jahren entsprachen nicht den Bedürfnissen der jungen Familie. Mit einer Ausnahmebewilligung liess sich das kleine Haus auf der Nordseite durch den Anbau erweitern. Das Auslagern des Wohnraums in den Anbau erlaubte im Altbau zeitgemässe Flächen für Küche – im Erdgeschoss direkt an den Wohnraum angeschlossen – und Bad, im Obergeschoss einen Zugang zur neuen Terrasse. Der eingeschossige, zwischen den grossen Bäumen schwebende Holzkubus vermittelt aus dem Innenbereich das Gefühl von Sicherheit und Freiheit zugleich und erinnert den Bauherrn an die Baumhütten der Jugendzeit.

Das gewählte Erweiterungskonzept liess sich mit einem vorfabrizierten Holzrahmenbau am einfachsten umsetzen. Das minimale Eigengewicht des Anbaus erlaubt eine Lasteinleitung ins Fundament über nur zwei Punkte. Auf dem darübergespannten Stahlträger liegen Bodenelemente in der Richtung vom Haus zum Stahljoch tragend. Sie bestehen aus nach unten sichtbaren, gestrichenen Sperrholzplatten, einer Balkenlage der Stärke 240 mm, die Zwischenräume mit Zellulose ausgedämmt, und einer inneren Beplankung aus OSB. Der Bodenbelag ist in Lärchenriemen ausgeführt. Die Wände sind in Holzrahmenbauweise in der Stärke 180 mm mit einer Fassadenbekleidung aus rhomboider, unbehandelter Lärchenschalung realisiert. Das belüftete Flachdach ist konstruktiv mit einer innenliegenden Massivholzplatte, einer Balkenlage der Stärke 240 mm und Ausdämmung mit Zellulose sowie einer äusseren Beplankung mit einer Holzfaserdämmplatte ausgeführt und verfügt über eine extensive Begrünung als Nutzschicht. Der vom Bad aus begehbare Terrassenteil verfügt über Eichenriemen als Gehbelag, als Verschleissschicht konzipiert. Die Tragrichtung des Daches verläuft ebenfalls

vom bestehenden Haus zur Fensterfront. Zur Lastabtragung ist im Dach ein querlaufender Stahlträger integriert, welcher in den Wandelementen und über zwei Stahlstützen innerhalb der Fenster die Lasten in das Stahljoch ableitet. Dadurch konnte die Fensterfront des Anbaus in einem leichten Pfosten-Riegel-System in Holz ausgeführt werden.

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Aussenverkleidung im Übergang zum bestehenden Gebäude von innen (ca. 70 cm breit): Fassadenbahn schwarz Lattung horizontal 30 x 60 mm, schwarz gestrichen Lattung vertikal 10 x 30 mm, schwarz gestrichen Lärchenschalung horizontal 22 mm, rhomboid mit Breite 65 mm und 25 mm Fuge

Fassadenschnitt horizontal

Dachaufbau von aussen: Extensivbegrünung 80 mm Dachhaut zweilagig Trennlage korkschrottbeschichtet Blindschalung Fichte/Tanne 27 mm Lattung mit Gefälle und Belüftung 60 x 60–120 mm Holzfaserdämmplatte 24 mm Balkenlage 60 x 240 mm/Dämmung Zellulosefaser Dreischichtplatte 27 mm, sichtbar genagelt Aufbau Aussenwand von innen: Gipsfaserplatte 15 mm Ständer 60 x 180 mm/Dämmung Zellulosefaser Holzfaserdämmplatte 24 mm Lattung vertikal 10 x 60 mm Lattung horizontal 30 x 60 mm Lärchenschalung vertikal 22 mm Bodenaufbau von oben: Lärchenriemen 22 mm OSB 18 mm Balkenlage 120 x 240 mm/Dämmung Zellulosefaser Fassadenschnitt vertikal

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Sperrholzplatte 27 mm, gestrichen


Ort Bernstrasse 44, 4922 Bützberg Bauherrschaft Herbert Moser, 4922 Bützberg Architekten Campanile & Michetti Architekten, Bern; Mitarbeit: Petra Burkhard Ingenieur Rolf Gilgen, Herzogenbuchsee Ingenieur Holzbau W. Schär Holzbau AG, Grossdietwil Holzbau W. Schär Holzbau AG, Grossdietwil Holzarten Konstruktionsholz: Rahmenholz 4,5 m3; Platten: OSB 18 mm 50 m2, Dreischichtplatte 27 mm 110 m2, Holzfaserdämmplatte 24 mm 70 m2, Sperrholzplatten 27 mm 50 m2; Schalung: Blindschalung Fichte/Tanne 27 mm 50 m2, Lärchenschalung 22 mm 80 m2 Gebäudekubatur SIA 116 305 m3 (nur Anbau) Kubikmeterpreis (BKP 2) CHF 525.–/m3 (nur Anbau) Baukosten CHF 355 000.– (total) Bauzeit 5 Monate Baujahr 2003

Querschnitt

Untergeschoss

Obergeschoss

evtl.schrankeinbau später,durch bauherrschaft

entree

Erdgeschoss

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An- und Umbau eines Einfamilienhauses, Küsnacht

Die Bauparzelle befindet sich in einem Wohngebiet mit vorwiegender Einfamilienhausbebauung. Das bestehende Haus stammt aus den sechziger Jahren und weist einen minimalen, winkelförmigen Grundriss auf. Im Zentrum lag ursprünglich der Wohn-Essraum mit darüberliegender Terrasse. Im Obergeschoss fanden sich Schlaf-, Kinder- und Gästezimmer sowie die Nasszellen um einen Vorplatz angeordnet. Der Eingriff hat eine neue Raumordnung geschaffen. Mit dem Heranwachsen der beiden Kinder fasste die Familie eine leichte Vergrösserung der Wohnfläche und eine Umstrukturierung der Räume ins Auge. An Stelle der Terrasse tritt ein neuer Holzkubus, welcher im Obergeschoss zwei zusätzliche Kinderzimmer schafft und im Erdgeschoss den Wohnraum erweitert. Durch Zusammenlegung einzelner kleiner Nasszellen im Inneren entstanden neue, offenere Raumbeziehungen: zum Beispiel zwischen Küche und Wohnraum oder zwischen Elternschlafzimmer und Bad. Das Haus erscheint so grösser, als es tatsächlich ist. Denn die Wohnfläche nahm mit dem Anbau effektiv nur um acht Quadratmeter zu. Sowohl in der Höhe als auch in der Breite steht der neue Baukörper gegenüber dem bestehenden Gebäude vor und verleiht

so dem Gesamt ein neues Gesicht mit differenzierter Innen-/Aussenbeziehung. Die neue, quer zum Holzkubus verlaufende Holzterrasse verbindet den Anbau mit dem bestehenden Bau. Der ursprünglich seitlich angeordnete Eingang ist auf die Rückseite des Hauses verlegt, so dass der ankommende Besucher um das Haus herumgeführt wird. Die Wände sind in Holzrahmenbauweise der Stärke 140 mm auf der schmalen und in der Stärke 180 mm auf der breiten Seite des Anbaus ausgeführt. Der Unterschied ergibt sich aus den vorhandenen Platzverhältnissen und dem Ausgleich von Fassadenöffnungen bezüglich Wärmeverlust. Die Fassadenbekleidung ist in sägerohem, behandeltem Redwood materialisiert. Das nichtbelüftete Flachdach ist auf einem gedämmten Hohlkastensystem aufgebaut und verfügt über eine Abdichtung aus Polymerbitumenbahnen und eine Schutzschicht aus einer keramisch beschichteten Bitumenbahn. Die Deckenkonstruktion baut ebenfalls auf einem Hohlkastensystem auf und verfügt neben einem Zementestrich über Keramikplatten als Gehbelag. Die gesamte Konstruktion ist innen mit einer gestrichenen Massivholzplatte verkleidet. Die Fenster und die Klappläden sind ebenfalls in Holz ausgeführt.

Dachaufbau von aussen: Bitumenbahn mit keramischer Beschichtung Polymerbitumenbahn zweilagig Dämmung 50 mm Hohlkastenelemente 160 mm ausgedämmt Massivholzplatte 15 mm, gestrichen Bodenaufbau von oben: Mosaikplatten Plattenmörtel Dichtmörtel Zementestrich 35–60 mm im Gefälle, teilweise mit Bodenheizung Dämmung 20 mm Hohlkastenelemente 160 mm ausgedämmt Massivholzplatte 15 mm, gestrichen Aufbau Aussenwand von innen: Massivholzplatte 15 mm, gestrichen OSB 18 mm Dampfsperre Ständer 60 x 180 mm/Dämmung Steinwolle Holzfaserdämmplatte 16 mm Lattung vertikal 30 x 50 mm Holzschalung Redwood sägeroh mit 2 x Holzschutz und 1 x Lack

Fassadenschnitt

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Querschnitt


Erdgeschoss

Obergeschoss

Ort Glärnischstrasse 2a, 8700 Küsnacht Bauherrschaft K. + U. Fanger Schiesser Architekten burkhalter sumi architekten gmbh, Zürich; Mitarbeit: Benedikt Sunder-Plassmann, Andrea Roth Bauleitung Christoph Eisenhut, Küsnacht Ingenieur K. Blöchlinger Ing.-Büro, Küsnacht Holzbau Saxer Holzbau GmbH, Zürich Grundstücksfläche 534 m2 Gebäudekubatur SIA 116 750 m3 (Umbau), 132 m3 (Anbau) Kubikmeterpreis (BKP 2) CHF 525.–/m3 (nur Anbau) Baukosten ca. CHF 540 000.– (total) Planungszeit 6 Monate Bauzeit 3 Monate Baujahr 2000

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Zehn neue Zimmer für den Hotelbetrieb ‹L’Aubier›, Montézillon

Weit über dem Neuenburgersee gelegen, hat sich der Hotelbetrieb ‹L’Aubier› seit seiner Eröffnung im Jahr 1979 ständig weiterentwickelt. Bestand er ursprünglich aus einem Bauernhaus und einer Herberge, so hat es sich später zu einem zeitgemässen Hotel mit 15 Zimmern und einem modernen Bauernbetrieb gewandelt. Im Zuge der Sanierung der Herberge erfolgte die Vergrösserung des Restaurants, welches biologische Produkte aus dem eigenen Landwirtschaftsbetrieb anbietet. Weiter entstanden Seminarräume sowie ein Laden, in dem Bücher, Kleider und biologische Produkte erhältlich sind. Trägerschaft des Hotels ist eine Aktiengesellschaft mit fast 800 Aktionären, deren Ziel es ist, ökologische und kulturelle Aspekte nachhaltig zu berücksichtigen. Im Laufe der Jahre hat sich ‹L’Aubier› zu einem immer beliebteren Begegnungszentrum entwickelt. Um der ständig wachsenden Nachfrage nach Übernachtungsmöglichkeiten gerecht zu werden, aber auch im Hinblick auf den zur Expo.02 erwarteten Besucherandrang erfolgte ein Erweiterungsbau in leichter Hanglage im nördlichen Teil der Bebauung, oberhalb des bestehenden Parkplatzes. Auf Punktfundamente und Stützen abgestellt, schwebt der Holzbau und erlaubt, die bestehende Fläche darunter zu erhalten. Der Erweiterungsbau umfasst zehn Zimmer von jeweils 20 m2 Grundfläche. Jedes Zimmer verfügt über Bad und Toilette, einen Kasten, ein Bett von 140 cm Breite sowie einen Arbeitsplatz. Jedes Zimmer entspricht

einem Modul von 3,20 x 7,0 m, welches in Holzrahmenbauweise vorfabriziert wurde. Ein spezielles Augenmerk wurde auf die ökologische und ökonomische Wahl der Konstruktions- und Einrichtungsmaterialien gelegt. Für den Boden der Zimmer kommt gewachstes Tannenparkett zum Einsatz. Die Innenverkleidung besteht aus Gipsfaserplatten, die Aussenverkleidung aus einer unbehandelten Lärchenschalung. Während der Montage wurden die zehn Module parallel nebeneinander aufgebaut. Eine gedeckte Treppe dient als Gliederung zwischen den beiden Modulgruppen. Auf der Nordseite führt ein offener Gang zu den einzelnen Zimmern, welche mit Phantasienamen angeschrieben sind: ‹Il était 1 fois›, ‹Avec 3 fois rien›, ‹Aux 4 coins du monde›, ‹Le grand 8›. Jedes Modul verfügt seeseitig über einen eigenen Balkon. Dieser Aussenraum wird durch die Verlängerung der inneren Fussbodenbalken gebildet und verfügt über eine Pergola als Sonnenschutz. Die Fensterrahmen bestehen aus gestrichenem Fichtenholz. Der Erweiterungsbau verfügt über eine Unterstation, welche ihn mit der zentralen Heizung verbindet. Das Energiekonzept des Komplexes sieht vor, möglichst wenig nichterneuerbare Energien zu brauchen, um die Umwelt nur minimal zu belasten. Mehr als die Hälfte des Energiebedarfs wird mit Holzschnitzeln gedeckt. Als zweite Energiequelle versorgt Erdgas die Küchen, und eine Wärme-Kraft-Kopplungsanlage deckt rund ein Drittel des Strombedarfs und ermöglicht eine Absenkung der Spitzenlast.

Das Spülwasser für die Toiletten sowie ein Teil des Wassers für die Waschmaschinen stammt aus einer Regenwasserfassung auf dem Dach des Bauernhofs. Das Flachdach des Neubaues weist eine Extensivbegrünung auf, wodurch sich der Abfluss des Regenwassers verlangsamen lässt.

Situation

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Ort Montézillon, 2037 Montmollin Bauherrschaft L'Aubier SA, Montmollin Architekten Atelier d'architecture K. Hofmann Sàrl, Lausanne; Mitarbeit: Michel Gailloud Ingenieur Bernard Mathey, Montézillon Holzbau Geiser Rudolf Charpente SA, Tramelan Holzarten Konstruktionsholz: Brettschichtholz 14 m3, Massivholz Fichte 20 m3; Platten: OSB 310 m2; Schalungen: für Terrasse Eiche 78 m2, für Innenräume Tanne 201 m2, für Fassade Lärche 160 m2 Gebäudekubatur SIA 116 2434 m3 Bauzeit 4 Monate Baujahr 2000

Ansicht West

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Grundriss


Dachaufbau von aussen: Extensive Begrünung Abdichtung Dreischichtplatte Sparren 80 x 160 mm/Dämmung Dampfsperre Gipsfaserplatte 2 x 12,5 mm

Aufbau Aussenwand von innen: Gipsfaserplatte 2 x 12,5 mm Ständer 160 mm/Dämmung OSB Lattung vertikal Schalung Lärche horizontal

Bodenaufbau von oben: Parkett Tanne gewachst Lattung OSB 15 mm Balkenlage 80 x 160 mm/Dämmung Gipsfaserplatte 15 mm

Fassadenschnitt

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Atelier Pedro Pedrazzini, Lavertezzo Piano

Das Projekt befindet sich in der Gemeinde Lavertezzo im Gebiet Cazzana. Die Parzelle liegt unterhalb der Kantonsstrasse und grenzt an den Wald. Darauf befindet sich das Atelier des 1953 in Roveredo geborenen Bildhauers Pedro Pedrazzini. Ein wohldurchdachter Eingriff der Architekten Nicola Baserga und Christian Mozzeti hat dem Künstler neuen Atelier- und Ausstellungsraum geschaffen. Die Ausgangslage bestand aus einem Hauptgebäude mit Anbau. Das Umbauprojekt sah vor, das Hauptgebäude zu erhalten und den Anbau komplett zu ersetzen. Das alte Gebäude beinhaltet seit der Renovation im Erdgeschoss Ausstellungsräume und im Obergeschoss ein Maleratelier. Es dient jetzt als Ort für eine Dauerausstellung und ist so zum öffentlichen Raum geworden. Der neue Gebäudetrakt ist in ein Atelier in Holzbauweise und einen massiven Infrastrukturbau unterteilt. Der eingeschossige Betonkubus bietet Platz für die Technik, Toiletten und den Erschliessungsbereich. Der Ateliertrakt in Holzbauweise umfasst zwei Räume, das eigentliche Atelier als Arbeitsraum und einen südlich angebauten Abstellraum. Die Nordausrichtung der Fenster entspringt dem Bedürfnis nach gleichmässigem Licht; eine Laufkatze erlaubt die Verschiebung auch schwerer Skulpturen. Der Ausdruck der Volumen versucht die

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Aussenplätze als Ausstellungsraum zu integrieren. So werden auch der Hof vor dem Atelier und die Terrasse auf dem Infrastrukturbau in den Ausstellungen gefasst. Das Umfeld des Künstlers beginnt damit als dauernde Inspirationsquelle zu wirken, indem es immer neue, überraschende Sichtweisen zulässt und eine Verbindung zwischen innen und aussen wirken lässt. Die Konstruktion des Ateliers besteht aus Brettschichtholzrahmen im Gebäudequerschnitt mit dazwischenliegenden Elementen in Holzrahmenbauweise. Die Fenster sind fest verglast; die Verglasung erfolgte auf der Baustelle. Die Fassadenbekleidung besteht aus einer vertikalen Schalung in Douglasie. Die Brettschichtholzrahmen im Dachbereich, unter Berücksichtigung der Krannutzlast bemessen, sind in der Feldmitte leicht überhöht und weisen eine Höhe von 390 bis 440 mm auf. Sie sind oben mit Furnierschichtholz beplankt, auf dem das Warmdach mit Dampfsperre, Steinwolle, Bitumenbahnen und Dachbegrünung aufgebaut ist. Um die Holzstruktur der Oberflächen und der Konstruktion auf den Künstler einwirken zu lassen, ist die gesamte Holzkonstruktion innen roh und unbehandelt belassen. Der südlich angebaute Abstellraum ist nicht gedämmt. Die Bedachung besteht aus einer 30 mm dicken Furnierschichtholzplatte und einer beschieferten Bitumenbahn. Die äussere Wandbekleidung aus einer witterungsbeständigen, 15 mm starken, lasierten

Furniersperrholzplatte wird mittels einer regelmässigen Lattung gestützt. Zugänge zum Abstellraum sind von aussen und vom Atelier vorhanden.

Situation


L채ngsschnitt durch Atelier

Ansicht West

Erdgeschoss

Obergeschoss

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Ort Zone Cazzana, 6633 Lavertezzo Piano Bauherrschaft Pedro Pedrazzini, Bugaro, 6633 Lavertezzo Piano Architekten Nicola Baserga und Christian Mozzeti, Muralto; Mitarbeit: Sacha Denicolà Holzbau Gebr. Bissig Holzbau GmbH, Altdorf Holzarten Konstruktionsholz: Brettschichtholz 5 m3, Rahmenholz 5 m3; Platten: OSB 18 mm 150 m2, Furnierschichtholz 30 mm 90 m2, Fassadensperrholz 15 mm 50 m2; Bodenriemen Fichte/Tanne 36 mm 65 m2; Fassade: Douglasie 24 mm 100 m2 Gebäudekubatur SIA 116 330 m3 Kubikmeterpreis (BKP2) CHF 450.–/m3 Baujahr 2001

Aufbau Aussenwand von innen: OSB 18 mm Rahmenholz 60 x 120 mm/Dämmung Steinwolle/ Rahmenteil vertikal Brettschichtholz 140 x 140 mm Windpapier Lattung vertikal 30 mm Lattung horizontal 30 mm Schalung Douglasie 24 mm

Fassadenschnitt horizontal

Aufbau Flachdach von aussen: Dachbegrünung Bitumenbahn Dämmung Steinwolle 120 mm Dampfsperre Furnierschichtholz 30 mm Rahmenteil oben Brettschichtholz 140 x 440 mm

Aufbau Boden von oben: Bodenriemen Fichte/Tanne 36 mm Lattung 80 x 60 mm/Dämmung Steinwolle Bitumenschicht Betonplatte Fassadenschnitt vertikal

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Anbau Gemeindehaus, Poschiavo

Die Erstellung des ursprünglichen Gebäudes durch Tomaso Olgiati geht auf das Jahr 1862 zurück. 1943 verkaufte es die Bernina-Bahn an die Gemeinde Poschiavo, deren Verwaltung bis vor zirka 20 Jahren das Erd- sowie das erste Obergeschoss nutzte. Im zweiten Obergeschoss wohnte der Abwart; später erfolgte eine Umnutzung dieser Fläche in Büros. Bereits in den siebziger Jahren wurde die Notwendigkeit erkannt, das Gemeindehaus umzubauen. Nach zwei Architekturwettbewerben 1986 und 1993 und einem Honorarwettbewerb 1997 kam das Architekturbüro Gervasi und Wyss aus Poschiavo zum Zug. Die Entwicklung der Gemeindeinfrastruktur war im Wettbewerb mit einem Kostendach von 3,5 Millionen Franken budgetiert. Dazu kam, dass die Situation mit dem bestehenden Gebäude und der im Quartier geprägten Architektur als Vorgaben dienten. Aus den Entwurfsparametern Einfachheit, Bescheidenheit, Kompaktheit, Nachhaltigkeit im Sinne eines niedrigen Energieverbrauchs sowie Funktionalität wuchs das Konzept, einen monolithischen Baukörper parallel zum bestehenden Volumen zu schaffen. So entstand ein unabhängiger Pavillon mit neuer und geradliniger Sprache, der das alte Gebäude aufwertet. Klar war auch, dass die Realisation moderner Büroräumlichkeiten hohe Flexibilität in der Raumteilung und Möglichkeiten zur Nutzungsänderung erforderte. Diese Reversibilität erzielte man mit zwei Stützenreihen entlang dem Korridor, zwischen welche eine trennende Schrankfront trat.

Einige Parameter waren auch in der Materialisierung fix. So lieferte die Region das gesamte Holz für die Konstruktion des Neubaus, wofür rund 160 Festmeter Holz eingeschlagen wurden. Die gesamte Wertschöpfung, von der Planung über den Rohstoff Holz bis zur Verarbeitung und Montage, blieb in der Region, was wirtschaftlich von grosser Bedeutung war. Die mit dem Umbau zusätzlich vorzusehenden Funktionen in der Gemeindeverwaltung sollten im neuen Gebäude erschlossen werden; das bestehende Gebäude erfuhr eine Renovation. So befinden sich zum Beispiel im Erdgeschoss ein neuer Konferenzraum und die Büros von Dienststellen. Das erste Obergeschoss wird mehrheitlich intern für die Gemeindeverwaltung genutzt; im zweiten Obergeschoss liegen öffentliche Büros wie die Kanzlei mit dem Sekretariat, das Zivilstandsamt und das Büro des Gemeindepräsidenten (Podestà). Die Etagen sind über das Treppenhaus im bestehenden Bau und über einen Lift im Neubau erschlossen. Der Innenausbau bleibt bewusst spartanisch ausser in der völlig flexiblen Verkabelungsmöglichkeit für beide Gebäudeteile. Die Wärmeerzeugung geschieht über eine Wärmepumpen-Heizungsanlage mit einer 520-Meter-Erdwärmesonde, die Wärmeverteilung im alten Teil über Heizkörper und im neuen Teil über eine kontrollierte Lüftung mit Wärmerückgewinnung. Über dem massiven Kellergeschoss, angeschlossen an einen ebenfalls massiven Kern für die Gebäudestabilisierung sowie für die Installationen und den Lift, ist die primäre Tragkonstruktion in Holzrahmenbauweise mit 160 mm Stärke ausgeführt. Die beiden

Stützenreihen mit Unterzug entlang dem Korridor tragen Lasten aus den Geschossdecken und dem Dach mit ab. Das erlaubte es, die Spannweiten der Balkenlage zu verkürzen und somit die Raumtrennungen für die Büros flexibel zu halten. Die Stützen sind in der Dimension 200 x 400 mm ausgeführt, der Unterzug als doppelter Träger in der Stärke 180 x 300 mm. Alle Verbindungen wurden mit Spezialstahlteilen realisiert. Balkenlagen mit einer oberen Beplankung aus Bretterschalung, Hohlraumdämmung, an Federbügeln abgehängter Decke und einem Hohlraumboden aus Anhydritfliessestrich auf Gummilagern bilden die Geschossdecken. Die Elemente für den Hohlraumboden wurden im Alt- und Neubau eingesetzt und dienen zur flexiblen Führung der Verkabelung. Die gesamte Konstruktion ist im Innenbereich mit Gipskartonplatten verkleidet. Das nichtgedämmte Walmdach ist mit Kupferblech eingedeckt; die vorgehängte Fassadenbekleidung besteht aus eingefärbten Faserzementplatten. Holz-Metall-Fenster gestalten das Fassadenbild mit.

Situation

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Dachaufbau von aussen: Kupferbahnen Trennlage Bretterschalung 27 mm Sparren 100 x 140 mm

Deckenaufbau unter Dach von oben: Bretterschalung 27 mm Balkenlage 140 x 220 mm/Dämmung Mineralfaser 160 mm Dampfbremse Lattung/Federbügel Gipskartonplatte 18 mm

Deckenaufbau von oben: Teppich Hohlraumboden in Anhydritfliessestrich 130 mm Gummilager Bretterschalung 27 mm Balkenlage 140 x 220 mm/Hohlraumdämmung Mineralfaser 100 mm Lattung/Federbügel Gipskartonplatte 18 mm

Aufbau Aussenwand von innen: Gipskartonplatten 2 x 15 mm Dampfbremse Ständer 80 x 160 mm/Dämmung Mineralfaser Bretterschalung 24 mm Metallische Unterkonstruktion und Hinterlüftung 140 mm Lattung vertikal 30 x 60 mm Faserzementplatten 8 mm, rot eingefärbt

Fassadenschnitt

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Ort Via da Clalt, 7742 Poschiavo Bauherrschaft Gemeinde Poschiavo Architekten Gervasi und Wyss, Poschiavo; Projektleitung Daniel Wyss Ingenieur E. Toscano AG, Poschiavo; M. Passini Holzbau Gervasi + Co., Poschiavo; Crameri Vincenzo, Poschiavo Holzarten Alles Holz Fichte/Tanne aus der Region für das Objekt zugeschnitten. Konstruktionsholz: Dach Markstücke 11 m3, Decke markfrei 23 m3, Aussenwand markfrei 18 m3; Bretterschalung für Beplankungen 51 m3 Gebäudekubatur SIA 116 2295 m3 (Anbau), 2621 m3 (Altbau) Baukosten CHF 3,588 Mio. (Anbau, Mobiliar, Renovation Altbau) Bauzeit Juni 1999–Dezember 2000

Längsschnitt

Querschnitt

Erdgeschoss

1. Obergeschoss

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Schulerweiterung auf Pfeilern, Begnins

Im Winzerdorf Begnins hoch über dem Genfersee entstand im Rahmen der Neugestaltung des Dorfkerns zwischen 1992 und 1995 das Gymnasium ‹Esplanade›. Das Einzugsgebiet der Schule umfasst mehrere umliegende Gemeinden. Vor einigen Jahren zeichnete sich ein immer akuter werdender Platzmangel ab, weshalb sich die Gemeindebehörden entschlossen, die Schule um vier Klassenzimmer zu erweitern. Eine erste Studie sah die Errichtung eines Pavillons im Hof des Gymnasiums vor. Diese Idee wurde jedoch schnell wieder verworfen, da sie den Pausenbereich allzu stark eingeengt hätte. Statt dessen wich man nach oben aus: Zwei Pavillons sollten auf Stahlpfeilern errichtet werden. Dadurch konnte nicht nur der Zusammenhang der Hoffläche gewahrt werden, sondern es wurden auch zusätzlich zwei grosszügig bemessene, gedeckte Pausenhöfe geschaffen. Die zwei Pavillons ‹hängen› also über dem Hof, auf gleicher Höhe wie das erste Geschoss des Gymnasiums. Sie sind mit dem Hauptgebäude über geschlossene Passerellen verbunden, wie man sie von Flughäfen her kennt. Die Verteilung auf zweimal zwei Klassenzimmer erlaubte eine bessere Verteilung der Schüler und eine optimale Nutzung der bestehenden Diensträume. Auch wenn das knappe Budget eine einfache, effiziente und wirtschaftliche

Längsschnitt

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Konstruktion erforderte, hat sich trotz allem auch die Anmut als entscheidendes Kriterium durchsetzen können. Die Tatsache, dass sich unter dem Schulhof ein dreigeschossiges, unterirdisches Parkhaus mit eigenen statischen und geometrischen Gesetzmässigkeiten befindet, verunmöglichte einen konventionellen Ausbau. Die Fundamente der beiden Pavillons mussten zwangsläufig in die Verlängerung der Fundationen des Parkhauses zu liegen kommen. Für die Pavillons wurden schliesslich zwei leichte Holzkonstruktionen gewählt, welche auf Metallpfeilern zu stehen kommen. Entscheidend für die Wahl des Baustoffes Holz waren das gute Verhältnis zwischen Gewicht und Widerstandsfähigkeit, die gute Wärmedämmfähigkeit sowie die Möglichkeit der raschen Realisierung. Zudem war es für die Gemeindebehörden auch wichtig, einen nachhaltigen, im eigenen Gemeindewald nachwachsenden Rohstoff zu verwenden. Die Wände der Pavillons sind in Holzrahmenbauweise vorgefertigt. Die Dächer bestehen aus vorfabrizierten Hohlkastenelementen mit integrierter Akustikdecke. Darauf ist ein Umkehrdach mit Kies als Nutzschicht verlegt. Der Boden ist auf einer Balkenlage in Brettschichtholz aufgebaut, welche bei den Pfeilern wiederum auf Unterzügen in Stahl aufliegen. Die Pfeiler der vertikalen Tragkonstruktion sind auf Niveau des Hofes aus Metall, darüber werden sie als Rundholzstütze weitergeführt.

Eine strukturelle Besonderheit des Projektes bestand darin, die Pfeiler derart anzuordnen, dass sie einerseits die vertikalen Kräfte auffangen können und andererseits den Schulhof möglichst wenig beeinträchtigen. Die Fassadenverkleidung besteht aus Polykarbonat-Platten. Sie erlaubt eine ausgezeichnete Verbindung mit dem bestehenden Gebäude und stellt einen wirksamen Witterungsschutz dar. Zudem erlaubt diese Fassade, die vielfältigen Spiele und Facetten des Lichtflusses in all ihren Variationen sichtbar zu machen. Die Wände sind innen mit oberflächenbehandeltem OSB verkleidet. Als Fussboden dient ein Eichenparkett.

Situation und Grundriss


Ort 1268 Begnins Bauherrschaft Gemeinde Begnins Architekten Pascal de Benoit et Martin Wagner architectes SA, Lausanne; verantwortliche Mitarbeiterin: Rosella Tufarolo Ingenieur Holzbau Charpente Concept Thomas Büchi SA, Perly; Projektleitung: Reto Emery Holzbau JPF Construction SA, Bulle; Brettschichtholz: Ducret-Orges SA, Orges; Deckenelemente Lignatur AG, Waldstatt Holzarten Konstruktionsholz: Brettschichtholz 90 m3; Platten: OSB-4 15 m3 Gebäudekubatur SIA 116 2411 m3 Kubikmeterpreis (BKP 2) CHF 507.–/m3 Baujahr 2003

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Dachaufbau von aussen: Kies 50 mm Dämmung 90 mm Abdichtung Hohlkastenelemente 240 mm Unterzug Brettschichtholz 360 x 200 mm

Aufbau Aussenwand von innen: OSB-4 15 mm mit Oberflächenbehandlung Dampfbremse Ständer 60 x 120 mm/Dämmung Holzfaserdämmplatte 22 mm Unterkonstruktion 30/24 mm Polykarbonat 8 mm

Deckenaufbau von oben: Parkett Eiche 23 mm Verlegeplatte 25 mm Trittschalldämmung 30 mm OSB-4 30 mm Dampfbremse Balken Brettschichtholz 100 x 550 mm/ Dämmung 120 mm Stahlträger HEB 300/300 mm Profil MAB 180/14 mm Fassadenschnitt


Sanierung und Erweiterung Bezirksschulhaus, Unterkulm

Die Anlage der Bezirksschule Unterkulm bestand aus drei Teilen: einem alten Schulhaus aus der Jahrhundertwende an der Hauptstrasse, einem Schulhaus mit Mehrzweckhalle von 1939 und einem Anbau aus den siebziger Jahren. Zur Kantonsstrasse hin wird das ‹Gesicht› der gesamten Schulanlage durch das alte Schulhaus gebildet. Dabei tritt dieses als den Eingang bestimmender Solitärbau in Erscheinung, während die Anlage mit Bezirksschulhaus und Mehrzweckhalle den Pausenplatz fasst. Mit dem neu formulierten und gestalteten Foyer beim Haupteingang der Schule wird diese Anlage nun gestärkt und klar geordnet. Die Fassade zur Sportanlage und zum benachbarten Primarschulhaus war bis anhin eine eindeutige Rückseite der Bezirksschule. Die jetzige Erweiterung wertet diese Fassade auf, indem sich die Schulzimmer der Sportwiese zuwenden. Es entsteht ein Gegenüber zur Primarschule mit einem gemeinsamen Sportplatz und damit ein Orientierungspunkt im Ort. Die bestehende Struktur der Bebauung dient einer Neuorganisation der Nutzungen. In der neuen Erweiterung in Holzbauweise sind sieben Klassenzimmer sowie jeweils ein Zimmer für das Naturwissenschaftspraktikum, die Vorbereitung, die Sammlung und den Materialraum untergebracht. Im massiven Erweiterungsteil sind die Garderoben, Küche und Nebenräume für die Mehrzweckhalle zu finden. Mehrzweckhalle, Singsaal, Rektorat, Lehrerzimmer und bestehende Unterrichtsräume erhielten eine Sanierung.

Die Realisierung erfolgte unter Vollbetrieb der Schule, einem komplexen Raummanagement und unter einem klaren – durch die angespannte Finanzsituation der Gemeinde gegebenen – Kostenrahmen. So kam der zweigeschossige Neubauteil des Klassentraktes als vorfabrizierter Holzelementbau ohne Untergeschoss zur Ausführung. Dies ermöglichte eine kurze Bauzeit bei einem Minimum an Lärmimmissionen. Die innenliegende Längswand und die Fassaden sind tragend ausgebildet; die Deckenplatten kragen zur Halle mit Oberlicht aus. Die Fassade ist als hinterlüftete Konstruktion ausgeführt. Ganzglasfenster und eine Verkleidung aus Glasplatten mit eigens entwickeltem Siebdruck überziehen den Neubau und den im Rahmen des Projektes energetisch sanierten Bau aus den siebziger Jahren. Die rotbraun lasierten Brüstungen aus Dreischichtplatten schimmern durch die bedruckten Glasplatten. Die Vorfabrikation erfolgte bis zu den Befestigungsankern für die Glashalter; die Montage der Glasplatten erfolgte auf der Baustelle. Die Lage der Fenster sorgt für eine gute Ausleuchtung der Schulzimmer in ihrer ganzen Breite und Tiefe. Bestandteil der Fassade ist ein textiler, metallbeschichteter Sonnenschutz, welcher für eine gleichmässige Lichtverteilung bei geringer Blendwirkung sorgt. Das Thema der Fassade wird auch bei der Sanierung des Anbaus aus den siebziger Jahren weitergeführt. Die Holzelemente sind hier nichttragend ausgebildet und dienen als Unterkonstruktion für die Fen-

sterflächen. Das extensiv begrünte Dach und die Fassaden sind mit 200 mm Mineralwolle gedämmt und entsprechen so den heutigen Anforderungen an die Gebäudehülle. Die Wand- und Deckenelemente der Schulzimmer wurden mit der fertigen Oberfläche in Birkensperrholz versetzt. Eine Schrankwand auf der Innenseite der Schulzimmer integriert Stauraum, Ablagen und Schulwandbrunnen zu einem Element. So wird der Ausdruck zeitgenössischen Holzbaus erreicht. Die Oberflächen der zentralen Halle sind mit nichtbrennbaren Materialien ausgeführt, die Wände mit Glasfasertapeten, die Decken in Gips und die Brüstungen mit zementgebundenen Spanplatten. Diese Materialisierung und ein übergreifendes Farbkonzept schaffen den Übergang zum Altbau in Massivbauweise und machen so die Anlage als Einheit erlebbar. Der aus konstruktiven Gründen gewählte Gussasphaltbelag für die Unterlagsböden ist in der Halle und im Foyer geschliffen und wird so zum hochwertigen Fertigbelag.

Situation

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Dachaufbau von aussen: Extensivbegrünung Dachhaut Dämmung 200 mm, trittfest Dampfsperre Hohlkastenelement: Dreischichtplatte 27 mm Rippe Brettschichtholz 60 x 280 mm/ Dämmung 60 mm Dreischichtplatte 27 mm Lattung/Dämmung 50 mm Sichtvlies Sperrholzplatte Birke 1 mm, lasiert und gelocht für Akustik

Deckenaufbau von oben: Linoleum 4 mm Gussasphalt 30 mm Trennlage Dämmplatte 33/31 mm Kartonwabe mit Schüttgut 30 mm Hohlkastenelement: Furnierschichtholz 33 mm Rippe Brettschichtholz 80 x 340 mm/ Dämmung Furnierschichtholz 33 mm Lattung/Dämmung 50 mm Sperrholzplatte Birke 15 mm, lasiert und gelocht für Akustik

Aufbau Aussenwand von innen: Sperrholzplatte Birke 15 mm, lasiert Unterkonstruktion 30 mm/Dämmung OSB 25 mm als Luftdichtigkeitsschicht ausgeführt Ständer 60 x 200 mm/Dämmung Dreischichtplatte 19 mm, lasiert Hinterlüftung 110 mm/Glashalter Glasplatten ESG 10 mm mit Siebdruck Fassadenschnitt

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Ort Hauptstrasse, 5726 Unterkulm Bauherrschaft Gemeinde Unterkulm; Gemeinderat Architekten Ernst Niklaus Fausch Architekten ETH/SIA GmbH, Aarau; Mitarbeit: Franziska Irniger, Marcel Eichenberger Bauingenieur Wilhelm + Wahlen, Dipl. Bauingenieure ETH/SIA, Aarau Ingenieur Holzbau Makiol + Wiederkehr, Beinwil am See Bauakustik G. Bächli AG, Ingenieurbüro für Akustik und Lärmbekämpfung, Baden Holzbau Hector Egger Holzbau AG, Langenthal Materialien Konstruktionsholz: Brettschichtholz 80 m3, Massivholz Fichte 5 m3, Rahmenholz 30 m3; Platten: OSB 25 mm 395 m2, Furnierschichtholz 33 mm 800 m2, Birkensperrholz 15 mm 1250 m2, Dreischichtplatten 27– 40 mm 1360 m2, Gipsfaserplatten 15 mm 1050 m2, Gipskartonplatten 18 mm 415 m2; Trockenboden Kartonwaben und Schüttung 30 mm 400 m2; Fassade: Dreischichtplatten Fichte 19 mm 370 m2, Glas (ESG) 10 mm 375 m2, Punkthalter für Glas 840 Stück Baukosten CHF 10,4 Mio. (BKP 1–9), CHF 6,5 Mio. (Neubau) Bauzeit Juni–Juli 2003 (Neubau) Februar 2004–April 2005 (Sanierung)

Querschnitt

Längsschnitt

Obergeschoss

Erdgeschoss

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Lignum Holzwirtschaft Schweiz Economie suisse du bois Economia svizzera del legno Falkenstrasse 26 CH-8008 Zürich Tel. 01 267 47 77 Fax 01 267 47 87 E-Mail info@lignum.ch Internet www.lignum.ch

Holzbulletin, Juni 2004 Herausgeber Lignum, Holzwirtschaft Schweiz, Zürich Christoph Starck, Direktor Verantwortlich Roland Brunner

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Redaktion Roland Brunner, Lignum, mit André Carlen und Joëlle Cornuz, Lignum-Cedotec Gestaltung BN Graphics, Zürich Fotografie Corinne Cuendet, Clarens (Haus in Bützberg); Hannes Henz (Innenaufnahmen Haus in Küsnacht); burkhalter sumi architekten gmbh, Zürich (Aussenaufnahmen Haus in Küsnacht); Corinne Cuendet, Clarens (Hotelbetrieb ‹L’Aubier›); Stefano Mussio, Locarno (Atelier Pedro Pedrazzini); Gervasi und Wyss, Poschiavo (Gemeindehaus in Poschiavo); Jacqueline Mingard, Chavannesprès-Renens (Innenaufnahmen Schule in Begnins); Pascal de Benoit et Martin Wagner architectes SA, Lausanne (Aussenaufnahmen Schule in Begnins); Hannes Henz, Zürich (Schule in Unterkulm) Administration, Abonnemente, Versand Andreas Hartmann, Lignum

Druck Kalt-Zehnder-Druck, Zug ISSN 1420-0260 Das Holzbulletin erscheint viermal jährlich in deutscher und französischer Sprache. Jahresabonnement CHF 48.– Einzelexemplar CHF 15.– Sammelordner CHF 80.– Sammelordner leer CHF 10.– Preisänderungen vorbehalten. Lignum-Mitglieder erhalten das Holzbulletin und die technischen Informationen der Lignum, Lignatec, gratis. Die Rechte der Veröffentlichung für die einzelnen Bauten bleiben bei den jeweiligen Architekten. Alle Angaben stammen von den Bauplanern.


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