Holzbulletin 72/2004 Wohnraum für ältere Leute Alters- und Familienwohnungen am Römerweg, Härkingen Heimstätte Bärau Alters- und Pflegeheim ‹Steinfeld›, Suhr Betagtenheim Wartau, Azmoos Alterszentrum Pfrundhaus, Glarus
Alters- und Pflegeheim ‹Steinfeld› in Suhr: Aufstockungen mit neuen Zimmern und neuem Mehrzweckraum. Architekt: Hertig Noetzli Wagner Architekten, Aarau Fotograf: Jiri Vurma, Aarau
Wohnen ohne Handicap
Wenn gebaut wird, so stehen oft Zukunftsprojektionen dahinter: Wir errichten Häuser für unsere Kinder und unsere Grosskinder. Wirft man aber einen Blick auf die demographische Entwicklung in der Schweiz, so müsste vermehrt Raum für betagte Menschen entstehen. Die Statistiken sprechen eine klare Sprache: Bis ins Jahr 2030 wird ein Viertel der Bevölkerung das 65. Lebensjahr überschritten haben. Dank dem medizinischen Fortschritt erhöht sich die durchschnittliche Lebenserwartung laufend. Nach der beruflichen Phase erwartet die Senioren ein ‹zweiter Lebensabschnitt›. Sie reorganisieren ihren Alltag und überdenken ihre Wohnsituation. Ihre Präferenzen, ihre Gewohnheiten und ihr soziales Umfeld verändern sich Schritt für Schritt. Die Wohnung wird zu gross und entspricht nicht mehr der altersbedingt verminderten Beweglichkeit. Treppen, Türschwellen und andere bauliche Hindernisse schränken plötzlich die Unabhängigkeit ein. Und ist es nicht gerade diese Unabhängigkeit, die man sich so lange wie möglich erhalten möchte? Fakt ist: Es stehen nicht genügend seniorengerechte Wohnungen zur Verfügung, die auch den sozialen Bedürfnissen der älteren Generation entsprechen. Neuer Wohnraum für ältere Menschen muss geschaffen werden. Die neuen Bauten sollen dem menschlichen Aspekt Rechnung tragen und über ein soziales Umfeld verfügen, in dem die Senioren eingebettet sind und wo ihnen keine baulichen Hindernisse das Leben erschweren. Die bestehenden Strukturen müssen den individuellen Bedürfnissen unserer Gesellschaft angepasst werden. Ein logischer Schritt ist die Schaffung von Einzelzimmern, die es den betagten Menschen erlauben, sich zurückzuziehen. Mit fortschreitendem Alter suchen die Menschen immer mehr die Intimsphäre. Die Wohnung wird zum Refugium, wo Gegenstände Familienerinnerungen und Erlebnisse wachhalten. Die Wände, Fenster und Türen grenzen das Private vom Öffentlichen ab. Senioren haben mehr als alle anderen Gruppen das Bedürfnis, sich in ihren vier Wänden zu Hause zu fühlen. Da das Wohnumfeld für sie einen sehr hohen Stellenwert hat, hat die Wahl der Baumaterialien und die räumliche Planung einen direkten Einfluss auf ihr Wohlbefinden. Gerade der Holzbau weist beim Bau von Alterswohnungen besondere Qualitäten auf. Holz sowie Produkte auf Holzbasis sind lebendige und natürliche Materialien, welche für die Sicherheit, den Komfort und die Wärme stehen, die betagte Menschen in ihrer Wohnung suchen.
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Weiter ist Holz aufgrund seines geringen Gewichts unter statischem Gesichtspunkt geradezu prädestiniert für Aufstockungen von bestehenden Bauten. Da die Bauteile in den meisten Fällen vorfabriziert werden, kann die Bauzeit verkürzt und somit auch die Belastung der Bewohner der renovierten Gebäude vermindert werden. Unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit sind gleich drei Punkte hervorzuheben: Wer mit Holz baut, trägt zum Wohlbefinden der künftigen Bewohner bei, die regionale und lokale Wirtschaft wird unterstützt, und dank der Holznutzung wird der Waldbestand unter guten Bedingungen erneuert. Das vorliegende Holzbulletin berichtet über fünf aktuelle Beispiele von Wohnbauten für Senioren, teilweise mit Pflegebedürfnis. Holz wurde in verschiedenen Formen und zu verschiedenen Zwecken eingesetzt. Die Gemeinde Härkingen hat aus politischen und wirtschaftlichen Gründen beschlossen, beim Bau von zwei Wohngebäuden soviel Holz wie möglich einzusetzen. Die Bauherrschaft besitzt viel Wald und produziert eine Menge des erneuerbaren Baustoffs Holz. Die grosse Überbauung in Bärau besteht aus verschiedenen Gebäuden mit unterschiedlichen Nutzungen. Geplant sind sieben Mehrfamilienhäuser in Holzrahmenbauweise. Durch die Wahl von vorfabrizierten Holzelementen können die neuen Wohnbauten etappenweise errichtet und der gesamte Bauprozess um zwei Jahre verkürzt werden. So sind die nötigen Lokalitäten optimal genutzt, und die Behinderungen durch die Arbeiten reduzieren sich auf ein Minimum. In Suhr wurde in erster Linie aus statischen Rücksichten bezüglich der Fundamente dem leichten Baustoff Holz der Vorzug bei der Aufstockung des Alters- und Pflegeheims ‹Steinfeld› gegeben. Die Architekten wollten über die Fassadenelemente aber auch dem Unterschied zwischen Neuem und Bestehendem Ausdruck verleihen. Auch wenn das Altersheim ‹Wartau› im Kanton St. Gallen viel Beton zeigt, kam doch bei der Innenausstattung sehr viel inländisches Holz zum Zug, insbesondere in den Gemeinschaftsräumen und in den Zimmern. Die Pensionäre erleben so das Material Holz, wie sie es von ihrer Lebensgeschichte her kennen. In Glarus wurden vor allem aus Nachhaltigkeitsüberlegungen heraus die neuen Zimmer zur Erweiterung des Alterszentrums Pfrundhaus ‹s’Vreneli› in einer Holzkonstruktion ausgeführt. Joëlle Cornuz, Redaktorin Holzbulletin
Alters- und Familienwohnungen am Römerweg, Härkingen
In den neunziger Jahren kaufte die Bürgergemeinde Härkingen im südlichen Teil des Dorfs 9800 m2 Bauland mit dem Ziel, günstige Alterswohnungen zu bauen. Ende 2002 lud die Bürgergemeinde vier Architekturbüros ein, eine Projektstudie für einen Teil des Grundstückes auszuarbeiten. Die Gemeinde äusserte als Waldbesitzerin und Holzverwerterin ausserdem den Wunsch, möglichst weitgehend Holz als Baustoff zu verwenden. Als Sieger des Wettbewerbs ging dasjenige Projekt hervor, das den Bedingungen der Bauherren am besten Rechnung trug und durch die Architektur zu überzeugen vermochte. Der östliche Quartierteil umfasst vierzehn Parzellen. Vorgesehen sind Einfamilien- und Reihenhäuser an einer neuen Wohnstrasse, die rechtwinklig zur Römerstrasse verläuft. Zwei Einfamilienhäuser sind bereits gebaut. Im westlichen Teil des Quartiers stehen parallel zum Römerweg zwei Mehrfamilienhäuser. Zwischen diesen Wohngebäuden, über der Tiefgarage, liegt ein begrünter Platz. Im Erd- und Obergeschoss der beiden Mehrfamilienhäuser befinden sich je zehn 2 1/2- und 3 1/2-Zimmer-Wohnungen, die sowohl alters- als auch behindertengerecht gebaut und auf die Bedürfnisse der Bewohner abgestimmt sind. Das Attikageschoss bilden zwei Wohnungen für Familien mit 4 1/2 respektive 5 1/2 Zimmern, die beide über eine grosse Terrasse verfügen. Im Untergeschoss des einen Gebäudes wurde, nebst Keller und technischen Einrichtungen, ein Gemeinschaftsraum eingerichtet, der über einen begehbaren, raumhohen Lichthof mit Tageslicht versorgt wird. Er steht sowohl der Bürgergemeinde als auch den Bewohnern des Quartiers zur Verfügung. Dieses erste Mietshaus wurde im September 2003 fertiggestellt. Ende März 2005 werden die Wohnungen im
zweiten Mehrfamilienhaus für die Mieter bereitstehen. Das schlichte, rote Gebäude mit dem lichtgrauen Dachgeschoss und dem Flachdach ist optimal in die Umgebung eingebettet. Die modernen und praktischen Wohnungen sind nach Nord–Süd ausgerichtet. Jede Wohnung im Erd- und Obergeschoss wartet mit einer Loggia an der Südfassade auf. Die Wohnungen im Erdgeschoss verfügen über einen eigenen Eingang an der Nordseite, der in einen an die Küche angrenzenden Vorraum führt. Ein betoniertes Treppenhaus mit Lift führt ins Obergeschoss, wo man über einen Laubengang zu den Wohnungen gelangt. Die modernen Küchen sind zweckmässig eingerichtet und sind wie die Sanitärbereiche rollstuhltauglich aufrüstbar. Alle Wohnungen verfügen über Einbauschränke. Das Gebäude ist in Holzrahmenbauweise von 160 mm Stärke erstellt und mit einer Mineralfaserdämmung versehen. Aussen am Holzständer ist eine Horizontallattung mit dazwischen liegender Wärmedämmung von 60 mm Dicke montiert, die eine homogene thermische Dämmung von hoher Effizienz garantiert. Der Holzrahmenbau wurde auf jeder Seite mit einer OSB-Beplankung von 15 mm stabilisiert. Die Fassade ist mit rot gestrichenen, zementgebundenen Holzwerkstoffplatten eingekleidet. Die zurückversetzten Teile des Gebäudes – Eingänge, Loggien und Attikageschoss – sind lichtgrau gestrichen. Die Holz-Metall-Fenster sind aussen schwarz oder lichtgrau gestrichen und auf der Innenseite mit einem transparenten Lack versehen. Die Decken wie auch die Wände in den Wohnungen wurden mit Gipskartonplatten verkleidet. Die Zwischenböden sind ebenfalls vorfabriziert; sie wurden zwischen den Balken ausgedämmt und mit einem Zementunterlags-
boden mit integrierter Bodenheizung versehen. Darüber liegt ein versiegeltes Eichenparkett. Diese Konstruktionsweise sorgt für eine optimale Schalldämmung zwischen den Wohnungen. Die Nasszellen sind mit rutschfesten, blauen und weissen Platten gekachelt. In den Laubengängen sowie den Balkonen des Attikageschosses sind Zementplatten verlegt. Die konkave Form des Dachs wird durch eine in der Höhe variable, hinterlüftete Unterkonstruktion gegeben (100–320 mm), die auf der 280 mm stark gedämmten Horizontalstruktur befestigt wurde. Bitumendachbahnen sorgen für die Dichtigkeit der Dachstruktur. Das Regenwasser wird in der Mitte des Dachs gesammelt. Beheizt werden die Mehrfamilienhäuser mit einer zentralen Gasheizung; das Warmwasser wird mit den auf dem Dach aufgeständerten Sonnenkollektoren aufbereitet. Beide Mehrfamilienhäuser sind nach Minergie zertifiziert. Eine Komfortlüftung sorgt für gute Luftqualität in den Wohnungen und erhöht den Komfort für die Bewohner. Zur Förderung mehrgeschossiger und grossvolumiger Holzbauten unterstützte das Förderprogramm ‹holz 21› des BUWAL die Kommunikationsmassnahmen für dieses vielversprechende Signalprojekt. Zudem wurde dem Bauprojekt im September der Hauptpreis des Solothurner Holzpreises 2004 verliehen.
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Situation
Ort Römerweg, 4624 Härkingen Bauherrschaft Bürgergemeinde Härkingen Architekten H & O Oegerli Brunner, dipl. Architekten SIA, Olten und Härkingen; Mitarbeit: Markus Oegerli, David Brunner Bauingenieur Rolf Grimbichler, Bauingenieurbüro HTL/STV, Rothrist und Olten Ingenieur Holzbau Pirmin Jung Ingenieurbüro für Holzbau GmbH, Rain Holzbau Renggli AG, Schötz Materialien (für beide Bauetappen) Konstruktionsholz: Massivholz 39 m3, Rahmenholz 220 m3, Brettschichtholz 17 m3, Brettstapelelemente 30 m3; Platten: Furnierschichtholz 4,4 m3, Spanplatten 48 m3, mitteldichte Holzfaserplatte 10 m3, OSB 72 m3, Dreischichtplatten 26 m3, Gipsfaserplatten 14 m3, Gipskartonplatten 40 m3; Boden: Eichenparkett 1500 m2; Fassade: zementgebundene Holzwerkstoffplatte 18 mm 1400 m2 Gebäudekubatur SIA 116 7860 m3 (1. Etappe); 5433 m3 (2. Etappe); 13 293 m3 (total) Kubikmeterpreis SIA 116 (BKP 2) CHF 536.– (1. Etappe); CHF 612.– (2. Etappe); CHF 567.– (total) Bauzeit Oktober 2002–Oktober 2003 (1. Etappe); Juni 2004–März 2005 (2. Etappe)
Längsschnitt
Erdgeschoss
Obergeschoss
Attika
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Querschnitt
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Aufbau Wohnungstrennwand: Gipskartonplatte 12,5 mm OSB-3 15 mm, luftdicht abgeklebt Ständer 80 x 80 mm/Mineralfaserdämmung Gipsfaserplatte 2 x 12,5 mm Mineralfaserdämmung 50 mm Ständer 60 x 100 mm/Mineralfaserdämmung OSB-3 15 mm, luftdicht abgeklebt Gipskartonplatte 12,5 mm
Schnitt Wohnungstrennwände
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Dachaufbau von aussen: Beschieferte Bitumenbahn Abdecklage Schalung 27 mm Konstruktionshölzer für Gefälle 60 x 100–320 mm Unterdachbahn Holzfaserplatte 15 mm Balken 60 x 280 mm/Mineralfaserdämmung Dampfbremse Dreischichtplatte 27 mm Aufbau Aussenwand Attika von innen: Gipskartonplatte 12,5 mm Dampfbremse OSB-3 15 mm Ständer 60 x 200 mm/Wärmedämmung OSB-3 15 mm Mineralfaserdämmung 60 mm Aussenputz
Aufbau Terrasse Attika von oben: Zementplatten 30 mm Kiesschicht 30 mm Drainageschicht/Abdichtungsfolie Trittschalldämmung 10 mm Mineralfaserdämmung 120 mm Brettstapel 160 mm Federschiene 27 mm/Dämmung 25 mm Dampfbremse Gipskartonplatte 2 x 12,5 mm
Deckenaufbau von oben: Eichenparkett 8 mm, geklebt Zementestrich 65 mm Trittschalldämmung 30 mm Spanplatte 25 mm Rahmenholz 100 x 220 mm/ Hohlraumdämmung 60 mm Federschiene 27 mm Gipskartonplatte 2 x 12,5 mm
Aufbau Aussenwand von innen: Gipskartonplatte 12,5 mm Dampfbremse OSB-3 15 mm Ständer 60 x 160 mm/Dämmung Lattung horizontal 60 x 60 mm/Dämmung OSB-3 15 mm Lattung vertikal 30 mm Zementgebundene Holzwerkstoffplatte 18 mm
Schnitt Fassade Süd
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Zeitgemässe Ersatzneubauten in der Heimstätte Bärau
Die Heimstätte Bärau liegt im hügeligen Emmental in ländlicher Umgebung. Sie bietet gegen 350 pflegebedürftigen Menschen ein Zuhause, wovon ein Teil im Pensionsalter ist. Da die Massivbausubstanz von fünf alten Wohnhäusern stark renovationsbedürftig war und die inneren Strukturen der Gebäude nicht mehr der aktuellen Pflege- und Betreuungsphilosophie entsprachen, entschied sich die Genossenschaft Heimstätte Bärau für Abbruch und einen Ersatzneubau in Holzsystembauweise nach Minergiestandard. Im Gesamtprojekt sind ausserdem zwei zusätzliche Neubauvolumen gleicher Bauart enthalten. Die einzelnen Gebäude unterscheiden sich lediglich im Kellerbereich, wo bei den Ersatzbauten die alte Substanz als Fundament für den Holzsystembau dient, wenn dies von ihrem Zustand her möglich ist. Um die betrieblichen Auswirkungen der baulichen Erneuerung so gering wie möglich zu halten, erfolgt die Realisierung in vier Etappen von 2003–2006. Ziel der Heimstätte Bärau ist es, den Bewohnerinnen und Bewohnern (ab 18 Jahren bis ins Rentenalter) trotz ihrer geistigen und allenfalls damit verbundenen körperlichen Einschränkung ein möglichst normales Leben zu ermöglichen. Die umfassenden baulichen Massnahmen unterstützen dieses Bestreben. Die sieben neuen Häuser der Heimstätte Bärau mit 140 Zimmern orientieren sich in ihrer Massstäblichkeit und in ihrer Architektursprache am ‹normalen Wohnen›. Das Hauskonzept aber basiert auf fein differenzierten Öffentlichkeitsgraden: Die 22,8 m2 grossen Zimmer
bilden die Privatsphäre für jeden einzelnen Heimbewohner; ein individueller Nassraum von 4,3 m2 und ein eigener Balkon von 5 m2 gehören ebenfalls dazu. Jeweils zwei Zimmerpaaren ist ein gemeinsamer, halbprivater Wohnbereich zugeordnet. Jede Etage bildet eine Funktionseinheit, in deren Zentrum die gemeinsamen Ess- und Aufenthaltsräume liegen. Die Infrastruktur- und Nebenräume sowie die Dachterrasse stehen der gesamten Hausgemeinschaft zur Verfügung. Der Umgebungsbereich, welcher die Häuser verbindet, ist halböffentlich; das Zentralgebäude mit Empfang und Cafeteria ist öffentlich und auch für externe Besucherinnen und Besucher zugänglich. Die Staffelung der sieben Häuser in vier Bauetappen mit einer Gesamtbauzeit von dreieinhalb Jahren steht in engem Zusammenhang mit den betrieblichen Rahmenbedingungen: Die Bauarbeiten sind so angelegt, dass keine Bewohnerinnen und Bewohner aus der Heimstätte ausquartiert werden müssen und jede Person lediglich ein einziges Mal umzuziehen braucht. Diese Vorgaben erfordern eine serielle Abwicklung des Bauprozesses, damit man mit den Bauarbeiten stets ein Haus ‹im Vorsprung› ist. Die genaue Um- und Neubaureihenfolge der einzelnen Häuser wurde nicht aufgrund des Situationsplans etappiert, sondern anhand der Belegungslogistik festgelegt. Dass sich die Bauherrschaft für die Holzsystembauweise entschied, hat primär zeitlich-betriebliche Gründe: Die immissionsintensiven Arbeiten werden in der Werkhalle und nicht auf dem Bauplatz getätigt.
Dadurch wird der Heimbetrieb weniger belastet. Ausserdem hätten die Bauarbeiten – unter gleichen logistischen Rahmenbedingungen – zwei Jahre länger gedauert, wenn dasselbe Projekt in Massivbauweise ausgeführt worden wäre. Daneben spielten auch Traditions- und Marketingüberlegungen eine Rolle: Bauen mit Holz hat im Emmental grosse Tradition, und moderne, energieeffiziente Holzbauten verkörpern in den Augen der Bauherrschaft genau jenes fortschrittliche Image, das der Betreuungsphilosophie der Heimstätte entspricht. Die in Holzrahmenbauweise konstruierte Gebäudehülle ist lückenlos abgedichtet und weist eine Wärmedämmung von 220 mm Dicke sowie beidseitige Beplankungen aus Gipsfaserplatten auf. Die hell lasierte Holztäferschalung in der Fassade drückt das konstruktive Innenleben aus. Auch die Nutzung der Räume ist von aussen ersichtlich: In der Fassade wird in grosse Wohnund kleine Nebenraumfenster differenziert. Zur Sicherstellung des Brandschutzes wurde von der Gebäudeversicherung ein objektbezogenes Brandschutzkonzept genehmigt, welches für alle Räume eine Sprinkler- und Brandmeldeanlage vorsieht. Zudem gibt es pro Haus mehrere Brandabschnitte, welche durch die Innenwände und Geschossdecken mit einem Feuerwiderstand von 60 Minuten ausgebildet sind. Heruntergehängte Decken, die in den Aufenthaltsräumen mit Lochakustikplatten versehen sind, sorgen für zusätzlichen Schallschutz. Der Projektausrichtung liegt das Minergiekonzept zu Grunde.
Situation Tannenhaus und Ulmenhaus, ausgeführt Ahornhaus und Arvenhaus, in Ausführung Eschenhaus und Vorderboden, in Planung (Ausführung 2005) Hinterboden, in Planung (Ausführung 2006)
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Querschnitt
Längsschnitt
Dachgeschoss
Obergeschoss
Erdgeschoss
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Ort Bäraustrasse 71, 3552 Bärau Bauherrschaft Genossenschaft Heimstätte Bärau Generalunternehmen Renggli AG Generalunternehmung, Sursee Ingenieur Holzbau Makiol + Wiederkehr, Beinwil am See Holzbau Renggli AG Holzbau, Schötz Holzarten Konstruktionsholz: Rahmenholz 1085 m3; Platten: OSB 15 mm 2450 m2, Dreischichtplatten 16 100 m2, zementgebundene Holzfaserplatten 15 mm 27 650 m2, Gipskartonplatten 12,5 mm 19 600 m2 und 18 mm (Brandschutz) 8400 m2, Spanplatten 25 mm 2100 m2 und 15 mm 2800 m2; Schalung 24 mm 4450 m2; Wärmedämmung 2660 m3 Gebäudekubatur SIA 116 49 900 m3 Bruttogeschossfläche 11 000 m2 Baukosten (BKP 2) CHF 35 Mio. (ohne Keller) Bauzeit 6,5 Monate pro Gebäudeeinheit Baujahr 2003–2006 in vier Etappen Übersicht Heimstätte Bärau
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Dachaufbau von aussen (ohne Terrassenbereich): Extensivbegrünung 70 mm Dachfolie (Wassersperrschicht) Spanplatte V100 22 mm Konstruktionshölzer 60 x 160–200 mm/Hinterlüftung Mitteldichte Holzfaserplatte 15 mm, diffusionsoffen Rippe Fichte 60 x 280 mm/Mineralwolle Dreischichtplatte 27 mm Dampfbremse Gipsfaserplatte 18 mm Abhängesystem/Mineralwolle 40 mm Gipskarton 2 x 12,5 mm Aufbau Aussenwand von innen: Gipsfaserplatte 12,5 mm Dampfbremse Gipsfaserplatte 15 mm Ständer 60 x 220 mm/Mineralwolle Gipsfaserplatte 15 mm Hinterlüftung 27 mm Holzschalung überfälzt, horizontal 24 mm, deckend gestrichen Deckenaufbau von oben: Bodenbelag 10 mm Anhydrit 50 mm Trittschalldämmung 20 mm Polystyrolhartschaum 50 mm Hohlkastenelemente: Dreischichtplatte 27 mm Rippe Fichte 80 x 260 mm/Mineralwolle 60 mm Dreischichtplatte 27 mm Gipsfaserplatte 18 mm Abhängesystem/Mineralwolle 40 mm Gipskartonplatte 2 x 12,5 mm
Fassadenschnitt
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Alters- und Pflegeheim ‹Steinfeld›, Suhr
Die ersten Gebäude des Alters- und Pflegeheims ‹Steinfeld› in Suhr wurden 1961 erbaut. Seither erfuhren sie mehrere Erweiterungen und Anpassungen. Die letzten, die 2003 fertiggestellt wurden, umfassten einerseits die Aufstockung des Hauptgebäudes um eine Etage – womit fünfzehn neue Einzelzimmer geschaffen wurden –, andererseits den Bau eines Mehrzweckraums über dem bereits bestehenden Esssaal. Gleichzeitig wurde der Garten des Heims im Sinne einer optimalen Nutzung neu gestaltet. Aufgrund der Feststellung, dass immer mehr Pensionäre des Altersheims Einzelzimmer wünschen, hat die für den Betrieb des ‹Steinfelds› zuständige Stiftung beschlossen, fast alle Doppelzimmer in Einzelzimmer umzugestalten. Um den daraus resultierenden Bettenverlust zu kompensieren, wurde die Aufstockung des Hauptgebäudes um ein Geschoss mit fünfzehn neuen Zimmern geplant. Damit verfügt das Heim bei gleicher Kapazität über einen höheren Komfort für seine Pensionäre. Auf jeder Etage wurde jedoch ein Doppelzimmer für Paare beibehalten. Die Pensionäre können dank diesen Verbesserungen ihre Zimmer nach ihrem Geschmack und mit ihren eigenen Möbeln einrichten. Jedes Zimmer verfügt über eine Nasszelle mit Dusche und WC. Zudem wurden an der Südfassade auf jeder Etage gedeckte Balkone angebaut, welche über die Flure erreichbar sind. Dies erlaubt allen Bewohnern, sich auf kürzestem Weg an die frische Luft zu begeben. Auf dem eingeschossigen Zwischentrakt mit der Cafeteria und dem Ess-Saal wurde ein weiteres Geschoss für einen Mehrzwecksaal mit Eingangsbereich erstellt. Auf dieser Etage befinden sich ebenfalls die technischen Räume sowie ein Sitzungszimmer und ein Büro. An der Ostfassade wurde eine Treppe als Notausgang für den
Mehrzwecksaal angebaut. Durch die Schaffung der neuen Etage wurden der EssSaal wie auch die Cafeteria erweitert. Die Grossküche erfuhr eine Modernisierung und entspricht den gültigen Hygienenormen. Unter die Cafeteria kam ein neues Untergeschoss zu liegen, wo sich nun ein Therapiezentrum, ein neues Aufbahrungszimmer sowie ein Bettenlager befinden. Bei solchen Bauvorhaben ist den statischen Bedingungen der bestehenden Fundamente Rechnung zu tragen. Daher kam für die Aufstockung Holz wegen seiner Leichtigkeit zum Zug. Ferner mussten die Arbeiten durchgeführt werden, ohne den Betrieb des Altersheims zu beeinträchtigen. Die Holzelemente wurden vorfabriziert und die Bauzeit dadurch verkürzt. Somit wurden das Leben der Pensionäre und die Arbeit des Personal wenig beeinträchtigt. Für den gesamten Umbau wurde ein objektbezogenes Brandschutzkonzept erarbeitet. Die Aufstockung im vierten Stock erfolgte in Holzbauweise. Da sie von Pensionären mit verminderter Mobilität bewohnt wird, wurde jedes Zimmer als Brandabschnitt mit einem Feuerwiderstand von 60 Minuten für die Bauteile und von 30 Minuten für die Türen konzipiert. Die Aufstockung baut auf einer Balkenlage auf, die direkt auf dem bestehenden Dach verlegt ist und die Lasten an definierten Punkten abgibt. Darin sind die technischen Installationen geführt. Die Zimmertrennwände sind mit Mineralwolle gedämmt und beidseitig mit einer doppelten Schicht Gipsfaserplatten verkleidet. Das mit einer extensiven Begrünung versehene Flachdach wird von einer ausgedämmten Rippenplatte getragen. Die Struktur der weiss lasierten Deckenbeplankung ist im Inneren des Gebäudes sichtbar. Die gedämmten Aussenwandelemente sind innen mit weiss lasierten Dreischichtplatten und aussen mit mitteldichten, diffusions-
offenen Holzfaserplatten beplankt. Die Holz-Metall-Fenstertüren sind raumhoch mit französischen Balkonen. In den Zimmern und den Fluren wurden graue und grüne Linoleumbeläge verlegt. Für die Aufstockung des Zwischentrakts durfte die Decke über dem Erdgeschoss nicht belastet werden. Deshalb ist darüber eine Decke aus vorgefertigten Hohlkastenelementen verlegt. Die Aussenwandkonstruktion ist dieselbe wie bei der Aufstockung im Hauptgebäude. Die Innenwände sind hell gehalten, der Bodenbelag aus rotem Linoleum. Das Dach des neuen Geschosses besteht ebenfalls aus einer Rippenplatte, welche mit einer heruntergehängten Decke zur Schallabsorption verkleidet ist. Auch dieses Dach ist extensiv begrünt. Ziel der Architekten war es, die einzelnen Erweiterungen am Gebäude sichtbar zu machen. Die neuen Teile des Gebäudes setzen sich durch leichte, hinterlüftete und farbige Fassadenplatten vom alten Teil ab. Das neue Geschoss mit den Zimmern sowie die Verbindungsrampe vom Hauptgebäude zum Mehrzwecksaal wurden mit anthrazitfarbenen Faserzementplatten verkleidet. Der Gebäudeteil mit dem Ess-Saal und dem Mehrzwecksaal strahlt in kräftigem Rot. Mit seiner nach Süden gerichteten Fensterfassade wirkt er einladend auf die Spaziergänger im Garten, die sich bei schönem Wetter auf der Terrasse niederlassen und den Schatten geniessen können.
Ort Buchserstrasse 20, 5034 Suhr Bauherrschaft Stiftung Alters- und Pflegeheim Steinfeld in Suhr Architekt Hertig Noetzli Wagner Architekten, Aarau Bauingenieur Bodmer Matter Healy, Aarau Ingenieur Holzbau Makiol + Wiederkehr, Beinwil am See Ingenieur HLKS Bösch AG, Aarau Holzbau Schäfer Holzbautechnik AG, Aarau Materialien (für beide Aufstockungen) Konstruktionsholz: Vollholz verleimt 106 m3, Brettschichtholz 17 m3; Platten: Furnierschichtholz 33 mm 943 m2, Spanplatten 30 mm 4263 m2, mitteldichte Holzfaserplatte 16 mm 3883 m2, Dreischichtplatten 27 mm 6203 m2, Dreischichtplatten 27 mm Sichtqualität 10 743 m2, Gipsfaserplatten 15 mm 19 913 m2; Dachschalung 16 mm und 27 mm 13 333 m2 Gebäudekubatur SIA 116 5900 m3 Kubikmeterpreis SIA 116 (BKP 2) CHF 597.– Projektdauer März 2001–Mai 2002 Bauzeit Mai 2002–März 2003 Situation
Querschnitt
1. Obergeschoss
4. Obergeschoss
Dachaufbau von aussen: Extensivbegrünung 80 mm Dachhaut Schalung 27 mm Rippenplatte: Rippe 60 x 400–500 mm/Holzfaserdämmplatte 35 mm mit Keilnut/Zellulosefaserdämmung 200 mm Furnierschichtholz 33 mm, luftdicht ausgeführt Heruntergehängte Decke Aufbau Trennwand: Dreischichtplatte 27 mm, sichtbar Gipsfaserplatte 15 mm Ständer 60 x 145 mm/Mineralfaserdämmung 80 mm Gipsfaserplatte 15 mm Mineralfaserdämmung 20 mm Gipsfaserplatte 15 mm Ständer 60 x 160 mm/Mineralfaserdämmung 80 mm Gipsfaserplatte 15 mm
Deckenaufbau von oben: Bodenbelag Spanplatte 25 mm Trittschalldämmung 30 mm Hohlkastenelement: Furnierschichtholz 33 mm Rippe 60 x 500 mm/Mineralfaserdämmung 200 mm Furnierschichtholz 33 mm
Schnitt Übergang Verbindungstrakt zu Mehrzwecksaal 1. Obergeschoss
Dachaufbau von aussen: Extensivbegrünung 100 mm Dachhaut Schalung 27 mm Konstruktionshölzer für Gefälle 60 x 80–140 mm Unterdachbahn Schalung 16 mm Rippenplatte: Balken 80 x 180 mm/Zellulosefaserdämmung Dreischichtplatte 27 mm, sichtbar und luftdicht ausgeführt Aufbau Aussenwand von innen: Dreischichtplatte 27 mm, sichtbar und luftdicht ausgeführt Ständer 60 x 160 mm/Zellulosefaserdämmung Mitteldichte Holzfaserplatte 16 mm Lattung vertikal 40 mm Fassadenplatte 8 mm Deckenaufbau von oben: Estrichelement aus Gipsfaserplatten 2 x 12,5 mm Trittschalldämmung 30 mm Spanplatte 30 mm Balken 80 x 160 mm Niveauschwelle 50 x 160 mm Schiftung 60–160 mm Bestehende Betondecke Fassadenschnitt 4. Obergeschoss
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Betagtenheim Wartau, Azmoos
Die Gemeinde Wartau schrieb 1999 einen Wettbewerb für den Neubau eines Betagtenheims aus. Erwartet wurde, dass sich das neue Gebäude gut ins Dorfzentrum von Azmoos mit seinen historischen Bauten einfügt. Es sollte aber auch effiziente Betriebsabläufe bieten und nicht zuletzt in Erstellung, Betrieb und Unterhalt wirtschaftlich sein. Nach dem Wettbewerbsentscheid im April 2000 wurde im November desselben Jahres per Urnengang die Realisation des neuen Betagtenheims durch die politische Gemeinde beschlossen. Die nunmehr umgesetzte Entwurfsidee greift die gewachsene Dorfstruktur auf. In der näheren Umgebung besteht diese aus einer Vielzahl von einfachen und klaren Bauvolumen. Der Neubau gliedert sich darin ein, indem er eine bestehende Lücke zwischen der dichter bebauten Kernzone und dem nordöstlichen Dorfteil schliesst. Gleichzeitig ergibt sich durch das Zurückversetzen von der Dorfstrasse ein angemessener Platz in der Dorfmitte von Azmoos. So tragen die bestehenden Bauten mit dem neuen Betagtenheim wesentlich zur Stimmung des neuen Dorfplatzes bei. Der neue Baukörper ist aus mehreren Einzelvolumen zusammengesetzt. Die Höhenentwicklung ist zur besseren Einpassung ins Umgebungsbild abgestuft. Vom Dorfplatz aus sind drei Geschosse des
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Baukörpers sichtbar. Zur freien Landschaft nach Osten hin tritt der Bau mit fünf Geschossen in Erscheinung. Ähnlich dem Volumen sind auch die Grundrissteile zueinander verschoben. Diese gegenseitigen Verschiebungen zeigen Massstäblichkeiten und Abmessungen, wie sie auch bei den Gebäuden der Umgebung anzutreffen sind. Gleiches gilt für die Materialisierung. Analog zum Gebäudebestand am Dorfplatz ist der Neubau massiv, nämlich in mit Weisszement aufgehelltem Beton ausgeführt. Im Erdgeschoss sind allgemeine und öffentliche Raumgruppen wie die Cafeteria, der grosse Mehrzweckraum, die zentrale Küche, Teile der Gemeindeverwaltung und der Dorfladen untergebracht. Die Betagtenzimmer befinden sich in den oberen Geschossen. Die Zimmer sind in Wohngruppen um den allgemeinen Trakt in der Grundrissmitte angeordnet und bilden das Herzstück des Betagtenheims. In grösstmöglichem Gegensatz zur äusseren Erscheinung setzen die Betagtenzimmer vollständig auf Holz: Täfer (Nut und Kamm 70 mm x 20 mm auf einer Lattung 40 mm x 40 mm) verkleidet die massiven Wände und Betondecken. Dazu wurden in der Region Wartau rund 175 m3 Weisstanne eingeschlagen. Den Bodenbelag in diesen Zimmern bildet ein Schiffboden-Parkett in Eschenholz natur der Stärke 23 mm. Dieser lagert auf einer kreuzweise angeordneten
Lattung von 50 mm x 50 mm Querschnitt im Abstand von jeweils 500 mm, deren Hohlräume mit Zellulosefaser ausgedämmt sind. Die Fenster sind in Fichte naturbehandelt und die Türen zu den Pensionärszimmern in Esche furniert mit der Anforderung T30 realisiert worden. Die Gegensätzlichkeit von Beton und Holz entspricht dem Kontrast zwischen der Individualität des behaglichen, eigenständigen Wohnens und der Öffentlichkeit von Erdgeschoss, Treppenhaus und Korridoren. Entstanden sind Räume, die an gemütliche Wohnstuben alter Bauernhäuser der Region erinnern. Diese Verbundenheit spiegelt sich auch in der auf die Verkleidungswände der Steigschächte konzentrierten künstlerischen Bauausgestaltung. Sie setzt auf eine Kombination historischer Fotografien, welche die wichtigen Stationen im Leben eines Menschen zeigen, mit neuen Porträts und folgt einem Farbkonzept, das sich aus der Landschaft herleitet.
Post / Ba nk
Situation
Ort Poststrasse 52, 9478 Azmoos Bauherrschaft Politische Gemeinde Wartau, 9478 Azmoos; Gemeindepräsident: Beat Tinner Architekten Hubert Bischoff, Architekt BSA, Wolfhalden; Mitarbeit: Jvo Walt Ingenieur Gabathuler AG, Buchs Holzanwendung Schmidt Holzbau AG, Trübbach (Federführung) Otto Bärtsch, Trübbach Peter Höhener, Oberschan Willi Leuzinger, Weite Franz Marty, Azmoos Walter Schlegel, Trübbach Holzlieferung Forstamt Wartau, Azmoos (Rundholz) Peter Lippuner & Co., Gams (Sägerei) Lüchinger AG, Mels (Hobelwerk) Holzarten alles Weisstannenholz (total 175 m3) wurde für die Bekleidungen und Lattungen in der Region eingeschlagen und weiterverarbeitet; Bekleidungen Täfer Weisstanne 20 mm: Decke 3000 m2, Wand 1800 m2; Boden: Parkett Schiffboden 23 mm Esche natur 1800 m2 Gebäudekubatur SIA 116 18 300 m3 Kubikmeterpreis SIA 116 (BKP 2) CHF 620.– Bauzeit August 2001–Dezember 2003
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Erdgeschoss
1. + 2. Obergeschoss
Dachgeschoss
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‹s’Vreneli› – Alterszentrum Pfrundhaus, Glarus Vor rund 80 Jahren entstand westlich von Glarus an erhöhter Lage am Hang ein Altersheim für eine anspruchvolle und zahlungskräftige Klientel, das Pfrundhaus. Ende der neunziger Jahre kam man zum Schluss, dass dieses Heim heute am besten mit dem nur einen Kilometer entfernten Altersheim ‹Höhe› zusammenzulegen wäre. Dazu sollten in einem Neubau beim Pfrundhaus 36 neue Zimmer samt Infrastruktur entstehen und bestehende Zimmer im Pfrundhaus nach heutigem Standard um- und ausgebaut werden. Aus orts- und denkmalpflegerischen Überlegungen ist der Annex freigestellt vom denkmalgeschützten, bestehenden Pfrundhaus, so dass der repräsentative Bau vollständig erkennbar bleibt. Die Erweiterung des Gebäudebestandes erfolgte nach Süden. Somit besteht im nordöstlichen Teil des Areals eine zusätzliche Erweiterungsmöglichkeit. Mit dieser Disposition bleibt der südöstliche Vorraum zur Stadt hin frei für Aussicht und Besonnung der bestehenden und neuen Zimmer. Funktional sind beide Bauten über die Verkehrsflächen verbunden. Der Eingang an der Nahtstelle von Neu- und Altbau bildet die Pforte zum ganzen Zentrum. Der Eingangsbereich liegt auf dem Niveau des bestehenden Platzes und ist voll rollstuhlgängig wie die gesamte Anlage. Aus Rücksicht auf das bestehende Pfrundhaus und aus ökologischen Überlegungen entstand für den Neubau eine einfache, reduzierte Gebäudegrundform mit einem wohlproportionierten Aussenkleid aus Holz- und Fensterflächen. Auf jedem der drei Obergeschosse sind eine
Wohngruppe mit zwölf Zimmern und die notwendigen Gemeinschaftsräume angeordnet. Je zwölf Alterszimmer sind zu drei autonom funktionierenden Pflegeabteilungen zusammengefasst. Die innere Erschliessung wird durch einen Lichthof erhellt, welcher die vier Geschosse optisch verbindet. Das Erdgeschoss wird für Gesellschafts- und Kontakträume genutzt. Diensträume und Technik befinden sich im Untergeschoss. Um den Verbrauch nichterneuerbarer Energie beim Bau und Betrieb gering zu halten, wurde im Roh- wie im Ausbau soviel Holz wie nur möglich eingesetzt. Holz deshalb, weil es sich dabei um einen einheimischen, nachhaltigen Baustoff handelt, der zudem kohlendioxidneutral ist, aber auch deshalb – so die Architekten –, weil die ‹Hölzigen› hierzulande ‹leistungsfähig, kreativ und innovativ› sind. Das trifft die Sache wohl durchaus, aber bei einem viergeschossigen Bau dieser Nutzung ist die Ausführung der Tragkonstruktion und der Aussenhaut in Holz bezüglich Brandschutzvorschriften doch ein eher komplexes Vorhaben. Die Realisation der Wohngruppen in Holzbauweise setzte voraus, dass alle beteiligten Planer und Behörden eng kooperierten. Auflagen wie Brandmelde- und Sprinkleranlage oder das Einglasen des Lichthofes mussten dabei sorgfältig eingearbeitet und einiges umfassend angedacht werden, so etwa die zugänglichen Leitungssteigschächte mit F60-Verkleidung und die konsequente Ausbildung der Verkehrsflächen als Fluchtwege. Die brandabschnittbildenden Trennwände und Geschossdecken sind jeweils für einen Feuerwiderstand von 60 Minuten ausge-
bildet. Auch die Fassadenbekleidung konnte über vier Geschosse als offene, horizontale Holzschalung mit geschossweiser Brandabschottung in der Hinterlüftungsebene ausgeführt werden. Die Trennwände der Zimmer sind wegen der hohen Anforderungen aus dem Brandund Schallschutz asymmetrisch aufgebaute Holzrahmenelemente. Die 180 mm starken Aussenwände in Holzrahmenbauweise verfügen über eine hinterlüftete, deckend rot gestrichene Holzfassade. Für die Geschossdecken kam eine Balkenlage mit eingelassenen, nicht armierten Zementplatten, Hohlraumbedämpfung und einer abgehängten Decke zum Einsatz. Darauf kam der Bodenaufbau mit Trittschalldämmung, Zementestrich mit Bodenheizung sowie aufgeklebtem Parkett, in den Zimmern Ahorn und in den Gangzonen Eiche. Dieser Aufbau wird den hohen Anforderungen an den Brand- und Schallschutz ebenso gerecht wie den Ansprüchen an die Philosophie der Materialisierung. Ebenfalls eine Balkenlage bildet die Tragkonstruktion des Flachdachs, mit einer Dreischichtplatte als oberer Beplankung und einer Gipskartonplatte auf Lattung als unterer Verkleidung. Darüber wurde eine Mischform eines Flachdachaufbaues mit Extensivbegrünung angewendet, als Umkehrdach mit 120 mm Dämmung auf Abdichtung und mit zusätzlich 80 mm Dämmung darunter. Alle Türen (T30) und Abschlussfronten (F60) im Ausbau sind in Eiche ausgeführt.
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Ort Oberdorfstrasse 42, 8750 Glarus Bauherrschaft Ortsgemeinde Glarus und Riedern Architekten Herbert Oberholzer, Architekt BSA/SIA, Rapperswil; Projektleitung: Daniela Oberholzer, Architektin FH Bauleitung Aschmann Ruegge Architekten AG, Glarus Brandschutzkonzept Makiol + Wiederkehr, Beinwil am See Holzbau ARGE Bernold AG, Riedern und Noser Holzbau AG, Mitlödi Holzarten Konstruktionsholz: Massivholz 42 m3, Brettschichtholz 47 m3; Dreischichtplatte 27 mm 390 m2; Klebeparkett: Ahorn 8 mm 815 m2, Eiche 8 mm 1260 m2; Fassade: Fichte 22 mm sägeroh gestrichen 935 m2 Gebäudekubatur SIA 116 14 530 m3 Kubikmeterpreis SIA 116 (BKP 2) CHF 675.– Bauzeit Dezember 2001– Oktober 2003
Situation
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Querschnitt
Erdgeschoss
1.–3. Obergeschoss
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Dachaufbau von aussen:
Innenwandaufbau:
Extensivbegrünung 70 mm
Gipsfaserplatten 2 x 12,5 mm
Schutzvlies
Ständerkonstruktion 60 x 140 mm/
Dämmung XPS 120 mm
Hohlraumdämmung 80 mm
Abdichtung PBD zweilagig
Gipsfaserplatten 12,5 mm
Dämmung EPS 80 mm
Federbügel mit Mineralwollplatte 35 mm
Dampfsperre
Gipskartonplatte 2 x 12,5 mm
Dreischichtplatte 27 mm Schiftung Balkenlage 140 x 200 mm
Aufbau Aussenwand von innen:
Lattung 24 mm
Gipsfaserplatte 15 mm
Gipskartonplatte 15 mm
Ständer 60 x 180 mm/Dämmung Gipsfaserplatte 15 mm, imprägniert
Deckenaufbau von oben:
Hinterlüftung 24 mm (pro Geschoss
Parkett Ahorn
Brandabschottung mit Steinwolle
Zementestrich mit Bodenheizung 80 mm
der Dicke 30 mm)
Trittschalldämmung 20 mm
Offene Holzschalung horizontal 22 mm,
Holzbalken 160 x 220 mm/nicht armierte Fassadenschnitt vertikal
Zementplatten 500 x 500 x 50 mm/ Hohlraumdämmung 80 mm Lattung auf Federbügel Gipskartonplatte 18 mm
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deckend gestrichen Fassadenschnitt horizontal
Isometrie
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Lignum Holzwirtschaft Schweiz Economie suisse du bois Economia svizzera del legno
Verantwortlich Roland Brunner Redaktion Roland Brunner, Lignum, André Carlen und Joëlle Cornuz, Lignum-Cedotec
Falkenstrasse 26 CH-8008 Zürich Tel. 044 267 47 77 Fax 044 267 47 87 E-Mail info@lignum.ch Internet www.lignum.ch
Gestaltung BN Graphics, Zürich
Holzbulletin, September 2004 Herausgeber Lignum, Holzwirtschaft Schweiz, Zürich Christoph Starck, Direktor
Administration, Abonnemente, Versand Andreas Hartmann, Lignum
Fotografie Dominique Marc Wehrli, Zürich (Alterswohnungen Römerweg); Bruno Meier, Sursee (Heimstätte Bärau); Jiri Vurma, Aarau (‹Steinfeld› in Suhr); Ralph Feiner, Malans (Betagtenheim Wartau); Hannes Henz, Zürich (Alterszentrum Pfrundhaus)
Druck Kalt-Zehnder-Druck, Zug
ISSN 1420-0260 Das Holzbulletin erscheint viermal jährlich in deutscher und französischer Sprache. Jahresabonnement CHF 48.– Einzelexemplar CHF 15.– Sammelordner (10 Ausgaben) CHF 80.– Sammelordner leer CHF 10.– Preisänderungen vorbehalten. Lignum-Mitglieder erhalten das Holzbulletin und die technischen Informationen der Lignum, Lignatec, gratis.
Die Rechte der Veröffentlichung für die einzelnen Bauten bleiben bei den jeweiligen Architekten. Alle Angaben stammen von den Bauplanern.