Holzbulletin 76/2005

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Holzbulletin 76/2005 Treffpunkte Schwellenmätteli, Bern Umbau und Endausbau Seebad Enge, Zürich Quartierzentrum Aussersihl, Zürich Pavillon der Verkehrsbetriebe, St. Gallen Gemeinschaftsbackofen, Perly Teehaus, La Tour-de-Peilz

Das Quartierzentrum Aussersihl, eine ruhige Parkanlage inmitten eines spannungsreichen Umfeldes in Zürich. Bauherrschaft: Sozialdepartement der Stadt Zürich Architekten: EM2N Architekten ETH/SIA, Mathias Müller und Daniel Niggli, Zürich


Orte der Begegnung

Treffpunkte sollen Begegnungen unter Menschen fördern. Wie zum Beispiel da, wo Rot und Wigger im Luzernerland zusammenfliessen, an den Gemeindegrenzen von Ettiswil, Alberswil und Schötz. Neue Kontakte knüpfen, Gespräche führen, über das Leben nachdenken, die Natur geniessen, ausruhen, picknicken, spielen, träumen – der vom Landschaftsarchitekten Robert Gissinger aus Luzern gestaltete ‹Platz des Dialoges› (siehe oben) soll all dies ermöglichen. Die Holzbalken aus einheimischer Fichte und Tanne sind druckimprägniert und mit dem LignumGütezeichen versehen. Dadurch sind die Sitzelemente gegen jegliche Schädlinge geschützt, was den Unterhalt auf ein Minimum reduziert. Was schon auf dem Land wichtig ist, ist in den Städten unabdingbar: Orte, Plätze und Bauten mit der Möglichkeit zur Begegnung. Sie müssen immer aufs neue auf die stark segmentierten Bedürfnisse der Bevölkerung, eventuell auch der Touristen, ausgerichtet werden und vor allem in gutem Zustand bleiben. Holz kann sich dabei unter mannigfaltigen Aspekten als richtige Wahl erweisen. An der Aare in Bern gelegen, von der Kirchenfeldbrücke einige Meter flussabwärts, liegt das Schwellenmätteli. Die Materialisierung des neu erstellten Restaurants orientiert sich an der existierenden, teilweise aus Holz bestehenden Schwellenanlage. Die Terrasse übernimmt diese mit den längs orientierten Lärchenbohlen. Die Gerade der Schwelle und des Terrassenbodens wird bis ins Flachdach weitergeführt, indem ein Lärchenrost als Nutzschicht eingesetzt wird. Holz im und am Wasser verbindet Historisches und Neues. Materialisierung und Gesamtarrangement des Ortes erfreuen Besucher und Mitarbeiter gleichermassen. Das Zürcher Seebad Enge ist eine schwimmende Konstruktion und nur über einen 30 Meter langen Steg trockenen Fusses erreichbar. Eine Wintersauna erweitert seit 2004 das Angebot für die kalte Jahreszeit. Holz in Kombination mit anderen Materialien sorgt im Saunabereich für eine entspannende, warme Atmosphäre: Im Ruheraum ist es Fichte zusammen mit einer Glasfront und rötlich beschichteten Sperrholzplatten, in den Saunakabinen ein schmales, verbindendes Fensterband zwischen Decke und Wänden, beides in massiver Kiefer. So hat sich in den letzten Jahren der Betrieb des beliebten Freibades gewandelt. Zur Freude des ausgehfreudigen Zürcher Publikums finden im Sommer wöchentlich öffentliche Anlässe statt, im Winter sind Partys und Sauna angesagt. Das neu gestaltete Quartierzentrum Aussersihl ist ein Stück Lebensqualität mitten im berühmtberüchtigten Kreis 4 von Zürich. Der Ort bildet sich zur Hauptsache aus dem bestehenden Park. Das neu erstellte Gebäude ist mit minimalem Flächenbedarf und ohne Gefährdung des Baumbestandes schwungvoll darin eingepflanzt. Eine Fensterfront bezieht im Erdgeschoss den Aussenraum ins Restaurant ein; in den Obergeschossen stehen verschiedene Aktionsräume zur Verfügung. Während im Innenraum die Farben die eigentlichen optischen Akteure sind, lehnt sich das äussere Erscheinungsbild an die Parkanlage an: eine vertikale Holzschalung, dunkelgrün gestrichen – eine Farbe, die sich an den immergrünen Pflanzen der Umgebung findet. Die partielle Lochung der Fassadenbekleidung und aufgemalte Kreismuster verstärken die Beziehung zum Park, wodurch das Haus mit dem Blattwerk zu verschmelzen scheint – eine Oase in einem spannungsreichen Umfeld. Der Pavillon auf dem Bahnhofplatz in St. Gallen behebt bis zur Neugestaltung des Ensembles als würdiges Provisorium die desolaten Zustände im bisherigen Bestand. Die Hauptnutzung ist der Kundschaft der Verkehrsbetriebe zugeordnet. Der Kundenraum mit Schalter im Erdgeschoss ist direkt und offen auf die Hauptverkehrsfläche orientiert. Weitere Nutzungen wie öffentliche Telefonsprechstellen oder WC-Anlage ergänzen das Programm. Bekannte Materialien in ungewohnter Verarbeitung, aber auch neue Baustoffe – zum Beispiel farbiges OSB hinter Fiberglas – prägen das Äussere des Pavillons. Dies wirkt in Kombination mit den Öffnungen als einladende Geste nach aussen. Ein nicht alltäglicher Begegnungsort trägt in der Gemeinde Perly zur Schaffung einer neuen dörflichen Identität bei: Ein Gemeinschaftsbackofen am Rand des Schul- und Sportgeländes, in unmittelbarer Nähe der übrigen Gebäude, welche für Festaktivitäten der Gemeinde genutzt werden. Im Gegensatz zur vollständig auf Beton und Glas beruhenden Architektur benachbarter Gebäude wurde für das kleine Backhäuschen bewusst ein einfacher und zurückhaltender Stil unter Einsatz von Holz gewählt. So lässt der neue Ort im Zentrum der Gemeinde die alte Tradition des gemeinsamen Brotbackens neu aufleben und die Menschen eine fast vergessene Geselligkeit neu entdecken. Den Ausklang macht ein privates Teehaus, wenige Meter vom Ufer des Genfersees entfernt inmitten eines authentischen japanischen Teeparks gelegen. Es soll den Gästen des Bauherrn wie ihm selbst die Möglichkeit zur Einkehr bieten, indem man sich ganz auf die Teezeremonie konzentriert. Hier kommt zum Ausdruck, was andere Treffpunkte in der Betriebsamkeit rasch vergessen lassen: dass Begegnung mit andern mit einschliesst, ja vielleicht schon voraussetzt, sich Zeit für sich selber zu nehmen. Roland Brunner, Technische Kommunikation Lignum

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Schwellenmätteli, Bern An der Aare in Bern, von der Kirchenfeldbrücke flussabwärts, liegt in der Verlängerung der Aareschwelle das Schwellenmätteli. Um 1900 erbaut, ist die Aareschwelle ein historisches Denkmal ersten Ranges, das laufend unterhalten wird. Anders beim Schwellenmätteli: Dort musste die Stadt Bern angesichts der renovationsbedürftigen Bauten, der veralteten Infrastruktur des Restaurants, eines in die Jahre gekommenen Gastronomiekonzepts und des 1999 ausgelaufenen Pachtvertrags über die Bücher. Nach verschiedenen Projektstudien ohne zusammenhängendes Nutzungskonzept legte 1996 die Verdi’s Ristorante AG eine Konzeptstudie vor. Weil diese die Projektvorgaben der Stadt Bern am besten berücksichtigte und bereits erfolgversprechende Nutzungsideen und -massnahmen aufzeigte, diente sie als Grundlage eines Wettbewerbs. Über ein zweistufiges Verfahren wurde 1998 der Wettbewerb für ein Architektur- und Gastronomiekonzept ausgeschrieben. Das Projekt ‹Schweller› des Planungsteams J. J Gauer Hotels AG/matti ragaz hitz architekten AG ging daraus als Sieger hervor. Die Erläuterungen zum Wettbewerbsprojekt stellen das Konzept vor: ‹Wir zweifeln: Muss ein Flussrestaurant im Wald liegen, muss ein Bauernhaus am Fluss liegen, müssen alle Aussenplätze am Schatten sein, muss das Kontinuum des Aarelaufes an dieser Stelle durch quergestellte Bauten unterbrochen sein, ist es richtig, weiterhin öffentliche Mittel in ein zu grosses, nicht sehr gut unterhaltenes und auch nicht besonders schönes Gebäude zu investieren? Wir plädieren für eine grundsätzliche Neuordnung (...). Die konsequente Ausnutzung der Standortqualitäten bringt auf die Dauer mehr.›

Mit dem eingereichten Konzept wurde nicht weniger gefordert, als in der Verbotszone des Flusses zu bauen, eine städtische Liegenschaft abzubrechen und ein denkmalgeschütztes Bauernhaus zu versetzen. Das Risiko, deswegen aus der Konkurrenz geworfen zu werden, ging das Planungsteam ein, denn der Ansatz begeisterte es schlicht. Dass sich die Wettbewerbsjury unter dem Vorsitz des damaligen Stadtbaumeisters Ueli Laedrach auf den Vorschlag einliess und die damit verbundenen planerischen Risiken und beschwerlichen Umzonungen in Kauf nahm, verdient Respekt. Nach kantonaler Vorprüfung der Planungsvorlage und der Zustimmung der Bevölkerung zur notwendigen Zonenplanänderung im September 2002 wurde Anfang August 2003 die Baubewilligung erteilt. Das neue Flussrestaurant, mit 85 Plätzen im Innern und 160 Sitzen auf der Terrasse, liegt sowohl an wie auf dem Fluss, mit Aussicht auf drei Seiten und Aussensitzplätzen, die alles bieten, was der Ort in sich hat: Sonne und Ruhe im Süden, direkten Anstoss an das fliessende Wasser und Sicht auf die Altstadt im Norden, den Übergang von ruhigem zu bewegtem Wasser und den ganzen Tag Sonne auf der Schwelle. Das versetzte Bauernhaus birgt ein italienisches Restaurant mit 80 Gästeplätzen und eigener Kücheninfrastruktur. Die in einen Mehrzweckraum umgebaute Kegelbahn eignet sich heute als Partylokal wie als Seminarraum; sie bietet bis zu 120 Personen Platz. Die drei Bauten stehen auf einem zusammenhängenden, grossen Kiesplatz, wo nebst dem vertrauten, kühlen Schattenbereich neu auch ein ebenso grosser sonniger Teil zur Verfügung steht. Die Konstruktion des neuen Restaurants orientiert sich an der Bauweise der existierenden

Schwellenanlage: Fundament in Beton, tragende Teile in Stahl, Böden und Dächer in Holz. Das Material der alten Schwellen, welche aus Holz bestehen, wird im neu erstellten Schweller aufgenommen, was zu einer ausdrucksstarken Einheit führt. Die längs verlegten, verdeckt befestigten Lärchenbohlen von 120 mm Breite und 80 mm Höhe sind naturbelassen. Die Abstände zwischen den Bohlen sind mit einem dauerelastischen, schwarzen Kitt ausgefugt. Die Gerade der Schwelle und des Terrassenbodens wird im Flachdach des Flussrestaurants mit einem Lärchenrost als Nutzschicht weitergeführt. In Holzelementbauweise ausgeführt wurden die Aufbauten über dem Flussrestaurant (Maschinenraum) und auf dem Terrassendeck (Kiosk). Besucher und Mitarbeiter des Schwellenmätteli sollen sich rundum wohl fühlen: sommers und winters, in einer lauen Nacht auf der Terrasse, aber auch wenn es draussen kalt ist, vor dem Cheminée im Innern. Drei verschiedene Ambientes mit entsprechenden Angeboten empfangen die Gäste. ‹terrasse›, ‹casa› und ‹kultur-lounge› laden ein und animieren zum Verweilen an der neu zu entdeckenden Berner Riviera.

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Situation

Ort Schwellenmätteli, 3005 Bern Bauherrschaft Fonds für Boden- und Wohnbaupolitik der Stadt Bern, vertreten durch die Liegenschaftsverwaltung der Stadt Bern Betreiber Riviera Restaurants AG, Bern Projektmanagement Stadtbauten Bern Architekten matti ragaz hitz architekten AG, Liebfeld; Mitarbeit: Enrico Capparuccini, Marion Salm Bauingenieur Diggelmann + Partner AG, Bern Landschaftsarchitekten H. Klötzli + B. Friedli, Bern Holzbau Herzog Bau und Holzbau AG, Bern (Plattformboden); Gerber Holzbau Bern AG, Bern, und Wirz Holzbau AG, Bern (Aufbauten, Flachdachboden) Materialien Plattform: Lärchenbohlen unbehandelt 120 x 80 mm 48 m3; Flachdachboden: Holzrost in Lärche 24 x 120 mm 312 m2; Holzbekleidung Aufbauten: Schalung Fichte/Tanne 24 x 120 mm, goldfarben behandelt, 149 m2 Baukosten (BKP 0–5) CHF 6,99 Mio. Baukosten (BKP 2) CHF 4,95 Mio. Grundstücksfläche SIA 416 4791 m2 Geschossfläche SIA 416 1213 m2 Gebäudevolumen SIA 416 4850 m3 Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) CHF 1020.– Bauzeit August 2003–Juli 2004

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Aufbau Terrassenboden von oben: Lärchenbohlen 80 x 120 mm/Fugenband und dauerelastischer Kitt 10 mm, schwarz Unterkonstruktion Lärche 60 –100 x 120 mm Stahlträger

Schnitt Terrassenboden

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Umbau und Endausbau Seebad Enge, Zürich Das Seebad Enge ist eine schwimmende Konstruktion im Zürichsee und nur über einen 30 Meter langen Steg erreichbar. Die Anlage wurde 1958/59 als Ersatz für eine um die Jahrhundertwende erstellte Badeanstalt vom Architekten Robert Landolt entwickelt. Sie erscheint als Gebäudepaar mit jeweils einem zugeordneten Schwimmbecken und einer umlaufenden Terrasse. Das ‹Unterdeck›, als raumhaltige schwimmende Betoncaissons ausgebildet, enthält Wechselkabinen, Kleiderkästen und Nebenräume. Die Bebauung des ‹Oberdecks› erfolgte auf zwei Seiten, um Wind und unerwünschte Blicke vom Ufer aus abzuhalten. Das Sonnendeck mit Stoffdach ist leicht erhöht und ermöglicht so eine Belichtung des Untergeschosses. Das vorgelagerte Nichtschwimmerbecken ist über einen schmalen Steg erreichbar und am Oberdeck befestigt. Hölzerne Liegeflächen rahmen die beiden Becken ein. Sie sind zugleich Übergang zum offenen See, der als ‹grosses Schwimmbecken› in die Anlage miteingebunden ist. Damit das Bad ähnlich einem Schiffsrumpf im Wasser ruhen kann, wurden an Land die drei Meter tiefen Schalen gegossen und abgedichtet. Ebenfalls aus Beton wurde darauf der Boden erstellt. Nachdem die Betonschale auf Schienen ins Wasser gelassen und verankert worden war, wurden die beiden seitlich angebrachten Regulierungstanks soweit mit Beton gefüllt, dass die Oberfläche waagerecht im Wasser lag. Danach wurde die Oberkonstruktion aus Stahl und Holz erstellt. Um auch in der kalten Jahreszeit ein Angebot machen zu können, wurde Ende 2002 eine provisorische Wintersauna in die bestehende Anlage integriert. Der Erfolg bestätigte das Konzept, was zum Entscheid für den Endausbau mit Sauna führte. Damit wurden die Architekten Michael Meier und Marius Hug

beauftragt. Sie greifen die vorhandenen Qualitäten als Ausgangslage für die Interpretation des neuen Saunaraumes auf: Die Auskragung der Decken- und Bodenplatte, verbunden mit der konsequenten Absetzung der raumbildenden Wände von der Decke mittels des Glasoblichts, verleiht dem Gebäude seine ausgeprägte horizontale Wirkung. Die neu erstellten Saunakabinen mit Duschbereich und Ruheraum halten sich an diese Vorgabe des Raumbildungsprinzips. Die Grosszügigkeit des vorgelagerten Ruheraumes findet ihre Entsprechung im Raumabschluss durch die filigrane Schiebefensterfront auf der ganzen Länge. Die dreiteilige Sauna mit Nassbereich wird längs der Rückwand als schmale, raumhaltige Schicht ausgebildet. Die Verkleidung der Deckenuntersicht im Innenraum wird beibehalten und wo nötig ausgebessert, wodurch das Kontinuum vom Innen- zum Aussenraum unterstützt wird. Die bestehende Metallkonstruktion mit Faserzementbekleidung wurde neu mit Holzrahmenelementen ergänzt. Die innere Wandbekleidung erfolgte mit rötlichem, PU-beschichtetem Birkensperrholz, welches in Kombination mit den warm wirkenden Holzoberflächen der Möbel und mit dem Glas eine Atmosphäre der Ruhe erzeugt. Die Saunakabinen sind als massive Blockholzkonstruktionen in Kiefer ausgebildet, was ein angenehmes Raumklima schafft. Für die Wände wurden Massivholz-Riemen von 50 x 125 mm mit Nut und Kamm zusammengefügt; die Deckenbekleidung besteht aus Dreischichtplatten. Die Sitz- und Lehnenlatten (53 x 22 mm) bestehen aus Pappel. Im Unterdeck befinden sich die Garderoben und zwei Massageräume. Letztere bauen auf einem gedämmten Boden aus Holzelementen mit PU-Giessbelag auf. Die Wände sind als Holzrahmenkonstruktion ausgeführt, aussen bekleidet mit Vollkernplatten, innen

doppelt beplankt mit Gipsfaserplatten. Die unter dem indirekten Kunstlicht dezent golden schimmernden Innenoberflächen schaffen eine angenehme, ruhige Ambiance, was die in der Massage gesuchte Entspannung unterstützt. In den letzten Jahren hat sich der Betrieb des beliebten Freibades aufgrund des vielfältigen Angebots gewandelt. Im Sommer finden wöchentlich öffentliche Anlässe statt, vom Konzert über kulturelle Anlässe wie Märli-Abende und Modeschauen bis hin zu kulinarischen Erlebnissen. Im Winter sind Partys und Sauna angesagt.

Situation


Schnitt

Ort Mythenquai 9, beim Hafen Enge, 8002 Zürich Bauherrschaft Tonttu GmbH, Zürich Architekten Michael Meier und Marius Hug, Zürich Holzbau Bühlmann AG, Dietikon (Fassade und Bodenkonstruktion, Massageboxen) Schreinerarbeiten Schreinerei Mätzler, Berneck/Zürich (Massivholzsauna, Sperrholzverkleidungen und Möbel) Materialien Konstruktion: Rahmenbaukanteln, Massivholzriemen in Kiefer 50 x 125 mm; Platten: Spanplatten AW100, Birkensperrholz, Dreischichtplatten in Kiefer, Vollkernplatten, Gipsfaserplatten; Latten Pappel 53 x 22 mm Baukosten (BKP 1–9) CHF 600 000.– Bauzeit September–Oktober 2004

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Oberdeck Badeanstalt


Unterdeck Saunabereich

Oberdeck Saunabereich

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Quartierzentrum Aussersihl, Zürich Das Architekturbüro EM2N gewann mit dem Projekt ‹Mogli› den ersten Preis eines 1999 durchgeführten, offenen Wettbewerbs. Er galt der Neugestaltung des Quartierzentrums Aussersihl im Zürcher Kreis 4. Das folgende Vorprojekt mit einem Budget von CHF 5,4 Mio. fand jedoch nicht genug politischen Rückhalt; gefordert wurde ein Entwurf mit einem Budget von CHF 3,0 Mio. Die Architekten entschlossen sich, unter dieser Vorgabe möglichst viel Fläche zu realisieren. Im Gegenzug wurde das Gebäude technologisch radikal vereinfacht. So gelang es dem Planerteam, trotz einer Budgetreduktion von 45 % nur 20 % weniger Nutzfläche zu bauen. Im zur Ausführung gelangten Projekt leben die Thesen des Wettbewerbsentwurfs weiter: Erstens ist nicht das Gebäude allein das Quartierzentrum, sondern der gesamte Park. Dies hat zur Folge, dass sich das Gebäude wie ein Gast verhält, eine Zufügung von Extra-Programm zum Park – der Park bleibt klar die Hauptsache. Zweitens sah der Entwurf zur sicheren Realisierbarkeit vor,

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alle Bäume zu erhalten. Und drittens sollte der Fussabdruck des Gebäudes angesichts der kleinen Fläche der Bäckeranlage – so der frühere Name der Aussersihler Anlage – in Relation zur Grösse des Quartiers so kompakt wie möglich werden, um möglichst wenig Parkfläche zu besetzen. Diese Thesen führten zum Stapeln des Raumprogramms und zur Entwicklung eines vertikalen Typs, welcher jedoch – typisch schweizerisch – im Park verschwinden sollte. Das Verschwinden wird durch die freie Form verkörpert, die um die Wurzelperimeter der umgebenden Bäume herumschwingt. Der Körper wird von einer vertikalen Holzschalung umhüllt. Die Holzfassade ist dunkelgrün gestrichen (British racing green), eine Farbe, die sich an den immergrünen Pflanzen der Umgebung findet. Die grossen Fenster sind mit gebogenem Plexiglas abgedeckt, um die Körperhaftigkeit zu betonen. Das Bild der Rinde inspirierte die Ansätze zur noch stärkeren Verschmelzung des Gebäudes mit seiner Umgebung. Die Haut wurde partiell gelocht und mit aufgemalten Kreismustern tätowiert. So verschmilzt das

Haus mit dem Blattwerk seiner natürlichen Nachbarn. Unter dem starken Kostendruck wurde die Konstruktion maximal vereinfacht. Es entstand ein konventioneller Massivbau mit Betondecken und Kalksandsteinwänden, wo immer möglich ohne mehrschalige Konstruktion. Die nach aussen wirkende Holzbekleidung baut auf der Kalksandsteinwand auf. Eine vertikale Dämmlattung von 160 mm Stärke mit dazwischenliegender Mineralfaserdämmung ist über eine Schiftung von 20 mm auf das Mauerwerk verschraubt. Nach einer Folie zum Wind- und Feuchteschutz wurden eine vertikale Lattung zur Hinterlüftung und eine gekrümmte Horizontallattung montiert. Die in Fichte ausgeführte vertikale Nut-und-Kamm-Schalung mit einer sägerohen Oberfläche wurde im Werk fertig zugeschnitten, inklusive aller Stösse und Löcher, anschliessend allseitig grundiert und zweifach behandelt sowie auf der Sichtseite nochmals mit einer UV-beständigen Lasur versehen. Die Fassadenbekleidung unterliegt einem Kontroll- und Unterhaltsplan, welcher von der Bauherrschaft,


dem Architekten, dem Holzbauingenieur und dem ausführenden Holzbauunternehmen unterzeichnet wurde. Das in die Höhe verteilte Raumprogramm nutzt das Erdgeschoss als Restaurant mit angegliedertem Kinderraum. Die geschwungene Fensterfront bezieht den Aussenraum ins Restaurant ein, speziell im Sommer, indem sich die verglaste Front fast komplett öffnen lässt. Im ersten Obergeschoss steht ein grosser, mittels einer Faltklappwand unterteilbarer Aktionsraum zur Verfügung. Im zweiten Obergeschoss befinden sich drei Gruppenräume und ein Sekretariat. Technik, WC-Anlagen, Personalgarderobe und Lager sind im Untergeschoss untergebracht. Im Innenraum sind die Farben die eigentlichen optischen Akteure. Die Kalksandsteinwände sind in den verschiedenen Geschossen in Grün- und Gelbtönen gestrichen. Die Farben verfremden die materielle Präsenz des Kalksandsteins und betonen die Form der Wände. Das intensive Orange im Treppenhaus kontrastiert mit dieser Farbfamilie sowie dem Blau der Toiletten.

Situation

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Ort Hohlstrasse 67, 8004 Zürich Bauherrschaft Sozialdepartement der Stadt Zürich, vertreten durch das Amt für Hochbauten der Stadt Zürich Architekten EM2N Architekten ETH/SIA, Mathias Müller und Daniel Niggli, Zürich; Mitarbeit: Barbara Frei, Christof Zollinger Signaletik, Beschriftung Frau Holle, Kommunikationsdesign, Gockhausen Bauleitung Jaeger Baumanagement, Zürich Bauingenieur Tragwerk Bauingenieure GmbH, Zürich Holzbauingenieur Pirmin Jung Ingenieure für Holzbau GmbH, Rain (Fassade) Holzbau Züblin Schlittler Spaltenstein – Bau AG, Holzbau, Bassersdorf Materialien Fassadenbekleidung: vertikale, sägerohe Nut-und-Kamm-Schalung in Fichte, 25 x 140 mm, ca. 480 m2 Baukosten (BKP 2) CHF 2 420 000.– Gebäudegrundfläche SIA 416 228 m2 Geschossfläche SIA 416 866 m2 Aussengeschossfläche SIA 416 40 m2 Gebäudevolumen SIA 416 3108 m3 Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) CHF 778.– Bauzeit November 2003–September 2004

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Erdgeschoss

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Dachgeschoss

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Horizontalschnitt Fassade

Aufbau Aussenwand von innen: Kalksandstein 150 mm Schiftung ca. 20 mm Ständer 60 x 140 mm/Mineralfaser Unterdachfolie Lattung vertikal 30 x 50 mm Lattung horizontal 30 x 50 mm, trapezförmig Vertikalschalung Fichte 25 x 140 mm, sägeroh, gestrichen Fenster: Holz-Metall-Fenster mit Polykarbonat 8 mm abgedeckt Schalung im Bereich der Fenster gelocht mit d = 94 mm Lüftungsflügel: Holzkonstruktion gedämmt Schalung auf Lüftungsflügel montiert

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Pavillon der Verkehrsbetriebe, St. Gallen zementplatten in Anthrazit, mit zusätzlich aufgebrachtem Graffitischutz. Die unterste Reihe ist in 15 mm Stärke und einer stosssicheren Ausführung der Hinterlüftungsebene ausgeführt. Im Obergeschoss bekleidet über Distanzhalter montiertes Fiberglas das mehrfarbige OSB des Holzrahmenbaus. Bekannte Materialien in ungewohnter Verarbeitung, aber auch neue Baustoffe prägen das Äussere des Pavillons. Diese Hülle als präzis geschnittenes und frisch-farbiges ‹Gewand› umgibt die bewährte Konstruktion der gedämmten Holzelemente. Der temporäre und lebendige Charakter wird bewusst auch mit dem einfachen und zweckdienlichen Innenausbau unterstrichen.

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Die einfache kubische Erscheinung wird geprägt durch funktionale Überlegungen, Aspekte der öffentlichen Sicherheit sowie durch den Kosten- und Zeitdruck – der Bezug erfolgte nur drei Wochen nach Baubeginn. Dimension und Position des Körpers orientieren sich am Freiraum des Bahnhofplatzes. Trotz dem Baumbestand und bestehender, zu integrierender Elektro-Verteilzentrale war es das Ziel, Lage und Dimension so zu finden, dass ein möglichst offener und damit räumlich verbesserter Bahnhofplatz entsteht. Der neue Bau geht somit keine städtebaulichen Bindungen ein, er ist frei auf den Platz konzipiert. Die bestehende Bepflanzung, Sonnen- und Schattenseite, Ausrichtung und Freifläche auf dem Platz waren massgebende Faktoren in der Farbwahl der vier Fassaden. So erscheint der neue Pavillon in dynamischer und frischer Leichtigkeit und vermittelt einladende Präsenz, wobei im Gegensatz zu den städtebaulich markanten Nachbarsbauten um den Bahnhofplatz der temporäre Charakter bewusst unterstrichen wird. Die Hauptnutzung ist der Kundschaft der Verkehrsbetriebe zugeordnet. Der Kundenraum mit Schalter im Erdgeschoss ist direkt und offen auf die Hauptverkehrsfläche orientiert.

Daneben sind weitere Nutzungen wie öffentliche Telefonsprechstellen und WC-Anlage, EW-Raum der Stadtwerke und Zugang für das Personal integriert. Das Obergeschoss, dem Personal vorbehalten, ist orthogonal zum Erdgeschoss organisiert. Die Hauptfront bleibt geschlossen und somit frei für den animierten Streckenplan der Verkehrsbetriebe. Die Nutzung dieses Geschosses soll sich in Fröhlichkeit und mit einladender Geste nach aussen zeigen. Die Farbwahl und Öffnung der seitlichen Verglasungen unterstreichen dies. Mit der Holzsystembauweise wurde ein höchstmöglicher Grad an Vorfabrikation erreicht. Somit konnte die Ausfallzeit des Schalters der Verkehrsbetriebe auf ein Minimum beschränkt werden, und die Bauimmissionen auf dem Bahnhofplatz waren mit drei Wochen Bauzeit vom Abbruch des Altbaus bis zur Eröffnung des Neubaus problemlos verträglich. Auf der teilweise ergänzten Betonbodenplatte kamen Holzrahmenelemente von 160 mm Dämmstärke zum Einsatz. Die Decken- und Dachkonstruktion wurden als Rippenelemente mit 27 mm starken Dreischichtplatten und einer 240 mm hohen Rippe vorgefertigt. Die Dachabdichtung erfolgte mittels einer Kunststoffdichtungsbahn, welche mit einer Kiesauflage beschwert ist. Die untere Bekleidung der Decken- und Dachelemente besteht analog der inneren Beplankung der vorwiegenden Wandfläche aus 15 mm Gipsfaserplatte, welche sauber in Sichtmontage inklusive Abspachtelung ausgeführt und als Finish zweifach überstrichen ist. Im Obergeschoss kamen 12 mm dicke Bodenbeläge aus Linoleum und Kautschuk zum Einsatz, im Untergeschoss Überzug, Steinzeug und Kautschuk. Die Fassadenbekleidung des Erdgeschosses besteht aus 8 mm Faser-

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Eine 2003 erarbeitete Vorlage an den Gemeinderat der Stadt St. Gallen für eine Renovation des bestehenden Verkaufspavillons der Verkehrsbetriebe wurde im Frühjahr 2004 zugunsten eines Neubaus zurückgezogen. Bis zur Neugestaltung des gesamten Bahnhofplatzes, die in rund acht Jahren erfolgen dürfte, sollte eine provisorische Lösung gelten. Bereits im Sommer 2004 wurde der Kredit von CHF 430 000.– für einen Pavillon in Holzsystembauweise vom Gemeinderat bewilligt.

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Situation

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Schnitt

Erdgeschoss

Ort Bahnhofplatz, 9000 St. Gallen Bauherrschaft VBSG Verkehrsbetriebe und HBA Hochbauamt der Stadt St. Gallen Architekten Peter Lüchinger, dipl. Arch. FH/SWB/SIA, St. Gallen Holzbau ARGE De Meeuw AG, Oberriet, und Sutter AG, St. Gallen Materialien Konstruktionsholz verleimt 21 m3; Platten: Dreischichtplatten 27 mm 210 m2, OSB 15 mm 160 m2, Gipsfaserplatten 15 mm 580 m2; Fassade: Fiberglas 5 mm 120 m2, Faserzement 8/15 mm 100 m2 Baukosten (BKP 2) CHF 372 000.– Gebäudegrundfläche SIA 416 109 m2 Geschossfläche SIA 416 211 m2 Gebäudevolumen SIA 416 600 m3 Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) CHF 620.– Bauzeit Oktober–November 2004 (Bauzeit drei Wochen, inklusive Abbrucharbeiten) Obergeschoss

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Dachaufbau von aussen: Kiesauflage 50 mm Abdichtung Rippenplatte verleimt: Dreischichtplatte 27 mm Dachrippe 240 mm/Mineralwolle Dampfsperre Gipsfaserplatte 15 mm Aufbau Aussenwand Obergeschoss von innen: Gipsfaserplatte 15 mm Dampfbremse Ständer 160 mm/Mineralwolle OSB 15 mm, mehrfarbig gestrichen Distanzhalter/Hinterlüftung 50 mm Fiberglas 5 mm, mit UV-Oberflächenvergütung und Graffitischutz Deckenaufbau von oben: Bodenbelag Kork-Trittschalldämmung 10 mm Rippenplatte verleimt: Dreischichtplatte 27 mm Dachrippe 240 mm/Mineralwolle 80 mm Gipsfaserplatte 15 mm Aufbau Aussenwand Erdgeschoss von innen: Gipsfaserplatte 15 mm Dampfbremse Ständer 160 mm/Mineralwolle OSB 15 mm, mehrfarbig gestrichen Lattung/Hinterlüftung 50 mm Faserzementplatte 8 mm, anthrazit, mit Graffitischutz unterste Plattenreihe 15 mm stark Holzfenster mit Wärmeschutzglas 2-IV-IR, VSG, U = 1,0 W/m2K Fassadenschnitt

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Gemeinschaftsbackofen, Perly Die Renovation der Sportanlagen im Dorf bot der Gemeinde Perly eine günstige Gelegenheit, umfassend über die zukünftige Gestaltung ihres Zentrums nachzudenken. Zu den Aufgaben des verantwortlichen Architekten gehörte unter anderem die Gestaltung eines Platzes für einen ehemaligen Gemeinschaftsbackofen. Dieser wurde der Gemeinde 1997 anlässlich der Feiern zu ihrem 175-jährigen Bestehen als Schenkung vermacht. Mehr als zwei Jahre lang suchten die Behörden nach einem geeigneten Platz für das unerwartete Geschenk. Nach langem Zögern entschied man sich schliesslich für einen Standort am Rand des Schul- und Sportgeländes, in unmittelbarer Nähe der übrigen Gebäude, welche für Festanlässe der Gemeinde genutzt werden. Damit liess sich der alte Gemeinschaftsbackofen perfekt ins städtebauliche Gesamtkonzept integrieren. Er bildet den Eingang zum Gelände und ist ein zentrales Element des neu definierten, zentralen öffentlichen Raumes. Die Gesamtkonstruktion besteht aus zwei unterschiedlichen Teilen: dem eigentlichen Ofen aus massivem Mauerwerk zum Backen von Brot sowie einem kleinen Pavillon für dessen Zubereitung. Die beiden Elemente liegen im Schutz eines Holzdachs von 15 x 9 Meter. Diese Zone definiert den Raum zur Begegnung während Anlässen rings um den Backofen. Das kleine Lokal steht den Bäckern zu solchen Gelegenheiten für die Zubereitung des Essens und den Verkauf von Brot zur Verfügung. Es dient auch als Versammlungsraum. Da der Ofen den Kindern des Dorfes zudem praktischen Anschauungsunterricht bietet, hat er auch eine didaktische Funktion. Im Gegensatz zur repräsentativen, vollständig auf Beton und Glas beruhenden Architektur der Garderoben in der benachbarten Sportanlage wurde für das kleine Backhäuschen be-

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wusst ein einfacher und zurückhaltender Stil gewählt. Dennoch ist die Konstruktion komplexer, als sie auf den ersten Blick erscheint. Das Gebäude ist leicht abgehoben vom Boden, und der Eingang zum kleinen, ‹privateren› Lokal führt über eine Schwelle. Die Funktionsvarianten des Lokals widerspiegeln sich in der unterschiedlichen Behandlung der Fassaden. Geometrie und Lage der Fenster hängen von ihrer Rolle ab: einerseits Einlass von Tageslicht auf die Arbeitsfläche, andererseits Einrahmung der Landschaft. Der ‹Ladenteil› des Lokals kragt aus über die Fundamentmauer, welche in der Verlängerung der Umgebungsmauer der Schule liegt. Seine Funktion manifestiert sich in einem grossen Fenster, welches sich öffnen lässt, um als Theke zu dienen. Die Besonderheit wird unterstrichen durch die unterschiedliche Anordnung desselben Fassadenmaterials. Diese Seite ist verkleidet mit Dreischichtplatten, während die anderen Fassaden durch einen horizontalen Lattenrost aus Western Red Cedar strukturiert sind. Das Gebäude wurde aus zwei vorfabrizierten Holzrahmenelementen erstellt, welche zwecks Transporterleichterung nur halb fertig waren. Diese Elemente wurden auf der Baustelle zusammengefügt und auf die Betonstreifenfundamente gestellt. Lediglich der Innenausbau erfolgte vor Ort, so die Beschichtung des Fussbodens mit Kunstharz und die Bekleidung der Decke mit Gipsfaserplatten. Die den Pavillon umgebende Struktur besteht aus einer behauenen Balkenlage, welche auf eingespannten Querträgern und Pfosten aus Brettschichtholz aufliegt. Die Tragschicht der Dachhaut ist in OSB ausgeführt, auf welche eine einschichtige Dichtungsbahn aufgeklebt wurde. Den Abschluss des Daches bildet ein Zink-Titan-Blech. Der kleine Holzbau im Zentrum der Gemeinde ist ein nicht alltäglicher Begegnungsort und trägt zu einer neuen dörflichen Identität

bei. Sei es bei der Zubereitung des Brotteigs, sei es beim gemütlichen Verweilen um den Ofen herum – die Bewohnerinnen und Bewohner von Perly können heute eine Geselligkeit neu entdecken, welche im Laufe des rasanten Wachstums während der letzten Jahrzehnte in Vergessenheit geraten ist.

Situation


Grundriss

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Überdachung von aussen: Abdichtung 8 mm OSB 25 mm Balkenlage 100 x 160 mm Querträger 2 x 100 x 200 mm Pfosten 200 x 200 mm Deckenaufbau von aussen: Dreischichtplatte 27 mm Balken 60 x 160 mm/Mineralwolle Mitteldichte Faserplatte 16 mm Aufbau Aussenwand von innen: Gipsfaserplatte 2 x 12,5 mm Ständer 60 x 80 mm/Mineralwolle OSB 15 mm Lattung 20 mm Fassadenbekleidung horizontal, rhomboid 45 x 35 mm Bodenaufbau von oben: Kunstharz Dreischichtplatte 27 mm Balken 60 x 160 mm/Mineralwolle Mitteldichte Faserplatte 16 mm

Fassadenschnitt

Ort 1258 Perly-Certoux Bauherrschaft Gemeinde Perly-Certoux Architekten Atelier d’architectes Sigfrido Lezzi, Grand-Lancy Bauingenieure L. Carmen & H. Rutschi, Genf Holzbau Erne AG Holzbau, Laufenburg Grundfläche 100 m2 (überdachte Fläche) Gebäudekubatur SIA 116 100 m3 (Pavillon) Materialien Massivholz: Fichte/Tanne, Thuja Baukosten CHF 90 000.– (inklusive Dach und Umgebung) Baujahr 2002

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Teehaus, La Tour-de-Peilz Der kleine Holzpavillon befindet sich im Park eines grossen Anwesens am Ufer des Genfersees. Der Solitär mitten im Garten stellt eine zeitgenössische Neuinterpretation des ‹Chashitsu›, des traditionellen japanischen Teehauses, dar. Innen wie auch gegen aussen folgt der Pavillon genauen Regeln der Raumanordnung. Der Bauherr, ein grosser Liebhaber Japans und seiner Traditionen, wünschte sich für seinen Garten einen authentischen Teepavillon im Stil des japanischen Mittelalters. Mit der Umsetzung dieses Vorhabens beauftragte er einen jungen japanischen Architekten, spezialisiert auf Holzbauten und Assistent am Lehrstuhl für Holzbau der ETH Lausanne. Dessen Entwurf berücksichtigte die Charakteristiken eines traditionellen Bauwerks, versah es jedoch mit einer zeitgenössischen architektonischen Note. Dafür liessen sich der Bauherr und seine Familie schliesslich gewinnen. Das Projekt stellt einen Dialog zwischen dem Innenraum des Pavillons und der ihn umgebenden Natur her, was einem charakteristischen Element der traditionellen japanischen Bauweise entspricht. Die gewählte Architektur ist von grosser Schlichtheit und basiert auf Licht, Transparenz und Leichtigkeit. Der Teepavillon befindet sich wenige Meter vom Ufer des Genfersees entfernt, inmitten eines authentischen japanischen Teeparks und unter dem schützenden Blattwerk von

hundertjährigem Ahorn. Er besteht aus einem einzigen, leicht erhöhten Raum, einer kleinen, von einem Vordach geschützten Holzterrasse sowie einem gedeckten Vorraum, welcher die Zutrittstüre zum Teeraum schützt. Der Innenraum wird von sanftem Licht durchflutet und ist einfach ausgestattet. Den Boden bildet eine Anordnung von fünf Tatami-Matten, die Decke ist mit Ahornsperrholz bekleidet; alles andere besteht aus Lärchenholz. Die Struktur des Häuschens bilden 54 Pfosten, welche auf vier vorfabrizierte Elemente verteilt sind, und eine doppelt gekreuzte Balkenlage für das Dach. Zur besseren Durchlüftung liegt das Fussbodenniveau etwa 40 cm über der Betonplatte. Die Pfosten der Wände ruhen auf einem innenliegenden Einbinder und sind am unteren Ende eingespannt. Alleine durch die Wiederholung dieser Einspannung ist die Windstabilisierung sichergestellt. Der statische Ansatz und der Wunsch nach Transparenz im ganzen Gesichtskreis haben zu einer Vervielfältigung der Pfosten geführt, welche schliesslich wie ein Filter zwischen Innen- und Aussenraum wirkt. Der Pavillon kennt noch weitere derartige Elemente, welche Durchblicke erlauben wie auch verhindern: etwa die vertikal verschiebbaren Blenden aus durchscheinendem Papier oder die Sonnenstore aus horizontalen Lärchenlamellen, welche am äusseren Rand des Vordaches aufgehängt ist.

Aussen ist der Teepavillon mit fixen Glasflächen verkleidet und zur Terrasse hinaus mit drei Schiebefenstern versehen. Die Abdeckung besteht aus einer einfachen Dreischichtplatte aus Lärche, die auf Balken mit angehefteter Kupferfolie aufliegt.

Situation

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Querschnitt

Ort La Tour-de-Peilz (VD) Architekt Yoshiaki Amino, Dr. sc. tech., Ass. Prof., Wien; Mitarbeiterin: Miyuki Inoue, Architektin Holzbau Atout Bois Charpente SA, Aigle; Mitarbeiter: Jean-Pierre Arnold, Pierre-André Echenard Landschaftsgärtner Marawa Parcs et Jardins SA, Bex Japangarten Natural Arts Services AG, Boswil; Mitarbeiter: Pius Notter Holzeinsatz Massivholz Lärche 8,4 m3; Platten: OSB 9,6 m2, Dreischichtplatten Lärche 21,3 m2, Absperrplatte Ahorn 9,7 m2 Gebäudefläche 22,4 m2 Bauzeit November 2003–April 2004 (Pavillon), Juni 2005 (Japangarten) Längsschnitt

Grundriss

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3m


Detail

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Lignum Holzwirtschaft Schweiz Economie suisse du bois Economia svizzera del legno

Verantwortlich Roland Brunner Redaktion Roland Brunner, Lignum, André Carlen und Mélanie Baschung, Lignum-Cedotec

Falkenstrasse 26 CH-8008 Zürich Tel. 044 267 47 77 Fax 044 267 47 87 E-Mail info@lignum.ch Internet www.lignum.ch

Gestaltung BN Graphics, Zürich Druck Kalt-Zehnder-Druck, Zug

Holzbulletin, September 2005 Herausgeber Lignum, Holzwirtschaft Schweiz, Zürich Christoph Starck, Direktor

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Fotografie Imprägnierwerk AG, Willisau (Platz des Dialoges, Editorial); Dominique Uldry, Bern (Schwellenmätteli) und Riviera Restaurants AG, Bern (idem, Luftaufnahmen); Roman Keller, Zürich (Seebad Enge); Hannes Henz, Zürich (Quartierzentrum Aussersihl); Daniel Ammann, St. Gallen (Aussenaufnahme) und Hanspeter Schiess, St. Gallen (Innenaufnahmen, Pavillon St. Gallen); Frédéric Beaud, Cedotec (Gemeinschaftsbackofen); Corinne Cuendet, Clarens (Teehaus)

Administration, Abonnemente, Versand Andreas Hartmann, Lignum ISSN 1420-0260 Das Holzbulletin erscheint viermal jährlich in deutscher und französischer Sprache. Jahresabonnement CHF 48.– Einzelexemplar CHF 20.– Sammelordner (10 Ausgaben) CHF 100.– Sammelordner leer CHF 10.– Preisänderungen vorbehalten. Lignum-Mitglieder erhalten das Holzbulletin und die technischen Informationen der Lignum, Lignatec, gratis. Die Rechte der Veröffentlichung für die einzelnen Bauten bleiben bei den jeweiligen Architekten. Alle Angaben stammen von den Bauplanern.


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