Linkswende Monatszeitung für Sozialismus von unten
Nr. 164 Februar 2013 Spende 1,50 EUR Solidaritätsspende 2,00 EUR
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„Akademikerball“ in der Hofburg
NEUER NAME...
...GLEICHER NAZI-BALL Der WKR-Ball, das größte europäische Vernetzungstreffen von Holocaustleugnern, Geschichtsfälschern, Gewalttätern und der FPÖ, zieht am 1. Februar unter dem Namen „Akademikerball“ wieder in die Hofburg ein, schreibt David ALBRICH.
Rausschmiss Die Hofburg-Betreibergesellschaft warf den WKR-Ball vergangenes Jahr aufgrund des massiven öffentlichen Drucks aus der Hofburg. Zum ersten Mal in der Nachkriegsgeschichte war die Polizei gezwungen, die antifaschistischen Proteste auf den Heldenplatz ziehen zu lassen. Eine wichtige Schlacht war gewonnen. Friedliche Menschenblockaden verzögerten die Anreise der Ballgäste erheblich. Nun findet der Ball Wiedereinzug. „WKR-Ball wird zum Akademikerball“ ...titelt die rechtsextreme Homepage des Dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf (FPÖ). Im neuen Ballausschuss finden sich die gleichen Namen rechter Recken wie
SYRER IN WIEN Wie Unterstützer Hilfslieferungen organisieren und die Revolution in Wien verteidigen, hat David Albrich herausgefunden.
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zuvor. Ihr Obmann ist Udo Guggenbichler, Bezirksvorsitzender der FPÖ in Währing und Burschenschafter der „Albia“. Von der alten Homepage „wkr-ball.at“ wird man direkt auf die neue „wiener-akademikerball.at“ weitergeleitet. In der Einladung des Balls schreiben die Veranstalter, der Akademikerball gebe „uns Korporierten die Möglichkeit, auch 2013 wieder in den prunkvollen Sälen der Wiener Hofburg zu feiern und zu tanzen.“ Salonfähig „Die Burschenschaften, die aus ganz Österreich zu diesem Ball anreisen“, schreibt Rechtsextremismus-Experte Hans-Henning Scharsach, „haben nach dem Zweiten Weltkrieg das Motto der SS beherzigt: ‚Unsre Ehre heißt Treue’.“ Die FPÖ will die Geschichte zurückdrehen und Faschismus und Nationalsozialismus wieder salonfähig machen. Ein Ball in der Hofburg, immerhin Sitz des Bundespräsidenten und repräsentatives Gebäude für „hohe“ Staatsbesuche, legitimiert die Faschisten im Parlament: Wenn rechtsextremen Burschenschaftern der Tanz in der Hofburg erlaubt ist, so hilft das
beim Aufbau einer respektablen „demokratischen“ Partei und Wahlbewegung. Veranstalter FPÖ Der Ball hat enorme politische Bedeutung für die FPÖ. „Einer im Parlament vertretenen Partei“, argumentiert Herwig Götschober, Mitglied im Ballausschuss und im Vorstand des Rings Freiheitlicher Studenten (RFS), können die Hofburg-Betreiber „die Räumlichkeiten der Republik nicht verwehren.“ Die Betreibergesellschaft steigt darauf ein: „Wir stehen allen im österreichischen Parlament vertretenen Parteien offen.“ Dünnes Eis Die FPÖ bewegt sich auf einem schmalen Grat. Einerseits müssen sie jede Sympathie für Faschismus abstreiten und sich als Partei präsentieren, die man nicht ausgrenzen darf. Andererseits muss sie ihrer „Basis“ – und das sind im Wesentlichen rechtsextreme Burschenschafter – regelmäßig signalisieren, welcher Geisteshaltung sie tatsächlich anhängen. Schon die Nazis mussten sich verschlei-
SEPARATISMUS: BASKENLAND Seite 11
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Über die Geschichte der separatistischen Bewegung berichtet Dietmar Meister.
An die andauernden Kämpfe der „Illegalen“ in Frankreich erinnert Hannah Krumschnabel. Foto: TeleSURtv
ern. Hitler folgerte nach dem gescheiterten bewaffneten Putschversuch 1923: „Statt die Macht durch Waffengewalt zu erringen, werden wir […] unsere Nasen in den Reichstag stecken. Wenn es auch länger dauert sie zu überstimmen als sie zu erschießen, so wird uns schließlich ihre eigene Verfassung den Erfolg garantieren.“ In die Offensive Den Protesten 2012 ist es gelungen, der FPÖ die demokratische Maske von der hässlichen Fratze zu kratzen. Strache tobte: „Wir sind die neuen Juden!“ und „Für die linkslinken Utopisten gilt man da sofort als Faschist!“ Wenn die FPÖ als das, was sie ist – eine faschistische Partei – bloßgestellt wird, dann stürzt sie in der Wählergunst ab. Man muss ihr die Legitimität entziehen, sich Strache entschlossen in den Weg stellen und die Nazis in weitem Bogen aus der Hofburg werfen.
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or einem Jahr fand der Ball ausgerechnet am 27. Jänner, dem Holocaust-Gedenktag, statt. Heuer fällt der Ball auf den 1. Februar – jenen Tag im Jahre 1933, an dem Reichspräsident Hindenburg den deutschen Reichstag auflöst und Hitler die Macht übernimmt.
John Molyneux unterzieht die Welt der Hobbits einer marxistischen Analyse.