Imagemagazine THEMA, 2019

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01.2019 Platzhalter Adresse Max Mustermann Musterstraße 00 12345 Musterstadt

T EMA Das Imagemagazin der Südtiroler Wirtschaft La rivista d’immagine dell’economia altoatesina

FORUM

A tu per tu con l'avvocato bolzanino Paolo Fusaro Pag. 14

MUSTERGÜLTIG

Hannes Huber, Frabiato Film und Gasser Johann Bau GmbH Seite 16

QUALITÄT STATT QUANTITÄT

I. R.– Poste Italiane SpA | Spedizione in Abbonamento Postale D. L. 353/2003 (conv. in L. 27/02/2004 no 46) art.1, comma 1 CNS Bolzano | Tassa Pagata – Taxe Percue


Inhalt

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01 Ausbildung ist die Basis für die Qualitätsarbeit. 02 Junge Talente müssen gefördert und den Fachkräftemangel entgegengewirkt werden.

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INHALT 04 – 05

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SEHEN UND VERSTEHEN Zahlen, Daten und Fakten rund um die Wertschöpfung, die Ausbildung und die Qualitätsarbeit des Handwerks.

FOKUS Das Südtiroler Handwerk wird nicht nur wegen seiner Wertschöpfung, sondern vor allem wegen der Qualität geschätzt.

WORT UND BILD The Master Craftsman's Diploma is the highest qualification in the practical craftsman, hotel, and retail trades. hThe

FORUM L'avvocato bolzanino Paolo Fusaro ci spiega quali sono gli oneri aggiuntivi per un'azienda con più di 15 dipendenti.

MUSTERGÜLTIG Handwerksbetriebe schildern die Vor- und Nachteile ihrer eigenen Betriebsgröße.

VORGESTELLT lvh-Präsident Martin Haller über die Klein- und Mittelbetriebe und ihre internationale Konkurrenz.

IMPRESSUM THEMA – Das Imagemagazin der Südtiroler Wirtschaft

Redaktion Sabine Kerschbaumer, Davide Fodor

Grafik und Layout Effekt! GmbH

hgb. und Verwaltung lvh.apa Bildung & Service Gen. mbH Mitterweg 7 39100 Bozen Tel.: 0471 323 200 Fax: 0471 323 210 E-Mail: manufakt@lvh.it

Verantwortliche Direktion Dr. Bernhard Christanell, MA Reg. Tribunal Bozen Nr. 24 am 11. Mai 1948

Druck Südtirol Druck OHG

Auflage 10.000 Exemplare für 40.000 Leser/-innen

Fotos Pixabay, shutterstock, Hannes Huber, Gasser Johann Bau GmbH

Cover shutterstock

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THEMA

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Martin Haller, lvh-Präsident

06 – 11 FOKUS

Qualität statt Quantität

Liebe Leserin, Lieber Leser Umso größer, umso besser, heißt es. Doch dass diese Einstellung in Bezug auf die Betriebe nicht immer die Richtige ist, beweisen die vielen Kleinst- und Kleinbetriebe in Südtirol. Im Durchschnitt arbeiten hierzulande drei bis vier Personen pro Betrieb. Dabei wird hauptsächlich auf die Qualität und nicht auf die Quantität gesetzt. Es gibt keine ideale Größe, die man Betrieben empfehlen könnte. Es ist eine individuelle Entscheidung. Manche arbeiten mit mehr, manche mit weniger Mitarbeitern besser. Fest steht, dass die Größe von Betrieben auf keinen Fall künstlich hochgezüchtet werden sollte. Bevor der Betrieb mittels Erweiterung des Personals vergrößert wird, sollte sich der Inhaber bemühen, die fachlichen Kompetenzen, die Kundenorientierung und die Position des Betriebes im Netzwerk ständig zu verbessern. Wer zu schnell und ungeplant Mitarbeiter einstellt, auch wenn der Zeitpunkt noch so gut scheint, vergisst oft die notwendigen Investitionen und die immer aufwendigere Büroarbeit. Es ist besser, auf Qualität zu setzen. Dabei darf eine gute Ausbildung nicht unterschätzt werden. Wir haben hier in Südtirol großes Glück, dass es ein vielfältiges Angebot an Ausbildungsmöglichkeiten gibt. Das wiederum ist die Basis für die Qualitätsarbeit. Ihr Martin Haller

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SEHEN UND VERSTEHEN  Technologie und Innovation

SEHEN UND VERSTEHEN Die Kleinen können mit den Großen mithalten: Das beweisen die aktuellen Zahlen, die zeigen, dass KMU die Stütze der Wirtschaft sind. Hierzulande werden Ausbildung und Qualität besonders geschätzt.

Tre domande a Giuliano Vettorato

Wertschöpfung

INTERVISTA

Vorteile gegenüber Massenproduktion:

Quanto è importante la valorizzazione dell’artigianato all’interno della nostra provincia? L’artigianato è un vero e proprio fiore all’occhiello della nostra terra. Per questo sono convinto che sia giusto valorizzarlo e sostenerlo in tutte le sue espressioni.   La sua opinione sulla formazione pratica? 2 La formazione pratica è di insostituibile importanza. L’offerta di apprendistato, tirocini e laboratori è sicuramente la modalità didattica vincente in quanto pone gli allievi in un confronto diretto con i processi lavorativi e li prepara in modo proficuo ad affrontare il proprio futuro professionale.   Quali misure verranno intraprese in tema di 3 formazione professionale in lingua italiana? Punteremo molto sulla collaborazione con le ditte artigiane. Stiamo anche valutando di bandire un concorso con il patrocinio delle associazioni degli artigiani, che valuti e premi i migliori progetti e prototipi realizzati dalle nostre scuole.

WENN DIE KMU PUNKTEN

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Giuliano Vettorato Vice Presidente della Giunta Provinciale.

Qualitätsarbeit

Individuelle Beratung

Professionelle Ausbildung 01.2019


THEMA

Die höchste Qualifikation: Der Meister

Handwerk in Südtirol

AUSBILDUNG In Südtirol gibt es 16.696 Meister in den verschiedenen praktischen Berufen. Dabei wurden 16.345 Meisterbriefe in der Handwerkssektor, 90 im Handel und 261 im Gastgewerbe vergeben. Die Handwerksberufe mit den meisten Meistern sind:

ZAHLEN UND FAKTEN

10.535

1.722

1.290

Tischler

Maurer

863

838

KFZ-Mechaniker

Elektriker

2,6 Milliarden

801

705

Die Wertschöpfung des Handwerks ist beachtlich.

Installateur

Damenfriseur

697

599

Maler & Lackierer

Berufe im Transport

433

418

Maschinenbaumechaniker

Zimmerer

»EINE MASCHINE KANN DIE ARBEIT VON FÜNFZIG GEWÖHNLICHEN MENSCHEN ÜBERNEHMEN. KEINE MASCHINE KANN ABER DIE ARBEIT EINES EINZIGEN AUSSERGEWÖHNLICHEN MENSCHEN ÜBERNEHMEN.« Elbert Hubbard, amerikanischer Schriftsteller und Philosoph 01.2019

Stand März 2019

Schüler Im Bildungsjahr 2017/18 besuchten so viele Schüler eine Südtiroler Berufsschule.

93%

Betriebe Die meisten Betriebe haben in Südtirol einen bis zehn Mitarbeiter.

0,2%

Wachstum In Südtirol-Trentino gibt es ein positives Wachstum der Handwerksbetriebe.

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FOKUS  Qualität statt Quantität

QUALITÄT STATT QUANTITÄT Das Südtiroler Handwerk wird nicht nur wegen seiner großen Wertschöpfung, sondern vor allem wegen der Qualitätsarbeit so sehr geschätzt.

D 44.440 Beschäftigte im Südtiroler Handwerk

ie Betriebe werden immer größer und vernetzter, zugleich sinken bei den großen Firmen die Kosten der Herstellung. Die Folge: Die Produkte aus anderen Ländern sind oft günstiger, als jene, die lokal hergestellt werden. Es sind dann vor allem die niedrigen Preise, die die Kunden zur Stangenware greifen lässt. Dabei vergessen die Konsumenten allerdings oft, dass sie beim Kauf dieser Produkte an Qualität einbüßen. Dieser Trend ist auf der ganzen Welt präsent, in manchen Ländern etwas mehr als in anderen. Auch hierzulande gibt es ihn, vor allem wenn man an Produkte wie Möbel, Deko, Bekleidung oder auch Drucksorten denkt. Doch macht es für Klein-und Mittelbetriebe wirklich Sinn, wenn sie versuchen mit den Großen mitzuhalten und nach immer mehr Angestellten, einer größeren Produktion beziehungsweise mehr Dienstleistung streben? 01.2019


THEMA

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FOKUS  Qualität statt Quantität

»KLEIN- UND MITTELBETRIEBE SIND DAS RÜCKGRAT DER EUROPÄISCHEN GESELLSCHAFT.« Tim Krögel, Leiter der ZDH-Vertretung bei der EU

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DIE WURZELN DER MASSENPRODUKTION Die Fließbandproduktion hat ihren Ursprung in der industriellen Revolution. Zu dieser Zeit begannen Maschinen unterschiedliche Arbeiten auszuführen, die einst menschliche Hände erforderten. Mit dieser Neuerung entstanden Fabriken, die nach und nach Handwerksbetriebe ersetzten. In den Jahren 1950 und 1960 feilten Ingenieure auf der ganzen Welt mit Robotern, um die großen Produktionen weiter zu entwickeln. In der heutigen Zeit hat die Robotik ein neues Niveau erreicht. Es geht nicht mehr darum, Berufe zu ersetzen, sondern Hilfen für den Arbeitsalltag zu schaffen. Roboter sollen die Effizienz verbessern und auch die Produktivität steigern. Das ist auch der Grund, warum Betriebe die neuen Technologien nicht unterdrücken, sondern mit ihnen arbeiten sollten. DIE SITUATION IN SÜDTIROL Der Trend der Digitalisierung geht zwar in die Richtung, dass die neuen Technologien vorwiegend als Arbeitshilfe dienen sollen, dennoch hat sich in den vergangenen Jahren die Massenanfertigung mit den großen, technischen Maschinen stark entwickelt. In Südtirol diese Tendenz präsent, aber glücklicherwei-

se nicht so dominant wie in anderen Ländern. Das Handwerk wird in Südtirol hochgeschätzt. Kleinund Mittelbetriebe sind das Rückgrat der Südtiroler Wirtschaft. Die Branche leistet mit seinen mehr als 43.097 Beschäftigten, 13.416 Betrieben und einer Wirtschaftsschöpfung von 2,6 Milliarden Euro einen wertvollen Beitrag zum Wohlstand in Südtirol. Was hierzulande produziert wird, sorgt hier für Mehrwert. Die Betriebe liefern höchste Qualität, zugleich garantieren sie Arbeitsplätze sowie Lehrstellen. Auch tragen sie mit ihrem Steueraufkommen zum Sozialwesen und öffentlichen Diensten bei. Lokale Produkte haben noch viele weitere Vorteile, die den Konsumenten mehr in Bewusstsein gerufen werden sollten. Die Transportwege und Lieferzeiten sind eindeutig kürzer, es gibt einen Ansprechpartner vor Ort, der bei eventuellen Beratungen, Korrekturen und Sonderwünsche weiterhelfen kann. Der kleine Kreislauf liefert somit alles, vom hochwertigen Produkt bis zum Mehrwert. Und das schätzen die Südtiroler auch: 93 Prozent der Bevölkerung beauftragen den Handwerker ihres Vertrauens. NICHT DIE GRÖSSE ZÄHLT Im Durchschnitt beträgt in Südtirol die durchschnittliche Zahl der Mitarbeiter drei bis vier Personen pro 01.2019


THEMA

01 Qualitätsarbeit wird in Südtirol sehr geschätzt. 02 Auf den Millimeter genau werden die Produkte angefertigt. 03 Sich für Qualität entscheiden.

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DIE GRÖSSE BETRIEBE IN SÜDTIROL Betrieb. Der größte Teil, genauer gesagt 93 Prozent der Betriebe haben einen bis zehn Mitarbeiter, 4,5 Prozent haben zehn bis 20 Mitarbeiter, 1,9 Prozent haben 20 bis 50 und 0,6 Prozent beschäftigen über 50 Mitarbeiter. Der Großteil von Südtirols Wirtschaftstreibenden sind Kleinst- und Kleinbetriebe. Dies entspricht der durchschnittlichen Betriebsgröße von Italien sowie Europa. Mit dem Wirtschaftsaufschwung haben die kleinen und mittleren Unternehmen nochmal an Bedeutung gewonnen. Die Beschäftigungs- und Ausbildungsrate ist angestiegen, der Wachstums- und Investitionswille der Unternehmer ist gewachsen. Doch es ist nicht die Größe, die was zählt. Jeder Betrieb muss für sich herausfinden, in welcher Größe und mit wie vielen Mitarbeitern er optimal funktionieren kann.

93%

der Betriebe haben einen bis zehn Mitarbeiter

4,5%

haben zehn bis 20 Mitarbeiter

1,9%

haben 20 bis 50 Mitarbeiter WACHSTUM NICHT IMMER EIN VORTEIL Wachstum ist für viele Unternehmer das höchste Ziel. Doch das entpuppt sich nicht immer automatisch als Vorteil. Handwerksbetriebe entscheiden sich oft anders und können damit erfolgreicher sein. 01.2019

0,6%

beschäftigen über 50 Mitarbeiter

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Eine gute Ausbildung ist für die Klein-und Mittelbetriebe sehr wichtig. Nur so kann die Qualität garantiert werden.

Die Betriebsgröße darf nicht künstlich hochgezüchtet werden, nur um einem Wachstumsdruck gerecht zu werden. Einige Betriebe arbeiten gut, gerade weil sie klein strukturiert sind. Es bringt wenig, wenn man bei der nächsten Wirtschaftskrise wieder die halbe Mannschaft entlassen muss. In der Theorie gibt es zwar den Zwang zum quantitativen Wachstum, zu mehr Umsatz und Mitarbeitern. Experten empfehlen Betrieben, vor allem aber ein qualitatives Wachstum anzustreben. Anstatt Personal aufzustocken, sollten Betriebsinhaber sich bemühen, die fachlichen Kom-

petenzen, die Kundenorientierung und die Position des Betriebes im Netzwerk ständig zu verbessern. Ein Wachstum kann auch zahlreiche Risiken mit sich bringen, die dem Betrieb schaden. Wer zu schnell und ungeplant Mitarbeiter einstellt, da beispielsweise zu diesem Zeitpunkt die Auftragslage gut ist, vergisst oft die notwendigen Investitionen und den steigenden Verwaltungsaufwand, die Büroarbeit. Bevor man das Team vergrößert, sollte man sich das gut durchrechnen. Die richtige Größe des Betriebes muss immer individuell berechnet werden. Entscheidend für diese Größe ist nicht der Umsatz, sondern die Wertschöpfung. Diese zeigen auf, was nach Abzug des Materialeinsatzes und der Deckung der Kosten noch übrig bleibt.

AUF EINEN BLICK FÜR DEN SCHNELLLESER

Der Wert des Südtiroler Handwerks Wachstum ist heutzutage für viele Unternehmer das höchste Ziel. Doch es ist nicht automatisch immer das Beste. Die Betriebsgröße sollte auf keinen Fall künstlich hochgezüchtet werden. Experten empfehlen Betrieben vor allem ein qualitatives Wachstum. Anstatt Personal aufzustocken, ist es besser, wenn sich Betriebsinhaber bemühen,

die fachlichen Kompetenzen, die Kundenorientierung und die Position des Betriebes im Netzwerk ständig zu verbessern. Wenn sie das beibehalten können sie sogar mit den ganz großen Unternehmen mithalten, die mehr auf Fließbandproduktion als auf Qualität setzten. Südtirol ist ein Beispiel, das zeigt wie sich auch kleine Betriebe bewähren kön-

nen. Klein- und Mittelbetriebe sind das Rückgrat der Südtiroler Wirtschaft. Die Transportwege und Lieferzeiten sind eindeutig kürzer, es gibt einen Ansprechpartner vor Ort, der bei eventuellen Beratungen, Korrekturen und Sonderwünsche weiterhelfen kann. Der kleine Kreislauf liefert somit alles, vom hochwertigen Produkt bis zum Mehrwert.

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Drei Meinungen TESTIMONIALS Vertreter aus der eurpäischen, nationalen sowie lokalen Ebene sind sich einig: Klein- und Mittelbetriebe

Tim Krögel, Leiter der Vertretung des Zentralverbands des Deutschen Handwerks bei der EU

Kleine und mittlere Unternehmen schaffen Arbeits- und Ausbildungsplätze, versorgen die Bürger mit Produkten und Dienstleistungen vor Ort. Sie sind ein wesentlicher Teil einer diversifizierten Wertschöpfungskette.

Pietro Francesco de Lotto, Direttore di Confartigianato Vicenza

L’artigianato deve sopportare una considerazione sottostimata non tanto in termini quantitativi, quanto qualitativi. Il nostro compito deve essere quello di spostare l’attenzione dall’artigianato al valore artigiano, con un giusto mix tra tradizione ed innovazione.

Michl Ebner, Präsident der Handelskammer Bozen

Das Handwerk ist wichtig für Südtirols Wirtschaft und sollte dementsprechend wertgeschätzt werden. Handwerk ist modern, innovativ und kreativ. Es sollte ein zentrales Anliegen sein, junge Menschen stärker auf die Bedeutung des Handwerks aufmerksam zu machen. 01.2019

AUSBILDUNG TRÄGT ZUR WERTSCHÖPFUNG BEI Geschätzt werden die Handwerksbetriebe in Südtirol, weil sie eine qualitative Arbeit leisten. Und das ist vor allem der Erfolg der hervorragenden Ausbildung. Das Meisterdiplom ist in den praktischen Berufen die höchste erreichbare Qualifikation. Laut Amt für Arbeitsbeobachtung sind die Hälfte der Südtiroler Meister unter 65 Jahren selbstständig und führen einen eigenen Betrieb. Einen großen Meilenstein für die Meisterausbildung wurde von der Südtiroler Landesregierung gesetzt. Der Südtiroler Meisterbrief soll im italienischen und dann europaweiten System der Qualifikationen eingeordnet werden. Das ist ein enormer Imagegewinn für den Meistertitel und die gesamte Lehre, schließlich dient die Einstufung auf Niveau 6 auch als Leistungsnachweis. Die hohe Leistungsfähigkeit des Handwerks basiert auf einer quantitativ und qualitativ hochwertigen Ausbildung. Dabei bietet das Handwerk mehr als andere Wirtschaftsbereiche jungen Menschen attraktive und gut entlohnte Ausbildungs- und Arbeitsplätze. Der Knappheit der qualifizierten Fachkräfte soll mit der Stärkung der Ausbildung entgegengetreten werden. Ein gutes Beispiel dafür ist die Matura mittels Lehrvertrag. Es ist eine Gelegenheit, in einem Handwerksberuf zu arbeiten und zugleich die Matura zu absolvieren. Diese und weitere Chancen, die die Ausbildung und das Handwerk selbst bieten sind die Basis für die qualitative Arbeit und das ist wiederum der Grund für die große Wertschätzung. Eine Wertschätzung, die sich das Südtiroler Handwerk auch mehr als verdient hat.


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WORT UND BILD  Master craftsman training

Master craftsman training The Master Craftsman's Diploma is the highest qualification in the practical craftsman, hotel, and retail trades. As a Master, one is certified as having the knowledge necessary to manage a company and to train apprentices. One is, so to speak, a recognized authority in the given professional discipline. To become a master, one must actually work in the given practical trade, have completed an apprenticeship or studied that trade in a corresponding vocational school, or have acquired extensive professional experience. So-called "master courses of study" are regularly offered for the various different trades so that the candidates can prepare themselves for the examination. In South Tyrol, there are 75 practical trades for which one can earn a Master Craftsman's Diploma. The South Tyrolean Master Companies have the right to display an officially certified quality seal – the so-called "Master's Emblem." It is the South Tyrolean trademark for quality and the craftsman sector. This emblem can be applied for at the Agency for Craftsman Trades.

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FORUM  A confronto con Paolo Fusaro

Forum Abbiamo chiesto all’avvocato bolzanino Paolo Fusaro quali sono le conseguenze normative quando si opta per una realtà aziendale con più di 15 dipendenti.

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THEMA

L’avvocato Paolo Fusaro si è laureato con lode all‘Università degli Studi di Trento. Dal 2015 esercita presso lo Studio Legale Baur&Partner, dove si occupa principalmente di contrattualistica, diritto fallimentare, diritto dei marchi e della concorrenza.

La scelta di ingrandire la propria struttura economica determina alcuni oneri aggiuntivi per il datore di lavoro. Quando un operatore economico decide di portare a più di 15 i dipendenti della propria azienda, sono in particolare quattro i campi in cui si registrano delle modifiche rispetto alle realtà economiche che vantano meno di 15 collaboratori. Nello specifico si registrano una rafforzata tutela contro il licenziamento, un obbligo di assunzione nei confronti delle persone disabili, maggiori diritti sindacali ed un aumento dei contributi sociali. Per quanto concerne il licenziamento, le PMI che superano i 15 dipendenti applicheranno tutte le tutele previste dal Jobs Act del 2015. Quest’ultimo prevede il reintegro sia nel caso di licenziamento discriminatorio, nullo o intimato oralmente (art. 2), sia in caso di insussistenza accertata dal giudice del fatto materiale contestato al lavoratore, nel licenziamento per giustificato motivo soggettivo o giusta causa (art. 3.2). Al lavoratore reintegrato spetta inoltre un’indennità risarcitoria. Quando si resta invece sotto i 15 dipendenti – ferme le indennità spettanti in caso di licenziamento in cui non ricorrono gli estremi del giustificato motivo oggettivo, soggettivo o di giusta causa - l’unico caso in cui si potrà usufruire del reintegro sarà quello del licenziamento discriminatorio, nullo o orale. Anche le indennità risarcitorie variano a seconda che l’impresa occupi più o meno di 15 dipendenti e sono state recentemente modificate dal cd. Decreto Dignità (n° 87/2018, convertito). Spostandoci nel campo degli obblighi derivanti dall’assunzione di persone con disabilità, tutte le imprese che occupano almeno 15 dipendenti hanno 01.2019

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In rampa di lancio: l'avvocato bolzanino Paolo Fusaro.

»ONERI AGGIUNTIVI PER CHI INGRANDISCE LA PROPRIA STRUTTURA ECONOMICA.« l’obbligo di assumere una quota di lavoratori disabili, in modo tale da evitare una loro esclusione dal mercato del lavoro. L’inserimento deve avvenire entro 60 giorni dal passaggio a 15 dipendenti e il mancato o tardivo adempimento comporta una sanzione amministrativa di 153,20 Euro per ogni giorno rimasto “scoperto”. Venendo alle tutele sindacali, l’aspetto da tenere in considerazione è principalmente uno. Nelle aziende con almeno 15 dipendenti i collaboratori hanno il diritto di partecipare a riunioni indette da sindacati, nel limite di 10 ore annue retribuite. Concentrandosi infine sull’aumento dei contributi sociali, nelle aziende con più di 15 dipendenti è necessario versare ulteriori contributi all’INPS, tanto a carico dell’azienda quanto a carico dei collaboratori.


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MUSTERGÜLTIG  Betriebe unter der Lupe

MUSTER GÜLTIG Kaminkehrer Huber Hannes, Frabiato Film und Gasser Johann Bau GmbH schildern die optimale Betriebsgröße aus ihrer Sicht.

Qualitätsarbeit, Wertschätzung und eine gute Ausbildung sind entscheidend: Die drei Betriebe sind sich einig.

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Huber Hannes

Hannes Huber findet, dass er und sein Lehrling ein super Team sind.

EPPAN Die Größe des Betriebes ist nicht ausschlaggebend, das beweisen zahlreiche Klein- und Kleinstbetriebe in Südtirol. Ein gutes Beispiel, das es auch zu zweit sehr gut funktionieren kann, ist der Betrieb des Kaminkehrers Hannes Huber. Vor zwei Jahren hat er Niklas als Lehrling angestellt. „Die Entscheidung fiel mir leicht, der bürokratische Aufwand allerdings nicht“, erinnert sich Hannes Huber. „Es sind zahlreiche Kurse, Unterlagen und ein pädagogischer Nachweis nötig. Letzteren habe ich glücklicherweise im Rahmen meiner Meisterausbildung erlangt. Will man sichergehen, dass die Anmeldung korrekt verläuft, stellt einen die Bürokratie tatsächliche eine ziemliche Hürde in den Weg.“ Trotz des Aufwands ist Hannes Huber froh um Niklas. Zu zweit können sie die Kunden persönlich und qualitativ betreuen und „stressfrei“, wie Huber es beschreibt, arbeiten. Bei den Kaminkehrern werden hierzulande die Häuser, die zu betreuen sind, immer in Zonen eingeteilt. Diese gibt die Gemeinde vor. „Ich kann jetzt noch nicht sagen, ob ich eines Tages doch noch meine Zone vergrößern und eventuell weitere Mitarbeiter einstellen möchte. Mit der jetzigen Situation bin ich zurzeit sehr zufrieden“, sagt Hannes Huber. „Es ist auf alle Fälle besser qualitativ, als quantitativ zu arbeiten.“ Auf keinen Fall möchte er, dass es in Südtirol so wird wie beispielsweise in manchen Teilen Österreichs. Dort sind die Betriebe nicht nur größer, die Handwerker versuchen sich, auch in möglichst vielen Bereichen zu beweisen. „In Österreich bieten Kaminkehrer ebenso das Sanieren von Öfen oder das Einstellen von Öl- oder Gasbrennern an und verkaufen 01.2019

zudem auch oft Gasanlagen oder Herde“, kritisiert Huber. „Das ist die falsche Methode. Hier in Südtirol sind Kaminkehrer als Kaminkehrer ausgebildet. Sie sind Experten in dem was sie gelernt haben und was sie tun. Für die anderen Bereiche gibt es dann wiederum andere Fachleute.“ Auch sei dies für die professionelle Sachlichkeit der Arbeit sehr wichtig. Stellt ein Kaminkehrer in Südtirol zum Beispiel fest, dass der Kamin sanierungsbedürftig ist, muss der betroffene Haushalt bei anderen Betrieben die Angebote für die Sanierung einholen. Somit kann niemanden vorgeworfen werden, dass mit Ratschlägen Profit gemacht würde. „Dass die weiteren Arbeiten von anderen Betrieben gemacht werden, ist vor allem dem Kunden gegenüber fair“, sagt Huber. Folglich funktioniert es hervorragend, wenn Betriebe klein und spezialisiert sind. Es sind manchmal nur die bürokratischen Herausforderungen, die kleinen Betrieb den Arbeitsalltag oft schwer machen: „Größere Betriebe haben Angestellte, die für die Verwaltung, Buchhaltung und öffentliche Ausschreibungen zuständig sind. Bei so kleinen Betrieben muss sich der Chef oft ein paar Tage ins Büro setzen, um diese Dinge zu erledigen. Aber wer weiß, vielleicht ändert sich in dieser Hinsicht ja noch etwas, schließlich hat es vor zehn Jahren auch mit weniger Bürokratie geklappt.“

BEI KLEINEN BETRIEBEN MUSS SICH DER CHEF OFT ZWEI TAGE INS BÜRO SETZEN. VOR ZEHN JAHREN HAT ES MIT WENIGER BÜROKRATIE AUCH GEKLAPPT. Hannes Huber, Kaminkehrer

ZUM BETRIEB WERTSCHÄTZUNG IST WICHTIG

Gut funktionierender 2-Mann-Betrieb Der 38-jährige Kaminkehrer Hannes Huber hat 2006 den Meister absolviert und hat sich vor etwa neun Jahren selbstständig gemacht. Er und sein Lehrling Niklas sind die einzigen Mitarbeiter im Betrieb. Für Hannes Huber ist es wichtiger qualitative, als quantitative Arbeit zu leisten.


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MUSTERGÜLTIG Betriebe unter der Lupe

Alesssio Vasarin e Michela Parlavecchio al lavoro.

SULL’AZIENDA UNO STUDIO CREATIVO

FrabiatoFilm: da cinque anni sempre attivi nel campo cinematografico e pubblicitario La società cooperativa FrabiatoFilm è una realtà bolzanina che nasce nel 2014 su iniziativa di tre giovani ed ambiziosi operatori economici: Alessio Vasarin, Michela Parlavecchio e Michele Cagol. Da allora un percorso fatto di lavoro, sudore e successi, per un trend positivo che ci si augura possa migliorare ulteriormente.

FrabiatoFilm BOLZANO Scegliere la forma imprenditoriale e la struttura aziendale adeguate rappresentano due priorità cruciali, in particolar modo in un mondo variegato e ricco di sfaccettature come quello della cinematografia. Non è dunque un caso se cinque anni or sono i tre soci fondatori della realtà bolzanina FrabiatoFilm, Alessio Vasarin, Michela Parlavecchio e Michele Cagol, abbiano ragionato a lungo prima di convincersi a scegliere la forma cooperativa per intraprendere la propria avventura. Flessibilità, possibilità di gestione aziendale e fiscale ottimali, opportunità di collaborare senza vincoli con altre realtà di settore: sono stati questi gli aspetti che hanno spinto i tre artigiani a compiere questa scelta ed a optare per una struttura snella. Una decisione che, stando ai risultati ottenuti dal 2014 ad oggi, pare essere stata quella vincente. A spiegarcelo è proprio Alessio Vasarin: “Quando abbiamo iniziato volevamo una forma societaria ed una struttura aziendale solide, ma anche flessibili e funzionali. La scelta operata si è rivelata ottima-

LA NOSTRA STRUTTURA, COMPOSTA DA 3 PERSONE, RAPPRESENTA LA SCELTA OTTIMALE PER AVERE UNA BASE SOLIDA E PER RISULTARE AL CONTEMPO FLESSIBILI E FUNZIONALI NEL NOSTRO LAVORO. Alessio Vasarin, Frabiato Film

le per essere sia artigiani che gestori della nostra azienda – ci spiega il regista e produttore bolzanino -. Per un periodo i soci sono cresciuti, ma nel tempo abbiamo visto che la struttura a tre è quella ottimale, in quanto ci consente sia di operare come squadra che di collaborare con altre realtà locali.” Ma in che modo si può riassumere la vostra professione? “La nostra non è una produzione cinematografica vera e propria. Preferiamo definirci uno studio creativo, nel quale contenuti audiovisivi vengono alternati a campagne pubblicita-

rie e lavori grafici. Quest’ultimo passaggio è stato possibile dopo la separazione con Michele e l’ingresso in azienda di Marianna Pasina. Grazie alla sua laurea in design, Marianna è andata a coprire le lacune esistenti in questo ambito e ci ha permesso di compiere un’ulteriore evoluzione, indubbiamente importante nel nostro settore.” Ad Alessio chiediamo anche un breve bilancio sui primi cinque anni di attività ed una panoramica sugli obiettivi futuri: “In qualità di realtà giovane ma non più giovanissima ed operante in un settore complesso, dove gli strascichi della crisi si fanno ancora in parte sentire, possiamo essere indubbiamente soddisfatti – afferma l’artigiano -. I primi anni sono quasi sempre i più duri per la sopravvivenza di un’azienda e dunque essere riusciti a superarli con un trend in crescita non può che farci piacere. Per il futuro continueremo a concentrarci sul settore pubblicitario, naturalmente con il sogno nel cassetto di lavorare primo o poi nel cinema, portando avanti i nostri ambiziosi progetti.” 01.2019


THEMA

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Das Bau- und Zimmereiunternehmen Gasser Johann Bau will weiter wachsen.

Gasser Johann Bau GmbH MÜHLWALD Im Betrieb Gasser Johann Bau GmbH in Mühlwald sind zurzeit 13 Mitarbeiter tätig, und in Zukunft werden es vielleicht noch mehr. „Wir können uns gut vorstellen, dass noch einige Mitarbeiter dazukommen“, sagt Geschäftsführer Martin Gasser. „Die Auftragslage ist zurzeit zufriedenstellend, mit rund 15 bis 18 Mitarbeitern könnten wir noch effizienter arbeiten.“ Stetig wurde in den vergangenen Jahren in neue, moderne Baumaschinen und Ausrüstung investiert. Die Strukturen des Betriebes sind für eine Vergrößerung bereits vorhanden. Auch würde das Aufstocken des Personals von weiteren Mitarbeitern hinsichtlich der bürokratischen Arbeit im Vergleich zur jetzigen keinen großen Unterschied machen, so Gasser. Das sei ein ausschlaggebender Punkt, dass der Betrieb es überhaupt in Erwägung zieht, weitere Mitarbeiter einzustellen. Allerdings wünscht sich Martin Gasser allgemein eine Vereinfachung der Bürokratie. Wie den meisten Südtiroler Betrieben ist Gasser Johann Bau GmbH die Qualität äußerst wichtig. „Aufgrund des

Fachkräftemangels und den engen Terminvorgaben werden Betriebe allerdings auch manchmal dazu verleitet, Leiharbeiter zu beschäftigen“, weiß Martin Gasser. Dies kann unter Umständen die Ausführungsqualität und auch die Motivation der Mitarbeiter schmälern. Eine hochwertige Ausbildung, wie sie hier in Südtirol angeboten wird, ist für den Betrieb sehr wichtig. Martin Gasser möchte in den nächsten Jahren nicht nur ausgebildete Fachkräfte, sondern zugleich auch weitere Lehrlinge aufnehmen. „Es ist wichtig, dass die Jugend gefördert wird und Chancen erhält“, sagt Gasser. „Nur so kann man den Fachkräftemangel entgegenwirken und weiterhin Qualitätsarbeit sichern.“

ES IST WICHTIG, DASS DIE JUGEND GEFÖRDERT WIRD UND CHANCEN ERHÄLT. NUR SO KANN MAN DEN FACHKRÄFTEMANGEL ENTGEGENWIRKEN. Martin Gasser, Geschäftsführer

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ZUM BETRIEB QUALITÄT IST WICHTIG

Eine hochwertige Ausbildung ist die Voraussetzung Gasser Johann Bau GmbH wurde 1981 von Johann Gasser als Einzelfirma gegründet. Seit 2009 hat Martin Gasser, der Sohn von Johann Gasser, die Stelle des Geschäftsführers übernommen. Als Bau- und Zimmereiunternehmen bietet Gasser Johann Bau GmbH ein breites Arbeitsspektrum an Neubauten im privaten & öffentlichen Sektor an, aber auch Sanierungen und Außengestaltungsarbeiten zählen dazu. Mit 13 Mitarbeitern zählt er in Südtirol bereits zu den größeren Betrieben im Handwerk. Der Betrieb legt großen Wert auf seine Mitarbeiter und die Qualität der Arbeiten. Aus diesem Grund ist für Martin Gasser auch eine hochwertige Ausbildung sehr wichtig.


Nachgefragt Das Handwerk kann sich in vielen Bereichen gegen die internationale Konkurrenz durchzusetzen, ist lvh-Präsident Martin Haller überzeugt. Wie setzt sich das Handwerk in Südtirol gegenüber der Massenproduktion durch? Das Handwerk in Südtirol hat es verstanden, sehr nah an den Bedürfnissen seiner Kunden zu arbeiten. In vielen Bereichen und vor allem bei anspruchsvollen Nischenprodukten schafft es das Handwerk, sich gegen die internationale Konkurrenz durchzusetzen. Warum ist es wichtig, dass jeder Betrieb seine individuelle Größe herausfindet? Um eine optimale Lösung für seine Kunden anbieten zu können, muss der einzelne Handwerksbetrieb gut aufgestellt sein. Es ist deshalb wichtig und richtig das jeder einzelne Unternehmer für sein Tätigkeitsfeld seine Betriebsstrategie entwickelt. Insbesondere klein strukturierte Betriebe haben hier oftmals Vorteile in Bezug auf die Anpassungsfähigkeit an den Markt und die Geschwindigkeit. Zukünftig sollten wir verstärkt daran Arbeiten diese Betriebe zu vernetzen und über Kooperationsmodelle am Markt gemeinsam aufzutreten. Wie kann ein gesundes betriebliches Wachstum von der Politik gefördert werden? Vor allem in dem die Politik in enger Abstimmung mit den Verbandsvertretern für optimale Rahmenbedingungen für unsere einheimischen Unternehmen sorgt. Natürlich kann die öffentliche Verwaltung über Fördermaßnahmen zudem auch Entwicklungen anregen und aktiv unterstützen.


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