Imagemagazin THEMA

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01.2017

T EMA Das Imagemagazin der Südtiroler Wirtschaft Il magazine dell’economia altoatesina

FORUM

Automazione: un’opportunità per le PMI Pagina 14

MUSTERGÜLTIG

Drei Südtiroler Betriebe, die Automation umsetzen. Seite 16

Supplemento al numero 9/2017 del manufakt/manufatto – Poste Italiane SPA/ Spedizione in Abbonamento Postale – D. L. 353/2003 (conv. in L. 27/02/2004 no 46) Art.1, comma 1 CNS Bolzano | Tassa Pagata – Taxe Percue

AUTOMATION HANDWERK IM UMBRUCH


Inhalt

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01 Intelligente Gebäude bequem übers Tablet steuern. 02 Betriebe setzen auf Innovation in der Produktion.

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INHALT 04 – 05

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SEHEN UND VERSTEHEN Zahlen, Daten und Fakten rund um die vielen Gesichter der Automation und Digitalisierung auf einen Blick.

FOKUS Das Handwerk befindet sich im Umbruch. Schlaue Systeme, schlanke Prozesse und neue Märkte kommen auf die Betriebe zu.

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WORT UND BILD The concept of the smart home, also referred to as smart house, is inextricably linked to technology and information.

FORUM Renato Vidoni, professore della Libera Università di Bolzano, spiega le opportunità dell’automazione per le PMI.

MUSTERGÜLTIG Viele Südtiroler Betriebe beschäftigen sich mit neuen Technologien und Innovation. Drei von ihnen haben wir besucht.

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VORGESTELLT Gert Lanz, lvh-Präsident, spricht über die Entwicklungen im Bereich Automation und erklärt, warum niemand Angst um seinen Arbeitsplatz haben muss.

IMPRESSUM THEMA – Das Imagemagazin der Südtiroler Wirtschaft

Redaktion Sabina Drescher, Davide Fodor

Grafik und Layout Effekt! GmbH

hgb. und Verwaltung lvh.apa Bildung & Service Gen. mbH Mitterweg 7 39100 Bozen Tel.: 0471 323 200 Fax: 0471 323 210 E-Mail: manufakt@lvh.it

Verantwortliche Direktion Dr. Bernhard Christanell, MA Reg. Tribunal Bozen Nr. 24 am 11. Mai 1948

Druck Athesiadruck GmbH Bozen

Auflage 10.000 Exemplare für 40.000 Leser/-innen

Fotos lvh, Weinig, artec, Ploner, Nagà, KYMA, Shutterstock, Fraunhofer Italia

Cover Shutterstock

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Gert Lanz, lvh-Präsident

06 – 11 FOKUS

Automation – Handwerk im Umbruch

Liebe Leserin, Lieber Leser Wir freuen uns, Ihnen das neue Imagemagazin der Südtiroler Wirtschaft präsentieren zu dürfen. Mit diesem Magazin wollen wir Ihnen die Gelegenheit bieten, sich über besonders wichtige Aspekte des Handwerks zu informieren. Dreimal im Jahr stellen wir ein konkretes Thema in den Mittelpunkt. Den Beginn macht das Technologiefeld der Automation. Was könnte besser zur Eröffnung des NOI Techparks passen? Dort wird auch der diesjährige Tag des Handwerks stattfinden. Neue Technologien und Innovation sind wichtig für die Zukunft. Und Zukunft braucht Handwerk. Automation ist ein breites Feld, das jeden Betrieb etwas angeht. Der Grundgedanke ist klar: Nur wer sich weiterentwickelt und nach innovativen Lösungen sucht, kann auf dem Markt bestehen. In dieser ersten Ausgabe des Magazins erhalten Sie deshalb Informationen rund um die Automation und Digitalisierung. In einem Gastbeitrag vermittelt Ihnen Renato Vidoni, Professor an der Freien Universität Bozen, sein wertvolles Fachwissen. Besonderen Wert legen wir wie immer auf unsere Mitgliedsbetriebe. Drei von ihnen stellen wir in dieser Ausgabe vor. Sie alle arbeiten schon heute vorbildlich in den Bereichen Automation und Digitalisierung und können so vielleicht auch eine Inspiration für andere Betriebe sein. Sicher ist, dass sie mit ihrer Innovationskraft beweisen, dass wir in Südtirol bereits viele exzellente Handwerker und Betriebe haben. Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre. Ihr Gert Lanz

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SEHEN UND VERSTEHEN Automation

SEHEN UND VERSTEHEN Automation hat viele Gesichter: Zeitgemäße Produktion, Digitalisierung, intelligente Gebäude. Das alles und mehr beinhaltet dieses Technologiefeld.

Drei Fragen an Martin Haller

Smart Buildings

INTERVIEW

Drei Bereiche, die intelligente Gebäude selbst steuern können.

Wieso sollten sich Betriebe mit Digitalisierung auseinandersetzen? Um sich auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten, führt kein Weg an der Digitalisierung vorbei. Die Betriebe erhalten viele neue Impulse.

HOME-AUTOMATION

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Martin Haller, lvh-Vizepräsident, sieht viele Vorteile für Handwerksbetriebe, die sich mit Digitalisierung beschäftigen.

Wie wichtig ist die richtige Ausbildung bzw. Weiterbildung der Mitarbeiter? Die Ausbildung der Mitarbeiter bildet das Fundament eines jeden Handwerksbetriebes. Ohne gute Mitarbeiter kann ein Betrieb in Zukunft nicht mehr am Markt bestehen.

Energie

Sparen bei Licht und Heizung

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Welche konkreten Vorteile haben Digitalisierung und Automation für die Betriebe? Durch die Digitalisierung können im Idealfall Abläufe optimiert und Ressourcen eingespart werden. Dafür muss man sie gezielt und sinnvoll einsetzen.

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Sicherheit Zuverlässige Überwachung

Entertainment Wohlfühlen dank Haussteuerung

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ZAHLEN UND FAKTEN

Wer macht mit? DIGITALISIERUNG 189 lvh-Mitgliedsbetriebe antworteten auf die Frage: Beschäftigt sich Ihr Unternehmen bereits mit Digitalisierung? Das Ergebnis spiegelt die Innovationskraft des Handwerks wider.

Innovativ ZAHLEN UND FAKTEN

Digitalisierung und Automation schreiten voran.

20,65 % Nein 79,35 % Ja

Quelle: lvh-Mitgliederumfrage (2017), Inhalt: Fraunhofer Italia

»QUANDO SI PARLA DI AUTOMAZIONE, SI PARLA DI UN CONCETTO CHIAVE PER IL NOSTRO SETTORE: L'OBIETTIVO PER LE PMI? TRARNE IL MASSIMO VANTAGGIO POSSIBILE!« Giorgio Bergamo, Vice Presidente lvh.apa 01.2017

104 Mrd. $ Cloud Computing So viel wird in Westeuropa jährlich in Cloud-Lösungen investiert.

66%

Online-Shopper Bereits zwei Drittel der Europäer kaufen online ein. Tendenz steigend.

69%

Prozessverbesserung Über zwei Drittel der deutschen Unternehmen erhoffen sich durch die Industrie 4.0 verbesserte Prozesse.

964.000.000 € Hausautomatisierung Prognose für das Jahr 2020 zum Umsatz im Segment Hausautomatisierung in Deutschland.

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FOKUS Automation

AUTOMATION – HANDWERK IM UMBRUCH Innovation und Technologie treffen im breiten Feld der Automation aufeinander. Wer denkt, dass sich davon nur die Industrie angesprochen fühlen sollte, liegt falsch.

Intelligenter

CNC-Fräsmaschinen und Co. können in der Produktion intelligent reagieren.

Effizienter

Dank verbesserter, schlanker Abläufe können Zeit und Geld eingespart werden.

Besser ausgebildet Neue Technologien erfordern auch neue Kenntnisse. Mitarbeiter müssen deshalb geschult werden.

N

och steckt die Automation in Südtirol in den Kinderschuhen. Um langfristig konkurrenzfähig zu bleiben, kommt das hiesige Handwerk jedoch nicht um das Thema herum. Auch immer mehr Kunden erwarten von den Betrieben Kompetenzen und eine entsprechende Ausstattung in den Bereichen Automation und Digitalisierung. Das Handwerk muss sich nicht fürchten. Wenn es seine Möglichkeiten nutzt, werden Arbeitsplätze nicht ersatzlos gestrichen. Vielmehr verändern sich die Tätigkeitsfelder. SCHRITT FÜR SCHRITT Für den, der sich noch nie mit den Themen Automation oder Digitalisierung auseinandergesetzt hat, empfiehlt sich ein schrittweises Vorgehen. Mögliche Lösungen sollten möglichst genau auf den Betrieb zugeschnitten sein. Denn sowenig es das eine Handwerk gibt, so wenig gibt es die eine Automation. Eine erhöhte Transparenz innerhalb eines Betriebs ist dabei eines der gut erreichbaren ersten Ziele auf dem Weg zum digitalen


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FOKUS Automation

01 Artec, Bruneck: produktiver dank Automation. 02 3D-Drucker werden vielfach eingesetzt, z.B. im Maschinenbau.

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Betrieb. Das fängt beim Zustand der Maschinen an und geht bis zum aktuellen Standort der Mitarbeiter. Michael Riedl, Teamleiter Automation and Mechatronics Engineering bei Fraunhofer Italia, sagt: „Die meisten Betriebe haben bereits erste Schritte umgesetzt, z.B. indem sie Aufträge und Fertigung digital planen. In einem nächsten Schritt kann man dann z.B. über die Vernetzung der Produktion nachdenken. Man muss sich überlegen: Was könnte ein logischer nächster Schritt für den Betrieb sein? Wie werden wir effizienter und welcher konkrete Nutzen entsteht aus der Einführung einer neuen Technologie? Im Idealfall verfügt man dann irgendwann beispielsweise über Maschinen, die wissen, wann ihre Wartung ansteht und das in die künftige Produktion schon miteinplanen. Damit bewegen wir uns in Richtung künstlicher Intelligenz.“ Voraussetzung für die Automation sind schlanke Prozesse, die sauber organisiert sind. „Am Ende steht eine höhere Effizienz auf technischer und auf unternehmerischer Seite. Das zieht vieles nach sich wie geringere Kosten und höhere Qualität“, erklärt Riedl. SCHLAUE SYSTEME Intelligente Technologien sind zukünftig in der Lage, selbst dazuzulernen. Schlagworte wie Sensortechnik, Servicerobotik, Mensch-Maschine-Interaktion, Digitalisierung und Vernetzung der Produktion hört man immer häufiger. Die Anwendungsbereiche sind vielfältig: digitalisierte Arbeitsprozesse im Handwerk,

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intelligente Gebäude und digitale Planung in der Bauund Energiebranche und vernetzte Sensortechnik in der Landwirtschaft. Um die Entwicklung in Südtirol voranzutreiben, widmet sich im NOI Techpark in Bozen ein eigenes Forschungsfeld diesen Themen. Neben angewandter Forschung zu Automation in den für Südtirol wichtigen Wirtschaftszweigen werden dort beispielsweise auch Anwendungen im Bereich digitale Assistenzsysteme und effektives Nutzen digitaler Daten im Unternehmenskontext untersucht. Durch die gezielte Analyse und Verwendung digitaler Daten lassen sich viele Prozesse im Betrieb effizienter machen, z.B. lassen sich Qualitätsabweichungen sehr schnell erkennen und Gegenmaßnahmen können frühzeitig ergriffen werden. PRODUKTIONSAUTOMATION Wertvolle Arbeitskraft des Menschen dort einsparen, wo sie im Grunde verschwendet wird. Das ist das Ziel von Betrieben, die auf technische Fertigungsanlagen zur selbstständigen Produktion umrüsten. Maschinen können anstelle von Mitarbeitern einfache, monotone 01.2017


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oder auch gefährliche Arbeitsschritte erledigen. Wer bestimmte Technologien einsetzt, kann Ressourcen im Unternehmen einsparen. Gleichzeitig lassen sich fehlerhafte Teile reduzieren und auch der benötigte Lagerraum lässt sich verringern. Langfristig kann ein Betrieb so die Produktqualität verbessern, die Fertigungsmenge erhöhen und die Mitarbeiter von schwerer körperlicher oder monotoner Arbeit entlasten. Wesentlich ihre Produktivität erhöhen konnte so z.B. die Firma artec aus Bruneck. Seit 2015 produziert artec surface Möbelteile für den Tischler und vertreibt diese über einen Online Shop in weiten Teilen Europas. „Digitalisierung und Automation sind Themen mit denen wir uns täglich im Unternehmen beschäftigen. Bei Soft- und Hardware finden seit einigen Jahren besonders rasante Entwicklungen statt, die auch die Automation von Kleinserien bzw. die Produktion in Los-

Digitale, vernetzte Systeme und automatisierte Prozesse helfen dabei, Effizienz und Qualität zu steigern.

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größe 1 interessant machen. Hauptziel ist dabei immer die Qualität und Flexibilität zu wahren und gleichzeitig die Effizienz zu steigern.“, sagt Manuel Niederkofler, Entwicklungsleiter bei artec. Das Geschäftsmodell des Unternehmens wird erst durch digitale und vernetzte Systeme in Kombination mit einer teilautomatisierten Fertigung möglich. Die Möbelmodule basieren auf einem Baukastensystem und können dadurch individuell bestellt werden. „Der Tischler erhält in Echtzeit den Preis und im Hintergrund werden automatisch die Produktionsdaten generiert. So können wir kürzeste Lieferzeiten gewährleisten“, erklärt Niederkofler. Artec ist nur ein Beispiel dafür, wie ein Betrieb Automation und Digitalisierung erfolgreich umsetzen kann. Nicht nur die Tischler, sondern alle Handwerker können diese Chance nutzen, stehen aber gleichzeitig vor großen Herausforderungen.

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FOKUS Automation

»AUTOMATION IST SEHR FLEXIBEL UND SEHR ANGEPASST AN DIE BEDÜRFNISSE DER BETRIEBE.« Michael Riedl, Fraunhofer Italia

NEUE MÄRKTE „Wir müssen uns den neuen Gegebenheiten anpassen und uns kontinuierlich weiterbilden. Es eröffnen sich neue Bereiche und somit ist das Potential groß, neue Märkte zu gewinnen“, sagt Daniel Weissensteiner, Obmann der Elektrotechniker im lvh. Wie kann man die Energieeffizienz eines Gebäudes verbessern? Wie erhöhe ich den Komfort und die Sicherheit im Gebäude? Diese Fragen beschäftigen die Kunden. Viele informieren sich mittlerweile online über den neuesten Stand der Dinge. „Kunden wünschen sich immer öfter Komplettlösungen. Unser Handwerk ist sehr vielfältig. Gerade als kleiner Betrieb kann man oft nicht alles abdecken. Deshalb ist es wichtig, sich

ein Netzwerk aufzubauen und auch mit anderen Betrieben zusammenzuarbeiten, um den Kunden alles anbieten zu können“, sagt Weissensteiner. Service und Kundenzufriedenheit müssten weiterhin an erster Stelle stehen. Wenn Firmen, Fabriken, Büros oder auch unsere Wohnhäuser intelligent werden sollen, braucht es intelligente Handwerksarbeit. GEBÄUDEAUTOMATION – SMART BUILDINGS Das elektro- und informationstechnische Handwerk arbeitet am Technologiesprung, der uns zum so genannten Smart Building führt. Vernetzt wird alles, was vernetzt werden kann. Zu nennen wären die gesamte

AUF EINEN BLICK FÜR DEN SCHNELLLESER

Automation ist ein Thema, das alle Betriebe etwas angeht. Umgesetzt wird es sehr individuell. Der erste Schritt hin zu Automation und Digitalisierung ist die Information. Prozesse innerhalb des Betriebs müssen transparent und sauber organisiert sein, bevor Automation umgesetzt werden kann. Betriebe können intelligente Systeme einsetzen,

um Arbeitsprozesse zu vernetzen und effizienter zu gestalten. Besonders in der Produktion kann menschliche Arbeit dort eingespart werden, wo sie verschwendet wird. Tätigkeitsfelder verändern sich dadurch und neue Märkte eröffnen sich,

z.B. im elektro- und informationstechnischen Handwerk. Immer mehr Kunden wünschen sich intelligente Lösungen für ihr Zuhause. Schlüsselstellen für die Umsetzung von Automation und Digitalisierung sind die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter.

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Drei Meinungen TESTIMONIALS In Südtirol setzen sich Betriebe und Forschung bereits intensiv mit Automation und Digitalisierung auseinander.

Michael Riedl, Teamleiter Automation and Mechatronics Engineering bei Fraunhofer Italia.

Voraussetzung für die Automation sind schlanke Prozesse. Am Ende steht eine höhere Effizienz auf technischer und unternehmerischer Seite. Das zieht vieles nach sich wie geringere Kosten und höhere Qualität.

Haustechnik inklusive Lichtsteuerung oder Alarmanlagen, alle Elektrohausgeräte, Multimediageräte und die Zähler von Energieverbrauchsdaten wie elektrische Stromzähler. Konkret kann das für das Eigenheim bedeuten, dass man in der Garage parkt und gleichzeitig im Haus das Licht angeht. Kameras im Kühlschrank sagen uns übers Smartphone, was wir noch einkaufen müssen und von der Arbeit aus können wir die Heizung steuern. Intelligente Gebäude funktionieren entweder kabelbasiert oder funkbasiert, wobei die erste Variante die hochwertigere und dementsprechend teurere ist. Smart Homes sind beliebt wie nie: Sie helfen beim Energiesparen, bieten einem mehr Komfort und eine erhöhte Sicherheit. Besonders für Elektrotechniker, Kälte- und Klimatechniker und Installateure für Heizung und sanitäre Anlagen eröffnet sich hier ein lukratives Geschäftsfeld.

WICHTIG IST EINE STÄNDIGE WEITERBILDUNG DER MITARBEITER, UM MIT ZUKÜNFTIGEN INNOVATIONEN SCHRITT HALTEN ZU KÖNNEN. Manuel Niederkofler, arbeitet bei artec surface in Bruneck.

Digitale Innovation und Automation müssen gut geplant und genau auf die Bedürfnisse des Unternehmens angepasst sein. Neue Innovationen laufend zu beobachten lohnt sich, um für das eigene Unternehmen die richtige Weiterentwicklung nicht zu verpassen.

Manuel Niederkofler, artec surface

NICHTS GEHT OHNE FACHKRÄFTE Egal ob verbesserte Prozesse, intelligente Produkte oder energiesparende Häuser – die Herausforderungen für das Handwerk sind vielfältig – Mitarbeiter müssen geschult und finanzielle Mittel aufgebracht werden. Aus- und Weiterbildung sind die Schlüsselstellen, um Fachkräfte zu sichern und Automation und Digitalisierung erfolgreich zu gestalten. KMU stehen zwar noch am Anfang des technologischen Wandels, wissen aber, wie wichtig es ist, bei diesem mitzuhalten. Am besten schon heute, spätestens aber morgen sollte das Handwerk sich der Herausforderung stellen.

Daniel Weissensteiner ist Obmann der Elektrotechniker im lvh.

Ihre Ansprechpartnerin Wir müssen uns den neuen Gegebenheiten anpassen und uns kontinuierlich weiterbilden. Das Potential ist groß, neue Märkte zu gewinnen. 01.2017

Sandra Kainz lvh Telefon: +39 0471 323 225 E-Mail: sandra.kainz@lvh.it


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WORT UND BILD Automation

Smart Home

The concept of the “smart home”, also referred to as “smart house”, “smart living” or “e-home”, is inextricably linked to technology and innovation, used within the home to guarantee advantages and comfort to people. In this type of building, the equipment installed is inter-connected and acts together, offering new services and functions. Very often, these are systems that are controlled remotely via the Internet. There are many areas in which this equipment can bring advantages, but the most important areas involve energy, security and assistance to the elderly. In the first of these cases, it can guarantee efficient energy use, with homes able to cover their energy needs at the lowest possible costs, saving energy. Another central factor concerns building security, where properties can be controlled and managed at a distance, through continued monitoring. Lastly, there is assistance in the domestic environment, which is extremely important for homes in which elderly people live.


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FORUM Renato Vidoni im Gespräch

Forum Abbiamo chiesto al professor Renato Vidoni della Libera Università di Bolzano di spiegarci l’offerta formativa del suo ateneo in ambito di automazione e le connesse opportunità per le PMI.

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Prof Renato Vidoni, professore associato in Meccanica Applicata alle Macchine, direttore del corso di laurea Magistrale in Industrial Mechanical Engineering e docente dei corsi “Meccanica Applicata alle Macchine” e “Robotics and Mechatronics” presso la Facoltà di Scienze e Tecnologie della Libera Università di Bolzano.

Automazione, assieme a meccanica, energetica e logistica, è una delle parole e discipline chiave nell’offerta formativa di ingegneria presso la Facoltà di Scienze e Tecnologie della LUB. In particolare, all’interno della laurea magistrale in Industrial Mechanical Engineering è previsto lo specifico percorso formativo “Mechanics & Automation” dove, oltre ad approfondire discipline tipiche dell’ingegneria meccanica, gli studenti hanno l’opportunità di seguire corsi di meccatronica, reverse engineering & rapid prototyping, robotica, simulazione della produzione automatizzata, controlli automatici, azionamenti elettrici e pneumatici... La didattica frontale viene spesso affiancata da attività di progetto, anche in collaborazione con partner industriali, ed esercitazioni pratiche in laboratorio. A tal proposito, il laboratorio Smart Mini-Factory della LUB è e sarà lo spazio ideale dove toccare con mano le principali e più moderne tecnologie dell’automazione industriale e sperimentare le opportunità e le sfide della quarta rivoluzione industriale. Lo Smart Mini-Factory lab, il cui ampliamento e completamento è in fase di finalizzazione, è infatti concepito come laboratorio per la didattica e la ricerca applicata e nasce con l’obiettivo di studiare ed emulare concetti moderni di produzione industriale, mediante un ambiente di assemblaggio manuale, semiautomatizzato e automatizzato perfettamente realistico. 01.2017

L’attività di formazione teorico-pratica in laboratorio sarà aperta anche ad un pubblico non universitario con l’organizzazione di seminari, percorsi formativi e workshop tematici rivolti, in special modo, a tecnici e dipendenti delle PMI. Particolare attenzione sia per l’attività didattica che di ricerca applicata verrà data alle tecnologie abilitanti per l’industria 4.0 quali la robotica avanzata (collaborativa, industriale e mobile), le nuove tecnologie di movimentazione materiale, l’additive manufacturing, la realtà aumentata nella logistica e nella formazione del personale, il controllo e la comunicazione tra elementi della produzione. In tal senso, il coordinamento LUB del progetto europeo “SME 4.0 – Industry 4.0 for Small Medium Enterprises”, tra i cui obiettivi principali c’è l’individuazione dei fabbisogni e delle necessità per implementare una PMI 4.0, potrà fare da volano ad una più stretta interazione tra ricercatori, studenti e piccole e medie imprese.

»SERVE INTERAZIONE TRA RICERCATORI, STUDENTI E PMI.«

Due studenti al lavoro: l'interazione ai diversi livelli è cruciale.

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MUSTERGÜLTIG Handwerksbetriebe unter der Lupe

Hochtechnologisch und innovativ so arbeiten bereits viele Südtiroler Betriebe

MUSTER GÜLTIG Gestatten: Ploner, Kyma Controls und die Tischlerei Nagà. Drei Südtiroler Betriebe, die Automation und Digitalisierung bereits umsetzen, berichten über ihre Erfahrungen.

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Löffelbagger mit GPS-Maschinensteuerung im Einsatz.

Ploner GmbH BRUNECK Die Ploner GmbH ist ein klassisches Familienunternehmen. Der technische Leiter Geometer Roland Ploner hat sich bereits im Jahr 2008 dazu entschieden, auf neue Technologien zu setzen. Zurzeit verfügt der Betrieb über sieben Löffelbagger, die mit GPS-Maschinensteuerung arbeiten. „Italienweit waren wir sogar die ersten, die heuer in die neueste Generation von GPS-Maschinensteuerung mit der Android-Software investiert haben. Im Moment können wir in Echtzeit den Fortschritt auf einer Baustelle kontrollieren. In der Folge können wir unsere Produktion und Organisation für die nächsten Tage darauf abstimmen“, sagt Ploner. Dank der sehr guten Internetverbindung in der Zone sind die Mitarbeiter in der Lage, die Daten der Baustelle abzurufen und gleichzeitig bei Bedarf aktualisierte Daten auf die Baustelle zu schicken. Dazu verwendet der Betrieb die Software „Visionlink“. „So können wir Daten auf die Baustelle übertragen und Projektdaten abgleichen oder die Vermessungspunkte, die der Löffelbagger misst, ins Büro überspielen und in Echtzeit überwachen“, erklärt Ploner. Die Löffelbagger sind grundsätzlich alle gleich, sie unterscheiden sich nur in der Größe voneinander. Eingesetzt werden sie hauptsächlich im Tiefbau, Straßenbau, Kanalbau, Flussbau, aber auch bei Arbeiten in Grundwasser. Vom großen Nutzen der Investitionen war Ploner selbst ein wenig überrascht: „Bevor wir diese Investitionen gemacht haben, haben wir gar nicht mit derartigen Erleichterungen gerechnet. Durch die Bereitschaft der Mitarbeiter diese Systeme anzuwenden und in der 01.2017

BEVOR WIR DIESE INVESTITIONEN GEMACHT HABEN, HABEN WIR GAR NICHT MIT DERARTIGEN ERLEICHTERUNGEN GERECHNET. Roland Ploner, technischer Leiter

Praxis auch damit zu arbeiten erzielen wir ständig Verbesserungen.“ Doch nicht immer läuft alles rund. Immer mal wieder gab es Probleme mit der Technik. An manchen Tagen war das GPS-Signal nicht ausreichend, die Internetverbindung gestört, ein Sensor defekt oder die Server STPOS (South Tyrolean Positioning Service) in Wartung. Im kommenden Jahr soll das europäische Satellitennavigationssystem Galileo starten, dann sollte die Abdeckung im Berggebiet besser werden. Insgesamt hatten die Investitionen aber viele Vorteile, betont Ploner. Natürlich brauche es Erfahrung und dementsprechend Mitarbeiter, die die Technik beherrschen. Die Ausbildung der Mitarbeiter erfolgt im Betrieb, weil externe Angebote fehlen. „Die Einschulung erfolgt mit den Leuten, die die Maschinen verkaufen. Danach eignen wir uns die Handhabung selbst an. Ich bin insgesamt sehr froh, diesen Schritt damals getan zu haben und dass unsere Mitarbeiter nun diese Ausbildung haben. So sind wir gut gerüstet für die Zukunft und können viele Technologien bereits heute anwenden“, sagt Ploner.

ZUM BETRIEB SEIT 1980 IM GESCHÄFT

Langjährige Erfahrung trifft Innovation Die Ploner GmbH wurde 1980 von Josef Ploner gegründet. Das Bagger- und Bauunternehmen ist in Straßenbau und –instandhaltung sowie im Tiefbau tätig. Der Betrieb hat mittlerweile 26 Mitarbeiter und kann auf eine langjährige Erfahrung verweisen. Der Firmensitz befindet sich in der Industriezone Nord in Bruneck, die Recyclinganlage in Bruneck Ost. Bei Ploner wird stets die Philosophie verfolgt: „Geht nicht, gibt’s nicht!“


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MUSTERGÜLTIG  Handwerksbetriebe unter der Lupe

Il team della ditta KYMA Controls.

SULL'AZIENDA UNA REALTÀ MULTISETTORIALE

Attiva dal 2011 con grande passione per la tecnologia La storia della ditta Kyma Controls di San Martino in Badia inizia nel 2011 e prende il via per volontà dei duo soci fondatori Elio Clara e Gabriel Rungger. Nel corso degli anni la realtà altoatesina amplia il proprio raggio d'azione e vengono assunti due dipendenti.

KYMA Controls SAN MARTINO IN BADIA Operare all’insegna della tecnologia e della flessibilità, spaziando in diversi campi innovativi e cercando di assistere il più possibile i clienti che ne facciano richiesta. Si può riassumere così l’intensa attività della ditta Kyma Controls di San Martino in Badia, azienda artigiana che fa della semplificazione tecnologica uno dei propri cavalli di battaglia. Automazione, green energy, installazione di impianti elettrici, smart home tecnologie di comunicazione: il campo operativo dell’azienda altoatesina è davvero vasto, così come quasi illimitati si possono definire gli obiettivi dei due soci fondatori, Elio Clara e Gabriel Rungger. “La nostra volontà ed il nostro vantaggio è quello di essere molto flessibili – spiega proprio Clara -. La maggior parte delle richieste si legano ad una semplificazione del sistema aziendale e la costante evoluzione presente nel nostro settore non può che contribuire al raggiungimento di tale traguardo, tanto tra privati quanto a livello aziendale.” Ma quando si parla di PMI, quali sono i principali vantaggi che

LA RIDUZIONE DEI COSTI ED IL MIGLIORAMENTO DEI PROCESSI AZIENDALI SONO I CAMPI CRUCIALI NEI QUALI IL CONCETTO DI AUTOMAZIONE PUÒ FORNIRE UN SUPPORTO SIGNIFICATIVO ALLE PMI. Elio Clara, Socio fondatore

un concetto come quello dell’automazione può portare al titolare d’impresa ed alla struttura nel suo complesso? “Il primo aspetto positivo si registra indubbiamente nell’abbattimento dei costi – afferma sempre il titolare della Kyma Controls -. Anche a livello di processi aziendali si possono in ogni caso fornire miglioramenti significativi, con conseguenze positive anche da un punto di vista produttivo. Del resto, un processo produttivo ottimizzato mediante l’ausilio

di elettronica all’avanguardia garantisce tanto redditività quanto un funzionamento affidabile.” Da qui la scelta della ditta di San Martino in Badia, che a livello di automazione si occupa di progettare e realizzare sistemi di automazione, CPU, pannelli di controllo HMI, azionamenti, inverter ed altre tecnologie in grado di soddisfare le esigenze più specifiche. Grande importanza viene parimenti riposta nell’energia rinnovabile, utilizzata in maniera efficace per far sì che anche le generazioni future ne possano godere: proprio per questo la ditta ha deciso di prendere in considerazione solo le energie ecocompatibili ed ecologiche, sostenibili ed innovative. Uno dei principali campi d’attività della Kyma Controls riguarda infine le smart home. In questo ambito, l’azienda offre sistemi altamente efficienti, in grado di ridurre sensibilmente i consumi energetici, ottimizzando i consumi. Il tutto all’insegna della flessibilità e del vantaggio economico. 01.2017


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Tischlerei Nagà WENGEN DIE CNC-MASCHINEN HABEN VIELE VORTEILE. WIR SPAREN ZEIT, MACHEN WENIGER FEHLER UND BLEIBEN SO WETTBEWERBSFÄHIG. Klaus Nagler, Geschäftsführer

In der Tischlerei Nagà ist Automation bereits Alltag. In der Vorbereitungsphase fertigen Mitarbeiter 3D-Zeichnungen im Büro an. Darin sind alle Informationen zu Materialdaten, Beschlägen und die Verarbeitungen enthalten. Aus diesen Zeichnungen entstehen dann die gesamten Holzlisten, die CNC-Abläufe und die Kalkulation bis hin zur Abrechnung. Für den Betrieb ergeben sich viele Vorteile, sagt Geschäftsführer Klaus Nagler: „Der Hauptvorteil ist die enorme Zeitersparnis. Außerdem werden Fehler minimiert und man bleibt als Betrieb wettbewerbsfähig.“ Es gebe zwar auch kleine Nachteile, diese würden jedoch nicht so sehr ins Gewicht fallen. „Die Kopfarbeit wird weniger. Heute muss man aber vor allem schauen, in kurzer Zeit zu fertigen und zu liefern. Die Produktion muss

ständig besser werden“, erklärt Nagler. Um die angestrebte Optimierung zu erreichen, braucht es nicht nur die richtigen Maschinen und Programme, sondern vor allem auch qualifizierte Mitarbeiter. Und die kann man sich bekanntlich nicht kaufen. In der Tischlerei Nagà werden die Mitarbeiter von außen geschult. Sie besuchen spezielle Kurse und lernen dabei z.B. wie die Maschinen bedient werden. Zusätzlich gibt es interne Weiterbildungen. Bald wird eine zusätzliche CNC-Maschine in Betrieb genommen. Die Mitarbeiter werden dafür direkt im Werk in Deutschland geschult. Neben dem Allgemeinwissen, das Tischler für ihren Beruf brauchen, sind zunehmend andere Kompetenzen gefragt, wie das Entwerfen von 3D-Zeichnungen oder das Programmieren

Die Arbeit mit CNC-Fräsmaschinen spart viel Zeit und Geld.

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von computergesteuerten Maschinen. Die entsprechende Weiterbildung sei Aufgabe der Betriebe, sagt Nagler: „Jeder Betrieb hat andere Programme. Das kann also nicht von der Berufsschule gewährleistet werden. Jetzt müssen wir schauen, wie sich die Technik entwickelt. Es gibt immer noch Luft nach oben.“ Trotz der Automatisierung der Produktion müssen sich die Mitarbeiter allerdings keine Sorgen um ihre Arbeitsplätze machen, betont Nagler. Einige Prozesse werden zwar beschleunigt, dafür werden die Mitarbeiter woanders eingesetzt.

ZUM BETRIEB MEISTERLICH

Beinahe 30 Jahre im Geschäft und noch kein bisschen müde. In der Tischlerei Nagà steht Qualität an erster Stelle. Seit 1990 ist die Tischlerei in Wengen bereits als Meisterbetrieb im Bereich Innenausbau und Bautischlerei tätig. Und das nicht nur in Südtirol, sondern auch im Belluno und anderen norditalienischen Provinzen. Die beiden Geschäftsführer Klaus und Carlo Nagler beschäftigen 15 Mitarbeiter. Qualität wird im Betrieb groß geschrieben.


Vorgestellt Gert Lanz, lvh-Präsident, blickt optimistisch in die Zukunft. Mit uns spricht er über Vernetzung, Kreativität und die Interaktion zwischen Mensch und Maschine. Wie entwickeln sich Automation und Digitalisierung im Handwerk? Generell gehe ich davon aus, dass in Zukunft alles, was automatisiert werden kann, auch automatisiert wird. Gewisse Standardprozesse werden dann digital abgewickelt und zwar von der Planung bis zur Fertigung. Diese Entwicklung ist in allen Berufen denkbar. Bei den Friseuren kann es ein automatischer Farbmixer sein, beim Tischler die CNC-Fräsmaschine und beim Elektriker die automatisch generierte Materialliste, die direkt an den Lieferanten geht. Wieso ist dieses Thema so wichtig? Weil diese Entwicklung in allen Bereichen stattfindet. Es steckt einfach viel Potential drin. Man sollte das deshalb nicht als Bedrohung sehen, sondern als Chance. Wenn z.B. ein Kunde im Betrieb anruft und seine Daten vom letzten Auftrag gespeichert sind, kann ich diese wiederverwenden. Der Ablauf wird schneller, davon profitieren die Betriebe und die Kunden. Die Betriebe können Informationen besser sammeln und jederzeit darauf zugreifen. So steigern sie die Effizienz und senken die Kosten. Müssen Handwerker Angst um Ihre Arbeitsplätze haben? Nein, absolut nicht. Den kreativen Teil der Arbeit werden immer Menschen machen. Maschinen können auch keine Zusammenhänge erkennen und nicht auf Erfahrungswerte zurückgreifen. In all diesen Punkten, die über das rein technische Wissen hinausgehen, ist der Mensch überlegen. Sicher werden einige Prozesse automatisiert werden und dadurch wegfallen. Die Tätigkeitsfelder verschieben sich dementsprechend. Es geht mehr ins Vernetzen, Organisieren und ins Kreative. Wichtig ist, dass jeder Handwerker seinen Beruf weiterhin von Grund auf lernt.


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