Imagemagazin THEMA, 2020

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T EMA Das Imagemagazin der Südtiroler Wirtschaft La rivista d’immagine dell’economia altoatesina

FORUM

Flavio Ruffini tra artigianato e sostenibilità Pagina 14

MUSTERGÜLTIG Vivius, A.S.A.R. und Textilpflege Silbernagl Seite 16

NACHHALTIGKEIT DIE STÄRKEN DES HANDWERKS

I. R.– Poste Italiane SpA | Spedizione in Abbonamento Postale D. L. 353/2003 (conv. in L. 27/02/2004 no 46) art.1, comma 1 CNS Bolzano | Tassa Pagata – Taxe Percue


Inhalt

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01 Familienbetriebe sind in vieler Hinsicht nachhaltig 02 Offen für neue Technologien

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INHALT 04 – 05

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SEHEN UND VERSTEHEN Zahlen, Daten und Fakten rund um das Thema Nachhaltigkeit. Im Gespräch: Landesrat Massimo Bessone

FOKUS Das Handwerk gehört zu den nachhaltigsten Sektoren. Kleine Veränderungen können Großes bewirken, auch zum Vorteil der Betriebe.

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WORT UND BILD “2030 Agenda for Sustainable Development”

FORUM Il Direttore di ripartizione Flavio Ruffini è intervenuto sul rapporto che lega l’artigianato e il concetto di sostenibilità

MUSTERGÜLTIG Südtirols Betriebe punkten bereits mit vielen innovativen und nachhaltigen Projekten und Arbeitsabläufen.

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NACHGEFRAGT Daria Habicher über das Potenzial der Nachhaltigkeit und die Herausforderung für Betriebe.

IMPRESSUM THEMA – Das Imagemagazin der Südtiroler Wirtschaft

Redaktion Sabine Kerschbaumer, Davide Fodor

Grafik und Layout Effekt! GmbH

hgb. und Verwaltung lvh.apa Bildung & Service Gen. mbH Mitterweg 7 39100 Bozen Tel.: 0471 323 200 Fax: 0471 323 210 E-Mail: manufakt@lvh.it

Verantwortliche Direktion Dr. Bernhard Christanell, MA Reg. Tribunal Bozen Nr. 24 am 11. Mai 1948

Druck Südtirol Druck OHG

Auflage 10.000 Exemplare für 40.000 Leser/-innen

Fotos Pixabay, shutterstock, Florian Andergassen, Hannes Niederkofler, Vivius, A.S.A.R., Silbernagl Textilpflege

Cover shutterstock

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Martin Haller, lvh-Präsident

06 – 11 FOKUS

Nachhaltigkeit: Die Stärken des Handwerks

Liebe Leserin, Lieber Leser Ökonomische, ökologische und soziale Werte lebt das Handwerk seit vielen Jahrzehnten vorbildhaft vor: Der Sektor steht für Qualität, kurze Wege, Familienfreundlichkeit, natürliche Materialien und die soziale Einbindung in das Dorfleben. Das Handwerk ist vielen Sektoren einen Schritt voraus, wenn es um die Nachhaltigkeit geht. Dennoch dürfen wir die Problematik über die aktuelle Entwicklung nicht außen vorlassen. Bekommen wir die Situation nicht in den Griff, werden wir auch hierzulande die Auswirkungen zu spüren bekommen. Die Zeit für einen nachhaltigen Wandel drängt: 2030 werden rund 8,5 Millionen Menschen auf der Erde leben. Schnelle und effiziente Veränderungen sind nötig, um die bestehenden Herausforderungen zu meistern und uns allen ein gutes Leben in einer intakten Umwelt zu ermöglichen. Tragen auch wir Handwerker unseren Teil dazu bei! Viele Betriebe könnten mit kleinen Veränderungen viel bewirken und damit einen wichtigen Beitrag für eine bessere Welt leisten. Ihr Martin Haller

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SEHEN UND VERSTEHEN Nachhaltigkeit

SEHEN UND VERSTEHEN Nachhaltigkeit geht uns alle etwas an: Nur wenn alle Länder auf der ganzen Welt zusammenhalten und sich dafür einsetzen, können wir etwas bewegen.

Großer Einsatz

Nachhaltigkeit

AGENDA 2030, EIN WICHTIGES PROJEKT

DIE DREI WICHTIGEN SÄULEN

17 globale Ziele

Ökologie

2015 wurde die Agenda 2030 von den UN-Mitgliedsstaaten unterschrieben

Soziales

8. Nachhaltigkeitsziel Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum: Nachhaltiges wirtschaftliches Wachstum schafft dauerhaft Arbeitsplätze.

Wirtschaft

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Tre domande a Massimo Bessone INTERVISTA  Qual è la situazione in Alto Adige per quanto concerne l’edilizia sostenibile? In Alto Adige negli ultimi anni è stato svolto un notevole lavoro di informazione e formazione nel settore dell’edilizia sostenibile. Tutti conoscono lo standard “Casaclima”, che è diventato un riferimento non solo per il territorio nazionale, ma anche all’estero. L’alta qualificazione professionale delle nostre aziende artigiane ha fatto sì che sul territorio provinciale si siano diffusi modelli di edilizia fortemente orientati alla sostenibilità. Per primi noi in provincia ci siamo imposti di perseguire modelli di edilizia sostenibile. Anche per il privato costruire o ristrutturare in modo sostenibile è un vantaggio sotto molti punti di vista.

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Artigianato e sostenibilità: quali sono i capisaldi di questo binomio? Il cardine del nostro “sistema sostenibile” sono gli artigiani e le aziende artigiane che hanno acquisito un livello di eccellenza in questo settore. Da noi in Alto Adige le parole artigianato e sostenibilità vanno a pari passo, sono un binomio importante. Ritengo che storicamente l’artigianato sia sempre stato strettamente connesso al territorio: soddisfare le necessità del territorio attraverso l’impiego delle materie prime che lo stesso territorio produce. Questo lo ritengo un legame fortissimo, un reciproco bisogno che per me costituisce il collante culturale tra artigianato e sostenibilità. Questo forte legame culturale è, a mio avviso, particolarmente vivo nelle nostre aziende artigianali, sia che queste si occupino di edilizia e di infrastrutture che di qualsiasi altro prodotto da porsi in commercio. Le attività artigiane hanno dato in questo senso un grande contributo, essendo di fatto assai legate al territorio e più veloci all’innovazione ed al cambiamento.

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Quali sono i progetti su cui si punterà nel prossimo futuro a livello provinciale in tema di sostenibilità? In Giunta e nel mio Assessorato ci siamo dati degli obiettivi ambiziosi a lungo termine, con una serie di misure che puntano ad una terra sostenibile dal

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Die Realität ZAHLEN UND FAKTEN

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Milliarden Tonnen Haushaltsabfälle weltweit

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Millionen Hungernde Menschen 2019

punto di vista ambientale ed energetico entro il 2050. Per quanto riguarda l’edilizia sostenibile, la sfida si sta spostando dalla realizzazione del nuovo alla manutenzione e ristrutturazione del costruito. Anche per limitare il consumo di suolo è fondamentale che il parco immobiliare esistente venga ristrutturato e manutenuto con criteri di sostenibilità ambientale. A tale proposito con la Ripartizione Patrimonio abbiamo avviato un importante progetto di riqualificazione energetica di parte del patrimonio immobiliare provinciale (27 edifici nella prima fase), in collaborazione con l’UE. Cercheremo un operatore che possa fare gli interventi di riqualificazione energetica necessari, con fondi propri e messi a disposizione dall’Europa, e che gestisca al meglio tali immobili dal punto di vista energetico per un periodo di tempo, guadagnando sul risparmio ottenuto. In tal modo, senza investimenti, l’amministrazione provinciale avrà degli immobili riqualificati energeticamente.

Massimo Bessone, Assessore all'Edilizia, al Libro fondiario, al Catasto e al Patrimonio


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FOKUS Nachhaltiges Handwerk

NACHHALTIGES HANDWERK Mit den richtigen Vorhaben in die Zukunft: Das Handwerk ist nachhaltig, ja! Allerdings können kleine Veränderungen im Arbeitsalltag große Resultate erzielen.

Nachhaltigkeit, das ist das große Thema, das die ganze Welt bereits seit Jahren beschäftigt. Es ist nicht nur ein Trend, mit dem es gilt mitzuziehen. Es ist die Verantwortung der gesamten Bevölkerung etwas zu ändern, damit unsere Welt in Zukunft weiterhin so besteht, wie wir sie kennen. Wie kein anderer Wirtschaftszweig steht das Handwerk für Nachhaltigkeit. Handwerksbetriebe tragen in verschiedensten Formen zum nachhaltigen Wirtschaften und Leben bei. Sie sind es, die uns aufzeigen, welche großen Bereiche die Nachhaltigkeit umfasst und auf wie viele verschiedene Wege wir alle dazu beitragen können.

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FOKUS  Nachhaltiges Handwerk

VIELE FACETTEN UND MÖGLICHKEITEN Der lvh Wirtschaftsverband Handwerk und Dienstleister hat die Nachhaltigkeit zum Jahresthema 2020 erklärt und möchte sich darüber hinaus dafür einsetzen. Der Verband sieht in der Nachhaltigkeit die aktuelle Wichtigkeit und die vielen Chance, die die Nachhaltigkeit für die Handwerksbetriebe bietet. Der lvh orientiert sich bei der Definition der Nachhaltigkeit an die Thesen von Hauff („Unsere gemeinsame Zukunft“). Diese besagen, dass es bei der Nachhaltigkeit darum geht, die Bedürfnisse der Gegenwart zu befriedigen, ohne zu riskieren, die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen. Das heißt, dass zum einen auf die ökologische Dimension von Nachhaltigkeit geachtet wird, indem ein kontrollierter und bewusster Umgang mit Energie und Ressourcen gefördert wird. Gleichzeitig soll das Soziale nicht vernachlässigt werden. Es gilt, das menschliche Wohlbefinden innerhalb des Betriebes als auch außerhalb zu steigern. Die ökonomische Nachhaltigkeit ist mehr als das klassische Wirtschaftswachstum. Die Steigerung des Bruttoinlandsproduktes oder das Wachstum auf betrieblicher Ebene, wie etwa des Umsatzes, des Gewinns oder der Mitarbeiteranzahl, führen weder automatisch zu mehr Lebenszufriedenheit noch unbedingt zu einer nachhaltig erfolgreichen Unternehmensperformance. Wichtig ist vor allem das Wirtschaften im

»NACHHALTIGKEIT IST KEIN EINFACHER SCHRITT, SONDERN EIN LANGER PROZESS.« Hannes Mussak, lvh-Vizepräsident

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Sinne der ökonomischen, ökologischen und sozialen Verantwortung. Kurz gesagt: Die Wirtschaft und die Betriebe sollen gesund wachsen. DAS HANDWERK, DER NACHHALTIGE SEKTOR Qualitätsarbeit, lokale Kreisläufe, hochwertige Ausbildung, sowie die Verankerung im Dorfleben: Das ist Handwerk, das ist Nachhaltigkeit. Die ökonomischen, ökologischen und sozialen Werte lebt das Handwerk seit vielen Jahren beziehungsweise schon immer. Besonders sind in diesem Sektor die Reparaturmöglichkeiten, die andere Sektoren nicht anbieten können. Rund 44 Prozent aller Reparaturumsätze werden zum Beispiel in Deutschland von Handwerksbetrieben erwirtschaftet. Im Vergleich mit anderen Sektoren heben sich dabei sieben Berufssparten besonders hervor: Kfz-Bereich, Unterhaltungselektronik, Schmuck, Haushalts- und Gartengeräte, Schuhe und Lederwaren sowie elektrischen Ausrüstungen. Einen großen Pluspunkt sammelt das Handwerk auch bei der Energiewende: In Deutschland ist es beispielsweise mit 30 verschiedenen Gewerken daran beteiligt. Auch hierzulande steigt das Interesse an nachhaltiger Energie und an den Einsparungsmöglichkeiten von Energie. KLEINBETRIEBE HABEN VORTEILE Die Klein- und Mittelbetriebe haben bei der Anwendung von ökologischen, ökonomischen und sozialen Maßnahmen klare Vorteile: Sie können 02.2020


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01 Nachhaltiges Arbeiten: Für eine schöne Zukunft auf unserem Planeten 02 Die Fakten und Statistiken sind bekannt. Jetzt liegt es an uns!

aufgrund ihrer überschaubaren Größe und verkürzten Entscheidungswegen Beschlüsse schnell treffen und umsetzen. Vor allem in Familienbetrieben wird nachhaltiges und zukunftsorientiertes Handeln als selbstverständlich verstanden. Grund dafür ist unter anderem die Verwurzelung in der Region und die enge Bindung zu den Mitarbeitern und Kunden. Daria Habicher, Sozioökonomin am Center for Advanced Studies von Eurac Research und Mitglied der lvh-Arbeitsgruppe für Nachhaltigkeit, hat 2019 eine Meinungserhebung zu diesem Thema durchgeführt. Die Meinungserhebung unter 71 Südtiroler Handwerksbetrieben hat ergeben, dass die Relevanz von Nachhaltigkeit erkannt wird: Zu 67,61 Prozent sehen die befragten Unternehmen in der Nachhaltigkeit eine zukunftsrelevante Geschäftsaufgabe. EIN NEUES TOOL FÜR HANDWERKSBETRIEBE Das Thema Nachhaltigkeit ist für den lvh viel mehr als ein Jahresthema: „Wir sehen in diesem Bereich viele Chancen für die Südtiroler Handwerksbetriebe. Sie leben seit Jahrzehnten nachhaltige Konzepte wie die Ausbildung von jungen Menschen, hochwertige Arbeitsdienstleistungen und eine tiefe Verankerung in der Gesellschaft ohne sich dessen selbst bewusst zu sein oder dies klar zu kommunizieren. Wir möchten dieses Thema verstärkt sichtbar machen und neue Denkanstöße für die Südtiroler Betriebe liefern“, sagt lvh-Präsident Martin Haller. Zusammen mit der Sozioökonomin und Nachhaltigkeitsforscherin Daria Ha02.2020

bicher, welche am Center for Advanced Studies von Eurac Research tätig ist, arbeitet der lvh Wirtschaftsverband Handwerk und Dienstleister an einem Tool, das unter anderem die Checkliste zur Selbsteinschätzung sowie eine Verbesserungshilfe für Betriebe beinhaltet. Ziel ist es, Betrieben zu mehr Nachhaltigkeit zu verhelfen. NEUN ZIELE FÜR DIE NACHHALTIGKEIT Die Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit konzentriert sich vorerst auf neun der von den Vereinten Nationen erlassenen 17 Nachhaltigkeitszielen. Diese spielen für das Handwerk in Südtirol eine besonders wichtige Rolle. Es sind Aspekte, die Betriebe mit Hilfe einiger Neuerungen einfach ändern und folglich schnelle sowie effiziente Verbesserungen erzielen können. Bei diesen neun Zielen spielt der lvh ebenso eine wichtige Rolle. Es sind Bereiche, die der Verband mit seiner Lobbyarbeit positiv beeinflussen kann. Die ausgewählten neun Ziele für nachhaltige Entwicklung sind: 1

„Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern.“ Dabei spielen die Gesundheitsvorsorge, Sozialvorsorge, Altersvorsorge und Arbeitssicherheit eine große Rolle. Zudem können Betriebe dafür sorgen, dass der Druck und der Stress der Mitarbeiter reduziert wird.

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„Gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten lebenslangen Lernens für alle fördern.“ Berufliche Aus- und kontinuierliche Weiterbildung fördern. Dazu gehören unter anderem die duale Ausbildung, die Meisterausbildung, die Berufsmatura, die Umschulungen und das Lernen im Alter. Die Digitalisierung sollte bei diesem Punkt auf alle Fälle einen wichtigen Platz einnehmen.

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„Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen.“ Gleichstellung von Mann und Frau in puncto Löhne und Angestelltenverhältnisse. Der Zugang zum Handwerk sollte für Frauen erleichtert und gefördert werden. Ein Schritt in die richtige Richtung ist dabei die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

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FOKUS  Nachhaltiges Handwerk

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„Dauerhaftes, breitenwirksames und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern.“ Der lvh spricht sich klar für einen natürlichen Wachstum aus und unterstreicht, dass sich das Unternehmen in seiner Größe und in seinem Tun wohlfühlen muss. „Widerstandsfähige Infrastrukturen aufbauen, breitenwirksame und nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen.“ Digitale Infrastrukturen beziehungsweise der Zugang zu schnellem Internet und mobile Infrastrukturen. In diese Bereiche sollte investiert werden. „Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig gestalten.“ Der Verband kann in folgende Bereiche investieren: Sensibilisierung, Information, Aufklärung vor Ort, Synergien bilden und nutzen, Nahversorgung fördern, Maßnahmen zur Eindämmung der „Landflucht“ ergreifen.

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„Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen.“ Auch hier ist Sensibilisierung, Information, Forschung und Entwicklung sehr wichtig.

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„Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen.“ Betriebe sowie der lvh können konkrete Maßnahmen umsetzen und sich an Projekten beteiligen.

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„Umsetzungsmittel stärken und die globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung mit neuem Leben füllen.“ Investition in wirtschaftliches Genossenschafts- und Konsorzialwesen sowie das Schaffen von Kooperationsnetzwerken.

„Die Verbesserung der Nachhaltigkeit ist nicht ein einfacher Schritt, sondern ein langer Prozess. Ich bin sicher, dass wenn wir uns alle bemühen, erfolgreich sind. So werden wir Gutes für die Umwelt tun, aber auch für die Handwerksbetriebe viele positive Effekte und Möglichkeiten erzielen“, betont lvh-Vizepräsident Hannes Mussak.

AUF EINEN BLICK FÜR SCHNELLLESER

Die Zukunft liegt in unserer Hand Es ist die Verantwortung der gesamten Bevölkerung etwas zu ändern, damit unsere Welt in Zukunft weiterhin so besteht, wie wir sie kennen. Der lvh hat die Nachhaltigkeit zum Jahresthema 2020 erklärt und möchte sich darüber hinaus dafür einsetzen. Der Verband sieht in der Nachhaltigkeit die aktuelle Wichtigkeit und die vielen Chance, die die Nachhaltigkeit für die Handwerksbetriebe bietet. Zusammen mit der Sozioökonomin und Nachhaltigkeitsforscherin Daria Habicher, welche am Center for Advanced Studies von Eurac Research tätig ist, arbeitet der lvh an einem Tool, das unter anderem

die Checkliste zu Selbsteinschätzung sowie eine Verbesserungshilfe für Betriebe beinhaltet. Ziel ist es Betrieben zu mehr Nachhaltigkeit zu verhelfen. Die Arbeitsgruppe konzentriert sich vorerst auf neun der von den Vereinten Nationen erlassenen 17 Nachhaltigkeitsziele. Diese spielen für das Handwerk in Südtirol eine besonders wichtige Rolle. Es sind Aspekte, die Betriebe mit Hilfe einiger Neuerungen einfach ändern und folglich schnelle sowie effiziente Verbesserungen erzielen können. Bei diesen neun Zielen spielt der lvh ebenso eine wichtige Rolle, da er sich dafür stark machen kann.

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Drei Meinungen TESTIMONIALS Öffentliche Aufträgen tragen zu einer nachhaltigen Regionalität bei. Umso wichtiger ist es, dass diese noch öfter an lokale Betriebe gehen.

Hubert Gruber, Obmann der Berufsgruppe Baugewerbe im lvh

Öffentliche Aufträge sind für den Bausektor sehr wichtig. Ziel ist es, dass in Zukunft verstärkt Kriterien wie das Preis-Leistungs-Verhältnis, kurze Transportwege, Ortsansässigkeit und die Beschäftigung von Lehrlingen bei öffentlichen Aufträgen miteinbezogen werden.

Anna Dallemulle, Obfrau der Mediendesigner im lvh

In Südtirol gibt es zahlreiche Fachleute im Medienbereich. Es ist unverständlich, warum trotzdem viele Aufträge an ausländische Firmen übergeben werden. Als Berufsgemeinschaft werden wir uns vermehrt auf das und die öffentlichen Aufträge konzentrieren.

Giorgio Bergamo, Vice Presidente di lvh.apa Confartigianato Imprese

Ritengo cruciale mantenere il ciclo produttivo all’interno del territorio locale, senza basarsi solo sul criterio del prezzo. Bisogna tenere in considerazione le problematiche del periodo, soprattutto in tema di difficoltà logistiche e burocrazia più elevata.

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WORT UND BILD 2030 Agenda

2030 Agenda The “2030 Agenda for Sustainable Development� was launched by a UN Summit in New York on 25-27 September 2015 and is aimed at ending poverty in all its forms. It is a plan of action for people, planet and prosperity. It also seeks to strengthen universal peace in larger freedom. We recognise that eradicating poverty in all its forms and dimensions, including extreme poverty, is the greatest global challenge and an indispensable requirement for sustainable development. All countries and all stakeholders, acting in collaborative partnership, will implement this plan. We are resolved to free the human race from the tyranny of poverty and want and to heal and secure our planet. We are determined to take the bold and transformative steps which are urgently needed to shift the world onto a sustainable and resilient path. As we embark on this collective journey, we pledge that no one will be left behind. The 17 Sustainable Development Goals and 169 targets which we are announcing today demonstrate the scale and ambition of this new universal Agenda. They seek to build on the Millennium Development Goals and complete what these did not achieve. They seek to realize the human rights of all and to achieve gender equality and the empowerment of all women and girls. They are integrated and indivisible and balance the three dimensions of sustainable development: the economic, social and environmental.

www.sustainabledevelopment.un.org/post2015/transformingourworld

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FORUM L’opinione di Flavio Ruffini

Forum Abbiamo chiesto al Direttore di Ripartizione dell’Agenzia provinciale per l’ambiente e la tutela del clima, Flavio Ruffini, un’analisi sulla situazione attuale a livello provinciale in tema di ambiente, tutela del clima e sostenibilità in generale, con un focus particolare sul contributo che un settore da sempre sostenibile come l’artigianato garantisce e potrà garantire in questo difficile periodo e nel prossimo futuro. 02.2020


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Flavio Ruffini, da agosto 2013 ricopre il ruolo di Direttore di Ripartizione nell’Agenzia per l’ambiente e la tutela del clima all’interno della Provincia autonoma di Bolzano. Da maggio 2010 a giugno 2013 è stato Presidente dell’Agenzia CasaClima di Bolzano.

A partire dal Summit della Terra, tenutosi a Rio de Janeiro nel 1992, il concetto di sostenibilità nato nel comparto forestale è diventato il leitmotiv per programmi politici e strategie di ogni genere. Troppo spesso però, purtroppo, nei dibattiti il significato reale della sostenibilità non viene approfondito a dovere. Se un accordo su obiettivi generali normalmente si raggiunge con relativa facilità, arrivare a traguardi per lo sviluppo più dettagliati e collegati a luoghi specifici nonché ad azioni ben definite risulta essere molto più complicato e controverso. Per affrontare questa discussione si dovrebbe innanzitutto guardare con occhio critico alle proprie azioni, prendendo le distanze da concezioni troppo romantiche. La prima domanda che bisogna porsi è: Cosa distingue il settore dell'artigianato dagli altri comparti produttivi economici in termini di sostenibilità per una regione? Le realtà artigiane vengono spesso considerate come delle piccole imprese, gestite a livello familiare ed ancorate localmente, che si occupano di servire principalmente i mercati regionali. Ciò può essere vero in alcuni casi, ma tale rappresentazione incarna solo una parte della verità. Il motto "Small is Beautiful" non è più sufficiente da solo per garantire una posizione di rilievo all'interno della discussione sulla sostenibilità. Al giorno d’oggi, molte delle aree che compongono l'artigianato sono infatti altamente tecnologizzate e ormai integrate in una rete globalizzata. Anche per questo è difficile organizzare i processi di produzione solo localmen02.2020

te. Svariate materie prime e prodotti di base per la produzione o la lavorazione artigianale sono per la maggior parte integrate in una filiera economica globale. Il ruolo dell'artigianato nel dibattito sulla sostenibilità non dipende dunque tanto dal settore in quanto tale, quanto dalla volontà del comparto di farsi coinvolgere e di assumersi le responsabilità che sono intrinseche alle politiche di sviluppo. Soprattutto in Alto Adige l'artigianato può assumere un ruolo straordinario e svolgere un ruolo di primo piano, grazie alla considerazione di cui gode il settore tra la popolazione, ai collegamenti in rete ed alla vasta diffusione territoriale. La realtà associativa potrebbe a sua volta coordinare l'elaborazione di concetti di sostenibilità e modelli di best practice, favorendo per diversi settori al suo interno scenari di sviluppo compatibile con l'ambiente e con gli aspetti socioculturali. L'attenzione dovrebbe concentrarsi sullo sviluppo di linee guida concrete per i singoli settori, chiarendo in che modo rendere i processi produttivi più efficienti da un punto di vista energetico e maggiormente compatibili con l'ambiente. Uno sguardo più attento ai singoli settori mostra del resto che esistono forti differenze tra aziende più e meno innovative. Se l’artigianato sarà in grado di adottare un'idea visionaria di sostenibilità, sarà possibile avviare una grande innovazione da un punto di vista tecnico e culturale. Il passato lo dimostra. Con l'aiuto del progetto CasaClima, le aziende hanno non solo individuato nuovi canali di vendita, bensì anche raggiunto un nuovo approccio alla sostenibilità. Sono state realizzate innovazioni commerciali, così come sono stati creati nuovi prodotti e nuovi processi di produzione. Così facendo, anche l'artigianato ha contribuito ad una nuova filosofia nel campo delle costruzioni ed ha rafforzato la propria competitività. In questo modo le ditte locali sono state ed in parte sono tuttora in vantaggio rispetto alle aziende di altre regioni. Al contempo esse hanno anche guadagnato credibilità, dimostrando di voler davvero vivere la sostenibilità. Tutto questo porta ad una considerazione conclusiva: il ruolo dell'artigianato nel dibattito sulla sostenibilità dipende dal settore stesso Per la nostra provincia e per i suoi abitanti è auspicabile che il comparto sia fortemente coinvolto nella discussione e che si assuma l’effettiva responsabilità per garantire un futuro più sostenibile.

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MUSTERGÜLTIG Betriebe unter der Lupe

MUSTER GÜLTIG Diese Betriebe beziehungsweise Netzwerke heben sich mit ihrem großen Engagement zur Nachhaltigkeit hervor.

Einige Arbeitsschritte, Ideen und Konzepte, die von anderen Betrieben übernommen werden könnten.

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Vivius SÜDTIROL „Wir stehen dafür ein, dass Bauprojekte von Anfang bis zum Ende, von der Planung über die Wartung bis hin zur Entsorgung nachhaltiger werden“, sagt Christine Pfeifer vom Cluster Vivius. Das nachhaltige Bauen im alpinen Raum ist das Kernthema dieses Innovationsprojektes. Vivius besteht aus sieben erfahrenen Betrieben, die ein interdisziplinäres Team von Planern, Produzenten und Handwerkern bilden. Dies ermöglicht es, die traditionelle Herangehensweise an Bauprojekte zu erneuern. „Normalerweise begegnen sich diese Berufe auf verschiedenen Ebenen. Im Rahmen dieses Projektes sind sie alle auf der gleichen Ebene und können gemeinsam die beste, effizienteste und nachhaltigste Lösung finden. Handwerker können dem Planer zum Beispiel sofort sagen, dass bestimmte Ideen schwer umsetzbar sind. Während die Handwerker im Gegenzug die Gedankengänge der Planer besser nachvollziehen können“, erklärt die Architektin. Es handelt sich um ein neues Konzept mit mehreren Schnittstellen: Dabei tref-

fen die Vertreter verschiedener Berufe Entscheidungen wie zum Beispiel die Auswahl der Materialien gemeinsam. Dabei wird darauf geachtet werden, woher die Materialien stammen, wie wartungsintensiv sie sind und wie groß der Aufwand der Entsorgung ist beziehungsweise die Möglichkeit von Recycling. Die Nachhaltigkeit setzt sich aus Ökologie, Ökonomie und sozialen Aspekten zusammen. Diese drei Blickwinkel will Vivius vermehrt in Entscheidungen einfließen lassen. Die Herausforderung be-

ZUM PROJEKT SIEBEN SÜDTIROLER BETRIEBE

Im Zeichen der Nachhaltigkeit

VIVIUS ist ein vom Amt für Innovation und Technologie der Autonomen Provinz Bozen - Südtirol geförderter Innovationscluster mit dem Kernthema: „Nachhaltiges Bauen im alpinen Raum“. Er wurde im Herbst 2020 gegründet und besteht zurzeit aus der Zusammenarbeit der Betriebe elektro a.haller, energytech, Heidi Felderer Bau, Havoklima, holzius, Katmetal und Pfeifer Partners.

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steht darin, die Denkweise der Menschen zu ändern, weiß Pfeifer: „Viele denken hauptsächlich an das Jetzt und nicht an das, was in einigen Jahren ist. Ein gutes Beispiel dafür sind Materialien. Viele fällen Entscheidungen aufgrund des günstigen Preises. Dabei werden aber weder die Instandhaltung noch die Lebensdauer oder die Kosten der Entsorgung einbezogen. Das muss sich ändern, dann wird die Baubranche nachhaltiger.“ Vivius ist es sehr wichtig, diese Entscheidungen mit Zahlen zu belegen. Erst wenn die Bauherren die Zahlen schwarz auf weiß und die Kosten des gesamten Lebenszyklus sehen, werden sie viele Aspekte anders bewerten. Vivius will in Zukunft ein Konzept bereitstellen, das für alle Bauprojekte anwendbar ist. Des Weiteren möchte das Konsortium Weiterbildungsveranstaltungen organisieren und die Zusammenarbeit mit Fraunhofer Italia, der Eurac sowie der Fachoberschule für Bauwesen vertiefen. „Wichtig ist uns, dass die Ausbildung zum Baubiologen als Berufsbild anerkannt wird“, erklärt die Architektin. „Wir alle sind dafür verantwortlich, welchen ökologischen Fußabdruck wir hinterlassen. Es ist an der Zeit, dass sich etwas ändert!“


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ESEMPI Aziende a cui ispirarsi

A.S.A.R. di Gino Bombonato BOLZANO Il binomio tra artigianato e sostenibilità è molto forte a livello locale ed ambiti “storici” come archeologia, restaurazione, studio dei materiali ed arte antiquariale racchiudono a dovere le potenzialità esistenti per questo solido legame all’interno del nostro territorio. Uno dei massimi esperti in Alto Adige per quanto concerne tale universo interdisciplinare è senza dubbio il bolzanino Gino Bombonato. Il titolare della ditta A.S.A.R. può vantare a 60 anni l’invidiabile primato di aver trascorso oltre due terzi della propria vita in questo appassionante universo. Un’avventura iniziata nel 1984 operando come ditta individuale e proseguita collaborando insieme all’ufficio archeologico della provincia, con un chiaro obiettivo: riuscire a raccontare nel dettaglio i tesori, i resti ed i materiali scoperti sull’intero territorio provinciale. Il tutto fornendo per quanto più possibile un lavoro fatto di qualità, precisione e completezza. Non a

Gino Bombonato sul campo. Un lavoro vissuto con grande passione!

caso, nel 1987, Bombonato è entrato a far parte di una cooperativa insieme ad altri professionisti del settore, come architetti, geologi o restauratori. Un’iniziativa vincente, che per oltre 20 anni ha permesso all’archeologo, storico ed artigiano bolzanino di lavorare in equipe per committenti pubblici e privati, fornendo di fatto un servizio a tutto tondo sulle opere rinvenute. Il passo definitivo nella ricchissima carriera di Bombonato è arrivato nel 2007 con la

SULL’AZIENDA DALL’ARCHEOLOGIA AL RESTAURO

Un percorso completo a servizio della storia La ditta individuale A.S.A.R. fondata da Gino Bombonato nasce nel 2007 con l’obiettivo di fornire un servizio a tutto tondo in ambito pubblico e privato nel campo dell’interpretazione degli oggetti storici. Il lavoro dell’archeologo, storico e restauratore si sviluppa dagli scavi archeologici e prosegue con passione attraverso studi storici ad hoc, arte antiquariale e lavori di restauro di grande valore.

fondazione della ditta individuale A.S.A.R., acronimo in grado di riunire non certo per caso i concetti di archeologia, storia, antiquariato e restauro. Da oltre un decennio il focus del lavoro impostato dal bolzanino si è dunque spostato sul carattere interpretativo dell’oggetto, da analizzare per scoprirne provenienza, datazione e utilità, per poi cercare di riportarlo in uno stato quanto più possibile vicino all’originale. Una missione avvincente, anche se purtroppo non più così ricercata, almeno in Alto Adige. “Negli ultimi anni ho riscontrato una forte diminuzione di orientamento nei confronti dell’arte e della storia, tanto in ambito pubblico quanto tra i privati – ci racconta Bombonato -. Tutto ciò dispiace, perché gran parte della popolazione non conosce l’elevatissimo numero ed il reale valore dei tesori esistenti nel nostro territorio, così come l’importanza di materiali e strumenti rinvenuti nel tempo. Mi farebbe davvero piacere riuscire a realizzare un’opera in grado di raccontare le scoperte archeologiche e storiche compiute nel corso della mia vita. Sono convinto che in molti rimarrebbero sorpresi ed affascinati.” Lo crediamo anche noi. In bocca al lupo, Gino… 02.2020


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Textilpflege Silbernagl SEIS AM SCHLERN „Die Textilreinigung ist aus vielen Gründen sehr nachhaltig“, erklärt Martin Silbernagl, der in Seis am Schlern einen Familienbetrieb führt. „Die wichtigsten Punkte sind die Energieersparnis, die Vermeidung von Abwasserverschmutzung und die Tatsache, dass die Kleidung wieder sauber und schön wird und nicht weggeworfen werden muss.“ Den größten Teil der Kleider und Stoffe reinigt der Textilreiniger mittels der Trockenreinigung. „Der große Vorteil ist, dass kein Abwasser entsteht und kein Waschmittel, wie sie zuhause verwendet werden, in das Abwassersystem fließen“, erklärt Silbernagl. Bei der Trockenreinigung werden zum Beispiel Fettflecken mit einem physikalischen Vorgang entfernt. Die wenigen Rückstände, die in der Maschine bleiben, werden dann ordnungsgemäß entsorgt. „Es ist eine sehr effiziente Reinigungsmethode. Damit werden selbst starke Verschmutzungen, sogar Covid-19, sicher und umweltschonend entfernt“, erklärt Silbernagl. „Anders ist dieser Prozess bei der handelsüblichen Waschmaschine.

Entfernt man zuhause einen Fettfleck, bleibt durch die verwendeten Mittel ein chemikalischer Rückstand auf der Kleidung zurück. Somit ist die professionelle Reinigung auch aus gesundheitlicher Sicht besser, vor allem wenn es sich um größere Flecken handelt.“ Der Prozess der professionellen Reinigung und Trocknung der Kleider dauert im Schnitt 30 bis 40 Minuten. „Das ist nicht nur eine sehr große Zeitersparnis, sondern auch eine große Energieersparnis im Vergleich zum Waschvorgang zuhause, der im Schnitt ein bis zwei Stunden dauert. Abgesehen davon, dass eine größere Menge von Kleidern in den professionellen Maschinen Platz hat.“ Ein großes Problem ist in der heutigen Zeit der Trend der Textilindustrie. Billige Kleidung wir hauptsächlich aus Polyester hergestellt. Die Studie der britischen „Plymouth University“ hat gezeigt, dass bei einem durchschnittlichen Waschgang rund 138.000 Fasern aus Polyester-Baumwoll-Mischgeweben ins Abwasser gelangen. Bei Kleidern, die aus rei-

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nem Polyester bestehen, sogar 496.000 Fasern. Diese winzigen Teilchen können von den Kläranlagen nicht gefiltert werden und gelangen dann in die Meere und Gewässer dieser Welt. „Nachhaltig sind hingegen Kleider aus Naturfasern. Diese können wir sehr gut reinigen. Ein weiterer großer Vorteil: Sie schauen sehr lange wie neu aus, anders als die günstigen Kleider aus Polyesterstoffen“, betont Silbernagl. Um noch nachhaltiger zu sein, hat der Betrieb vor einigen Jahren Sonnenkollektoren auf dem Dach angebracht. Ein sehr nachhaltiger Vorgang, um das Wasser zu heizen und ebenso für die Textilreinigung zu verwenden. „Seit kurzem haben wir auch ein Hybridauto, mit dem wir die Wäsche in der Umgebung ausliefern. Und natürlich verwenden wir so gut es geht umweltfreundliche Mittel für unsere Wäsche.“

ZUM BETRIEB EIN NACHHALTIGER JOB

Qualität und Umweltfreundlichkeit

Martin Silbernagl und seine Eltern

Der Betrieb wurde 1968 in Seis am Schlern gegründet und wird jetzt von Martin Silbernagl in der zweiten Generation geführt. Nachhaltigkeit ist für den Familienbetrieb sehr wichtig. Mit ihrer Arbeit steuert Martin Silbernagl und seine Eltern einen wichtigen Beitrag dazu bei. Qualität, Kundennähe und modernste Techniken stehen im Fokus.


Nachgefragt Daria Habicher ist Mitglied der Arbeitsgruppe für Nachhaltigkeit des lvh und Sozioökonomin am Center for Advanced Studies von Eurac Research. Wo sehen Sie das Potential für Südtirols Handwerksbetriebe? Das größte Potential für Südtirols Handwerksbetriebe in Bezug auf die Nachhaltigkeit sehe ich tatsächlich in ihrer Eigennatur. Die meisten Betriebe arbeiten bereits auf die eine oder andere Art und Weise nachhaltig, ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein. Das Kleinstrukturierte, einhergehend mit erhöhter Flexibilität, verkürzten Entscheidungswegen und dem persönlichen Draht zu Beschäftigten und Kunden, all dies bildet eine ideale Ausgangslage, um sich bewusst mit strategischen Fragen der Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen. Welche Schwierigkeiten und Herausforderungen gibt es? Eine zentrale Schwierigkeit besteht gewiss in der Annäherung an das scheinbar unklare, fordernde Konzept der Nachhaltigkeit und in der Wahrnehmung dessen als eine Chance. Deshalb sollten den Betrieben die Wichtigkeit, die Sinnhaftigkeit und nicht zuletzt die Vorteile eines nachhaltigen Wirtschaftens nähergebracht werden, damit sie zum einen den eigenen Erfolg stärken und zum anderen zu einer nachhaltigen Gesellschaftsentwicklung beitragen können. Hinzu kommen die dahingehend steigenden Kundenerwartungen. Warum gilt das Handwerk bereits als nachhaltig? Handwerk ist Tradition. Es besteht bereits über Jahrtausende hinweg und hat sich immer wieder dem Zeitgeist angepasst. Die meist kleinstrukturierten und familiär geführten Betriebe sind fest im Territorium verwurzelt und tragen wesentlich zur Entwicklung ihrer Region bei. Sie fühlen sich nicht nur für die dort lebenden und arbeitenden Menschen, sondern häufig auch für die Landschaft, die Natur und Kultur verantwortlich. Ohne dieses Bewusstsein wäre das Handwerk nicht nachhaltig, weder ökonomisch noch sozial oder ökologisch.


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