Imagemagazin THEMA, Oktober 2021

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T EMA Das Imagemagazin der Südtiroler Wirtschaft La rivista d’immagine dell’economia altoatesina

FORUM

Paolo Manfredi e l'artigianato digitale Pagina 14

MUSTERGÜLTIG

Ligno System, Olivieri, Schuhhaus Hager Seite 16

I. R.– Poste Italiane SpA | Spedizione in Abbonamento Postale D. L. 353/2003 (conv. in L. 27/02/2004 no 46) art.1, comma 1 CNS Bolzano | Tassa Pagata – Taxe Percue

MEGATREND DIGITALISIERUNG EIN BLICK IN DIE ZUKUNFT


Inhalt

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01 Digitale Neuheiten verändern Arbeitsprozesse 02 Neue Vernetzungen

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INHALT 04 – 05

SEHEN UND VERSTEHEN Zahlen, Daten und Fakten rund um die Digitalisierung. Im Gespräch mit Amtsdirektorin Cäcilia Baumgartner

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FORUM A tu per tu con Paolo Manfredi, responsabile delle strategie digitali di Confartigianato Imprese

FOKUS Digitale Neuheiten werden in den Betrieben immer beliebter: Die Entwicklung wird unglaublich spannend

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WORT UND BILD FuturCRAFT

MUSTERGÜLTIG Über die Grenzen hinaus: Drei Betriebe zeigen, was es heißt mit digitalen Neuheiten zu arbeiten

NACHGEFRAGT lvh-Vizepräsident Hannes Mussak über die Chancen und Herausforderungen digitaler Neuheiten

IMPRESSUM THEMA – Das Imagemagazin der Südtiroler Wirtschaft

Redaktion Sabine Kerschbaumer, Davide Fodor

Druck Multiprint

hgb. und Verwaltung lvh.apa Bildung & Service Gen. mbH Mitterweg 7 39100 Bozen Tel.: 0471 323 200 Fax: 0471 323 210 E-Mail: manufakt@lvh.it

Verantwortliche Direktion Dr. Bernhard Christanell, MA Reg. Tribunal Bozen Nr. 24 am 11. Mai 1948

Fotos Pixabay, shutterstock, Hannes Niederkofler, Ligno System, Olivieri, Orthopädie Schuhhaus Hager

Auflage 10.500 Exemplare

Gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und Interreg V-A Italien-Österreich 2014 – 2020 mit FuturCRAFT

Grafik und Layout Effekt! GmbH

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THEMA

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Martin Haller, lvh-Präsident

06 – 11 FOKUS

Megatrend Digitalisierung: Ein Blick in die Zukunft

Liebe Leserin, lieber Leser, wir sprechen immer wieder von digitalen Fortschritten und wie sehr diese das Handwerk in Zukunft verändern werden. Die Frage ist, warum wir dabei immer von der Zukunft sprechen? Digitale Fortschritte sind bereits da, viele von uns arbeiten schon sehr erfolgreich mit ihnen. Natürlich werden diese in den nächsten Jahren weiter zunehmen und das Handwerk und deren Vorgangsweisen noch mehr beeinflussen. Es ist aber nichts, wovor wir uns fürchten müssen. Das Wichtige dabei ist, dass wir Vertrauen haben und uns auf die Neuheiten einlassen. Natürlich spielt die Vorbereitung ebenso eine wichtige Rolle. Das EU-Interreg-Projekt „FuturCRAFT“ kann für viele Betriebe dabei eine sehr große Hilfe sein. Einerseits zeigen die Zukunftsszenarien, die die Experten ausgearbeitet haben, wie es in 20 Jahren hierzulande aussehen könnte. Andererseits wurde eine Technologiematrix entwickelt, mit der Betriebe und Ausbildungsstätten kontrollieren können, welche Kompetenzen sie in ihrem Betrieb bzw. ihrer Schule haben und haben müssen. Das alles und vieles mehr wird uns in den nächsten Jahren sicherlich sehr nützlich sein. Mit Spannung können wir in die Zukunft blicken und uns von den neuen Technologien unter die Arme greifen lassen. Ihr Martin Haller

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SEHEN UND VERSTEHEN Thema

SEHEN UND VERSTEHEN Digitale Neuheiten werden Arbeitsvorgänge verändern. Neue Kompetenzen sowie Berufe werden entstehen, die von jungen Handwerkern neu erlent werden.

Zwei Fragen an Cäcilia Baumgartner INTERVIEW

Cäcilia Baumgartner ist die Amtsdirektorin für Lehrlingswesen und Meisterausbildung

Die Digitalisierung schreitet immer weiter voran und macht auch vor der Arbeitswelt im Handwerk nicht halt. Die Entwicklung in den nächsten Jahren wird viele Berufe maßgeblich verändern. Welche Schritte geht die Südtiroler Berufsbildung, um die Schüler für die digitale Arbeitswelt vorzubereiten? In allen berufsorientierten Fächern, die in der Arbeitswelt eine „digitale Schlagseite“ haben, wird in der schulischen Ausbildung dieser Mega-Trend umgesetzt: Stichworte CAD, CAM, CNC usw. Die Schulorganisation und die Kommunikation innerhalb der Schule – zwischen Sekretariat und Schülern-Lehrlingen/Eltern/Betrieben – selbst läuft über Apps; Stundenpläne werden ausschließlich digital erstellt und weitergegeben. Alle Klassen haben seit diesem Schuljahr kleine Anteile an organisiertem Fernunterricht – um diese Kompetenz zu fördern, da sie auch nach Abschluss der Ausbildung eine Rolle spielen wird. Und unsere neue Weiterbildungs-Initiative „LehrePlus“ findet ausschließlich online statt.

Ab heuer werden zum ersten Mal die Themen „Innovation und Digitalisierung“ in die Meisterausbildung integriert. Was erwarten Sie sich davon? Wenn wir die künftigen Unternehmer und Führungskräfte im Handwerk wettbewerbsfähig für die Zukunft machen wollen, ist Knowhow im Bereich Thema „Innovation und Digitalisierung“ ein wichtiger Baustein. Im Meisterkurs für Unternehmensführung lernen die Teilnehmer unter anderem die Methode „Design Thinking“ kennen, sie beschäftigen sich mit digitalen Unternehmensprozessen und Change-Management. Bei den berufsspezifischen Kursen gilt es zu überlegen, welche Schwerpunkte für einen bestimmten Beruf Sinn machen: Im produzierenden Gewerbe sind das z.B. digitale Fertigung und Produktionsprozesse. In Bauberufen bekommen die angehenden Meister eine Einführung in die Methode „Building Information Modeling“ (BIM). Der Grundsatz ist: in jedem berufsfachlichen Meisterkurs sollen die Themen „Innovation und Digitalisierung“ verankert sein, auch bei Dienstleistungsberufen wie Schönheitspflege oder Friseure. 02.2021


THEMA

Rapporto di ricerca Confartigianato Imprese Vicenza

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Competenze tecnologiche più richieste Cloud manufacturing circa il 15 % delle aziende

Industrial IoT

DIGITALIZZAZIONE

minimo all’8,6 % nell’area di Vicenza e massimo al 9,6 % in quella di Bolzano

Dati Indagine SELFI4.0 Punto Impresa Digitale, Indagine Digicheck di Confartigianato Imprese Vicenza su livello competenze digitali nelle scuole e centri di formazione

Industrial analytics

minimo del 7,6 % nell’area di Treviso-Belluno e massimo dell’11,1 % nell’area di Bolzano

1.116 Aziende coinvolte

nelle province di Vicenza, Treviso, Belluno e Bolzano

Settori coinvolti 3,2 %

7,8 %

Altri settori

Costruzioni

32,9 %

56,1 %

Manifatturiero

Servizi

Dimensione aziendale Fino a 9 addetti Da 10 a 49 addetti Da 50 a 249 addetti

10,5 %

Oltre 250 addetti

0,5 %

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53,9 % 35,1 %

Punti di convergenza Nell’area di TrevisoBelluno la seconda competenza tecnologica richiesta dalle aziende risulta essere l’Industrial IoT (8,9% delle aziende), con un’ottima diffusione tra le scuole locali;

Nella provincia di Bolzano, l’Additive manufacturing risulta la competenza tecnologica più richiesta dalle aziende (14,6%) ed anche quella più diffusa tra le scuole (73,7%);

Anche nella provincia di Vicenza è stato individuato un allineamento per l’Industrial IoT, richiesto dall’8,6% delle aziende ed ampiamente diffuso tra l’offerta formativa delle scuole (100%).

Punti di divergenza Nel territorio di Treviso e Belluno c’è una forte presenza di scuole (75%) che insegna nozioni di Advanced HMI, nonostante questa competenza risulti la meno interessante per le aziende (1,3%) tra quelle considerate. Situazione opposta per il Cloud manufacturing, tecnologia di maggiore interesse per le aziende dell’area (14,7%) ma presente nell’offerta formativa in solo il 50% degli istituti considerati;

Nella provincia di Bolzano è stata rilevata una divergenza tra domanda e offerta in tema di Industrial analytics: forte l’interesse delle aziende (11,1%), ma ridotta la percentuale delle scuole (36,8%) in cui questa competenza viene insegnata.

Nella provincia di Vicenza, il 90,9% delle scuole intervistate offre competenze di Advanced HMI, ma questa tecnologia è risultata la meno richiesta dalle aziende (1,2%) considerate nello studio.


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FOKUS Megatrend Digitalisierung

DER MEGATREND DIGITALISIERUNG Ein Blick in die Zukunft, den das Projekt FuturCRAFT ermöglicht. Zukunftsszenarien zeigen, wie das Südtiroler Handwerk in 30 Jahren aussehen kann.

D

ie Digitalisierung schreitet immer weiter voran: Die Entwicklung in den nächsten Jahren wird unglaublich spannend sein, gleichzeitig wird sie aber viele Berufsbilder maßgeblich verändern. Aufregend wird es vor allem für das Handwerk, das sehr viel Potenzial für digitale Fortschritte hat. Es wird viele neue Technologien, neue Techniken, neue Kompetenzen und sogar neue Berufsbilder geben. Was zunächst positiv klingt, stellt Betriebe vor neue Herausforderungen. Unternehmen brauchen neue Wege, um einerseits ihre Mitarbeitenden für die digitale Arbeitswelt zu qualifizieren und andererseits das Potenzial neuer Technologien richtig einzusetzen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Und genau hier setzt das Interreg-Projekt FuturCRAFT an. FuturCRAFT wurde im Rahmen des EU-Projektes Interreg V-A Italia-Österreich 2014 –2020 finanziert und läuft von September 2019 bis März 2022.

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THEMA

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FOKUS  Megatrend Digitalisierung

FUTURCRAFT: EIN GRUNDVERSTÄNDNIS FÜR DIE ZUKÜNFTIGE ENTWICKLUNG Ziel des Projekts FuturCRAFT ist es, mögliche Zukunftsszenarien für das Handwerk zu definieren und für Betriebe greifbar darzustellen. Ein Grundverständnis für die zukünftige Entwicklung der Handwerksberufe soll ermöglicht werden. Das Projekt soll somit die Basis dafür schaffen, dass sich Handwerksbetriebe in den Projektregionen künftig aktiv in die Gestaltung des Handwerks 4.0 in ihrem Unternehmen einbringen und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die digitale Arbeitswelt qualifizieren können. Im Interreg-Projekt FuturCRAFT arbeiten Expertinnen und Experten aus den Regionen Salzburg, Veneto und Südtirol zusammen an diesen Themen. DIE NEUE MATRIX ALS HILFS-TOOL Ein wichtiger Teil des Projektes ist die Ausarbeitung der Technologiematrix. Anhand dieser können Betriebe und Ausbildungsstätten kontrollieren, welche Technologien sie in ihrem Betrieb bzw. ihrer Schule haben oder haben sollten. Kaum ein Bereich kann sich dem direkten Einfluss der digitalen Umwälzung entziehen, weshalb es notwendig ist, diesen Einfluss zu verstehen und ihn erfolgreich umzusetzen. In der Matrix werden alle relevanten Bereiche betrachtet und Betriebe können damit herausfinden, welche Kompetenzstufen es in ihrem Bereich gibt. Dies stellt eine wichtige Basis für die Zukunft von Handwerksbetrieben dar.

»VERÄNDERUNGEN VERANSCHAULICHEN UND ORIENTIERUNGSHILFE SCHAFFEN« Ingrid Kofler, Center of Advandes Studies von Eurac Research

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KOMPETENZMANAGEMENT FÜR HANDWERKSBETRIEBE Wissens- und Kompetenzmanagement in Unternehmen bekommen in Zukunft eine immer größere Bedeutung. Dafür wurde im Rahmen des FuturCRAFT-Projekts eine Kompetenzlandkarte entwickelt, mithilfe derer die Kompetenzen in einem Unternehmen strukturiert aufgeschlüsselt werden können. „Diese Prozesse müssen noch nicht digitalisiert sein. Es geht erst einmal darum, bestehende Kompetenzen zu erheben“, sagt Nicole Ferber vom Projektpartner ITG Innovationsservice für Salzburg. Dadurch werden diese für das Unternehmen greifbarer. MÖGLICHE SZENARIEN FÜR DAS HANDWERK Einen Blick in die Zukunft werfen: Das würde so manchem Betrieb vieles ersparen. Im Rahmen des Projektes wurden mögliche Zukunftsszenarien für das Handwerk ausgearbeitet. Ingrid Kofler, Daria Habicher und Maximilian Walder, Forscherinnen und Forscher am Center for Advanced Studies von Eurac Research, haben über Monate daran gearbeitet. „Ziel dieses Beitrags ist es, mögliche Veränderungen, die durch die Digitalisierung entstehen, zu veranschaulichen und eine Orientierungshilfe für zukünftige Handlungs- und Entscheidungsprozesse zu liefern“, erklärt Ingrid Kofler. „Zu diesem Zweck haben wir drei Zukunftsszenarien entwickelt, die sich im Grad der Digitalisierung unterscheiden. Zukunftsszenarien 02.2021


THEMA

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01 In Zukunft werden im Handwerk neue Kompetenzen wichtig 02 Neue Maschinen und Techniken werden den Markt erobern

können als hypothetische Zukunft definiert werden, die eine Vision davon vermitteln, wie sich die Gesellschaft – oder wie in unserem Fall, Teile davon – bis zum Jahr 2050 entwickeln könnten.“ Ziel ist es, die „Zukunftskompetenz“ zu fördern.

DAS JAHR 2050: DIE DREI ZUKUNFTSSZENARIEN SZENARIO I – DAS „NISCHEN“-HANDWERK In diesem Szenario steht die zunehmende Individualität im Vordergrund. Der Wettbewerb ist gekennzeichnet durch Konkurrenzdenken und Konzentration auf Marktnischen, was einen erhöhten Spezialisierungsgrad im Handwerk zur Folge hat. Auf der Kundenseite findet eine Renaissance der Werte statt: Das Vertraute, das Sichere, das Authentische, das Nachvollziehbare und das Lokale gewinnen an Bedeutung. Das Handwerk ist also geprägt von Altbewährtem und Traditionellem. In diesem Szenario werden neu eingeführte Technologien fast ausschließlich im Managementbereich des Unternehmens eingesetzt. Es werden Buchhaltungs- und Personalverwaltungssoftware sowie Cloud-Lösungen zur gemeinsamen Nutzung und Bearbeitung von Dokumenten verwendet. Die Arbeit des Handwerks selbst bleibt jedoch im Kern nahezu unverändert. Eine wichtige Ressource für die Zukunft ist die neue Generation von Jungunternehmern, die in einer digitalen Welt aufgewachsen ist. Zur digitalen Generati02.2021

on zu gehören, bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass man mit einer neuen Software oder neuer Technologie richtig umgehen kann. Umso wichtiger sind Bildung und Ausbildung für die künftigen Handwerker. Weitere wichtige Herausforderungen können der Widerstand der früheren Generationen gegen Veränderungen und die Integration von Frauen in dem von Männern stark dominierten Sektor darstellen. SZENARIO II – DAS AUTOMATISIERTE HANDWERK In diesem Szenario arbeiten Mensch und Maschine Hand in Hand. Monotone und gefährliche Arbeitsprozesse werden zunehmend automatisiert und standardisiert. Die Arbeit gestaltet sich sicherer, schneller und einfacher. Die Kooperation und Zusammenarbeit zwischen Stadt und Land sowie zwischen Unternehmen, Kunden und Akteuren aus Forschung und Entwicklung ist in diesem Szenario entscheidend. Sie bietet einen idealen Rahmen für Start-ups und Innovationen und ermöglicht es außerdem gesellschaftspolitische Herausforderungen auf lokaler Ebene zu bewältigen. Das Handwerk ist auf Regionalität und Nachhaltigkeit bedacht und arbeitet hauptsächlich mit erneuerbaren Energien und, soweit möglich, mit lokalen Ressourcen. In diesem Szenario spielen die neuen Technologien und die Digitalisierung eine immer zentralere Rolle. Dennoch bleibt der menschliche Faktor von grundlegender Bedeutung. Die Innovationen spiegeln sich in den Produkten und Dienstleistungen im Hinblick auf eine größere Umweltverträglichkeit wider, da immer mehr Unternehmen auf nachhaltigere Produktionsweisen setzen. Roboter unterstützen und übernehmen häufig körperlich anstrengende Arbeiten. Drohnen werden für den Transport von Materialien und Waren eingesetzt. In diesem Szenario sind Datenkompetenz und Cybersecurity angesichts der Datenmengen, die durch das Arbeiten mit KI und Robotern gesammelt werden, von entscheidender Bedeutung. Diese Themen werden an Berufs- und Hochschulen unterrichtet, die angesichts des Stellenwerts digitaler Kompetenzen verstärkt mit Unternehmen zusammenarbeiten. SZENARIO III – DAS CYBORG-HANDWERK In diesem Szenario verschwimmen bis 2050 die Grenzen zwischen Mensch und Maschine. Technik

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FOKUS Megatrend Digitalisierung

und künstliche Intelligenz sind ein fester Bestandteil des Alltags- und Arbeitslebens. Die Digitalisierung ermöglicht es den Menschen, ihr (Arbeits-)Leben nach eigenen Wünschen zu gestalten und zu verändern, sowie physische Grenzen zu überwinden. Die Künstliche Intelligenz ist in der Lage, weltweit Daten zu sammeln, auszuwerten und umzusetzen - jederzeit und überall. Durch die internationale Netzwerkbildung und den technologischen Fortschritt können Handwerker weltweit Aufträge abwickeln, unabhängig von ihrem physischen Standort. Der Kontakt mit Menschen aus aller Welt fördert das Denken in internationalen Zusammenhängen und die globale Solidarität im Sinne der sozialen Nachhaltigkeit. Traditionelle Arbeitszeitmodelle werden überdacht und angepasst. Die 30-Stunden-Woche hat auch im Handwerk Einzug gehalten. Die Menschen arbeiten heute selbstständiger und engagierter und haben eine bessere Work-Life-Balance. Die Arbeiter haben keinen direkten Kontakt mehr mit Werkzeugen oder Maschinen, sondern sind über einen Computer und eine Künstliche Intelligenz (KI)

AUF EINEN BLICK FÜR DEN SCHNELLLESER

FuturCRAFT gewährt einen Blick in die Zukunft

Eine Stütze für Betriebe

Von allen Megatrends scheint die Digitalisierung derjenige zu sein, der die größten Auswirkungen auf das Handwerk haben wird. Was so spannend klingt, stellt Betriebe allerdings gleichermaßen vor Herausforderungen. Unternehmen brauchen neue Wege, um einerseits ihre Mitarbeiter für die digitale Arbeitswelt zu qualifizieren

und andererseits das Potenzial neuer Technologien richtig einzusetzen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Und genau hier setzt das Interreg-Projekt FuturCRAFT an. Umso interessanter sind die drei Zukuntsszenarien, die ebenso im Rahmen des Projektes FuturCRAFT ausgearbeitet wurden.

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Drei Meinungen REPRÄSENTANTEN DER FUTURCRAFTPARTNERORGANISATIONEN

Roberto Santolamazza Direttore di t2i

Il focus del progetto FuturCRAFT è sperimentare il futuro delle imprese artigiane, attraverso l’innovazione continua nelle competenze, i modelli organizzativi e le tecnologie digitali che costituisce esattamente la missione quotidiana di t2i: per la nostra organizzazione i risultati di FuturCRAFT saranno quindi la base di nuovi servizi e progetti, garantendone la sostenibilità nel tempo e nell’estensione dell’impatto.

Walter Haas Geschäftsführer der ITG Salzburg

Jeder Betrieb profitiert von den individuellen Fertigkeiten seiner Mitarbeiter. Das Projekt FuturCRAFT hilft auch Salzburger Betrieben, ihr „Skill Management“ professionell zu entwickeln und damit für die Herausforderungen der Digitalisierung zu bewältigen.

Gianluca Cavion Presidente di Confartigianato Imprese Vicenza

Le micro e piccole imprese per essere competitive hanno bisogno di capitale umano qualificato; parole chiave sono trasformazione digitale, sostenibilità, competenze. 02.2021

verbunden, die den gesamten Prozess steuert (robotische Prozessautomatisierung). Die Produkte werden von der KI transportiert und bewegt. Das Eingreifen von Handwerkern erfolgt sporadisch und ist nur notwendig, um den Produktionsprozess bei Abweichungen zu korrigieren oder um die den Maschinen zugewiesenen Aufgaben neu zu programmieren. DIE DIGITALISIERUNG, EIN MEGATREND Der durch den IT-Fortschritt und die Entwicklung der Informationstechnologien vorangetriebene Prozess der Digitalisierung ermöglicht es den Handwerksbetrieben, innovative Produkte und Dienstleistungen anzubieten und ihre Arbeitsabläufe zu optimieren. Es bestehen jedoch auch Bedenken und Ungewissheiten bezüglich dieser Möglichkeiten und den Methoden für deren Umsetzung. „Zukunftsszenarien sind denkbare Beschreibungen der Zukunft über einen Zeitraum von 10 bis 30 Jahren. Sie versuchen zu erfassen, wie verschiedene gesellschaftliche Akteure interagieren könnten und wie sie ihr Leben, ihre Gesellschaft und ihre Wirtschaft gestalten könnten“, erklärt Kofler. „Von allen Megatrends scheint die Digitalisierung derjenige zu sein, der die größten Auswirkungen auf das Handwerk haben wird. Technologische Innovationen wie Big Data, 3D- und 4D-Druck wirken sich schon jetzt nachhaltig auf fast alle Aspekte des handwerklichen Berufslebens aus. Neue Technologien werden zweifellos zu einer Steigerung der Produktionskapazität und zur Erleichterung körperlich anstrengender oder gefährlicher Arbeiten führen.“

Die Projektpartner von FuturCRAFT > lvh Bildung und Service Gen. (Lead Partner) (IT) > Eurac Research, (Center for Advanced Studies) (IT) > Confartigianato Imprese Vicenza (IT) > t2i - Technologie Transfer und Innovation, Veneto (IT) > ITG Salzburg (Innovations- und Technologietransfer Salzburg) (A)


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WORT UND BILD FuturCRAFT

FuturCRAFT

The aim of the FuturCRAFT project is to define possible future scenarios of occupational profiles in the craft trades and to present them in a tangible way. Thanks to these scenarios, a basic understanding of the future development of craft trades professions is to be created and it is to be shown in concrete terms how employees can qualify for the digital working world. The project is intended to create the basis for craft enterprises in the project regions to become actively involved in shaping craft 4.0 in their companies and to qualify employees for the digital working world. The FuturCRAFT project is funded by the EU project Interreg V-A Italia-Austria 2014-2020.

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THEMA

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FORUM Thema

Forum Quello tra artigianato ed universo digitale è un rapporto in continua evoluzione, grazie soprattutto ad un costante rafforzamento della ricerca, dello sviluppo tecnologico e dell’innovazione: il coordinatore della rete nazionale dei Digital Innovation Hub di Confartigianato Paolo Manfredi ci ha spiegato questo processo.

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THEMA

La relazione tra imprese artigiane e innovazione digitale è complessa e si è andata evolvendo nel corso dell’ultimo decennio secondo direttrici anche inaspettate. Lo sviluppo delle tecnologie digitali che compongono la macro-famiglia del “4.0” ha mutato profondamente la produzione manifatturiera, tanto nelle sue forme più grandi e strutturate quanto nelle forme delle micro e piccole imprese e delle realtà artigiane. Stampanti 3D, macchine utensili a controllo numerico, sensoristica e robot collaborativi, cloud computing e intelligenza artificiale sono tecnologie 4.0 a crescente disposizione di tutte le imprese con investimenti sempre più contenuti, ulteriormente facilitati dagli incentivi fiscali e dalle opportunità che derivano dall’utilizzo collaborativo. Da queste tecnologie deriva la possibilità di organizzare la produzione in maniera più flessibile e di mettere sul mercato prodotti ancora più personalizzati, elemento fondamentale nell’economia del su misura, minimizzando i tradizionali gap di costo e di time to market che penalizzano storicamente le imprese artigiane. Non solo, parlare la lingua del 4.0 consente alle micro e piccole imprese e alle imprese artigiane di inserirsi più agevolmente all’interno di filiere più complesse e strutturate, che hanno l’utilizzo delle tecnologie 4.0 come requisito fondamentale. Anche il tema sempre più ineludibile della sostenibilità ambientale delle produzioni manifatturiere trova nelle tecnologie digitali un alleato necessario, non solo dal punto di vista delle affinità culturali tra processi di innovazione radicale del modo di produrre e di fare impresa, ma anche in termini di possibilità inedite di riorganizzare la produzione in modo da evitare sprechi ed emissioni

Paolo Manfredi, 48 anni, milanese, è consulente per la trasformazione digitale di Confartigianato Imprese e coordina la rete nazionale dei Digital Innovation Hub di Confartigianato. Scrive di innovazione e micro e piccole imprese sul blog Grimpeur su Nova 100 del Sole 24 Ore ed è autore di “L’economia del su Misura” (Marsilio 2016) e “Provincia non periferia” (Egea 2019). 02.2021

»Nella produzione artigiana le potenzialità derivanti dall’applicazione delle tecnologie digitali non sono state ancora del tutto comprese« e facilitare l’upcycling. Produrre nell’era del 4.0 vuol dire molto spesso accorciare le catene del valore e riportare l’attività manifatturiera più vicino ai mercati finali, finanche all’interno dei centri urbani. Considerate le enormi potenzialità dell’applicazione delle tecnologie digitali alla produzione artigiana e al business delle micro e piccole imprese, è oggi imprescindibile chiedersi se e in che misura tali potenzialità sono state colte. La risposta è purtroppo assai problematica: la sfida del digitale è per moltissime imprese ancora ben lungi dall’essere non solo vinta, ma anche semplicemente affrontata. Chiarito che i costi di accesso alle tecnologie sono oggi rapidamente decrescenti, rimangono aperti due nodi fondamentali: la cultura e soprattutto le competenze nelle imprese. È molto difficile per imprese abituate a gestire ritmi consuetudinari organizzarsi per il salto tecnologico, soprattutto laddove manca la spinta di un passaggio generazionale. Le imprese che, per le ragioni più diverse, hanno intrapreso questa trasformazione oggi beneficiano di un vantaggio competitivo evidente, ma l’esempio non basta. Servono competenze che affianchino le imprese e fungano da ponte tra il saper fare tradizionale e le opportunità offerte dalle tecnologie. Le imprese devono poter collaborare, dentro e fuori le loro mura, con portatori di competenze digitali e visioni nuove che possano aiutarle a trovare la loro via all’innovazione. Scuole tecniche e professionali, università, centri di ricerca, altre imprese sono i principali partner di innovazione. Il sistema della rappresentanza ha il ruolo fondamentale di integratore di sistema, ossia di soggetto organizzatore di processi collaborativi nuovi, che nascano sia con occhio alle opportunità della tecnologia, sia con attenzione alle dinamiche (limiti e opportunità) reali delle imprese rappresentate, superando quelle distorsioni da eccesso di entusiasmo per il digitale che hanno causato troppe false partenze.

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RUBRIK Betriebe unter der Lupe

Betriebe aus den drei Regionen zeigen, was heute schon mit digitalen Neuheiten besser machbar ist.

MUSTER GÜLTIG Drei Betriebe zeigen, wie sie mithilfe der Digitalisierung Arbeitsschritte verbessert und ihr Handwerk optimiert haben.

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Ligno System DIE BAUBRANCHE STEHT VOR EINER REVOLUTION „Die Digitalisierung hat ein großes Potenzial, das wir als Betrieb bereits leben“, sagt Andreas Steiner von Ligno System. Der moderne Zimmereibetrieb setzt seit vielen Jahren auf neue modernste Techniken und weiß genau, welche Vorteile sich daraus ergeben. „Die Baubranche kann sehr viele Vorteile aus der neuen Technik schöpfen. Wir arbeiten bereits mit dem Building Information Modeling, abgekürzt BIM genannt, und sind mehr als zufrieden. Es erleichtert allen Beteiligten die Arbeit“, unterstreicht der Projektleiter. So wie es jetzt ist, kocht jeder Handwerker auf der Baustelle sozusagen sein eigenes Süppchen, weiß Steiner. Dies startet bereits bei den Ausschreibungen: Oft werden Objekte nicht vermessen, sondern alte Bestandpläne als Grundlage verwendet. „Dies hat zur Folge, dass der Bauherr ein Angebot erhält, welches auf den falschen Grunddaten basiert. Die Folgekosten für Varianten und zusätzliche Handwerksleistungen können sehr teuer werden.“ Das zieht sich bei den Maurern, Zimmermännern, Installateuren bis hin zu den Malern durch die Reihen. „BIM kann das alles verhindern. Dabei wird zu Beginn eine Bestandsaufnahme gemacht und anhand der Pläne eine digitale Version des Bauprojektes angefertigt. Auf diese haben alle Beteiligten Zugriff. So hat man noch Jahre später einen Millimeter genauen Plan, wie wo was verlegt, gebaut und geplant wurde“, hebt Andreas Steiner hervor. „Davon können Handwerker nur träumen, wenn sie heutzutage ein älteres Haus sanieren. Besonders in den 60er- und 70er-Jahren hat man es mit den Plänen nicht so genau genommen. Jeder hat versucht, ein paar Zentimeter dazu zu schummeln. Deshalb sind die Pläne von früher für uns kaum zu 02.2021

Andreas Steiner setzt auf den Laserscanner

gebrauchen.“ Bei diesen Fällen setzt Ligno System den Laserscanner ein: Dieser kann die aktuelle Bestandsaufnahme auf ein zehntel Millimeter genau aufnehmen. „Der 3D Laserscanner erstellt in kurzer Zeit einen digitalen Zwilling des Objekts, welcher durch eine dicht eingefärbte Punktewolke erfasst wird. Die Punktewolke wird dann mit einem hochauflösenden 360 Grad HDR Panoramafoto überlagert. Mit diesen Unterlagen und Maßen können wir dann effizient, einfach und kostensparend arbeiten. Diese Technik wird sicherlich in Zukunft als Standard im Handwerk Einzug halten.“ Der Produktionszyklus von Ligno System ist technisch sehr weit fortgeschritten: Bei der Sanierung eines Hauses erstellt der Betrieb gemeinsam mit dem Architekten mithilfe des 3D Laserscanners einen digitalen Plan. Sofort werden mögliche Probleme ersichtlich und gelöst. Dann wird der digitale Plan mit dem 3D CAD/CAM-System visualisiert und direkt auf die Maschine übertragen. „Die Hundegger Robot-Drive, eine 6-Achs-Maschine, schneidet die Wand- und Dachelemente dann auf den Millimeter genau zu“, erklärt Andreas Steiner. „Anschließend kommt die Verladeplanung ins Spiel: Dort optimieren wir, wie die Lkw beladen werden müssen, da so Transportkosten gespart werden können. Auf der Baustelle kommt ein anderes Lasergerät zum Einsatz, welches aus dem digitalen 3D Objekt die Punkte maßgetreu am Bau projiziert, an denen sich die Handwerker orientieren können. Es läuft von A bis Z alles mithilfe digitaler Neuheiten.“

ZUM BETRIEB DIGITALE NEUHEITEN

Das Team hat Mitspracherecht Ligno System ist durch und durch ein moderner, digitaler Betrieb. Schon seit Beginn hat sich der Inhaber Mario Giovanni Sacco für digitale Neuheiten interessiert und kontinuierlich in diesen Bereich investiert. Das hat sich bisher auch bezahlt gemacht. Durch die genaue Planung mithilfe der Dietrich's 3D CAD/CAM Software und dem Einsatz des 3D Laserscanners haben sie sich in der Baubranche einen Namen gemacht. Immer wieder arbeitet der Betrieb mit Architekten zusammen und erstellt für alle Beteiligten einer Baustelle die BIM Pläne. Auch die 16 Mitarbeiter sind sehr technikaffin. Das Team hat großes Mitspracherecht, wenn es um die Einführung neuer Techniken und Maschinen geht.


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ESEMPI Aziende a cui ispirarsi

Nicola Olivieri ed il suo team regalano emozioni per il palato!

SULL’AZIENDA IL CUORE PULSANTE DI ARZIGNANO

Oltre un secolo di passione La ditta Olivieri di Arzignano (Vicenza) si occupa ormai dal lontano 1882 della produzione di lievitati d’eccellenza, ambito nel quale ha ricevuto nel tempo svariati riconoscimenti di prestigio. La ditta, gestita dal titolare e Pastry Chef Nicola Olivieri, è specializzata nei prodotti di pasticceria, colazione, pizza, pane e grandi prodotti da ricorrenza (con focus su Panettone e Colomba).

Pasticceria Artigianale Olivieri 1882 COVID E DIGITALIZZAZIONE: UN’ANCORA DI SALVEZZA DECISIVA L’ultimo anno e mezzo ha portato profondi cambiamenti nella vita aziendale di numerose realtà in tutto il mondo, rendendo la digitalizzazione ed il commercio online due fattori decisivi per combattere la crisi derivante dal Covid-19 e per proseguire in forma alternativa la propria attività. Tra le diverse storie da ricordare, abbiamo scelto quella della storica ditta vicentina Olivieri, attiva da ben 140 anni nella produzione di lievitati d’eccellenza. A raccontarla è il titolare e Pastry Chef Nicola Olivieri, impeccabile nel descrivere concretamente cos’è cambiato da quel fatidico marzo 2020: “Fino alla prima ondata di Covid, la nostra attività era focalizzata sul retail e sullo sviluppo di una produzione per i nostri nuovi punti vendita – racconta l’artigiano -. In quelle settimane stavamo pianificando l’apertura di una nuova pasticceria a Milano, ma l’avvento del Coronavirus ha stravolto tutto. Tanto nel retail quanto nell’attività b2b abbiamo assistito ad un’interruzione pressoché completa dell’attività e ci siamo trovati a dover ne-

cessariamente puntare sull’e-commerce. Avevamo già un sito internet ed ovviamente lo utilizzavamo, ma non era una nostra priorità. Il fatto di aver ottenuto poco prima un importante riconoscimento dalla guida del Gambero Rosso per la miglior colomba pasquale artigianale d’Italia ci ha indubbiamente aiutati, ma gestire l’attività online in un periodo del tutto nuovo come quello del lockdown non è stato semplice, soprattutto guardando alle tempistiche da rispettare nelle spedizioni. Eppure questo passaggio si è rivelato decisivo.” Proprio così, in quanto nel 2020 l’azienda è riuscita a far registrare un incremento del fatturato rispetto al 2019, nonostante le diverse chiusure del negozio affrontate durante l’anno: “Questo successo per certi versi inatteso ci ha spinti ad insistere su questa strada ed a rinnovare nell’ottobre 2020 il nostro portale, ampliando contestualmente l’offerta. Abbiamo deciso di spingerci oltre, provando ad investire sul mercato statunitense: lo abbiamo fatto realizzando una versione

ad hoc del nostro sito per gli utenti americani ed organizzando le spedizioni in modo tale da far pervenire i prodotti in qualsiasi area degli Stati Uniti entro 48 ore dall’ordine. In questo modo abbiamo migliorato ulteriormente la nostra qualità, facendo in modo di portare sulle tavole dei prodotti di fatto appena sfornati. Basti pensare che anche il New York Times ci ha dedicato un articolo, evidenziando la valenza dei nostri prodotti e la nostra velocità nelle consegne. Questa evoluzione ha portato ad uno stravolgimento della struttura organizzativa interna e delle tecniche di produzione, ma i risultati ci stanno dando ragione ed investimenti cruciali come quelli effettuati nel marketing o in professionisti dell’online stanno garantendo i propri frutti.” Insomma, anche un settore ricco di tradizione come quello cavalcato con abilità ed intraprendenza da Nicola Olivieri non può fare a meno della digitalizzazione per rimanere al passo con i tempi e regalare enormi soddisfazioni. 02.2021


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Markus Wallner hat den Schritt gewagt

Orthopädie Schuhhaus Hager FORTSCHRITT UND TRADITION „Unsere Schuhe sind ein Hightech-Produkt, die Tradition und digitale Fortschritte miteinander verbinden“, unterstreicht Markus Wallner vom Schuhhaus Hager in Oberndorf bei Salzburg. Er ist davon überzeugt, dass sein traditionelles Handwerk ohne die digitalen Fortschritte heutzutage Einbußen erleiden würde. „Vor ein paar Jahren haben die Mitarbeiter und ich von der Abnahme der Maße bis hin zum Schleifen alles mit Hand gemacht, wie es das traditionelle Handwerk vorsieht“, erinnert sich Wallner. „Mir kam dann immer wieder der Gedanke, ob digitale Prozesse die Arbeitsschritte nicht vereinfachen und optimieren könnten. An diesem Gedanken hing ich lange fest. Ich hatte damals allerdings die Sorge, ob wir das schon hinbekommen würden.“ Die Aufträge, die im Schuhhaus Hager eingingen, wurden immer mehr. So auch der Zeitdruck, alle Anfragen zeitgerecht zu bearbeiten. „Die Sorge, unserer Qualität nicht mehr gerecht zu werden, hat dann schlussendlich überwogen“, erklärt Wallner. So haben er und sein Team den Beschluss gefasst, sich eine Software zuzulegen. Mit dieser zeichnen sie seither die Schuheinlagen digital. Auch hat der Betrieb die Abdruckräume mit Scannern ausgestattet. „Ich bin so froh, dass wir diesen wichtigen Schritt gewagt haben“, betont der Orthopädieschuhmacher. „Wir sind in diesem Bereich jetzt auf dem neusten Stand und erfreuen uns zahlreicher Vorteile.“ Vor allem wenn es um Schuhe nach Maß geht, zählt jeder Millimeter. Der Scanner misst die Maße sowie den 02.2021

Abdruck des Fußes innerhalb weniger Sekunden. Aus der 3D-Skizze am Computer entsteht dann die Einlage mit den passenden Maßen und Eigenschaften. Die 3D-CNC-Fräse und die computerunterstützte Ganganalyse heben das Handwerk nochmal auf die nächste Ebene. „Man darf sich dem technologischen Fortschritt nicht verschließen, allerdings muss man das Handwerk zuvor perfektionieren und langjährige Erfahrungen einbringen, um die Technologie bestmöglich für den Kunden anwenden zu können.“ Ein weiterer großer Vorteil ist die Dokumentation. „Diese machen wir Handwerker nicht gerne, behaupte ich jetzt einmal“, schmunzelt Wallner. „Mit diesen Programmen wird diese kinderleicht. Während ich eine Einlage mit der Software anfertige, halte ich die wichtigen Details fest. Diese werden gespeichert und sind immer wieder abrufbar.“ Der Betrieb wäre jetzt sicher ein anderer, hätte er den Schritt nicht gewagt. „Ich würde aber nie behaupten, dass das traditionelle Handwerk überholt ist. Meiner Meinung nach muss man dies zuerst erlernen und dann auf digital ummünzen. Nur so haben wir noch das Auge dazu, ob das Produkt den hohen Qualitätsstandards gerecht wird. Anpassungen nehmen wir natürlich immer noch händisch vor.“

ZUM BETRIEB DIE ARBEIT OPTIMIEREN

Moderner Familienbetrieb Das traditionsreiche Familienunternehmen Hager wurde 1928 gegründet. Seither legt der Betrieb großen Wert auf gesunde Qualitätsschuhe, solides Schuhmacherhandwerk und persönliches Service am Kunden. Das Team setzt ganz auf Qualität und digitalen Fortschritt. Die 10 Mitarbeiter absolvieren regelmäßig Fortbildungen, um ihre Fachkenntnisse auf den neusten Stand zu halten. Das ist eine wichtige Basis, um mit den neuen Techniken optimal arbeiten zu können.


Nachgefragt Die Digitalisierung schreitet immer weiter voran. Zahlreiche Betriebe nutzen bereits die fortschrittliche Technik und deren zahlreiche Vorteile. lvh-Vizepräsident Hannes Mussak kennt allerdings auch die Ängste vor diesen. Hat die Digitalisierung im Südtiroler Handwerk bereits Einzug gehalten? Wie wichtig sind die technischen Neuerungen bereits jetzt? Das Handwerk ist ständig mit der Digitalisierung verbunden. Denken wir beispielsweise an den Baubereich, die Herstellung von verschiedenen Produkten oder auch den Bereich Dienstleistungen. Die Digitalisierung ist oft das Instrument für eine gute Planung. Heute weiß jeder, dass ein digitaler Plan bei einem Bauprojekt oder eine maßgenaue Zeichnung eines Produktes vieles im Ablauf erleichtert. Letztendlich steigert dies zwei Dinge: Die Qualität und gleichzeitig die Effizienz. Jeder, der einen Plan in die Hand gedrückt bekommt, kann Einzelteile genau auf Maß vorbereiten. Schlussendlich wird alles zusammenpassen. Es gibt weniger Fehler, man arbeitet ressourcenschonender und ist damit letztendlich auch nachhaltiger. Dies ist nur ein Beispiel von vielen. Ich bin mir sicher, in jedem Berufsbild könnte man konkrete Beispiele aufzählen. Letztendlich hilft die Digitalisierung jedem Beruf auch dabei, sich weiterzuentwickeln, besser und am Ende auch erfolgreicher zu werden. Technische Neuerungen sollten genau angeschaut und von jedem gerne auch kritisch getestet werden. Wichtig ist, offen für Neues zu sein und auch mal technische Neuerungen auszuprobieren. Angst vor Neuem war schon immer ein schlechter Ratgeber. Was ist Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung, die aufgrund der Digitalisierung auf kleine Betriebe zukommt? Ich glaube, dass die größte Herausforderung für viele jene ist, den ersten Schritt zu wagen. Ein digitales Produkt ändert oft auch Arbeitsabläufe in einem Betrieb. Hinzu kommt die Frage, wie die Mitarbeiter damit umgehen. Ein Chef muss Verständnis haben, dass verschiedene Generationen unterschiedlich damit umgehen. Es kann sein, dass einige Mitarbeiter Angst davor haben, für den Betrieb überflüssig zu werden, wenn im Betrieb eine neue Maschine angeliefert wird, die gewisse Arbeitsschritte automatisiert durchführt. Ich glaube, die große Herausforderung liegt unter anderem beim Chef, den Mitarbeitern ihre Angst zu nehmen, sie in Entscheidungen über Neuanschaffungen oder Neuerungen im Arbeitsablauf mit einzubeziehen und sie dabei ebenso zu begleiten.


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