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Neues Heim für Korallen

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Verkehrte Welt

Verkehrte Welt

Märchenschloss und Trutzburg

Aus 228 riesigen Bauklötzen haben drei Zürcher Forscherinnen ein Riff gebaut, das jetzt von Korallen besiedelt wird und das sogar Hurrikans standhält. Lässt sich so das Korallensterben aufhalten?

Text: Dario Aeberli

Und dann wird selbst Hanna Kuhfuss, die Forschungstaucherin, seekrank. Es ist der 11. Oktober 2022. Das Boot der kolumbianischen Umweltbehörde ist zwar nur 800 Meter von der Küste entfernt, doch die ein Meter hohen Wellen schlagen der Forscherin auf den Magen. Acht Meter unter dem Boot befindet sich Kuhfuss’ Herzensprojekt: ein selbstgebautes Riff für Meeresbewohner.

Vier Tage zuvor zog der Hurrikan Julia mit einer Windgeschwindigkeit von 120 Kilometern pro Stunde durch die Karibik. Auf der Insel San Andrés zerstörte er zwei Häuser und beschädigte 101 weitere – auch Kuhfuss’ Riff hatte gelitten.

Das erzählt die 36Jährige zwei Monate später in einem Zürcher Kaffee. Sie ist Mitgründerin des ETHSpinoffs «Rrreefs». Beim Treffen trägt sie ein gestricktes Stirnband und Funktionskleidung – sie ist lieber draussen als drinnen. Mit zwei Mitstreiterinnen hat Kuhfuss einen Bausatz aus Ton entwickelt, mit dem auf der ganzen Welt Korallenriffe repariert oder sogar gebaut werden können. Die Hilfe ist nötig: Zwei Drittel von ihnen sind akut vom Aussterben bedroht. Ein Prototyp des Bausatzes in der Grösse eines VWBusses steht seit eineinhalb Jahren in Kolumbien. Die Einwohnerinnen und Einwohner nennen ihn «El Castillo», das Schloss. Es hat Brücken, Balkone, Höhlen – und an jedem zweiten ziegelsteinartigen Baustein eine Babykoralle. «Das ist schon cool», sagt Kuhfuss. Aber warum widmet jemand, der in Kassel, mitten in Deutschland, geboren wurde, sein Leben den Korallen?

Das dringendste Problem zuerst Das Meer hat in Hanna Kuhfuss’ Herz früh hohe Wellen geschlagen. Als Kind fuhr sie mit den Eltern regelmässig an die Küsten von Norwegen, beobachtete Seesterne, Muscheln oder Krabben und genoss die Weitsicht. Ihr Vater war Bankkaufmann und Geschäftsmann, wäre aber lieber Biologe geworden. Zusammen schauten sie Naturdokus, bauten in ihrem Garten ein Biotop mit Teich, Fröschen und Feuersalamandern. Er hat ihr auch erklärt, dass die Korallen, Riffe und Tiere in den Ozeanen leiden: Anker, Schleppnetze, Klimaerwärmung. Als Teenie machte Kuhfuss ein Praktikum im Meeresbiologischen Museum in Australien, sah das beschädigte NingalooRiff beim Tauchen, später studierte sie Meeresbiologie an der Queensland University, forschte beim Korallenpapst Ove HøeghGuldberg, fischte in Indonesien Plastik aus dem Wasser und war frustriert. «Unsere Ozeane haben so viele Probleme, die ich nicht

Korallen können sich nicht schnell genug an Temperaturen anpassen. Sie bleichen aus.

«Nach eineinhalb Jahren ist die Artenvielfalt hier fast gleich gross wie bei natürlichen Riffen.»

Hanna Kuhfuss Mitgründerin von «Rrreefs»

Bilder: zVg, Angela Alegria Ortega alle aufs Mal lösen kann», sagt sie. Und nahm sich vor, dass dringendste Problem anzugehen: das Korallensterben.

Korallenriffe gelten als Regenwälder der Meere. Nirgends auf der Welt ist die Biodiversität auf kleinem Raum so hoch. Ohne sie fehlen die Meerestiere, verlieren Fischer ihren Job und Millionen Menschen ihre Nahrungsgrundlage. Und ohne die Riffe als Wellenbrecher fressen die Meere die Küsten. Im Frühling 2019 plant Kuhfuss mit ihrer Freundin, der Meereswissenschaftlerin Ulrike Pfreundt, in den Malediven einen Workshop für Korallenrestaurationen zu besuchen. Kurz bevor es losgeht, klingelt Kuhfuss’ Handy.

Bausteine aus dem Drucker Am Telefon erzählt ihr Pfreundt, dass sie jemanden «ganz spannendes kennengelernt» hatte: die Künstlerin Marie Griesmar. Zu dritt reisen sie in die Malediven und beziehen für zehn Tage Kajütenbetten in einem Minizimmer. Mit dabei: Tonfliesen mit unterschiedlich rauen Oberflächen, um zu testen, wo sich die meisten Lebewesen festkrallen. Zurück in der Schweiz gründen sie «Rrreefs». Die Zusammenarbeit erklärt die Künstlerin Griesmar so: «Ich habe die Ideen, die Visionen, die Inspiration. Die beiden das technische Knowhow, um das umzusetzen.»

Im gemeinsamen Atelier in Zürich entwickeln sie die 30 Zentimeter langen, 10 Zentimeter breiten Bauklötze, die sich wie Legosteine zusammensetzen lassen. Sie wiegen drei Kilo, die Oberfläche fühlt sich an wie Schmirgelpapier. Zur Herstellung füllt Griesmar TerrakottaTon in einen 3DDrucker, der einen Faden wie Vermicelles herauspresst. Schicht für Schicht lässt

Schon am zweiten Tag nach Baubeginn wohnten die ersten Fische auf der Baustelle.

sich der Faden aufschichten und formen. Dank dieser Technik haben die Bausteine Hohlräume, Rillen, Einbuchtungen und Beulen. An den Unebenheiten sollen sich Korallenlarven festhalten können. 80 Franken kostet es, einen Baustein herzustellen. 228 davon verschiffte «Rrreefs» im September 2021 auf die kolumbianische Insel San Andrés.

Härtetest in der Karibik Die Insel ist etwas kleiner als die Stadt Luzern und schrumpft, denn das Korallenriff rundherum hat Löcher. Noch. Unterstützt wird «Rrreefs» von einer lokalen NGO, der Umweltbehörde und der Tauchschule der kolumbianischen Marine. In Kuhfuss’ Abwesenheit soll sich die NGO um das Riff kümmern, Daten erheben und Touristen bei geführten Tauchgängen für das Korallensterben sensibilisieren. So muss Kuhfuss seltener anreisen.

Unter Wasser funktionieren Baustellen anders als an Land. Fragen müssen über Wasser geklärt werden. Darum hat «Rrreefs» den Aufbau erst im Zürichsee geprobt. Bei «El Castillo», so nennen sie ihr Projekt in der Karibik, transportiert Kuhfuss schwere Gegenstände nicht mit Schubkarren, sondern mit Luftballons: Je mehr Luft, desto mehr Gewicht kann am Hebesack von Tauchern transportiert werden, maximal 200 Kilogramm. «Mit zu viel Luft kommen wir nicht auf den Grund. Mit zu wenig reisst es uns nach unten», sagt Kuhfuss. Sie holt einen Laptop aus ihrem Rucksack und zeigt ein Video. Luftblasen steigen empor, Taucherinnen machen Handzeichen, Betonelemente gleiten durchs Wasser.

Das Grundgerüst von «El Castillo» wurde aus sieben Betonplattformen zusammengepuzzelt. Daraus ragen 27 Metallstäbe, an denen die Bausteine aufgefädelt sind. Um die Elemente an die richtige Stelle zu bringen, brauchte Kuhfuss ein Boot mit Seilzug und 14 Helferinnen und Helfer. «Den Fischen gefiel die Show, sie beobachteten uns gespannt», erzählt Kuhfuss. Als sie am zweiten Tag das Riff fertigbauen wollten, wohnten schon die ersten Fische auf der Baustelle. Sie verzogen sich erst, als die Taucher begannen, die Plattformen zusammenzuschrauben. «Nach eineinhalb Jahren ist die Artenvielfalt hier nun fast gleich gross wie bei natürlichen Riffen.» Ein Märchenschloss für die Unterwasserwelt.

Dabei ist San Andrés einer der schwierigsten Orte für einen Prototypen. «Die Bedingungen sind suboptimal», sagt Kuhfuss. Das

«Den Fischen gefiel die Show, sie beobachteten uns gespannt.»

Hanna Kuhfuss Mitgründerin von «Rrreefs»

Meer hier ist mit 30 Grad und mehr viel zu warm. Den Taucheranzug trägt sie nur, um sich vor Sonnenbrand zu schützen. Es stinkt nach Abfällen und Abgas. Abflüsse aus der Stadt verunreinigen das Wasser. Doch wenn selbst hier Korallenriffe gebaut werden können, sollte es überall klappen.

Kilometerlanges Riff «El Castillo» ist ein sehr starres Konstrukt, das nur auf flachem Boden funktioniert, solange kein Sturm die Betonplattformen unterspült und in Schieflage bringt. «Rrreefs» will aber auch Riffe an Hängen bauen. «Dafür werden wir grössere Tonbauklötze mit Steinen und abgebrochenen Korallen füllen und als Fundament nutzen», sagt Kuhfuss. Abgebrochene Korallen können nicht wie Pflanzen wieder eingegraben werden. Sie brauchen das richtige Umfeld, um zu wachsen: Licht, Rotalgen, Papageifische und Seeigel zum Beispiel. Algen stellen aus Licht Stärke her, von der sich Korallen ernähren. Seeigel halten Schädlinge in Schach. Fische wiederum räumen das Riff auf, knabbern an toten Korallen und scheiden Sand für den Boden aus. Bald will Kuhfuss die Tonbausteine mit einem Extrakt anstreichen, das Rotalgen anlockt. Daran forscht gerade eine Gruppe an der Uni Oldenburg.

Wie geht es weiter? Zurück zum 11. Oktober 2022. Kuhfuss hat ihr Riff bei einem Tauchgang auf Sturmschäden untersucht. Es steht nun schräg, weil der Sand unter dem Betonboden weggeschwemmt wurde. «Zum Glück haben die Bausteine gehalten.» Dank der versteinerten Algen, Röhrenwürmer und Schwämme ist das Riff so verbacken, dass «El Castillo» nur vereinzelte Risse hat.

«Beim nächsten Mal werden wir vieles anders machen», sagt Kuhfuss. Sie will keinen Beton oder Stahl mehr verwenden. Deren Herstellung verursacht zu viel CO2Emissionen. Deshalb zählt die Baubranche auch zu den grössten Klimasündern. Ausserdem sollen die Tonbausteine vor Ort in industriellen Mengen produziert werden. Kuhfuss träumt von kilometerlangen tönernen Riffen vor Küstenstädten wie dem kolumbianischen Cartagena. Immerhin geben Staaten weltweit Milliarden für den Küstenschutz aus.

«All unsere Bemühungen sind jedoch umsonst, wenn wir die Klimaerwärmung nicht in den Griff bekommen», sagt Kuhfuss. Korallen könnten sich nicht schnell genug an die Temperaturen anpassen. Sie bleichen aus, bis sie wie Skelette aussehen und dann von Bakterien zu Schleim zerfressen werden, bis sie einstürzen. «Rrreefs» verschafft den Korallen nur etwas Zeit. MM

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