3 minute read

5.2 Die Kunst der Reihung

Die reine Wiederholung von Elementen in einem geregelten System ermöglicht eine einheitliche städtische Setzung, welche durch die spezifischen Reaktionen auf ihre Umgebung zusätzlich zu vielfältigen Situationen städtischer Räume beiträgt. Wie auch im Städtebau eine gewisse Regelhaftigkeit vorzufinden ist, so sollte diese auch in der Konstruktion und im Ausdruck der Gebäude wiedergegeben werden.

Abb. 39. Perspektive der zentralen Mittelachse

Um diese im Projekt zu definieren, wird in der Gestaltung der einzelnen Gebäude auf die Repetition und spezifische Ordnung der einzelnen Elemente geachtet, um so das Gesamtbild des Gurzelen-Areals zu prägen. Für die Gestaltung der Fassaden spielen, neben dem Bezug zur Stadt, auch die jeweilige Orientierung und die damit zusammenhängenden energetischen Einflüsse eine wichtige Rolle. Somit reagieren die wiederkehrenden Bestandteile der Konstruktion, welche das einheitliche Bild fördern, auf die Ausrichtung der Gebäude und werden entsprechend umgewandelt. Die entstehenden Differenzierungen der einzelnen Elemente stehen in ihrem ästhetischen Ausdruck noch immer in einem engen Zusammenhang. Sie erlauben es, durch die Wiederholung im einheitlichen System, die Gebäude vielfältig erscheinen zu lassen.

Wie sich die jeweiligen Typologien voneinander unterscheiden, so werden diese auch in ihrer Konstruktion und Materialisierung voneinander differenziert. Dadurch ermöglichen sie es, die von ihnen gefassten Räume zusätzlich zu prägen. So zeigen sich die Zeilenbauten nach aussen als Holzbau und erzeugen so ein einheitlich materialisiertes Bild der Innenhöfe. Die Punktuellen Typologien der Zeilenstruktur und des Riegels, die sich gegen die städtischen Räume richten, werden als Massivbau ausgeführt. Der Materialunterschied zwischen den beiden Typologien erzeugt eine spannende Wechselwirkung in der Atmosphäre der von ihnen gefassten Aussenräume. Über die Strukturierung der Fassaden und die Anordnung der Fensteröffnungen wird wiederum ein Bezug zwischen den beiden Typologien geschaffen. Die einzelnen Bauten prägen so die jeweiligen Aussenräume durch ihre Gestalt und Materialität.

Abb. 41. Detailansicht des Kopfbaus

Die Zeilenbauten zeichnen sich in ihren Grundrissen durch die strikte Aneinanderreihung der Schottenstruktur aus und definieren die einheitlichen Grössen der Standard-Wohnzellen. In regelmässigen Abständen werden die Schottenwände als Paar ausgeführt und ermöglichen so eine individuelle Zuteilung und Vergrösserung der einzelnen Wohnungen. So definieren sie auch den einheitlichen Rhythmus der Fassadenordnung. Die von den Betonschotten aufgespannten Räume werden mit einem Holzbau ausgefacht und so zu einer Zeile miteinander verbunden. Es wird ein Kontrast der beiden Materialien erzeugt, der wiederum Bezug auf die Differenzierung der Gebäudetypologien im Aussenraum nimmt. Der Wechsel der Materialien hat somit einen atmosphärischen Einfluss auf die Wahrnehmung der Aussen- sowie der Innenräume.

Die im Holzbau ausgeführten Wohnungen haben einen stark gerichteten Charakter. Mit dem Ausbau und der individuellen Aufteilung der Räumlichkeiten im Innern der einzelnen Wohnungen kann, dank der flexibilität des Holzbaus, eine Vielfalt an unterschiedlichen Wohnungen erzeugt werden. Die Diversität der einzelnen Wohneinheiten wird nach Aussen durch die geordnete Fassade uniformiert. Entlang der Laubengänge wird der Übergang zwischen Innen und Aussen durch die durchgezogenen Wintergärten generiert. Dieser kann von den Bewohnern wiederum individuell ausgestaltet werden. Zum Innenhof vereinheitlicht er das Fassadenbild und bildet gleichzeitig eine privatisierende Zwischenschicht vom öffentlichen zum privaten Raum. Die Anordnung der Fenster bewegt sich innerhalb des vorgegebenen Rhythmus. Diese werden entweder flächig in die Fassadenordung eingesetzt, oder erzeugen entsprechend ihrer Ausrichtung einen auskragenden Wintergarten. Während die Zeilen durch die Anordnung der inneren Schottenwände bestimmt wird, ist dieser in den Kopfbauten in der Anordnung von raumhaltigen Strukturen wiederzuerkennen. Durch ihre Setzung von raumhaltigen Kernen im Grundriss werden unterschiedliche Grössen der Wohnräume definiert. Die Ordnung der Zeilenbauten wird mit der Fassadengestaltung, durch die Verkleidung in profilierten Betonelementen, den Fensteröffnungen und den Wintergärten nach Aussen aufgenommen.

Abb. 42. Längsschnitt durch den Zeilenbau und die Kopfbauten

Abb. 43. Ansicht des Zeilenbaus und die Kopfbauten der zentralen Mittelachse

Abb. 44. Querschnitt durch den Riegel

Abb. 45. Platzfassade des Riegels

Abb. 46. Regelgrundriss des Zeilenbaus

HSLU - Technik & Architektur | Architecture Master Thesis 2. Obergeschoss 1:50 | Gurzelen Biel | FS20 | Student Gisiger Noah

Abb. 47. Detailschnittdurch den Zeilenbau

Abb. 48. Regelgrundriss der Kopfbauten

HSLU - Technik & Architektur | Architecture Master Thesis Kopfbau Regelgeschoss 1:50 | Gurzelen Biel | FS20 | Student Gisiger Noah

HSLU - Technik & Architektur | Architecture Master Thesis Riegel 4. Obergeschoss 1:50 | Gurzelen Biel | FS20 | Student Gisiger Noah

Abb. 49. Grosszügiger Cluster-Grundriss des Riegels

This article is from: