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Buona sera a tutti
Palme und Papierschnipsel: Diodato gewann Sanremo 2020 mit "Fai rumore"
Einmal im Leben das Festival von Sanremo live erleben. Egyd Gstättner hat es versucht – und im französischen Menton ferngesehen.
TEXT EgYD gSTÄTTNEr FOTOS SHuTTErSTOCK, gSTÄTTNEr
Das Casino, eines der Wahrzeichen Sanremos
Am Bahnhof Sanremo: Pendler Egyd Gstättner
Schlafen unter Palmen, im nahen Menton Sanremo, Freunde und amici, das bedeutet: Un grande honore! Und grande emotione! Sanremo, das bedeutet die ersten Blumen des Jahres, wenn auch aus den Glashäusern Liguriens, ein allererster Hauch von Primavera im Februar, eine weiße Rose im Knopfloch von Pipo Baudo und Benvenuti a teatro Ariston! Incredibile! Grazie! Grazie! Grazie a tutti! San Remo, das bedeutet anthrazitfarbene Abendanzüge, weißes Hemd, Fliege, graue Haare, weiße Haare, molto simpatico, unendliches Geschnatter auf gläsernen Treppen in immer atemberaubenden Roben und immer atemberaubenden Frisuren in immer atemberaubenden Stilettos. Hört bloß, amici: Libertà. Verità. Felicità. Das klingt doch rein phonetisch gleich tausendmal schöner als Freiheit. Wahrheit. Glück. Wer will denn Freiheitwahrheitglück haben, wenn er Libertàveritàfelicità bekommen kann?
Einmal in meinem Leben wollte ich zur Zeit des Festivals in Sanremo sein! Nur war es völlig ausgeschlossen, in San Remo ein Hotelzimmer und Karten für das Festival della Canzone Italiana zu bekommen, noch dazu für einen Ausländer mit geringen Italienischkenntnissen und geringem Budget. Da müsste man schon il Papa Francesco oder zumindest der piccolo commendatore von Fiat oder Ferrari sein. Ganz Ligurien ist zur Zeit des Festivals ausgebucht. Oder man hat das Glück, von der RAI ausgelost zu werden. Ich habe es jahrelang probiert, jahrelang hat es nicht sollen sein, bis mir die Idee des kleinen Grenzverkehrs gekommen ist: In Menton, dem ersten französischen Ort an der Côte d'Azur zu logieren und von dort untertags nach San Remo zu pendeln. Zugegeben: Abends (RAI) fernsehen hätte ich in Tarvis auch können, aber nicht mit Hotelbalkon mit Blick auf das mediterrane Meer, die Palmen, die Orangen- und Zitronenbäume und bei klarer Luft bis Korsika. Außerdem schafft man von Tarvis aus keine Halbtagsausflüge nach Monaco oder Nizza. (Monaco eher eine Enttäuschung; Nizza/Nice, die Promenade des Anglais: Questa Grandezza, oder wie der Franzose sagt: Grande!) Nächste Woche würde in Menton das berühmte Zitronenfest mit dem großen Umzug der haushohen Zitronen- und Orangenskulpturen stattfinden, man bekäme kein Zimmer und müsste wohl nach Sanremo ausweichen. Jetzt war das Quartier kein Problem und sogar günstig.
Sanremo: Flanier- und Einkaufsmeile im Zentrum, Blick auf Hafen und Mittelmeer
Fashionable in Menton
Wir haben es gut getroffen. Das Royal Westminster ist ein schönes altes Hotel direkt an der Küste, prächtige Fassade, wie man es von Bildern kennt, vielleicht könnte man das Haus „fashionable“ nennen, gediegen, aber nicht etepetete, ideal für uns. Ein hübscher Balkon mit schmiedeeisernem Geländer, auf dem wir rauchen, üppiges, exzellentes Frühstück in einem großzügigen, hellen Frühstückssaal. Die Gäste: hauptsächlich französische Pensionisten, wie man sie aus Houellebecq-Romanen kennt, ein paar Italiener.
Auf der ebenso prächtigen wie kurzen Zugfahrt an der Côte d'Azur zurück zur italienischen Riviera fällt mir zwangsläufig jede Menge Literatur ein, in Bordighera etwa, wo bloß wenige Meter zwischen Bahnhof und Meer liegen und unter dem Vordach des Bahnhofs Obst und Gemüse verkauft werden, das legendäre Grand Hôtel Angst (nach seinem Erbauer Adolf Angst), das John von Düffel in seinem gleichnamigen Roman beschrieben hat, außerdem den weißen Turm der Villa Garnier. Die übermütigen jungen (und schon drogensüchtigen) Geschwister Klaus und Erika Mann haben 1931 (mit Papas Nobelpreisgeld reisend ...) ein Buch von der Riviera geschrieben und darin natürlich auch Sanremo verewigt, die Hôtels des Anglais, Europa, Miramare, die Via Vittorio Emanuele oder den Corso dell'Imperatrice. Für das Festival waren sie freilich zwanzig Jahre zu früh unterwegs, auch für den Lungomare Italo Calvino (dem großen literarischen Sohn Sanremos), vor allem aber konnten sie noch nicht auf die großzügig angelegten zweispurigen vom übrigen Verkehr abgesonderten Fahrradstraßen hinweisen (vorbildlich! z. B. für Klagenfurt!). Die Riesenkakteen, Riesenpalmen und Riesenglashaussiedlungen hätten die beiden aber erwähnen können: Man weiß ja, dass selbst der Blumenschmuck für die Literaturnobelpreiszeremonie in Stockholm aus Sanremo kommt!).
Sanremo ist schon insofern ein sensationeller Ort, als sein Bahnhof mitten im Berg liegt, mitten im Tunnel, vom Bahnsteig führt ein normal verlaufender Tunnel mit einem knappen Kilometer Rolltrottoir aus dem Berg in die Außenwelt hinaus. Wo ist das Teatro Ariston? A destra, a sinistra, behind this building! Man sucht es nicht, man findet es. Das ganze Viertel rundherum ist jetzt in der Festivalwoche Hochsicherheitsgebiet. C vergräbt ihr Schweizermesser klugerweise im Blumenbeet einer Verkehrsinsel neben einem Vergissmeinnicht, wir werden perlustriert und hineingelassen. Auf der Piazza C. Colombo das Public Viewing, eine Riesenbühne, die sogenannte Nutella-Stage (unnachahmlich, wie die Italiener das Wort stage aussprechen!), daneben ein Transparent: La vita è bella – Nutella. Roberto Benigni, Hauptdarsteller des gleichnamigen, aber doch ganz anders gemeinten Films, ist übrigens (wie jede Menge italienische AdabeiProminenz) auch da und wird abends gemeinsam mit einer Musikkapelle über den Red Carpet, der von der Stage durch die enge Via Giacomo Matteotti zum Ariston leitet, schreiten, an beiden Seiten von enthusiasmierten Schaulustigen gesäumt. Von außen ist das Ariston von seiner Aufschrift an der Fassade abgesehen ganz unscheinbar, es schaut weniger wie ein Theater als wie ein Fünfzigerjahre-Kino aus, wüsste man es nicht längst, würde man da drinnen keine so gigantische Arena vermuten. Auch jetzt schon drängen sich viele Schaulustige hinter den Absperrungen. Davor ein Conferencier von RAI mit Mikro, der den roten Teppich testet und die Leute unterhält. Wie man in anderen Altstädten Messingdenkmäler von Dichtern, Denkern, Komponisten findet, steht hier zu Messing erstarrt der legendäre Moderator Mike Buongiorno auf der Straße, Bipo Baudo und Claudio Bagnioli werden wohl auch noch ihre Monumente bekommen. Diesmal heißt der Moderator aber erstmals Amadeus (hat mit unserem Amadéus aber nichts zu tun, weder mit Mozart, noch mit Falco.)
Ronaldo soll diesmal kommen! Was für eine Aufregung! Der Ronaldo? Ja! Der! Ronaldo, sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund. (Wüsste die Menge erst, dass ich komme! Aber ich bin ja völlig incognito hier!) Ronaldo wird aber kein Wort sprechen, sondern nur seiner Lebensgefährtin Giorgina Rodriguez beim Co-Moderieren zuschauen. Sie darf ein paar Beiträge ansagen („dirige l'orchestra il maestro…“ und „canta: ... Irene Grandi!“ und besteht – sagt C – praktisch nur aus Bällen). Weil Festival und Karneval zusammenfallen, sieht man in der Masse der Flaneure immer wieder auch Verkleidete, ein römischer Legionär mit Schwert und Lorbeerkranz, ein Mönch in seiner Kutte, auch Clowns. Wir decken uns mit Souvenirs, Postkarten, Info-Material ein, flanieren zum Meer hinunter, trinken Cappuccino und studieren OGGI, Numero da Collezione, Edizione speciale 124 Pagine con le Foto storice, in der Amadeus die Sieger und Berühmtheiten der 70-jährigen Geschichte präsentiert, die junge Alice, Adriano Celentano, Zucchero (ohne Hut!!) Eros Ramazzotti, Fiorella Mannoia, Mia Martini, Lucio Dalla und, und, und. (Viele große Stars des Italo-Pops haben übrigens nie gewonnen, obwohl sie oft und oft nach Sanremo gekommen sind, Vasco Rossi etwa, Giusy Ferreri, Loredana Berté und vor allem la divina Gianna Nannini, die das Festival auch heuer wieder beehrt und einfach außer Konkurrenz singt. So macht man das!)
Blinder Passagier
Am späten Nachmittag trübt es sich ein, Wind kommt auf, und wir müssen zurück nach Menton. Der Grenzort heißt in Italien Ventimiglia, in Frankreich Vintimille: Klaus & Erika Mann behaupten, in Ventimiglia hat man immer Aufenthalt, mit keinem anderen Städtenamen verbinde man eine solche Vorstellung von
Bahnhof, Grenze, Umsteigen, Pass und Gepäckkontrolle – Rien à déclarer?“ Und es stimmt: Wir steigen aus dem Trenitalia in den TER (Train Express Regional) Provence-Alps-Côte d'Azur um, der dort eine halbe Stunde wartet, und setzen uns allein in ein Abteil. Nach zwanzig Minuten kommt tatsächlich schwer bewaffnete Polizei (formez vous bataillons! – sodass wir ein bisschen Angst bekommen), aber wir müssen weder Pässe noch Zollgut vorweisen, sondern aufstehen und Platz machen. Zwei Polizisten klopfen den ganzen Waggon ab, auch die Bank, auf der wir gesessen sind, greifen hinunter und fischen zu unserem großen Erstaunen einen jungen Schwarzafrikaner mit Rastazöpfen und Rucksack heraus, auf dem wir also zwanzig Minuten gesessen sind, ohne eine Ahnung gehabt zu haben. "Allez! Allez!", ruft ein Polizist und eskortiert den Flüchtling aus dem Zug.
Untertags bieten sich während der Sanremo-Woche Ausflüge nach Monaco und Nizza an, das sind Katzensprünge mit dem Zug – aber andere Essays, andere Geschichten zwischen Alpen und Meer: Diese ist auch nicht die letzte Nummer dieses Magazins. Jetzt aber wird es ernst, der Abend ist gekommen, das Hotelzimmer festlich erleuchtet, der Mentoner Flatscreen eingeschaltet, und draußen rauscht das schwarze Mittelmeer.
Es gibt tausend verschiedene Arten, „Buona sera“ zu sagen. „Buona sera a tutti!“ - „Buona sera Sanremo!“ Oder: „Festival!“ „Doppo Festival“ oder „Nostalgiiia“. „Applauso“. „L`amooore“ und „maaare“ und „viiita“. Unentwegt (nur unterbrochen von: Pubblicità) kommen zwischen Blumenbouquets wunderschöne Frauen die gläserne Showtreppe auf die Showbühne heruntergestöckelt oder getänzelt, und nachdem sie artig strahlend Buona sera a tutti! Buona sera Sanremo! gesagt haben, sagt der Conferencier reflexartig: Bellissima! Drei-, viermal muss sich so ein Moderator an einem Abend mindestens umziehen, und alle Sakkos, die er trägt, müssen unbedingt glitzern! Und auf wie viele Arten eine Frau in einem geschlitzten Glitzerabendkleid ein Frauenbein über das andere schlagen kann, unschuldig, naiv, lasziv ... faszinierend! Prima volta? – Prima volta! – Elegantissima! – Grazie!
Es wird viel und lange gequasselt zwischen den Beiträgen, viel geworben, viel auch außer Konkurrenz gesungen, der Abend zieht sich, gegen Mitternacht waren erst sieben von 23 Kandidaten aufgetreten, wir notieren einmal vorsorglich unsere Favoriten. Allen voran: Francesco Gabbani (er kann genauso lieb und verschlagen lächeln wie Fernandel) canta „Viceversa“. Achille Lauro canta „Me ne frego“ (gewagt, gewonnen, jedenfalls bei uns!), Irene Grandi canta „Finalmente io“, Le Vibrazioni cantano „Dov'è“, last but not least die wirklich eindrucksvolle, bereits ein wenig betagte Rita Pavone mit „Niente“ (Philosopher's cut). Draußen rauscht noch immer das Mittelmeer, wir schlummern ein, und wer beim Festival della Canzone Italiana di Sanremo letztendlich gewonnen hat, davon haben wir nicht zu träumen gewagt. Aber es ist auch egal.
Die italienischen Canzoni sind dem französischen Chanson näher als dem, was man bei uns unter Schlager oder Popmusik subsumiert, sie setzen nicht auf einen Refrain, sondern – nach langsamem, leisem Beginn auf dramatische Steigerung, auf feierliches Crescendo, es dauert länger, bis sie ins Ohr finden, aber einmal ins Ohr gegangen, gehen sie nicht wieder aus dem Ohr heraus, sondern dringen tiefer: tief, tief ins Innere, ins Innerste hinein ... Und so nebenbei bemerkt: Niemand in Sanremo würde auf die Idee kommen, nicht italienisch zu singen, also in italienischer Sprache. Veritàlibertàfelicità. Ist das nationalistisch? Was meint ihr, fratelli, sorelli? Es ist Kultur einer Kulturnation. Kulturnationalistisch. Je tiefer drin in einem die canzoni stecken, desto dringender spürt man auch den Wunsch: Voglio ritorno! Ritorno da Sanremo. Oder eben nach Menton.
PS: Genau einen Monat später, am 10. März, riegelte sich Italien von der Außenwelt ab. Wo wir heimgefahren waren – Genua, Milano, Brescia, Bergamo, Verona, Venezia –, gab es keine Beerdigungen mehr, nur noch Tote, die Sargtischler kamen mit dem Sargtischlern nicht nach – ein Land in seiner schwersten Stunde. Es war ein Krieg, der sich zum Weltkrieg ausweiten würde, der Weltkrieg gegen Kleinstlebewesen. Der Feind war unsichtbar, unhörbar, ungreifbar, er hatte keine Lieder, gegen seine Waffen war man wehrlos, und die Front war überall.
Alle eingesperrten Italiener, die am Leben und wohlauf waren, gingen am Sonntagabend um sechs auf ihre Balkone und sangen von Balkon zu Balkon, von Straßenseite zu Straßenseite, von Fenster zu Fenster im ganzen Land Azzurro und Fratelli d'Italia und den Sanremo-Siegertitel Fai rumore von Diodato. Einer sang auch Renascero, renascerai. I will be reborn. You will be reborn. How much everything will be over, we will come back to see the stars again. The storm that overwhelmed us, it bends us, but it will not break us. We were born to fight fate. But every time we have always won. These days will change our days, but this time we learn a little more.
We will come back to see the stars again, except we will be the stars. Renascero. Renascerai! ■
Im ewigen
Frühling
Sanremo: In der Belle Époque mondänes Seebad, und auch heute ein Traumort. Mit eleganten Grandhotels, exotischen Gärten, feinsandigen Stränden und legendärem Spielcasino.
TEXT BEATE gIACOVELLI FOTOS AgENzIA rEgIONALE IN LIgurIA, rOYAL HOTEL SANrEMO
So viele betuchte und gekrönte Häupter können nicht irren: Kaiserin Sissi, Zar Nikolaus II., Winston Churchill, die Rothschilds, Grace Kelly, Hemingway oder die Operndiva Callas – sie alle kamen nach Sanremo, der Stadt an der ligurischen Riviera dei Fiori, der Blumenküste. Gut kann man sich vorstellen, wie die High Society an der sonnenverwöhnten Riviera überwinterte. Ist ja eh noch alles da: Die breite, palmengesäumte Strandpromenade, das alte Hafenviertel, autofreie Gässchen und die salzige Meeresbrise, die sich im Frühling mit dem Duft von Bougainvillen, Gladiolen und Nelken, vor allem aber Rosen zu einem einzigartigen Elixier vermischt. Città dei fiori, Blumenstadt, nennen Sanremesi ihre Stadt stolz, die es mit Blumenzucht und dem Export von fiori zu Wohlstand gebracht hat.
Sich in den mittelalterlichen caruggi, den düsteren, teils überbauten Treppengässchen in Sanremos Altstadt „La Pigna“ zu verlieren, ist ein Muss. Ein steil ansteigendes Gassengewirr führt hinauf zum Heiligtum der Stadt, der barocken Wallfahrtskirche Madonna della Costa. Hier öffnet sich ein herrlicher Panoramablick: auf krumme Häuser, teils an Stützpfeiler gelehnt, die sich dicht wie die Schuppen einer pigna, eines Tannenzapfens, rund um den Stadthügel drängeln. Auf Sandstrände – viele für exzellente Wasserqualität ausgezeichnet –, auf die Festung Santa Tecla, 1755 von den Genuesen erbaut, oder auf den Yachthafen Portosole, der bis auf den letzten Platz belegt ist. Bevor man sich auf den Weg in die zweite „untere“ Stadt macht, sollte man sich in der rustikalen Trattoria „Il Mulattiere“ mit einem Teller dampfender "trofie al pesto genovese con patate e fagiolini", gedrehten Nudeln mit Basilikumpesto aus Genua, Kartoffeln und grünen Bohnen stärken. Dazu passt ein Gläschen strohfarbener Vermentino aus den umliegenden Weinbergen. Herrlich!
Reich & schön
Das touristische Leben trubelt in der „unteren“ Stadt, rund um das schon von außen märchenhaft schöne Casino di Sanremo mit Säulen und Türmchen. 1905 eröffnet, zog es die Reichen und Schönen, die Künstler und Playboys an und bescherte Sanremo weltweit einen Ruf als Spielerparadies.
Überall in Sanremo blüht es, auf dem breiten, palmengesäumten Corso dell´Imperatrice mit schlossartigen Grandhotels oder in den Gärten der Jugendstilvillen, von denen einige öffentlich zugängliche Parks sind. Sehenswert und zu besichtigen ist die Villa Nobel, in der Alfred Nobel – schwedischer Chemiker und Erfinder des Dynamits – von 1890 bis zu seinem Tod 1896 lebte und natürlich das Teatro Ariston, in dem jedes Jahr seit 1951 das berühmteste Schlagerfestival des Landes, „Il Festival della Canzone Italiana“, über die Bühne geht und Berühmtheiten wie Domenico Modugno mit “Nel blu dipinto di blu” (1958), besser bekannt unter dem Titel “Volare“, oder Eros Ramazotti (1986) mit „Adesso tu“ zum internationalen Durchbruch verhalf. 2020 gewann der Popsänger Diodato mit seinem Lied „Fai Rumore“ das Festival di Sanremo.
In Sanremo beginnen bereits im Februar Mimosenbäume ihre kräftig gelben Blüten zu entfalten, Kamelien leuchten in Rot, Weiß, Zartrosa. Fast das ganze Jahr über kann man im Meer baden, weil es wegen des milden Klimas – zehn Grad beträgt die winterliche Durchschnittstemperatur – nur drei Jahreszeiten gibt. Addio Winter, willkommen ewiger Frühling! ■
Royal Hotel Sanremo: Reiseziel der Reichen und Schönen Der gute Geschmack Liguriens aus dem bergigen Hinterland
Sanremo, auch San Remo. Region: Ligurien. Provinz: Imperia. Einwohner: 55.000. Liegt an der Riviera di Ponente, die sich von der französischen Grenze bis Genua erstreckt. Der westliche Küstenabschnitt von Ventimiglia bis Cervo wird Blumenriviera, der östliche von Marina di Andora bis Genua Palmenriviera genannt. Klima & Reisezeit
Die Hügel des Monte Bignone (1299 m) schützen Sanremo vor kaltem Wind. Durchschnittstemperatur im Winter: 10 Grad, im Sommer 23 Grad. 300 Sonnentage pro Jahr. Beste Reisezeit: Frühling bis Herbst. Juli, August: an Wochenenden überlaufen. Schlafen
royal Hotel. 5-Sterne-Hotel am Meer, inmitten eines Parks. Sehr gediegen. Privatstrand, herrlicher Außenpool, 1948 von Architekt Giò Ponti entworfen. Tolles Restaurant. Tennis, Minigolf, Fitnessraum. DZ ab 314 €. Am palmengesäumten Corso Imperatrice 80, 18038 Sanremo, T (+39 0184) 5391, www.royalhotelsanremo.com grand Hotel Londra. Erstes Grand Hotel in Sanremo, 1861 eröffnet. Giuseppe Garibaldi, Charles Dickens oder Franz Liszt betteten ihre Häupter hier. Elegante Zimmer, luxuriöse Suiten, teils mit Meerblick. Schöner Außenpool. DZ ab 260 €. Corso Matuzia 2, 18038 Sanremo, T (+39 0184) 65 511, www.londrahotelsanremo.it Hotel Eletto. Charmantes ***Hotel in hübschem Stadtpalazzo, wenige Schritte vom Spielcasino. Nette, schlicht möblierte Zimmer, Parkplatz. DZ ab 145 €. Auf der Einkaufsmeile Corso Matteotti 44, 18038 Sanremo (IM), T (+39 0184) 531548, www.elettohotel.it
Tourist info
IAT Sanremo, Corso Garibaldi, T (+39 0184) 58 05 00, www.rivieradeifiori.info Nützliche Infos auch auf Deutsch: www.sanremoguide.it
Essen & Trinken
ristorante Tortuga. Historisches Ristorante im Hafenviertel mit hervorragender ligurischer Küche. Hausgemachte Desserts, tolle Weinkarte. Via Nino Bixio 93/A, 18038 Sanremo, T (+39 0184) 84 03 07 Ittiturismo M/B Patrizia. Köstlichkeiten aus dem Meer, etwa vermicelli al profumo di limone, cozze e patate, Spaghetti mit Zitrone, Miesmuscheln und Kartoffeln. Corso Trento Trieste 21, 18038 Sanremo, T (+39 0184) 18 99 05, www.ittiturismo.net Paolo e Barbara. Eine der besten Adressen, berühmt für exzellente Fischgerichte. Gemüse baut Chef Paolo Masieri selbst an. Top-Weine, gehobene Preise. Via Roma 47, 18038 Sanremo, T (+39 0184) 53 16 53, www.paolobarbara.it Ipazia Cibi e libri. Mix aus Trattoria und Buchhandlung. Man schmökert in Büchern und kann Chef Marco Cassini beim Zubereiten ligurischer Spezialitäten wie brandacujun, Stockfisch mit Kartoffel, oder orata al forno con carciofi, Seebrasse mit Artischocken, zuschauen. Via Francesco Corradi 64, 18038 Sanremo, T (+39 340) 15 59 205 (mobil) Spaghetteria Il Mulattiere. Rustikale Trattoria in der Altstadt “La Pigna“ mit ligurischer Hausmannskost: zuppa di pesce, Fischsuppe, spaghetti ai frutti di mare oder crostini all'acciughe, getoastetes Brot mit Anchovis. Preiswert und nett. Via Palma 11, T (+39 0184) 50 26 62 Anschauen
Chiesa San Basilio. Russisch-orthodoxe Zwiebelturmkirche, 1907 erbaut, erinnert an die vielen Russen, die hier überwinterten.
Santuario della Madonna della Costa.
Wallfahrtskirche mit kunstvollen Kuppelfresken. Villa zirio. In der Prachtvilla (19. Jh.) erhielt der schwer kranke Friedrich Wilhelm 1888 die Nachricht seiner Ernennung zum Kaiser. Museo civico archeologico. Städtisches Museum mit Gemäldesammlung und Archäologie. Cattedrale di San Siro. Ältestes Gotteshaus, im 12. Jh. auf den Überresten einer frühchristlichen Kirche errichtet. Sehenswert: das schwarze Kruzifix – Beschützer der Seeleute - über dem Hauptaltar.
Veranstaltungen
Carnevale dei fiori: großes Blumenfest – Umzug mit blumengeschmückten Wagen. Voraussichtlich März 2021. Festival di Sanremo: voraussichtlich vom 2. - 6. März 2021. Battaglia dei fiori: Blumenschlacht. Eines der schönsten Feste an der Blumenriviera im 20 km weit entfernten Ventimiglia. Voraussichtlich Mitte Juni.
BUCHTIPPS
Ligurien. Italienische Riviera – Genua – Cinque Terre. Aktualisierte Neuauflage. Michael Müller Verlag, 405 Seiten (70 davon über die Blumenriviera), inklusive Faltkarte und 9 GPS Wanderungen, 19,90 €.
Vis-à-Vis reiseführer Ligurien, Italienische riviera, Cinque
Terre. Dorling Kindersley Reiseführer, 232 Seiten, 600 Farbfotos, 3D-Zeichnungen und MiniKochbuch, 19,99 €.