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Buon Appetito

Unsere kulinarische Alpe-Adria-Rundreise: Diesmal testeten wir einen Laibacher Ess-Kultur-Klassiker, Restaurants in Venedig und Poreč sowie ein gemütliches Hüttenrestaurant in Bad Kleinkirchheim.

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Schnappschüsse vom Pen Klub: Alte Villa, neue Ambiance, engagierter Koch und köstliches Essen

SloWENiEN Laibacher Comeback

Was für ein wunderbarer Ort. Eine prächtige historische Villa im Zentrum von Laibach, unweit der Oper. Hier – am Sitz des slowenischen Schriftstellerverbandes – residierte im 1. Stock von 1967 bis 2019 eines der legendärsten Lokale der slowenischen Metropole, der Pen Klub. Allerdings hatte der Schriftstellerverband das Haus nicht optimal gepflegt, was zu wütenden Kommentaren von Intellektuellen Anlass gab (auf „Portal Plus“ war wörtlich von einem „selbstgefälligen, inkompetenten Haufen Narren, die sich in einer Villa im Millionenwert den A. wärmen“ die Rede). Aber jetzt, zwei Jahre nach dem Aus des von der Familie Miklič geführten Lokales, feiert der bei der slowenischen Intelligenzia so beliebte Pen Klub sein Comeback. Die Kaval-Group, die in Ljubljana 16 Lokale betreibt (u. a. auch das 4-haubige Strelec in der Burg), hat das Restaurant perfekt renoviert und modernisiert und mit Mojmir Šiftar einen Küchenchef, der bei einem der besten Hauptstadtköche, bei Janez Bratovž vom JB, gelernt hat. Šiftar hat die Karte zweigeteilt – in traditionelle, etwas „erleichterte“ Pen-Klub-Gerichte, und in neu interpretierte slowenische Küche. So ist das mit Gin verfeinerte Garnelentatar mit frischen Kumquats herrlich leicht, die traditionelle Bohnensuppe etwas rustikaler, sie holt sich spannende Zusatzaromen aus tiefgrünem Majoranöl. Der Hit im alten Pen Klub war die flambierte Entenleber – die ist nach wie vor großartig zart und von Zwetschkenmarmelade begleitet. Am Steinbuttfilet sorgen neben gschmackiger Buttersauce Grammerl für interessante Akzente. Sehr bunt zum Abschluss die Kürbis Panna Cotta mit Walnusscrumble, nur das Eis schmeckt hier (wie bei Kürbis meistens) etwas sehr neutral. Das Weinangebot ist groß, etwa 150 Etiketten, hauptsächlich natürlich das Beste aus Slowenien. Noch etwas zulegen dürfte für uns der Service, der wirkt etwas kühl und nicht so engagiert wie das Küchenteam.

Pen klub, 1000 Ljubljana, Vrt ob hiši Tomšičeva 12, Sonntag zu. Preise: Menüs 52 - 85 €, à la carte: Vorspeisen ab 14, Hauptspeisen 19 - 36€. Weinbegleitung ab 28 €, Flasche Wein ab 25 . küche: ***** Getränke: ***** Ambiente: ****(*)

Venetien

Venedig, etwas abseits

Google Maps muss sich ein wenig plagen, dieses nette Lokal zwischen Campo Manin und Calle Fuseri zu finden – wir landen erst mal an der Hintertüre. Aber die Suche lohnt sich: Im ruhigen Innenhof kann man den touristischen Wirbel rundum getrost vergessen, im Inneren ist das Lokal in seiner dunklen Möblage eher für den Abend zu empfehlen. Und die Küche? Kleine Karte, große Wirkung. Die Suppe mit Gemüse und Getreide und einem Crostino ist deftig-kräftig (und Veganer-geeignet), die zart geräucherte Makrele wunderbar zart und saftig, dazu gibt’s Apfelgelee, Wakame-Algen (schmecken besser als sie klingen) und schön salzigen Lachskaviar. Richtig gut und spannend der Baccala (Stockfisch) in suppigem Lemongrass-Kokos-Fond. Umso kräftiger die tiefdunkle Sauce zum Stinco di Agnello, zur Lammstelze (perfekt zart, das Fleisch fällt fast von selbst vom Knochen) auf Stampfkartoffel. Etwas konsistenter die köstliche Panna Cotta mit Baiser und Trockenfrüchten. Glasweise kann man hier unter einigen interessanten Weinen wählen, preislich ist es für Venedig und die gebotene Qualität sehr okay.

Ai Mercanti. 30124 Venezia, Corte Coppo 4346/a, T (+39 041) 523 8269, aimercanti.it, So und Mo zu. Preise: Suppe ab 12, Antipasto & Pasta ab 12, Secondi 21 - 23 €, Desserts 9 €, Glas Wein ab 4 € küche: ****(*) keller: **** Ambiente: ****

kroatien

Die Nr. 1 von Poreč

Istrien ist ja – dank Trüffel & Co. – beliebtes Herbst-Winter-Ziel. Und da wollen gar nicht so wenige Feinschmecker auch die Adria genießen. Poreč bietet sich an: Gute Infrastruktur, bei Sonne ist der Spaziergang am Meer obligatorisch. Gut essen kann man vielerorts – und das Spinnaker hat sich zur Nr.1Adresse gemausert. Es gehört zum ValamarKonzern, der Istrien mit Top-Betrieben überzieht. Das elegante Lokal hat vom Gastgarten aus Adriablick und ist top in PreisLeistung. So ein Fünfgangmenü um 55 €, alle Achtung, und die Weinbegleitung ist mit 24 € fair kalkuliert. Das Menü startet mit grob gehacktem Seebarschtatar im Taco, mit Frischkäse und Gemüse – klar, reduziert. Ähnlich reduziert der confierte Branzino im Zucchiniring – die einfache Kombination schmeckt großartig. Gut gewürzt, aber weniger aufregend, die Pilzrahmsuppe mit Blätterteigstrudelchen. Gang Nr. 4 ist ein eher rustikales Scampirisotto mit Käsecrumbles. Schön saftig der Hauptgang, Adlerfisch (Ombrina) mit Gemüse und feiner Kartoffelcreme. Drei Rufzeichen haben wir zum Birnensorbetto (so fruchtig!) mit dekonstruiertem Schokobrownie notiert. Ein Genuss. Das Degustationsmenü gibt’s auch in vegetarisch. Extralob für den sehr engagierten Service.

Spinnaker. 52440 Poreč, Obala Maršala Tita 15, T (+385 52) 400 804, kein Ruhetag. Preise: Menüs ca. 55 € (5-Gang) bis 79 € (7-Gang), Vorspeisen ab 10,50 €, Hauptspeisen ab ca. 20 €, Glas Wein ab 4 €, Weinbegleitung ab 24 € (5-gängig) Essen: ***** trinken: ***** Ambiente: *****

kärnten

Hüttenatmosphäre in BKK

Die Einkehr ist ein urgemütliches Lokal in Bad Kleinkirchheim (BKK) mit Hüttenatmosphäre – und viel kulinarisch-vinophilem Engagement. Mit David Regenfelder ist ein Küchenchef am Werk, der anderswo (z. B. im Weissenseerhof) aufgezeigt hat, was er kann. Die Einkehr-Karte ist umfangreich, es gibt auch Abteilungen mit Steaks und Pizzen. Wir starteten mit Kürbisschaumsuppe, die sich aber als Cremesuppe entpuppte. Geschmacklich gut, der Ingwer etwas „laut“. Schön und bunt und gut mariniert der gemischte Salat. Fürs Auge ebenfalls sehr schön der Tafelspitz (im Reindl in Suppe) mit Kartoffeln in der Schale (nicht Röstkartoffeln, wie angekündigt), SchnittlauchSauce und Apfelkren. Gut, aber das Fleisch dürfte etwas zarter sein. Top zart dagegen die Filetscheiben vom Kärntner Rind mit Hadnstrudel – leider war das köstliche Fleisch vom Grillgemüse komplett zugedeckt. Bitte fürs nächste Mal: nebeneinander anrichten. Und bei den Edelteilen vom Gansl überzeugte leider nur ein Teil von dreien – das war vorbildlich zart, das zweite halbzart, das dritte gar nicht zart. Sehr gut: die kräftig einreduzierte Soße und die Rotkrautknöderl. Der Kaiserschmarren wird auf Wunsch flambiert, er könnte aber innen flaumiger und außen knuspriger sein. Netter Service, große Weinauswahl, faire Preise.

trattlers Einkehr. 9546 Bad Kleinkirchheim, Teichstr. 7, T (+43 4240) 8114, www.trattlerhof.at. Preise: Suppe ab 4,20 €, Vorspeise ab 10,90 €, Hauptspeisen 11,20 - 39 €, Desserts ab 4,90 €, Glas Wein ab 4,70 € küche: ***(*) keller: **** Ambiente: ***(*)

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