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SUSANNE PROMMEGGER
DIAGNOSE BRUSTKREBS
„Ich kämpfe jeden Tag“
„Ich doch nicht!“ Das dachte auch die berufstätige Mutter und Sportlerin Susanne Prommegger, als ihr die kleine Tochter unter der Dusche sagte, dass „ihr Busen komisch aussieht“.
Interview & Text: Uschi Pöttler-Fellner Foto: Maisblau/Hofmarcher
Und plötzlich ist alles anders. Susanne Prommegger, 36, ist berufstätige Mutter von zwei Kindern, zart, sportlich, ein fröhlicher Typ, verheiratet mit dem Spitzensportler Andreas Prommegger (dreifacher Gesamtweltcupsieger und
Doppelweltmeister im Snowboarden).
Exakt am 1. Oktober vor einem Jahr erhielt sie die Diagnose, die ihr Leben – und das ihrer Familie – in den vergangenen zwölf
Monaten auf den Kopf stellte: Brustkrebs.
Im Interview spricht sie über Tiefen und
Phasen der Dankbarkeit. Und warum ihre
Familie der Motor ist, der sie niemals aufgeben lässt.
OBERÖSTERREICHERIN: Susanne, wie hast du entdeckt, dass irgendetwas nicht stimmt mit deinem Körper?
Susanne Prommegger: Eigentlich hat mir meine kleine Tochter das Leben gerettet. Sie hat unter der Dusche zu mir gesagt: „Du, Mama, irgendwie schaut das da komisch aus.“ Sie meinte meine Brustwarze, die eingezogen war. Ich dachte, das wäre die Folge des Tragens eines Sport-BHs, und habe ihr das auch so erklärt. Ich habe das anfangs eher ignoriert, als sie mich dann aber immer wieder darauf angesprochen hat, bin ich zum Arzt gegangen. Ich hätte nie damit gerechnet, einen Tumor in der Brust zu haben, zumal ich auch einen
MEINE KINDER WAREN IMMER MEIN ANTRIEB.
Susanne Prommegger
kleinen Busen habe. Brustkrebs war nie ein Thema für mich, übrigens auch nicht in meiner Familie.
Was war dein erster Gedanke, als du diese Diagnose erhalten hast?
Ich sah es schon in den Augen der Oberärztin, als mein Mann und ich den Raum betraten. Sie sagte dann, dass es ihr furchtbar leid tue und ich einen sehr schnell wachsenden, aggressiven bösartigen Brustkrebs hätte – mein erster Gedanke dabei war: Du stirbst jetzt. Dann wurde sofort klar formuliert, dass die Chemotherapie unumgänglich ist und man so schnell wie möglich starten muss. Davor muss man natürlich auch noch schauen, ob und wo man Metastasen hat, und so beginnt dieser Ärztemarathon über einen gewissen Zeitraum, bis man weiß, was der genaue Standpunkt ist, dann startet man. Bei mir hat man ziemlich schnell begonnen, circa zwei Wochen nach dem Befund bekam ich meinen Portkatheter und die erste von insgesamt 16 Chemos. Dann hatte ich noch 25 Bestrahlungen.
Du hast auf deinen ausdrücklichen Wunsch in der Folge auch eine beidseitige Mastektomie durchführen lassen?
Genau, eine beidseitige komplette Mastektomie. Für mich war nach der Diagnose einfach sofort klar, dass ich mir beide Brüste wegnehmen lassen werde. Die Krebsbrust wurde dabei komplett abgenommen und ein Expander eingesetzt, der mittlerweile auch schon einige Male befüllt wurde. Die gesunde linke Seite wurde komplett ausgeschabt und mit einem Implantat aufgefüllt. Das Ergebnis ist jetzt sogar fast schöner als vorher (lacht). Es ist ja wirklich so: Wenn man im Negativen die positiven Dinge sucht, dann findet man sie auch.
Was war für dich in diesen harten Monaten die Motivation, durchzuhalten?
Ganz klar: meine Kinder und mein Mann. Mir ging es oft sehr schlecht nach der Chemo, sodass ich alleine gar nichts machen konnte. Wirklich nichts. Mein
Mann musste mich komplett pflegen. Aber langsam konnte ich dann wieder Energie schöpfen und bin aufgestanden. Natürlich war jeder Meter anstrengend, aber meine Kinder waren immer mein Antrieb und jede freie Minute, die ich mit Energie hatte, habe ich versucht, mit Sport zu füllen. Das habe ich vorher gemacht, währenddessen und mache ich auch jetzt. Im Winter bin ich zum Beispiel nach der Chemo noch eine Skitour auf eine Bergspitze gegangen, irgendwie ging es immer, langsam und mit Pausen. Aber ich hab es gemacht.
Den schlimmsten Part hast du jetzt hinter dir?
Ja, den schlimmsten und den lehrreichsten. Aber es ist nicht so, dass ich mir denke, jetzt ist es überstanden. Ich denke auf jeden Fall positiv, aber die dunklen Gedanken sind auch da. Solche Gedanken verfolgen einen täglich.
Gehst du mit dem Gefühl in die Zukunft, dass es nicht mehr schlimmer werden kann?
In meinem Leben kann – außer es würde meine Familie betreffen – nie mehr etwas Schlimmeres kommen als dieser vergangene Weg. Was ich sehr schätze, ist, dass ich ein wahnsinnig gutes Umfeld habe. Ich habe einen Mann, der immer für mich da war, ich habe Schwiegereltern, die im Haus waren und rund um die Uhr auf die Kinder geschaut haben. Auch meine Mutter ist ständig da gewesen, trotz Corona, das war ja auch eine sehr schwierige Zeit. Ich hatte die Möglichkeit, alle Ärzte zu konsultieren, zu denen ich wollte. Ich konnte so vieles probieren und denke mir oft, viele andere haben nicht so ein beschütztes Umfeld. Ich weiß das wirklich sehr zu schätzen und bin meinem Mann unendlich dankbar. Ohne ihn hätte ich das nicht in der Form überstanden.
Wie sind deine Kinder mit der Situation umgegangen?
Für meine Tochter war es sehr schlimm. Sie war zum Zeitpunkt meiner Diagnose gerade neun und wir haben nie versucht, etwas vor ihr zu verbergen. Als wir vom Arzt gekommen sind, habe ich ihr also gesagt, was los ist, und sie hat mich gefragt, ob ich sterben müsse. Ich habe gesagt: „Laura, das weiß ich nicht, aber ich kann dir versprechen, dass ich kämpfe, jeden Tag.“ Wir sind mit ihr dann auch zum Psychologen gegangen, weil man in so einer Situation einfach Unterstützung braucht. Für meinen kleinen Sohn war es mehr die optische Veränderung, die ihm zu schaffen machte. Man verändert sich ja äußerlich, wird blass, übergibt sich, hat Schmerzen, lacht nicht mehr. Das sind diese Begleiterscheinungen, da kann man seiner Familie auch nichts vorspielen.
Hast du aus diesem ganzen Prozess auch etwas gelernt?
Ja, ganz viel. Ich reflektiere jeden Tag, das habe ich vorher nie gemacht. Ich bin viel dankbarer für alles, und das lehre ich jetzt auch meine Kinder. Ohne diese Erfahrung hätte ich das wahrscheinlich nicht so intensiv an sie weitergegeben. Wir sagen jetzt jeden Tag drei Sätze, wofür wir dankbar sind. Was ich auch merke, ist, dass ich definitiv stärker geworden bin. Ich spüre mich viel mehr und weiß genau, was ich will und was ich nicht mehr will. Und was ich nicht will, von dem halte ich mich fern. Vor allem der Mut, „Nein“ zu gewissen Dingen zu sagen, hat mir vorher einfach gefehlt. Es sind so viele Dinge, die ich durch diese Zeit gelernt habe, die kann ich jetzt gar nicht alle aufzählen.
Hast du dich jemals gefragt: „Warum ich?“
Nein. Weil ich weiß, dass das jetzt einfach meine Aufgabe ist und ich sie anpacken werde. Ich nehme es so hin, wie es ist.
EINE VON ACHT
Die Gunskirchnerin Martina Racz (42) ist eine von acht: Vor zwei Jahren erhielt sie überraschend die Diagnose Brustkrebs. Über diesen Schock und die herausfordernde Zeit hat sie nun ein Buch geschrieben.
Text: Linnéa Harringer Fotos: pressthebutton.net, Verlag am Rande
Mit Ende 30 hatte Martina Racz scheinbar alles, was man im Leben braucht: zwei großartige Kinder (heute 8 und 11 Jahre), einen liebevollen Ehemann, ein altes Häuschen, zwei
Katzen und einen tollen Job. Die unvorhergesehene Diagnose Brustkrebs, mit der jede achte Frau in Österreich im Laufe ihres
Lebens konfrontiert wird, katapultierte sie aus allem, was bisher ihr Leben war. Mühsam kämpfte sie sich durch die Herausforderungen, um am Ende zu erkennen: Ohne
Gesundheit ist alles nichts. Ohne Liebe sowieso nicht.
OBERÖSTERREICHERIN: Frau Racz, im Juli 2019 erhielten Sie die Diagnose Brustkrebs. Wie sind Sie draufgekommen und wie ist es nach der ersten Diagnose weitergegangen?
Martina Racz: Eines Tages merkte ich ein leichtes Ziehen in der Brust. Es kam, blieb ein paar Tage und verschwand wieder. Leider bin ich nicht sofort zum Arzt gegangen. Erst nach einiger Zeit fragte ich dann meine Hausärztin, woran das liegen könnte – aber auch eher beiläufig bei einer anderen Untersuchung. Ernsthaft Sorgen machte ich mir damals nicht, ich dachte, dass es hormonelle Schwankungen seien. Die Ärztin überwies mich zum Glück zu einem Radiologen, um eine Sonografie der Brust zu machen. Dort wurde der Tumor entdeckt. Nach der Erstdiagnose durchlief ich einen Marathon an Untersuchungen. Zwei Wochen nach der Diagnose ging dann auch schon die erste Chemotherapie los. Die zwei Wochen zwischen Diagnose und erster Chemo waren für mich die schlimmste Zeit. Ich stand völlig unter Schock und hatte wirklich Todesangst. Ich habe zwei kleine Kinder und hatte Angst, sie nicht auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden begleiten zu können. Als die erste Chemotherapie startete, ging es mir etwas besser, weil ich das Gefühl hatte, aktiv etwas dagegen tun zu können.
Was hat Ihnen geholfen, diese herausfordernde Zeit durchzustehen?
In erster Linie meine Kinder. Wenn man zwei kleine Kinder zu Hause hat, die jeden Tag in die Schule müssen und eine Jause brauchen, bleibt nicht viel Raum, um sich in die Vorstellung, dass das schiefgehen könnte, reinfallen zu lassen. Auch der Austausch mit anderen Betroffenen hat mir sehr geholfen. Dadurch habe ich gesehen, dass ich nicht die Erste bin, die diesen Weg gehen muss und auch nicht die Letzte sein werde. Ich habe über die sozialen Medien eine große Community an Betroffenen gefunden.
Anfangs haben Sie ihre Erfahrungen für sich selbst und ihre Kinder niedergeschrieben, erst später entstand die Idee, daraus ein Buch zu machen. Hat Ihnen das Schreiben auch geholfen, diese Erfahrungen besser zu verarbeiten?
Ja, das war ganz sicher Therapie für mich. Ich wollte das, was in dieser Zeit passiert ist, nicht vergessen. Deshalb habe ich es niedergeschrieben, um meinen Kopf frei zu bekommen. Wenn ich mich an etwas erinnern möchte, kann ich es jederzeit wieder rausholen und nachlesen. Ich habe davor nie für mich selbst geschrieben, der Tipp kam von meiner Psychologin und hat mir wirklich sehr geholfen.
BUCHTIPP
„Eine von acht – Mein Leben mit Brustkrebs“ Martina Racz, Verlag am Rande, ISBN 978-3-903190-42-9, € 22
Sie haben 16 Chemotherapien hinter sich und im Februar 2020 mussten beide Brüste entfernt werden. War das von Anfang an geplant oder wurde versucht, diese Operation durch die Chemo zu vermeiden?
Nein, vermeiden kann man die Operation nicht. Es wäre geplant gewesen, nur das Tumorareal zu entfernen, das war mir aber zu unsicher, deshalb habe ich das gesamte Brustgewebe entfernen lassen.
Wie geht es Ihnen heute? Müssen Sie noch regelmäßig zu Untersuchungen?
Ja, alle drei Monate. Das Risiko, dass der Krebs zurückkommt, ist bei meiner Art besonders hoch. Ich gehe regelmäßig zur Mammografie und habe Ultraschall- und Blutuntersuchungen. Das Thema Brustkrebs ist also immer noch sehr präsent in meinem Leben. Natürlich sind die regelmäßigen Untersuchungen notwendig und wichtig, aber man hat auch das Gefühl, noch nicht wirklich ganz gesund zu sein. Das ist manchmal etwas schwierig.
Haben Sie einen Rat an Frauen, die die Diagnose Brustkrebs erhalten?
Darüber reden und Gleichgesinnte suchen. Auch wenn es schwierig ist, sollte man nicht sofort das Schlimmste befürchten. Es gibt sehr viele Frauen, die diesen Weg schon gegangen sind. Natürlich ist es eine Katastrophe, aber es ist schaffbar.
Sie schreiben in Ihrem Buch, dass bei der gynäkologischen Routineuntersuchung ein paar Monate vor der Diagnose noch kein Knoten spürbar war. Es ist also sehr wichtig, dass man selber die Brüste regelmäßig abtastet. Ab wann sollten junge Frauen damit beginnen?
Ab der ersten Periode. Die Meinung, als junges Mädchen noch nicht gefährdet zu sein, hält sich hartnäckig. Die jüngste Chemopatientin, die ich kennengelernt habe, war 19 Jahre alt. Ich habe leider nie meine Brüste abgetastet. Hätte ich es gemacht, wäre ich schon früher darauf aufmerksam geworden und hätte mir einiges erspart, denn mein Tumor war spürbar. Man denkt immer, dass es einen selber nicht trifft. Regelmäßiges Abtasten lege ich wirklich jeder Frau ans Herz und bin sehr froh, dass die Frauen aus meinem persönlichen Umfeld aus meiner Geschichte gelernt haben, das jetzt regelmäßig machen und auch zur Mammografie gehen.
Sie schreiben, dass der Krebs Ihr Leben verändert hat. Sie sind zwar wieder krebsfrei und dennoch ist alles anders. Wie meinen Sie das?
Ich bin zwar zurzeit krebsfrei, aber die Angst, dass der Krebs zurückkommen kann, steht immer über mir. Ich habe von den Operationen und Behandlungen ganz viele Narben auf meinem Körper. Durch die Chemotherapie bin ich künstlich im Wechsel, mit allem, was dazu gehört, obwohl ich eigentlich noch zu jung dafür bin. Ich habe auch Nervenschäden durch die Chemotherapie erlitten, die nicht reversibel sind. Natürlich ist auch emotional vieles anders geworden. Dennoch würde ich die Chemotherapie immer wieder machen. Das ist der Preis, den man zahlen muss, damit man leben kann.
LOOK GOOD FEEL BETTER
Mit viel Einfühlungsvermögen, Kompetenz und Diskretion verhilft das Linzer Haarinstitut „Headdress“ Kunden mit Haarausfall zu ihrem perfekten Zweithaar und gibt ihnen damit ein Stück Lebensfreude zurück.
Das eigene Haar ist Ausdruck unserer Persönlichkeit, gibt uns Schutz und verleiht uns Selbstbewusstsein. Umso schlimmer ist es für die Betroffenen, wenn es plötzlich aus krankheitsbedingten Gründen ausfällt. Gerade für uns Frauen ist diese Zeit eine sehr belastende. Das weiß auch Friseurmeister
Peter Fuchs. Gemeinsam mit seiner Frau
Silvia eröffnete er vor acht Jahren das
Linzer Fachinstitut für Zweithaar „Headdress“ und gibt den Kunden seither mit maßgeschneiderten Qualitätsperücken und Haarteilen uneingeschränkte Lebensqualität zurück.
Österreichs modernstes und größtes
Fachinstitut für Zweithaar. Das 5.000 Stück große Perückensortiment, das von den drei größten Herstellern Deutschlands bezogen wird, reicht dabei von Kunst-, über Echt- bis hin zu Mischhaarmodellen mit einem 50-prozentigen Echthaaranteil. Um das passende Zweithaar für seine Bedürfnisse zu finden, bietet Headdress zunächst einen maßgeschneiderten Beratungstermin an, bei dem das geschulte Fachpersonal mit viel Gefühl und Kompetenz auf den Kunden eingeht und ihm die Unterschiede und Eigenschaften der verschiedenen Haartypen genau veranschaulicht. Um Kundenwünsche wie eventuelles Umstyling oder Typbeibehalten bestmöglich erfüllen zu können, sollte der Erstkontakt dabei am besten möglichst rasch nach der Diagnose erfolgen. Auf Wunsch wird hier auch ein Termin für eine Abrasur vereinbart. Ist das perfekte Zweithaar gefunden, wird die Perücke an den Kunden angepasst und bei Bedarf auch zugeschnitten. Erhältlich sind die Perücken in allen Preisklassen und werden bei krankheitsbedingten Gründen von der Krankenkasse mitfinanziert.
Durchgehende Betreuung in schwieri-
gen Zeiten. Neben dem Zweithaar bietet Headdress darüber hinaus eine Anlaufstelle für hochwertige Pflegeprodukte, Kopfbedeckungen sowie für kosmetische Fragen. Auf Wunsch wird für das Zweithaar auch ein spezieller Aufbereitungsservice angeboten. Erhältlich ist das Headdress-Angebot neben dem internen Standort in Linz auch bei ausgewählten Partnerfriseuren in ganz Österreich.
KONTAKT
HEADDRESS
Mozartstraße 6–10, Stiege 2, 3.Stock 4020 Linz Tel.: 0732/280252 www.headdress.at
Headdress WELS
Roman Haarkult Dragonerstraße 44, 4600 Wels Tel.: 07242/57637 E-Mail: office@haarkult.at www.headdress.at/wels Headdress PREGARTEN
Hairstyling Andrea Schaufler Tragweinerstr. 30, 4230 Pregarten Tel.: 07236/2485 E-Mail: office@andrea-hairstyling.at www.headdress.at/pregarten Headdress SALZBURG
Fachinstitut für Perücken Rudolf-Biebl-Straße 1, 5020 Salzburg Tel: 0676/58 411 77 E-Mail: salzburg@headdress.at www.headdress.at/salzburg
© Kerstin Poferl
Natalie Lang ist, seit sie 17 Jahre alt ist, selbst Perückenträgerin. Ihre eigene Erfahrung nutzt sie heute, um Kunden bei Headdress bestens zu beraten. W as die äußerlichen Folgen von Krebs für einen Betroffenen bedeuten, weiß man spätestens dann, wenn man jemanden in seinem Umfeld kennt. In meinem Fall war es meine Oma, die vor einigen Jahren die alles verändernde Diagnose „Brustkrebs“ bekam. Schon wenige Wochen nach der Therapie waren die Folgen deutlich sichtbar. Neben Schwächesymptomen hatte sie vor allem mit massivem Haarverlust am Kopf und im Gesicht zu kämpfen. So vor die Tür zu treten, war für meine Oma undenkbar. Ein Schamgefühl, das Natalie Lang von Headdress in Linz nur allzu gut von ihren Kunden kennt. „Gerade bei Frauen ist eine Glatze meist immer noch ein Indiz, dass man krank ist. Was folgt, sind mitleidige Blicke auf der Straße und belastende Fragen in einer Zeit, die schon schlimm genug für die
Betroffenen ist. Perücken bieten hier den nötigen Schutz und geben den Erkrankten ein Stück Lebensfreude zurück“, weiß Lang, die seit ihrer Alopezie-
Diagnose mit 17 Jahren selbst Perückenträgerin ist.
Schön trotz Krebs
Jährlich erkranken 42.000 Menschen pro Jahr in Österreich an Krebs. Gerade für Frauen geht mit den äußerlichen Veränderungen im Zuge der Therapie ein Stück Wohlbefinden verloren. Das Linzer Unternehmen „Headdress“ und die Initiative „feel again“ haben es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen in dieser schwierigen Zeit beizustehen.
Der Weg zur perfekten Perücke. Ihre eigene Erfahrung nutzt die Zweithaar-Spezialistin heute, um Menschen zu ihrer perfekten Perücke zu verhelfen. „Grundsätzlich gibt es bei Headdress nichts von der Stange. Stattdessen gehen wir individuell auf die Kunden ein und klären bei einem Erstgespräch ab, was sie sich vorstellen. Hier nehmen wir uns viel Zeit und zeigen ihnen, was es aktuell auf dem Markt gibt“, erläutert Lang. „Generell sollte man sich vorab immer fragen, wie lange man die Perücke braucht und welche Stylingvorlieben man hat. Bei einer Tragedauer von circa einem Dreivierteljahr greifen die meisten Kunden aufgrund der Natürlichkeit, der Hitzeregulierung und ihrer langen Haltbarkeit zu einer qualitativ hochwertigen Misch- oder Echthaarperücke. Damit das Umfeld nichts bemerkt, tendieren die meisten dabei zu ihrer gewohnten Frisur.“ Anschließend wird die Perücke an den Kopfumfang des Kunden angepasst und auf Wunsch personalisiert. Neben dem 5.000 Stück großen Sortiment gibt es außerdem auch noch die Möglichkeit einer Perücke in Sonderanfertigung. „Die Wartezeit beträgt aufgrund von Corona hier aktuell ab vier Monate. Lagernde Perücken sind wiederum innerhalb von einer Woche erhältlich“, weiß die Headdress-Beraterin.
Unterstützung von Krankenkassen. Die Perücken sind im HeaddressInstitut schon ab 260 Euro zu haben. Finanzielle Unterstützung bekommen die Betroffenen von der Krankenkasse. „Bei einer Diagnose erhalten die Kunden vom Arzt einen Verordnungsschein, welchen wir anschließend einreichen. Je nach Versicherungstarif beläuft sich die Unterstützung zwischen circa 330 und 1.480 Euro. Der Rest ist selbst zu entrichten“, so Lang.
Wichtige Pflegehinweise. Um eine lange Lebensdauer gewährleisten zu können, ist es laut Natalie Lang vor allem wichtig, die Perücke richtig zu pflegen. „Je öfter ich die Perücke trage, umso öfter sollte sie natürlich gewaschen werden. Ganz wichtig ist, die Perücken zudem nicht im nassen Zustand zu frisieren, da sonst die Haarverknüpfungen nachgeben. Synthetikhaar darf außerdem nicht geföhnt werden, Misch- und Echthaarperücken dürfen aber sehr wohl gestylt werden. Das passende Pflegeset sowie eine Einschulung erhalten die Kunden selbstverständlich bei uns“, erläutert die Expertin. „Hält man sich an die Pflegehinweise kann man bei Synthetik- und Mischhaarperücken mit einer durchschnittlichen Lebensdauer von bis zu einem Jahr und bei Echthaar sogar bis zu drei Jahren rechnen.“
www.headdress.at
Catharina Flieger
Catharina Flieger (li.) und Birgit Machtinger (re.) haben es sich mit der Initative „feel again“ zur Herzensaufgabe gemacht, krebskranken Frauen ihr Strahlen zurückzugeben.
Feel again. Krebskranken Frauen ihre Schönheit und ihr Selbstbewusstsein zurückzugeben, ist auch der Herzenswunsch von Fotografin Birgit Machtinger und Make-up-Artist Catharina Flieger. 2018 haben die zwei Frauen Krebserkrankungen im eigenen Freundes- und Familienkreis zum Anlass genommen, um die Initiative „feel again“ zu gründen, bei der sie betroffenen Frauen kostenlose Wohlfühl-Make-up-Kurse mit anschließendem Fotoshooting bieten. In einem rund dreistündigen Workshop zeigt Catharina Flieger dabei den Frauen, wie sie mit Make-up die äußerlichen Folgen der Krebserkrankung kaschieren können. „Mein Herzenswunsch ist es, den Frauen zu zeigen, welche Schönheit in ihnen steckt und ihnen eine angenehme Zeit zu schenken“, so die Make-up-Artistin. Anschließend werden die Teilnehmerinnen mit ihrem persönlichen Kraftspruch von Birgit Machtinger fotografiert. Die Porträts bekommen die Frauen per Mail und einem lieben Begleitbrief mit der Post zugesendet. „Ich bin jedes Mal aufs Neue tief beeindruckt von diesen mutigen und wunderschönen Frauen. Dieses Strahlen und Lächeln mit meiner Kamera einzufangen, bewegt und berührt mich“, so Machtinger. Seit ihrer Gründung haben die zwei Frauen bereits mehr als 150 an Krebs erkrankte Mädchen und Frauen in ganz Österreich begleitet. Am 16. November kommt das Duo nach Linz. Mehr Infos auch zu Online-Make-up-Coachings finden Sie unter: www.feelagain.at
Nachgeschminkt
Mit Make-up-Artistin Catharina Flieger Schritt für Schritt zum Wohlfühl-Make-up
1. GESICHT
Rötungen, Hautunreinheiten und Augenringe mit einem Concealer abdecken. Danach getönte Tagescreme auftragen. Für ein perfektes Contouring anschließend das Contouringpuder unterhalb der Wangenknochen, entlang der Nasenflügel und unter dem Kinn verblenden. Abschließend ein mattierend-transparentes Puder auftragen.
2. AUGEN
Lidschatten-Base direkt auf das Augenlid geben. Anschließend einen pastellfarbenen Ton am gesamten und einen farbigen Shade am beweglichen Augenlid auftragen. Um Wimpern vorzutäuschen oder zu verdichten, mit einem dunklen Kajal am oberen und unteren Wimpernkranz eine zarte Linie zeichnen. Für die ideale Brauenform am besten drei helle Punkte jeweils am Beginn, in der Pupillenmitte und am Ende der Augenbraue machen und diese verbinden.
© machtinger
3. LIPPEN
Die Lippen mit einem passenden Konturenstift nachziehen und den bevorzugten Lippenstift oder Lipgloss auftragen.
4. FINISH
Abgerundet wird der Look mit einem mehrfärbigen Rouge, das mit kreisenden Bewegungen auf den Wangenknochen aufgetragen wird, sowie ein wenig Highlighter auf Stirn, Kinn und Nase. Den Look mit einem Fixierspray fixieren, fertig ist das Wohlfühl-Make-up!
www.institut-rachinger.at
früh erkennen