Menschen
DIAGNOSE BRUSTKREBS
„Ich kämpfe jeden Tag“ „Ich doch nicht!“ Das dachte auch die berufstätige Mutter und Sportlerin Susanne Prommegger, als ihr die kleine Tochter unter der Dusche sagte, dass „ihr Busen komisch aussieht“.
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Interview & Text: Uschi Pöttler-Fellner
nd plötzlich ist alles anders. Susanne Prommegger, 36, ist berufstätige Mutter von zwei Kindern, zart, sportlich, ein fröhlicher Typ, verheiratet mit dem Spitzensportler Andreas Prommegger (dreifacher Gesamtweltcupsieger und Doppelweltmeister im Snowboarden). Exakt am 1. Oktober vor einem Jahr erhielt sie die Diagnose, die ihr Leben – und das ihrer Familie – in den vergangenen zwölf Monaten auf den Kopf stellte: Brustkrebs. Im Interview spricht sie über Tiefen und Phasen der Dankbarkeit. Und warum ihre Familie der Motor ist, der sie niemals aufgeben lässt. OBERÖSTERREICHERIN: Susanne, wie hast du entdeckt, dass irgendetwas nicht stimmt mit deinem Körper? Susanne Prommegger: Eigentlich hat mir meine kleine Tochter das Leben gerettet. Sie hat unter der Dusche zu mir gesagt: „Du, Mama, irgendwie schaut das da komisch aus.“ Sie meinte meine Brustwarze, die eingezogen war. Ich dachte, das wäre die Folge des Tragens eines Sport-BHs, und habe ihr das auch so erklärt. Ich habe das anfangs eher ignoriert, als sie mich dann aber immer wieder darauf angesprochen hat, bin ich zum Arzt gegangen. Ich hätte nie damit gerechnet, einen Tumor in der Brust zu haben, zumal ich auch einen
MEINE KINDER WAREN IMMER MEIN ANTRIEB. Susanne Prommegger
kleinen Busen habe. Brustkrebs war nie ein Thema für mich, übrigens auch nicht in meiner Familie. Was war dein erster Gedanke, als du diese Diagnose erhalten hast? Ich sah es schon in den Augen der Oberärztin, als mein Mann und ich den Raum betraten. Sie sagte dann, dass es ihr furchtbar leid tue und ich einen sehr schnell wachsenden, aggressiven bösartigen Brustkrebs hätte – mein erster Gedanke dabei war: Du stirbst jetzt. Dann wurde sofort klar formuliert, dass die Chemotherapie unumgänglich ist und man so schnell wie möglich starten muss. Da14
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Foto: Maisblau/Hofmarcher
vor muss man natürlich auch noch schauen, ob und wo man Metastasen hat, und so beginnt dieser Ärztemarathon über einen gewissen Zeitraum, bis man weiß, was der genaue Standpunkt ist, dann startet man. Bei mir hat man ziemlich schnell begonnen, circa zwei Wochen nach dem Befund bekam ich meinen Portkatheter und die erste von insgesamt 16 Chemos. Dann hatte ich noch 25 Bestrahlungen. Du hast auf deinen ausdrücklichen Wunsch in der Folge auch eine beidseitige Mastektomie durchführen lassen? Genau, eine beidseitige komplette Mastektomie. Für mich war nach der Diagnose einfach sofort klar, dass ich mir beide Brüste wegnehmen lassen werde. Die Krebsbrust wurde dabei komplett abgenommen und ein Expander eingesetzt, der mittlerweile auch schon einige Male befüllt wurde. Die gesunde linke Seite wurde komplett ausgeschabt und mit einem Implantat aufgefüllt. Das Ergebnis ist jetzt sogar fast schöner als vorher (lacht). Es ist ja wirklich so: Wenn man im Negativen die positiven Dinge sucht, dann findet man sie auch. Was war für dich in diesen harten Monaten die Motivation, durchzuhalten? Ganz klar: meine Kinder und mein Mann. Mir ging es oft sehr schlecht nach der Chemo, sodass ich alleine gar nichts machen konnte. Wirklich nichts. Mein