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Unsere Superpower: Atmen!
In die Natur gehen, die Arme ausbreiten und tief ein- und ausatmen – es riecht nach Frühling und wir spüren neue Lebenskraft. Wir schöpfen Atem und damit Zuversicht. Wir jagen Sauerstoff durch den Körper und fühlen uns sofort beflügelt.
Von Claudia Taucher
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Wie wäre es, wenn wir unsere Superkraft Atmung immer nützen würden? Immer öfter ganz bewusst, damit wir neue, gesunde Gewohnheiten etablieren könnten? Denn die heilsame, positive Stimmung, die durch den eingangs beschriebenen Frühlingsmoment entstanden ist, liegt nicht nur an der Frühlingssonne, nicht nur an der frischen Luft, nicht nur an der öffnenden Geste, nicht nur an unserer Freude über sprießendes Grün und erste bunte Blütenköpfchen, die sich zwischen Erdkrümeln durchkämpfen.
Einatmen, ausatmen, weiteratmen ...
Meist unbewusst ist an diesen genialen Momenten ebenso unser Atem beteiligt. Die Tatsache, dass die lebenswichtige Atmung ohne unser Zutun ablaufen kann, macht sie zu einer gering geschätzten Selbstverständlichkeit Wie nebenbei und unbemerkt tanken wir mit der Einatmung den notwendigen Sauerstoff und versorgen damit über Lunge und Blut all unsere Zellen. 14 Mal pro Minute fließt etwa ein halber Liter Luft in unsere Lunge.
„Neben unserer Ernährung ist die Atmung eine weitere Energieaufnahme“, nennt die Grazer Atemtherapeutin Barbara Klell den wichtigen Vorgang beim Namen. Und er klärt weiter: „Die Lunge ist ein Resorptionsorgan, aber auch ein Ausscheidungsorgan: Durch den Gasaustausch geben wir bei der Ausatmung Kohlendioxid (ein Abfallprodukt unseres Stoffwechsels) ab und das hat Einfluss auf den pHWert im Blut.“ So entstehe bei Panikattacken etwa die Situation,
Paradoxe Atmung vs. gesunde Atmung:
Nicht wenige Menschen atmen
„gegen den Körper”, also paradox: Sie ziehen den Bauch ein und heben den Brustkorb, wenn sie einatmen. Bei der Ausatmung wird die Bauchdecke losgelassen. Richtig für den Körper ist jedoch:
Einatmen: Bauchdecke locker lassen – so kann sich die Lunge nach unten ausbreiten und der Bauch schwingt nach vor.
Ausatmen: Bauchdecke spannt an, zieht sich zurück, da die Hilfsatemmuskeln die Lunge leeren.
Atemübungen und Alltagstipps:
Bewusstes Atmen dass man zwar genügend Sauerstoff aufnimmt, aber zu wenig Kohlendioxid abgibt (siehe auch Infobox zur Flugangst).
Achtet man bewusst auf die Atmung verlängert bzw vertieft sie sich automatisch. Im Alltag immer wieder zwischendurch achtsam atmen und die Ruhe die sich dadurch in uns ausbreitet, genießen.
Die Wechselatmung gleicht unser Nervensystem aus: Ein Nasenloch verschließen, durch das andere erst ausatmen, dann einatmen. Wechsel zur anderen Seite und wieder aus und ein.
Der vom Atemzentrum im Gehirn gesteuerte automatische Prozess der Atmung passt sich unseren Aktivitäten an – tiefere Atmung bei Bewegung (weil aktive Muskeln mehr Sauerstoff benötigen), langsame Atmung im Schlaf, weil unser Stoffwechsel ruht. So weit also alles gut, weil gut geregelt? Leider nein. Denn durch unsere moderne, oft hektische, bewegungsarme Lebensweise
Ausatmen verlängern
Indem wir verlängert ausatmen, regen wir den Vagusnerv an, der für Entspannung sorgt.
Aufrichten!
Richten Sie den Oberkörper auf –wer in sich zusammensinkt, hat gar nicht die Möglichkeit, tief zu atmen. Alles fließt
Bei Stress und aus schlechter Gewohnheit halten wir manchmal den Atem an, was den Blutdruck hinauftreibt. Achten Sie darauf, dass der Atem immer (weiter-)fließt. Der „siegreiche Atem”
Bilden Sie beim Ein- und Ausatmen mit geschlossenen Lippen stimmlos ein H. Das verengt die Stimmritze –Sie spüren den Atem in der Kehle und hören ein leises Rauschen.
Diese Yoga-Übung mit dem Namen Ujjayi (sprich: Udschei) hilft, den Atem zu kontrollieren und zu verlängern. Sie schenkt Ruhe, beruhigt Ärger- und Stressgefühle ergeben sich Atemmuster, mit denen wir das volle Potenzial unserer Atemmöglichkeiten nicht ausschöpfen – so „verzichten“ wir nicht nur auf eine wichtige und reiche Energiequelle, wir fügen uns dadurch auch Schaden zu.
Aufrichten, bitte!
Barbara Klell, die sich seit 20 Jahren als Physiotherapeutin mit diesem Thema beschäftigt, ordnet im Gespräch mit VIA ein: „Atemmechanik und Aufrichtung der Wirbelsäule gehören zusammen, bringen uns Atemvolumen und Atemfreiheit.“ Wenn sich unsere Haltung geknickt und eingesunken darstellt, kann sich der Brustkorb nicht entfalten, die Atemmechanik ist eingeschränkt und damit auch die Atmung hände auflegen: Diese Technik hilft uns, den entsprechenden Bereich bewusst und vertieft zu „beatmen”. hier werden der Brust- und der Bauchraum bewusst für die Atmung genützt.
„Die psychische Komponente bedeutet“, so Klell weiter, „Emotionen verändern unser Atemmuster im Sinne der Atemtiefe und Oberflächlichkeit. Welche Atemräume kommen in Bewegung?“ Auch das sei relevant Denn der Mensch stellt das ruhig, was er nicht spüren will. So atmen gestresste Menschen sehr flach. Das wäre kein Thema, wenn es sich um kurze, fallweise Episoden handeln würde (zum Beispiel der Stressmoment Säbelzahntiger ), aber der weitverbreitete chronische Stress macht ein Problem daraus. Interessant auch, dass depressive Menschen ebenso flach atmen.
Atemübungen aus dem Yoga
Als Meditationsleiterin im Buddhistischen Zentrum in Graz weiß Barbara Klell auch um die „esoterische Komponente“ der Atmung Bescheid. Im Buddhismus und im Yoga stellt der bewusste Atem die Verbindung zwischen Geist, Körper und Seele her. Die Spiraldynamik, die sich mit der anatomisch richtigen Bewegung beschäftigt, verbindet die westliche und die östliche Sicht „Unser Atem ist eine großartige