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im Einklang mit der Natur

Die Landwirtschaft in den Bergen und das Leben der Bauern sind eng mit dem Lauf der Natur verbunden. Die Jahreszeiten und die Bedürfnisse der Tiere bestimmen den Rhythmus. Johann von Grünigen aus Turbach ist einer von vielen Bergbauern aus der Region Gstaad, die sich –unterstützt von der gesamten Familie – nach diesem Rhythmus richten und an Traditionen festhalten. Auch wenn manch betriebswirtschaftlicher Aspekt dagegen zu sprechen scheint.

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«Trotz aller Härte des Alltags im Einklang mit der Natur zu wirtschaften und sie zu respektieren, ist für mich die Quelle meiner Zufriedenheit», lautet der ganz persönliche Standpunkt des Johann von Grünigen.

Wenn Ende April der Schnee in den Tälern schmilzt, beginnt für die Kühe die Freiluftsaison. Während des Winters hatten sie nur stundenweise Auslauf, jetzt, im Frühjahr, dürfen sie endlich raus – zurück auf die Weiden in der Nähe der Häuser.

Tross mit grossem Getöse

Je nach Zustand der Vegetation steht wenige Wochen später die erste «Züglete» an. «Die Tiere spü- ren ganz genau, wenn es wieder losgeht und wir alles für die Züglete vorbereiten», berichtet Johann von Grünigen. «Mit grossen Treicheln um den Hals und entsprechendem Getöse marschiert der Tross Richtung Vorschess oder Maiensäss, einer Alpstation auf halber Höhe. Dort finden die Kühe frisches, junges Gras. Sie geben dann mehr und schmackhaftere Milch, was sich wiederum auf die Qualität des Käses auswirkt», weiss der Bergbauer. Zum Hochsommer folgen die Tiere erneut der Vegetation. Oben am Berg läuft dann der Alpbetrieb mit der Käseproduktion vor Ort. Und so geht es seit Urzeiten.

Züglete keine Touristenattraktion

Wenn die Tage wieder kürzer werden, treten die Tiere – oft schön mit Blumen geschmückt – den Rückweg an. Zunächst bis zur Vorschess, dann zwischen Mitte September und Ende Oktober wieder in den heimatlichen Stall. Weil viele Bauern in der Region diese Form der Landwirtschaft pflegen, haben Touristen die Chance, dieses Spektakel mitzuerleben. Als Touristenattraktion wollen die Bauern ihre Züglete jedoch nicht vermarktet sehen. Wann sie mit den Tieren starten, bestimmt jeder nach seinen Bedürfnissen. Weil der Weg meist durch den Dorfkern und selbst durch die mondäne Gstaader Promenade führt, müssen die Bauern ihre Züglete lediglich bei der Gemeinde anmelden, damit der Kehrwagen schnellstmöglich wieder für ein sauberes Pflaster sorgen kann.

Ein harter Job für Zweibeiner

So malerisch es auch aussehen mag: Eine Züglete ist für die beteiligten Zweibeiner ein harter Job. Die Tiere haben Freude an der Bewegung. Einige hätten am liebsten noch mehr davon. Andere nehmen lieber eine Abkürzung über die steile Wiese, wieder andere lassen sich gerne schieben. Alle beieinander zu behalten, gleicht einer SisyphusArbeit. Auf jeden Fall ist es jedes Mal ein aufregendes wie anstrengendes Abenteuer für das gesamte Helfer-Team.

Kühe haben Pause

In den Bergregionen wurde stets darauf geachtet, dass die Kühe zwischen September und März kalben. So ist gewährleistet, dass die Milchproduktion während des Alpbetriebs am höchsten ist. Den Kühen bis zur nächsten Trächtigkeit zwei Monate Pause zur Regeneration des Körpers zu gönnen, sei inzwischen nicht mehr so populär, wird auf Johann von Grünigens Hof jedoch aus Respekt vor der Natur noch eingehalten.

Weisheit des Vaters zählt

Bei dieser Art der Tierhaltung ist insgesamt betrachtet der Zusatz von Kraftfutter und Vitamin-Präparaten weitgehend überflüssig. Gegen deren Einsatz hat Johann von Grünigen zwar nichts einzuwenden, dies stelle jedoch eine Kostenfrage dar und stehe letzten Endes im Widerspruch zur Alpwirtschaft. «Die Verlockung, die Produktionsleistungen insgesamt zu steigern, ist gross», weiss der Turbacher. Weil bei voller Ausnutzung der Kuh jedoch die Fruchtbarkeit wie auch die Milchleistung nachlassen, zahle der Bauer unter Umständen am Ende sogar noch drauf. Diesem Rat des Vaters hatte Johann von Grünigen anfangs keinen Glauben geschenkt. Nun ist er eines Besseren belehrt.

Christoph Bieri

Fleischspezialitäten

Doppelte Lebensgrundlage

Die Tierhaltung, wie sie seit Generationen überliefert wurde, möchte er auch gerne an seine Kinder weitergeben. In die Versuchung, angesichts der Bequemlichkeiten der modernen Zivilisation dieses harte Leben aufzugeben und das Land mit hoher Rendite zu versilbern, gerät Johann von Grünigen nicht. Er ist zufrieden mit seinem Leben. Kraft zieht er aus dem Rückhalt durch seine Familie. «Ich bin ein Naturmensch», betont er. «Die Landwirtschaft und die alpine Echtheit sind Hauptmerkmale unserer Region – das, was die Touristen so sehr an ihr schätzen.» Er hofft sehr, dass diese beiden Lebensgrundlagen im Saanenland sich noch lange die Waage halten und in Zukunft noch genügend Platz für diese Art der Traditionspflege zur Verfügung steht. GST

An der Turbachstrasse in Gstaad hat der ehemalige Leiter der Metzgerei Bieri, Christoph Bieri, im Jahre 1999 begonnen, einen Fleisch-Spezialitäten-Handel aufzubauen. Bereits sein Vater hatte in den 70er-Jahren parallel mit der Metzgerei in Gstaad einen überregionalen Fleischhandel aufgebaut. Beliefert wurden Fleischverarbeitende Betriebe, weit über die Grenzen des Saanenlandes hinaus. Das Hauptgeschäftsfeld von Bieri heute ist die Belieferung von Hotels und Restaurants, wobei insbesondere auf einen sehr hohen Qualitätsstandarts Wert gelegt wird. Heute nun aber findet mittlerweile auch der Individualkunde bei Christoph Bieri auf einem fahrbaren Buffet an der Turbachstrasse alles, was sein Herz an einheimischen Fleischspezialitäten sich wünscht. Auf der Web Site www.fleischhandel-bieri.ch findet man konkrete Angebote, welche man sich auch ins eigene Chalet direkt an den Gästetisch bestellen kann. Wer sein Kalb-, Lamm- oder Rindfleisch – oder einen echten Gstaader Rohschinken – telefonisch bestellen möchte, kann dies tun unter Tel. 033 744 85 35.

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